Definition:Zöliakie ist eine genetisch bedingte, chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Darms, die sich beim Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln manifestiert. Dabei werden die Darmzotten der Dünndarmschleimhaut geschädigt.
Häufigkeit:0,3 % der europäischen Bevölkerung leiden an Zöliakie, aber die Anzahl der PatientenPatient*innen mit einer nicht diagnostizierten Zöliakie ist wahrscheinlich höher. Die Zöliakie tritt meistkann im Säuglings- und Kleinkindalter das 1. Mal aufauftreten, kann aber in jedem Alter diagnostiziert werden.
Symptome:Die meisten Betroffenen mit Zöliakie sind symptomfrei (5 von 6), aber gastrointestinale Symptome und Symptome aufgrund von Malabsorption (z. B. Wachstumsverzögerung und Anämie) können auftreten.
Befunde:Meist liegt kein klinischer Befund vor. Es können Anzeichen einer Malabsorption, einer Maldigestion (wie Wachstumsverzögerung) oder Dermatitis herpetiformis Duhring (Hautmanifestation bei Zöliakie) festgestellt werden.
Diagnostik:Serologische Tests auf Antikörper gegen Transglutaminase oder Endomysium. Für die Diagnose ist meist eine Dünndarmbiopsie notwendig.
Therapie:Lebenslange glutenfreie Ernährung. Vitaminpräparate können zur Vorbeugung von Mangelerkrankungen eingenommen werden.
Allgemeine Informationen
Definition
Zöliakie
ist eine genetischdurch bedingte,Gluten chronisch-entzündlicheinduzierte Autoimmunerkrankungimmunologische desErkrankung Darms,mit diegenetischer sich beim Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln manifestiertDisposition.1-
kann sich mit den unterschiedlichsten Symptomen und Zeichen in jedem Lebensalter manifestieren oder auch symptomlos bleiben.2
Die Bezeichnung „einheimische Sprue“ sollte nicht mehr verwendet werden.32
Hauterkrankung, die bei Erkrankung mit Zöliakie auftreten kann.
Bei fast allen Patienten mit Dermatitis herpetiformis Duhring kommt es zu entzündlichen Veränderungen in der Schleimhaut des Dünndarms. Die meisten Betroffenen sind bei einer glutenfreien Ernährung symptomfrei.
und/oderZeichen andereder SymptomeMalabsorption: Gewichtsverlust, einer Malassimilation.Gedeihstörung
Symptomatische Zöliakie
Nachweis von Antikörpern und HLA-DG2/DQ8, positive Histologie in Kombination mit klinischen Symptomen:
unspezifische gastrointestinale oder extraintestinale Symptome
Subklinische Zöliakie
Nachweis von Antikörpern und HLA-DG2/DQ8, positive Histologie
symptomfrei
Potenzielle Zöliakie
Nachweis von Antikörpern und HLA-DG2/DQ8, negative Histologie
Progression zur Zöliakie möglich
transiente Erhöhung der Antikörper möglich
Refraktäre Zöliakie (weniger als 1 % der Zöliakie-Patient*innen)3
Nachweis von Antikörpernachweisrpern und HLA-DG2/DQ8, positive Histologie mit Erkrankungsrezidiv bzw. primärem Versagen einer glutenfreien Ernährung, betrifft typischerweise erwachsene Patienten
Laut Leitlinien sollen Symptome trotz glutenfreier Ernährung über 12 Monate bestehen, bevor diese Diagnose gestellt wird.3
TypBetrifft I: polyklonaletypischerweise T-Zell-Infiltrationerwachsene der Mukosa
Typ II: monoklonale T-Zell-Infiltation der MukosaPatient*innen.
Häufigkeit
Die Erkrankung tritt weltweit auf, kommt in Nordeuropa aber häufiger vor.
Die Prävalenz liegt in Deutschland bei ca. 1:250.41
Bei Patienten mit gastrointestinalen Symptomen, chronischer Müdigkeit oder Schilddrüsenerkrankung sollte an eine Zöliakie gedacht werden und sie ggf. ausgeschlossen werdenbetroffen.93
Es ist immer noch mit einer hohen Zahl von erkrankten, aber nicht diagnostizierten Personen zu rechnen.2
Personen mit einer/einem an Zöliakie Verwandten 1. Grades haben ein Zöliakie-Risiko von 7 %.3
Ätiologie und Pathogenese
Autoimmunerkrankung
Die Erkrankung wird durch eine Autoimmunreaktion verursacht.
Wird der Dünndarm antigenen Komponenten in Weizen, Gerste und Roggen (Gluten und Gliadin) ausgesetzt, werden Antikörper gegen Gluten und seine Komponenten gebildet.41
Es entstehen Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase.
Gluten ist ein Speichereiweiß, das aus unterschiedlichen Proteinen besteht. Diese Proteine sind für die Backeigenschaften des Mehls wichtig.
Es entstehen Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase.
Die immunologische Reaktion führt zu einer Abflachung der mukosalen Oberfläche des Dünndarms mit Zottenatrophie, Kryptenhyperplasie und lymphozytärer Infiltration des Epithels und der Lamina propria.41,3
Krankheitsassoziiert sind die Allele HLA-DQ2 oder HLA-DQ8.
HLA-DQ2 wird bei mehr als 90 % und HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 bei mehr alsBei 98–99 % der Betroffenen findet man HLA-DQ2 mit Zöliakieoder gefundenohne -DQ8 oder nur -DQ8.
Weitere Ursachen
Die weiteren Faktoren, die zu einem Verlust der immunologischen Toleranz gegenüber Gluten führen, sind nicht bekannt.1,133
Beidurch einereine Zöliakieverminderte kann es zu einer Malabsorption von Eisen, FolsDarmoberfläure, Kalzium, Zink und fettlöslichen Vitaminen und damit zu Mangelerkrankungen kommen.che
Diarrhö tritt häufig auf, wenn sich die Krankheit in den distalen Teil des Dünndarms ausbreitet.14
Ist nur der proximale Teil des Dünndarms betroffen, kommt es meist nicht zu Diarrhö, da die Spaltprodukte von Fett und Kohlenhydraten im distalen Dünndarm absorbiert werden können.
