Definition:Irreversible Spätfolge verschiedener Lebererkrankungen, die mit Zerstörung der Läppchen- und Gefäßstruktur einhergeht.
Häufigkeit:Inzidenz in Europa und den USA ca. 250/100.000/Jahr. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. In Deutschland ist Alkohol die häufigste Ursache einer Leberzirrhose (bis 60 % der Betroffenen).
Symptome:Unspezifische wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, Völlegefühl, Meteorismus, Übelkeit, Gewichtsverlust.
Befunde:Auffälliger Tastbefund der Leber, Aszites, Blutungsneigung, Varizen, Mangelernährung, Kachexie.
Diagnostik:Anamnese, Labor, Bildgebung, Biopsie.
Therapie:Behandlung der Grunderkrankung und evtl. Komplikationen. Die einzige potenziell kurative Therapie der fortgeschrittenen Zirrhose ist die Lebertransplantation.
Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1
Langsam fortschreitende Zerstörung der Läppchen- und Gefäßstruktur der Leber mit Ausbildung von portoportalen und portozentralen bindegewebigen Brücken sowie Regeneratknoten
Funktionelle Folgen der Zirrhose sind die Leberinsuffizienz und die portale Hypertension mit den daraus resultierenden Komplikationen.
Häufigkeit
Die Inzidenz liegt in Europa und den USA bei ca. 250/100.000/Jahr.
Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Die alkoholische Lebererkrankung zählt zu den 20 häufigsten Todesursachen der deutschen Allgemeinbevölkerung.2
Eine Leberzirrhose kann auf dem Boden eines exogen-toxischen, infektiösen, toxisch-allergischen, autoimmunen, vaskulären oder endogen-metabolischen (hereditären) Prozesses entstehen.2
Die Fettlebererkrankungen auf dem Boden der „Volkskrankheiten“ Adipositas, Diabetes mellitus und Alkoholabusus bedürfen einer erhöhten Wachsamkeit in der Hausarztpraxis.
Pathophysiologie
Die Leber spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel (Verwertung der Nahrungsbestandteile, Glykogenspeicher, Glukoneogenese, Synthese von Galle und Cholesterin), bei der Bildung von Proteinen (Gerinnungsfaktoren, Transportproteine) sowie bei der Metabolisierung körpereigener und -fremder Toxine (z. B. Bilirubin, Alkohol, Ammoniak) einschließlich Medikamenten (z. B. über das Cytochrom-P450-System).
Im Zuge der zunehmenden Fibrose erhöht sich der Druck im Portalkreislauf (portale Hypertension), was zur Ausbildung von portokavalen Anastomosen mit Ausbildung von Ösophagusvarizen, Aszites, Splenomegalie, Thrombozytopenie, Blutungsneigung und hepatischer Enzephalopathie führen kann.
ggf. einer transiententransiente Elastografie durchgeführt werden.2
Anamnese
Allgemeine Anamnese
EineFrühstadium Zirrhose bleibt oft langemeist asymptomatisch, da zum einen die Symptome eher unspezifischer Natur sind und zum anderen die symptomatische Funktionsstörung der Leber erst bei einer Schädigung von ca. 80–90 % des Parenchyms auffällt.
Zufuhr anderer hepatotoxischer Substanzen inkl. Medikamente erhöhen das Risiko einer Leberzirrhose.
Die Child-Pugh-Kriterien dienen zur einheitlichen Beschreibung und Einteilung der Leberzirrhose nach dem Schweregrad der Symptome in unterschiedliche Stadien.
Die Stadienzuteilung erlaubt eine bessere Therapieanpassung und das Erstellen einer zutreffenderen Prognose.
Je nach Punktzahl wird in die Stadien A, B und C eingeteilt.
Da die Mehrzahl aller hepatozellulären Karzinome auf dem Boden einer Zirrhose entsteht, kommt die Prävention einer Zirrhose einer Prävention des HCC gleich.2
Es müssen sich ca. 1.500 ml Flüssigkeit gebildet haben, damit eine Dämpfung bei der körperlichen Untersuchung nachgewiesen werden kann, für den sonografischen Nachweis reichen bereits ca. 50 ml aus.
Hautveränderungen
Spider-Angiome und Spider-Teleangiektasien sind vaskuläre Veränderungen, die
am Rumpf, im Gesicht und an den oberen Extremitäten auftreten.
Vaskuläreunspezifisch Spider sind nicht spezifisch für die Zirrhose, sie kommen (auch in der Schwangerschaft, bei schwerer Mangelernährung und gelegentlich auch bei gesunden Personen vor.)
Zwischen der Anzahl und der Größe derkorrelieren vaskulären Spider undmit dem Schweregrad einer chronischen Lebererkrankung besteht ein Zusammenhang.
Bei zahlreichen vaskulären Spidern besteht ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Varizenblutungen.
Spezifische Untersuchungen zur Feststellung der Ursache der Zirrhose sollte auf Grundlage der Anamnese,derund klinischenbisherigen Befunde sowie der Labor- und der bildgebenden Befunde getroffen werdenauswählen.
