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2019-W34Lebensstiländerung ist machbar – dauerhafte Gewichtsabnahme nicht?

Lebensstiländerung ist machbar – dauerhafte Gewichtsabnahme nicht?

Wir alle kennen übergewichtige oder adipöse Patienten, die, vielleicht nach anfänglicher Überzeugungsarbeit durch uns, mit guten Vorsätzen in die Praxis kommen. Sie lassen sich voller Motivation über eine Ernährungsumstellung zur Gewichtsabnahme beraten und melden sich in einem Fitnessstudio an. Oft möchten gerade Patienten, die an Typ-2-Diabetes, nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung, arterieller Hypertonie, Hyperlipidämie oder insgesamt an einem metabolischen Syndrom leiden, „ihr Leben ändern“ und Gewicht abnehmen. Manche Patienten haben sich selbst informiert und nehmen sich eine bestimmte Diät vor, z. B. „low carb“.

Den meisten ist gemeinsam, dass sie nach anfänglichen Erfolgen mit ein paar Kilogramm Gewichtsabnahme spätestens nach einem Jahr wieder desillusioniert und etwas beschämt mit ihrem Ausgangsgewicht (oder mehr) vor uns sitzen. Was ist schiefgelaufen? Aus wissenschaftlichen Daten weiß man, dass die meisten Gewichtsabnahmeprogramme kaum dauerhaften Erfolg haben. Auf lange Sicht sind sie schwer durchzuhalten, besonders wenn im sozialen Umfeld des Patienten die alten Gewohnheiten beibehalten werden. Abgesehen davon, dass sich adipöse Patienten oft stigmatisiert fühlen und nicht nur aus gesundheitlichen Gründen abnehmen möchten, gibt es gar nicht so viele eindeutige Daten, dass sich zum Beispiel das metabolische Syndrom und seine Begleit- und Folgeerkrankungen durch eine Gewichtsabnahme allein bekämpfen oder verhindern lassen.

Mit körperlicher Aktivität und einer der individuellen Machbarkeit angepassten Ernährungsumstellung, z. B. auf mediterrane Kost, lässt sich auch ohne Gewichtsabnahme einiges erreichen. Dies entspricht auch den Leitlinienempfehlungen, beispielsweise zur kardiovaskulären Prävention, zur Hypertoniebehandlung, zur Behandlung der Hyperlipidämie oder Therapie bei Typ-2-Diabetes. Laut einer aktuellen dänischen Studie mit nur 28 Patienten führte eine kohlenhydratarme, aber nicht kalorienreduzierte Diät nach nur 6 Wochen zu einer deutlichen Verbesserung des HbA1c-Wertes und einer Verminderung des Fettgehaltes in der Leber. Es überrascht eigentlich wenig, dass bei „Zuckerkrankheit“ eine verminderte Aufnahme von Zucker und anderen Kohlenhydraten vorteilhaft ist. Wichtig ist aber, dass es bei Diabetes anscheinend nicht um eine reduzierte Kalorienaufnahme geht, sondern um eine Umstellung der Ernährung.

Was sollen wir also unseren Patienten sagen, die abnehmen wollen? Lassen Sie es am besten ganz bleiben, das bringt sowieso nichts? Sie brauchen eine bariatrische Operation, sonst haben Sie keine Chance? Wichtig wäre, den Patienten den Druck zu nehmen. Wir sollten sie darüber informieren, dass mehr Bewegung und eine gesündere, ggf. kohlenhydratärmere Ernährung in jedem Fall gut für sie sind, egal, ob sie viel Gewicht abnehmen oder nicht. Die Patienten sollen wissen, dass es kein Unglück ist, wenn sie einmal schwach werden und einen Eisbecher essen, sondern dass es auf die langfristig gesündere Ernährung insgesamt ankommt. Ziele, die nicht erreichbar sind, werden immer zu Frustration, fehlender Motivation und letztendlich zur Aufgabe führen.

Marlies Karsch, Chefredakteurin

 

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Wir alle kennen übergewichtige oder adipöse Patienten, die, vielleicht nach anfänglicher Überzeugungsarbeit durch uns, mit guten Vorsätzen in die Praxis kommen. Sie lassen sich voller Motivation über eine Ernährungsumstellung zur Gewichtsabnahme beraten und melden sich in einem Fitnessstudio an. Oft möchten gerade Patienten, die an Typ-2-Diabetes, nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung, arterieller Hypertonie, Hyperlipidämie oder insgesamt an einem metabolischen Syndrom leiden, „ihr Leben ändern“ und Gewicht abnehmen. Manche Patienten haben sich selbst informiert und nehmen sich eine bestimmte Diät vor, z. B. „low carb“.
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