Zusammenfassung
- Definition:Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronische, in Schüben verlaufende Autoimmunerkrankung. Es können praktisch alle Organe in unterschiedlichem Schweregrad betroffen sein. Klinisches Bild, Verlauf und Prognose sind ausgesprochen variabel.
- Prävalenz:Sie beträgt in Deutschland etwa 40/100.000, das Verhältnis Frauen zu Männer liegt etwa bei 9:1.
- Symptome:Die Erkrankung kann alle Organsysteme betreffen. Neben Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit und Fieber betrifft die Symptomatik vor allem Gelenke, Haut, Nieren und zentrales Nervensystem.
- Befunde:Neben den Veränderungen im Bereich der betroffenen Organsysteme werden hämatologische (Anämie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie) und immunologische (verschiedene Autoantikörper) Befunde erhoben.
- Diagnostik:Anhand eines Klassifikationssystems, das klinische, hämatologische und immunologische Kriterien umfasst.
- Therapie:Allgemeinmaßnahmen wie Sonnenschutz und Impfschutz. Medikamentös mit Antimalariamitteln, Glukokortikoiden, Immunsuppressiva und Biologika.
Allgemeine Informationen
Definition
- Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronische, in Schüben verlaufende Autoimmunerkrankung.1
- Es können praktisch alle Organe in unterschiedlichem Schweregrad betroffen sein.
- Klinisches Bild, Verlauf und Prognose sind ausgesprochen variabel.
Problemstellung für Hausärzt*innen
- Insbesondere in der Frühphase der Erkrankung ist die Einordnung der komplexen Symptomatik häufig schwierig.2
- keine einzelnen pathognomonischen Befunde, Diagnosestellung daher durch eine Kombination aus klinischen und Laborkriterien3
- Gefahr der Konsultation verschiedener Fachdisziplinen durch die Patient*innen aufgrund einzelner Symptome2
- Erstellung vielfältiger Differenzialdiagnosen2
- Daher eher zunehmende Bedeutung der Primärversorger*innen in einem fragmentierten Gesundheitssystem4
- Rolle der Hausärzt*innen5-6
- möglichst frühe (Verdachts-)Diagnose
- Behandlung und Verlaufskontrolle bei leichter Erkrankung
- Erkennung von Warnzeichen und Komplikationen mit Überweisung an Rheumatologie
- begleitende Verlaufskontrolle/Behandlung in Zusammenarbeit mit Rheumatolog*innen bei Patient*innen mit mäßiger bis schwerer Erkrankung
Häufigkeit
- Prävalenz
- Prävalenz in Deutschland ca. 40 pro 100.000 Einw.2
- Geschlechtsverteilung
- Frauen zu Männern ca. 9:17
- Vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen.
- Ethnische Unterschiede
- häufiger bei Menschen afroamerikanischer und hispanischer Herkunft8-9
- Manifestationsalter
- Auftreten in allen Altersstufen möglich, häufigste Manifestation zwischen 15. und 35. Lebensjahr10
- Kinder
Ätiologie und Pathogenese
Ätiologie
- Die Ätiologie des SLE ist unbekannt.
Pathogenese
- Die genauen pathogenetischen Mechanismen der Erkrankung sind immer noch unklar.13
- Chronische Autoimmunerkrankung, die nahezu alle Organe und Gewebe betreffen kann.
- Umweltfaktoren in Kombination mit genetischer Prädisposition führen zu einer Aufhebung der immunologischen Toleranz gegen körpereigene Antigene.13
- Eine Immunreaktion gegen Antigene des Zellkerns ist charakteristisch für SLE.14
- Produktion von Autoantikörpern durch autoreaktive Lymphozyten15
- Zirkulierende Autoantikörper lösen gemeinsam mit Komplementfaktoren, autoreaktiven T-Zellen und Zytokinen über eine Immunkomplexreaktion eine lokale und/oder systemische Entzündung aus10
- Autoantikörper können bereits Jahre vor Ausbruch der Erkrankung vorliegen, sodass wahrscheinlich eine multifaktorielle Pathogenese vorliegt.7,16
Prädisponierende Faktoren
- Zahlreiche genetische Faktoren spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle.17
- gehäuftes familiäres Auftreten18
- Sonnenempfindliche Haut
- UV-Strahlung kann die Erkrankung auslösen bzw. verschlechtern.19-20
- Erhöhte Östrogen- und erniedrigte Testosteronspiegel tragen zur veränderten Immunantwort bei.14
- gehäuft bei oraler Kontrazeption und Hormonersatztherapie4
- Schwangerschaft kann zum Aufflammen der Erkrankung führen.21
- Tendenziell erhöhtes Risiko für Raucher*innen20
- Uneinheitliche Daten u. a. für Lösungsmittel, Pestizide, Schwermetalle, Luftverunreinigungen, Impfungen, Infektionen als prädisponierende Faktoren4
- Alkoholkonsum verringert das Erkrankungsrisiko.20
ICPC-2
- L88 Rheumatoide Arthritis/Rheuma
- L99 Andere Muskuloskelet. Erkrankung
ICD-10
- M32 Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- M32.0 Arzneimittelinduzierter systemischer Lupus erythematodes
- M32.1 Systemischer Lupus erythematodes mit Beteiligung von Organen oder Organsystemen
- M32.8 Sonstige Formen des systemischen Lupus erythematodes
- M32.9 Systemischer Lupus erythematodes, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Neue EULAR/ACR-Klassifikationskriterien
- 2019 Einführung neuer Klassifikations-Kriterien von EULAR (European League Against Rheumatism) und ACR (American College of Rheumatology)22
- Neben dem primären Zweck der Klassifizierung für Studien sollen die neuen Kriterien auch eine frühere Diagnose eines SLE erleichtern.23
- Die neuen EULAR/ACR-Kriterien weisen im Vergleich zu früheren Klassifikationen eine verbesserte Genauigkeit bei der Erkennung eines SLE auf.