Prädisponierende Faktoren
Vererbung
HLA-DQ2ist bei über 90 % und HLA-DQ8 bei 10 % der Betroffenen nachweisbar(s. o.)
Die Konkordanz liegt bei HLA-identischen Geschwistern bei 30–50 % und bei monozygoten Zwillingen bei 70–100 %.
Andere Erkrankungen/Konstellationen, die bei einer Zöliakie gehäuft auftreten und/oder mit einem erhöhten Risiko für Zöliakie einhergehen und bei denen ggf. eine Zöliakie-Diagnostik veranlasst werden sollte:1,3-42
In einer Beobachtungsstudie aus Norwegen zeigte sich eine Assoziation zwischen einer Enterovirus-Infektion im Kleinkindalter und einem vermehrten Vorkommen von Zöliakie in späteren Lebensjahren.
Unsicher: Es gibt Daten, die auf einen Zusammenhang mit einem reduzierten Vorkommen von Zöliakie hindeuten und Daten, die keinen Zusammenhang mit dem Auftreten von Zöliakie zeigen. 16
Menge an Gluten
Einführung von Gluten in die Ernährung von Säuglingen
Mit fester Nahrung sollte im Alter von 4–6 Monaten begonnen und anfangs nur kleine Mengen Gluten zugefüttert werden.17
Die heutigen Empfehlungen, kleine Mengen Gluten während des Stillens im Alter von 4–6 Monaten einzuführen3, werden von zwei großen randomisierten Studien infrage gestellt (vor allem bei Kindern mit erhöhtem Zöliakie-Risiko).
Diese Studien weisen auf eine komplexere Ursachenkette als allein die Exposition gegenüber Gluten hin.18-19
ICPC-2
D99 Erkrankung Verdauungsyst., andere
ICD-10
K90 Intestinale Malabsorption
K90.0 Zöliakie
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Es gibt kein klinisches Bild (z. B. Adipositas, Obstipation etc.), das per se eine Zöliakie ausschließt.32
Daher sollte eine Zöliakie bei einer Vielzahl von Symptomen, Erkrankungen und Befunden erwogen werden.
Für die sichereDie Diagnose einer Zöliakie ist gesichert, wenn2
zöliakiespezifische Autoantikörper positiv sind 3und
die Histopathologie von Duodenalbiopsien Kryptenhyperplasie, partielle oder totale Zottenatrophie bestätigt oder
alle Kriterien zufür die Zöliakie-Diagnose ohne Biopsien erfüllen:4llt sind.
tTG-IgA (bei Kindern gleich oder) über dem Zehnfachen des Grenzwertes
bei Erwachsenen zusätzlich Nachweis von IgA-Autoantikörpern gegen Gewebstransglutaminase oder Endomysium (unter ausreichender Glutenzufuhr: 3 g tgl. über mindestens 2, möglichst 8 Wochen)
bei erniedrigtem Gesamt-IgA zusätzliche Bestimmung von IgG-Antikörpern gegen Gewebstransglutaminase oder gegen diaminierte Gliadinpeptide3.
positiveVoraussetzung Histologiefür mitdie VerZuverländerungenssigkeit der serologischen und histopathologischen Zöliakie-Diagnostik ist eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Gluten.2
TypBei 2V. a. Zöliakie soll vor Einleitung einer Diagnostik (intraepithelialeSerologie, LymphozytenEndoskopie) >die 25/100Glutenzufuhr Enterozytenin der Ernährung der Patient*innen anamnestisch erhoben und Kryptenhyperplasie)dokumentiert –werden.
Wurde eine glutenfreie oder –
Typglutenreduzierte 3Kost bereits zusätzlichebegonnen, Zottenatrophie
unterkann ausreichendereine Glutenzufuhrsichere Diagnose erst nach Glutenbelastung gestellt werden.
Abfall der Antikörpertiter unter glutenfreier Ernährung bis unter die Nachweisgrenze.
Bei Kindern kann bei Vorliegen von hohen Antikörpertitern, Nachweis von HLA-DQ und Besserung der Symptomatik unter glutenfreier Diät (GFD) in Absprache mit einer Kindergastroenterologin/einem Kindergastroenterologen und den Eltern ggf. auf eine Biopsie verzichtet werden.4
Bei unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Leistungsschwäche, Appetitlosigkeit, aber auch bei Verhaltensauffälligkeiten oder Depression im Erwachsenenalter sollte auch an eine Zöliakie gedacht werden.41
Weitere Symptome, Konstellationen und Krankheitsbilder, bei denen die Leitlinie eine differenzialdiagnostische Erwägung von Zöliakie und ggf. weitere Diagnostik empfiehlt, sind im Abschnitt Prädisponierende Faktoren und in Tabelle 1.2 der Leitlinie zu finden.
Differenzialdiagnosen
Der folgende Abschnitt basiert, sofern nicht anders angegeben, auf dieser Referenz.3
Bei der Weizensensitivität ohne Vorliegen einer Zöliakie scheinthandelt es sich um ein eigenständiges klinisches Krankheitsbild zu handeln.
Anamnese
Die Krankheit führt zu einer Malabsorption mit Magen-Darm-Beschwerden. Jedoch kommen oft abweichende Krankheitsverläufe mit wenigen oder atypischen Symptomen ohne Magen-Darm-Beschwerden vor.
Dieklinischen Symptome und der Schweregrad des Krankheitsbildes können insehr jedemvariabel Altersein.2
Kein erstmaligklinisches auftretenBild, undwie sindz. B. oftAdipositasunspezifischoder Obstipation, kann eine Zöliakie ausschließen.
