Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1
- Die häufigsten Ursachen von Brustschmerz in der Hausarztpraxis
- Marburger
HerzscoreHerz-Score
Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe2-3
Red Flags |
Abwendbar gefä |
Synkope Präsynkope bzw. Unwohlsein/Schwindelgefühl |
kardiogener Schock, Kammerflimmern, Herz- |
Neurologisches Defizit
|
zerebrale Minderperfusion, kardiogener Schock, Kammerflimmern, Herz- |
Retrosternaler Schmerz und Ausstrahlung in:
|
akutes Koronarsyndrom, Myokardinfarkt, Aortendissektion, Lungenembolie, Cholangitis, Pankreatitis |
Schwitzen, blasse feuchte Haut |
|
Akute Dyspnoe |
Lungenembolie, Lungenödem, Spannungspneumothorax, Pneumothorax, Pneumonie |
Atemabhängige Thoraxschmerzen |
Lungenembolie, Pneumothorax, Pleuraempyem |
Nausea/Erbrechen |
akutes Koronarsyndrom, Myokardinfarkt, schlagartiger Beginn nach heftigem Erbrechen: Ösophagusruptur |
Herzklopfen, Herzrasen, Tachykardie |
Lungenembolie, gefährliche Rhythmusstörung |
Risikofaktoren für eine thromboembolische Erkrankung (perioperativ, Schwangerschaft, Immobilität) |
|
Bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren, bekannte vaskuläre Erkrankung (z. B. |
|
Vorgeschichte mit Thoraxschmerzen (in Ruhe, bei Belastung) |
koronare Herzerkrankung, rezidivierende Lungenembolien: |
Hämoptoe |
Lungenembolie, Pneumonie, Infarktpneumonie, Bronchialkarzinom |
Fieber > 38,5 °C, Husten, Pleuritis |
Allgemeine Informationen
Definition gemäß DEGAM-Leitlinie
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.4
- Schmerzempfindungen im weiteren Sinne (auch Brennen, Druckgefühl, Ziehen, Stechen, Missempfindung) im Bereich des vorderen und seitlichen Thorax
- Beschwerden können sich akut oder chronisch präsentieren.
Häufigkeit
- Prävalenz des Brustschmerzes in der Hausarztpraxis ca. 0,7–2,7 %4-7
- Die häufigsten Ursachen von Brustschmerz in der Hausarztpraxis
:8-9
- Brustwandsyndrom: 47 %
- stabile KHK: 11 %
- psychogen: 10 %
- respiratorischer Infekt: 10 %
- gastrointestinale Ursachen: 6 %
- hypertensive Entgleisung: 4 %
- akutes Koronarsyndrom (ACS): 3,5 %
- Trauma 3 %
- COPD/Asthma: 2 %
- andere: 4 %.
- Die Häufigkeitsverteilung in der Hausarztpraxis unterscheidet sich somit deutlich von Notaufnahmen.10
- Ursachen bei Patient*innen mit Brustschmerz in der Notaufnahme
:11- akutes Koronarsyndrom: 34 %
- atypische Brustschmerzen: 29 %
- sonstige kardiale Ursachen (z. B. Perikarditis, Myokarditis, Aortenstenose, Kardiomyopathien, Arrhythmien): 14 %
- Lungenembolie: 0,4 %
- Aortendissektion: 0,3 %
- abdominale Ursachen: 2 %
- Sonstiges: 10 %.
Problemstellung
- Es gibt ein breites Spektrum von Ursachen für Brustschmerz.12
- benigne und evtl. selbstlimitierend (z. B. Brustwandsyndrom)
- ernste Erkrankung (z. B. Angststörung)
- lebensbedrohliche Erkrankung (z. B. ACS)
- Die Häufigkeit lebensbedrohlicher Erkrankungen bei Brustschmerz in der Hausarztpraxis ist deutlich niedriger als in der Notaufnahme, im Vordergrund stehen muskuloskelettale, psychosomatische, gastroenterologische und respiratorische Ursachen.10,13
- Schwierigkeiten für Hausärzt*innen bei Diagnostik und Management
- Wichtige Filterfunktion der Hausärzt*innen4
- ambulante Behandlung der meisten Patient*innen mit Brustschmerz
- Koordination weiterer ambulanter Abklärung
- Über- bzw. Einweisung bei V. a. abwendbar gefährlichen Verlauf
Klassifikation der Ätiologien in Abhängigkeit von der Relevanz für die Hausarztpraxis
- In den DEGAM-Leitlinien werden die Ursachen von Brustschmerz nach der Relevanz für die Hausarztpraxis klassifiziert.4
- Relevanz ergibt sich dabei aus der Zusammenschau zweier Parameter:
- Bedrohlichkeit der Erkrankung – und –
- Häufigkeit der Erkrankung.