- EULAR/ACR (2019): Sensitivität 98 %, Spezifität 96 %22
- SLICC-Klassifikation (2012): Sensitivität 97 %, Spezifität 90 %24
- ACR-Klassifikation (1982, revidiert 1997): Sensitivität 85 %, Spezifität 95 %25
- Die einzelnen Kriterien werden dabei im Unterschied zu den bisherigen Klassifikationen unterschiedlich stark gewichtet.
- Beispiel: Eine histologisch festgestellte Nierenentzündung wird stärker gewichtet als ein nicht erklärtes Fieber.24
Eingangskriterium positive antinukleäre Antikörper (ANA)
- Voraussetzung für eine mögliche Klassifikation als SLE ist ein erhöhter ANA-Titer > 1:80.
- Praktisch alle Patient*innen mit SLE haben erhöhte ANA-Titer.
- Allerdings gibt es einen ANA-Nachweis auch bei vielen gesunden Personen.
Klinische Domänen und Kriterien
- Allgemeinsymptome
- Fieber (2 Punkte)
- Haut
- nicht-vernarbende Alopezie (2 Punkte)
- orale Ulzerationen (2 Punkte)
- subakuter kutaner oder diskoider Lupus (4 Punkte)
- akuter kutaner Lupus (6 Punkte)
- Arthritis
- Synovitis in mindestens 2 Gelenken oder Druckschmerz in mindestens 2 Gelenken oder Morgensteifigkeit > 30 min (6 Punkte)
- Neurologie
- Delir (2 Punkte)
- Psychose (3 Punkte)
- Krampfanfälle (5 Punkte)
- Serositis
- Pleura- oder Perikarderguss (5 Punkte)
- akute Perikarditis (6 Punkte)
- Hämatologie
- Leukopenie (3 Punkte)
- Thrombopenie (4 Punkte)
- Autoimmunhämolyse (4 Punkte)
- Niere
- Proteinurie > 0,5 g/24 h (4 Punkte)
- Lupus-Nephritis-Klasse II oder V (Histologie) (8 Punkte)
- Lupus-Nephritis-Klasse III oder IV (Histologie) (10 Punkte)
Immunologische Domäne und Kriterien
- Antiphospholipid-AK
- Anti-Cardiolipin-IgG > 40 GPL oder Anti-Beta2GP1-IgG > 40 E oder Nachweis Lupusantikoagulanz (2 Punkte)
- Komplementproteine
- niedriges C3 oder niedriges C4 (3 Punkte)
- niedriges C3 und niedriges C4 (4 Punkte)
- Hochspezifische AK
- Anti-dsDNA-AK (6 Punkte)
- Anti-Sm-AK (6 Punkte)
Beurteilung
- Für die Klassifikation als SLE müssen mindestens 10 Punkte erzielt werden (zusätzlich zum Eingangskriterium erhöhter ANA-Titer).
- Wichtig bei der Beurteilung
- Kriterien dürfen nur gezählt werden, wenn es dafür keine bessere Erklärung gibt.
- Der einmalige Nachweis eines Kriteriums ist ausreichend.
- Der Zeitpunkt des Nachweises eines Kriteriums muss nicht gleichzeitig zum Nachweis eines anderen Kriteriums liegen.
- Für die Klassifikation als SLE ist der Nachweis mindestens eines Kriteriums aus einer klinischen Domäne notwendig.
- Wenn Patient*innen positiv für mehr als ein Kriterium einer Domäne sind, wird nur das Kriterium mit der höchsten Punktzahl gewertet.
Differenzialdiagnosen
- Autoimmunerkrankungen
- Nephrologische Erkrankungen
- Neurologische Erkrankungen
- Psychiatrische Erkrankungen
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Fibromyalgie
- Hämatologische Krankheiten
- Hauterkrankungen
- Infektionen
Vom SLE abzugrenzende Formen des Lupus erythematodes
- Kutaner Lupus erythematodes (CLE)26
- Im Gegensatz zum SLE ist der kutane Lupus erythematodes primär auf die Haut begrenzt.
- Einteilung des CLE in 4 Untertypen:
- akuter kutaner Lupus erythematodes (ACLE)
- subakuter kutaner Lupus erythematodes (SCLE)
- chronisch kutaner Lupus erythematodes (CCLE) mit 3 Unterformen:
- diskoider Lupus erythematodes (DLE; häufigste Form des CCLE)
- Lupus erythematodes profundus (LEP)
- Chilblain Lupus erythematodes (CHLE).
