In diesem Kapitel werden häufige, typischerweise in der Hausarztpraxis behandelte Infektionen und ihre leitliniengerechte orale antibiotische Therapie dargestellt.
Spezifische Infektionskrankheiten oder solche, die in der Regel eine Diagnostik und Therapie bei Spezialist*innen erforderlich machen, werden in den jeweiligen Krankheitsartikeln gesondert beschrieben.
Grundsätzlich ist der Einsatz von Antibiotika mit dem Risiko leichter (z. B. antibiotikaassoziierte Diarrhö) und/oder schwerer Nebenwirkungen (z. B. Clostridium-difficile-Kolitis) und der Zunahme von Antibiotika-ResistenzenAntibiotikaresistenzen verbunden.
Antibiotika sollten nur bei klarer Indikation (nicht bei banalen Infekten oder Erkältung) und am besten entsprechend den aktuellen Leitlinienempfehlungen verordnet werden.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) rät im Rahmen ihrer Initiative Klug Entscheiden von einer Antibiotikagabe bei akuten Infekten der oberen Atemwege inklusive der akuten Bronchitis ebenso ab, wie von der Stellung der Indikation für eine Antibiotikatherapie allein aufgrund eines erhöhten CRP oder OCT.
Der Gebrauch von oralen Cephalosporinen und Fluorchinolonen ist in Deutschland immer noch weit verbreitet, obwohl
aufgrund der schlechten Bioverfügbarkeit von Oralcephalosporinen diese in fast keiner aktuellen Leitlinie mehr als Therapie der 1. Wahl empfohlen sind (Ausnahme: Rhinosinusitis).
Nach dem Rote-Hand-Brief mit Hinweis auf ein erhöhtes Risiko von Aortendissektionen und -aneurysmen unter der Einnahme von Fluorchinolonen durch die AkdÄ im Oktober 2018, gibt es im November 2018 eine Information des BfArM zu schweren und langanhaltenden Nebenwirkungen von Fluorchinolonen an Muskeln, Gelenken und Nervensystem und zu folgenden Empfehlungen der Europäischen-Arzneimittelagentur (im April 2019 noch einmal ein ergänzender Rote-Hand-Brief):1
Keine Anwendung von Fluorchinolonen bei Infektionen, die auch ohne Behandlung abklingen, die nicht schwerwiegend sind oder nicht bakteriell bedingt.
keine Anwendung von Fluorchinolonen zur Vorbeugung von Reisediarrhö oder von rezidivierenden unteren Harnwegsinfektionen
keine Anwendung von Fluorchinolonen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen
Keine Anwendung von Fluorchinolonen bei Patient*innen, bei denen schon einmal schwere Nebenwirkungen von Chinolonen oder Fluorchinolonen aufgetreten sind.
besonders hohes Risiko für Sehnenschäden bei älteren Patient*innen, Nierenfunktionsstörung, nach solider Organtransplantation oder unter Kortikoidtherapie
keine gleichzeitige Behandlung mit Fluorchinolonen und Kortikosteroiden.
Das Risiko einer ClostridiumClostridiioides-difficile-Kolitis ist besonders hoch bei Clindamycin, Fluorchinolonen, Cephalosporinen, Breitbandpenicillinen und Clarithromycin und nicht bis gering erhöht bei Tetrazyklinen, Makroliden, Sulfonamiden oder Aminoglykosiden.
Die folgenden Therapieempfehlungen zu den einzelnen Krankheitsbildern orientieren sich an den jeweiligen aktuellen Leitlinien.
Streptokokken-Infektionen des Halses – Tonsillitis und Scharlach
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2
Antibiotische Therapie mittels Delayed Prescribing ODER eine sofortige antibiotische Therapie anbieten.
Falls bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 3–15 Jahren eine antibiotische Therapie ärztlich erwogen oder von Elternseite erwartet wird, kann bei einem Centor-/McIsaac-/FeverPAIN-Score ≥ 3 ein Schnelltest auf Gruppe-A-Streptokokken zur Therapieentscheidung herangezogen werden.
Alter ab 16 Jahre
Penicillin V: Penicillin V 0,8–1,0 Mio. IE in 3 Einzeldosen p. o. für 5–7 Tage
bei Penicillinunverträglichkeit: für 5 Tage
Clarithromycin 2 x tgl. 250–500 mg p. o.
Kinder (3–15 Jahre)
Penicillin V 0,05–0,1 Mio1Mio. IE/kg KG/d in 3 Einzeldosen p. o. für 5–7 Tage
bei Penicilinunverträglichkeit: für 5 Tage
Clarithromycin 15 mg/kg KG/d in 2 Einzeldosen p. o. für 5 Tage
Laut RKI ist eine frühzeitige Antibiotikatherapie empfohlen, auch damit nach frühestens 24 Stunden eine Zulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen wieder möglich ist.
Laut RKI wird Penicillin V für 10 Tage empfohlen.
Alternativ werden vom RKI für Kinder orale Cephalosporine für 5 Tage empfohlen (aber nicht von der DEGAM).
Bei Penicillin-Allergie werden vom RKI Makrolide für 5–10 Tage empfohlen (also z. B. Clarithromycin, s. o.).
Nach Ansicht der DEGAM reicht eine Behandlungsdauer wie bei der Tonsillopharyngitis aus (5–7 Tage).
Akute Otitis media
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieserdiesen ReferenzReferenzen.3-4
Bei einer unkomplizierten akuten Otitis media kann die Erkrankung ohne Antibiotika 1‒32 Tage lang beobachtet werden. Bei ca. 80 % der Kinder mit akuter Otitis media klingen die Schmerzen im Ohr spontan innerhalb von 2 Tagen ab.
