Bei Kopfschmerz an die Differenzialdiagnosen denken!

Kopfschmerz ist ein häufiger Beratungsanlass in der Hausarztpraxis; hier in München wird bei schönem Wetter gerne der „Föhn“ dafür verantwortlich gemacht. Ob dieser überhaupt als Kopfschmerzursache in Frage kommt, ist unklar, aber viele Patienten sind felsenfest davon überzeugt. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die häufigste Form des Kopfschmerzes, der Spannungskopfschmerz, vorliegt und ganz banale Ursachen, wie Stress oder Schlafmangel hat. Auch eine „Sommergrippe“, also ein viraler Infekt der oberen Luftwege, kann zu dieser Jahreszeit kursieren und mit Kopfschmerzen einhergehen.

Nicht selten wollen Patienten, die mit Kopfschmerzen in die Praxis kommen, einfach nur eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für einen Tag, da ihnen die Symptome ihres Spannungskopfschmerzes, ihrer Migräne oder ihres zervikogenen Kopfschmerzes bereits bekannt sind und sie sich mit Bedarfsmedikation gut selbst helfen können. Auch dass Patienten mit der ersten Episode eines Cluster-Kopfschmerzes in die Hausarztpraxis kommen, ist eher ungewöhnlich. Meist steht auch diese Diagnose schon fest.

Eine größere Herausforderung stellt die Diagnose und Therapie eines arzneimittelinduzierten Kopfschmerzes dar. Hier muss Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit die Patienten bereit sind, ihre Medikamente abzusetzen und einen Verzicht darauf auch zukünftig durchzuhalten.

Wirklich ernste Kopfschmerzursachen treten in der Praxis nicht sehr häufig auf, aber meist mit typischer Anamnese und Begleitsymptomen. Dann ist schnelles Handeln angezeigt. So ist bei einem heftigen, schlagartigen und spontanen Beginn, evtl. mit Bewusstseinstrübung, an eine Subarachnoidalblutung zu denken und bei einer Anamnese mit Trauma im Kopfbereich und zunehmender Bewusstseinstrübung an ein Subdural- oder Epidural-Hämatom. Allgemeinsymptome, wie Fieber, Nackensteifigkeit, Meningismus und evtl. Somnolenz legen den Verdacht auf eine Meningitis nahe. Bestehen zusätzlich Herdsymptome und ist den Beschwerden eine Virusinfektion (z.B. Herpes zoster) vorausgegangen, besteht der hochgradige Verdacht auf eine Enzephalitis.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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