- intermittierend kutaner Lupus erythematodes (ICLE).
- Übergang des kutanen Lupus erythematodes in einen SLE27
- ACLE häufig
- SCLE ca. 10–15 %
- DLE < 5 %
- Die übrigen Untertypen sind sehr selten.
- Medikamenteninduzierter Lupus erythematodes
- Lupusähnliche Erkrankung, die Wochen bis Jahre nach Beginn einer Medikation auftritt.28
- Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.29
- Meistens 1 oder mehrere Symptome wie:29
- Arthralgie ca. 90 % (häufig einziges Symptom)
- Myalgie ca. 50 %
- Hautausschlag ca. 25 % (erythematöse Effloreszenzen, typischerweise an sonnenexponierten Stellen)
- Lymphknotenschwellung < 25 %
- Fieber
- Müdigkeit.
- Eine Beteiligung von ZNS und Nieren ist selten.
- Es gibt zahlreiche auslösende Medikamente:29-30
- Hydralazin
- Procainamid
- Chinidin
- Isoniazid
- Diltiazem
- Minocyklin
- Carbamazepin
- TNF-Alpha-Blocker
- Interferon-Alpha
- u. a.
- Rückbildung der Symptome innerhalb von Tagen bis Monaten nach dem Absetzen der auslösenden Medikamente
- Neonataler Lupus31
- Auslösung durch plazentare Passage von Antikörpern (Anti-Ro/SSA, Anti-LA/SSB) schwangerer Lupus-Patientinnen32
- Nur 1–2 % der Kinder von Müttern mit positiven Antikörpern entwickeln einen neonatalen Lupus.33
- klinisches Bild
- Hautausschlag (Entwicklung in den Tagen bis Wochen nach der Geburt)
- Anämie/Leukozytopenie/Thrombozytopenie
- Veränderungen der Leberwerte
- AV-Blockierungen (bis zu AV-Block III)
- Rückbildung innerhalb der ersten Lebenswochen bis -monate
- Auslösung durch plazentare Passage von Antikörpern (Anti-Ro/SSA, Anti-LA/SSB) schwangerer Lupus-Patientinnen32
Anamnese
- Allgemein gilt:
- Die Symptomatik ist individuell sehr unterschiedlich.
- Es gibt viele unspezifische Symptome, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen.
- Auch der Krankheitsbeginn ist von plötzlich bis schleichend sehr variabel.
- Schwere Organstörungen zu Beginn sind selten.
- Mögliche Symptome24-25
- Allgemeinsymptome
- Fatigue: Müdigkeit, Erschöpfung, Schwäche
- eines der häufigsten Probleme im klinischen Alltag10
- Fieber
- Unter Lupus-assoziiertem Fieber leiden 36–86 % der SLE- Patient*innen.34
- Gewichtsverlust
- Fatigue: Müdigkeit, Erschöpfung, Schwäche
- neuropsychiatrische Symptome
- Kopfschmerzen
- Krampfanfälle
- Parästhesien
- Depression
- kognitive Störungen
- Haut
- rötliche, runde Effloreszenzen
- Schmetterlingserythem (über Nasenrücken und Wangen)
- Photosensibilität
- Haarausfall
- Lymphknoten
- Vergrößerung
- Gelenke
- Arthralgien
- Schwellungen
- Muskulatur
- Myalgien
- Nieren
- Thorakale Beschwerden
- Mund
- orale Schleimhautläsionen
- Mundtrockenheit
- Magen-Darmtrakt
- Augen
- Blut
- Blässe
- Blutungsneigung
- Infektanfälligkeit
- Gefäße
- Symptome eines Raynaud-Syndroms
- Allgemeinsymptome
Klinische Untersuchung
- Merke: Es gibt keine spezifischen Muster der Organbeteiligung beim SLE!4
- Haut
- am häufigsten Veränderungen des akuten kutanen Lupus erythematodes (ACLE)2
- Schmetterlingserythem: symmetrische Rötung an Nase und Wangen
- generalisiertes, makulopapulöses Exanthem
- Schmetterlingserythem: symmetrische Rötung an Nase und Wangen
- am zweithäufigsten Veränderungen des diskoiden Lupus erythematodes2
- entzündliche erythematöse Plaques mit follikulären Hyperkeratosen und Vernarbung
- Haarausfall
- allgemeine Blässe (bei Anämie)
- Raynaud-Phänomen an den Händen
- Schleimhaut
- orale Erosionen/Ulzerationen
- Gelenke
- Zeichen der Arthritis: Rötung, Schwellung, Druckschmerz, Funktionseinschränkung
- evtl. Gelenkdeformationen, v. a. der Fingergelenke: Jaccoud-Arthropathie2
- häufig symmetrisch und polyartikulär25
- Prädilektion für kleinere Gelenke25
- häufig MCP- und PIP-Gelenke (ähnlich der rheumatoiden Arthritis)
- Zeichen der Arthritis: Rötung, Schwellung, Druckschmerz, Funktionseinschränkung
- Zentrales Nervensystem
- Paresen, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsstörungen, Sehstörungen, Hirnnervenausfälle
