Klimawandel: wir Ärzte sollten dazu etwas sagen

Derzeit findet der UN-Klimagipfel in Bonn statt. Dies sollte ein Anlass sein, sich Gedanken über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu machen. Oder, wie es die Süddeutsche Zeitung angesichts der globalen Umweltverschmutzung formulierte, in aller Deutlichkeit zu fragen: Wo bleibt der Aufschrei der Ärzte? Dass der Klimawandel auch die Gesundheit der Einwohner Deutschlands erheblich beeinträchtigen wird, ist seit Jahren bekannt und wird öffentlich diskutiert.

Durch die globale Erwärmung kann sich beispielsweise das Ausmaß und die Dauer der Pollenflüge hierzulande drastisch erhöhen und zu einer deutlichen Zunahme von Beschwerden durch allergische Rhinitis führen. In einem wärmeren Klima können sich Vektoren, also krankheitsübertragende Insekten oder Nagetiere, die bisher eher in südlichen Ländern heimisch waren, auch in Deutschland ansiedeln. Die Ausbreitung der asiatischen Tigermücke, die beispielsweise Dengue-Fieber und das Chikungunya-Virus übertragen kann, ist ein bekanntes Beispiel dafür. Auch ein Auftreten von Malaria und Leishmaniose in Mitteleuropa wird möglich. Durch ein wärmeres Klima kann es auch zur Vermehrung von Krankheitserregern in Lebensmitteln und im Trinkwasser kommen und damit auch zum endemischen Auftreten von infektiösen Gastroenteritiden.

Wir haben zukünftig mit deutlich mehr Extremwetterlagen mit Stürmen, Überschwemmungen, Hitzewellen und anderen Ursachen für Naturkatastrophen zu rechnen. Dadurch können im Extremfall bei den betroffenen Menschen Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen oder Depressionen ausgelöst werden. Auch eine signifikante Zunahme von Myokardinfarkten während der Hitzewellen der letzten Jahre ist bereits eindeutig nachgewiesen worden.

Dass das Thema Klimawandel uns Ärzte etwas angeht, sollte klar sein. Doch was können wir tun? Eindeutig Stellung zu beziehen wäre ein Anfang.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

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