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Fieber bei Säuglingen und Kleinkindern

Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe1-2

Red Flags

Abwendbar gefährlicher Verlauf

Neugeborene

immerImmer Klinikeinweisung! Pneumonie, Sepsis

Vergiftungssymptome, V.  a. Vergiftung

immerImmer Klinikeinweisung!

Meningeale Zeichen

Vorgewölbte Fontanelle

Meningitis

Purpura, Petechien

systemische MeningokokkeninfektionMeningokokken-Infektion, HUS

Dyspnoe, Tachypnoe (Atemfrequenz > 60/min), Nasenflügeln, intrakostale Einziehungen

Bronchiolitis, obstruktive Bronchitis, Asthma, Pneumonie, Sepsis

Stridor

Laryngitis, AspirationEpiglottitis

Auffälliger Urinstix

Harnwegsinfektion

Schluckschwierigkeiten, Speichelfluss

Anaphylaxie, Epiglottitis

Schwer zu wecken

Meningitis, Pneumonie, Sepsis

Anhaltendes Schreien

Pyelonephritis, Meningitis, Pneumonie, Sepsis

Blasse Hautfarbe, Zyanose

Meningitis, Pneumonie, Sepsis

Verminderter Hautturgor, trockene Schleimhäute, verminderte Urinproduktion (trockene Windel)

Hypovolämie

Galliges Erbrechen

Volvulus, Invagination

Allgemeine Informationen

Definition

  • Normale Körpertemperatur: 35,6–38,0  °C3
  • Fieber
    • rektal gemessene Temperatur von >  38 °C3-5
    • Goldstandard ist die rektale Temperaturmessung.

      • Messung über bereits liegende ZVK oder Blasenkatheter sind ebenfalls exakt.
      • Die axilläre Temperatur ist um 0,5–1  °C zu niedrig.
      • Die sublinguale Temperatur ist um 0,3–0,6  °C zu niedrig.
      • Messungen im Ohr sind abhängig von der Menge an Zerumen, Krümmung des Gehörgangs und Platzierung des Thermometers.
      • Infrarotmessungen über die Haut werden eher nicht empfohlen.6
      • Cave: Rektale Messung ist bei neutropenen Patient*innen kontraindiziert!3
  • Fieber ohne Fokus/Fieber unklarer Genese
    • Bezeichnung für Fieber ohne einen in der klinischen Untersuchung und Urinanalyse zu identifizierenden Fokus; teils wird ergänzend ein unauffälliger Röntgen-Thorax gefordert.4
    • Dauer ≥  8  Tage7
  • Subfebrile Temperaturen
    • Die Begrifflichkeit ist irreführend für Eltern und Laien und sollte nicht verwendet werden.46

Häufigkeit

  • Fieber gilt als einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der allgemeinmedizinischen und pädiatrischen Praxis und macht Schätzungen zufolge bis zu 70  % aller Konsultationen aus.5,8-117 
  • Anamnese und klinische Untersuchung führen bei 1 von 5 akut erkrankten Kindern ohne Anzeichen einer Vergiftung zu keiner Identifizierung einer Ursache für das Fieber.8-9
  • Bei den meisten dieser Kinder liegt eine selbstlimitierende Viruserkrankung vor. 8-9
  • Aus Studien geht jedoch hervor, dass 7–13  % der Kinder unter 3 Jahren mit Fieber ohne Fokus und Warnsymptome eine okkulte Bakteriämie und eine schwere bakterielle Infektion aufwiesenaufweisen.4,10
  • Schwere bakterielle (Pneumonie, Sepsis usw.) und virale Infektionen treten bei Kindern unter 3 Monaten (vor allem bei denen unter 1 Monat) besonders häufig auf, und zwar insbesondere dann, wenn weitere Risikofaktoren wie eine Frühgeburt, ein Immundefekt oder bestimmte chronische Erkrankungen vorliegen.
  • Untersuchungen aus den USA aus den Jahren 1998 und 2002 zeigten einen deutlichen Rückgang bei der Inzidenz okkulter Bakteriämien und schwerer bakterieller Infektionen bei Kindern ohne Warnsymptomen, nachdem der Impfstoff gegen Haemophilus influenzae Typ b und Streptococcus pneumoniae eingeführt wurde. Die Zahlen liegen nun bei 1,6–1,8 °%.9,11
  • Ursachen für Fieber ohne Fokus in der klinischen Untersuchung und Urinanalyse:
    • 51 % infektiös
    • 6 % maligne
    • 9 % autoimmunologisch/autoinflammatorisch
    • 11 % weitere nichtinfektiöse Ursachen
    • 23 % keine Ursache zu identifizieren.12