Indikationen für Antibiotika
schwere Otitis media
in den ersten 6 Lebensmonaten
in den ersten 2 Lebensjahren bei beidseitiger AOM
Otorrhö mit persistierenden Beschwerden (Schmerzen und/oder Fieber)
Patient*innen mit ausgeprägten OhrenschmerzenRisikofaktoren,Fieber ≥ 39,0 °C, Kinder unter 6 Monaten sowie Kinder unter 2 Jahren mit beidseitiger AOM und Kinder mit spezifischen Risikofaktoren wie u. a. Immundefizienz, oderschwere Grundkrankheiten, Down-SyndromInfluenza
bei langwierigem Verlauf oder Verdacht auf Komplikationen
Sekretion aus dem Ohr, diePaukenröhrchen, längerkraniale als 2 Tage anhält.
Otitis media bei Kindern mit 3 oder mehr akuten Otitiden über einen Zeitraum von 6 Monaten oder mindestens 4 akuten Otitiden im Laufe eines JahresFehlbildungen
Präparatewahl
1. Wahl:
Amoxicillin 50–90 mg/kg KG/d (2‒3 Einzeldosen) über 7 Tage
Die Erkältungskrankheit und die akute Bronchitis bei erwachsenen Patient*innen sollen nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Bei Patient*innen mit schweren kardialen oder respiratorischen Krankheiten, angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie bei gebrechlichen Patient*innen ist im Einzelfall eine antibiotische Therapie zu erwägen, weil bei diesen Gruppen Pneumonien oft schwer abzugrenzen sind.
Bei der akuten Bronchitis ist kein Erregernachweis anzustreben.
Die Behandlung erfolgt entsprechend einer dreiklassigen Risikostratifikation.67
Leichtgradige Pneumonie: Patient*innen ohne Schweregradkriterien (CRB-65 = 0 und Oxygenierungskriterien) oder Risikofaktoren (keine instabile Komorbidität und gute Funktionalität)
Mittelschwere Pneumonie: Patient*innen mit erhöhtem Letalitätsrisiko (1–2 Minorkriterien, instabile chronische Komorbidität (insbesondere kardial), Laktat > 2 mmol/l. Die chronische Bettlägerigkeit geht zwar mit einer erhöhten Letalität einher, impliziert aber nicht per se die Notwendigkeit eines intensivierten Monitorings und wird daher nicht als unabhängiges Schweregradkriterium gewertet.
Schwere Pneumonie: Patient*innen mit Pneumonie als Notfall: (> 2 Minorkriterien oder systemische Hypotension mit Vasopressortherapie bzw. Beatmung)
Minorkriterien
schwere akute respiratorische Insuffizienz
Atemfrequenz ≥ 30/min
multilobäre Infiltrate in der Röntgen-Thorax-Aufnahme
Therapie der Wahl ist ein Aminopenicillin mit BLI (B).
Amoxicillin-Clavulansäure 875/125 mg 2–3 x/d
Alternativ
Fluorchinolon: Moxifloxacin, Levofloxacin
Bei schwerer COPD und/oder Bronchiektasen als Komorbidität (Risiko für P. aeruginosa) kann eine Kombinationstherapie von Amoxicillin und Ciprofloxacin oder eine Monotherapie mit Levofloxacin gegeben werden.
Patient*innen mit mittelschwerer Pneumonie werden stationär behandelt.
Therapieoptionen sind Aminopenicilline mit Betalaktamaseinhibitor und Cephalosporine der Generation 2 und 3a, ggf. mit Makrolid (B).
In der Regel wird initial intravenös therapiert.
z. B. Amoxicillin-Clavulansäure 2,2 g 3 x/d i. v.
z. B. Cefuroxim 1,5 g 3–4 x/d i. v.
Bei Betalaktam-Allergie oder -Unverträglichkeit sollte ein Fluorochinolon (Moxifloxacin, Levofloxacin) gegeben werden. Diese Substanzen können aufgrund der guten Bioverfügbarkeit auch initial oral appliziert werden (B).
Werden bei klinischer Stabilisierung keine atypischen bakteriellen Erreger nachgewiesen, soll die ggf. begonnene Makrolidtherapie nach 3 Tagen beendet werden.
Mittel der Wahl: Piperacillin / Tazobactam, Ceftriaxon, Cefotaxim jeweils in Kombination mit einem Makrolid für 3 Tage (B)
z. B. Piperacillin/Tazobacam 4,5 g 3–4 x/d i. v.
z. B. Ceftriaxon 2 g 1 x/d i. v.
z. B. Cefotaxim 2 g 3–4 x/d i. v. – plus –
plus Clarithromycin 500 mg 2 x/d i. v.
– oder plus –
Azithromycin 500 mg 1 x/d i. v.
Das Makrolid soll nach 3 Tagen abgesetzt werden, wenn keine atypischen bakteriellen Erreger nachgewiesen worden sind.
Alternativ
Moxifloxacin, Levofloxacin (Monotherapie nicht bei septischem Schock)
Therapiedauer
Bei der leichten bis mittelschweren Pneumonie soll die Dauer der antimikrobiellen Therapie 5 Tage betragen. Kürzere Therapien sind möglich bei rascher klinischer Stabilisierung. Vor Therapieende soll eine klinische Stabilisierung für mindestens 2 Tage erfolgt sein (A).
Bei schwerer Pneumonie soll die Dauer der Therapie 7 Tage betragen. Es sollte ebenfalls eine klinische Stabilisierung für mindestens 2 Tage erfolgt sein, bevor die antimikrobielle Therapie beendet wird (B).
Bei der mittelschweren Pneumonie soll nach klinischer Besserung (Reduktion Entzündungsparameter, Entfieberung, besserer Allgemeinzustand) eine orale Sequenztherapie durchgeführt werden (A).
Bei der schweren Pneumonie soll initial für mindestens 3 Tage eine parenterale Behandlung erfolgen, eine anschließende Sequenztherapie ist auch hier möglich (B).
CRB-65Letalität =der 0,leichtgradigen normalePneumonien oder kompensierte Oxygenierung (O2-Sättigung minimal 90 %), keine dekompensierteohne Komorbidität ist sehr gering, die antimikrobielle Therapie dient vor allem der Verkürzung und der Verhinderung schwerer Verläufe.
