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Spuren

Ich erzähle Ihnen hoffentlich nichts Neues, wenn ich Ihnen von den Spuren berichte, die Sie unweigerlich beim Nutzen jeder Internetseite hinterlassen. Im Fall von Deximed können Sie sicher sein, dass wir diese Informationen nicht auf die moralisch zweifelhafte, aber leider übliche Weise nutzen, sie an Werbeanbieter zu verkaufen. (Wenn Sie bei uns Dengue-Fieber nachschlagen, müssen Sie nicht damit rechnen, dass Ihnen auf der nächsten besuchten Website Insektizide oder Reisen nach Südostasien angeboten werden.) Trotzdem beobachten wir sehr genau, was unsere Abonnenten auf Deximed tun.

Das fängt montagmorgens zwischen 6:30 und 7:30 mit einem steilen Anstieg der Nutzerzahlen an. Zwischen 8 und 12 Uhr werden die Spitzenwerte erreicht: 47 % der täglichen Besuche auf den Arztseiten von Deximed fallen in diese vier Stunden. Dann folgt ein kleines Mittagspausen-Tief, zwischen 15 und 17 Uhr finden weitere 21 % der Besuche statt, und dann zieht es sich in stetig langsamem Rückgang in den Abend hinein, bis gegen 23 Uhr auch die Letzten das Interesse verlieren. Dasselbe passiert am Dienstag und am Donnerstag, während am Mittwoch und am Freitag die Zahlen schon am Nachmittag einbrechen. Am Wochenende schließlich sind nur ein Zwanzigstel der montäglichen Leser auf den Ärzteseiten unterwegs.

Sprich, wir sehen, wann Sie arbeiten, und dass Sie Deximed als das nutzen, als das es gedacht ist: nicht als Spielzeug oder „nice to have“ in müßigen Stunden, sondern als Arbeitsinstrument während der Sprechstundenzeit. Die Patientenseiten dagegen werden rund um die Uhr und besonders am Wochenende aufgerufen (besser, als wenn Sie montags mit zusammengegoogeltem Wissen konfrontiert werden). Die Medizinstudierenden, die Deximed kostenlos nutzen können, fangen erst gegen 9 Uhr an, sitzen aber bis 22 Uhr mit fast unverminderter Suchintensität am Schreibtisch.

Wichtiger als wann ist uns, was Sie lesen. Es ist sicher kein Zufall, dass sich in diesen festlichen Tagen der Typ-2-Diabetes, die Gicht und die Hypertonie nach vorne schieben, während der sommerliche Spitzenreiter Lyme-Borreliose weniger gefragt ist; wie interessanterweise auch die Akuten Rückenschmerzen und die Somatoformen Körperbeschwerden, denen die Ferienzeit anscheinend gut tut. Auch die Akute Tonsillitis und die Pneumonie wird derzeit häufig nachgeschlagen, während Sie mit Husten und banalen Erkältungen offenbar weitgehend ohne uns zurechtkommen.

Vor allem steuern wir mittlerweile einen Großteil unserer redaktionellen Arbeit – neben den aktuellen Leitlinien, die immer Vorrang haben – anhand der Nutzerzahlen. Die zwei Leser, die im letzten Jahr Patella bipartita angesehen haben, mögen uns verzeihen, dass dieser Artikel seit drei Jahren nicht überarbeitet worden ist. Wenn wir dagegen sehen, dass ein Thema sprunghaft an Interesse zunimmt, wie zuletzt Supraventrikuläre Tachykardie, Hämolytische Anämien, Sehstörungen und Pruritus ani – können Sie mir erklären, was diese Erkrankungen gemeinsam haben? –, dann stürzt sich die Redaktion sofort darauf. Ganz zu schweigen von den täglichen expliziten Rückmeldungen (Sie wissen, die Sprechblase rechts oben), die in aller Regel innerhalb eines Tages Eingang in unsere Texte finden, wenn sie nicht einen umfangreicheren Bearbeitungsauftrag auslösen.

Auf diese Weise haben wir nun zweieinhalbtausend hausärztliche Testredakteure, und dafür möchten wir uns zum Jahreswechsel ganz herzlich bedanken. Wir wünschen Ihnen einen guten Start in das Jahr 2020; seien Sie vorsichtig, was Sie wo nachschlagen; und versorgen Sie uns weiterhin mit Kritik, Anregungen und Spuren Ihres Interesses.

Klaus Reinhardt, Geschäftsführer Gesinform GmbH

Frühere Themen:

2020-W01Spuren

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