GPT gilt als der kostengünstigste Screeningparameter zur Identifizierung metabolischer oder medikamenteninduzierter Leberschäden, hat aber genau wie die anderen Leberfunktionstests einen begrenzten prädiktiven Wert im Verhältnis zum Grad der Entzündung, und ist für die Einschätzung des Fibrosegrads ungeeignet.
Der De-Ritis-Quotient ergibt sich aus dem Verhältnis GOT zu GPT und kann zur groben Einschätzung der Schwere einer Lebererkrankung verwendet werden.6
Der Adomen-Ultraschall mit Doppler ist eine nichtinvasive, leicht zugängliche Untersuchung, die wertvolle Informationen über den makroskopischen Zustand der Leber und des Blutstroms in den Portal- und Lebervenen gibt.
Zirrhosezeichen
Unregelmunregelmäßige, wellige Oberfläche, stumpfer Leberrand, inhomogenes Parenchym, rarefizierte Lebervenen, Zeichen portaler Hypertonie, erhöhte Echogenität und Atrophie sind die sonografischen Kennzeichen einer Zirrhose.
Doppler: nachgewiesen werden, die Doppler-Untersuchung kann einen reduziertenreduzierter Blutstrom in der portalen Zirkulation zeigen.
Der Fund hepatischerhepatische Noduli zieht weitere Untersuchungen nach sich, da benigne
Benigne und maligne Knoten sind im Ultraschall nicht zu unterscheiden sind(weitere Untersuchungen!).
Diagnostik bei Spezialist*innen
Transiente Elastometrie/Elastografie
Die transiente Elastografie (Fibroscan, Echosense) ist eine nichtinvasive Technik, die auf der sonografischen
sonografische Messung der Leberelastizität beruht.
Je mehr Bindegewebe in der Leber vorhanden ist, desto steifer ist das Gewebe. Je steifer das Gewebe ist, desto schneller ist die gemessene elastische Welle und desto höher ist der ermittelte Wert (angegeben in kPa).
Die Untersuchung erfordert keine Nahrungskarenz der untersuchten Person, ist nicht schmerzhaft und dauert etwa 10 Minuten min.
Kann auch zur Verlaufskontrolle eingesetzt werden.geeignet
Aufgrund der guten diagnostischen Eigenschaften des Ultraschalls in der Primärdiagnostik nur begrenzt eingesetzt
Verlaufskontrollen und spezielle Fragestellungen
Leberbiopsie
Eine Biopsie wird nur durchgeführt,Nur wenn sich daraus Therapieoptionen ableiten lassen, oder wenn die Diagnose unklar bleibt.
In der Regel erfolgt die Biopsiemeist transkutan Ultraschall- oder CT-gesteuert.
Differenzialdiagnosen
Die verschiedenen Symptome können auch Zeichen anderer zugrunde liegender Erkrankungen sein.
Indikationen zur Überweisung
Wenn Bedarf für eine erweiterteErweiterte Diagnostik, individuelle Therapieplanung (Gastroenterologie und Therapie sowie stationäre Behandlung besteht.Hepatologie)
Checkliste
Indikationen zur Überweisung
Leberzirrhose und chronische Leberinsuffizienz
Krankenhauseinweisung
ZweckNotfalleinweisung derbei Überweisunglebensbedrohlichen Komplikationen, z. B.:
weiterführendeobere bzw. bestätigende Diagnostik und TherapieGastrointestinalblutung
Einweisunghepatisches zur stationären AufnahmeKoma bei dekompensierterLeberversagen
DieAlle Zirrhosepotenziell ist in vielen Fällen irreversibel.
In frühen Stadien kann jedoch durch eine Therapie der Grunderkrankung eine weitere Progression verhindert und sogar eine Teilregeneration erreicht werden. Dies ist z. B. bei Hepatitis B und C, Autoimmunhepatitiden, Hämochromatose und Morbus Wilson sowie der alkoholbedingten Zirrhose möglich.
Weitere Schädigungen vermeiden.
Von Zirrhose Betroffene sollten allehepatotoxischen Substanzen vermeiden, die weitere Leberschäden verursachen könnenz. B.:
Alkohol
HierzuMedikamente gehören Alkohol,wie Paracetamol,Medikamente mit hepatotoxischer Wirkung sowieoder bestimmte pflanzliche Arzneimittel.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Früherkennung und ggf. Behandlung von Komplikationen
Arzneimittelsicherheit
Einige Arzneimittel werden bei Leberzirrhose anders verstoffwechselt als bei erhaltener Leberfunktion. Bei der Einschätzung, welche Medikamente ggf. in der Dosierung anzupassen oder ganz zu vermeiden sind, ist die von einer niederländischen Expertengruppe entwickelte und von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) in deutscher Sprache herausgegebene Handreichung Niederländischen Empfehlungen zur sicheren Anwendung von Arzneimitteln bei Leberzirrhose7 hilfreich.
Medikamentöse Therapie
Es existiert keine kausale medikamentöse Therapie des bindegewebigen Umbaus der Leber.