Diagnostische Überlegungen

  • Fieber an sich hat keinen Krankheitswert und muss nicht therapiert werden, die Ursache sollte jedoch immer identifiziert und ggf. therapiert werden.
  • Die Herausforderung besteht darin, die febrilen Kinder mit einem geringen Risiko einer schweren bakteriellen Infektion, bei denen keine spezielle Untersuchung oder Behandlung erforderlich ist, von den selteneren Fällen zu unterscheiden, in denen eine schwere bakterielle Infektion vorliegt.12
  • Das höchste Risiko für eine schwere bakterielle InfektionenEs besteht beidie NeugeborenenGefahr undeiner Kindern bis 3 Monaten.4
    • Neugeborene sind bei schweren Infektionen oder Sepsis oft hypotherm!
    • Ab dem 4. Lebensmonat sinkt das Risiko, ein schwerkrankes Kind nicht zu erkennen.4
    • Indikatoren für ein niedriges Risiko einer schweren bakteriellen Infektion bei Kindern bis zum 3. Lebensmonat4,13
      • bisher gesunder Säugling ≤ 3 Monate
      • reifes Kind ohne perinatale Komplikationen
      • keine vorangegangene Antibiotikatherapie
      • unauffällige klinische Untersuchung
      • normale Leukozytenzahl im Blut (5.000–15.000/μl)
      • Stabkernige im Blut < 1.500/μl
      • C-reaktives Protein normal
      • Urinstatus unauffällig
    • Risikofaktoren für schwere bakterielle Infektion5
      • erworbene Immundefekte, immunsuppressive Therapie
      • angeborene Immundefekte
      • maligne Erkrankungen
      • Asplenie (auch funktionell z. B. bei Sichelzellanämie)
      • liegende zentralvenöse Katheter
      • angeborene Herzerkrankungen (z. B. Klappenvitien).

Physiologie

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
  • Körpertemperatur wird hypothalamisch über einen Sollwert gesteuert und schwankt in Abhängigkeit von Tageszeit (zirkadiane Rhythmik), Alter, Aktivität, immunologischen Faktoren, endokrinologischen Faktoren (Menstruation).
    • Temperatur des Blutes wird über verschiedene Rezeptoren im Körper gemessen.
    • Temperaturhomöostase wird gewährleistet durch Stoffwechselprozesse von Muskulatur und Leber sowie Wärmeabgabe über Haut und Atmung.
  • Externe Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Umgebungstemperatur oder Störungen der Wärmekompensation nehmen unabhängig von der hypothalamischen Steuerung Einfluss auf die Körpertemperatur.
    • Ab einer Umgebungstemperatur von > 35 °C kann die Wärmeregulation kritisch gestört werden.
  • Fieber
    • Fieber zeigt eine erhöhte immunologische Aktivität und Inflammation an, es geht mit einer erhöhten metabolischen Aktivität, gesteigertem O2O2-Bedarf und erhöhter CO2CO2-Produktion einher und führt zu einer Belastung des kardiopulmonalen Systems insbesondere bei kardiopulmonalen Grunderkrankungen, Schock oder Stoffwechseldefekten.
    • Exogene Pyrogene wie Bestandteile von Bakterien und Viren initiieren die Ausschüttung von endogenen Pyrogenen (z. B. Il-1, Il-6, TNF-alpha, Interferon-alpha), die zur Erhöhung der Prostaglandinspiegel führen.
      • Prostaglandine führen vermutlich zur Erhöhung des hypothalamischen Temperatur-Sollwerts und damit zur Entstehung von Fieber.
      • Prostaglandin E2 scheint für Myalgien und Arthralgien verantwortlich zu sein.
    • Moderate Temperaturerhöhungen bis <  40  °C scheinen die Immunantwort zu fördern.

