Eisenmangel und Eisenmangelanämie bei Kindern

Zusammenfassung

  • Definition:Eisenmangelbedingtes Absinken der Hämoglobinkonzentration unter den alters-/geschlechtsspezifischen Normwert.
  • Häufigkeit:Eisenmangel bei ca. 10–15 %, Eisenmangelanämie bei ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen.
  • Symptome:Eisenmangel ist assoziiert mit zahlreichen unspezifischen Symptomen (Müdigkeit, Leistungsminderung, Kälteempfindlichkeit, kognitive Störungen u. a.). Bei Anämie Schwindel, Belastungsdyspnoe, Palpitationen.
  • Befunde:Trophische Störungen (Haare, Haut, Zunge, Nägel); bei Anämie Blässe, Tachykardie, Herzgeräusch.
  • Diagnostik:Labordiagnostische Bestimmung von Blutbild (Hb, MCV, Retikulozyten) und Eisenstatus (Ferritin, evtl. ergänzende Parameter wie Transferrinsättigung). CRP/BSG zum Ausschluss einer Entzündung mit Maskierung eines Speichereisenmangels.
  • Therapie:Ernährungsberatung (vegetarische/vegane Ernährung zunehmend häufiger Risikofaktor für Eisenmangel), orale Substitution von Eisen. Intravenöse Substitution nur im begründeten Einzelfall.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Eisenmangel ist definiert als Verminderung des Gesamtkörpereisens.1
  • Anämie ist definiert durch die Verminderung der Hämoglobinkonzentration im Blut unterhalb der Altersnorm (siehe Tabelle Eisenmangelanämie, altersabhängige Normalbereiche).2
  • Charakteristisch für die Eisenmangelanämie ist eine hyporegeneratorische, mikrozytäre und hypochrome Anämie mit erheblicher Anisozytose infolge einer Verminderung der Verfügbarkeit von Eisen für die Erythropoese.2

Häufigkeit

  • Prävalenz
    • Eisenmangel ist ein weltweit bei Kindern verbreiteter Nährstoffmangel, insbesondere in Entwicklungsländern.3
    • Auch in Europa weisen ca. 10–15 % der Kinder einen Eisenmangel auf.2
    • Eisenmangelanämie bei 5,2 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland4
  • Geschlecht
    • Eisenmangelanämie in Deutschland bei 5,5 % der Mädchen und 4,8 % der Jungen4
  • Alter
    • Neugeborene sind in den ersten Lebensmonaten meist nicht betroffen wegen in der Fetalzeit aufgebauter Reserven.5 
    • höchste Prävalenz in Altersgruppe von 1–2 Jahren6
    • zweiter Gipfel während des pubertären Wachstumsschubs, insbesondere bei Mädchen aufgrund der gleichzeitig durch Menstruation auftretenden Blutverluste5

