Allgemeine Informationen
Definition
- Einengung der Aorta am
ÜÜbergang des distalen Aortenbogens in die Aorta descendens1
- Typische Lokalisation distal des Abgangs der linken A. subclavia auf Höhe des Ductus arteriosus2
- Erstbeschreibung 1760 durch Morgagni3
Mögliche assoziierte Fehlbildungen
- Eine Aortenisthmusstenose kann isoliert oder in Kombination mit anderen Herzfehlern auftreten.
- häufige assoziierte Fehlbildungen1
- seltene assoziierte Fehlbildungen1
- Gehäuft sonstige
GefäGefäßanomalien1
Häufigkeit
- Ca. 5–8 % der angeborenen Herzfehler4-5
- Inzidenz
isolierter Formen ca. 3040/100.000 Lebendgeburten4
- Verhältnis Jungen zu Mädchen ca. 2:11
Bedeutung für die HausarztpraxisHausärztliche Praxis
- Aortenisthmusstenose ist der am häufigsten im Kindesalter übersehene Herzfehler.6
- Diagnosestellung nur bei 50
% der betroffenen Kinder in den ersten 3 Lebensmonaten6
- Bei einigen
PatientenPatient*innen wird die Diagnose erst Diagnosestellung im Erwachsenenalter in Zusammenhang mit einer sekundären arteriellen Hypertonie gestellt.6
Ätiologie und Pathogenese
Ätiologie
- Die Ätiologie der Aortenisthmusstenose ist ungeklärt.
Pathophysiologie
- Zunahme der Nachlast des linken Ventrikels
- Abhängig vom Stenosegrad und damit dem Ausmaß der Nachlasterhöhung kann es zur akuten hämodynamischen Verschlechterung postnatal oder zur chronischen Druckbelastung des linken Ventrikels im weiteren Verlauf kommen.
Pathophysiologie der kritischen Aortenisthmusstenose1
- Durchblutung der unteren
KörperhäKörperhälfte bei kritischer Aortenisthmusstenose vor allem über den postnatal zunächst noch offenen Ductus arteriosus
- Erniedrigte Sauerstoffsättigung an den Beinen, da die untere Körperhälfte vor allem aus dem rechten Ventrikel mit Blut versorgt wird.
- Durch Verschluss des Ductus keine ausreichende Versorgung der unteren Körperhälfte mehr
- Rasch progrediente Herzinsuffizienz und Multiorganversagen
Pathophysiologie der nicht-kritischen Aortenisthmusstenose1
- Obere Körperhälfte mit arterieller Hypertonie (prästenotisch)
- chronische Druckbelastung des linken Ventrikels mit linksventrikulärer Hypertrophie
- Hypotonie der unteren Körperhälfte (poststenotisch)
- Ausbildung von Kollateralkreisläufen zur A. descendens
Disponierende Faktoren
- Die
meistenErkrankung Erkrankungenist entstehennicht sporadischerblich, jedoch häufig mit bestimmten genetischen Abweichungen verbunden (z.
ErblichB. bedingte Aortenisthmusstenosen sind seltenTurner-Syndrom).4
- Ca. 30
% der Mädchen mit Turner-Syndrom sind betroffen.1
- Seltener mit anderen Syndromen assoziiert, z.
B. Williams-Beuren-Syndrom, Neurofibromatose1
- Sekundäres Auftreten bei entzündlichen Erkrankungen möglich (Kawasaki, Takayasu)1
ICPC-2
- K73 Angeborene Anomalie Herz/Gefäßsystem
ICD-10
- Q25 Angeborene Fehlbildungen der großen Arterien
- Q25.1 Koarktation der Aorta
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Abgeschwächte oder fehlende Femoralispulse
- Blutdruckdifferenz zwischen Armen und Beinen
- Differenz in der Pulsoxymetrie bei Neugeborenen
- Systolikum mit P.
m. interskapulär über dem Rücken (siehe
- Definitiver Nachweis der Aortenisthmusstenose durch Echokardiografie
Differenzialdiagnosen
Anamnese
Neugeborene
Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene1,47
Klinische Untersuchung
Neugeborene mit kritischer Aortenisthmusstenose
- Erniedrigte Sauerstoffsättigung an den Beinen
- Mit Verschluss des Ductus arteriosus entwickeln sich:1
- abgeschwächte oder fehlende Femoralispulse
- rasch progrediente Herzinsuffizienz
TrinkschwäTrinkschwäche
- Tachypnoe
- Hepatomegalie
- graublasses Hautkolorit
- Multiorganversagen/Schock
- Bei der kritischen Aortenisthmusstenose häufig kein Herzgeräusch1
- EKG bei Neugeborenen wenig hilfreich1
Neugeborene ohne kritische Aortenisthmusstenose
- Nicht selten wird die Diagnose hier postnatal versäumt.