1Amoxicillin ist das Mittel der Wahl, bei Komorbiditäten (z. B. Wahl:Herzinsuffizienz) Amoxicillin 3 x 750–1.000 mgAminopenicillin/d p. oBeta-Laktamase-Inhibitor.
2. Wahl: Moxifloxacin oder Levofloxacin, Azithromycin oder Clarithromycin, Doxycyclin9
kontraindiziert: Ciprofloxacin als Monotherapeutikum (schlechte Pneumokokken-Wirksamkeit)
nicht empfohlen: orale Cephalosporine (begünstigen Ausbreitung von ESBL und Selektion von Clostridium difficile)10
Leichte Pneumonie mit Komorbiditäten
1. Wahl: Amoxicillin/Clavulansäure 2 x 875/125 mg/d p. o.
Therapiedauer: 5–7 Tage
laut Leitlinie 2. Wahl: Moxifloxacin oder Levofloxacin, Amoxicillin/Ciprofloxacin oder Amoxicillin/Levofloxacin6
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Mittelschwere Pneumonie
1Die prognostische Relevanz von Legionellen steigt deutlich (Letalität ca. Wahl:10 %).
Kombinationstherapie AmoxicillinAminopenicillin /Clavulansäure Beta-Laktamase-Inhibitor (oder Cephalosporin der Klasse 2 oder /3a ggf.) mit Makrolid,
Neuere Makrolide können aufgrund guter Bioverfügbarkeit auch initial i.voral gegeben werden.
Bei klinischer Stabilisierung ohne Nachweis eines atypischen bakteriellen Erregers soll die Makrolidgabe nach 3 Tagen beendet werden (1. Deeskalation, 2. Wahl:Reduktion Moxifloxacinpotenzieller oder Levofloxacin
Makrolidtoxizität).
FürTherapiedauer Fluorchinolone5 wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Tage
Cave:Schwere UnverträglichkeitPneumonie
Piperacillin /Allergie! Tazobactam (oder Ceftriaxon / Cefotaxim) in Kombination mit Makrolid
Cave:Die Aspirationspneumonieninitiale undkalkulierte Pneumonienantimikrobielle mitTherapie Klebsiellamuss sppbreit angelegt sein, einschließlich einer Wirksamkeit auf Legionellen. und Escherichia coli!98
PenicillinBeginn Gimmer i. v. bei bakteriämischer Pneumokokken-Pneumonie
Doxycyclin bei Patient*innen überab 149 Jahren11 2 2 x 100 mg über 5–7 Tage
Alternativen
Azithromycin 1 x 100 mg über 3 Tage – oder – Clarithromycin 1 x 500 mg über 5–7 Tage
Moxifloxacin 1 x 400 mg – oder – Levofloxacin 1–2 x 500 mg über 5–7 Tage
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung, mit Aortenaneurysma und bei Sportler*innen. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Allgemeines zur antibiotischen Behandlung von Kindern
Die primäre Behandlung erfolgt in der Regel empirisch.
Die Empfehlungen zur Dauer sind nicht einheitlich, zur Vermeidung von Resistenzentwicklung möglichst kurze Gabe.
In nationalen und internationalen Leitlinien wird einheitlich Amoxicillin p. o. oder Ampicillin i. v. als Antibiotikum der 1. Wahl (für Kinder und Erwachsene) empfohlen.
Makrolide und Cephalosporine sollten nicht primär eingesetzt werden.
Makrolide haben ein großes Potenzial zur Induktion von Resistenzen.
Die verbreitete Anwendung von Cephalosporinen fördert die Selektion von multiresistenten gramnegativen Enterobakterien (MRGN).
Bei nachgewiesenen relevanten Erregern aus Blutkultur, Atemwegssekret oder Punktat soll nach Resistogramm behandelt werden.
Empirische antibiotische Therapie von Kindern und Jugendlichen mit ambulant erworbener Pneumonie
Primäre Wahl
Amoxicillin p. o.
50(–90) mg/kg/d in 2–3 Einzeldosen (ED)
Parenterale Alternative
Ampicillin i. v.
100(–200) mg/kg/d in 3 ED
Bei Penicillinunverträglichkeit
Cefuroximaxetil p. o.
30 mg/kg/d in 2 ED
Cefuroxim i. v.
100(–150) mg/kg/d in 3 ED
Clarithromycin p. o.
15 mg/kg/d in 2 ED
Doxycyclin p. o. (ab 9 Jahren)
am 1. Tag 4 mg/kg/d in 1 ED, ab dem 2. Tag 2 mg/kg/d in 1 ED
Bei Therapieversagen, bei Komplikationen, bei Influenza-/Masern-Erkrankung mit V. a. bakterielle Koinfektion
Ampicillin-Sulbactam i. v.
100(–150) mg/kg/d (Ampicillin-Anteil) in 3 ED
Cefuroxim i. v.
100(–150) mg/kg/d in 3 ED
Amoxicillin-Clavulansäure p. o.
45(–60) mg/kg/d (Amoxicillin-Anteil) in 3 ED
Sultamicillin p. o.
50 mg/kg/d in 2 ED
Cefuroximaxetil p. o.
30 mg/kg in 2 ED
Bei schwerer pCAP (pädiatrisch ambulant erworbene Pneumonie) und Hinweis auf Mycoplasmen- oder Chlamydien-Infektion
Amoxicillin-Clavulansäure p. o./i. v. plus Clarithromycin p. o.
Dosierung s. o.
Amoxicillin-Clavulansäure p. o./i. v. plus Azithromycin p. o.
Dosierung Azithromycin: 10 mg/kg in 1 ED an Tag 1, 5 mg/kg in 1 ED an Tag 2–5
Amoxicillin-Clavulansäure p. o./i. v. plus Doxycyclin p. o. (ab 9 J.)
Dosierung s. o.
Verabreichung
Orale Antibiotika können auch bei Patient*innen mit schwerer pCAP eingesetzt werden.
