Allgemeine Informationen
Differenzialdiagnosen
Herzerkrankungen
Herzinsuffizienz, akut
- Tritt in der Regel bei älteren Menschen auf.
- Ist häufig in Verbindung mit einem akuten Herzinfarkt. Achtung: Papillarmuskelruptur!
- Der Patient hat deutliche Dyspnoe, rasselnde Atmung, Husten und schäumendes Expektorat (akutes Lungenödem).
- Röntgen, EKG, Blutwerte und evtl. Echokardiografie ergeben die Diagnose und Ursache (in der Regel).
Herzinsuffizienz, chronisch
- Ursachen können sein: Hypertonie, Herzklappenfehler, Koronarerkrankung, Kardiomyopathie, Myokarditis, Perikarditis, Rhythmus- und/oder Frequenzstörungen, schwere chronische Lungenerkrankung und beitragende Anämie.
- Symptome: Abgeschlagenheit, Husten, Funktionsdyspnoe, Orthopnoe, nächtliche Dyspnoeanfälle
- Befunde: Dyspnoe, Halsvenenstauung, Lungen- und Leberstauung, Galopp-Rhythmus
- Zusätzliche Untersuchungen: EKG, Röntgenthorax und Echokardiografie
Herzarrhythmie
- Viele auslösende Faktoren wie Fiebererkrankungen, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Hypoxämie; übertriebener Alkohol-, Tabak- oder Koffeinkonsum; Elektrolytstörungen, Medikamente, Kälte und große körperliche oder psychische Belastungen
- Arrhythmien, die am häufigsten Palpitationen auslösen, sind vorzeitige Extrasystolen und supraventikuläre Tachykardien.
- Bei Patientem mit pulmonaler Hypertonie (z. B. Cor pulmonale) kann der Übergang von Sinusrhythmus in ein Vorhofflimmern akute Dyspnoe auslösen.
- Bei hämodynamisch relevanten Arrhythmien gibt es in der Regel zusätzliche Symptome wie Dyspnoe, Brustschmerzen, Polyurie, Schwindel, (Beinahe-)Ohnmacht.
- EKG kann zur Abklärung beitragen, evtl. wird ein Langzeit-EKG benötigt.
Herzklappenfehler
- Oft Aortenstenose oder Mitralinsuffizienz/-stenose
- Hören Sie kardiale Nebengeräusche ab, und analysieren Sie sie.
Perikarditis
- Kommt am häufigsten im Verlauf eines Herzinfarkts oder viraler Atemwegsinfektionen vor, seltener aufgrund von Urämie, Malignität, Bindegewebserkrankungen und als Komplikation von chirurgischen Eingriffen am offenem Herzen.
- Fieber, Schmerzen in der Brustmitte, die sich beim Ein- und Ausatmen und in liegender Position verstärken und bei einer nach vorne übergebeugter Haltung verbessern.
- Perikardiale Reibegeräusche über dem Herzen, häufig transitorisch
- Hinweise im Röntgenthorax
- Echokardiografie ist die Hauptmethode, um Flüssigkeit im Perikard nachzuweisen.
Lungenerkrankungen
Asthma bei Erwachsenen
- Erschwerte und pfeifende Atmung mit verstärktem Husten und Schleimbildung, die anfallsweise auftritt.
- Die Prävalenz von Asthma bei Erwachsenen beträgt ca. 5 %.
- Auslösende Faktoren können Allergien, unspezifische Irritationen und Atemwegsinfektionen sowie körperliche und psychische Belastungen sein.
- Afebril, merkbarer exspiratorischer Stridor, Tachypnoe, Einziehungen, exspiratorische Pfeifgeräusche bei der Auskultation
- Normales CRP, Spirometrie mit reduziertem PEF und FEV1, positiver Reversibilitäts- und/oder Provokationstest mit bekanntem Antigen (Inhalation)
- Achtung! Wichtig ist die Untersuchung während eines Anfalls, ansonsten normale Verhältnisse.
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Chronische Atembeschwerden unterschiedlichen Grades mit verstärktem Husten und Schleimbildung
- Gegenwärtige oder ehemalige Raucher, am häufigsten > 40 Jahre
- Die Prävalenz von COPD wird bei Erwachsenen auf mindestens 5 % geschätzt.
- Exazerbationen durch Atemwegsinfektionen und zunehmende Dyspnoe bei Emphysem
- Der Befund ist abhängig von der Krankheitsphase, üblich sind zunehmende Obstruktion mit Tachypnoe, verlängertes Exspirium und Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, evtl. schwache Herztöne und mangelnde Herzdämpfung.