Hohe Relevanz für die Hausarztpraxis4
- Brustwandsyndrom
- Stabile KHK
- Psychogene Störungen (depressive Störungen, somatoforme Störungen, Angststörungen)
- Respiratorische Infekte
- Akutes Koronarsyndrom (ACS)
- Ösophageale/gastrointestinale Erkrankungen
Geringere Relevanz für die Hausarztpraxis4
- Klappenvitien
- Hypertrophe Kardiomyopathie
- COPD/Asthma
- Lungenembolie
- Cholezystitis
- Gastritis
- Peptische Ulkuskrankheit
Extrem geringe Relevanz für die Hausarztpraxis4
- Pneumothorax
- Aortendissektion
- Prinzmetal-Angina
- Stressinduzierte Kardiomyopathie („Tako-Tsubo“)
- Seltene muskuloskelettale Ursachen, z. B. Psoriasisarthritis
- Malignome des Mediastinums
- Malignome der Lunge
- Malignome des Verdauungstraktes
- Ösophagusruptur
- Lungenabszess
- Medikamenteninduzierter Brustschmerz (z. B. durch Triptane)
- Sichelzellanämie
- Zwerchfellhernie
ICPC-2
- A11 Brustschmerz NNB
- K01 Herzschmerz präcordial
ICD-10
- R07 Hals- und Brustschmerzen
- R07.0 Halsschmerzen
- R07.1 Brustschmerzen bei der Atmung
- R07.2 Präkordiale Schmerzen
- R07.3 Sonstige Brustschmerzen
- R07.4 Brustschmerzen, nicht näher bezeichnet
Diagnostisches Vorgehen durch die Hausärzt*innen
Dreistufiges Vorgehen bei der Abklärung eines Brustschmerzes gemäß DEGAM-Leitlinie
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.16
- Ersteinschätzung: Liegt eine vitale Bedrohung vor?
- Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines ACS/einer KHK
- Abklärung nicht
Ersteinschätzung: Vitale Bedrohung?
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.4,16
- Ersteinschätzung der Situation beruht auf:
- den Umständen der Konsultation
- dringlicher Hausbesuch
- ängstliche Angehörige
- dem ersten Eindruck von der Patientin/dem Patienten
- der fokussierten Anamnese/Untersuchung
- (unmittelbar vorangegangene) Synkope oder Kollaps
- Kaltschweißigkeit
- hämodynamische Zeichen des Kreislaufversagens (Schockindex = Puls/syst. Blutdruck > 1).
- den Umständen der Konsultation
- Ggf. sind Maßnahmen der Erstversorgung bzw. lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen.
- lebensrettende Sofortmaßnahmen und symptomatische Therapie (siehe auch die Artikel Bewusstlosigkeit bei Erwachsenen, Kammerflimmern,
Kardiogenerkardiogener Schock, Basic Life Support BLS, Advanced Life Support ALS) - Überwachung entsprechend den Möglichkeiten
- Alarmierung des Rettungsdienstes – stationäre Einweisung
- EKG, wenn möglich
- weitere diagnostische Schritte nur, falls in der Situation möglich
- lebensrettende Sofortmaßnahmen und symptomatische Therapie (siehe auch die Artikel Bewusstlosigkeit bei Erwachsenen, Kammerflimmern,
Evaluation akutes Koronarsyndrom (ACS)/KHK
- Siehe die Artikel Akutes Koronarsyndrom und Stabile KHK.