- Zeichen einer peripheren Neuropathie
- Lymphknoten
- Augen
- Rötung
- Pleura
- pleuritisches Reiben
- gedämpfter Klopfschall, abgeschwächtes Atemgeräusch bei Pleuraerguss
- Perikard
- perikarditisches Reiben
Häufigkeit von Symptomen/Befunden zu Erkrankungsbeginn und im weiteren Verlauf
- Erstvorstellung in der Hausarztpraxis häufig mit leichteren Beschwerden der Gelenke und der Haut4
- Vom praktischen Standpunkt aus sollte vor allem bei jungen Frauen mit Arthritis/Arthralgie an einen SLE gedacht werden, da dies häufig die Erstmanifestation darstellt.4
- Häufigkeit von Symptomen/Befunden bei Erkrankungsbeginn30
- Arthritiden, Arthralgien: 50 %
- Hautbefall: 20 %
- Serositis: 5 %
- Fieber: 5 %
- Zunächst muss eine Infektion ausgeschlossen werden, SLE als Ursache des Fiebers stellt eine Ausschlussdiagnose dar.34
- Müdigkeit: 5 %
- Nephritis: 5 %
- Lymphknotenvergrößerung: 5 %
- Häufigkeit von Symptomen/Befunden im weiteren Verlauf2
- Arthralgien/Myalgien: 90 %
- Hautveränderungen: 75 %
- Nierenbeteiligung: 50 %
- Pleuritis: 40–60 %
- ZNS-Manifestationen: 15–50 %
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Screeninglabor bei klinischem Verdacht auf SLE2
- Differenzialblutbild
- Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie charakteristisch bei SLE
- BSG
- erhöhte BSG charakteristisch bei SLE
- CRP
- in der Regel normal bis leicht erhöht
- Kreatinin, eGFR
- Urinstatus inkl. Sediment
- Antinukleäre Antikörper (ANA) (HEp-2 Zelltest mit Angabe des Fluoreszenzmusters)
-
- Gemäß der neuen EULAR/ACR-Kriterien sind positive ANA Voraussetzung für eine Klassifikation als SLE!
Weiterführende Diagnostik bei pathologischem Screeninglabor2
- Weitere ANA-Differenzierung (vor allem Anti-Sm, Anti-Ro/SSA, Anti-La/SSB, Anti-U1RNP-Antikörper)
- Anti-Sm spezifisch für SLE, Prävalenz 14–40 %
- Anti-dsDNA-Antikörper
- spezifisch für SLE, Prävalenz 70–98 %
- Komplement C3, C4
- Antiphospholipid-Antikörper
- 24-Stunden-Sammelurin (bei Eiweiß im Urinstatus), alternativ: Protein/Kreatinin-Ratio im Spoturin (siehe auch Artikel Proteinurie)
- Untersuchung auf dysmorphe Erythrozyten im Urinsediment
- Leberenzyme, LDH
- CK bei Muskelbeschwerden
Diagnostik bei Spezialist*innen
- Eine weitere Diagnostik bei Spezialist*innen ist abhängig von einer Organbeteiligung.2
- Haut/Mundschleimhaut
- Biopsie: Histologie, ggf. Immunfluoreszenz
- Gelenke
- konventionelles Röntgen
- Arthrosonografie
- Magnetresonanztomografie (MRT)
- Muskel
- Elektromyografie
- MRT
- Muskelbiopsie
- Niere
- Sonografie
- Nierenbiopsie
- Lunge
- Röntgenthorax
- hochauflösende Computertomografie des Thorax (HR-CT)
- Lungenfunktionsdiagnostik mit Messung der Diffusionskapazität
- bronchoalveoläre Lavage
- Herz
- Echokardiografie
- Myokardszintigrafie
- kardiales MRT
- Herzkatheteruntersuchung
- Auge
- Fundoskopie/spezielle Untersuchungen unter Antimalariamitteln
- zentrales und peripheres Nervensystem
- Elektroenzephalografie (EEG)
- MRT
- CT
- Liquordiagnostik
- transkranieller Doppler
- Angiografie
- neuropsychiatrische Untersuchung
- Messung der Nervenleitgeschwindigkeit
- Haut/Mundschleimhaut
Indikationen zur Überweisung
- Bei klinischem und laborchemischem V. a. SLE: Überweisung an Rheumatologie für Bestätigung/Ausschluss der Diagnose
- Derzeit ist allerdings kein verlässlicher und validierter Algorithmus zur Beurteilung der Dringlichkeit einer fachrheumatologischen Abklärung verfügbar.4
- Sofern Anamnese und Untersuchung keinen eindeutigen Hinweis auf klinische Manifestation eines SLE ergeben und laborchemisch nur ein geringer ANA-Anstieg auffällig ist:4
- Eine primäre Verlaufskontrolle in der Hausarztpraxis ist sinnvoll nach einer Aufklärung über die Warnsymptome.
- Bei manifestem SLE: Behandlung und Nachsorge in enger Zusammenarbeit mit Rheumatolog*innen, Internist*innen, Neurolog*innen und Dermatolog*innen. Bei Schwangeren sollten zudem Gynäkolog*innen eingebunden sein.