- Diagnose in den ersten 3 Lebensmonaten nur bei 50
% der Kinder6
- Standardisiertes postnatales Screening durch Pulsoxymetrie auch bei asymptomatischen Neugeborenen erhöht die Sensitivität in der Diagnostik angeborener Herzfehler.6
Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene
- Auskultationsbefund (siehe auch die Artikel Herzgeräusche bei Kindern, Herzgeräusche bei Erwachsenen)
- Systolikum mit Punktum maximum interskapulär über dem Rücken
- evtl. auch infraklavikulär oder über der Bauchaorta1
- evtl. kontinuierliches Strömungsgeräusch über dem Rücken bei ausgeprägten Kollateralen
- Arterielle Hypertonie der oberen Körperhälfte
- Blutdruckdifferenz > 20 mmHg zwischen Armen und Beinen
47
- Kann bei ausgeprägter Kollateralisierung fehlen.
- Abgeschwächter Femoralpuls, im Vergleich zum Radialpuls evtl. verzögert palpabel
- Bei fortgeschrittener linksventrikulärer Schädigung evtl. Zeichen der Herzinsuffizienz
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
EKG
Rö-Thorax
- Rö-Thorax ist nicht Bestandteil der Routinediagnostik.
- Verbreiterung der thorakalen Aorta
- Rippenusuren durch Kollateralen
Diagnostik beimbei SpezialistenSpezialist*innen
Echokardiografie
- Die Echokardiografie ist das wichtigste Diagnoseverfahren.
- Nachweis der Aortenisthmusstenose
- Lokalisation
- Diameter
- Länge
- Druckgradient
- Diameter der A. ascendens (thorakales Aortenaneurysma?)
- Größe und Funktion der Ventrikel
- Quantifizierung einer LV-Hypertrophie
- Morphologie und Funktion der Herzklappen
- Ggf. Nachweis weiterer
angeborener Herzfehler
Fetale Echokardiografie
- Schwierige pränatale echokardiografische Diagnose bei offenem Ductus arteriosus und niedrigem Fluss durch die Stenose
78
- Sowohl falsch-positive als auch falsch-negative Ergebnisse1
CT- oder MRT-Angiografie
- Alternative bei unzureichenden Schallbedingungen
- Ermöglichen im Gegensatz zur Echokardiografie eine Darstellung der gesamten Aorta.7
Herzkatheteruntersuchung
- Für die Primärdiagnostik in der Regel nicht notwendig
- Planung eines operativen oder interventionellen Eingriffs
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf Aortenisthmusstenose Überweisung an
KinderkardiologenKinderkardiolog*in oder KardiologenKardiolog*in
- Bei
StZ. n. Operation/Intervention zur echokardiografischen Verlaufskontrolle
Checkliste zur Überweisung
Herzgeräusche bei Kindern
Zweck der Überweisung
Bestätigende Diagnostik? Behandlung? Sonstiges?
Anamnese
Gedeihstörung, Schwindel, Synkope, Atemnot, Atemwegsinfekte, Husten, Brustschmerz, Palpitationen
Familienanamnese: Herzfehler, plötzlicher Herztod
Schwangerschaft: Alkohol, teratogene Medikamente, Infektionen, Diabetes mellitus
Vor- und Begleiterkrankungen, die mit Herzfehlern assoziiert sind.
Klinische Untersuchung
Allgemeinzustand?
Zyanose, Tachypnoe, Ödeme
Blutdruckdifferenz Arme/Beine
Palpables Schwirren über Thorax, Lebervergrößerung
Herzgeräusch: zeitliches Auftreten innerhalb des Herzzyklus, Dauer, Frequenz, Klangcharakter, Punctum maximum, Fortleitung
Ergänzende Untersuchungen
Therapie
TherapiezielTherapieziele
- Beseitigung der Stenose und Schaffung einer normalkalibrigen und möglichst druckgradientenfreien Aorta1
- bei kritischer postnataler Aortenisthmusstenose: Überleben des Kindes
- bei späterer Diagnose: Vermeidung von Spätschäden/Komplikationen vor allem durch die sekundäre arterielle Hypertonie der oberen Körperhälfte
Indikation zur Behandlung
- Bei kritischer Aortenisthmusstenose des Neugeborenen ist die Behandlungsindikation immer gegeben.