SowohlStichwort: bei„Chamäleon Erwachsenender als auch bei Kindern kommt es häufig zu leichten Symptomen.8
Gastroenterologie“
Zöliakie kann ohne gastrointestinale Symptome auftreten, und die Patienten können übergewichtig sein und unter Obstipation leiden.32
MeistNach tretenErnährung jedochund bereits begonnener glutenarmer oder glutenfreier Diät fragen.2
Sog. klassische Symptome, z. B. abdominelle Beschwerden wie Dyspepsie, Flatulenz oder Wechsel der Stuhlgewohnheiten, treten vor allem im frühen Kindesalter und insgesamt nur bei einer Minderheit der Patient*innen auf.2
Symptome einer Zöliakie unterscheiden sich bei den unterschiedlichen Formen der Zöliakie erheblich.2
klassische Zöliakie: Zeichen der Malabsorption
meistens im frühen Kleinkindalter mit Symptomen und Zeichen der Malabsorption wie chronischen Durchfällen, voluminösen, z. T. fettglänzenden, übelriechenden Stühlen, Eiweißmangelödemen und vor allem einer Gedeihstörung
Die volle Ausprägung des Krankheitsbilds beim Kleinkind umfasst ein aufgetriebenes Abdomen, voluminöse übelriechende dyspeptische Diarrhöen, Wachstumsretardierung, Muskelhypotrophie, Anorexie und eine Veränderung des Verhaltens.
symptomatische Zöliakie: unspezifische gastrointestinale oder extraintestinale Symptome
unspezifische gastrointestinale Beschwerden, wie chronische Obstipation, Blähungen, ausladendes Abdomen und Bauchschmerzen, Dyspepsie oder Wechsel der Stuhlgewohnheiten
evtl. auch Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Leistungsminderung, Depressionen oder Obstipation
subklinische Zöliakie: ohne klinische Symptome, aber auffällige Laborwerte oder klinische Besserung unter Diät (z. B. verbesserte Leistungsfähigkeit)
potenzielle Zöliakie: keine oder wenig spezifische Symptome oder Zeichen
refraktäre Zöliakie (nur bei Erwachsenen): Zeichen der Malabsorption und Zottenatrophie trotz glutenfreier Diät über 12 Monate
bei Zöliakie bei Schwangeren Hinweise auf intrauterine Wachstumsretardierung, Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht und höhere Kaiserschnittrate
Symptomatik bei Erwachsenen – Symptome der „klassischen“ Zöliakie (oft abweichende Krankheitsverläufe)3
Krankheitszeichen der Malabsorption wie Gewichtsverlust, Steatorrhö und Eiweißmangelödem
Die Symptome können variieren: Blähbauch, ausgeprägte Flatulenz, voluminöse Entleerungen mit übelriechendem Stuhl (Steatorrhö), Gewichtsabnahme, Müdigkeit oder Anämie.
Diarrhö kann schrittweise oder plötzlich auftreten.
Auslösende Faktoren können Schwangerschaft, Reisedurchfall, Gastroenteritis oder ein gastrointestinaler Eingriff sein.
Es können auch eine Dermatitis herpetiformis Duhring22, Infertilität, neurologische Symptome23 oder andere Autoimmunerkrankungen im Vordergrund stehen.
Die Dauer zwischen dem Auftreten der ersten Symptomen und der Diagnosestellung beträgt bei Erwachsenen oft 10–20 Jahre.
Bei Kindern kann die Wachstumskurve auf eine Gedeihstörung hinweisen, und es kann Anzeichen einer Mangelernährung wie starker Gewichtsverlust und Blähbauch (75 %) geben.
Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen können verschiedene Haut- und Schleimhautveränderungen auftreten.
Die (siehe Erkrankung kommt bei ca. 10 % der Betroffenen vor und gilt als Hautmanifestation der Zöliakie.
Juckende Papulovesikel treten an den Extensoren der Extremitäten, am Bauch, dem Kopf und im Nacken auf.
Fast alle Patienten mit Dermatitis herpetiformis Duhring zeigen bei der Dünndarmbiopsie Anzeichen von Zöliakie, die aber nicht unbedingt symptomatisch ist.
Eine glutenfreie Ernährung macht Medikamente überflüssig, fördert die Heilung der Darmveränderungen und verringert das Risiko für Lymphome.
Bei Patienten mit diesen Hautveränderungen wird eine Darmbiopsie empfohlen.
Bei negativen Autoantikörpern kann eine HLA-Typisierung angeboten werden.
Bei deutlich positiver Serologie (ein Mehrfaches des oberen Grenzwertes) soll eine histologische Untersuchung der Dünndarmschleimhaut erfolgen.
Bei weniger stark erhöhten Antikörpern und Symptomfreiheit soll nach 3–6 Monaten eine serologische Kontrolle erfolgen.
Bei Erwachsenen sollte eine Antikörperdiagnostik nur bei Symptomen wiederholt werden, bei Kindern alle 1–2 Jahre bis zum 18. Lebensjahr.
Serologie
Antikörper gegen natives Gliadin
Als TestRisiko für diefalsch Primärdiagnostiknegative nicht mehr empfohlen.Tests32
Fehlerquellen
DieIn Mengefolgenden desSituationen Glutens in der Nahrung beeinflusst den serologischen Titer (Patientenist mit einerfalsch glutenfreiennegativen ErnährungTestergebnissen könnenzu einerechnen:
angeborene negativeoder Serologieerworbene zeigen), auch Immunsuppressiva können den Wert beeinflussen.Immundefekte
Bei älteren PatientenEiweißverlust über 70Darm, JahreNiere oder Haut mit ZöliakieHypoproteinämie fehlen oft positive Antikörper.
und
Kontrolleunter imglutenreduzierter Verlauf
Der Antikörperspiegel gegen tTG und EMA sinkt beioder glutenfreier Ernährung.
Der Antikörperspiegel normalisiert sich in der Regel nach 6–12 Monaten, aber dies kann auch bis zu 30 Monate dauern, wenn der anfängliche Spiegel hoch war. Bei einigen Patienten normalisieren sich die Werte trotz glutenfreier Ernährung nicht.