Therapie
Therapieziele
Übergeordnete Therapieziele35-37
- Sicherung des langfristigen Überlebens
- Verhinderung von Organschäden
- Optimierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Treat-to-Target-Strategie (T2T)
- Ähnlich wie bei der rheumatoiden Arthritis geht auch beim SLE die Entwicklung in Richtung einer „Treat-to-target (T2T)"-Strategie, aufgrund der Komplexität der Erkrankung ist der T2T-Ansatz beim SLE aber schwieriger umzusetzen.36-38
- Um die übergeordneten Therapieziele zu verwirklichen, sollten folgende unmittelbaren Therapieziele angestrebt werden:36-38
- Remission
- Zustand niedriger Krankheitsaktivität, falls Remission nicht erzielbar
- Aktivitätsbeurteilung anhand eines validierten Lupus-Aktivitätsindex (z. B. SLEDAI) und/oder organspezifischer Marker
- Gleichzeitig aber Ziel einer möglichst niedrigen Glukokortikoiddosis, um Nebenwirkungen/Komplikationen der Kortikoidtherapie zu vermeiden.
Allgemeines zur Therapie
- In den vergangenen Jahren Veröffentlichung diverser Leitlinien zur Behandlung des SLE35-36,39-42
- allerdings nur relativ wenig wissenschaftliche Evidenz durch randomisierte Studien2
- Therapie beruht auf:
- Allgemeinmaßnahmen
- medikamentöser Therapie
- NSAR
- Antimalariamittel
- Kortikoide
- Immunsuppressiva (Cyclophosphamid, Methothrexat, Azathioprin, Ciclosporin, Mycophenolat)
- Biologika (Belumimab, Rituximab)
- Die Behandlung sollte gemäß dem Prinzip der partizipativen Entscheidungsfindung festgelegt werden.23
Allgemeinmaßnahmen, die bei SLE-Patient*innen empfohlen werden
- Lichtschutz
- Rauchstopp
- Gewichtskontrolle
- Körperliche Aktivität
- Physikalische Therapie
- Impfungen
Lichtschutz
Rauchstopp
- Studiendaten nicht konsistent, die meisten Studien weisen auf eine Reduktion des SLE-Risikos durch Nikotinverzicht hin.4
- Verminderung der Wirksamkeit von Antimalariamitteln durch Rauchen2
Gewichtskontrolle
- Wahrscheinlich günstig für die Langzeitprognose39
Körperliche Aktivität
- Günstige Wirkung auf:
Physikalische Therapie
- Örtliche Kälteanwendungen bei Gelenkschmerzen und -entzündungen44
- Krankengymnastische Übungen zur Förderung der Gelenkbeweglichkeit44
- Atemtherapie zur Verbesserung der Thoraxbeweglichkeit und Minderung der Infektionsgefahr44
Impfungen
- Auffrischung des Impfschutzes der Patient*innen bei der Erstkonsultation, einschließlich Pneumokokkenimpfung
- Lebendimpfstoffe sind kontraindiziert unter immunsuppressiver Behandlung (einschl. Prednisolon-Dosen > 20 mg/d).4
- Lebendimpfungen sollten daher vor Beginn einer Immunsuppression durchgeführt werden (z. B. Rötelnimpfung für Schutz in späterer Schwangerschaft)23
- Jährliche Grippeschutzimpfung
Medikamentöse Therapie
NSAR
- Können für einen begrenzten Zeitraum bei Patient*innen mit geringem Risiko für NSAR-assoziierte Komplikationen eingesetzt werden.39
- Einsatz vor allem bei Arthralgien, Myalgien, Serositiden, Kopfschmerzen
Antimalariamittel
- Bei allen Patient*innen mit SLE ist eine Therapie mit Hydroxychloroquin empfohlen (sofern keine Kontraindikation)!35
- Therapieadhärenz kann durch Blutspiegelbestimmung kontrolliert werden, dies sollte aber in Abstimmung mit den Patient*innen erfolgen.23
- Wirkung vor allem auf Arthralgien, Hautveränderungen, Haarausfall, Ulzerationen7
- Langfristiger Nutzen45
- Verhinderung von Schüben
- Verbesserung des Langzeitüberlebens
- Schutz vor irreversiblen Organschäden
- Verringerung des Thrombose- und Osteoporoserisikos
- Hauptnebenwirkungen: Retinopathie, Verdauungsbeschwerden, Ausschlag, Myalgien, Kopfschmerzen
- Interaktionen: Protonenpumpenblocker können die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin herabsetzen.2
- wichtig auch bei einer Begleitmedikation mit NSAR
Glukokortikoide
- Topische Therapie
- Systemische Glukokortikoide
- wirksam bei praktisch allen SLE-Manifestationen
- Ziel ist ein möglichst kurzfristiger Einsatz bis zur Wirkung der Antimalariamittel.2
- Der Einsatz sollte weitgehend auf Akutbehandlungen (Schübe) eingeschränkt werden.23
- Bei längerfristig notwendiger Gabe sollte die Dosis auf maximal 5 (bis 7,5) mg/d beschränkt und im Verlauf möglichst ausgeschlichen werden.35-38
Immunsuppressiva
- Immunsuppressiva sollen eingesetzt werden35,23
- bei unzureichendem Therapieerfolg mit Hydroxychloroquin (alleine oder mit Glukokortikoiden).