- Ansonsten ähnliche Kriterien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit nativer oder Restenose1,
47
- Differenz des systolischen Blutdrucks ≥
20 mmHg zwischen oberer und unterer Extremität
- Blutdruckdifferenz <
20 mmHg bei gleichzeitigem Vorliegen einer sekundären arteriellen Hypertonie und einer morphologisch bedeutsamen Stenose
Allgemeines zur Therapie
- Die medikamentöse Behandlung ist nicht kausal wirksam.
- Korrektur kann grundsätzlich operativ oder katheterinterventionell erfolgen.
- bei Neugeborenen operative Versorgung
- Bei Kindern und Jugendlichen sind katheterinterventionelle Verfahren zunehmend eine Alternative.1
- bei Erwachsenen heutzutage überwiegend katheterinterventionelle Behandlung
47
Es gibt keine eindeutige Evidenz für eine Überlegenheit der operativen bzw. interventionellen Therapie.8
Medikamentöse Therapie
- Prostaglandin E zum Offenhalten des Ductus arteriosus bei
kritischersymptomatischen AortenisthmusstenoseNeugeborenen94
- Behandlung von hypertensiven Entgleisungen
- Ggf. Behandlung einer Herzinsuffizienz
Chirurgie
- Die erste Operation wurde 1944 durchgeführt.
109
- Beste Behandlungsmethode für Säuglinge mit kritischer Stenose
1110
- Verschiedene Operationsverfahren stehen – auch altersabhängig – zur Verfügung.1
- Heutzutage meist Resektion des stenosierten Aortensegments und anschließende End-zu-End-Anastomose
124
Katheterintervention
- 1982 erste Ballonangioplastie, 1990 erste Stentimplantation
811
- Bei Neugeborenen und
SäSäuglingen < 6 Lebensmonate keine Standardtherapie1
- Bei Kindern und Jugendlichen Alternative zur OP vor allem bei kurzstreckigen bzw. membranösen Stenosen1
- Auch zur Behandlung von Restenosen12-13
-14
- Bei Kindern und Jugendlichen Implantation von nachdilatierbaren Stents möglich1
- Bioresorbierbare Stents sind in Entwicklung.
47
Endokarditis-Prophylaxe
- Eine Endokarditis-Prophylaxe sollte in den ersten 6 Monaten nach OP/Katheterintervention unter Verwendung von prothetischem Material erfolgen.
1514
Schwangerschaft
- Eine Aortenisthmusstenose ist keine Kontraindikation für eine Schwangerschaft, je nach Situation aber mit einem unterschiedlich hohen Risiko verbunden.
OperierteNach einer erfolgreichen Korrektur wird eine Schwangerschaft im Allgemeinen gut toleriert ohne signifikante Probleme.4,7
- Korrigierte Aortenisthmusstenose ohne Aneurysma oder Restenose: niedriges Risiko
1615
- Risiko für kardiale Komplikationen oder Tod >
1 ‰ und < 1 %
- Nicht-
operiertekorrigierte Aortenisthmusstenose: mittleres Risiko1615
- Risiko für kardiale Komplikationen oder Tod 1–5
%
- erhöhtes Risiko u.
a. für Ruptur der Aorta oder eines intrazerebralen Aneurysmas während Schwangerschaft und Geburt47
Leitlinie: Indikation für InterventionKorrektur bei Aortenisthmusstenose im Erwachsenenalter47
BeiEine allenKorrektur Patientender Aortenisthmusstenose ist indiziert bei hypertensiven Patient*innen mit einereinem nichtinvasiven DruckdifferenzGradienten > 20 mmHg 20(invasiv mmHgbestätigt) zwischen oberen und unteren Extremitäten sowie Hypertonie der oberen Körperhälfte, Belastungshypertonie oder LV-Hypertrophie sollte eine OP/Intervention durchgeführt werden (I/C).
- bevorzugt katheterinterventionelle Behandlung (Stenting), wenn technisch durchführbar
- Bei hypertensiven
PatientenPatient*innen mit einer ≥ 50 % Stenose (verglichen mit der Aorta auf Zwerchfellhöhe durch MRT, CT oder invasive Angiografie) sollte eine OP/Interventionkatheterinterventionelle Behandlung (Stenting) erwogen werden (auch wenn der invasiv bestimmte Gradient < 20 mmHg beträgt) (IIa/C).
- Katheterinterventionelle Behandlung (Stenting) sollte bei normotensiven Patient*innen mit einem Gradienten > 20 mmHg (invasiv bestätigt) erwogen werden, wenn technisch durchführbar (IIa/C).