Die medikamentöse Therapie istbeschränkt einesich Therapieauf die Behandlung der Komplikationen der(siehe Leberzirrhosedort).3,8
Siehe unter den jeweiligen Abschnitten zu den Komplikationen.
Lebertransplantation
Die Lebertransplantation ist die einzige kausale und etablierte Therapie eines irreversiblen chronischen oder akuten Leberversagens.9-10
Es besteht ein Missverhältnis zwischen der Anzahl der Kandidat*innen für eine Lebertransplantation und der Anzahl der Spender*innen.
Das Überleben nach einer Lebertransplantation hat sich seit den ersten Transplantationen dank einer besseren Immunsuppression sowie zunehmender medizinischer und chirurgischer Erfahrung deutlich verbessert.
Der MELD-Score wird in der Eurotransplant-Region eingesetzt, um die Organzuteilung zu regeln.
Die Indikation zur Lebertransplantation istIst in allen Fällen einer fortgeschrittenen Lebererkrankung mit irreversibler Schädigung des Leberparenchyms im Sinne einer Zirrhose zu erwägen.109
Weitere etablierte Indikationen: bestehen beim akutenakutes Leberversagen, bestimmtenbestimmte Malignomen sowieMalignome, genetisch bedingtenbedingte StoffwechseldefektenStoffwechseldefekte der Leber.109
Soll bei allen Patient*innen mit Leberzirrhose und Komplikationen sowie bei nicht elektiver stationärer Aufnahme durchgeführt werden.
Proteinzufuhr
Patient*innen mit Leberzirrhose und Aszites sollen eine ausreichend eiweißhaltige Ernährung (empfohlene Eiweißzufuhr: 1,2–1,5 g/kg/d) mit ausreichendem Energiegehalt (30–35 kcal/kg/d) erhalten.
Natrium- und Flüssigkeitsrestriktion
Alle Betroffenen sollen aufgeklärt werden, dass eine zusätzliche Salzzufuhr zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen kann.
Wenn eine diuretische Therapie konsequent durchgeführt wird, ist der Nutzen einer diätetischen Kochsalzrestriktion nicht erwiesen. Bei refraktärem oder schwierig zu behandelndem Aszites ist eine diätetische Kochsalzrestriktion (max. 5 g/d NaCl, entsprechend 85 mmol Natrium) angezeigt.
Bei einem Serum-Natrium > 125 mmol/l ist eine Flüssigkeitsrestriktion nicht erforderlich, bei ausgeprägter Hyponatriämie (< 125 mmol/l) kann eine Flüssigkeitsrestriktion auf 1,5 l/d sinnvoll sein.
Medikamentöse Therapie
Der orale Aldosteronantagonist Spironolacton (initial 100 mg/d) soll als Diuretikum der 1. Wahl eingesetzt werden. Bei unzureichender Aszitesmobilisation sollte ein Schleifendiuretikum (Furosemid, Torasemid) hinzugegeben werden.
Die Kombinationstherapie aus Spironolacton und einem Schleifendiuretikum kann bei ausgeprägtem oder länger bestehendem Aszites auch initial erfolgen.
Die zusätzliche Gabe von Clonidin und/oder Midodrin kann vor allem bei refraktärem Aszites ein verbessertes Ansprechen bewirken.
Bei ausgeprägter Hyponatriämie (< 125 mmol/l), klinisch manifester hepatischer Enzephalopathie (ab Grad II) oder einer deutlichen Nierenfunktionsverschlechterung sollte auf Diuretika verzichtet werden.
Die Anwendung von Vaptanen zur Langzeitbehandlung des Aszites ist kontraindiziert. Ferner sollte die Gabe von Prostaglandin-Inhibitoren, ACE-Inhibitoren, Alpha-1-Rezeptor-Blockern und Aminoglykosiden bei einer Leberzirrhose mit Aszites vermieden werden.
Die Indikation einer nichtselektiven Betablocker-Therapie bei refraktärem Aszites und gleichzeitig bestehenden gastrointestinalen Varizen sollte sorgfältig überprüft werden, insbesondere bei spontan bakterieller Peritonitis. Bei Anzeichen einer zunehmenden Nierenfunktionsstörung, ausgeprägten Hypotonie oder Hyponatriämie sollten Betablocker abgesetzt oder deren Dosis reduziert werden.
Therapierefraktärer und rezidivierender Aszites
Definitionen
Als therapierefraktär wird ein Aszites bezeichnet, der nicht auf die medikamentöse Therapie, u. a. mit Diuretika, anspricht. Diuretikaresistent bedeutet inadäquates Ansprechen auf eine hoch dosierte diuretische Therapie (Spironolacton max. 400 mg/d und Furosemid max. 160 mg/d) in Kombination mit einer Natriumrestriktion.
Rezidivierender Aszites ist definiert als Aszites, der trotz Empfehlung zur Natriumrestriktion und Diuretikagabe in adäquater Dosierung mindestens 3-mal in einem Zeitraum von 1 Jahr wieder auftritt.
Bei therapierefraktärem oder rezidivierendem Aszites soll immer die Lebertransplantation erwogen werden, und die Anlage eines TIPS bei fehlenden Kontraindikationen wiederholten großvolumigen Parazentesen (Punktion und Drainage) vorgezogen werden.