I. v. Antibiotika sollten bei pCAP eingesetzt werden, wenn die Patient*innen orale Medikamente nicht ein- oder aufnehmen können.
Bei unkompliziertem Verlauf und klinischer Verbesserung kann eine intravenös begonnene Therapie auf orale Gabe umgesetzt werden.
meist nach 2–3 Tagen und Entfieberung
Die Auswahl des peroral gegebenen Antibiotikums sollte sich nach dem nachgewiesenen Erreger bzw. nach der zuvor erfolgten, klinisch wirksamen i. v. Therapie richten.
Auch Geschmack und Verträglichkeit sind zu berücksichtigen, um die Compliance zu verbessern.
Therapiedauer
Nicht- schwere pCAP: Die antibiotische Therapie sollte über 5 Tage durchgeführt werden.
schwere pCAP: antibiotische Therapie mindestens 7 Tage
bakterielle Pneumonien durch z. B. S. aureus/MRSA: nach klinischer Erfahrung meist deutlich längere Behandlungsdauer (10–14 Tage)
bakterielle Pneumonien durch atypische Erreger (M. pneumoniae, C. trachomatis, C. pneumoniae oder Legionella spp.): mindestens 10 Tage
Bei Verwendung von Azithromycin reichen 5 Tage aus.
bakterielle Pneumonie durch C. psittaci: 21 Tage
pCAP und Komplikationen (Erguss, Pleuraempyem, Lungenabszess): individuelle Therapiedauer, bis 6 Wochen
Pertussis
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieserdiesen ReferenzReferenzen.146,8
AntibiotikaEine habenantibiotische therapeutischeTherapie Wirkungkann grundsätzlich nur dann Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken beeinflussen, wenn sie immöglichst Stadiumfrüh catarrhale(d. h. vor Beginn oder in den ersten 1–2 Wochen ab Beginn des Hustens) verabreicht werdenwird.
KönnenZudem zur UnterbrechungUnterbrechung der InfektionskettenInfektionsketten von erheblicher Bedeutung sein.
Der Einsatz ist nur sinnvollSinnvoll, solange die Patient*innenin Bordetellen ausscheidenausscheidet, (d. h. positiver Erregernachweis im Nasopharyngealsekret mittels Kultur oder PCR bzw. vom Ende der Inkubationszeit im Stadium catarrhale bis zu 3 Wochen, nach Beginn des Stadium convulsivum, bei Säuglingen bis zu 6 Wochen).
Wenn die Behandlung nicht innerhalb von 3 Wochen nach Einsetzen der Symptome eingeleitet wird, hat sie keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf oder die AnsteckungsgefahrNasopharyngealsekret.
Die Patient*innen dürfen frühestens 5 Tage nach Behandlungsbeginn mit Antibiotika als nicht mehr ansteckend betrachtet werden (bei Gabe von Azithromycin ggf. nach 3 Tagen).
Makrolide sind die Medikamente der Wahl.
Azithromycin und Clarithromycin sind ebenso wirksam wie Erythromycin und aufgrund ihrer besseren Verträglichkeit und besseren Anwendung heute Mittel der Wahl.
Alternativ zu Makroliden kann Trimethoprim-Sulfamethoxazol verwendet werden (nicht im Alter unter 2 Monaten).
Dosierung Kinder < 1 Monat
Azithromycin: 10 mg/kg KG/d in 1 Dosis für 5 Tage
Erythromycin-Estolat: 40 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
Clarithromycin: nicht empfohlen
Dosierung Kinder 1–6 Monate
Azithromycin: 10 mg/kg KG/d in 1 Dosis für 5 Tage
Erythromycin-Estolat – cave: 40hypertrophe mg/kgPylorusstenoseKG/d in 2 Dosen für 14 Tage (selten)!
Clarithromycin: 15 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 7 Tage
Trimethoprim-Sulfamethoxazol: ab einem Alter > 2 Monate TMP 8 mg/kg KG/d, SMX 40 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
Dosierung Kinder > 6 Monate, Kleinkinder, Kinder
Azithromycin: 10 mg/kg KG in 1 Dosis am Tag 1, 5 mg/kg KG/d an Tagen 2–5 (max. 500 mg)
Erythromycin-Estolat: 40 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 14 Tage (max. 2 g/d)
Clarithromycin: 15 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 7 Tage (max. 1 g/d)
Trimethoprim-Sulfamethoxazol: ab einem Alter > 2 Monate TMP 8 mg/kg KG Kg/d, SMX 40 mg/kg KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
Dosierung Erwachsene
Azithromycin: 500 mg in 1 Dosis am Tag 1, 250 mg an Tagen 2–5
Erythromycin-Estolat: 2 g/d in 2 Dosen für 14 Tage
Clarithromycin: 1 g/d in 2 Dosen für 7 Tage
Trimethoprim-Sulfamethoxazol: TMP 320 mg/d, SMX 1.600 mg/d in 2 Dosen für 14 Tage
vorherigerBei Einsatznur leichten/mittelgradigen Beschwerden kann eine alleinige symptomatische Therapie als Alternative erwogen werden.
partizipative Entscheidungsfindung
Auswahl des jeweiligenAntibiotikums Antibiotikumsnach individuellem Risiko, Wirksamkeit (Erregerspektrum, orale Bioverfügbarkeit u. a.), Nebenwirkungen und dem vermehrten Auftreten von Resistenzen.
evtl.akute unkomplizierte Zystitis in der Regel spontan selbstlimitierend innerhalb 1 Woche
nichtantibiotische Behandlung und Konzept der verzögerten Verschreibung bei liegendemUrinkatheterFrauen akzeptiert und gewünscht
Alleinige symptomatische Therapie kann bei leichten oder mittelgradigen Beschwerden als Alternative angeboten werden.
In den Leitlinien der DEGAM und DGU werden folgende Antibiotika zur möglichen Erstlinientherapie bei unkomplizierter Harnwegsinfektion bei Frauen empfohlen:
Fosfomycin-Trometamol
Dosierung: Einmaldosis 3 g
konstant geringe Resistenzrate von E. coli
hohe Behandlungskosten
Kann in der Stillzeit verwendet werden (Embryotox).