ICPC-2

  • A03 Fieber

ICD-10

  • R50.9 Fieber, nicht näher bezeichnet

Differenzialdiagnosen

Fieber bei Infektionskrankheiten (Auswahl)

  • Die Höhe und Dauer des Fiebers korrelieren nicht mit der Schwere der Infektion.

Kurzzeitiges Fieber, meist über weniger als 34 Tage

Mittlere Dauer, 4–14 Tage

Lang anhaltendes Fieber

Maligne Erkrankung

Systemische Inflammationsreaktionen und immunologische Erkrankungen

Andere Ursachen für Hyperthermie

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
  • Transfusionsassoziierte Fieberreaktionen
  • Medikamentenas­soziiertes Fieber (sog. „Drug Fever“)
    • Ausschlussdiagnose
    • Biologika, Ampho­tericin B, Zytostatika (u.  a. Bleomy­cin, Cisplatin, Streptozotocin, 5-Fluorour­acil) u.  a.
  • Hyperthyreose
  • Vergiftungen
    • Lebensmittel-, Pilz- oder Medikamenten­vergiftungen (Amphetamine, Serotonin, Neuroleptika wie Haloperidol, Chlorpro­mazin), Rauschmittel (z.  B. Ecstasy) u.  a.
  • Maligne Hyperthermie
    • schwere Komplikation, Auftreten bei 1:4.000–1:250.000 Narkosen
    • autosomal-dominantegenetisch Mutation in RYR1,bedingte Überempfindlichkeit gegenüber verschiede­nen Anästhetika und SukzinylcholinSuccinylcholin (Suxa­methonium)
    • extrem ge­steigerte Stoffwechselaktivität, Rhabdomyolyse, Hyperkaliämie, Hyperpy­rexie und Nierenversagen.
  • Externe Wärmezufuhr
  • Zentrale Störung der Wärmeregulation
  • Messfehler
  • Münchhausen-Syndrom

Anamnese

  • Beschreibung des Fiebers
    • Höhe und Dauer
    • tageszeitabhängige Schwankungen, undulierendes Fieber über längere Zeiträume (Fiebertagebuch auswerten)
  • Impfungen
  • Geburt und Schwangerschaft
    • Infektionen/Besiedlungen (positiver Streptokokken-Gruppe-B-Abstrich der Mutter während der Schwangerschaft, Herpes-simplex-Infektion der Mutter etc.)
  • Begleitsymptome4
  • Grunderkrankung, vorausgegangene Operationen (Fremdmaterialien im Körper?), Vorerkrankungen
  • Umgebungsinfektionen, Erkrankungen bzw. Keimausscheider in der Umgebung
  • Haustiere, Tierkontakt, Zeckenexposition (Erythema migrans), Insektenstiche
  • Auslandsreisen, Reisen in Endemiegebiete bzw. Kontakt zu Person aus solchen Gebieten
  • Anzahl, Schwere und Art von Infektionen
  • Familienanamnese, Ethnizität (Familiäres Mittelmeerfieber)
  • Entwicklung
  • Medikamente, Drogenkonsum
  • Ernährungsgewohnheiten, Genuss von roher Milch bzw. rohem Fleisch128

Klinische Untersuchung

  • Vitalparameter
  • Temperaturmessung
  • Gedeihen,körperlicher Wachstumund geistiger Entwicklungszustand (Perzentilen)
  • Allgemeinzustand
    • Vigilanz
    • Wirkt das Kind krank?
    • Wirkt das Kind verändert laut Angaben der Eltern? Nehmen Sie den Eindruck der Eltern sehr ernst („Das ist nicht mein Kind“).
    • Verminderte Nahrungsaufnahme oder herabgesetztes Aktivitätsniveau?
    • Schwaches, hochfrequentes oder anhaltendes Schreien?
    • Reduzierte Spontanaktivität?
    • Schonhaltung?
  • Haut
  • Atmung
    • Dyspnoe, Hyper- oder Hypoventilation, Einziehungen, Nasenflügeln
  • Herz und Lunge
    • Herzgeräusch
    • pulmonale Rasselgeräusche, Nebengeräusche, verschärftes Atemgeräusch, abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch
  • HNO
    • Konjunktiven, Trommelfell, Naseneingang, Mund und Rachen, Tonsillen
  • Abdomen
    • Darmgeräusche, Resistenzen, Hepatosplenomegalie, Schmerzen
  • Neurologische Untersuchung
  • Extremitäten
  • Lymphknotenstatus
    • Hinweis auf lokale oder systemische Inflammation oder maligne Genese
  • Symptome einer Vergiftung
    • Zyanose, verminderte Aktivität, Hyper- oder Hypoventilation, fehlende Interaktion mit den Eltern und der Umgebung, Reizbarkeit, Abgeschlagenheit, schlechter Muskeltonus, Zeichen einer verminderten Durchblutung, Tachykardie oder mangelnder Blickkontakt4,10,12
  • Anzeichen einer Bakteriämie oder bakteriellen Meningitis12