- Konstante Atemwegsobstruktion bei der Spirometrie
Lungenentzündung (Pneumonie)
- In der Regel bakteriell, häufig bei Älteren und bei Personen mit geschwächtem Allgemeinzustand
- Purulenter/blutiger Auswurf, Fieber, reduzierter Allgemeinzustand, Dyspnoe, oft Übelkeit
- Rasselgeräusche (selten Pfeifgeräusche), Dämpfung bei der Perkussion
- Die Diagnose wird durch ein Röntgenthorax gesichert.
Pneumothorax
- Entweder nach Trauma oder spontan entstanden, kommt besonders bei jungen, gut trainierten, großen Männern (sog. Leptosomen) vor.
- Akut einsetzende, stechende, atemabhängige, einseitige Brustschmerzen und Dyspnoe
- In milden Fällen nur wenige Befunde, in ausgeprägten Fällen kommt es zu Hyperresonanz, schwachen Atemgeräuschen und Zyanose.
- Cave: Ventilpneumothorax mit Hypotonie und Tachykardie!
- Röntgenthorax zeigt eine pleurale Lufthaube.
Pleuritis
- Akute Entzündung der Pleura parietalis
- Wird gewöhnlich durch Virusinfektion, Lungenentzündung, Autoimmunerkrankung oder Malignom verursacht.
- Lokalisierter, stechender und sporadisch auftretender Schmerz, der sich bei Husten, Niesen und Inspiration verschlimmert.
- Befunde mit Pleuraerguss oder verdickter Pleura müssen weiter abgeklärt werden, um die Ätiologie klarzulegen; das ist Aufgabe des Spezialisten.
Lungenkrebs, Bronchialkarzinom
- Häufig bei Personen, die lange geraucht haben.
- Symptome können Husten, Dyspnoe, Brustschmerzen, Hämoptyse, Anorexie und Gewichtsabnahme sein.
- Der klinische Befund hängt davon ab, wie weit die Krankheit fortgeschritten ist.
- Röntgenthorax, Thorax-CT und Bronchoskopie mit Zytologie und Histologie ergeben die Diagnose.
Sarkoidose
- Systemerkrankung, akut, subakut oder chronisch, mit granulomatöser Entzündung in der Lunge bei 90 %, unterschiedliche Verlaufsformen, Erkrankungsbeginn gewöhnlich im Alter von 30 bis 40 Jahren.
- Der Patient leidet unter Abgeschlagenheit, Fieber, langanhaltendem Husten, Dyspnoe, oder es ist ein symptomloser Zufallsbefund.
- Gelenke, Haut (Erythema nodosum), Augen, periphere Nerven, Leber, Nieren, Herz und Glandula parotis sind mitbeteiligt; kann Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie verursachen.
- Erhöhte BSG, typische Veränderungen im Röntgenthorax und Thorax-CT können den Verdacht erwecken; die Bronchoskopie bestätigt die Diagnose.
Pneumokoniose
- Chronische Lungenfibrose, die durch Inhalation von Kohlenstaub, anorganischen Stoffen und Siliziumpartikeln verursacht wird.
- Gewöhnlich asymptomatisch; eine eingeschränkte Lungenfunktion tritt meist erst bei fortgeschrittener Lungenfibrose auf.
- Diffuse noduläre Infiltrate im Röntgenthorax und Thorax-CT nachweisen.
- Die Bronchoskopie sichert die Diagnose.
Bronchiektasie
- Angeboren oder erworben, ist häufig sekundär aufgrund von rezidivierenden Entzündungen und Infektionen der Lunge.
- Episodischer oder chronischer Husten, erhebliche Sputumproduktion, große Mengen an Auswurf bei z. B. Lageveränderung, nicht selten Hämoptyse.
- Im Röntgenthorax können Infektionen nachgewiesen werden; die CT kann moderate bis deutliche Ektasien aufzeigen.
Lungenembolie, Lungeninfarkt
- Erhöhtes Risiko prä-, per- und postpartum, postoperativ, bei langanhaltender Bettlägerigkeit, bei Einnahme der Pille, bei Thrombose in den unteren Extremitäten, Infektion, Krebserkrankung, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Thrombophilie u. a. m.
- Die Schwere der Symptome hängt von der Größe und der Ausbreitung der Embolie ab: von moderater Dyspnoe, Husten und vorübergehenden pleuralen Brustschmerzen bis zu plötzlich einsetzenden kräftigen Brustschmerzen, starker Dyspnoe, Hämoptyse, Zyanose, akuter Rechtherzinsuffizienz, rascher Schockentwicklung und Tod.
- Außer dass der Patient grundsätzlich Tachypnoe und Tachykardie aufzeigt, gibt es wenige andere Befunde; häufig subfebril.
- Die Diagnose wird durch Anwendung diagnostischer Algorithmen gestellt:
- Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit
- D-Dimere und
- bildgebende Untersuchungen (CT der Lungenarterien oder Ventilations-Perfusions-Szintigrafie).