Ätiologie und Pathogenese

Physiologie des Eisenstoffwechsels

  • Der Eisengehalt des Körpers wird ausschließlich über die Aufnahme reguliert.1
  • Bedarfsadaptiert Resorption von ca. 5–10 % des mit der Nahrung aufgenommen Eisens1
    • bei Eisenmangel Anstieg auf bis 20–30 %
  • Eisen liegt in tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln in ähnlicher Konzentration vor, allerdings in unterschiedlichen Verbindungen mit unterschiedlicher Bioverfügbarkeit.7
  • Der beste Eisenlieferant ist Fleisch, da Eisen hier zu 40–90 % als zweiwertiges Häm-Eisen (Fe2+) vorliegt, das über einen eigenen Transporter wesentlich effektiver aufgenommen werden kann.1
  • In pflanzlichen Produkten liegt dreiwertiges Eisen (Fe3+) vor, das um den Faktor 4 weniger bioverfügbar ist.2
    • Muss zunächst durch Enzym an luminaler Darmmembran zu Fe2+ reduziert werden.1
  • Die Resorption von zweiwertigem Eisen erfolgt im Duodenum und oberen Jejunum.2
  • Der Transport im Blut erfolgt durch Bindung an Transferrin.
    • Unter physiologischen Bedingungen sind 16–45 % der Transferrinmoleküle im Plasma mit Eisen gesättigt, bei Eisenmangel ist der Anteil erniedrigt.1
  • Die Eisenspeicherung erfolgt durch wasserlöslichen Proteinkomplex Ferritin, dessen Serumkonzentration mit Eisenspeichern korreliert.1
    • 1 µg/l Ferritin entspricht dabei 10 mg Speichereisen.
  • Eine zentrale Rolle bei der Regulation der Eisenaufnahme aus der Nahrung spielt das in der Leber gebildete Peptidhormon Hepcidin.1
    • Hepcidin kann Eisentransporter (DMT-1, Ferroportin 1) herunterregulieren.
    • Produktion und Freisetzung von Hepcidin wird u. a. durch Transferrinrezeptoren beeinflusst.
    • Bei Eisenmangelanämie wird die Hepcidinproduktion in der Leber vermindert, um die Eisenaufnahme im Darm zu steigern.

Ätiologie

  • Grund für Eisenmangelanämie ist ein Missverhältnis zwischen Eisenaufnahme und -bedarf.1
    • entweder ungenügende Eisenzufuhr mit der Nahrung, oder gesteigerter Bedarf oder erhöhter Verlust des Eisens
  • Bei Kindern und Jugendlichen ist in den meisten Fällen Fehlernährung ursächlich.2
    • Wachstumsbedingter Eisenbedarf ist im Verhältnis zum Eisenangebot in der Nahrung zu groß, insbesondere im Zeitraum vom 6.–24. Lebensmonat.
      • Reifgeborene haben relativ hohen Hämoglobingehalt im Blut, der in den ersten 6 Monaten auch als Eisenquelle genutzt wird.8
      • Frühgeborene hingegen haben keine Eisenspeicher und damit postnatal hohen Bedarf mit hohem Risiko für Eisenmangel.8
    • Gefährdet sind zudem Säuglinge, die mit Milchersatzprodukten aus Kuhmilch ernährt werden, da Kuhmilch verglichen mit Muttermilch weniger Eisen enthält und durch hohen Phosphatgehalt schlechter resorbiert wird.2
    • Bei Adoleszenten können das rasche Wachstum mit Ausbildung eines größeren Blutvolumens und höherer Muskelmasse und das Einsetzen der Menarche die Eisenspeicher aufbrauchen.8
  • Bei ausreichendem alimentären Eisenangebot können einem Eisenmangel zugrunde liegen:1
    • verminderte duodenale Resorption (z. B. bei Zöliakie)
    • chronischer Blutverlust (z. B. bei Menorrhagie)
    • chronische entzündliche Erkrankung (z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankung)
    • genetisch bedingte eisenrefraktäre Eisenmangelanämie (selten).

Pathogenese

  • Abhängig von Eisenstatus und hämatologischen Veränderungen können 3 Phasen eines Eisenmangels abgegrenzt werden:1,5,9
  • Stadium I (Speichereisenmangel)
    • negative Eisenbilanz
    • Speichereisenmangel
    • hämatologisch keine Beeinträchtigung
  • Stadium II (eisendefizitäre Erythropoese)
    • Eisenmangel mit Minderversorgung der erythropoetischen Vorstufen im Knochenmark
    • Hb noch im Normbereich, eisendefizitäre Erythropoese führt aber zu verminderter Hämoglobinproduktion und früher oder später zur Anämie.
  • Stadium III (Eisenmangelanämie)
    • Hb unterhalb der Normgrenze

Prädisponierende Faktoren

  • Risikofaktoren für Eisenmangel und Anämie4
    • vegetarische/vegane Ernährung
    • Periodenblutung
    • Migrationshintergrund
    • niedriger sozialer Status
    • mittel- und großstädtischer Lebensraum
    • Adipositas
    • Vollstillen > 6 Monate (nur für unter 3-Jährige nachweisbar)
    • Frühgeburtlichkeit/Übertragung (nur für unter 3-Jährige nachweisbar)
  • Zudem kann eine Eisenmangelanämie im Rahmen chronischer Erkrankungen entstehen wie:4
    • Zöliakie
    • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.