    • klinisches Bild einer Vergiftung
    • Alter von weniger als 30 Tagen, evtl. von bis zu 90 Tagen
    • Temperatur von mindestens 39,4 °C
    • Tendenziell schlechter Allgemeinzustand
    • Achtung! Es gibt kein einzelnes Merkmal, anhand dessen sich alle Kinder mit einer schweren bakteriellen Infektion identifizieren lassen.13
  • Warnsignale2
    • Schwer zu wecken/schläft nach dem Wecken wieder ein.Somnolenz
    • anhaltendes Schreien, schwaches oder hochfrequentes Schreien
    • blasse/bläuliche Hautfarbe, ZyanoeZyanose, schlechte periphere Durchblutung
    • verminderter Hautturgor, trockene Schleimhäute, verminderte Urinproduktion
    • Petechien
    • rektale Temperatur >  40  °C
    • gallefarbenesgalliges Erbrechen
    • interkostale Einziehungen, Nasenflügeln
    • Tachypnoe, Atemfrequenz von mehr als 60/Minute
    • Stöhnenmin
    • vorgewölbte Fontanelle
    • stark besorgte Eltern, Instinkt/Erfahrung der untersuchenden Ärzt*innen

Ergänzende Untersuchungen

In der Hausarztpraxis

  • Urinuntersuchung4,10,14-16
    • Harnwegsinfektion ist in allen Lebensaltern die häufigste bakterielle Ursache für Fieber ohne Fokus in der klinischen Untersuchung.
    • sterile Entnahme nur mittels suprapubischer Punktion und Blasenkatheterisierung
    • Nur ein unauffälliger Beutelurin ist verwertbar.
  • Ggf. Differenzialblutbild, CRP

Bei Spezialist*innen

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.8,10,12,17
  • Diagnostik im Detail abhängig von Art und Schwere der Symptomatik, Alter und Verdachtsdiagnose
  • Blutentnahme
  • Mikrobiologie/Serologie
    • Kulturen: Blut, Urin, Stuhl, Liquor, ggf. Abstriche und SekreteLumbalpunktion
    • Nasopharyngealsekret
      • Virus-PCR (Schnelltests verfügbar), Kultur
    • ggf. Stuhldiagnostik (selten indiziert)
    • Ggf. Laboruntersuchung auf neonatale HSV-Infektion, insbesondere wenn bei der Geburt eine Infektion bei der Mutter vorlag.19
    • Tuberkulose-Hauttest, Interferon-Gamma-Release-Assay
  • Stuhlanalyse
  • Lumbalpunktion
    • bei unklarer Genese und neurologischen Auffälligkeiten (gestörtes Bewusstsein, Reizbarkeit, Veränderungen des Sensoriums usw.)
    • Großzügig bei Kindern < 15 Monate, da klinische Meningismuszeichen hier unzuverlässig sind.
  • Bildgebung
  • Ggf. Pulsoxymetrie