Die Serokonversion tritt häufig schneller auf als die Heilung der Enteropathie.
Die Diagnostik sollte unter glutenhaltiger Ernährung erfolgen.
Als ersten Schritt in der diagnostischen Abklärung einer Zöliakie bei Personen mit intestinalen oder extraintestinalen Symptomen/klinischen Zeichen oder genetischen Risikokonstellationen (siehe Abschnitt Prädisponierende Faktoren) sollte die Serologie unter glutenhaltiger Kost durchgeführt werden.
Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase 2 (tTG-IgA synonym: TG-2 oder TGA) und Endomysium (EMA) der Klasse IgA zeigen die höchste Spezifität für die serologische Zöliakie-Diagnostik („zöliakiespezifische Autoantikörper“).
Die Bestimmung von zöliakiespezifischen Autoantikörpern erlaubt ein Screening auf Zöliakie bei symptomatischen und asymptomatischen Patient*innen. („Screening“ bedeutet hier eine Untersuchung bei den o. g. Symptom- und Befundkonstellationen ohne Diagnosesicherung durch Biopsie, Anm. d. Red.)
Bei klinischem Verdacht auf Zöliakie
IgA-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase (tTG-IgA-Ak) oder Endomysium (EmA-IgA-Ak) und
Gesamt-IgA im Serum bestimmen.
Bei IgA-Mangel zusätzlich IgG-Antikörper gegen Gewebstransglutaminase (tTG-IgG-Ak) oder deamidierte Gliadinpeptide (dGP-IgG-Ak) bestimmen.
Glutenbelastung
Bestimmung der Antikörper vor und unter Glutenbelastung
Indikationen sind:
Erstdiagnostik bei bereits begonnener glutenfreier Kost
Wunsch der Betroffenen/der Sorgeberechtigten
Zweifel an der initialen Diagnose
untypische Befundkonstellationen in der Erstdiagnostik.
Bei ausgeprägtenerniedrigtem BeschwerdenGesamt-IgA unterim GlutenbelastungSerum sollteund einenegativem BiopsietTG-IgA zeitnahsollen erfolgenIgG-Antikörper gegen
Gewebs-Transglutaminase (tTG-IgG)
Endomysium (EMA-IgG) oder
deamidierte Gliadinpeptide (dGP-IgG) bestimmt werden.
Bei leichtenPatient*innen odermit keinenIgA-Mangel Beschwerdenund unterpositivem GlutenbelastungIgG-basiertem solltenTest diesollen unabhängig vom Alter und von der Konzentration (Titerhöhe) der Antikörper frim IgG-basierten Test zur Sicherung der Zöliakie-Diagnose Duodenalbiopsien durchgefühestens nach 4 spätestens nach 12 Wochen bestimmt werden.
Ergibt diese Kontrolle keinen Antikörperanstieg, sollte eine Normalkost empfohlenhrt werden.
BeiTests Kindernzur undBestimmung Jugendlichen sollten unter Glutenbelastung dievon Antikörperrpern alle 6 Monate für 2 Jahre bestimmt werden. gegen
Wenndeaminierte Gliadinpeptide nach 2 Jahren die Antikörper negativ geblieben sind(dGP-IgG und SymptomedGP-IgA)
Endomysium (EMA-IgA fehlen,und giltEMA-IgG)
Gewebstransglutaminase der dieKlasse GlutenbelastungIgG (tTG-IgG) und
unzureichend validierte Epitop-spezifische tTG-Tests sollen allein oder in Kombination mit tTG-IgA in der Regelinitialen alsDiagnostik negativnicht eingesetzt werden.
SicherheitshalberDie solltehier nachgenannten 5Tests sollen auch nicht bei Personen mit normalem Gesamt-IgA und 10initial Jahrennegativem einetTG-IgA-Ergebnis nochmaligeeingesetzt Antikörperbestimmung erfolgenwerden.
HLA-TypisierungDie folgenden Tests sind zur Diagnostik der Zöliakie nicht geeignet und sollen nicht verwendet werden:
Antikörper gegen natives Gliadin (AGA) oder Weizenkeim-Agglutinin (WGA)
Bestimmung von DQ2Zonulin bzwim Serum oder Stuhl
zöliakiespezifische Antikörper im Speichel und Stuhl
Blut-Schnelltests.
Umgang mit Befunden
Unabhängig davon, ob die Zöliakie-Diagnose mit oder ohne Histopathologie gestellt wurde, sollten alle diagnosesichernden Ergebnisse (Serologie und Histopathologie) mit Datum der Untersuchung in einem Dokument zusammengefasst und den Patient*innen ausgehändigt werden (z. B. DQ8Zöliakie-Pass oder Arztbrief).
Die Bestimmung von HLA-Risikogenotypen und abgeleiteten -phänotypen ist zur Sicherung einer Zöliakie-Diagnose nicht notwendig und soll dafür auch nicht erfolgen.
In besonderen Situationen kann ihre Bestimmung wegen ihres hohen negativen Vorhersagewertes zum weitgehenden Ausschluss einer Zöliakie beieingesetzt Personenwerden:
Geschwisterkinder und Kinder von Zöliakie-Betroffenen oder Kinder mit erhöhtemhten Risikogenetischen fürRisiken eine(Down-Syndrom, Turner-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom)
Patient*innen mit zöliakieverdächtigen Schleimhautläsionen (Marsh 1 bis Marsh 3), die unter glutenhaltiger Ernährung keine Zöliakie-spezifischen Antikörper haben.
mitPatient*innen, diskrepantendie Befunden.
mitohne fraglichersichere Zöliakie-Diagnose.
die längere Zeit (>Serologie, 2Histopathologie) Monate)wegen Beschwerden vor Monaten eine glutenfreieGFD Diät eingehaltenbegonnen haben und bei denen eine Glutenbelastung erwogen wird.
DieZum Diagnose Zöliakie kann bei positiver Serologie und Histologie sowie serologischer Besserung unter glutenfreier Diät sicher gestellt werden.