ICPC-2

  • B80 Eisenmangelanämie

ICD-10

  • D50 Eisenmangelanämie

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • V. a. Eisenmangel durch klinische Symptome und Befunde
  • Diagnosestellung durch dazu passende Pathologie des Blutbilds2
  • Von DGHO vorgeschlagener diagnostischer Algorithmus1
    • Abnahme von kleinem Blutbild, MCV, Ferritin und CRP
    • klassisch bei Eisenmangelanämie: Hb, MCV und Ferritin erniedrigt 
    • Bei normwertigem/erhöhtem Ferritin Kontrolle von CRP, um entzündungsbedingte Erhöhung des Ferritins (Akut-Phase-Protein) auszuschließen.
      • CRP normwertig: V. a. Thalassämie
      • CRP erhöht: zusätzlich Bestimmung von löslichem Transferrinrezeptor (sTfR, „entzündungsunabhängiger“ Parameter); Erhöhung von sTfR bestätigt eine Eisenmangelanämie.
  • Ein Therapieansprechen auf die orale Eisensubstitution ist der beste funktionelle Beweis für alimentären Eisenmangel.10

Differenzialdiagnosen

  • Andere häufige Ursachen für Anämien im Kleinkindesalter10
    • akute, rezidivierende und chronische Infektionen (Infektanämien)
    • Thalassaemia minor
    • chronische Krankheiten
  • Differenzialdiagnosen mikrozytärer Anämien, u. a.:1-2
    • Hämoglobinopathien, insbesondere Thalassämien
    • Bleiintoxikation
    • Hypovitaminosen: Vitamin A, B6, C, D
    • sideroblastische Anämien und hereditäre Störungen des Eisenmetabolismus.

Anamnese

  • Symptome
  • Frühgeburtlichkeit
  • Familienanamnese 
  • Ernährung
    • vegetarisch oder vegan
  • Bei Mädchen
    • Menstruation bereits eingesetzt?
    • Hypermenorrhö, Menorrhagie, Metrorrhagie
  • Hinweise für chronische Erkrankungen, z. B. Zöliakie
    • Dyspepsie, Stuhlunregelmäßigkeiten, Durchfälle

Klinische Untersuchung

  • Blässe
  • Trophische Störungen2
    • Haarausfall
    • Mundwinkelrhagaden
    • glatte atrophische Zunge
    • Koilonychie (beim Kind seltene löffelförmige Deformität von Finger- und Zehnägeln bei schwerem chronischem Eisenmangel)
  • Tachykardie, Herzgeräusch
  • Im Extremfall Pica2
    • Essstörung, bei der widerliche oder ungenießbare Substanzen gegessen werden (selten als Folge von Eisenmangel).

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Erfassung einer Anämie bei Eisenmangel

  • Rotes Blutbild
    • Hb (Hämoglobin): Erniedrigter Wert zeigt die Anämie an.2
    • MCV, MCHC and MCH typischerweise bei Eisenmangelanämie erniedrigt11
      • Cave: bei Kombination mit anderen Mängeln, z. B. an Folsäure oder Vitamin B12, können Werte auch normwertig sein. Bei erhöhtem MCV ist Eisenmangel unwahrscheinlich.1
    • RDW (Red Cell Distribution Width): Standardabweichung des MCV als Maß für die Anisozytose, bei Eisenmangelanämie erhöht11
    • Retikulozyten: bei Eisenmangelanämie für das Ausmaß der Anämie inadäquat niedrig2