- wenn die Glukokortokoiddosis bei längerfristiger Gabe nicht in einen akzeptablen Bereich von maximal 5 (bis 7,5) mg/d reduziert werden kann.
- zur initialen Behandlung schwerer Verläufe mit drohender Organschädigung.
- Empfohlene Substanzen sind:35
- Methotrexat47
- Azathioprin
- Mycophenolat
- Cyclosporin (v. a. bei hämatologischer Beteiligung).
- Cyclophosphamid soll eingesetzt werden bei schwerem, organ- oder lebensbedrohendem SLE sowie als „Rescue-Therapie" bei Versagen anderer Immunsuppressiva.35
Biologika
Belimumab
- Belimumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen das B-Lymphozyten-Stimulator-Protein BLyS.48-49
- Derzeit einziges zugelassenes Biologikum für die Behandlung des SLE23
- Einsatz empfohlen als Zusatztherapie bei Patient*innen mit klinisch und serologisch aktivem SLE trotz einer individuell angepassten Standardtherapie (Hydroxychloroquin und Glukokortikoide ohne oder mit Immunsuppressiva)35,50
- Signifikanter Effekt auch auf Fatigue10
- Bei Lupusnephritis und/oder ZNS-Beteiligung nicht empfohlen50-51
- Applikation i. v., seit 2017 auch s. c.23
- Nebenwirkung: erhöhtes Risiko für Depression und Suizidalität (Rote-Hand-Brief vom 27.03.19)
Rituximab
- Wirksamkeit bei schweren Fällen in Fallberichten und Real-Life-Kohorten, allerdings primärer Endpunkt in Zulassungsstudie verfehlt52
- Option (off label) bei schwerer, organbedrohender Erkrankung refraktär gegen Immunsuppressiva35,40-41
Weitere Therapien
- Plasmapherese
- Immunglobuline (IVIG)
- bei schwerer Thrombozytopenie35
Optimierte Grundversorgung – BASIC
- Ein einfaches Konzept, das die wichtigsten Maßnahmen zur Immunmodulation sowie Prävention von Komorbiditäten umfasst, ist das sog. BASIC-Schema:23,37
- Bone: Knochenschutz durch Vitamin-D-Gabe (20.000 IU/Woche bei erniedrigtem 25OH-VitD)
- Antimalariamittel: Hydroxychloroquin (200 mg/d, sofern keine Kontraindikationen)
- Sonnenschutz: Lichtschutzfaktor 50+
- Impfungen: Standard + Influenza/Pneumokokken
- Cardiovaskuläres Risiko: Risikofaktoren identifizieren und modifizieren.
- Zudem sollten Patient*innen mit Proteinurie einen ACE-Hemmer oder Angiotensin-Antagonisten erhalten.23,37
Spezielle Probleme
Lupus-Nephritis
- Klinisch manifeste Nierenbeteiligung bei ca. 50 % der Patient*innen41,55
- histologische Nierenveränderungen bei nahezu allen Betroffenen55
- Indikationsstellung zur Nierenbiopsie bei Hinweis auf Nierenbeteiligung, insbesondere:56-57
- Proteinurie von ≥ 0,5 g/d (bzw. Protein-Kreatinin-Ratio ≥ 500 mg/g) – und/oder –
- anderweitig unerklärter Abfall der eGFR.
- Indikation zur immunsuppressiven Therapie sollte auf der Basis des Ergebnisses einer Nierenbiopsie erfolgen.56
- Zur Induktionstherapie können Mycophenolat, Cyclophosphamid und Tacrolimus (in Kombination mit Glukokortikoiden) verwendet werden, zur Erhaltungstherapie auch Azathioprin.5657,59-60
- Rituximab Option bei refraktärer Erkrankung56
- Hydroxychloroquin als Basismedikation bei allen Patient*innen mit Lupus-Nephritis empfohlen56
Erkrankung des zentralen Nervensystems
- ZNS-Beteiligung bei 15–50 % der Patient*innen55
- Klinisch sehr variabel und daher häufig schwierig zu diagnostizieren.