Eine TIPS-Anlage zur Aszitestherapie ist in der Regel kontraindiziert bei vorbestehender chronischer hepatischer Enzephalopathie ≥ Grad 2 oder einem Serum-Bilirubin > 5 mg/dl (> 85 µmol/l).
Für die TIPS-Anlage sollte prinzipiell ein PTFE-beschichteter Stent (Stentgraft) eingesetzt werden. Eine Empfehlung für die optimale Antikoagulation nach TIPS-Anlage kann bislang nicht ausgesprochen werden.
Die Anpassung der Medikation (v. a. Diuretika), Vorbeugung, frühe Erkennung und Behandlung von möglichen Komplikationen (hepatische Enzephalopathie, kardiale Dysfunktion) nach TIPS sollte im Rahmen engmaschiger Verlaufskontrollen erfolgen.
Peritoneo-vesikale Aszitespumpe
Kann: Implantation in einem erfahrenen Zentren als Alternative der großvolumigen Parazentese in Erwägung gezogen werden.
Zentrum
ParazenteseAszitespunktion und i. v. Albumin
Bei Durchführung einer großvolumigen ParazenteseAszitespunktion (> 5 l) soll eine intravenöse Albumingabe (6–8 g/l Aszites) erfolgen.
Die Parazentese sollte ultraschallassistiert erfolgen.
Spontan bakterielle Peritonitis (SBP)
Spontan bakterielle Peritonitis = bakterielle Entzündung der Peritonealhöhle ohne Hinweis auf eine andere intraperitoneale Ursache
Seltener im ambulanten Bereich als bei hospitalisierten Patient*innen
Bei Vorliegen eines Aszites mit erniedrigtem Gesamteiweißgehalt (< 1,5 g/dl) kann eine Primärprophylaxe mit Antibiotika erfolgen.
Ist eines der beiden Kriterien (1. schwere Leberinsuffizienz, d. h. Child-Pugh-Score > 9 mit Bilirubin > 3 mg/dl [> 51 µmol/l] oder 2. Niereninsuffizienz mit Serum-Kreatinin > 1,2 mg/dl [> 106 µmol/l], Harnstoff > 25 mg/dl [> 4,2 mmol/l] oder Natrium < 130 mEq/l) erfüllt, dann sollte eine antibiotische Primärprophylaxe erfolgen.
Bei einer gastrointestinalen Blutung bei Leberzirrhose (mit oder ohne Aszites) soll immer eine antibiotische Primärprophylaxe erfolgen.
Eine Primärprophylaxe sollte mit Norfloxacin erfolgen und kontinuierlich täglich durchgeführt werden.
Rifaximin kann als Alternative in begründeten Fällen eingesetzt werden.
Behandlung
Unmittelbar nach Diagnosestellung einer SBP soll eine empirische Antibiotikatherapie eingeleitet werden. Eine ambulant erworbene unkomplizierte SBP soll mittels Cephalosporinen der Gruppe 3a behandelt werden.
Bei nosokomial erworbener SBP und/oder Vorliegen von Risikofaktoren für ein Therapieversagen (lokale Resistenzlage, antibiotische Vorbehandlung in letzten 12 Wochen) und zusätzlichen individuellen Faktoren (klinischer Schweregrad, MRE-Trägerstatus) kann eine empirische Therapie mit Carbapenemen durchgeführt werden.
Der Erfolg der Antibiotikatherapie der SBP sollte klinisch sowie mittels diagnostischer Kontrollpunktion des Aszites ca. 48 h nach Beginn der Therapie beurteilt werden.
Begleitend zur antibiotischen Therapie soll die Gabe von Albumin intravenös am Tag der Diagnosestellung und am 3. Tag nach Diagnosestellung durchgeführt werden.
Sekundärprophylaxe
Nach erfolgreicher Therapie einer SBP soll eine Sekundärprophylaxe mittels Norfloxacin 400 mg pro Tag erfolgen.
Alternativen zu Norfloxacin in der Sekundärprophylaxe stellen Rifaximin, Trimethoprim / Sulfamethoxazol oder Ciprofloxacin dar.
Nach durchgemachter SBP sollte die Indikation zur Lebertransplantation geprüft werden.
Einer HE-Episode können eine oder mehrere mögliche auslösende Ursachen zugrunde liegen. Diese sollen bei allen von Leberzirrhose und HE Betroffenen gesucht und spezifisch therapiert werden.
Eiweißexzess > 100 g Protein/d an mindestens 1 Tag in den letzten 4 Tagen
Ernährung
Die Energiezufuhr bei Leberzirrhose und hepatischer Enzephalopathie sollte 30–35 kcal/kg Körpergewicht (Idealgewicht) täglich betragen.
Viele Patient*innen mit Leberzirrhose sind mangelernährt.
Die tägliche Eiweißzufuhr sollte bei 1,2–1,5 g/kg Körpergewicht (Idealgewicht) liegen.
Eine regelhafte Proteinrestriktion soll nicht durchgeführt werden.