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.4,16
- Bei nicht unmittelbar pathologischen Vitalparametern erfolgt die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit von ACS/KHK als häufigster Ursache für einen abwendbar bedrohlichen Verlauf.
- Die Anamnese erfolgt primär hinsichtlich:
- der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit einer KHK
- ggf. der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines ACS
- der psychosozialen Einschätzung.
Beurteilung der Wahrscheinlichkeit einer stenosierenden KHK (Marburger Herz-Score)
- Die DEGAM empfiehlt für die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit einer stenosierenden KHK den Marburger Herz-Score, der für den allgemeinärztlichen Bereich entwickelt wurde.4
- Erfasst werden 5 Kriterien (jeweils 1 Punkt bei positivem Kriterium):
- Alter/Geschlecht (Männer ≥ 55 J. und Frauen ≥ 65 J.)
- bekannte vaskuläre Erkrankung
- Beschwerden belastungsabhängig
- Schmerzen durch Palpation nicht reproduzierbar
- Patient*in vermutet Herzkrankheit als Ursache.
- Wahrscheinlichkeit für stenosierende KHK:9
- 0–2 Punkte: < 2,5 %
- 3 Punkte: ca. 17 %
- 4–5 Punkte: ca. 50 %
- Bei der Interpretation des Marburger
HerzscoreHerz-Scores sollte immer auch das klinische Gesamtbild berücksichtigt werden9
Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines akuten Koronarsyndroms (ACS)
- Bei Patient*innen mit mittlerer bis hoher Wahrscheinlichkeit für eine KHK (Marburger Herz-Score > 2 Punkte) sollte die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines ACS beurteilt werden.
- Kriterien, die für ein ACS sprechen:
- neu aufgetretene Beschwerden in Ruhe
- Beschwerdedauer in Ruhe > 20
Minutenmin - Crescendo-Angina
- Patient*in ist anders als sonst.
- Patient*in „gefällt“ Ihnen nicht.
- Sie/er ist kaltschweißig.
- Sie/er ist blass.
- Kriterien, die gegen ein ACS sprechen:
- Der Thoraxschmerz ist nicht der eigentliche Beratungsanlass.
Psychosoziale Beurteilung
- Parallel zur somatischen Beurteilung sollte die Anamnese auch Grundlage für eine psychosoziale Einschätzung sein.
- Vermutungen der Patient*innen über die Ursache der Beschwerden?
- Beeinträchtigung im Alltag?
PychosozialePsychosoziale Einflussfaktoren?- Familie, Beruf etc.
- Hinweise für psychische Störungen (z. B. Depression, Angststörung)
Körperliche Untersuchung
- Untersuchung von Herz, Lunge und Brustwand
- Puls (Frequenz, Rhythmus)
- Blutdruck
- Herzgeräusch
- Extratöne
- Atemfrequenz
- Lungenstauung
- Reproduzierbarkeit des Schmerzes durch Palpation/tiefe Inspiration
- Weitergehende körperliche Untersuchung nur bei entsprechenden Hinweisen
- Untersuchung der Beine (Risikofaktoren für TVT, Herzinsuffizienz)
- Abdomen (abdomineller Schmerz bzw. Ausstrahlung ins Abdomen)
- periphere Pulse (Hinweise für Aortenaneurysma/-dissektion)1,12
EKG
- Ruhe-EKG bei V. a. ACS
- hohe Spezifität (ACS bei ischämietypischen Veränderungen und entsprechender Klinik wahrscheinlich)
- niedrige Sensitivität (ein negatives EKG schließt ein ACS nicht aus!)
- initiales EKG mit Sensitivität von 20–60 %17
- weitere Informationen, z. B. Rhythmus, Hypertrophiezeichen
- Siehe auch Artikel EKG, Checkliste
EKG.
Labor
- Evtl. Troponin
schnelltest-Schnelltest- hohe Spezifität
- niedrige Sensitivität (Anstieg erst nach Stunden)
Evaluation nicht kardialer Ursachen
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.4,16
- Wenn keine vital bedrohliche Situation vorliegt und ein ACS/KHK als Ursache für den Brustschmerz unwahrscheinlich ist, sollte die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer häufigen nicht
Brustwandsyndrom
- Ein Brustwandsyndrom (Interkostalmyalgie) ist die häufigste Ursache für Brustschmerz in der Hausarztpraxis.