- häufigere Manifestationen: zerebrovaskuläre Erkrankung, Krampfanfälle40
- seltenere Manifestationen: schwere kognitive Dysfunktionen, schwere Depression, akute Verwirrtheitszustände, periphere Neuropathie40
- seltene Manifestationen: Psychosen, Myelitis, Chorea, aseptische Meningitis40
- Die diagnostischen Maßnahmen sind abhängig von der klinischen Manifestation: EEG, elektrophysiologische Untersuchung, Lumbalpunktion, neuropsychologische Tests, MRT.40
- Therapie
- Kortikosteroide und Immunsuppressiva zur Behandlung des entzündlichen Prozesses
- Thromboyztenaggregationshemmung/Antikoagulation bei zerebrovaskulären Thrombosen
- symptomatische Therapie mit z. B. antiepileptischen Medikamenten, Antidepressiva
Antiphospholipid-Syndrom
- Eine der wichtigsten Ursachen für erworbene Hyperkoagulabilität in der Bevölkerung55
- charakterisiert durch venöse, arterielle und mikrovaskuläre Thrombosen61
- In mehr als 50 % der Fälle isoliertes Syndrom, aber auch sekundär bei anderer autoimmuner Grunderkrankung
- 20–30 % der Patient*innen mit SLE weisen anhaltend erhöhte Antiphospholipid-AK auf.61
- Klinische Erscheinungsbilder sind u. a.:53
- Schwangerschaftskomplikationen (Fehlgeburten, Präeklampsie)
- ZNS: Sinusvenenthrombose, Schlaganfall/TIA
- Herz/Lunge: Myokardinfarkt, Lungenarterienembolie
- Auge: Thrombose der Netzhautarterien/-venen
- gastrointestinal: Mesenterialischämie, Lebervenenthrombose, Milzinfarkt
- Niere: Nierenarterien-/Venenthrombose
- endokrinologisch: Nebenniereninfarkt
- Haut: digitale Gangrän.
- Primärprävention
- niedrigdosiertes ASS empfohlen bei SLE-Patient*innen mit Antiphospholipid-AK, insbesondere bei Hochrisikoprofil53
- Sekundärprävention
- dauerhafte orale Antikoagulation mit INR 2–3, nach arterieller Thrombose evtl. in Kombination mit ASS53
- keine NOAK zur Antikoagulation53
- dauerhafte orale Antikoagulation mit INR 2–3, nach arterieller Thrombose evtl. in Kombination mit ASS53
Schwangerschaft und Kontrazeption
Beratung vor der Schwangerschaft
- Alle Frauen mit SLE sollten über die Chancen für eine gut verlaufende Schwangerschaft und Möglichkeiten der Krankheitskontrolle, aber auch über Risiken und Komplikationen beraten werden.42
- Da der SLE keine eigentliche Erbkrankheit ist, sind Kinder von SLE-Patientinnen in der Regel gesund.
- Allerdings kann ein (reversibler) neonataler Lupus auftreten.
Fertilität
- Die Fertilität per se ist vermutlich durch den SLE nicht vermindert.42
- Einschränkungen der Fertilität können sich ergeben durch Einnahme von Immunsuppressiva, insbesondere Cyclophosphamid.42
Risikobeurteilung
- Schwangerschaften bei SLE sind Risikoschwangerschaften und bedürfen einer sorgfältigen Planung und Überwachung, verlaufen unter diesen Voraussetzungen dann aber häufig normal.
- Komplikationen nur in geringem Umfang bei Frauen mit stabiler leichter Erkrankung62
- Vor einer Schwangerschaft sollte die Erkrankung mindestens 6 Monate in Remission sein.44,63
- Risikofaktoren für Komplikationen in der Schwangerschaft42
- aktive Erkrankung/Schub
- Lupus-Nephritis
- Antiphospholipid-AK
- Hypertonie
- Glukokortikoidtherapie mit Erhaltungsdosis ≥ 10–20 mg/d Prednisolonäquivalent
- Risiken für die Mutter
- Eine Schwangerschaft kann die Krankheitsaktivität erhöhen, überwiegend aber nur leicht.39
- Risiko für Präeklampsie ist etwa 3-fach erhöht (insbesondere bei Lupusnephritis und Antiphospholipidantikörpern).64
- erhöhtes Thromboserisiko
- vor allem im Puerperium
- Risiken für das Kind
- Fehl- und Frühgeburten etwa doppelt so häufig wie bei gesunden Frauen44
- Wachstumshemmung
Therapie
- Die Therapie mit Hydroxychloroquin sollte fortgeführt werden.2
- niedrigere Krankheitsaktivität und weniger Schübe
- Auch in der Stillzeit kann Hydroxychloroquin gegeben werden.
- Der positive Effekt von Hydroxychloroquin auf Schubrate, Verlauf der Schwangerschaft und das Risiko eines kongenitalen AV-Blocks sollte den Patientinnen bekannt sein.64
- Glukokortikoide, Azathioprin, Ciclosporin A und Tacrolimus können zur Vermeidung oder Behandlung von Schüben verabreicht werden.42
Blutverdünnung bei Schwangerschaft mit Antiphospholipid-AK53
- Mit AK-Hochrisikoprofil, ohne anamnestische Schwangerschaftskomplikationen oder Thrombosen (venös/arteriell): Prophylaxe mit ASS empfohlen
- Nach Schwangerschaftskomplikationen, anamnestisch ohne Thrombosen (venös/arteriell): ASS plus Heparin in prophylaktischer Dosis
- Thrombosen (venös/arteriell) in der Anamnese: ASS plus Heparin in therapeutischer Dosierung
Kontrazeption
- Frauen mit SLE sollten über Möglichkeiten zur Kontrazeption beraten werden unter Berücksichtigung von Krankheitsaktivität und Thromboserisiko.42
- IUP können bei allen SLE-Patientinnen (ohne oder mit Antiphospholipid-AK) angewendet werden.42
- Bei stabiler/inaktiver Erkrankung und negativen Antiphospholipid-AK können Östrogen-/Gestagenpräparate erwogen werden.42,65
- Bei Frauen mit Antiphospholipid-AK muss das Risiko sorgfältig abgewogen werden, ggf. Verwendung von Gestagenpräparaten.42,66
Kardiovaskuläres Risiko
- Patient*innen mit SLE haben ein höheres Risiko für eine vorzeitige Atherosklerose.