Eine Glutenbelastung zur Diagnosebestätigung ist i. d. R. nicht notwendig.
Bei Kindern mit klinischen Symptomen und Zeichen der Malabsorption kann die Zöliakie-Diagnose evtl. ohne histologische Sicherung bei folgender Befundkonstellation gestellt werden:
tTG-IgA-Ak > 10-fach oberer Grenzwert
positive EmA-IgA-Ak aus einer 2. unabhängigen Blutprobe
Nachweis von HLA-DQ2 oder -DQ8 – und –
Verschwinden der Symptome unter einer glutenfreien Diät
Die Entscheidung zum Verzicht auf eine Biopsie wird durch eine Kindergastroenterologin/einen Kindergastroenterologen in Absprache mit den Sorgeberechtigten getroffen.
Empfehlung bei Verdacht auf Weizenallergie nachsicheren Ausschluss einer Zöliakie
F sollen Verfahren zum Einsatz kommen, die die Genotypen erfassen, die führenr einesdie BeschwerdetagebuchesRisikophänotypen DQ2.5, DQ8 und DQ2.2 kodieren.
BestimmungNach dem Gendiagnostik-Gesetz werden Leistungen zur Risikoabschätzung nicht von spezifischemden IgEgesetzlichen gegenKrankenkassen Weizen
DerBei Verdacht auf eine Nicht-Zöliakie-NichtBetroffenen ohne IgA-WeizenallergieMangel soll ausschließlich tTG-WeizensensitivitIgA zur Verlaufskontrolle bestimmt werden.
Bei Patient*innen mit IgA-Mangel soll ein IgG-basierter Test (EMA, tTG-IgA, dGP) verwendet werden.
Die erste serologische Kontrolle sollte 6 Monate nach Beginn der Diät bestehterfolgen bei:
einer weizenabhängigen Klinikund negativerdann Serologiealle 6 Monate, bis das Ergebnis unter dem Grenzwert liegt.
normalerEinmal Dünndarmhistologiejährlich, bei sehr stabilem Verlauf im Erwachsenenalter auch alle 2 Jahre, sollte eine serologische Kontrolle erfolgen.
negativemBei spezifischemWiederauftreten IgEvon (Weizen)zöliakieverdächtigen undSymptomen soll negativemunabhängig Pricktest (Weizen) – und –
nach sorgfältigem Ausschlussvon anderer DiagnosenDiagnostik (z. B. Duodenalbiopsie) auch eine serologische Kontrolle erfolgen.
Diagnosestellung ohne Biopsie
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren mit tTG-IgA-Konzentration gleich oder über dem 10-fachen des Grenzwertes soll nach vorheriger Aufklärung eine Zöliakie-Diagnose ohne Biopsien als Option angeboten werden.
Die Aufklärung über das Für und Wider einer Diagnose ohne Biopsien soll durch Kindergastroenterologen*innen erfolgen.
Entscheiden sich Eltern/Betroffene nach dem Gespräch für die Diagnosestellung ohne Biopsien, soll zur Diagnosesicherung in einer zweiten Blutprobe EMA-IgA bestimmt und positiv sein.
In allen anderen Fällen sollen zur Diagnosesicherung Duodenalbiopsien entnommen werden.
Erwachsenen mit tTG-IgA-Konzentration über dem 10-fachen Wert des Grenzwertes, mit Kontraindikation zur oberen Endoskopie mit Biopsieentnahmen (z. B. Patient*innen mit Gerinnungsstörung) sollte eine Zöliakie-Diagnose ohne Biopsie angeboten werden, wenn EMA-IgA in einer zweiten Blutprobe nachgewiesen wurde.
Zur Primärdiagnostik sollender Zöliakie soll bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Dünndarmbiopsate untersucht werden (Ausnahme s. o.)
Dieeine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie istmit einHistologiegewinnung wesentlichererfolgen, Bestandteilsofern keine Kontraindikationen vorliegen.
Zur Primärdiagnostik der DiagnostikZöliakie insoll allenbei Altersgruppen.
Entnahme von mindestens 6 Biopsien aus verschiedenen Abschnitten des Duodenums, einschließlich BulbusKindern und distalemJugendlichen Duodenum
eine Histologiegewinnung mittels Ösophago-Gastro-Duodenoskopie erfolgen, sofern nicht die o. g. Kriterien für eine Diagnosestellung ohne Biopsie erfüllt sind.
ErneuteEine erneute Entnahme von BiopsienDünndarmbiopsien und ihre histologische Beurteilung soll zur Verlaufsdiagnostik einer Zöliakie nur dann durchgeführt werden, wenn trotz strikterabfallender Serologie und Diättkontrolle innerhalb von 12 Monaten kein klinisches Ansprechen zu beobachten ist, bei Verschlechterung auch früher, oder wenn es nach initialem Ansprechen zum Wiederauftreten von Zöliakie-Symptomen kommt.
Kapselendoskopie soll zur Prim
Härdiagnostik nicht eingesetzt werden.
Im Rahmenufigkeit der histologischentTG-IgA-Antikörper-Bestimmung Diagnostikbei sollverschiedenen die Zotten-/Kryptenarchitektur nach der Marsh-Oberhuber-Klassifikation und das entzündliche Infiltrat im Schleimhautstroma beurteilt werden.Indikationen
DieDer Zahlfolgende derAbschnitt intraepithelialen Lymphozyten (IEL) soll in Bezugbasiert auf 100dieser Epithelien angegeben werdenReferenz.2
BeiGenetisches einemRisiko Schwellenwertohne vonklinische mehrSymptome als(bekannter oder bekannter HLA-Genotyp DQ2 und/oder DQ8, z. B. Zöliakie bei Verwandten 1. Grades, Trisomie 21)
mehrmalige Serologie bei:
Kindern > 1 25bis IEL< 7 proJahre: 100 Enterozyten ist von einer erhöhten Zahl intraepithelialer Lymphozyten auszugehen.1 x/Jahr
Laut Leitlinie soll die Diagnose durch (Kinder-)Gastroenterolog*innen oder Ärzt*innen mit positiver„besonderen SerologieKenntnissen oderzur einemZöliakie“ bestehendenvermittelt Verdachtwerden bei(ohne positivergenauere HLA-TypisierungDefinition, erfolgenwas besondere Kenntnisse sind, Anm. d. Red.).2
Die PatientenPatient*innen sollten eine Ernährungsberaterin/einen Ernährungsberater aufsuchen.