- Bei Verdacht Notfalleinweisung ins Krankenhaus.
Nichtkardiale und nichtpulmonale
Hyperventilation
- Kommt häufig bei psychischer Belastung, metabolischer Azidose oder Hypoxämie vor.
- Der Patient empfindet, dass er nicht ausreichend Luft bekommt.
- Häufig ausgeprägte Angst, kann aber auch ausbleiben.
- Der Patient hat das Gefühl von Mundtrockenheit, Parästhesien in Fingern, Händen, Beinen und um den Mund, evtl. Krämpfe und Pfötchen- oder Geburtshelferstellung der Hände (Finger steif gestreckt und zusammen).
- Die arterielle Blutgasanalyse ohne O2-Zufuhr dient der Unterscheidung zwischen einer rein psychogenen Hyperventilation, einer metabolischen Azidose (Vergiftung, diabetische Ketoazidose) mit kompensatorischer Hyperventilation oder einer Hypoxämie als primäre Ursache.
Anämie
- Blutverlust, verminderte Produktion oder erhöhter Verbrauch an Erythrozyten
- Symptome und Befunde je nach Schweregrad und Entwicklungsgeschwindigkeit der Anämie
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit, reduzierte körperliche Kapazität, Ohrensausen, Schweratmigkeit
- Blass, tachykard, dyspnoisch
- Hb und Hk erniedrigt
- Abklärung der Ursache mit nachfolgend spezifischer Behandlung
Reduzierte Atempumpfunktion
- Neuromuskuläre Erkrankungen (Myasthenia gravis, chronisch progredierende Nervenerkrankungen)
- ZNS, PNS, Muskelerkrankungen (Infektionen, Tumoren, vaskuläre und autoimmune Erkrankungen)
- Kyphoskoliose
- Morbus Bechterew
- Thoraxtrauma
- Elastizitätsverlust der Pleura − Infektionsfolge (Panzerpleura nach TB-Pleuritis)
Metabolische Störungen
- Metabolische Azidose mit kompensatorischer Hyperventilation
- Diabetes mellitus mit Ketoazidose
- Intoxikationen
- Massives Übergewicht
Trachealstenose
- Patienten mit zurückliegender Intubation, Anomalie oder Bronchialkarzinom
Systemische Mastozytose
- Eine seltene myeloproliferative Erkrankung, bei der eine unkontrollierte Freisetzung von verschiedenen Mediatoren wie Histamin, Zytokine, Tryptase und Prostaglandin D2 aus Mastzellen zugrunde liegt.
- Die Symptome können variieren, abhängig davon, welche Organe betroffen sind.
- Die üblichen Symptome sind Schwer- oder Kurzatmigkeit oder asthmaähnliche Symptome, Kopfschmerzen, Schwindel, Tachykardie, Blutdruckveränderungen, laufende Nase, Bauchschmerzen und Durchfall.
- In seltenen Fällen tritt Anaphylaxie auf.
- Die Diagnose stellt der Hämatologe anhand der klinischen Symptomatik und spezieller Befunde aus Blut, Knochenmark oder anderen Organen.
Anamnese
Klinische Untersuchung
Ergänzende Untersuchungen
Maßnahmen und Empfehlungen
Patienteninformationen
Quellen
Literatur
- American Thoracic Society. An Official American Thoracic Society Statement: Update on the Mechanisms, Assessment, and Management of Dyspnea. Am J Respir Crit Care Med. 2012;185(4):435-52 www.thoracic.org
- Karnani NG, Reisfield GM, Wilson GR. Evaluation of chronic dyspnea. Am Fam Physician 2005; 71: 1529-37. PubMed
- Zoorob RJ, Campbell JS. Acute dyspnea in the office. Am Fam Physician 2003; 68: 1803-10. PubMed
- Wang CS, FitzGerald JM, Schulzer M, Mak E, Ayas NT. Does this dyspneic patient in the emergency department have congestive heart failure? JAMA 2005; 294: 1944-56. Journal of the American Medical Association
- Wahls SA. Causes and evaluation of chronic dyspnea. Am Fam Physician 2012; 86: 173-80. American Family Physician
Autoren
- Prof. Dr. med. Frank Peters-Klimm, Facharzt für Allgemeinmedizin und Innere Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg (Review)
- Tore Amundsen, Facharzt für Innere Medizin, Lungenerkrankungen und Bluterkrankungen, Oberarzt Lungenmedizinische Abteilung, St. Olavs Hospital und 1. Amanuensis ISB, DMF, NTNU
- Hasse Melbye, Facharzt für Allgemeinmedizin, Wissenschaftler am Institut für Sozialmedizin, Universität in Tromsø