Beurteilung des Eisenstatus

  • Ferritin: bei Eisenmangel erniedrigt
    • kostengünstig, frühester Marker eines Eisenmangels11
    • korreliert bei sonst gesunden Menschen gut mit den Eisenspeichern1
    • bei systemischen Entzündungen als Akut-Phase-Protein erhöht mit möglicher Maskierung eines Eisenmangels1-2
    • Als alleiniger Parameter zur Beurteilung des Eisenstatus daher nur bedingt zuverlässig, eine Entzündung sollte ausgeschlossen sein (Klinik, BSG, CRP) bzw. weitere Parameter des Eisenstatus herangezogen werden.1-2
  • Transferrinsättigung: bei Eisenmangel erniedrigt
    • Maß für die Eisenbeladung des zirkulierenden Transferrins, das Eisen aus den Speichern zum Knochenmark transportiert.12
    • Zeigt das zur Verfügung stehende Funktionseisens an und ist Parameter einer eisendefizitären Erythropoese.1
    • Schwächen der Transferrinsättigung: Kann bei Entzündungen trotz normaler Eisenspeicher erniedrigt sein, unterliegt zirkadianen Schwankungen.1
  • Löslicher Transferrin-Rezeptor: bei Eisenmangel erhöht
    • Vorteil im Vergleich zu Ferritin und Transferrinsättigung ist die Unabhängigkeit der Werte von Entzündungen.2
    • allerdings teuer und nicht in allen Laboren verfügbar, Referenzwerte testabhängig1,11
  • CRP/BSG
    • zum Ausschluss einer systemischen Entzündung mit Anstieg des Ferritins (Akut-Phase-Protein) und damit möglicher Maskierung eines Eisenmangels

Therapie

Therapieziele

  • Ausgleich einer Anämie
  • Ausgleich eines Eisenmangels

Allgemeines zur Therapie

  • Ggf. Behandlung einer Grunderkrankung, die für den Eisenmangel verantwortlich ist, z. B. Zöliakie.
  • Eine Anämie ist auf jeden Fall behandlungsbedürftig.
  • Ein symptomatischer Eisenmangel sollte auch bei noch normalen Hb-Werten behandelt werden.13
    • Eine sichere Zuordnung einer Symptomatik zu einem Eisenmangel ist allerdings häufig nicht möglich.
    • Ein Therapieansprechen auf Eisensubstitution kann als funktioneller Nachweis eines symptomatischen Eisenmangels betrachtet werden.10 
  • Komponenten der Therapie sind:2
    • Ernährungsberatung
    • medikamentöse Eisensubstitution (im Allgemeinen oral, nur im begründeten Einzelfall i. v.).

Ernährungsberatung

  • Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt grundsätzlich eine tägliche Eisenzufuhr über die Nahrung bei:14 
    • Kindern im Alter von 4 Monaten bis 7 Jahren: 8 mg
    • Kindern im Alter von 7–10 Jahren: 10 mg
    • Kindern und Jugendlichen von 10–19 Jahren
      • Jungen: 12 mg; Mädchen: 15 mg.
  • Bei Kindern und Jugendlichen sollte von einer streng vegetarischen oder veganen Ernährung abgeraten werden.7-8
  • Optimierung der Eisenzufuhr (insbesondere auch bei vegetarischer/veganer Ernährung)15
    • Gleichzeitige Aufnahme von Vitamin-C-haltigen Nahrungsmitteln verbessert die Eisenverfügbarkeit pflanzlicher Lebensmittel.
    • Kaffee vermindert die Eisenresorption und sollte nicht direkt vor, während und nach eisenreichen Mahlzeiten getrunken werden.
  • Informationen zum Eisengehalt von Nahrungsmitteln (zu berücksichtigen ist dabei die ca. 4-fach höhere Bioverfügbarkeit von Eisen aus tierischen Lebensmitteln)16
  • Auswahl des Eisengehalts einiger Nahrungsmittel (mg/100 g)16
    • tierisch
      • Rindfleisch: 2,9
      • Schweinefleisch: 2,5
      • Putenfleisch 3,0
      • Lachs: 0,7
    • pflanzlich
      • Linsen 6,9
      • Erbsen 5,0
      • Haferflocken: 4,6
      • Roggenbrot: 3,3
      • Reis (Vollkorn): 2,6
      • Feldsalat: 1,9