Die Nahrungsaufnahme sollte in häufigeren kleinen Mahlzeiten mit einem abendlichen zusätzlichen Imbiss vor dem Schlafengehen erfolgen. Nüchternphasen über 4–6 Stunden sollten vermieden werden.
Bei Intoleranz von tierischen Eiweißen sollte auf Milchprodukte, pflanzliche Eiweiße oder selten auf eine Nahrungsergänzung mit verzweigtkettigen Aminosäure-Präparaten umgestellt werden.
Die vorübergehende Gabe von Multivitamin- oder Zinkpräparaten kann bei HE aufgrund einer Leberzirrhose erfolgen.
Medikamentöse Therapie
Laktulose* (Dosierungen nach Fachinformation: einschleichende Dosierung, beginnend mit 3- bis 4-mal tgl. 5–10 g, steigend auf 3- bis 4-mal tgl. 20–30 g) soll als Medikament der 1. Wahl zur Therapie einer HE-Episode eingesetzt werden.
Zusätzlich zur oralen Gabe oder bei nicht möglicher oraler Zufuhr kann Laktulose als Einlauf (300 ml Laktulose/700 ml Wasser) verabreicht werden.
In Einzelfällen kann eine Kombinationstherapie mit Rifaximin* (Dosierungen nach Fachinformation: 2-mal tgl. 550 mg)12 erwogen werden.
Rifaximin als Monotherapie nur bei Unverträglichkeit von Laktulose.
Die intravenöse Gabe von verzweigtkettigen Aminosäuren (Valin, Leuzin und Isoleuzin) kann zusätzlich oder alternativ in der Akuttherapie der HE eingesetzt werden, wenn diese nicht auf Lactulose allein angesprochen hat.
Intravenös appliziertes L-Ornithin-L-Aspartat kann zusätzlich oder alternativ bei einer akuten HE-Episode eingesetzt werden, die nicht auf Laktulose angesprochen hat.
Flumazenil kann bei HE zur Klärung der HE-Auslösung nach möglicher Exposition mit Benzodiazepinen zusätzlich zu einer Standardtherapie eingesetzt werden.
Bei HE kann in Einzelfällen die Verabreichung von 4 l PEG-Lösung hilfreich sein.
Rezidivprophylaxe
Bei Zirrhose und durchgemachter HE soll eine Rezidivprophylaxe erfolgen.
Laktulose* (Dosierungen nach Fachinformation: einschleichende Dosierung, beginnend mit 3- bis 4-mal tgl. 5–10 g, steigend auf 3- bis 4-mal tgl. 20–30 g) sollte als Medikament zur Sekundärprophylaxe eingesetzt werden.
Rifaximin* (Dosierungen nach Fachinformation: 2-mal tgl. 550 mg) sollte additiv zur Laktulose in der Sekundärprophylaxe der HE ohne Auslöser eingesetzt werden, wenn unter alleiniger Gabe von Laktulose ein Rezidiv aufgetreten ist. Eine Monotherapie mit Rifaximin sollte nur erfolgen, wenn eine Therapie mit Laktulose nicht möglich ist.
Bei durchgemachter HE-Episode soll auf eine ausreichende Kalorien- und Eiweißzufuhr und einen abendlichen Imbiss geachtet werden.
Bei Besserung der Leberfunktion oder des Ernährungszustandes nach durchgemachter HE-Episode kann die Sekundärprävention beendet werden.
Bei Patient*innen mit und ohne Leberzirrhose und therapierefraktärer HE soll nach dominanten portosystemischen Shunts mittels Sonografie, Angio-CT oder MRT gesucht werden.
Bei Vorliegen einer Leberzirrhose mit therapierefraktärer HE und Nachweis eines großen dominanten portosystemischen Shunts kann die Indikation zu einem interventionellen oder operativen Verschluss gestellt werden.
Die medikamentöse Therapie einer akuten HE-Episode nach TIPS-Anlage entspricht der bei HE und Leberzirrhose.
Bei fehlendem Ansprechen der HE nach TIPS sind Stentreduktionsverfahren und/oder eine Lebertransplantation indiziert.
Vor einer TIPS-Implantation soll eine gründliche Selektion der Patient*innen erfolgen, da dies die wirksamste Maßnahme zur Prophylaxe einer HE nach TIPS darstellt.
Die medikamentöse Primärprävention einer HE nach TIPS-Implantation sollte nicht durchgeführt werden.
Primärprophylaxe bei Leberzirrhose ohne HE
Eine Primärprophylaxe der HE soll bei Leberzirrhose und oberer gastrointestinaler Blutung durchgeführt werden.
Bei Leberzirrhose und akuter Ösophagusvarizenblutung sollte Laktulose* in derPrimärprophylaxe eingesetzt werden.
* (Dosierungen nach Fachinformation Laktulose: einschleichende Dosierung, beginnend mit 3- bis 4-mal tgl. 5–10 g Laktulose, steigend auf 3- bis 4-mal täglichtgl. 20–30 g) in gder Primärprophylaxe Laktulose Rifaximin: 2-maleingesetzt tglwerden. 550 mg Rifaximin
Pfortaderthrombose
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.8,13
Im Stadium der kompensierten Zirrhose ist das Vorliegen einer Pfortaderthrombose äußerst selten, auch weil eine Thrombosierung meist zu einer Dekompensation führt.