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Komplikationen
- Bei nicht oder spät behandelten Stenosen Komplikationen durch die sekundäre arterielle Hypertonie (z. B. Linksherzinsuffizienz, zerebrale Blutung, Aortendissektion)7
- Das OP-Risiko bei einfacher Aortenisthmusstenose beträgt < 1 %, Anstieg jenseits des 30.–40. Lebensjahrs7
- Komplikationen nach Operation/Intervention
1716-1918
- Restenosierung
- Aortenaneurysma/-dissektion/-ruptur
vorVor allem nach einem Kunstoffpatch zur Erweiterung der proximalen A. descendens (früher häufiges Verfahren) Entstehungentstehen von asymptomatischenasymptomatische, aber rupturgefährdetenhrdete Aneurysmen bei bis zu 30 % der Patienten12Patient*innen.
- Die Initiative zur Diagnostik (CT oder MRT) sollte bei diesen
PatientenPatient*innen auch von den betreuenden Hausärztenrzt*innen ausgehen.12
- Stentdislokation
- Komplikationen durch begleitende Vitien, z.
B. bikuspide Aortenklappe
- Komplikationen durch begleitende Gefäßanomalien, z. B. zerebrale Gefäßaneurysmen
Prognose
- Bei Neugeborenen ist eine unbehandelte kritische Aortenisthmusstenose tödlich.
- Bei einer chirurgischen Korrektur im Kindesalter ist die Prognose gut.
PatientenPatient*innen mit einer nicht oder unzureichend behandelten nicht-kritischen Aortenisthmusstenose mithaben eingeschränktereine eingeschränkte Lebenserwartung.1
- Auch nach Korrektur im jungen Erwachsenenalter gutes Langzeitüberleben, allerdings gehäuft aortale Komplikationen und Hypertonie5
- Auch nach erfolgreicher Korrektur ist bei einem Teil der
PatientenPatient*innen eine dauerhafte antihypertensive Behandlung notwendig.2019
Körperliche Belastbarkeit/Sport
PatientenPatient*innen ohne residuelle Stenose und ohne Hypertonie sind normal körperlich belastbar mit Ausnahmenormalem schwererBlutdruck statischerin BelastungenRuhe/unter aufBelastung Wettkampfniveauhaben keine Restriktionen.47
PatientenPatient*innen mit arterieller Hypertonie, residueller StenoseObstruktion oder anderen Komplikationen sollten schwere isometrische Belastungen entsprechend der Ausprägung ihrer Befunde vermeiden.47
Verlaufskontrolle
- Hausärztliche Verlaufskontrollen v.
a. auch im Hinblick auf die sekundäre arterielle Hypertonie
jäjährlich: klinische Untersuchung, RR-Messung an allen 4vier ExtremitäExtremitäten, 24-Stunden-Blutdruckmessung1
- Bei Erwachsenen mit Aortenisthmusstenose sollte alle 2 Jahre eine kardiologische Verkaufskontrolle inklusive Echokardiografie durchgeführt werden, idealerweise bei EMAH-
SpezialistenSpezialist*innen (EMAH = Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern).4
- Die Broschüre der Kinderherzstiftung für
PatientenPatient*innen und Ärzterzt*innen nichtkardiologischer Fachrichtungen wie Hausärzterzt*innen, InternistenInternist*innen und Allgemeinmediziner*innen enthält eine Adressliste aller pädiatrischen und internistischen KardiologenKardiolog*innen mit der Zusatzqualifikation EMAH: www.aerzteblatt.de.
- Alle 3–5 Jahre Belastungsuntersuchung1
- Alle 5–10 Jahre MRT/CT, falls Echokardiografie nicht ausagekräftig1
- Eine gute Zusammenarbeit zwischen Hausä
rztenrzt*innen und EMAH-SpezialistenSpezialist*innen ist für das langfristige Wohlergehen der PatientenPatient*innen wichtig.2120
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Patientenorganisationen
Illustrationen
Lage und Anatomie des Herzens
Quellen
Leitlinien
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Literatur
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AutorenAutor*innen
- Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
BjørnarDie Grenne,ursprüngliche PhD,Version konst.dieses overlege,Artikels Klinikkbasiert forauf hjertemedisin,einem St.entsprechenden OlavsArtikel im norwegischen hausärztlichen Online-Hospital,Handbuch Trondheim
GudrunNorsk Björkhem,Elektronisk docent och överläkare, Barnhjärtcentrum, SkLegehånes universitetssjukhusndbok (MedibasNEL, https://legehandboka.no/).
Coarctatio; Coarctatio aortae; Aortenisthmusstenose; Herzfehler; Angeborene Herzfehler; Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern