Anorexia nervosa (Magersucht)

Zusammenfassung

  • Definition:Die Anorexia nervosa (Magersucht) ist gekennzeichnet durch die dauerhafte Einschränkung der Zufuhr kalorienhaltiger Nahrung, einem daraus resultierenden auffällig niedrigen Körpergewicht, die intensive Furcht vor Gewichtszunahme oder anhaltendes Verhalten, das eine Gewichtszunahme – trotz auffällig niedrigen Körpergewichts – behindert, eine gestörte Wahrnehmung des Gewichts oder der Form des eigenen Körpers, den übermäßigen Einfluss von Körpergewicht und -form auf die Selbstbewertung oder den anhaltenden Mangel an Einsicht in den Ernst der Lage angesichts des aktuell niedrigen Körpergewichts.
  • Häufigkeit:Die Häufigkeit registrierter Fälle liegt bei etwa 0,1–1 % und variiert stark von Land zu Land. Sie liegt für Frauen sehr viel höher als für Männer. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.
  • Symptome:Äußerung von Gewichtssorgen trotz fehlenden Übergewichts, Zyklusstörungen oder Amenorrhö, gastrointestinale Symptome, Wachstumsverzögerungen, Pubertas tarda. Häufig psychische Begleitsymptome wie Angst, Zwangsgedanken oder Stimmungsschwankungen.
  • Untersuchung:Niedriges Körpergewicht, atrophische trockene Haut mit Lanugobehaarung, periphere Durchblutungsstörungen, Hypothermie, arterielle Hypotonie, Mitralklappenprolaps, bradykarde Rhythmusstörungen, Muskelatrophie, klinische Hinweise auf wiederholtes Erbrechen oder Laxanzienabusus.
  • Diagnostik:Die Erstdiagnostik stützt sich in der Regel auf die Eigen- und möglichst auch Fremdanamnese sowie die körperliche Untersuchung, ergänzt durch Laboruntersuchungen und EKG. Die weiterführende Psychodiagnostik erfolgt im Rahmen von Symptomchecklisten oder strukturierten Interviews.
  • Therapie:Die wirksamste Therapiemethode ist die Psychotherapie. Störungsspezifische Verfahren scheinen von Vorteil zu sein. Darüber hinaus konnten im Vergleich verschiedender Psychotherapieverfahren keine Wirksamkeitsunterschiede nachgewiesen werden. Die Behandlung kann als Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie erfolgen, je nach Schwere der Störung ambulant, in einer Tagesklinik oder vollstätionär. Bei mangelnder Krankheitseinsicht und Selbstgefährdung kann eine rechtliche Betreuung und als Ultima Ratio Zwangsbehandlung und -ernährung angezeigt sein.

Allgemeine Informationen

Definition

Nach DSM-51-2

  • Eine Anorexia nervosa ist zu diagnostizieren, wenn folgende Kriterien zutreffen:
    • Der Verzehr energiehaltiger Nahrungsmittel wird dauerhaft eingeschränkt.
      • Dadurch kommt es zu einem auffällig niedrigen Körpergewicht.  
      • Auffällig niedriges Körpergewicht (Significantly Low Body Weight) ist im Kontext dessen zu beurteilen, was unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Entwicklungsstand und körperlicher Gesundheit mindestens zu erwarten ist.
    • Intensive Furcht vor Gewichtszunahme oder anhaltendes Verhalten, das eine Gewichtszunahme – trotz auffällig niedrigen Körpergewichts – behindert.
    • Störung der Wahrnehmung des Gewichts oder der Form des eigenen Körpers
      • übermäßiger Einfluss von Körpergewicht und -form auf die Selbstbewertung – oder –
      • anhaltender Mangel an Einsicht in den Ernst der Lage angesichts des aktuell niedrigen Körpergewichts

Nach ICD-103

  • Die Anorexia ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten oder aufrechterhaltenen Gewichtsverlust charakterisiert.
  • Am häufigsten ist die Störung bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen; heranwachsende Jungen und junge Männer, Kinder vor der Pubertät und Frauen bis zur Menopause können ebenfalls betroffen sein.
  • Die Krankheit ist mit einer spezifischen Psychopathologie verbunden, wobei
    • die Angst vor einem dicken Körper und einer schlaffen Körperform als eine tiefverwurzelte überwertige Idee besteht und
    • die Betroffenen eine sehr niedrige Gewichtsschwelle für sich selbst festlegen.
  • Es liegt meist Unterernährung unterschiedlichen Schweregrades vor, die sekundär zu endokrinen und metabolischen Veränderungen und zu körperlichen Funktionsstörungen führt.
  • Zu den Symptomen gehören:
    • eingeschränkte Nahrungsauswahl
    • übertriebene körperliche Aktivitäten
    • selbstinduziertes Erbrechen und Abführen
    • Gebrauch von Appetitzüglern und Diuretika.

Subtypen

  • Restriktiver Typ (ICD-10 und DSM-5)
    • Anorexia nervosa ohne Maßnahmen zur Gewichtsreduktion
  • Aktiver Typ (ICD-10), Binge-Eating/Purging-Typ (etwa „Essattacken-/Entleerungstyp“) (DSM-5)
    • Anorexia nervosa, bulimischer Typ (ICD-10)
    • Anorexia nervosa mit Maßnahmen zur Gewichtsreduktion (ICD-10)

Atypische Anorexia nervosa (ICD-10 F50.1)3

  • Einige Kriterien der Anorexia nervosa sind erfüllt, das gesamte klinische Bild rechtfertigt die Diagnose jedoch nicht.
    • z. B. erheblicher Gewichtsverlust und gewichtsreduzierendes Verhalten, aber fehlende Schlüsselsymptome wie Amenorrhö oder ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme

Häufigkeit

  • Prävalenz
    • bei Erwachsenen in Deutschland laut DEGS1-Studie (2014)4
      • 1,1 % der Frauen
      • 0,3 % der Männer
    • keine systematischen Erhebungen zur Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland
    • epidemiologische Studie in Schweden (1989)5
      • 0,7 % der Mädchen
      • 0,1 % der Jungen
    • US-amerikanische Studie (2011) in der Altersgruppe 13–186
      • 0,1 % der Mädchen
      • 0,2 % der Jungen
    • In besonders gefährdeten Gruppen liegt die Prävalenz höher. Leichtere Fälle werden oft nicht registriert, sodass wahrscheinlich eine große Dunkelziffer besteht.
    • Nur etwa 30 % der Patient*innen mit Anorexia nervosa und weniger als 6 % der Patient*innen mit Bulimia nervosa nehmen überhaupt einmal medizinische Hilfe in Anspruch.
  • Inzidenz
    • In Zusammenschau westeuropäischer Studien lag die Inzidenz der Anorexie in den Jahren 2000–2009 bei ca. 4,5/100.000.7-8
    • Eine dänische Registerstudie aus dem Jahr 2015 fand eine Inzidenz 66,3/100.000 bei jungen Frauen.7,9
  • Geschlecht und Alter
    • Vor dem Alter von 7–8 Jahren ist die Anorexie selten, ab dem Alter von 10 Jahren nimmt die Häufigkeit zu, und in der späten Jugend (16–18 Jahre) ist sie am weitesten verbreitet.
    • Bei etwa 25 % der jungen Mädchen mit Anorexie setzt die Erkrankung vor der Menarche ein.10
    • Mehr als 90 % der Betroffenen sind junge Frauen.
    • Frauen sind 10-mal häufiger betroffen als Männer.
  • Entwicklungstendenz
    • Im Jahr 2000 wurden in deutschen Krankenhäusern insgesamt 5.363 Fälle von Anorexie behandelt, im Jahr 2017 waren es 7.821 Fälle.11-12
    • Die Zahl der Betroffenen, die Hilfe in Anspruch nehmen, steigt an. Die Häufigkeit ist möglicherweise gleich geblieben.
  • Inanspruchnahme von therapeutischer Hilfe
    • Viele Betroffene weigern sich, therapeutische Hilfe aufzusuchen.
    • Durchschnittlich bestehen bereits seit 4–5 Jahren große Probleme, bevor Hilfe in Anspruch genommen wird.13
  • Unterdiagnostiziert
    • Die Erkrankung wird nicht in ihrer tatsächlichen Häufigkeit diagnostiziert.

Ätiologie und Pathogenese

  • Es ist nicht bekannt, warum bestimmte Personen eine Anorexia nervosa entwickeln.
  • Verschiedene ursächliche Zusammenhänge sind möglich: Das Zusammenspiel von biopsychosozialen und kulturellen Faktoren14 und die familiären Verhältnisse sind von Bedeutung.
  • Psychologische Faktoren, die heute als wesentliche Auslöser angesehen werden, sind ein geringes Selbstwertgefühl und Probleme im Zusammenhang mit Kontrolle.

Prädisponierende Faktoren

Individuelle Faktoren

  • Ängste im Zusammenhang mit dem Reifungsprozess in der Pubertät spielen eine Rolle: Die Erkrankung tritt meist in der Pubertät auf, in der der Körper große Veränderungen durchmacht und die Jugendlichen mit großen psychosozialen Herausforderungen konfrontiert sind.
  • Die Zunahme an Körperfett und die Veränderungen der Figur in der Pubertät (insbesondere bei Mädchen) können dazu führen, dass die Jugendlichen sich um ihr Gewicht sorgen und das Bedürfnis verspüren, ihr Gewicht zu kontrollieren.
  • Viele Betroffene haben vor Beginn der Erkrankung eine Phase mit mehr oder weniger starkem Übergewicht durchlaufen, und häufig entwickelt sich die Erkrankung aus einer Diät zur Gewichtsreduzierung heraus.
    • Frühere Diät-Phasen scheinen der stärkste Prädiktor für eine Essstörung zu sein (III).15
  • Komorbidität
    • Persönlichkeitsstörungen
      • Knapp 60 % der Patient*innen weisen eine Form einer Persönlichkeitsstörung auf.16 Dieser Anteil steigt mit zunehmender Schwere der Essstörung.
      • Die Persönlichkeit ist häufig durch zwanghafte Züge, Perfektionismus und Abhängigkeit von anderen Menschen geprägt.17
    • andere psychische Störungen
      • Bei 50–75 % der Patient*innen mit Anorexie und Bulimie liegt eine schwere Depression oder Dysthymie vor.
      • Bei Patient*innen mit Anorexie besteht eine Lebenszeitprävalenz von Zwangsstörungen von 25 %.18-19
      • Bei knapp 20 % der Patient*innen mit Anorexie liegt auch ein Substanzmissbrauch vor.18
  • Schwierigkeiten in Schule, Ausbildung oder am Arbeitsplatz treten vor der Erkrankung eher selten auf, können sich jedoch als Komplikation entwickeln.
    • Zwanghafte Persönlichkeitszüge und perfektionistisches Verhalten, die häufig als Begleitsymptome vorliegen, erhöhen das Burnout-Risiko.

Familiäre Faktoren

  • Es gibt keine Familienformen, die typisch für Anorexie-Fälle wären.
  • Kommunikations- und Interaktionsprobleme in der Familie kommen bei Betroffenen gehäuft vor.
  • Bei Familienangehörigen erhöhte Prävalenz von:
  • Angehörige von Magersüchtigen haben oder hatten mit ca. 11-mal höherer Wahrscheinlichkeit eine Essstörung und mit ca. 3- bis 4-mal höherer Wahrscheinlichkeit eine Depression, Angststörung oder Zwangsstörung als die Normalbevölkerung.

Soziokulturelle Faktoren

  • Angesichts der charakteristischen Merkmale der Anorexie (ungleichmäßige Geschlechterverteilung, Beginn in jungem Alter, erhöhte Inzidenz in den vergangenen Jahren und Zusammenhang mit dem westlichen Lebensstil) ist es wahrscheinlich, dass soziokulturelle Faktoren bei der Entwicklung der Erkrankung eine große Rolle spielen. Dazu zählen z. B.:
    • Leistungsdruck (erfolgreich sein)
    • das weibliche Körperideal (attraktiv und schlank)
    • Körperideale innerhalb bestimmter Risikogruppen wie Models, Balletttänzerinnen und Leistungssportlerinnen.

Biologische Faktoren

  • Hormonstörungen und Veränderungen des Stoffwechsels, die infolge der Unterernährung und des Hungers entstehen, begünstigen die Aufrechterhaltung der Erkrankung.

Genetik

  • Eine genetische Veranlagung ist wahrscheinlich (bei monozygoten Zwillingen ist die Inzidenz höher als bei dizygoten).20

ICPC-2

  • P86 Anorexia nervosa

ICD-10

  • F50 Essstörungen3
    • F50.0 Anorexia nervosa
      • F50.00 restriktiver Typ
      • F50.01 aktiver Typ (bulimischer Typ oder mit Maßnahmen zur Gewichtsreduktion)
      • F50.08 Sonstige und nicht näher bezeichnete Anorexia nervosa
    • F50.1 Atypische Anorexia nervosa

Diagnostik

Leitlinie: Diagnostik der Essstörungen7

Früherkennung

  • Zur Früherkennung sollte im primärärztlichen Setting (Jugendgesundheitsuntersuchung mit 13 [12–14] Jahren) gezielt und altersangemessen nach Essverhalten und Gewichtsverlauf gefragt werden.
  • Bei entsprechenden Hinweisen sollte an die Möglichkeit einer Essstörung gedacht, Körpergröße und Körpergewicht bestimmt und Screening-Fragen zur Identifikation von Verdachtsfällen gestellt werden. Hierbei können essstörungsbezogene Fragebögen die Früherkennung unterstützen. Besondere Aufmerksamkeit sollte hierbei folgenden Personengruppen zukommen:
    • Patientinnen mit niedrigem Körpergewicht oder starkem Gewichtsverlust
    • Patientinnen mit Adipositas und/oder starker Gewichtszunahme
    • Patientinnen mit Amenorrhö oder Infertilität
    • Patientinnen mit Zahnschäden
    • Patientinnen, die mit Sorgen über ihr Gewicht in die Sprechstunde kommen, aber normalgewichtig sind.
    • übergewichtige Patientinnen
    • Patientinnen mit gastrointestinalen Störungen, die nicht eindeutig einer anderen medizinischen Ursache zugeordnet werden können.
    • Kinder und Jugendliche mit Wachstumsverzögerung
    • Patientinnen, die im Unterhaltungsbereich, in der Mode- oder Ernährungsbranche arbeiten.
    • Leistungssportlerinnen
    • Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich besorgt zeigen über ihr Gewicht und Essverhalten.

Diagnosestellung

  • Besteht nach Voruntersuchungen der Verdacht auf eine Essstörung fort, dann sollte eine klassifikatorische Diagnostik systematisch anhand der aktuellen Diagnosekriterien des DSM oder ICD durchgeführt werden, idealerweise anhand von Leitfäden oder validierten diagnostischen Interviews.
  • Bei der differenzialdiagnostischen Abklärung sollte frühzeitig eine Mitbeurteilung durch Ärztliche Psychotherapeut*innen, Psychologische Psychotherapeut*innen oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen vorgenommen werden.

Initiale Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Siehe auch Abschnitt Definition.
  • Gewichtsverlust (bei Kindern fehlende Gewichtszunahme) von mehr als 15 % des zu erwartenden Normalgewichts
  • Selbstinduzierter Gewichtsverlust durch den Verzicht auf kalorienhaltige Lebensmittel
  • Gestörte Körperwahrnehmung; Gefühl, zu dick zu sein, und Angst, dick zu werden.
  • Endokrine Störungen mit Amenorrhö und verminderter Libido und Potenz
  • Bei Krankheitsbeginn vor der Pubertät: verzögerte pubertäre Entwicklung (Brüste, Genitalien, primäre Amenorrhö)

Differenzialdiagnosen

Atypische Anorexie (nicht alle Kriterien erfüllt)7

  • Cave: Unterdiagnostik und -behandlung!
    • Bei der Mehrzahl der Patientinnen, die sich wegen eines gestörten Essverhaltens in Behandlung begeben, liegt bei konsequenter Anwendung der diagnostischen Kriterien nicht das Vollbild einer Essstörung (Anorexie oder Bulimie) vor.21
    • Laut epidemiologischen Studien werden durch die aktuellen ICD- und DSM Hauptkategorien nur etwa die Hälfte aller Betroffenen mit einer klinisch relevanten Essstörung erfasst.7
    • Es wird diskutiert, die Diagnosekriterien zu lockern.
    • Bei atypischen (subsyndromalen) Essstörungen gelten dieselben Behandlungprinzipien wie beim Vollbild der jeweiligen Störung.
  • Cave: Überdiagnostik und -behandlung!
    • Manche subsyndromale Merkmale, wie ein ausgeprägter Schlankheitswunsch bei erwachsenen Frauen, sind so weit verbreitet, dass sie allein keinen Grund darstellen, eine Essstörung zu vermuten.
    • Im Zweifelsfall ist die Krankheitsdynamik entscheidend, d. h. die Frage, ob die Symptome einer subsyndromalen Störung zunehmen und sich absehbar auf eine manifeste Essstörung hinbewegen.
    • In jedem Einzelfall ist zu prüfen, ob sich aus dem spezifischen Verhalten eine relevante Beeinträchtigung oder Gefährdung der körperlichen Gesundheit, der psychosozialen Funktionsfähigkeit oder ein erheblicher subjektiver Leidensdruck ergibt. 
    • Einzelne Verhaltensweisen, die bei Essstörungen auftreten, werden auch bei gesunden Männern und Frauen, besonders in der Adoleszenz, beobachtet (z. B. Diäten, induziertes Erbrechen, intensiver Sport zur Gewichtskontrolle).

Andere Essstörungen

Andere psychische Störungen

Somatische Ursachen einer Gewichtsabnahme

Anamnese

Anamneseerhebung

  • Da gestörtes Essverhalten von den Betroffenen oft verheimlicht wird, häufig ohne Krankheitseinsicht, können die entscheidenden Informationen oft nur fremdanamnestisch erhoben werden.
    • Bei Jugendlichen erfordert das Hinzuziehen Dritter, in der Regel der Sorgeberechtigten, jedoch das ausdrückliche Einverständnis der Betroffenen.
    • Bei ausgeprägter Gesundheitsgefährdung kann, um dieses Dilemma zu umgehen, die Einrichtung einer Betreuung in Erwägung gezogen werden (Nähere siehe Abschnitt Betreuung und stationäre Zwangsbehandlung).
  • Stellen Sie konkrete Fragen in Bezug auf:
    • das Verhältnis zu Lebensmitteln
    • übermäßiges Essen
    • Erbrechen
    • andere Methoden zur Gewichtsreduzierung.
  • Geben Sie den Betroffenen zu verstehen, dass dies Symptome sind, über die offen gesprochen werden kann.
  • Holen Sie Informationen über die soziale Situation der Patient*innen ein.
    • Sie ist ein Gradmesser für die krankheitsbedingte funktionelle Einschränkung.

Essgewohnheiten, Wahl der Lebensmittel

  • Häufig Wahl kalorienarmer Lebensmittel und kleiner Mahlzeiten
  • Beschränkung auf wenige Lebensmittelsorten
  • Verwenden von Süßstoffen, Fettersatzstoffen und Light-Produkten
  • Auswahl und Zufuhr von unattraktiven oder z. B. durch Versalzen ungenießbar gemachten Nahrungsmitteln
  • Nutzen von Ekelkonditionierungen, um die Zufuhr von attraktiven Nahrungsmitteln zu blockieren (z. B. die Vorstellung, dass Schokolade durch Mäusekot verunreinigt ist).
  • Evtl. frühere Phase mit Übergewicht
  • Häufig starkes Hungergefühl, das aber meist nicht kommuniziert wird.
  • Exzessives Trinken von Wasser, um das Hungergefühl zu unterdrücken.
    • Evtl. auch um das niedrige Körpergewicht zu kaschieren, etwa bei einer ärztlichen Kontrolle.
  • Evtl. Flüssigkeitseinschränkung, besonders bei sehr jungen Betroffenen 
  • Große Präsenz des Themas Essen
    • Spricht viel über nahrungsbezogene Themen, z. B. Kochrezepte.
    • Kocht oder bäckt gerne für andere.
    • Verbringt viel Zeit mit der Essenszubereitung und der (restriktiven) Nahrungsaufnahme.
    • Hält sich oft und lange in Lebensmittelgeschäften auf.

Gestörte Körperwahrnehmung

  • Verlust des natürlichen Selbstbildes, Wahrnehmung des eigenen Körpers als übergewichtig, obwohl das Gewicht sehr niedrig ist.
  • Zu unterscheiden von asketischen oder religiösen Idealvorstellungen.
  • Zu unterscheiden von kulturell geprägter Selbstbewertung gesunder junger Frauen als „zu dick“.
    • Der Aspekt des Unangemessenen oder Pathologischen ergibt sich erst aus zusätzlichen Charakteristika:
      • Gedanken wie „Ich bin zu dick“ nehmen einen wesentlichen Raum ein.
      • Die Betroffenen können sich von solchen Gedanken nicht distanzieren.
      • Die Gedanken beeinträchtigen das Selbstwertgefühl in erheblichem Maß.
      • Dysfunktionales Verhalten wird dadurch aufrecht erhalten.

Übermäßige Gewichtskontrolle

  • Wunsch, abzunehmen und schlanker zu werden.
  • Häufiges Wiegen, Messen des Bauchumfangs, der Hautfaltendicke, häufige Prüfung des eigenen Aussehens im Spiegel
  • Kalorienzählen
  • Eng gezogene Bauchgürtel, enge Kleidung oder willentliche Muskelanspannung, um beim Essen ein frühzeitiges Völlegefühl hervorzurufen.
  • Absichtliches Erschweren der Nahrungsaufnahme durch Zungenpiercings oder Selbstverletzungen im Mundraum
  • Purging-Verhalten
    • absichtliches Erbrechen durch mechanische Reizung des Rachenraums, Abführmittel
    • Laxanzien
    • Diuretika
    • Schilddrüsenhormone zur Steigerung des Grundumsatzes
    • Medikamente oder Nikotin zur Appetitreduktion oder zum Abführen
  • Patient*innen mit Typ-I-Diabetes unterlassen notwendige Insulininjektionen, mit dem Ziel, den renalen Glukoseverlust zu steigern.

Hyperaktivität

  • Innere Unruhe, die durch körperliche Aktivität gelindert wird (Bewegungsdrang).
  • Übermäßige Ausübung von Sport, dadurch gesteigerter Kalorienverbrauch, Anregung der Darmmotorik und weitere Gewichtsabnahme
  • Exposition gegenüber Kälte oder Hitze (z . B. Sauna)

Essanfälle

  • Eine Anorexia nervosa beginnt in der Regel mit restriktivem Essverhalten. Im weiteren Verlauf kommen jedoch häufig auch Essanfälle (Binge-Eating) hinzu, oft gefolgt von Purging-Verhalten. 
  • Zufuhr von Nahrungsmengen, deren Kaloriengehalt den einer normalen Mahlzeit deutlich überschreitet.
  • Betroffene können auch ungeplante oder unerwünschte Nahrungsaufnahmen mit normalem Kaloriengehalt als Essanfall erleben.
  • Meist werden während eines Essanfalls Nahrungsmittel konsumiert, die sich die betroffene Person sonst verbietet (z. B. mit hohem Fett- und Zuckergehalt).
  • Personen, die bereits seit Längerem von einer Essstörung betroffen sind, planen ihre Essattacken oft im Voraus, etwa indem sie vorher dafür einkaufen und sicherstellen, dass niemand sie dabei beobachten kann.

Allgemeine Merkmale

  • Müdigkeit
    • Infolge der Unterernährung schwinden die Kräfte, und die Arbeitsintensität nimmt ab.
  • Schlafstörungen
    • Bei einigen Patient*innen treten Schlafstörungen auf. Sie fühlen sich aufgedreht und unruhig.
  • Erbrechen
    • Völlegefühl und Unwohlsein nach Mahlzeiten und die Angst vor dem Zunehmen können zu dem Entschluss führen, Erbrechen zu induzieren.
  • Abführmittel
    • Die Fehlernährung führt zu einer Obstipation und hartem, knolligem Stuhl.
    • Es werden Abführmittel und Diuretika angewendet, um das Gewicht zu reduzieren.
  • Verminderte Knochendichte
    • Spontanfrakturen?
    • Eine verminderte Knochendichte ist zwar früh im Verlauf messbar, hat aber keine zusätzlichen therapeutischen Konsequenzen und wird daher nicht im Rahmen der Routinediagnostik empfohlen.7

Schweregrad

  • Die Erkrankung kann unterschiedlich schwer ausgeprägt sein.
  • Die meisten Patient*innen mit einer Essstörung gehen jeden Tag zur Arbeit oder zur Schule.
  • Die Mehrzahl ist normalgewichtig, sodass das Problem nicht sichtbar ist (siehe Abschnitt Atypische Anorexie).

Psychosoziale Umstände

Fragen mit hoher Sensitivität

  • Wird eine der folgenden Fragen wahrheitsgemäß mit Nein beantwortet, kann eine Anorexia nervosa nahezu ausgeschlossen werden:
    • Haben Sie große Angst zuzunehmen?
    • Finden Sie, dass Sie dick sind oder dass Teile Ihres Körpers aktuell zu füllig sind?
    • Ist Ihre Menstruation in mindestens den vergangenen 3 Monaten ausgefallen?

SCOFF: Screening-Fragen zu Essstörungen22

  • Erbrechen Sie sich, weil Sie ein unangenehmes Völlegefühl haben?
  • Befürchten Sie, die Kontrolle darüber zu verlieren, wie viel Sie essen?
  • Haben Sie in letzter Zeit innerhalb eines Zeitraums von 3 Monaten mehr als 6 kg abgenommen?
  • Finden Sie, dass Sie dick sind, obwohl andere sagen, dass Sie zu dünn sind?
  • Würden Sie sagen, dass Lebensmittel eine dominante Rolle in Ihrem Leben spielen?

Checklisten und strukturierte Interviews

  • Bei klinischem Verdacht auf eine Essstörung sollte zunächst überprüft werden, ob die Kriterien einer Essstörung nach einem operationalisierten Diagnosesystem der jeweils aktuellen Fassung des ICD oder DSM erfüllt sind.7
  • In der weiterführenden Diagnostik sollten Checklisten oder strukturierte Interviews angewandt werden.7
  • Aus der Vielzahl verfügbarer Fragebögen ist hier nur eine Auswahl validierter deutschsprachiger Instrumente aufgeführt.

Weiterführende Fragebögen für das Erwachsenenalter7

 Weiterführende Fragebögen für das Kindes- und Jugendalter

  • Zur diagnostischen Erfassung psychischer Störungen einschließlich Essstörungen:
    • Diagnostische Interviews bei psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter (Kinder-DIPS)
    • Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL)
  • Vertiefend, auf die Therapieplanung bei Essstörungen ausgerichtet:

Klinische Untersuchung

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.7
  • Siehe Tabelle Essstörungen, physiologische Grenzwerte.23
  • Siehe auch Leitlinienkasten Diagnostik der Essstörungen.
  • Es sollte eine gründliche somatische Untersuchung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Nahrungsverweigerung bei den Patient*innen nicht zu ernsthaften Schäden geführt hat.
  • Bestimmung von Gewicht und Größe in Unterwäsche und ohne Schuhe
  • Hautveränderungen
    • trockene Haut
    • Intertrigo
    • generalisierter Pruritus
    • Ekzeme
    • Hautinfektionen
    • Haarausfall
    • Akne
    • Pigmentierungsstörungen
    • Flaumbehaarung (Lanugobehaarung)
    • Gelbfärbung bei Hyperkarotinämie
    • Petechien
    • livide Verfärbung
    • Russell-Zeichen: Schwielen am Finger oder Handrücken nach häufiger Induktion von Erbrechen
  • Evtl. liegt eine Dehydratation vor.
  • Gastrointestinale Symptome, z. B.:
    • geblähtes Abdomen
    • veränderte Darmmotilität
    • Obstipation
    • epigastrische Schmerzen
    • selten akutes Abdomen bei extremer Magendilatation.
  • Herz und Gefäße
    • Eine Anorexie geht häufig mit einem Mitralklappenprolaps einher.
    • evtl. ausgeprägte Bradykardie (z. B. HF 40–60/min) und Hypotonie (z. B. RR 75/55 mmHg)
    • häufig Akrozyanose (Raynaud-Syndrom)
    • Die Körpertemperatur kann erniedrigt sein (friert leicht).
    • erhöhtes Risiko von Erfrierungen bei Kälteexposition
  • Mundhöhle, Speicheldrüsen
    • Ausgeprägte Karies? Mögliche Ursachen:
      • Schmelzschädigung durch Magensäure bei häufigem Erbrechen
      • exzessiver Konsum zuckerhaltiger Nahrungsmittel im Rahmen von Essattacken
      • Fasten erhöht die Phosphatkonzentration im Speichel und begünstigt die Plaquebildung.
      • Verminderte Speichelproduktion durch Diuretika oder Laxanzien kann zu Xerostomie führen.
      • Absichtlich unbehandelte Karies, z. B. um das Essen zu erschweren.
      • Zahnarztphobie.
    • Gingivitis und Parodontose durch Unter- oder Fehlernährung
    • weitere Folgen häufigen Erbrechens
      • Schleimhauterosionen
      • Vergrößerung der Ohrspeicheldrüsen und Zungengrundspeicheldrüsen
  • Grobe Kraftprüfung 
    • Beim Squat-Test wird die untersuchte Person aufgefordert, in die Hocke zu gehen und ohne Zuhilfenahme der Arme aufzustehen.24

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Siehe Tabelle Essstörungen, Laborwerte.23
  • Differenzialblutbild
  • BSGCRP
  • Albumin
  • Kreatinin
  • Elektrolyte (Na, K, Ca, Phosphat, Magnesium) – bei Anorexie kann es aus verschiedenen Gründen zu bedenklichen Elektrolytverschiebungen kommen, z. B.:
    • Verdünnungshyponatriämie durch Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH, Schwartz-Bartter-Syndrom)
      • Scheint bei Anorexie gehäuft aufzutreten.
      • möglicher Medikamenteneffekt (z. B. Antidepressiva)
    • Kaliumverlust durch Erbrechen
    • ernährungsbedingter Kalziummangel
    • Natriumverlust durch exzessive Flüssigkeitsaufnahme
    • Laxanzienabusus, z. B.:
      • Kaliumverlust bis hin zu Herzrhythmusstörungen und hypokaliämischer Nephropathie
      • Magnesiumüberladung.
  • Leberfunktionstests
  • Blutglukose
  • Urinstatus
  • Pankreas-Amylase und -Lipase
  • TSH
  • Ggf. weitere Labortests, z. B.:
  • EKG (Herzrhythmusstörungen im Rahmen von Elektrolytverschiebungen oder Mitralklappenprolaps)

Indikationen zur Überweisung

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.7
  • Menschen mit Anorexie benötigen häufig intensive professionelle Hilfe. Ihnen sollte grundsätzlich eine Psychotherapie angeboten werden, da die Gefahr von Komplikationen und einer Chronifizierung der Erkrankung besteht.
  • Die freiwillige Behandlung im ambulanten oder teilstationären (Tagesklinik) Setting ist die Regel, mitunter kann jedoch eine stationäre Zwangsbehandlung (s. u.) notwendig werden.
  • Die somatische Diagnostik kann bei gutem Zustand der betroffenen Person auch ambulant erfolgen.
  • Ggf. Zusammenarbeit mit Ernährungsberater*innen, die im Umgang mit Anorexie-Betroffenen erfahren sind und sich engmaschig mit den behandelnden Psychotherapeut*innen abstimmen.
  • Regelmäßige zahnärztliche Konsultationen zur Abklärung, Behandlung und Verlaufsbeobachtung von Folgeschäden an Zahnschmelz und Parodontium (siehe auch Abschnitt Klinische Untersuchung).

Leitlinie: Ambulante Behandlung der Essstörungen7

  • Bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) sollte eine evidenzbasierte Psychotherapie das ambulante Behandlungsverfahren der ersten Wahl sein; die Behandelnden sollten erfahren sein im Umgang mit von Essstörungen Betroffenen.

Therapieverfahren, die empfohlen werden (Ib/B):

  • Bei Kindern und Adoleszenten: familienbasierte Therapie
  • Bei Erwachsenen:
    • fokale psychodynamische Psychotherapie (FPT)
    • erweitere kognitive Verhaltenstherapie (CBT-E)
    • Maudsley Model of Anorexia Nervosa Treatment for Adults (MANTRA)*
    • Specialist Supportive Clinical Management (SSCM)*.

Zielvereinbarungen und Rahmenbedingungen

  • Vor Beginn einer ambulanten Therapie sollten die Rahmenbedingungen mit der Patientin (und ggf. den Sorgeberechtigten) klar besprochen werden: Umgang mit Wiegen, Vorgehen bei Gewichtsabnahme, Kontakte mit Hausärzt*in, Umgang mit der Familie.
  • Vorrangiges Ziel der ambulanten Therapie von Patientinnen mit AN ist die Normalisierung von Essverhalten und Gewicht sowie die Arbeit an den damit verbundenen psychischen Symptomen und Schwierigkeiten.
  • Bei einer Verschlechterung oder stagnierender Entwicklung im Rahmen einer ambulanten Psychotherapie sollten intensivere Behandlungsangebote gemacht werden. Dies kann eine Kombination von Behandlungsmethoden im ambulanten Rahmen sein oder aber ein tagesklinischer oder stationärer Behandlungsabschnitt.
  • Nach Abschluss einer ambulanten Psychotherapie sollten in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von mindestens 1 Jahr Folgetermine angeboten werden, die die Rezidivprophylaxe und die Aufrechterhaltung des Therapieergebnisses zum Ziel haben.

* MANTRA und SSCM sind entsprechend der Richtlinienpsychotherapie in Deutschland keine für die Indikation Essstörungen anerkannte Psychotherapiemethoden.

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

Leitlinie: Indikationen zur stationären Behandlung7

  • Eine stationäre Behandlung sollte bei Vorliegen eines oder mehrerer der folgenden Kriterien erfolgen:
    • rapider oder anhaltender Gewichtsverlust (> 20 % über 6 Monate)
    • gravierendes Untergewicht (BMI < 15 kg/m2 bzw. bei Kindern und Jugendlichen unterhalb der 3. Altersperzentile)
    • anhaltender Gewichtsverlust oder unzureichende Gewichtszunahme über 3 Monate (bei Kindern und Jugendlichen früher) trotz ambulanter oder tagesklinischer Behandlung
    • Soziale oder familiäre Einflussfaktoren, die einen Gesundungsprozess stark behindern (z. B. soziale Isolation, problematische familiäre Situation, unzureichende soziale Unterstützung).
    • ausgeprägte psychische Komorbidität
    • Suizidalität
    • Schwere bulimische Symptomatik (z. B. Laxanzien-/Diuretikaabusus, schwere Essanfälle mit Erbrechen) oder exzessiver Bewegungsdrang, die ambulant nicht beherrscht werden können.
    • körperliche Gefährdung oder Komplikationen
    • geringe Krankheitseinsicht
    • Überforderung im ambulanten Setting
      • zu wenig strukturierte Vorgaben (Mahlzeitenstruktur, Essensmengen, Rückmeldungen zum Essverhalten, Motivationsbildung)
      • bei Kinder und Jugendlichen: Zusammenbruch der familiären Ressourcen
    • Notwendigkeit der Behandlung durch ein multiprofessionelles Team mit krankenhaustypischen Heilmethoden (psychosomatische/psychiatrische Krankenhausbehandlung)
  • Die stationäre Behandlung sollte an Einrichtungen erfolgen, die ein spezialisiertes, multimodales Behandlungsprogramm anbieten können (IV/A).

Betreuung und stationäre Zwangsbehandlung7

  • Betreuung
    • Als möglicher 1. Schritt der Fremdkontrolle, z. B. wenn die betroffene Person
      • nicht ausreichend für sich sorgen kann.
      • noch mit Untergewicht aus der stationären Behandlung entlassen wurde.
    • Sollte in jedem Fall die Aufgabenbereiche Gesundheitsfürsorge und unterbringungsähnliche Maßnahmen umfassen.
      • Juristische Betreuer*innen können eine stationäre Zwangsbehandlung beantragen.
      • Zwangsbehandlungen nach dem Betreuungsrecht sind nicht nur in psychiatrischen, sondern auch in anderen Kliniken und Einrichtungen möglich.
      • Auskünfte zum praktischen Vorgehen erteilen das zuständige Vormundschaftsgericht am Amtsgericht und das Gesundheitsamt.
    • Sollte für einen Zeitraum von mindestens 3–6 Monaten eingerichtet werden, um eine gesundheitliche Stabilisierung zu ermöglichen.
    • Professionelle Betreuer*innen sollten Erfahrung mit Anorexie-Betroffenen haben.
    • Familienangehörige stehen unter einer hohen psychischen Belastung und sind Teil der häufig komplexen Familiendynamik. Das spricht häufig gegen eine Betreuung durch Familienangehörige.
  • Eine Zwangsbehandlung darf nur im stationären Rahmen erfolgen und nur als Ultima Ratio, wenn die Essstörung ein lebensbedrohliches Ausmaß erreicht.
    • Ist sorgfältig mit anderen Formen engmaschigen klinischen Managements abzuwägen.
    • Gefühle der Ohnmacht seitens der Behandelnden oder Angehörigen rechtfertigen keine Zwangsbehandlung.
    • Die Abwägung kann vor allem bei anorektischen Patientinnen mit chronischem Krankheitsverlauf und über Jahre bestehendem extremem Untergewicht sowie bei Patientinnen mit starken parasuizidalen Tendenzen schwierig sein.
    • Näheres ist länderspezifisch in den Psychische-Krankheiten-Gesetzen (PsychKG) oder Unterbringungsgesetzen geregelt.
    • In lebensbedrohlichen Situationen, in denen eine stationäre Zwangsbehandlung oder -ernährung gegen den Willen einer Patientin entscheidend für die Gesundheit und das Überleben der Betroffenen ist, sollten die Interventionen laut Leitlinien7 in einer spezialisierten Einrichtung vorgenommen werden.
      • Mit spezialisierter Einrichtung sind psychosomatische Kliniken gemeint, die auch eine intensive internistische Betreuung gewährleisten können sowie Abteilungen für Innere Medizin, die über einen psychosomatischen Liaisondienst verfügen und Erfahrungen in der Behandlung der Anorexia nervosa haben.
      • Derzeit stehen noch zu wenige solcher Behandlungsplätze zur Verfügung.
  • Zwangsernährung und Fixierung7
    • Können notwendig werden, wenn Betroffene mit extremer Unterernährung ihre Gefährdung nicht mehr wahrnehmen und gleichzeitig massive Angst vor der Nahrungsaufnahme haben.
    • Wenn der betroffenen Person eine ausreichende Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist, und sie auch eine Magensonde nicht toleriert, kann die Ernährung in der Regel nur unter vorübergehendem Einsatz von Zwang sichergestellt werden.
    • bei längerfristig notwendiger Sondenernährung ggf. auch PEG-Anlage
    • Dies ist ggf. auch bei höheren BMI-Werten angezeigt, z. B. bei:
    • Die Betroffenen sollten in die Entscheidung über die Form der Nahrungsaufnahme mit einbezogen werden.
    • Fixierungen sind auf das absolut notwendige Mindestmaß zu reduzieren und zum frühestmöglichen Zeitpunkt auszusetzen.
  • Zwangsbehandlung Minderjähriger
    • Ist selten notwendig.
    • Eine Unterbringung mit freiheitsentziehenden Maßnahmen nach § 1631b BGB kann durch die Sorgeberechtigten beim zuständigen Familiengericht beantragt werden.
    • Stimmen die Sorgeberechtigten einer, z. B. aus ärztlicher Sicht, notwendigen Unterbringung nicht zu, dann kann über das zuständige Jugendamt eine Inobhutnahme nach § 42 SGB VIII eingeleitet werden.
      • Vorteil gegenüber der – ebenfalls möglichen – Unterbringung nach PsychKG/Unterbringungsgesetz: Den Betroffenen wird eine Person außerhalb des medizinischen Kontextes an die Seite gestellt.

Beratungsstellen7

  • Niederschwellige Gesprächsangebote erleichtern es den Betroffenen, professionelle Hilfe aufzusuchen.
    • Patientinnen, für die der Kontakt zu Psychotherapeut*innen oder einer Klinik einen zu großen Schritt darstellt, kann ein Gespräch in einer mit essgestörten Patientinnen erfahrenen Beratungsstelle empfohlen werden.
    • Beratungsstellen haben als niederschwellige Anlaufstelle für essgestörte Patientinnen eine wichtige Schnittstellenfunktion. Sie sollten in enger Kooperation mit niedergelassenen Psychotherapeut*innen und Kliniken eine Weitervermittlung von Patientinnen planen.
  • Aufklärung über Essstörungen
  • Weitervermittlung in psychotherapeutische Behandlung
  • Die Berater*innen sollten Erfahrungen im Umgang mit Anorexie-Betroffenen haben.

Therapie

Therapieziele

  • Angemessene Aufklärung der Patient*innen und – bei Minderjährigen – ihrer Eltern über die Erkrankung und den Therapieplan
  • Aufbau einer Therapieallianz mit den Betroffenen
  • In der Regel vorsichtige und realistische Gewichtszunahme unter ständiger (wöchentlicher) Kontrolle des Gewichts
  • Remission körperlicher Folgeerkrankungen
  • Normalisierung der körperlichen Aktivität
  • Bewältigung psychischer Schwierigkeiten
  • Chronifizierung des gestörten Essverhaltens vermeiden.

Leitlinie: Therapie der Essstörungen7

Therapieprinzipien

  • Die Behandlung sollte störungsorientiert sein und die körperlichen Aspekte der Erkrankung berücksichtigen.
  • Ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlungen sollten in Einrichtungen oder bei Therapeut*innen erfolgen, die Expertise in der Therapie mit Essstörungen haben.
  • Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN) soll frühzeitig eine Behandlung angeboten werden, um eine Chronifizierung zu vermeiden.
  • Bei der Behandlung sollte berücksichtigt werden, dass der Heilungsprozess in der Regel einen Zeitraum von vielen Monaten, wenn nicht Jahren umfasst.
  • Es sollte eine Kontinuität in der Behandlung angestrebt werden.
  • Die beteiligten Stellen der Versorgung (niedergelassene Therapeut*innen, Beratungsstellen, Kliniken, Hausärzt*innen) sollten sich um eine engmaschige Absprache und Kommunikation bemühen.
  • Wegen eines erhöhten Risikos für Rückfälle erfordern Übergänge zwischen Settings (vor allem in weniger intensive Settings: von stationär zu ambulant) besondere Aufmerksamkeit und Vernetzung der Therapeuten, um die therapeutische Kontinuität zu erhalten.

Motivation der betroffenen Person

  • Patientinnen mit AN stehen einer Veränderung ihres Gewichtes und Essverhaltens in der Regel hochambivalent gegenüber.
    • Das Arbeiten an der Motivation und Ambivalenz ist daher eine zentrale Aufgabe der Behandler*innen und sollte über den gesamten Behandlungsprozess im Auge behalten werden.
  • Bei Kindern und Jugendlichen sollten die Sorgeberechtigten bzw. nahen Angehörigen ausführlich über die Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten informiert und in die Behandlung mit einbezogen werden.

Setting

  • Haus- und Fachärzt*innen kommt eine wichtige Rolle bei der Ersterkennung und der begleitenden körperlichen Betreuung der AN zu. Sie sollten Betroffene dazu motivieren, eine psychotherapeutische Behandlung aufzunehmen, und diese von medizinischer Seite unterstützen.
  • Zur Beurteilung des medizinischen Risikos bzw. körperlicher Komplikationen sollten neben der Gewichtsentwicklung weitere Untersuchungsparameter wie Laborwerte und physische Zeichen beachtet werden.
  • Patientinnen mit AN sollten in Abhängigkeit von der körperlichen Situation aktiv und regelmäßig zu Verlaufsuntersuchungen einbestellt werden.

Ambulante Psychotherapie

  • Patientinnen mit AN sollte eine spezialisierte Therapie bei mit Essstörungen erfahrenen Behandlern angeboten werden.
  • Bei der Wahl der Methode sollte die Präferenz der Patientin und ihr Alter berücksichtigt werden.
  • Bei jungen Patient*innen (Kindern, Adoleszenten), die noch in der Herkunftsfamilie wohnen, sollten die Sorgeberechtigten oder nahen Angehörigen in die Behandlung einbezogen werden.
  • Ernährungsberatung sollte nicht als alleinige Behandlung angeboten werden.
    • Dies gilt auch für Interventionen im Anschluss an eine stationäre Behandlung.
  • Im ambulanten Setting sollte eine Gewichtszunahme von 200–500 g/Woche angestrebt werden.
    • Eine flexible Handhabung ist dabei möglich.
  • Das Wiegen kann entweder durch die Psychotherapeut*innen selbst oder in enger Absprache durch mitbehandelnde Ärzt*innen oder das Ambulanz- oder Praxispersonal übernommen werden.

Stationäre Therapie (internistische und psychotherapeutische)

  • Wiederherstellung eines ausgewogenen Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts
  • Intensivierte Zahnpflege (falls erforderlich)
  • Stabilisierung der Nahrungsaufnahme und des Gewichts7
  • Förderung der Autonomieentwicklung
  • Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstbehauptung
  • Flexible Kontrolle: So viel Autonomie wie möglich, so viel Kontrolle wie nötig.

Allgemeines zur Therapie

  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die meisten Patient*innen ambulant psychotherapeutisch behandelt werden können, mitunter ist jedoch auch eine stationäre Therapie erforderlich.
  • Die Psychotherapie ist bei Essstörungen die wirksamste Therapiemethode.
    • Als Fundament der Therapie gilt eine Kombination aus Psychotherapie und einer strukturierten Verlaufskontrolle in der primären Gesundheitsversorgung.25
    • Es liegen nur wenige kontrollierte Therapiestudien vor. Ausgehend von den vorliegenden Studien lässt sich keine bestimmte Form der Psychotherapie empfehlen, die gegenüber anderen überlegen wäre.25
    • Eine störungsspezifische Therapie scheint jedoch einem unspezifischen Vorgehen überlegen zu sein.7
      • Allerdings führten auch spezialisierte ambulante Behandlungsmethoden wie fokal-analytische Therapie, kognitive Verhaltenstherapie, kognitiv-analytische Therapie, Interpersonelle Therapie und Familientherapie nur zu mäßigen Erfolgsraten.7
  • Die Therapie kann in Form einer Einzel-, einer Gruppen- oder einer Familientherapie durchgeführt werden.
  • Ernährungstherapie und -beratung sind als alleinige Behandlung nicht geeignet.7
  • Medikamente
    • Spielen bei der Therapie von Essstörungen keine wesentliche Rolle.

Elemente störungsspezifischer Psychotherapie

Familienorientierter Ansatz

  • Familienorientierte Interventionen umfassen die Beratung, die sozialpädagogische Familienarbeit und die Familientherapie.
  • Eine Familientherapie ist z. B. indiziert, wenn in der Familie konfliktgeladene Beziehungen bestehen, die psychische Entwicklung verzögert oder gestört ist oder andere Familienmitglieder für den Therapieerfolg von Bedeutung sind.
  • Infrage kommen dafür familientherapeutische Verfahren mit z. B. psychodynamischen, systemischen, motivationstherapeutischen, kognitiv-verhaltenstherapeutischen und psychoedukativen Elementen (Maudsley-Modell).

Therapeutische Zielbereiche

  • Verhaltensänderung
    • Normalisierung des Essverhaltens, Einstellung des Erbrechens usw.
  • Psychoedukation
    • Aufklärung über gesunde Ernährung, den Nährstoffbedarf des Körpers und somatische Folgen einer Essstörung
  • Kognition
    • Hinterfragen der zentralen dysfunktionalen Denkmuster wie etwa „Ich kann nur glücklich sein, wenn ich dünn bin“.
  • Emotionen
    • Identifizierung des Zusammenhangs zwischen dem Essverhalten und zugrunde liegenden Gefühlen wie Scham, Trauer, Wut usw.
  • Beziehungen
    • Analyse der Beziehungen zu anderen und der Rolle der Essstörung in diesen Interaktionen

Faktoren, die Anorexie-Betroffene motivieren, gesund zu werden

  • Das Erleben von Vitalität
    • Fühlen von Freude, Konzentration, Spontanität oder Energie
  • Das Erleben von Autonomie
    • Selbst zu entscheiden, aus eigenem Interesse wieder gesund zu werden; Fühlen der neuen Fähigkeit, Probleme bewältigen zu können; Selbstbestimmung.
  • Das Erleben von Einsicht
    • Gewinnung eines stärkeren Bewusstseins dafür, was man selbst benötigt, um mit seinem Leben zufrieden zu sein; Wahrnehmung neuer Nuancen im Leben; Setzen kleinerer erreichbarer Ziele; Gewinnung eines stärkeren Selbstbewusstseins
  • Das Erleben der negativen Folgen der Anorexie
    • Angst, die eigene Zukunft nicht mehr planen zu können; Sorge um die Auswirkungen auf die eigenen Kinder; Gefühl, krank oder untergewichtig zu sein; Verlust des sozialen Lebens; körperliche Beschwerden infolge der Erkrankung26

Empfehlungen für Betroffene

Ernährung

  • Normalisierung der Mahlzeitenstruktur und -zusammensetzung
  • Die tägliche Kalorienaufnahme sollte je nach Gewicht, Kalorienverbrauch und Aktivität in der Regel auf 2.700–3.600 kcal erhöht werden, um eine ausreichende Gewichtszunahme zu ermöglichen.
  • Mit den Patient*innen sollte nicht über das Thema Kalorien diskutiert werden, vielmehr sollte hervorgehoben werden, dass ausreichende Mengen an Nahrung notwendig sind und bei Anorexie eine sichere Therapie darstellen.
  • Normale Lebensmittel sollten auf dem Speiseplan stehen. Evtl. sind ergänzende nährstoffhaltige Getränke sinnvoll. Es ist wichtig, dass die Eltern sicher erkennen können, welche Mengen an Nahrung das Kind benötigt, und in dieser Hinsicht auf ihre eigene Kompetenz vertrauen.
  • Die Angst der Patient*innen vor den erforderlichen Nahrungsmengen kann schnell zu Unsicherheit und Meinungsverschiedenheiten führen. Alle Beteiligten sollten bei Änderungen des Speiseplans einbezogen werden.
  • Die Steigerung des Gewichts sollte fortgesetzt werden, bis die Patient*innen Normalgewicht erreicht haben (bei Kindern und Jugendlichen unter 17 Jahren in der Regel die 25. Perzentile für das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße; bei jungen Frauen ein BMI von etwa 20 und bei jungen Männern ein BMI von etwa 21).

In der Hausarztpraxis

  • Die gemeinsame Arbeit am Speiseplan und das Führen eines Ernährungs- oder Aktivitätstagebuchs können sinnvoll sein, setzen aber voraus, dass die betroffene Person aufgeschlossen gegenüber dem Einsatz solcher Hilfsmittel ist.
  • Es dürfen keine zu hohen Anforderungen und Erwartungen im Hinblick auf die Befolgung des Speiseplans bestehen. Er sollte vielmehr als Ziel aufgefasst werden, auf das hingearbeitet wird.
  • Finden die Patient*innen dies nicht zweckmäßig, sollten andere Ansätze in Betracht gezogen werden.
  • Ein ebenso guter Ansatzpunkt kann es sein, zunächst die soziale Situation und die engeren Beziehungen der Betroffenen in den Fokus der Gespräche zu nehmen.

Vorschlag eines Therapieprogramms

  • Selbsthilfe unter Anleitung
    • Kann eine störungsspezifische Psychotherapie nicht ersetzen, möglicherweise aber als erster Schritt von Nutzen sein.27
  • Speiseplan
    • Erfassen Sie zunächst die Essensgewohnheiten und die Aktivität der Patient*innen.
    • Identifizieren Sie, wann den Betroffenen das Essen am schwersten fällt, welche Lebensmittel akzeptiert werden und in welchen Situationen sich die Nahrungsaufnahme einfacher gestaltet.
    • Die Ärzt*innen und die Patient*innen sollten gemeinsam einen Speiseplan ausarbeiten.
    • Dieser sollte eine Orientierungshilfe für ein normales Essverhalten darstellen.
    • Er sollte konkrete Informationen in Bezug auf die Art und die Menge der Lebensmittel und den Zeitpunkt der Mahlzeiten enthalten.
    • Der Speiseplan kann als „Hausaufgabe“ für die Patient*innen genutzt werden, d. h. der gesamte Speiseplan oder Teile sollen bis zur nächsten Sitzung erfüllt werden.
  • Tagebuch über Essattacken/Erbrechen
    • Es ist zweckmäßig, ein Tagebuch zu führen, in dem die verzehrten Lebensmittel und die Mahlzeiten sowie etwaige Essattacken, Fälle von Erbrechen und die Anwendung von Abführmitteln verzeichnet werden, um so herausfinden zu können, wann die Probleme der Patient*innen am größten sind und welche Situationen oder Gefühle die Symptome auslösen.
  • Körperliche Aktivität/Sport
    • Stellt übermäßige körperliche Aktivität/Ausübung von Sport ein Problem dar, kann es sinnvoll sein, ein Aktivitätstagebuch zu führen.
  • Aufmerksamkeitsfokus auf dem Hier und Jetzt, auf der Funktion des gestörten Essverhaltens und auf der Gestaltung von Beziehungen
  • Somatische Verlaufskontrolle
    • Es sind klare Vereinbarungen in Bezug auf das Gewicht und das Wiegen notwendig.
    • Das Gleiche gilt auch für Blutuntersuchungen.

Arbeit mit der Familie

  • In allen Altersstufen ist es wichtig, mit der Familie der Betroffenen zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig soll den individuellen Bedürfnissen der Patient*innen Rechnung getragen werden.
  • In der Familie kommt es häufig zu Schuld- und Schamgefühlen. Dies gilt sowohl für die Eltern als auch für die Kinder von Patient*innen mit Essstörungen.
  • Die Gespräche mit der Familie sollten darauf abzielen, diese Gefühle abzubauen und ein Klima innerhalb der Familie zu schaffen, in dem die Eltern und andere Beteiligte die Patient*innen optimal dabei unterstützen können, die notwendige Motivation und Stärke zu finden, um sich von der Essstörung zu befreien.
  • Alle Informationen sollten in gemeinsamen Gesprächen vermittelt werden.
    • Unabhängig vom Alter der Betroffenen sollten Informationen nie hinter dem Rücken der Patient*innen ausgetauscht werden.
  • Mitunter entscheiden sich Jugendliche dagegen, bei Gesprächen zwischen ihren Eltern und der behandelnden Person anwesend zu sein.
    • Häufig steckt dahinter die Angst, dass das, was besprochen wird und wie es besprochen wird, sie unangenehm berührt.

Medikamentöse Therapie

Leitlinie: Pharmakotherapie7

  • Neuroleptika und Antidepressiva sollen nicht zur Erreichung einer Gewichtszunahme bei Anorexia nervosa (AN) eingesetzt werden (Ia/A).
  • Bei erheblich auf Gewichtsängste und Essen eingeschränktem Denken und bei nicht zu beherrschender Hyperaktivität kann ein Therapieversuch mit einem niedrig dosierten Neuroleptikum (Olanzapin) im Einzelfall gerechtfertigt sein (IIa/C).
  • Dabei sollte Pharmaka mit geringer extrapyramidaler Beeinträchtigung der Vorzug gegeben werden.
  • Nicht als Dauertherapie: Die Behandlungsindikation sollte sich auf die Dauer der o. g. Symptomatik beschränken und nur im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes gelten.
  • Dabei ist die betroffene Person über den Umstand des Off-Label-Uses aufzuklären.
  • Es gibt keine Medikamente zur Therapie der Anorexie, deren Wirksamkeit belegt ist. Werden Psychopharmaka angewendet, geschieht dies somit auf Grundlage anderer Indikationen, etwa einer Depression.
    • Niedrig dosierte Neuroleptika wie Olanzapin können bei erheblicher Angst in Bezug auf Gewichtszunahme und Essen sowie therapieresistenter motorischer Unruhe in Einzelfällen indiziert sein.7
    • Bei schwer erkrankten Patient*innen kann niedrig dosiertes Olanzapin eine angstlösende Wirkung haben. Diese Therapieform sollte vorrangig durch die damit erfahrenen Fachärzte erfolgen, d. h. in der Regel durch Erwachsenen- oder Kinder- und Jugendlichenpsychiater*innen oder aber im Rahmen der stationären Behandlung in einer spezialisierten Einrichtung.
  • Mit SSRI lässt sich im Hinblick auf Depressions- und Zwangssymptome, die mit der Essstörung einhergehen, kaum eine Wirkung erzielen, sie können jedoch bei komorbiden Depressionen und Zwangsstörungen indiziert sein.
  • Bei anhaltender Amenorrhö stellt ein Östrogen-/Progesteron-Präparat keine kausale Lösung dar. 
    • Bei Bedarf für eine sichere Verhütungsmethode können orale Kontrazeptiva eingesetzt werden. Sie sind mit einer erhöhten Knochendichte assoziiert.28

Elektrolytausgleich7

  • Hypokaliämie
    • Kalium regelmäßig kontrollieren.
    • EKG mit Rhythmusstreifen
    • Ausgleich durch orale Kaliumzufuhr, bis Normwerte erreicht sind.
  • Hyponatriämie
    • mögliche Ursachen: Polydipsie, SIADH-Syndrom (s. o.)
    • Bei Polydipsie: Normalisierung der Wasseraufnahme anstreben.
    • bei SIADH
      • Flüssigkeitsrestriktion als primäre Maßnahme
      • vorsichtige Natriumanhebung nur nach Berechnung des Urin/Plasma-Elektolytverhältnisses und des Gesamtkörperwassers, möglichst unter stationären Bedingungen, bei schwerer Hyponatriämie unter intensivmedizinischer Überwachung (Näheres siehe Artikel Hyponatriämie)

Eisen und Vitamine

  • Eisensubstitution nur bei niedrigem Ferritin
  • Vitaminmangel primär durch ausgewogene Kost ausgleichen.
  • Ggf. Substitution von Kalzium und Vitamin D zur Osteoporoseprophylaxe29
  • Bei klinischen Zeichen eines Vitaminmangels kann eine Vitaminsubstitution sinnvoll sein.

Prävention

Grundprinzipien30-31

  • Die Lebenskompetenzen von Jugendlichen stärken.
  • Das Selbstwertgefühl fördern.
  • Kritischer Umgang mit den Medien und dem darin vermittelten Schönheitsideal
  • Lernen, mit Gefühlen umzugehen.
  • Ein positives Körpergefühl entwickeln.

Diät und Sport mit Augenmaß

  • Ist bei jungen Frauen eine Diät zur Verringerung des Gewichts notwendig, soll mit Vorsicht vorgegangen werden. Eine „normale Diät“ kann leicht außer Kontrolle geraten und zur Entwicklung einer Essstörung beitragen. Ähnliches gilt für sportliche Aktivitäten (Näheres siehe auch Artikel Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit).

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Erkrankung kann bereits von Beginn an bulimische Züge tragen, häufiger entwickeln sich jedoch erst im Laufe der Zeit zunehmend Verhaltensweisen wie Essattacken, Erbrechen und übermäßige Ausübung von Sport.32

Faktoren, die zu einem chronischen Verlauf beitragen können

  • Pathophysiologische Veränderungen, die infolge des Hungerns entstehen (hormonelle Veränderungen und Veränderungen des Stoffwechsels), begünstigen die Aufrechterhaltung der Erkrankung.
  • Hunger: Personen, die hungern, können sich nicht über längere Zeit konzentrieren, da sie unaufhörlich an Essen denken und nach Essen suchen. Diese Konzentration auf das Thema Essen schränkt das Interessengebiet ein und führt zu sozialer Isolation.
  • Verdauungsbeschwerden: Durch die verzögerte Darmentleerung/chronische Obstipation, die infolge der Fehlernährung entsteht, kommt es zu einem Völlegefühl, das den Wunsch nach einem Fortführen der Diät noch verstärkt.
  • Es liegt eine Körperschemastörung vor, die dazu führt, dass selbst kleine Gewichtszunahmen den Betroffenen das Gefühl geben, die Kontrolle zu verlieren.
  • Der Gewichtsverlust ruft ein Gefühl der Zufriedenheit hervor.
  • Das abgemagerte Aussehen des Körpers erfüllt die betroffenen Personen mit Freude (z. B. Bewunderung des abgemagerten Körpers im Spiegel).
  • Ungelöste Familienkonflikte können zu einer Chronifizierung beitragen.
  • Aus dem Umfeld kann ein sekundärer Krankheitsgewinn gezogen werden.

Komplikationen

  • Störungen des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalts33
  • Orthostatische Hypotonie
  • Anhaltende Amenorrhö
  • Chronischer Verlauf und Tod
  • Bis ins höhere Alter dauerhaft erhöhtes Frakturrisiko 
  • Somatische Befunde
    • In einer US-amerikanischen Studie mit ambulant behandelten Anorexie-Patientinnen wurde eine erhöhte Prävalenz von Stoffwechselstörungen sowie hämatologischen und hämodynamischen Störungen festgestellt. Auch Skelettveränderungen waren gehäuft zu beobachten.34
    • Bei 41 % der Patientinnen bestand eine Bradykardie, bei 39 % eine Anämie, bei 35 % eine Osteoporose, bei 22 % eine Hypothermie (< 36 °C) und bei 15 % eine primäre Amenorrhö.

Prognose

  • Etwa die Hälfte der Betroffenen genesen vollständig, bei 30 % tritt eine Besserung ein, bei 20 % kommt es zu einem chronischen Verlauf. Die Angaben zur Mortalität liegen je nach Studie bei 1–8 %.7
    • Die Todesursache ist in der Regel eine Unterernährung mit akuten Komplikationen oder Suizid.
    • Bei chronischer Anorexie steigt das Sterblichkeitsrisiko, da lebenswichtige Organe infolge der chronischen Unterernährung geschädigt werden.
    • Die Prognose ist bei Erwachsenen mit Anorexie ungünstiger.
  • Bei Krankheitsbeginn in der Pubertät ist die Prognose besser als bei Beginn im Erwachsenenalter35, bei präpubertalem Beginn jedoch anscheinend etwas ungünstiger.
  • Die Dauer der Anorexia nervosa scheint der primäre Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod zu sein.
    • Eine Längsschnittstudie über einen Zeitraum von 20 Jahren ergab, dass die Mortalität bei Personen, die wegen einer Anorexie in Behandlung waren, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 3-Fache erhöht war.36
    • Bei Personen, die über einen Zeitraum von 16–30 Jahren an einer Anorexia nervosa litten, war das Sterblichkeitsrisiko um das 7-Fache erhöht.
    • In der frühen Phase der Erkrankung ist Suizid eine häufige Todesursache.
  • In einer Längsschnittstudie über einen Zeitraum von 10 Jahren wurde bei fast 76 % der Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren mit schwerer Anorexie eine Genesung festgestellt.37
    • Diese Patientinnen konnten auf eine optimale therapeutische Versorgung zugreifen.
    • Nach 3 Jahren war lediglich 1 % der Patientinnen genesen, und bei 21 % konnte eine Besserung der Symptome beobachtet werden.
    • Die Wiederherstellung der vollen körperlichen und psychischen Gesundheit dauerte durchschnittlich 5–7 Jahre.
  • Bei vielen Betroffenen kommt es zu Rückfällen.
  • Günstige prognostische Faktoren
    • Krankheitsbeginn in jungem Alter (in der Pubertät, bei präbubertalem Beginn anscheinend etwas ungünstiger)
    • frühzeitige Einleitung der Therapie
  • Ungünstige prognostische Faktoren
    • Erbrechen
    • Bulimie
    • starker Gewichtsverlust
    • chronischer Verlauf
      • Besteht die Erkrankung bereits seit Langem und sind zahlreiche stationäre Aufnahmen erfolgt, ist die Prognose ungünstig.
    • Entwicklungsstörungen vor Krankheitsbeginn
  • Anorexie und spätere Schwangerschaft
    • Aus einer schwedischen Studie (III) geht hervor, dass eine durchgemachte Anorexie nicht mit besonderen Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt assoziiert ist.38

Verlaufskontrolle

  • Regelmäßige Verlaufskontrolle durch die behandelnden Psychotherapeut*innen über mindestens 1 Jahr.7
  • Regelmäßige körperliche Kontrolluntersuchungen
    • Gewicht, Ernährungsstatus
    • Elektrolyte und ggf. weitere Laborwerte (s. o.)
    • Blutdruck
    • EKG
    • ggf. Vitamine und Ferritin

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Beratungsstellen

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie. Diagnostik und Therapie der Essstörungen. AWMF-Leitlinie Nr. 051-026. Klasse S3, Stand 2018. www.awmf.org

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Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Münster/W.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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