Nitrofurantoin
Dosierung: 50 mg 4 x/d über 7 Tage oder Retardform 100 mg 2 x/d über 5 Tage
niedrige Resistenzraten und Kollateralschäden
geringere Behandlungskosten
seltene unerwünschte Arzneimittelwirkungen (z. B. Lungenfibrose) erst bei längerer Gabe
In der Schwangerschaft ist immer eine antibiotische Behandlung bei symptomatischer Harnwegsinfektion empfohlen, um Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.
In der Schwangerschaft werden länger dauernde und höher dosierte Therapieregime empfohlen.
Für die Bevorzugung eines Therapieregimes fehlt die Evidenz.
In der Regel wird eine Antibiotikatherapie bis zu 7 Tagen empfohlen.
Die Kurzzeittherapie bei Schwangeren ist nicht so gut wie bei Nicht-Schwangeren untersucht.
Folgende Substanzgruppen in der Schwangerschaft wegen möglicher teratogener Schäden nur, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen:1512
keineMädchen antibiotischemit rezidivierendem unterem HWI ohne komplizierende Faktoren kann unter engmaschiger Kontrolle eine phytotherapeutische Behandlung,keine Urinkultur/Mikroskopieerfolgen. Ausnahmen:
Nach GewinnungEinleitung einer Blutprobeantibakteriellen Therapie im Säuglings- und Kindesalter ist unbedingt die Asservierung einer Urinprobe für die Urinkultur: Antibiotische Behandlung beginnen.
Alter des Kindes > 3 Jahre
Leukozytenesterase und Nitrit positiv
Harnwegsinfektion annehmen und behandeln.
Leukozytenesterase negativ und Nitrit positiv
Harnwegsinfektion annehmen und – nach Gewinnung einer Blutprobe für die Urinkultur – behandeln.
Leukozytenesterase positiv und Nitrit negativ
weiteremikrobiologische Diagnostik mittels Kultur
Behandlung nur bei hoher Wahrscheinlichkeit für einen HWI beginnenanzustreben.
Leukozytenesterase negativ und Nitrit negativ
Keine antibiotische Behandlung, alternative Diagnosen klären.
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Pyelonephritis soll schnell eine Therapie eingeleitet werden, weil die unreifen Nieren von Kindern leicht dauerhaft geschädigt werden können.
Dauer der Therapie
Bei Pyelonephritis wird eine längere Behandlungsdauer (Harnwegsinfektion7–14 Tage) empfohlen.
Bei älteren Kindern mit Fiebereiner Zystitis werden kurze Behandlungen (3–5 Tage) sollte eine rasche antibiotische Behandlung erfolgen (B)durchgeführt.
Bei einem Rezidiv einer Harnwegsinfektion innerhalb von 3 Monaten sollte ein Wechsel des Antibiotikums erwogen werden, weil das Risiko für eine Infektion mit resistenten Erregern deutlich erhöht ist.13
Zystitis
Falls (IIb/B)die Symptome der Zystitis kaum beeinträchtigend sind:
bis zum Erhalt des mikrobiologischen Befundes zunächst rein symptomatische Behandlung.
ZystitisDie antibakterielle Therapie erfolgt dann direkt resistenzgerecht.
ZurDie DEGAM empfiehlt zur Behandlung einer nicht fieberhaften Harnwegsinfektion werdenin erster Linie Nitrofurantoin undoder Trimethoprim, in der Leitlinie der deutschen Gesellschaft füberr 5–7pädiatrische TageNephrologie empfohlen. Möglicherweise ist auchwerden eine kürzereReihe Therapiedauer ausreichendmöglicher Antibiotika genannt.16
Die Auswahl sollte vor allem vom lokalen Resistenzspektrum abhängig gemacht werden.
DosierungsbeispieleOralcephalosporine sollten bei unkomplizierter Zystitis möglichst nicht zum Einsatz kommen, um Resistenzen (insbesondere der Entwicklung von ESBL- Bildnern) vorzubeugen.
Antibiotika zur peroralen Therapie von HWI im Säuglings-, Kindes und Jugendalter
Amoxicillin
50–90 mg/kg KG p. o. in 3 ED
Jugendliche: 1,5–6 g p. o. in 3 ED
als Monotherapie für die empirische Therapie nicht geeignet (hohe Resistenzquoten bei E. coli); bei bekannter Erregerempfindlichkeit und v. a. bei Enterococcus-faecalis-Infektionen jedoch gut einsetzbar
Amoxicillin / Clavulansäure [4:1-Formulierung]
50–80 mg/kg KG (bezogen auf Amoxicillin -Anteil) p. o. in 3 ED
Jugendliche: 1.500 + 375 mg p. o. in 3 ED
Amoxicillin / Clavulansäure [7:1-Formulierung]
Kinder 2–12 J. (bis 40 kg): 50–80 mg/kg KG, bezogen auf Amoxicillin-Anteil; p. o. in 2 ED
Kinder > 40 kg: 1.750 + 250 mg p. o. in 2 ED
7:1-Formulierung (besser verträglich als die 4:1-Formulierung, wird lediglich 2 x/d verabreicht)
Trimethoprim
Saft 100 5 mg/kg KG p. o. in 2 ED
zur Therapie bei Zystitis geeignet
Trimethoprim ist bei Früh- und Neugeborenen kontraindiziert
Anwendungsbeschränkung für Säuglinge unter 6 Wochen wegen nicht ausreichender Erfahrungen
Bei einer regionalen E.-coli-Resistenzrate > 20 % sollte TMP nicht zur initialen kalkulierten Therapie einer HWI eingesetzt werden.
Ciprofloxacin
Kinder und Jugendliche von 1–17 Jahren: 30–40 mg/kg KG (max. ED 750 mg); max. Tagesdosis: 1,5 g mlp. o. in 2 ED
Ist zugelassen als Zweit- und Drittlinientherapie von komplizierten HWI und akuten Pyelonephritiden ab dem 2. Lebensjahr.