Mit zunehmender Schwere der Lebererkrankung steigt die Inzidenz.
Bei Stenosen < 50 % des Lumens ist ein abwartendes Verhalten mit dopplersonografischen Kontrolluntersuchungen alle 3 Monate vertretbar.
AntikoagulationGgf. in spezialisiertem Zentrum klären: Bisherige Studien bei Patient*innen mit Pfortaderthrombose und Leberzirrhose ergaben vorläufige Hinweise auf erhöhte Rekanalisierungsraten unter niedrigmolekularen Heparinen.
Für die Langzeittherapie kommen evtl. Vitamin-K-Antagonisten infrage. Allerdings können erkrankungsbedingte INRAntikoagulation-Abweichungen die Einstellung erschweren.
Zu den direkten oralen Antikoagulanzien (DOAC) fehlen bislang ausreichende Studien. Sie sind daher für diese Indikation nicht zu empfehlen.
Kontraindikation zur Lebertransplantation: Eine Pfortaderthrombose erhöht die perioperative Mortalität. Vor dem Eingriff sollte die Pfortader möglichst frei sein.?
Portale Hypertension/Varizenblutung
Im Verlauf einer chronischen Lebererkrankung ist die Entwicklung einer portalen Hypertension die häufigste und gleichzeitig auch die mit der höchsten Letalität behaftete Störung.
Pathogenese
Durch den Rückstau des Blutes, das nicht mehr frei durch die Leber fließen kann, kommt es zu einem Anstieg des Druckes in der Pfortader und in den zufließenden venösen Gefäßen.
Steigt der Druck über ein bestimmtes Maß an, kann es an diesen Gefäßen zu Wandschädigungen und Blutungen kommen.
Obere Gastrointestinalblutung
Ist eine schwerwiegende Komplikation der Leberzirrhose.3
In mehr als 80 % der Fälle sind Ösophagusvarizen die Ursache, seltener extraösophageale Kollateralen oder diffuse Schleimhautblutungen des Magens.
Varizen entstehen auf dem Boden einer zunehmenden portalen Hypertension.
Eine Blutung aus Ösophagusvarizen stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar.
Verhinderung Primärprävention der ersten BlutungVarizenblutung3
GabeNichtselektiver eines nichtselektiven BetablockersBetablocker zur Senkung des Herzminutenvolumens und direkten Drosselung der Splanchnikusdurchblutung (z. B. Propranolol, evtl. auch Carvedilol)
; beides off label
)
Endoskopische Therapie von Varizen durch Ligatur oder Sklerosierung
Alternativen sind Ocreotid i. v. (on label bei Leberzirrhose), Somatostatin i. v. (off label).
Die frühe medikamentöse Behandlung mit vasoaktiven Substanzen soll die Blutung idealerweise schon vor der Endoskopie stoppen. Wird die Diagnose bestätigt, werden die Medikamente für 3–5 Tage weiter gegeben.
Terlipressin allein wird angewendet, wenn keine endoskopische Behandlung möglich ist.
Die frühe Gabe von Antibiotika soll Infektionen verhindern, die die Prognose deutlich verschlechtern. Eine i. v. begonnene Behandlung kann ggf. nach 2–3 Tagen auf p. o. umgestellt werden.
einschleichende Dosierung, beginnend mit 3- bis 4-mal täglichtgl. 5–10 g Laktulose, steigend auf 3- bis 4-mal täglichtgl. 20–30 g Laktulose
Hepatorenales Syndrom (HRS)
Das hepatorenale Syndrom ist eine potenziell reversible Nierenfunktionsstörung bei Patient*innen mit Leberzirrhose und Aszites oder mit alkoholischer Steatohepatitis (Fettleber).
Zwei Formen werden unterschieden:
HRS Typ I: rasches Nierenversagen, definiert als Verdoppelung des Serumkreatinins auf über 2,5 mg/dl (220 mmol/l) in weniger als 2 Wochen.
HRS Typ II: moderates Nierenversagen mit Serumkreatinin-Werten zwischen 1,5 und 2,5 mg/dl (133 bis –226 mmol/l) und stabilem oder langsam fortschreitendem Verlauf, oft mit refraktärem Aszites.
Nierenversagen ist die häufigste Manifestation (> 50 %) eines akut-auf-chronischeschronischen Leberversagens.
Bei akuter Dekompensation einer chronischen Lebererkrankung kann Cystatin C im Serum oder Plasma zur Beurteilung der Prognose bestimmt werden.