- Kriterien, die für Brustwandsyndrom sprechen:
- lokalisierte Muskelverspannung
- stechender Schmerz
- durch Palpation reproduzierbar.
- Kriterien, die gegen Brustwandsyndrom sprechen:
Psychogene Ursachen
- Ergeben sich Hinweise für eine der folgenden Störungen?
- Hinweise für Angststörung
- Angst-/Panikattacken
- unklare körperliche Symptome (Tachykardie, Schwindel, Luftnot)
- Nervosität, Ängstlichkeit oder Anspannung
- „Nicht in der Lage sein, Sorgen zu stoppen oder zu kontrollieren.“
- Hinweise für depressive Störung
- Stimmung: niedergeschlagen, depressiv oder hoffnungslos
- Anhedonie: Kein/wenig Interesse oder Freude an Dingen, die früher Spaß gemacht haben.
- Hinweise für somatoforme Störung – wiederholte Konsultationen
- wegen unspezifischer Beschwerden und
- bei bereits mehrfach ausgeschlossenen somatischen Ursachen
Respiratorischer Infekt – Beurteilung der Wahrscheinlichkeit anhand folgender Kriterien
- Kriterien, die für einen respiratorischen Infekt sprechen:
- Krankheitsdauer unter 24 Stunden (Pneumonie)
- trockener Husten (Pneumonie)
- Durchfall (Pneumonie)
- Temperatur ≥ 38 °C (Pneumonie)
- Zäh- oder dünnflüssiger Auswurf (Bronchitis)
- atemabhängige Brustschmerzen (Bronchitis, Pleuritis)
- Rasselgeräusche (Bronchitis)
- Heiserkeit (Tracheitis)
- retrosternales Brennen (Tracheitis)
- Pleurareiben (Pleuritis)
- gedämpfter Klopfschall (Pleuraerguss).
- Kriterien, die gegen einen respiratorischen Infekt sprechen:
- normaler Auskultationsbefund der Lunge (hinsichtlich Pneumonie).
Ösophageale/gastrointestialegastrointestinale Ursachen – Beurteilung der Wahrscheinlichkeit anhand folgender Kriterien
- Kriterien, die für eine ösophageale/gastrointestinale Ursache sprechen:
- Schmerz abhängig von Nahrungsaufnahme
- Schmerz auslösbar durch Schlucken
- Übelkeit und Erbrechen
- Besserung auf Antazidaeinnahme
- retrosternaler brennender Schmerz/Sodbrennen.
- Kriterien, die gegen eine ösophageale/gastrointestinale Ursache sprechen:
- bewegungsabhängiger Schmerz
- belastungsabhängiger Schmerz
- atemabhängiger Schmerz.
- Alarmzeichen
- klinische Zeichen einer gastrointestinalen Blutung/unklare Anämie
- Alter > 55 Jahre und neu aufgetretene Beschwerden
- Dysphagie
- unklarer Gewichtsverlust
- Protonenpumpeninhibitor-Test (prädominante Symptome Sodbrennen und Säureregurgitation)
- Die Verdachtsdiagnose kann klinisch gestellt werden. Die Bestätigung erfolgt durch eine empirische Therapie mit Protonenpumpenhemmern bzw. ggf. Gastroskopie.18-19
Maßnahmen in der Hausarztpraxis
- Der gesamte Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf dieser Referenz.4
Bei V. a. ACS
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.
.4,16,20 - Siehe Artikel Akutes Koronarsyndrom.
- Lagerung mit 30 Grad angehobenem Oberkörper
- Zugang i. v.
- Nach Eintreffen des Rettungswagens: Monitoring des Herzrhythmus und Sauerstoff (2–4 l/min), falls Atemnot oder andere Zeichen der Herzinsuffizienz
- ASS 500 mg i. v. oder oral, falls nicht bereits Dauermedikation
- Nitroglyzerin (Spray oder Kapsel s. l.), sofern RR syst. > 100 mmHg
- Bei starken Schmerzen Morphin 5 mg i. v.; ggf. wiederholt bis Schmerzfreiheit
- Bei (opiatbedingter) Übelkeit 10 mg Metoclopramid i. v. oder 62 mg Dimenhydrinat i. v.
