Kollege Dr. House

Letzte Woche erzählte mir eine Patientin mit bekannter Colitis ulcerosa, dass sie keinen akuten Schub mehr gehabt habe, seitdem sie ganz bewusst wieder rauche. Alle Ärzte, denen sie davon erzähle, würden nur den Kopf schütteln, ganz besonders, wenn sie dazu sage, woher diese Empfehlung kommt: Sie hat es bei „Dr. House“ gesehen. Angesichts des Schicksals ihrer Tocher lasse sie sich das Rauchen nicht ausreden, auch nicht von mir. Die Tochter der Patientin raucht nicht, hat eine schwer verlaufende Colitis ulcerosa und wurde kürzlich kolektomiert.

Ich kann die Patientin grundsätzlich schon verstehen. Als im Gegensatz zu Dr. House reale Ärztin musste ich aber doch etwas dazu sagen: Ja, es gibt Hinweise, aber auch widersprechende Daten, dass Rauchen (wohl aber nicht Nikotinpflaster) den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen kann. Trotzdem sind die gesundheitlichen Risiken dabei so groß, dass es nicht als therapeutische Maßnahme empfohlen werden sollte. Übrigens trägt Rauchen zur Verschlechterung eines Morbus Crohn bei. Hier sind die Daten eindeutig.

Diese Patientin war ehrlich. Wie viel Einfluss Fernsehärzte auf unsere Patienten haben, wird sonst bestimmt nicht gerne zugegeben. Wir können nur einen offenen Umgang damit anstreben. Um fachlich zumindest für Diskussionen über chronische und/oder entzündliche Darmerkrankungen gerüstet zu sein, empfehle ich die bereits genannten Deximed-Kapitel Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sowie Mikroskopische Kolitis, Zöliakie und Divertikelkrankheit nebst den dort genannten Patienteninformationen.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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