Medikamentöse Therapie

Oral2,11

  • Präparate der Wahl
    • Eisen(II)-Sulfat
    • Eisen(II)-Fumarat
    • bei Unverträglichkeit von Eisen (II)–Präparaten alternativ Eisen (III)–hydroxid-Polymaltose
  • Dosierung
    • Eisen(II)-Präparat: 2–3 mg/kg tgl.
    • Eisen(III)-Präparat: 3–5 mg/kg tgl.
  • Art der Verabreichung
    • konventionell in 1–2 Einzeldosen nüchtern bzw. eine halbe Stunde vor oder nach dem Essen (nicht in Milch, Tee oder Kaffee)
    • bei täglicher Gabe allerdings Resorptionsminderung durch Erhöhung der Hepcidin-Serumkonzentration möglich
      • daher bei leichtem bis mäßigem Eisenmangel Gabe an alternierenden Tagen empfohlen
  • Dauer der Substitution
    • für mindestens 3 Monate mit dem Ziel der Normalisierung von Hb, MCV und Ferritin2
  • Nebenwirkungen
    • häufig gastrointestinale Beschwerden bei oraler Therapie
      • bei anhaltenden Beschwerden > 1 Woche ggf. Versuch der Einnahme mit den Mahlzeiten (hierdurch allerdings verminderte Resorption)1
      • bei weiter anhaltenden Beschwerden Wechsel auf anderes Präparat1
      • Wechsel von Eisen(II)- zu Eisen(III)-Präparat kann helfen.11
      • Wechsel von Tropfen zu Tabletten oder umgekehrt kann erwogen werden.11
    • Interaktionen: Gabe von Eisen hemmt die Aufnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. L-Thyroxin, Einnahmezeitpunkte trennen) und Mineralstoffen (Ca, Mg, Zn).17

Parenteral2

  • Lediglich bei schweren und oral nicht behandelbaren Resorptionsstörungen indiziert
  • Präparat: Eisencarboxymaltose
  • Dosierung und Verabreichung
    • Abhängig vom ermittelten Eisenbedarf, eine Einzeldosis sollte folgende Werte nicht überschreiten: 20 mg Eisen/kg und max. 1.000 mg (Verabreichung als intravenöse Infusion).
    • Erfahrung und Ausstattung für Erste Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen erforderlich (Gefahr der Anaphylaxie bei i. v. Gabe von Eisen)11

Prävention

S1-Leitlinie: Eisenmangelanämie2

  • Schwangere
    • Gewährleistung eines ausreichenden Eisenstatus bei Schwangeren mit Eisenmangel zur Vermeidung des Eisenmangels des Kindes
  • Frühgeborene (insbesondere mit Geburtsgewicht < 2.500 g)
    • 2–2,5 mg/kg tgl. ab der 8. Lebenswoche bis zum 12.–15. Lebensmonat
    • Eine frühere Eisensubstitution wird wegen der noch nicht ausgereiften intestinalen Regulation der Eisenaufnahme nicht empfohlen.
  • Kinder mit normalem Eisenstatus
    • Prophylaktische Eisengabe bei nicht frühgeborenen Kindern ist unnötig und sogar kontraindiziert, da dies nachteilige Effekte auf das Wachstum haben kann.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Gastrointestinale Beschwerden bei oraler Substitution
  • Schwere Überempfindlichkeitsreaktion mit Schock bei i. v. Verabreichung von Eisen
  • Paravasat mit Hautverfärbung bei i. v. Verabreichung

Prognose und Verlauf

  • Die Prognose eines alimentären Eisenmangels ist bei adäquater Therapie gut.