- Heparin 5.000 IE i. v. oder Enoxaparin-Na, 1 mg/kg KG mg s. c.
- Bei Bradykardie < 45/min 1 Amp. Atropin 0,5 mg i. v.
- Einweisung in kardiologische Abteilung mit Katheterbereitschaft
Bei V. a. KHK
- Siehe Artikel Stabile KHK.
- Koordination durch die Hausärzt*innen abhängig von den regionalen Gegebenheiten
- Überweisung zur weiteren Abklärung an die Kardiologie – oder –
- Koordination der weiteren ambulanten Diagnostik bzw.
- eigene Durchführung von Teilen der ambulanten Diagnostik (Belastungs-EKG).
- Beratende Funktion der Hausärzt*innen: Aufklärung über verschiedene Möglichkeiten zur Abklärung
- Steuernde Funktion der Hausärzt*innen: Wahl eines bestimmten Verfahrens zur weiteren Abklärung und ggf. Überweisung an entsprechende
SpezialistenSpezialist*innen
Bei V. a. Brustwandsyndrom
- Siehe Artikel Brustwandsyndrom.
- „Abwartendes Offenhalten“: symptombezogene Therapie und Verlaufskontrolle
Bei V. a. psychogene Ursache
- Bei diagnostischer Unsicherheit Überweisung an Fachärztin/Facharzt für Psychiatrie
- Psychotherapeutische Interventionen können hilfreich sein.21
Bei V. a. respiratorischen Infekt
- Evtl. ergänzend Rö-Thorax
- Nachweis Pneumonie/Komplikationen
- Nachweis anderer Erkrankungen
- Für die Indikation zur Krankenhauseinweisung ist der Allgemeinzustand der Patient*innen maßgeblich.
- CRP-Bestimmung derzeit nicht empfohlen
Bei V. a. gastrointestinale Ursache
- Bei V. a. Reflux (Sodbrennen als Hauptsymptom) kann ein PPI-Test durchgeführt werden.
- kurzzeitige Gabe eines hochdosierten Protonenpumpenhemmers (z. B. 40–80 mg Omeprazol über 2–4 Wochen)
beiBei deutlicher Besserung der Beschwerden ist ein pathologischer Reflux als Ursache des Brustschmerzes wahrscheinlich.18-19
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
- Bei Verdacht auf ACS
- Bei V. a. andere Grunderkrankung mit abwendbar gefährlichem Verlauf
Checkliste zur Einweisung
Brustschmerzen
Zweck der EinweisungBestätigende Diagnostik? Therapie?
AnamneseBrustschmerz: Beginn, Dauer? Progression? Lokalisation, Ausstrahlung? Auslösende Faktoren? Belastungsabhängigkeit?Begleitsymptome:Atemnot?Fieber?Husten? Auswurf?Bauchschmerzen?Vor- und Begleiterkrankungen? Bekannte Gefäßerkrankung? Kardiovaskuläre Risikofaktoren?Depression/Somatisierungsstörung?Medikation?
Klinische UntersuchungAllgemeinzustand?Bewusstseinsstörung? Kaltschweißigkeit?Blutdruck, Puls, Rhythmus; Reproduzierbarkeit des Schmerzes durch Palpation? Herzgeräusche? Lungenstauung?
Ergänzende Untersuchungen
Weitere Abklärung im Krankenhaus
Chest Pain Units
- Eine weitere Verbesserung der Versorgung von Patient*innen mit akutem Brustschmerz soll durch die flächendeckende Einrichtung von sog. „Chest Pain Units“ erzielt werden.
- Ziel ist die rasche und zielgerichtete Abklärung eines akuten oder neu aufgetretenen unklaren Thoraxschmerzes.22
- Nutzen in Bezug auf:22
- Prognose
- Liegedauer
- Kosten.