Zöliakie-PatientenPatient*innen, die trotz glutenfreier Ernährung Beschwerden haben, sollen an einen SpezialistenSpezialist*innen überwiesen werden.
Kinder mit Zöliakie sollen von einer Kinderärztin/einem KinderarztKindergastroenterolog*innen behandelt werden.
Checkliste zur Überweisung
Zöliakie
Zweck der Überweisung
Bestätigung der Diagnose? Therapie? Sonstiges?
Anamnese
Beginn und Dauer? Verlauf? Bereits bestätigte Diagnose?
Symptomatik? Diarrhö: Art, Anzahl der Entleerungen? Schmerzen? Gibt es Komplikationen? Allgemeinsymptome? Appetit? Gewichtsabnahme? Extraintestinale Beschwerden?
Wirkung der bisherigen Therapie?
Familienanamnese? Weitere gleichzeitig auftretende Erkrankungen?
Auswirkung der Beschwerden auf das Wachstum? Ernährung? Lebensqualität? Arbeitsfähigkeit?
Klinische Untersuchung
Allgemeinzustand der Patienten? Ernährungszustand? Ausschlag?
Abdominale Raumforderung?
Perianale Beschwerden? Extraintestinale Befunde?
Größe, Gewicht; Perzentilkurven bei Kindern und Jugendlichen
Diese Diät sollte nicht begonnen werden, bevor eine definitive, am besten histologisch bestätigte, Diagnose vorliegt.
Bei einer glutenfreien Diät kann es zu einer geringeren Ballaststoffaufnahme, zum Mangel an Vitaminen und Mikronährstoffen sowie zu einer höheren Aufnahme von Kalorien, Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren kommen.3
Symptomatische Personen aller Altersgruppen mit gesicherter Zöliakie sollen unabhängig von möglichen Begleiterkrankungen mit einer glutenfreien Diät behandelt werden.
Asymptomatische Kinder und Jugendliche mit gesicherter Zöliakie sollen unabhängig von möglichen Begleiterkrankungen mit einer glutenfreien Diät behandelt werden.
Asymptomatische Erwachsene mit gesicherter, aber subklinischer Zöliakie sollen unabhängig von möglichen Begleiterkrankungen (z. B. Typ-1-Diabetes, Schilddrübersenerkrankungen) die Möglichkeitmit einer glutenfreienGFD Diät informiertbehandelt werden,. und dieDie Vor- und Nachteile einer GFD sollen mit den Betroffenen diskutiertdargelegt werden.
Die glutenfreie DiätGFD soll bei gesicherter Diagnose Zöliakie lebenslang strikt eingehalten werden. Ziel ist es, dass die Glutenmenge bei < 10 mg pro Tag liegt.
Eine potenzielle Zöliakie stellt keine Indikation zur GFD dar.
Vermeidung von Kontaminationen
Bei der Durchführung der GFD im Alltag sollen mögliche Kontaminationen vermieden bzw. stark eingeschränkt werden.
Es sollen nur glutenfreie Getreide/Pseudogetreide/Hülsenfrüchte und Erzeugnisse daraus mit dem Symbol der durchgestrichenen Ähre, der Aufschrift „glutenfrei“ oder anhand der aktuellen Aufstellung glutenfreier Lebensmittel der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. (DZG e. V.) empfohlen werden, da andere Produkte ein erhöhtes Risiko für eine unbeabsichtigte Kontamination aufweisen.
Ernährungsberatunghrungstherapie
Patient*innen sollen zeitnah nach gesicherter Diagnose einer Zöliakie eine individuelle prozessgeleitete Ernährungstherapie durch eine Ernährungsfachkraft sollerhalten. zuDie BeginnErnährungstherapie erfolgensollte und kann im Verlaufregelmäßig wiederholt werden.
AufDie Ernährungstherapie für die genannten MöglichkeitIndikationen ist derzeit keine Kassenleistung, kann aber von den behandelnden Ärzt*innen empfohlen werden. Es empfiehlt sich, vor einer UnterstTerminvereinbarung Rützungcksprache durchmit der Krankenkasse zu halten und eine Selbsthilfegruppestellenweise sollmögliche hingewiesenBezuschussung werdenzu erfragen.
PsychologischeEs Betreuungmuss kanneine Zuweisung über eine Notwendigkeitsbescheinigung einer Ernährungstherapie der Ärztin/des Arztes erfolgen.
Eine Ernährungstherapie soll mögliche Risiken einer GFD insbesondere in bestimmtenBezug Situationenauf Nährstoffverteilung und schädliche Inhaltsstoffe berücksichtigen.
Laktosereduzierte Diät
Eine laktosereduzierte/-arme Diät soll nur empfohlen werden, wenn Beschwerden nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln auftreten. Die Enteropathie-assoziierte sekundäre Laktoseunverträglichkeit ist in der Regel transient.
Mangelerscheinungen
Bei Malnutrition oder klinisch relevantem Mangel an Mikronährstoffen soll eine adäquate altersspezifische Nährstoff-, Vitamin- und Mineralstoffzufuhr und/oder eine Substitution mit Vitaminen/Mineralstoffen durchgeführt werden.
Selbsthilfe
Zusätzlich ist bei manchen Betroffenen einesollte laktosefreie Ernährung innach der erstenDiagnosestellung Zeitder erforderlichKontakt (aufgrundzu einer sekundärenSelbsthilfegruppe Laktoseintoleranz).
