Fakten zur Influenzasaison 2018/19

Die Influenza ist spürbar in deutschen Praxen angekommen. Die Wartezimmer sind voll mit Patienten, die angeben, „die Grippe“ zu haben, oder zumindest sehr erkältet sind. Laut Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI hat die diesjährige Grippewelle jedoch möglicherweise schon den Höhepunkt überschritten. Auch die Zahlen zu akuten Atemwegserkrankungen (z. B. Erkältungen, Rhinosinusitis, Pharyngitis, Tonsillitis) sind leicht rückläufig. Insgesamt wurden dem RKI bisher 84.587 Influenzafälle und 199 influenzabedingte Todesfälle gemeldet. Europaweit wurden bei 99 % der Influenzafälle in dieser Saison Influenza-A-Viren nachgewiesen. Influenza-B spielt keine nennenswerte Rolle.

Mein subjektiver Eindruck aus der Arbeit mit Patienten und aus dem Gespräch mit hausärztlichen Kollegen ist, dass dieses Jahr wiederholt auch Patienten, die den quadrivalenten Impfstoff für diese Saison rechtzeitig erhalten haben, an dem typischen Bild einer Influenza oder auch an abgeschwächten Verläufen erkranken. Oft werden auch nur starke Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit ohne Fieber berichtet. Dieser Eindruck wird durch die vorläufigen europaweiten Ergebnisse zur Wirksamkeit der diesjährigen Influenzaimpfung bei Eurosurveillance bestätigt: Die Raten für einen wirksamen Impfschutz gegen Influenza A werden zwischen 32 % und 43 % eingeschätzt. Für Influenza A (H1N1) lag die Schutzwirkung in allen Altersgruppen bei schätzungsweise 40 % bis 71 % mit deutlich geringerem Schutz bei Älteren. Eine Wirksamkeit gegen Influenza A (H3N2) konnte nicht nachgewiesen werden.

Die Impfung ist, trotz relativ geringer Wirksamkeit, immer noch die wirksamste Präventionsmöglichkeit, die überhaupt zur Verfügung steht, insbesondere im Vergleich zur Chemoprophylaxe mit Neuraminidasehemmern. Der Schutzeffekt der Impfung ist aber alles andere als beeindruckend. Was können wir also tun? Den Patienten mit typischen Influenzasymptomen raten, mit der Wiederaufnahme der Arbeit oder dem Besuch von Schulen und Kindertageseinrichtungen so lange zu warten, bis keine Infektiosität mehr besteht. Dies dauert bei Erwachsenen in der Regel bis 6 Tage nach Symptombeginn und bei Kindern 8 Tage. Außerdem kann nicht oft genug über Maßnahmen zur Händehygiene hingewiesen werden. So können wir hoffentlich Risikogruppen, wie Schwangere, ältere Patienten oder Immunsupprimierte zusätzlich schützen und Komplikationen, wie Exazerbationen von Asthma und COPD, Myokarditiden oder Pneumonien reduzieren. Verlässliche Daten hierzu gibt es leider keine.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

 

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