- Nutzen in Bezug auf:22
- Seit 2008 Zertifizierung von mehr als 250 Einrichtungen als „Chest Pain Unit“23
- Räumliche, apparative und personelle Voraussetzungen22
- Integration in eine Notaufnahmeeinheit mit ständiger Verfügbarkeit von definierten Kapazitäten
- Leitung durch Kardiologen
- mindestens 4 Überwachungsplätze
- Verfügbarkeit 365 Tage/24 h
- Herzkatheterlabor mit Verfügbarkeit 365 Tage/24 h
- enge Verzahnung mit Reanimations- und Notfallkonzept des Hauses
Diagnose eines „atypischen Brustschmerzes“ im Krankenhaus
- Nicht selten wird nach Krankenhauseinweisung nach Ausschluss lebensbedrohlicher Erkrankungen die Diagnose „atypischer Brustschmerz“ gestellt.
- Bei 3/4 der Patient*innen kann im Lauf des folgenden Jahres eine definitive Diagnose gestellt werden.24
- Die Prognose ist gut, dies sollte den Patient*innen vermittelt werden.24
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
- Brustschmerzen
Brustschmerzen – Anzeichen für einen HerzinfarktBehandlung des BluthochdrucksErnährungsempfehlungen bei erhöhten BlutfettwertenVollwertige Ernährung, Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für ErnährungErnährungstagebuchFettarme LebensmittelBallaststoffe in der NahrungErnährung und Bewegung ‒ ein gesundes Gleichgewicht für ein gesundes HerzHomocysteinWarum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?EKGBelastungs-EKGPerkutane Koronarintervention
Risikorechner
- Zur Berechnung des Gesamtrisikos kann das ARRIBA-Programm genutzt werden.
Fragebögen
Übergewicht und Gewichtsabnahme
ÜbergewichtÜbergewicht und Ernährung ‒ So werden Sie satt!Übergewicht und Ernährung – Wann, wie oft und was soll ich essen?Übergewicht und Ernährung ‒ Das richtige FettÜbergewicht und körperliche Aktivität ‒ Bleiben Sie in Bewegung!Übergewicht und Ernährung ‒ Wenn Sie auswärts essenÜbergewicht und Gewichtsabnahme ‒ wie das gelingt
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brustschmerz. AWMF-Nr. 053-023. S3, Stand 2011. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Neue Thrombozyten-Aggregationshemmer, Einsatz in der Hausarztpraxis. AWMF-Nr. 053-041. S2e, Stand 2019. www.awmf.org
- NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK.
5. Auflage.AWMF-Leitlinie Nr.nvlLnvl-004. S3, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
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- Schaufelberger M, Meer A, Furger P, Derkx H et al. Red Flags - Expertenkonsens - Alarmsymptome der Medizin. Neuhausen am Rheinfall, Schweiz: Editions D&F, 2018.
- Fleischmann T. Fälle Klinische Notfallmedizin - Die 100 wichtigsten Diagnosen. München, Deutschland: Elsevier, 2018.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brustschmerz. AWMF-Leitlinie 053-023. Stand 2011. www.
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- Spalding L, Reay E, Kelly C. Cause and outcome of atypical chest pain in patients admitted to hospital. J R Soc Med. 2003; 96: 122-5. PubMed
Autor*innen
- Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
DirkDieNonhoff,ursprünglicheDr.Versionmed.,diesesFacharztArtikelsfürbasiertAllgemeinmedizin,aufKöln
Frühereeinem Autor*innen
IngardentsprechendenLøge,Artikelspesialistiminorwegischenallmennmedisin,hausärztlichenredaktørOnline-HandbuchNELBertNorskAndersson,Elektroniskdocent och överläkare, Kardiologkliniken, Sahlgrenska universitetssjukhuset, GöteborgLegehåndbok (MedibasNEL, https://legehandboka.no/)Stein Samstad, spesialist i kardiologi, avdelingsoverlege Medisinsk avdeling, Regionsykehuset i TrondheimEivind Meland, dr.med., spesialist allmennmedisin, 1. amanuensis, Institutt for allmennmedisin, Universitetet i Bergen