Haferprodukte ohne Kontamination sollen nicht von der Diät ausgeschlossenvermittelt werden, wennda unterregelmäßige demGruppentreffen Verzehrden keineErfahrungsaustausch Beschwerdenfördern auftreten.
Eineund glutenfreieentscheidend Ernzur Compliance und Lebensqualitährungt ist die einzig wirksame Therapie.
Die glutenfreie Ernährung ist momentan die einzige Therapie mit einer gut belegten Wirkung.
Manche Patienten sprechen schlecht auf die Therapie an. Dies liegt meist daran, dass die Ernährungseinschränkungen nicht eingehalten werden.2
Klinische Besserung
Eine klinische Besserung kann innerhalb von Wochen, eine histologische Besserung nach einigen Monaten auftreten.
Die Besserung verläuft bei Kindern schneller als bei Erwachsenenbeitragen.
Empfehlungen für PatientenPatient*innen
Ausschlussdiät
Bei einem Verdacht auf Zöliakie sollte mit einer glutenfreien Ernährung nicht vor der gastroenterologischen Untersuchung begonnen werden.
Insbesondere bei kleinen Kindern fällt es Eltern schwer, die glutenhaltige Ernährung fortzusetzen, wenn es ihrem Kind dadurch schlecht geht.41
Die Hauptrisiken beim Verzehr glutenfreier Getreide/Pseudogetreide und anderer Lebensmittel sind Kontaminationen im Ernte-, Herstellungs-, Verarbeitung,- Verpackungs- und Lagerungsprozess.2
Eine glutenfreie Diät durchzuhalten ist schwierig. Es kann zu Diätfehlern kommen.3
Medikamentöse Therapie/Nahrungsergänzung
Bei Malnutrition oder klinisch relvantemrelevantem Mangel an Mikronährstoffen sollte eine adäquate Nährstoffzufuhr und/oder eine Substitution mit Vitaminen oder Spurenelementen durchgeführt werden.32
Eine Substitution von Pankreasenzymen kann in der Anfangsphase sinnvoll sein und kann bei einzelnen PatientenPatient*innen mit persistierender Pankreasinsuffizienz dauerhaft indiziert sein.41
Andere Therapieoptionen
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
Alternative Therapieoptionen anstelle der glutenfreien Diät sollen außerhalb klinischer Studien nicht durchgeführt werden.
Bei verminderter Knochendichte kann ein Muskelaufbautraining angeboten werden.2
Prävention
EsMedikamente sindzur keine Maßnahmen bekannt, mit denenPrimärprävention einer Zöliakie vorgebeugtsollen nicht empfohlen werden kann.2
Verwandte 1. Grades könnensollten bereits früh getestet werden.3
Gluten solltekann inentsprechend kleinenden MengenErnährungsempfehlungen in die Beikost von Säuglingen ab Beginn des 5. Lebensmonats eingeführt werden, jedoch nicht vor der 17. und nicht nach der 26. Woche. 2
Es wirdgibt empfohlenaus guten klinischen Studien keinen Hinweis dafür, dass dieStillen Mutter inoder der ZeitZeitpunkt des Beginns einer Ernährung mit Gluten das Zöliakie-Risiko bei Kindern mit positiver Familienanamnese beeinflussen.
Die Impfempfehlungen der GluteneinfStändigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut gelten auch führungr nochZöliakie-Betroffene.2
Es stilltsollte zusätzlich eine Pneumokokken-Impfung durchgeführt werden.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.31-42
Die meisten Betroffenen sprechen schnell auf die glutenfreie Ernährung an, wodurch den meisten Komplikationen vorgebeugt werden kann.1
Eine erneute Dünndarmbiopsie sollte dann durchgeführt werden, wenn trotz Einhaltung der glutenfreien Diät kein klinisches Ansprechen zu beobachten ist.32
Komplikationen
Bei Diarrhö über mehr als 4 Wochen und Gewichtsabnahme, evtl. mit Temperaturerhöhung und B-Symptomatik mit Leistungsminderung, Müdigkeit und Nachtschweiß trotz korrekter Diät soll an komplizierte Formen bzw. Komplikationen einer Zöliakie gedacht werden.31-42
Prüfung der Verdachtsdiagnose nach wenigen Wochen konsequenter Diät ohne klinische Besserung
selten, bei 1–2 % der Zöliakie-Fälle, allerdings bei 10–18 % der therapieresistenten Fälle32
Typ I spricht häufig auf Budesonid oder eine systemische Immunsuppression an.
Typ II kann übergehen in ein T-Zell-Lymphom, eine ulzerative Jejunitis oder eine kollagene Zöliakie.
Budesonid ist deutlich weniger wirksam, oft sind Zytostatika erforderlich, ggf. autologe Stammzelltransplantation, Fünf-Jahres-Überlebensrate unter 60 %.
Ein initial nach der Diagnose erhöhtes Malignomrisiko für diverse Karzinome scheint sich unter einer glutenfreien Diät dem der Normalbevölkerung anzupassen.
Das Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome und Enteropathie-assoziierte T-Zelllymphome wird unter glutenfreier Diät reduziert, bleibt aber erhöht.
Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom
hochmaligne
Therapien, die zum Einsatz kommen können: Budesonid, Ernährungstherapie, Resektion des Tumors, Chemotherapie, autologe Stammzelltransplantation.
Es wird diskutiert, ob dies ein Bestandteil bei einigen erwachsenen Zöliakie-Patienten sein kann sich als rezidivierende akute Pankreatitis manifestieren oder durch eine chronische Pankreatitis verkompliziert werden.
EinBeide TestKomplikationen aufsind Pankreas-Elastase im Stuhl kann bei Diarrhö trotz normaler Zöliakieserologie angezeigt seinselten.
Durch eine glutenfreie Ernährung sind die Patientenmeisten inPatient*innen der Regel(90 %) beschwerdefrei.