Der Einsatz soll auf Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa oder 50multiresistente mg/5gramnegative mlKeime beschränkt werden, bei denen eine parenterale Therapie nicht möglich und kein anderes orales Antibiotikum einsetzbar ist.
2Fosfomycin
Mädchen xab 12 J. und Frauen > 50 kg KG: 3 g mgp. o. 1 ED einmalig
Gegenanzeige: Nierenfunktionseinschränkung (GFR < 80 ml/kgmin x 1,73 qm)
Kann KGzur überEinmaltherapie 3–7 Tagebei Zystitis eingesetzt werden.
Nitrofurantoin
3–5 mg/kg KG (Tabletten)p. o. 50in mg2 (ED
Jugendliche: 0,3–0,4 g p. o. in 2–4 ED
geeignet zur Therapie der unkomplizierten Zystitis
Bis zum 3. Lebensmonat u. a. wegen der Gefahr einer hämolytischen Anämie nicht zugelassen.
Nitroxolin
Kinder ab 3 Monate)Jahren: 10–20 mg/kg KG p. o. in 3 ED
Jugendliche ab 14 Jahren: 450 mg p. o. in 3 ED
geeignet zur Therapie der unkomplizierten Zystitis
Derzeit existieren lediglich Weichkapseln à 150 und à 250 mg auf dem Markt, die ab 14 Jahren zugelassen sind.
2Eine xfrühzeitige antibakterielle Therapie bei Pyelonephritis ist eine wirksame Maßnahme zur Verhinderung pyelonephritischer Narben.
Indikationen zur initial parenteralen antibakteriellen Therapie:
Früh- und Neugeborene, Säuglinge in den ersten 3 Lebensmonaten
Verdacht auf Urosepsis
Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsverweigerung
Erbrechen, Durchfall
Non-Compliance
Pyelonephritis bei Säuglingen > 3 Monate und bei Kindern
Bei unkomplizierter Pyelonephritis ist die ausschließliche orale Therapie mit einem Cephalosporin der Gruppe 3 (z. B. Cefixim) oder Amoxicillin/Clavulansäure der üblichen 2- bis 4-tägigen intravenösen Therapie mit nachfolgender oraler Behandlung ebenbürtig.
Im Säuglingsalter ist die relativ hohe Inzidenz von Enterococcus faecalis zu berücksichtigen,5mg/kgdie KG gegenüber Cephalosporinen eine natürliche Resistenz aufweisen.
Eine Therapiedauer von 7(–10) Tagen ist bei unkompliziertem Verlauf ausreichend.
Kalkulierte Therapie der Pyelonephritis
im Neugeborenen- und Säuglingsalter ≤ 3–7 Monate
Aminoglykosid + Ampicillin oder Cephalosporin der Gruppe 3 + Ampicillin
parenteral bis mindestens 2 Tage (kontraindiziertnach bei Niereninsuffizienz).Entfieberung, dann orale Therapie gemäß Antibiogramm
Dauer mindestens 7–14 Tage
Abhunkomplizierte Pyelonephritis bei Sängiguglingen vom> 3 lokalenMonate Resistenzspektrumund sind möglicherweise auch andere Antibiotika (Cephalosporine, Penicillinderivate) geeignet, z. B.:Kindern
Cephalosporine Cephalosporin Gruppe 3 oder Amoxicillin / Clavulansäure
peroral 7(–10) Tage
Penicillinderivate.Aminoglykosid + Ampicillin oder Ampicillin / Sulbactam oder Cephalosporin Gruppe 3
initial parenteral, anschließend perorale Therapie nach Vorliegen des Antibiogramms 7(–10) Tage
Bei8 mg/kg einerKG fieberhaften(Jugendliche Harnwegsinfektion0,4 g) solltep. o. einein Ultraschalluntersuchung1–2 der Blase durchgeführt werden.ED
Bei fieberhafter Harnwegsinfektion/Verdacht auf eine Pyelonephritis sollte eine rasche antibiotische Behandlung erfolgen.
International besteht die beste EvidenzNicht für dieNeugeborene Behandlungzugelassen. mit:17
Cefixim
Ceftibuten
Amoxicillin/ClavulansäureBioverfügbarkeit 40–50 %, kann durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme um 10–30 % gesteigert werden.
Die orale Gabe ist dabei der i. v. Therapie nicht unterlegen.17
bei Pyelonephritis jenseits des Säuglingsalters laut KBVCefpodoximproxetil
8–10 mg/kg KG (Jugendliche 0,4 g) p. o. in 2 ED
Nicht für Neugeborene zugelassen. Bioverfügbarkeit 50 %, kann durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme um 10–30 % gesteigert werden.
Cefaclor
30–50(–100) mg/kg KG (Jugendliche 1,5–4 g) p. o. in 2–3 ED Oralcephalosporin Gruppe 1; zur kalkulierten Therapie der Pyelonephritis weniger geeignet als die Oralcephalosporine der Gruppe 3
Amoxicillin
50–90 mg/kg KG (Cefiximp. o. in 3 ED
Jugendliche: 1,5–6 g Ceftibuten,p. o. Cefetamet,in Cefpodoxim),3 alternativED
als Amoxicillin mit BetalaktamaseinhibitorMonotherapie für 7die empirische Therapie nicht geeignet (–10hohe Resistenzquoten bei E. coli); Tage18bei bekannter Erregerempfindlichkeit und v. a. bei Enterococcus-faecalis-Infektionen jedoch gut einsetzbar
Amoxicillin / Clavulansäure [4:1-Formulierung]
50–80 mg/kg KG (bezogen auf Amoxicillin -Anteil) p. o. in 3 ED
Jugendliche: 1.500 + 375 mg p. o. in 3 ED
Komplizierter Harnwegsinfekt
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1612-13
Entlassung aus einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung
Antibiotikatherapie in den letzten 2 Wochen.