Leitlinie
Die Behandlung erfolgt stationär (ggf. intensivmedizinisch) und umfasst je nach klinischer Konstellation: Therapie des HRS bei Leberzirrhose11
Albumingabe
Die intravenösei. v. Albumingabe zum Ausschluss eines Volumenmangels bzw. zur Sicherung der Diagnose eines hepatorenalen Syndroms sollte in einer Dosierung
Gabe von 1Vasokonstriktoren gwie pro kg Körpergewicht, bis max. 100 g/d über 2 Tage erfolgen.Terlipressin
Die Kombinationsbehandlung aus Albumininfusion 20–40 g/d und Vasokonstriktortherapie ist Therapie der 1. Wahl beim hepatorenalen Syndrom.TIPS
DieNieren- fortgesetzteund alleinige Albumininfusion soll nicht durchgeführt werden.Leberersatzverfahren
Andere Plasmaexpander können in dieser Indikation aufgrund der unzureichenden Datenlage auch weiterhin nicht empfohlen werden.
Vasokonstriktoren
Sofern keine Kontraindikationen vorliegen, sollen Patient*innen mit einem hepatorenalen Syndrom Typ I mit Terlipressin und Albumin behandelt werden, da dies das kurzfristige Überleben signifikant verbessert.
Diese Therapie soll mit einer Terlipressindosis von 2–4 mg/d begonnen werden und über einen Zeitraum von mindestens 3 Tagen durchgeführt werden. Terlipressin soll max. in einer Dosis von 12 mg/d eingesetzt werden.
Ein Nutzen dieser Therapie bei HRS Typ II ist bislang nicht klar belegt, deswegen sollten diese Patient*innen analog zu Patient*innen mit refraktärem Aszites behandelt werden.
Unter intensivmedizinischem Monitoring kann bei einem hepatorenalen Syndrom auch zunächst versuchsweise Noradrenalin kontinuierlich infundiert werden.
Für andere Vasokonstriktoren ist ein Nutzen beim hepatorenalen Syndrom nicht belegtLebertransplantation.
Wird aus anderer Indikation eine kontinuierliche Noradrenalin-Behandlung durchgeführt, soll keine additive Terlipressingabe erfolgen.
Die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) sollte bei allen Patient*innen mit HRS erwogen werden.
Nieren- und Leberersatzverfahren bei HRS
Da Nierenersatzverfahren allein die Prognose bei HRS nicht verbessern, können sie bei Vorliegen von Dialysekriterien vor allem als Überbrückung bis zur Lebertransplantation eingesetzt werden.
Die extrakorporale Albumindialyse hat keinen Einfluss auf Nierenfunktion und Überleben bei HRS. Leberersatzverfahren sollten daher bei HRS nur im Rahmen kontrollierter Studien zum Einsatz kommen.
Die Lebertransplantation ist die einzige potenziell kurative Therapie des HRS und soll bei geeigneten Patient*innen angestrebt werden.
Auch bei geplanter Lebertransplantation sollten Albumin und Terlipressin verabreicht werden, da Patient*nnen mit Niereninsuffizienz bei Transplantation eine deutlich schlechtere postoperative Prognose haben.
Bei Patient*innen mit HRS und einer länger dauernden Dialyseindikation sollte eine kombinierte Leber- und Nierentransplantation erwogen werden.
Hepatozelluläres Karzinom
Zirrhoseprävention ist HCC-Prävention
Da die Mehrzahl aller hepatozellulären Karzinome (HCC) auf dem Boden einer Zirrhose entsteht, kommt die Prävention einer Zirrhose einer Prävention des HCC gleich.2
Chirurgische beim hepatozellulären Karzinom ohne Leberzirrhose
Therapie
Eine Resektion eines Leberzellkarzinoms ohne Leberzirrhose soll erfolgen, wenn eine komplette Resektion (R0-Resektion) möglich ist.
Resektion beim hepatozellulären Karzinom mit Leberzirrhose
Tumorresektion
Bei einem singulären Tumor in Leberzirrhose mit funktioneller Resektabilität sollte eine Leberresektion erfolgen. Dies trifft insbesondere für auf Tumoren > 3 cm zu.
Bei multiplen Tumoren in Leberzirrhose innerhalb der Mailand-Kriterien (solitärer Tumor ≤ 5 cm oder maximal 3 Herde ≤ 3 cm) kann eine Leberresektion durchgeführt werden.
Patient*innen mit einem kurativ behandelbaren Leberzellkarzinom sollten in einem Lebertransplantationszentrum vorgestellt werden.
Geeignete Patient*innen mit Leberzirrhose und irresektabler Tumorerkrankung innerhalb der Mailand-Kriterien (Tumorstadium BCLC A) sollen für eine Lebertransplantation evaluiert werden.
Auch bei formal resektablen oder grenzwertig resektablen HCC-Befunden in Zirrhose kann innerhalb der Mailand-Kriterien eine Indikation zur Transplantation bestehen.
Lokoregionäre Therapieverfahren
Perkutane Ablation
Bei Tumoren bis 3 cm sind die Resektion und die Ablation äquivalente Verfahren.
Bei Tumoren < 3 cm in für die Resektion ungünstiger Lokalisation oder mit eingeschränkter Leberfunktion soll primär eine Thermoablation des Tumors angeboten werden.
Die perkutane Ablation soll mittels Radiofrequenz-Ablation (RFA) oder Mikrowellen-Ablation (MWA) durchgeführt werden.