Maßnahmen und Empfehlungen

Symptomatische Therapie

  • Allgemeines
    • Es bestehen verschiedene Empfehlungen zur symptomatischen Therapie von Fieber bei Kindern.10
    • Fieber an sich hat keinen Krankheitswert und muss nicht therapiert werden.
    • Die Ursache des Fiebers musssoll identifiziert und ggf. behandelt werden.
    • Fiebervermeidendes Verhalten hat keinen nachweisbaren Einfluss auf Morbidität und Mortalität der zugrunde liegenden Erkrankung.19
    • Es besteht kein nachweisbarer Nutzen eines prophylaktischen Einsatzes von fiebersenkenden Medikamenten nach Impfung oder zur Vermeidung von Fieberkrämpfen bei disponierten Kleinkindern.3
  • Indikation
    • starkes Unwohlsein, schweres Krankheitsgefühl
    • Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts
    • unzureichendeUnzureichende Flüssigkeits-/Nahrungsauf­nahme, Dehydratation
    • gesteigerter Umsatz (Fieber und hyperdynamer Herz-Kreislauf-Status)
  • Therapieoptionen
    • Antipyretika
    • physikalische Maßnahmen
    • supportive Maßnahmen

Antipyretika

  • Der Abschnitt basiert auf dieserdiesen ReferenzReferenzen.3,5,11
  • Allgemeines
    • Sämtliche Antipyretika wirken bei Überdosierung hepato- und nephrotoxisch.
    • gastrointestinale Nebenwirkungen bei 5–15  % der PatientenPatient*innen
  • Paracetamol
    • analgetisch, antipyretisch, kaum antiphlogistisch
    • ab Säuglingsalter zugelassen
    • 10–15 mg/kgKG alle 6 bis max. 4 h, Maximaldosis 90 mg/kgKG/Tag
    • messbare Wirkung in ca. 80 % nach 30–60 min
  • Ibuprofen
    • analgetisch, antipyretisch, antiphlogistisch
    • ab 6 Monate bzw. 5  kg Körpergewicht zugelassen
    • 10 mg/kgKG max. alle 6 h, Maximaldosis 40 mg/kgKG/Tag
  • Alternierende Gabe von Paracetamol und Ibuprofen
    • Führt zu einer Verlängerung der fieberfreien Phase im Vergleich zu Ibuprofen allein um 2,5 Stunden und im Vergleich zu Paracetamol um 4,4 Stunden (Ib).20
    • Studien zur Sicherheit der kombinierten Gabe im Vergleich zur Monotherapie fehlen, das Vorgehen wird daher nicht empfohlen.3
  • Me­tamizol
    • Einsatz in Ausnahmefällen, aufgrund des Nebenwirkungsprofils im Rahmen stationärer Behandlung bei schweren Schmerzen oder hohem Fieber und Versagen anderer Therapien
    • analgetisch, antipyretisch, wenig antiphlogistisch
    • Cave: Agranulozytose in 1:106.000–1:10010.000  Anwendungen, Blutdruckabfall und Schock nach i.  v. Gabe!
    • ab 3. Lebensmonat Tropfen und Infusionslösung in Einzeldosis von 8–16 mg/kgKG max. alle 6 h
    • ab dem 15. Lebensjahr 500 mg max. alle 6 h
  • Steroide
    • Ausnahmefälle, aufgrund des Nebenwirkungsprofils EInsatz im Rahmen stationärer Behandlung
    • immunmo­dulatorischen und immunsuppressiven Effekte
    • nie Medikament der 1. Wahl, insbesondere keine Verabreichung bei Verdacht auf maligne Erkrankung (erschwerte oder unmögliche Diagnostik!)12
  • Azetyl­salizylsäure

Physikalische Maßnahmen

  • Senkung der Körpertemperatur durch Konvektion und Verdunstung
    • Entkleiden, Wadenwickel, nur leichtes Zudecken etc.
    • Geringe WertigkeitEvidenz, primäres Ziel ist Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens.

Supportive Maßnahmen

  • Vermeidung von Dehydratation
    • Grundbedarf
      • 100 ml/kgKG für die ersten 10 kg KG
      • 50 ml/kgKG für die folgenden 10 kg KG
      • 20 ml/kgKG bis zu Gesamtmenge von 2.400 ml/Tag
      • bei Schulkindern/Adoleszenten 1.750 ml/m2 Körperoberfläche bis zu Gesamtmenge von 2.400 ml/Tag
    • Flüssigkeitsbedarf des Kindes steigt pro °C über der normalen Körpertemperatur um etwa 10–15  %.3
    • ggf. Ersatz weiterer Verluste bei Diarrhö oder Erbrechen2113
    • Anpassung des Bedarfs bei relevanten Grunderkrankungen

Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung

  • Einweisung ins Krankenhaus bei Fieber
    • Neugeborene5
    • Säuglinge bis 3 Monate mit Risikofaktoren/Warnsignale, ggf. großzügige Einweisung bei Unsicherheit 5
    • schwerschwere krankebegleitende KinderAllgemeinsymptome
    • Fieber unklarer Ursache
    • auffälliges Kind, Risikofaktoren, Warnsignale
    • Dehydratation und unzureichende orale Flüssigkeitszufuhr
    • Vergiftungssymptome
    • ggf. Überforderung der Eltern
    • entsprechende Grunderkrankung
  • Ambulante Behandlung von Fieber ohne Fokus in klinischer Untersuchung und Urinanalyse
    • Kinder ab 3 Monaten mit geringem Risiko4
      • kein Vorliegen einer die Abwehr beeinträchtigenden Grundkrankheit oder Behandlung
      • kein Vorliegen eines angeborenen oder erworbenen Immundefekts
      • bisher gesundes, sich normal entwickelndes Kind
      • verständige Eltern/Sorgeberechtigte
      • gesicherte rasche Wiedervorstellung bei Verschlechterung oder neuen Symptomen
      • Transportmöglichkeit gesichert
      • kinderärztliche Wiedervorstellung am nächsten Tag gesichert
      • Verschlechtert sich der Zustand des Kindes oder besteht das Fieber mehr als 48 Stunden, sollte eine Kontrolluntersuchung erfolgen.4,6,18

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie. Fieber unklarer Genese – Bildgebende Diagnostik. AWMF-Leitlinie Nr. 064-003. Stand 2004. www.awmf.org

Literatur

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  2. Fleischmann T. Fälle Klinische Notfallmedizin - Die 100 wichtigsten Diagnosen. München, Deutschland: Elsevier, 2018.
  3. Kowalzik F., Zepp F. Das fiebernde Kind. Grundlagen der Behandlung. Monatsschr Kinderheilkd 2013; 161: 196-203. doi:10.1007/s00112-012-2780-8 DOI
  4. Huppertz HI. Fieber ohne Fokus. Monatsschr Kinderheilkd 2013; 161: 204-210. doi:10.1007/s00112-012-2782-6 DOI
  5. Niehues T. Das fiebernde Kind: Diagnostisches Vorgehen und Behandlung. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(45): 764–774. doi:10.3238/arztebl.2013.0764 DOI
  6. Paes BF, Vermeulen K, Brohet RM, et al. Accuracy of tympanic and infrared skin thermometers in children. Arch Dis Chil 2010; : doi:10.1136/adc.2010.185801. DOI
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Autor*innen

  • AnneBonnie StraußStahn, ÄrztinDr. in Weiterbildung Pädiatriemed, ZentrumFachärztin für Kinder- und JugendmedizinAllgemeinmedizin, Universitätsklinikum FreiburgHamburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
R509
A03
Säuglingsfieber; Selbstlimitierende Viruserkrankung; Bakteriämie; Infektion der oberen Atemwege; Akute Otitis media; Aktue Bronchiolitis; akute Pneumonie; Harnwegsinfektion bei Kindern; Scharlach; Akute Epiglottitis; Meningitis; Influenza; Virale Gastroenteritis; Periodisches Fiebersyndrom bei Kindern; Osteomyelitis; Kawasaki-Syndrom; Tuberkulose; Katzenkratzkrankheit; Malaria; Salmonellose; Typhus; Infektiöse Endokarditis; Juvenile Arthritis
Fieber bei Säuglingen und Kleinkindern
BBB MK 04.05.2023 aktualisiert und gekürzt. Check, LL GO 12.2. CCC MK 26.09.2018, komplett überarbeitet (ÄiW Kinderonkologie)
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Normale Körpertemperatur: 35,6–38,0  °C3 Fieber rektal gemessene Temperatur von >  38 °C3-5 Goldstandard ist die rektale Temperaturmessung. Die axilläre Temperatur ist um 0,5–1 °C zu niedrig. Die sublinguale Temperatur ist um 0,3–0,6 °C zu niedrig. Cave: Rektale Messung ist bei neutropenen Patient*innen kontraindiziert!3
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