Definition:Diabetes mellitus geht mit einem vermehrten Auftreten gastrointestinaler Komplikationen einher, die zu großen Teilen durch die gastrointestinale autonome diabetische Neuropathie mit Störungen von Motilität, Sekretion und Resorption verursacht werden.
Häufigkeit:Übelkeit kommt bei Diabetes fast doppelt so häufig vor wie bei Personen ohne Diabetes. Völlegefühl und Sodbrennen unterscheiden sich dagegen nicht in der Häufigkeit.
Symptome:Gastrointestinales Hauptsymptom bei Menschen mit Diabetes ist Übelkeit.
Befunde:Evtl. postprandiale Hypoglykämie, Motilitätsstörungen mit verzögertem Transit oder Magenentleerungsstörung.
Diagnostik:Symptomorientierte Diagnostik des Gastrointestinaltraktes.
Therapie:Symptomorientierte Behandlung und an die individuelle Situation der Patient*innen angepasste Diabeteseinstellung.
Allgemeine Informationen
Definition
Diabetes mellitus beschreibt eine Gruppe von chronischen Stoffwechselerkrankungen, die durch erhöhte Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) gekennzeichnet sind.
Beim Typ-1-Diabetes kommt es zu Insulinmangel durch Zerstörung der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse.
Beim Typ-2-Diabetes kommt es zu Insulinresistenz und im Verlauf zur verminderten Bildung von Insulin.
Diabetes mellitus kann insbesondere bei insuffizienter Therapie zu einer Reihe von Komplikationen führen.
Übelkeit kommt bei Diabetes fast doppelt so häufig vor wie bei Personen ohne Diabetes. Völlegefühl und Sodbrennen unterscheiden sich nicht in der Häufigkeit.2
Bei wechselseitiger Assoziation ist die pathogenetische Beziehung unklar.4-5
Die Therapie umfasst eine optimale Blutzuckereinstellung des Diabetes mellitus sowie symptomorientierte Behandlungsmaßnahmen.
Zu berücksichtigen ist, dass auch durch die Therapie eines Diabetes – z. B. mit Metformin, Acarbose, DPP4-Hemmern oder GLP-1-Analoga – gastrointestinale Symptome auftreten können.
Häufigkeit
Viele Patient*innen mit Diabetes mellitus beklagen gastrointestinale Beschwerden.
auch in der Allgemeinbevölkerung verbreitet, jedoch bei Diabetes vermehrt1,6-8
Laboruntersuchungen (einschl. Stuhluntersuchung auf pathogene Keime, sofern keine Duodenalbiopsie erfolgt; Antikörperdiagnostik mit Frage nach Zöliakie/Sprue)
ggf. sonstige bildgebende Untersuchungen.
Weiterführende Diagnostik der 2. Stufe
Bei Patient*innen, deren Beschwerden weiterhin unzureichend geklärt sind:
Laktose-/Fruktose-/Sorbitol-Wasserstoffatemtest
Glukose-Wasserstoffatemtest
ggf. fäkale Elastase-1
ggf. Laktulose-Wasserstoffatemtest
ggf. D-Xylose-Test.
Diabetische Obstipation – nicht häufiger als bei Personen ohne Diabetes
Der 1. Schritt: Feststellen, ob eine hyperglykäme Situation zur Dehydratation geführt hat – dann zunächst diese behandeln.
Weiterführende Diagnostik der 1. Stufe
bei auffälliger oder inkonklusiver Basisdiagnostik zum Ausschluss organischer Veränderungen:
Medikamentenanamnese
digital-rektale Untersuchung
Ileokoloskopie (aussagekräftigstes Verfahren)
Laboruntersuchungen
ggf. Abdomensonografie
ggf. sonstige bildgebende Untersuchungen.
Weiterführende Diagnostik der 2. Stufe
bei weiterhin unzureichend geklärten Beschwerden und unzureichendem Ansprechen auf übliche therapeutische Maßnahmen (z. B. Laxanzien):
ggf. invasivere Verfahren (Endosonografie oder ERCP)
Indikationen zur Überweisung
Bei länger als 4 Wochen andauernden Beschwerden, die subjektiv belastend sind, ist anhand der Symptomatik zu entscheiden, ob eine Überweisung zur weiterführenden Diagnostik (z. B. an Gastroenterolog*in) unmittelbar oder erst nach einem erfolglosen Therapieversuch eingeleitet wird.14
Klistiere und Suppositorien, die eine Defäkation auslösen.
Bei organischen Veränderungen (z. B. große Rektozele)
chirurgische Mitbehandlung
Bei schweren Formen der Obstipation ist oft ein komplexes therapeutisches Regime nötig (Ernährungstherapie, Prokinetika, Laxanzien, Schmerzmedikation, ggf. chirurgische Intervention).
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Diagnostik bei Polyneuropathien. AWMF-Leitlinie Nr. 030-067. S1, Stand 2019. www.awmf.org
NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie: Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-001e. S3, Stand 2016. (abgelaufen; Kapitel in Version von 2021 noch in Überarbeitung). www.leitlinien.de
Literatur
NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF. Nationale VersorgungsLeitlinie: Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-001e, Stand 2016. www.awmf.org
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Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Jonas Klaus, Arzt, Freiburg
Günther Egidi, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Bremen (Review)
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
E10:; E11:; G63:; G632:; G99:; G990:
Diabetes; gastrointestinale komplikationen bei diabetes; Diabetes, gastrointestinale Komplikationen
CCC MK 14.06.2021 angepasst, weil NVL abgelaufen ist.
DEGAM Rev. Egidi 26.08.2020
BBB MK 17.08.2020, umfassend revidiert, aktuelle LL berücksichtigt.
Revision at 11.12.2015 09:49:57:
Final German Version
Revision at 10.12.2015 22:31:35:
German Version, DEGAM Egidi, chck go 12.4.
Definition:Diabetes mellitus geht mit einem vermehrten Auftreten gastrointestinaler Komplikationen einher, die zu großen Teilen durch die gastrointestinale autonome diabetische Neuropathie mit Störungen von Motilität, Sekretion und Resorption verursacht werden.