Empfohlene Medikamente
Amoxicillin + Aminoglykosid
Cephalosporin der 2. Generation + Aminoglykosid
Cephalosporin der 3. Generation i. v. bei systemischen Symptomen
Ciprofloxacin (z. B. 500–750 mg 2 × x tgl. über 7–10 Tage) nur, falls:
lokale Resistenzraten < 10 % – oder –
keine Hospitalisierung erforderlich ist – oder –
eine Betalaktam-Allergie vorliegt.
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Nicht verwendet werden sollten aufgrund der Resistenzlage:
Amoxicillin +/– Clavulansäure
Trimethoprim +/– Sulfamethoxazol.
Harnwegsinfektion bei Dauerkatheter
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1512-1613,1915
Leichte bis mittelschwere Pyelonephritis bei gesunden Erwachsenen (keine Risikofaktoren, keine Schwangerschaft)
Orale Therapie
Ciprofloxacin 500–750 mg 2 × x tgl. über 7–10 Tage
Levofloxacin 750 mg 1 × x tgl. über 5 Tage
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Cefpodoxim-Proxetil 200 mg 2 × x tgl. über 10 Tage
Cefpodoxim wird in der DEGAM-Leitlinie als gleichwertige Therapieoption genannt.1613
Bei klinischer Besserung nach 72 Stunden Fortsetzung der Behandlung; bei fehlender Besserung Umstellung auf parenterale Therapie mit anderen Antibiotika, möglichst nach Resistogramm
Urinkultur am 4. Therapietag und ca. 10 Tage nach Therapieende
Schwere Pyelonephritis bei gesunden Erwachsenen (keine Risikofaktoren, keine Schwangerschaft)
Stationäre Behandlung
Initial parenterale Gabe, bei Besserung nach 72 Stunden Umstellung auf orale Therapie nach Antibiogramm
Mittel der 1. Wahl zur Initialtherapie
Cefotaxim 2 g 3 × x tgl. i. v.
Ceftriaxon (1–)2 g 1 × x tgl. i. v.
Ciprofloxacin 400 mg (2–)3 × x tgl. i. v.
Levofloxacin 750 mg 1 × x tgl. i. v.
Urinkultur am 4. Therapietag und ca. 10 Tage nach Therapieende
Divertikulitis
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2016
adäquates Follow-up/Unterstützung im sozialen Umfeld
Ausschluss einer komplizierten Divertikulitis
in Sonografie oder CT Divertikulitis ohne signifikanten Abszess
ggf. CRP (Cave: Perforation auch bei normalem CRP möglich!)
Bei akuter unkomplizierter linksseitiger Divertikulitis ohne Risikoindikatoren für einen komplizierten Verlauf (arterielle Hypertonie, chronische Nierenerkrankungen, Immunsuppression, allergische Disposition) kann unter engmaschiger Kontrolle auf eine Antibiotikatherapie verzichtet werden.
BeiEine Antibiotikatherapie einer akuten unkomplizierten linksseitigen Divertikulitis sollte bei Patient*innen mit Risikoindikatoren für einen komplizierten Verlauf (arterielledurchgeführt Hypertonie,werden.
Antibiotikabehandlung sollte bei komplizierter Divertikulitis (Abszess, Perforation, Peritonitis) soll eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden.
Zur Wahl des Antibiotikums liegen keine hinreichenden Daten vor.
In der klinischen Praxis werden Cefuroxim / Metronidazol, Ceftriaxon / Metronidazol oder Ciprofloxacin / Metronidazol, Ampicillin / Sulbaktam, Piperacillin / Tazobaktam sowie Moxifloxacin angewandt.
Für Fluorchinolone wurden vonZwischen der Europoralen oder intravenösen Anwendung gibt es keine Präischenferenz.
Therapiedauer: Arzneimittel-Agentur4–7 AnwendungsbeschränkungenTage empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei(falls Patient*innen mitdarauf Nierenfunktionseinschransprechen)
Dosierung: nach Herstellerangaben (keine evidenzbasierte Empfehlung bei Divertikulitis)
Cefuroxim oral ist für diese Indikation nicht zugelassen, nach Fachinfo hierzu auch keine Dosisangabe
Metronidazol p. o.: „Bei niedriger Dosierung (0,6 g/d oder weniger) ist eine mehrtänkunggige Behandlung (5–7 Tage) erforderlich. KeineBei Kombinationhöherer mitDosierung Kortikosteroiden(1–2 g/d) kann eine kurze Therapiedauer (1–3 Tage) ausreichend sein.“
Ciprofloxacin p. o.: zugelassen für „intraabdominale Infektionen“; Dosierung 2 x 500–750 mg/d
Moxifloxacin ist für diese Indikation nicht zugelassen und soll laut Leitlinie nur bei Penicillinüberempfindlichkeit eingesetzt werden. Nicht1 empfohlenGenerelle alsDosisempfehlung Mittelfür deralle Anwendungsgebiete: 1 x 400 mg/d p. o.
Amoxicillin / Clavulansäure 2–3 x 875 mg/125 mg/d p. o.
Ampicillin / Sulbactam 1.000/500 mg Wahli. v.: zurDie Behandlungempfohlene leichterDosis beträgt für Erwachsene 0,75–3 g Ampicillin / Sulbactam alle 6–8 Stunden. Die Tageshöchstdosis für Erwachsene beträgt 12 g Ampicillin / Sulbactam (entsprechend 8 g Ampicillin und mittelschwerer4 g InfektionenSulbactam).1
Piperacillin / Tazobactam i. v.: 4 g/0,5 g alle 8 Stunden
Verlauf
Eine Besserung ist innerhalb von 48–72 Stunden zu erwarten.
Zur Indikation einer operativen Therapie siehe Artikel Divertikulitis.
Haut- und Weichteilinfektionen
Erysipel
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2117
Bei unkompliziertem Erysipel ansonsten gesunder Erwachsener ist eine orale Therapie ausreichend.