DieBei Sterblichkeitden ist10 % nichtder erhBetroffenen mit weiter bestehenden Symptomen sind eine fortgesetzte Glutenexposition, Laktoseintoleranz, Obstipation oder ein Reizdarmsyndrom ursächlich.
Bei weniger als 1 % der Betroffenen entwickelt sich eine refraktäre Zöhtliakie.
Ohne oder mit nicht zufriedenstellender Therapie276
Es besteht ein erhöhtes Risiko für Karzinome im Magen-Darm-Trakt, insbesondere in Form von Lymphomen.
Die Sterblichkeit ist um den Faktor 1,9–3,8 erhöht.
Mortalität
Laut Tritteiner einegroßen Malignitschwedischen Populationsstudie ist das Sterblichkeitsrisiko bei Zöliakie-Betroffenen gegenüber der übrigen Bevölkerung immer noch geringgradig erhöht, obwohl die Diagnostik und der Zugang zu glutenfreien Lebensmitteln in den letzten Jahren deutlich verbessert wurden.7
In der Studie wurden allerdings keine individuellen Daten zur korrekten Einhaltung einer glutenfreien Diät auf, spricht eine 2004 veröffentlichte Studie von einem Faktor von 1,1–1,2erhoben.
Verlaufskontrolle
Regelmäßige Kontrollen
Erwachsene
Leitlinie: Gastroenterologie
Kinder: Kindergastroenterologie
Die Hausärzte sind im weiteren Verlauf für die jährlichen Kontrollen verantwortlich.
Antikörperbestimmung (Titer sollteMonitoring unter dieglutenfreier Nachweisgrenze fallen)
Welche Kontrolluntersuchungen sind durchzuführen?Diät2
Klinisch
BeiNach Kindern sind die PerzentilkurvenDiagnose und dieEinleitung Normalisierungeiner derGFD Antikörper die besten Indikatoren für eine wirksame Therapie.
Bei Kindern sollen die Pubertätsstadien bestimmt werden.3
Ansonsten sollen Anzeichen für Rezidive beachtet werden: Allgemeinzustand, Magen-Darm-Beschwerden.
Auf Komplikationen oder mögliche Komorbiditäten solltesollten in regelmäßigen Abständen kontrolliertKontrolluntersuchungen durchgeführt werden (zzuerst innerhalb von 6 Monaten nach der Diagnose, dann jährlich bzw. Bbei sehr stabilem Verlauf im Erwachsenenalter alle 2 Jahre).
Die Kontrolluntersuchungen sollen erfassen: den klinischen Verlauf (inkl. BMI und bei Kindern Gewicht, Länge und Pubertätsstadien), die Adhärenz zur GFD, die Serologie (tTG-IgA) und evtl. SchilddrKomplikationen.
Bei Beschwerdefreiheit und normalisierter Serologie/Laborparameter sollte keine routinemäßige Kontrollendoskopie durchgefüsenerkrankungenhrt werden.
Eine Kontrollendoskopie mit Duodenalbiopsien soll bei anhaltender/wiederaufgetretener Symptomatik bzw. Laborabnormalitäten (inkl. Persistenz/Wiederanstieg Zöliakie-spezifischer Antikörper) trotz GFD erfolgen.
Laboruntersuchungen 3Die Untersuchung immunogener Glutenpeptide im Urin/Stuhl kann als Echtzeitnachweis für unbewusste Diätfehler erwogen werden.
Im Rahmen der Kontrolluntersuchungen sollten bei initial nachgewiesenem Mangel folgende Laborparameter zusätzlich erhoben werden:
IgA-Antikörper gegen GewebstransglutaminaseBlutbild
Eisenparameter (Ferritin oder Endomysium-Antikörper, falls diese bei der initialen Diagnose bestimmt wurdenTransferrinsättigung)
TSH, Transaminasen bei asymptomatischeninitialer Personen kann eine Kontrolle von Blutbild, Ferritin, TSH, evtl. Vitamin D sinnvoll sein. Leberwerterhöhung
Beisowie Verdachtbei aufvorausgegangenem MangelzustMangel oder klinischen Symptomen für Mangelerscheinungen auch weitere Mikronände sind Untersuchungen von Blutbild, Eisenstatus und Vitamin D-Spiegel sinnvoll.
Bei Diagnosestellung pathologische Laborwerte sollen im Verlauf auf eine Normalisierung hin überprüft werdenhrstoffe.
Eine Knochendichtemessung sollte bei allen Zöliakie-Betroffenen ab einem Alter von 50 Jahren durchgeführt werden. Bei einem erhöhten Risiko für eine Osteoporose sollte eine Knochendichtemessung bei der Diagnosestellung unabhängig vom Alter erfolgen.
Endoskopiebild des Duodenums eines Patienten mit Zöliakie –(Quelle: ZottenatrophieWikipedia)
Symbol für glutenfreie Nahrungsmittel (Quelle: Wikipedia)
Quellen
Leitlinien
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AutorenAutor*innen
Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
LarsDie Stenhammarursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, docent och överläkare, Barn- och ungdomskliniken, Vrinnevisjukhuset, Norrköping
DDD MK 08.01.2019, Kontrolluntersuchungen an LL angepasst, nach Leseranfrage;
U-MK 02.10.2019;
U-MK 04.03.2019
BBB MK 28.11.2022 neue LL berücksichtigt, alte Quellen und Einzelstudien entfernt. Erhebliche Änderungen im ganzen Artikel.
BBB MK 05.03.19, AKDAE eingearbeitet, LL waren nicht berücksichtigt, Fehler entfernt, komplett überarbeitet.
Check GO 29.1. 28.06.17 Rev. NH: aktualiserte LL als Kasten im Text eingearbeitet, empfohlende Nomenklatur übernommen. Literatur aktualisiert und im Text eingefügt (= NEL), alte Literatur gelöscht. MK 04.07.17
Definition:Zöliakie ist eine genetisch bedingte, chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Darms, die sich beim Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln manifestiert. Dabei werden die Darmzotten der Dünndarmschleimhaut geschädigt.