Bei erhaltener Leberfunktion und gering- oder mäßiggradiger portaler Hypertension soll, bei einem Tumor > 3 cm und < 5 cm, vor einer Thermoablation chemoembolisiert werden.
Soll Patient*innen mit Leberzellkarzinom im intermediären Stadium angeboten werden, wenn keine kurativen Therapieoptionen vorliegen.
Setzt eine erhaltene Leberfunktion voraus.
Sollte mehrfach durchgeführt werden, solange ein Ansprechen hierauf nachweisbar ist und behandelbare hypervaskularisierte Tumoranteile verbleiben.
Die Indikation zur Fortführung der TACE soll nach zwei Behandlungszyklen im Tumorboard überprüft werden.
Transarterielle Radioembolisation (TARE)
Kann nach Beschluss des Tumorboards bei erhaltener Leberfunktion und intermediärem Stadium der Tumorerkrankung anstelle einer TACE eingesetzt werden.
Stereotaxie
Eine Hochpräzisionsradiotherapie (Stereotactic Body Radiotherapy; SBRT) kann in Betracht gezogen werden, wenn andere lokale Therapieverfahren nicht möglich sind (z. B. hohe Wahrscheinlichkeit für ein Therapieversagen, eingeschränkte Leberfunktion, technische Hindernisse).
Systemische Pharmakotherapie
Erstlinientherapie
Die Kombination Atezolizumab und Bevacizumab (A+B) soll angeboten werden bei Child-Pugh-Stadium AB: und BCLC B oder C, Fernmetastasen oder einer Tumorlokalisation, die lokoregionär nicht kontrolliert oder reseziert werden kann (II/A).
Bei Kontraindikationen für A+B soll eine Therapie mit einem der beiden Tyrosinkinase-Inhibitoren Lenvatinib oder Sorafenib angeboten werden (II/A).
Nach Versagen, Unverträglichkeit oder bei Kontraindikationen der Erstlinientherapie
Eine Systemtherapie mit einem zugelassenen Tyrosinkinaseinhibitor soll nach Progress oder bei Unverträglichkeit von A + B angeboten werden bei Patient*innen
einer Tumorlokalisation, die lokoregionär nicht kontrolliert oder reseziert werden kann.
Bei Tumorprogress unter einer Therapie mit Sorafenib, Child-Pugh-Stadium A und ECOG 0–1, soll eine weitere Systemtherapie angeboten werden (II/A).
Hierfür stehen die beiden Tyrosinkinase-Inhibitoren Regorafenib und Cabozantinib oder bei einem Alpha-Fetoprotein-Wert von ≥ 400 ng/ml der VEGFR2-Antikörper Ramucirumab zur Verfügung.
Bei Child-Pugh-Stadium A und ECOG 0–1 mit Tumorprogress unter einer Therapie mit Lenvatinib soll eine weitere tumorspezifische Therapie angeboten werden.
Die laufende Systemtherapie sollte nicht über einen radiologischen Progress hinaus fortgesetzt werden.
Die Toxizität der Therapie sollte engmaschig überwacht und berücksichtigt werden.
Bei Leberzirrhose Child-Pugh B/C
Für einzelne Patient*innen im Child-Pugh-Stadium B (bis 8 Punkte), mit Fernmetastasen oder einer Tumorlokalisation, die lokoregionär nicht kontrolliert oder reseziert werden kann und mit einem ECOG-Status von 0–1
kann eine Systemtherapie mit Sorafenib angeboten werden (II/C).
kann eine Immuntherapie mit einem antiAnti-PD-1-Antikörper angeboten werden.
Bei Patient*innen im Stadium Child-Pugh C sollte: keine Systemtherapie durchgeführt werden.
Prognose
Die Zirrhose ist in vielen Fällen irreversibel.
In frühen Stadien kann jedoch durch eine Therapie der Grunderkrankung eine weitere Progression verhindert und sogar eine Teilregeneration erreicht werden. Dies ist z. B. bei Hepatitis B und C, Autoimmunhepatitiden, Hämochromatose und Morbus Wilson sowie der alkoholbedingten Zirrhose möglich.
Prognostische Einschätzungen sind bei Leberzirrhose schwierig, da die Prognose von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren wie Ursache, Schweregrad, Auftreten von Komplikationen und Komorbiditäten abhängt.
Die Mortalität von Patient*innen mit alkoholischen Lebererkrankungen ist deutlich höher als von Patient*innen mit anderen Zirrhoseformen.
Wenn Patient*innen Komplikationen in Zusammenhang mit der Zirrhose entwickeln, wird davon ausgegangen, dass sie eine dekompensierte Erkrankung haben. Die hohe Morbidität und Mortalität in Zusammenhang mit Zirrhose ist eine Folge der Komplikationen.
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Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Irreversible Spätfolge verschiedener Lebererkrankungen, die mit Zerstörung der Läppchen- und Gefäßstruktur einhergeht. Häufigkeit:Inzidenz in Europa und den USA ca. 250/100.000/Jahr. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. In Deutschland ist Alkohol die häufigste Ursache einer Leberzirrhose (bis 60 % der Betroffenen).