- endothelialer und vaskulärer Schaden durch langdauernde entzündliche Aktivität7
- Das kardiovaskuläre Risiko ist 2-fach erhöht.2,67
- Während sich hochdosierte Glukokortikoide ungünstig auf das kardiovaskuläre Risikoprofil auswirken, wirken niedrigdosierte Glukokortikoide möglicherweise günstig auf die Atheroskleroseentwicklung.7,68
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Komplikationen
- Erhöhtes Risiko für Komorbiditäten durch die Erkrankung selbst und/oder die Behandlung39
- Infektionen (Harnwegsinfektionen, andere Infektionen)
- Atherosklerose
- Hypertonie
- Dyslipidämie
- Diabetes mellitus
- Osteoporose
- Osteonekrose
- Malignome (besonders Non-Hodgkin-Lymphome)
- Verteilung von Komplikationen im zeitlichen Verlauf2
- in den ersten Jahren vor allem bakterielle Infektionen als Folge von Krankheitsaktivität und hohen Glukokortikoiddosen
- nach über 5-jähriger Krankheitsdauer überwiegend kardiovaskuläre Komplikationen2
Verlauf und Prognose
- Verlauf meist in Schüben
- zwischen den Schüben Phasen von Monaten bis Jahren mit geringer Aktivität44
- Interindividuell große Unterschiede im Krankheitsverlauf
- Spannbreite von nur leichten Symptomen mit schneller Remission bis hin zu fatalen Verläufen mit Organversagen und Tod
- Kein signifikanter Unterschied im klinischen Erscheinungsbild bei Frauen und Männern13
- bei Männern stärkere Krankheitsaktivität zum Zeitpunkt der Diagnose13
- Mit zunehmendem Alter im Allgemeinen milderer Krankheitsverlauf44
- Schübe seltener und schwächer
- Häufigkeit von Schäden in Follow-up-Studie nach 7 Jahren69
- 61 % klinisch nachweisbare Organschäden
- 21 % neuropsychiatrische Schäden
- 19 % Schäden des Bewegungsapparates
- 16 % Nierenschäden
- Durch die heutige Medikation haben sich die Kurz- und Langzeitprognose des SLE verbessert.2
- SLE-Patient*innen haben immer noch eine höhere Mortalität im Vergleich zur Normalpopulation, aber mit optimaler Behandlung heute liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei über 95 %.70
- Lebensqualität: 50–80 % der Patient*innen geben Fatigue als ein Hauptsymptom an.71
- Schmerzen und Depression während des Krankheitsverlaufs sind prädiktiv für die Entwicklung einer Fatigue.72
- Umgekehrt wirkt soziale Unterstützung protektiv.72
Verlaufskontrolle
- Die Kontrolluntersuchung ist abhängig vom Krankheitsverlauf.2
- generell alle 3–6 Monate, bei Lupus-Nephritis initial alle 2–4 Wochen in den ersten 2–4 Monaten
- Die Verlaufskontrolle sollte umfassen:2
- Anamnese (u. a. neue Symptome, Komedikation, Infektionen)
- körperliche Untersuchung
- Erfassen der Krankheitsaktivität mit einem standardisierten Score (z. B. SLEDAI)
- Labor
-
- Blutsenkungsgeschwindigkeit
- CRP (bei Verdacht auf Infektion oder Pleuritis)
- Blutbild, Differenzialblutbild
- Kreatinin
- Leberwerte
- Urinstatus, Protein/Kreatinin-Ratio
- Komplement C3, C4
- Anti-dsDNA-AK: Der intraindividuelle Verlauf gibt den Hinweis auf die Aktivität.
-
- Anstieg der Anti-dsDNA-Antikörper häufig schon mehrere Monate vor einem Schub, parallel zum Abfall von Komplement
- Höhe des ANA-Titers korreliert hingegen nicht mit der Aktivität des SLE!
- Augenkonsil bei Hydroxychloroquin und Chloroquin: sofern keine Risikofaktoren vorliegen, Untersuchung vor Therapiebeginn, nach 5 Jahren und dann jährlich35
- ggf. ergänzend apparative Diagnostik
- Eine regelmäßige Kommunikation des Verlaufs zwischen Hausärzt*innen und Rheumatolog*innen ist wünschenswert.73
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Patientenorganisationen
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
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- European League Against Rheumatism (EULAR). Recommendations for the management of systemic lupus erythematosus with neuropsychiatric manifestations. Stand 2010. www.eular.org
- European League Against Rheumatism (EULAR). Update of the recommendations for the management of lupus nephritis. Stand 2019. www.ard.bmj.com
- European League Against Rheumatism (EULAR). Recommendations for women's health and the management of family planning, assisted reproduction, pregnancy and menopause in patients with systemic lupus erythematosus and/or antiphospholipid syndrome. Stand 2017. www.eular.org
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Autor*innen
- Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
- Die ursprüngliche Version dieses Artikel basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).