Penicillin V 3 x tgl. 1,2–1,5 Mio. IE p. o. für 7–14 Tage
Bei kompliziertem Erysipel (hämorrhagisches, nekrotisierendes oder blasiges Erysipel, Lokalisation im Gesicht) sowie bei sonstigen Indikationen für eine systemische Antibiotikagabe (z. B. venöse oder arterielle Durchblutungsstörungen, gastrointestinale Resorptionsstörungen) ist eine parenterale Antibiotikagabe indiziert.
relative Indikationen: Fieber, Leukozytose, Neutrophilie und CRP-Anstieg; hier evtl. rasche Umsetzung auf orale Therapie möglich
Penicillin G 3 x tgl. 10 Mio. IU i. v. oder 4 x tgl. 5 Mio. IU i. v. für 7–10 Tage oder für ca. 5–7 Tage mit nachfolgender oraler Gabe von Penicillin V
Kann eine begrenzte Phlegmone nicht ausreichend sicher ausgeschlossen werden, umsetzen auf Cefuroxim i. v. (3 x 0,75–1,5 g) bei fehlendem Ansprechen von Penicillin nach 1–3 Tagen.
Erysipel oder erysipelähnliche Infektion im Gesicht
Erysipelähnliche Infektionen können Infektionen durch Staph. aureus oder HaemophilusH. influenzae können einem Erysipel klinisch sehr ähneln, deswegen entweder
primäre Behandlung mit Cefuroxim empfohleni. v. – oder (stationärer) Beobachtungsmöglichkeit –
initial Penicillin i. v. und Umstellung auf Cefuroxim, wenn keine Besserung nach 1–3 Tagen keine Besserung eintritt.
Bei Penicillinallergie
1. Wahl: Clindamycin (3 x 0,3–0,6 g tgl. für 7–10 Tage)
2. Wahl: Moxifloxacin (1 x 400 mg)
3. Wahl: Clarithromycin (2 x 0,5 g tgl. i. v.) – oder –Roxythromycin (1 x 0,3 g tgl. p. o.)
3. Wahl: Moxifloxacin (1 x 400 mg)
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1
Bei rezidivierenden Erysipelen ist auch eine längere Antibiotikaprophylaxe möglich (initial Penicillin G i. v. für bis zu 14 Tage, danach Penicillin V 2 x 0,4 Mio. IE für 12 Monate, bei Penicillinallergie Clarithromycin 250 mg tgl. p. o.).
Phlegmone
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2117
Indikationen für die parenterale (statt orale), allenfalls sequenzielle Antibiotikagabe
systemische Infektionszeichen (Leukozytose mit Neutrophilie, Fieber, Anstieg von BSG oder CRP)
eingeschränkte Durchblutung oder Resorption
oberflächlich ausgedehnte Infektionen
ein Übergang in tiefer reichende, schwere Phlegmone
eine Lokalisation an den Beugesehnen bzw. im Gesicht
Mittel der 1. Wahl bei unkompliziertenunkomplizierter Infektionen(begrenzter) Phlegmone
Cefazolin 4 x 0,5 g oder 2 x 1 g i. v. – oder –
Flucloxacillin 3 x 1 g oder 4 x 1 g p. o./i. v.
Mittel der 2. Wahl bei unkompliziertenunkomplizierter Infektionen(begrenzter) Phlegmone
Clindamycin 3 x 0,9 g tgl. p. o./i. v.
Wenn das Areal um die Eintrittspforte stark kontaminiert oder mit gramnegativen Erregern besiedelt ist: Cefuroxim 3 x 1,5 g tgl. i. v.
Schwere lebensbedrohliche Infektionen oder kritische LokalisationKomplizierte (z.schwere) B. Hand- oder Gesichtsbereich)Phlegmone
Cefazolin 34 x 0,5 g oder 2 x 1 g 1–2 g/dtgl. i. v., bei Verdacht auf gramnegative Erreger bis 2 x 2 g tgl. i. v. (– oder –
Flucloxacillin 3 x 1 g oder 4 x 1 g tgl. i. v., bei lebensbedrohlichen Infektionen bis 12 g g/d)Tagesdosis – oder –
Cefuroxim 3 x 1,5 g bis 3 x 3 g/d tgl. i. v.
Bei fehlendem Ansprechen, Penicillin-Allergie oder unbehandelten, aber tieferen Phlegmonen
Clindamycin 3 x 0,9 g, 4 x 0,6 g oder 3 x 1,2 g i. v.
Zur Therapie von komplizierten, chronischen Infektionen (z. B. Dekubitus, Ulcus cruris) wird eine Erregerbestimmung und eine gezielte Therapie entsprechend des mikrobiologischen und klinischen Befundes empfohlen.
Wundinfektionen
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2117
Können indiziert sein, wenn die Lokalbehandlung nicht erfolgreich/nicht möglich war.
SindKönnen indiziert sein bei Zeichen einer ausgebreiteten Infektion indiziert, oder wenn tieferes Gewebe betroffen ist.
Werden Antibiotika erwogen, sollten Abstriche zur mikrobiologischen Untersuchung gemacht werden, insbesondere bei Patient*innen, die sich kürzlich in einer Umgebung aufgehalten haben (z. B. im Krankenhaus), in der multiresistente Bakterien vorkommen.
AntibiotischeEmpfehlungen Therapiezur entwederoralen nachAntibiotikatherapie Antibiogramm(bei oderunkomplizierten mit Infektionen)
Flucloxacillin 3–4 x 1g 1 g p. o.;
Mittel alternativ,der 2. Wahl,: Clindamycin 3 x 0,9g9 g p. o.
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Autorin
Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Siehe Tabelle Rationale Antibiotikatherapie in der Hausarztpraxis – orale Therapie der Wahl laut aktueller AWMF-Leitlinien (Stand 1422.0912.20212022). In diesem Kapitel werden häufige, typischerweise in der Hausarztpraxis behandelte Infektionen und ihre leitliniengerechte orale antibiotische Therapie dargestellt.