Verlaufskontrolle 

  • Kontrolle des Ferritins nach 3 Monaten2
  • Bei schwerem Eisenmangel/Anämie Objektivierung von:2
    • Retikulozytenkrise 5–7 d nach Substitutionsbeginn
    • erwarteter Hb-Anstieg von 1–2 g/dl pro Woche.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Eisenmangelanämie, Blutausstrich
Eisenmangelanämie, Blutausstrich

Quellen

Leitlinie

  • Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Eisenmangelanämie. AWMF-Leitlinie Nr. 025-021. S1, Stand 2021. www.awmf.org
  • Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Anämiediagnostik im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 025-027. S1, Stand 2018. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Onkopedia Leitlinien, Stand 2021. www.onkopedia.com

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Onkopedia Leitlinien, Stand 2021. www.onkopedia.com
  2. Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Eisenmangelanämie. AWMF-Leitlinie Nr. 025-021. S1, Stand 2021. www.awmf.org
  3. Zimmermann M. Global look at nutritional and functional iron deficiency in infancy. Hematology Am Soc Hematol Educ Program 2020; 2020: 471-477. doi:10.1182/hematology.2020000131 DOI
  4. Weichert A, Bergmann K, Schlaud M, et al. Anämie und Eisenmangel - Neue Norm- und Grenzwerte für Kinder und Jugendliche. Pädiatrie 2018; 05: 25-32. www.rosenfluh.ch
  5. Gattermann N, Muckenthaler M, Kulozik A, et al. The evaluation of iron deficiency and iron overload. Dtsch Arztebl Int 2021; 118: 847-856. doi:10.3238/arztebl.m2021.0290 DOI
  6. Robert Koch-Institut (RKI). Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes - Bevölkerungsbezogene Verteilungswerte ausgewählter Laborparameter aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). Stand 2009. edoc.rki.de
  7. Nielsen P. Eisen: Haben Vegetarier Nachteile bei der Versorgung? MMW-Fortschritte der Medizin 2021; 163: 24-25. doi:10.1007/s15006-021-0144-9 DOI
  8. Nielsen P. Eisenmangel bei Kindern. MMW-Fortschritte der Medizin 2019; 16: 22-23. doi:10.1007/s15006-019-0888-7 DOI
  9. Velleuer E. Eisenmangel im Fokus - Welche Laborwerte sind bei wem sinnvoll? Monatsschr Kinderheilkd 2020; 168: 292-293. doi:10.1007/s00112-020-00868-1 DOI
  10. Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Anämiediagnostik im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 025-027. S1, Stand 2018. www.awmf.org
  11. Mattiello V, Schmugge M, Hengertner H, et al. Diagnosis and management of iron deficiency in children with or without anemia: consensus recommendations of the SPOG Pediatric Hematology Working Group. Eur J Pediatr 2020; 179: 527-545. doi:10.1007/s00431-020-03597-5 DOI
  12. Starostzik C. Früherkennung und Behandlung der Anämie. CME 2021; 4: 22-23. doi:10.1007/s11298-021-1929-y DOI
  13. Nielsen P. Eisenmangel ohne Anämie – mehr als eine Befindlichkeitsstörung. MMW-Fortschritte der Medizin 2022; 164: 24-25. doi:10.1007/s15006-022-0851-x DOI
  14. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Referenzwerte - empfohlene Eisenzufuhr. Stand 2000. Letzter Zugriff 09.07.22. www.dge.de
  15. Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Position der DGE zu veganer Ernährung - Fragen und Antorten. Stand März 2022. www.dge.de
  16. Eisennetzwerk: Eisengehalt von Nahrungsmitteln. Zugriff 26.03.22. www.eisen-netzwerk.de
  17. Nielsen P. Eisentherapie: Der optimale Einnahmemodus. MMW-Fortschritte der Medizin 2021; 163: 22-23. doi:10.1007/s15006-021-9894-7 DOI

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Allgemeinmedizin, Münster
  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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