Allgemeine Informationen
- Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt auf diesen Referenzen.1-5
- Näheres zur Delirbehandlung siehe auch Artikel Delir.
Definitionen
Delir bei organischen Erkrankungen
- Das Delir oder Delirium ist ein Syndrom, das sich durch Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Psychomotorik und der Emotionalität äußert. Es ist durch eine akute organische Erkrankung bedingt, setzt abrupt ein und zeigt einen fluktuierenden Verlauf.
1-2- Die Bewusstseinsstörung beeinträchtigt die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten oder zu lenken. Sie ist häufig von eingeschränkter Merkfähigkeit, Desorientierung oder Wahrnehmungsstörungen begleitet, die nicht auf Demenz zurückzuführen sind.
- Das Syndrom muss organische Ursachen/Auslöser haben.
- Delire werden in 3 Formen eingeteilt:
- hyperaktives Delir
- hypoaktives Delir
- gemischtes Delir.
- Die Erkrankung ist potenziell lebensbedrohlich und durch hohe Morbidität und Mortalität gekennzeichnet.
- Delire sind in der Regel reversibel, können jedoch wochen- oder monatelang anhalten, vor allem bei älteren, hospitalisierten oder allgemein geschwächten
PatientenPersonen.3-4
Palliativmedizin
- Die Palliativmedizin
5beschäftigt sich mit der Behandlung vonPatientenMenschen mit einer progredienten und weit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung und kurzer Lebenserwartung (häufig auf unter 9–12 Monate angesetzt) sowie der Forschung und Entwicklung von Therapien in diesem Bereich. - Das Fachgebiet widmet sich hauptsächlich der Behandlung von
KrebspatientenKrebskranken. Die therapeutischen Grundsätze sind jedoch auch für andere Erkrankungsgruppen, z.
Häufigkeit
- Wird häufig übersehen und unterdiagnostiziert.
6 In denDie letzten Lebenswochenkommt esgehen bei sehr vielenPatientenMenschenzummit einem Delir einher (bis zu 90 %).- Die Sterbephase ist meist von einem terminalen Delir begleitet.
- Delir ist eine Komplikation somatischer Erkrankungen, die häufig bei älteren
PatientenMenschen mit schlechtem Allgemeinbefinden und bei Schwerkranken im Krankenhaus auftritt.2- Bei
KrebspatientenKrebskranken wird eine Prävalenz von 20–80 % angegeben.
- Bei
In der Sterbephase entwickeln die meisten Patienten ein terminales Delir.- Im Krankenhaus
- Bei 20–25 %
der Patientenaller im Krankenhaus Behandelten und bei 30–50 % der älteren Patient*innen tritt ein Delir auf. Es istdieeine der häufigsteufigstenKomplikationKomplikationen bei Krankenhausaufenthalten.inEtwadenjedesUSAdritte Delir ist wahrscheinlich medikamenteninduziert.2 - In medizinischen Notfallabteilungen
liegtbeträgt die Prävalenzim Bereich von14–24bei Patientennach einer Operationbei15–5370–87 % bei PatientenKranken auf der Intensivstation 70–87 %.7-8 - Bei
PatientenKranken mit Delir ist die Mortalitätverglichen mit derselben Erkrankung ohne Delirdoppelt so hoch wie bei Personen, die von derselben Krankheit betroffen sind, aber kein Delir haben.2
- Bei 20–25 %
Ätiologie und Pathogenese
Auslösende organische Ursachen
MedikamenteneinnahmeOpioide,UnzureichendKortikosteroide, Benzodiazepine, Antidepressiva, AntiepileptikageklärtWechselwirkungenDas EEG zeigt eine diffus reduzierte kortikale Aktivität.- Effekte von Entzündung (u. a. Zytokine) und chronischem Stress (u. a. Kortisol) auf das Gehirn scheinen eine Rolle zu spielen.
- Zusammentreffen einer mangelnden funktionellen Reserve (Resilienz) des Gehirns mit
anderenprädisponierendenArzneimittelnBelastungsfaktorenbeachten(s.
Abruptes Absetzen von Medikamenten oder AlkoholBenzodiazepine, Opioide, Alkohol
InfektionenStoffwechselstörungenzu.B.Hypoglykämie
Nieren- oder LeberversagenElektrolytstörungen wieHyperkalzämie,Hyper-oderHypokaliämieVeränderte Umgebungneue Umgebung, neue Kontaktpersonen, ungewohnte Eingriffe und Behandlungsmaßnahmen
Prädisponierende Faktoren
- Hirnorganische Erkrankungen, einschl. Demenz
- Frühere Hirnschäden, ggf. Tumor/Metastasierung im Gehirn
- Hohes Alter
- Schwere körperliche Erkrankungen
- Reduzierter Allgemeinzustand, Unterernährung, Gebrechlichkeit
- Eingeschränkte Mobilität
- Suchterkrankungen
BeeintrHör- oder Sehstörungen- Verä
chtigungnderte Umgebung, neue Kontaktpersonen, ungewohnte Eingriffe und Behandlungsmaßnahmen - Vorausgehende Operationen
- Früheres Delir
Mögliche Auslöser
Substanzinduziert
- U. a. folgende Substanzklassen können ein Delir auslösen:
- Schmerzmittel, z. B. Opioide
- Sedativa/Hypnotika, z. B. Benzodiazepine
- Narkotika
- Arzneimittelklassen mit anticholinergen Haupt- oder Nebeneffekten, z. B.:
- trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin oder Doxepin
- Antiparkinson-Medikamente, z. B. Benzatropin, Biperiden, Trihexyphenidyl, Metixen
- Antipsychotika, z. B. Chlorpromazin, Thioridazin, Clozapin, Olanzapin
- Antimuskarinika gegen überaktive Blase, z. B. Oxybutynin, Tolterodin, Fesoterodin, Darifenacin, Solifenacin
- inhalative Bronchodilatativa, z. B. Ipratropium, Tiotropium, Aclidiniumbromid
- Mydriatika, z. B. Atropin, Scopolamin, Homatropin, Tropicamid
- Antiepileptika, z. B. Phenytoin.
- Kortikosteroide
- Stimulanzien
- Herzglykoside
- Alkohol
- Wechselwirkungen und Polypharmazie
- Mit der
SinnesorganeZahl der kombinierten Substanzen erhöht sich das Delirrisiko.
- Mit der
- Überdosierung der genannten Substanzen
- Absetzen psychotroper Substanzen, z. B.:
- Benzodiazepine, Opioide, Alkohol (siehe Alkoholdelir)
Pathophysiologie2Somatische Grunderkrankung
DieZerebralePathophysiologie ist nach wie vor relativ ungeklärtErkrankung,es handelt sich jedoch um Störungen der höheren kortikalen Funktionen in verschiedenen Hirnarealenz. B.:
DasDemenz- allmählicherer
EEGBeginn,zeigtnichteinevondiffusBewusstseinsstörungreduzierte kortikale Aktivität.begleitet - Die
BeeintrErkrankung ist Angehörigen hächtigungufigvon Neurotransmittern, Entzündungen und chronischer Stress für das Gehirn scheinen von Bedeutung zu seinbekannt.
- allmählicherer
ZytokineSchlaganfall- Meningitis,
undEnzephalitis. - Herzinfarkt
- Systemische
hoheInfektionen - Hypo-
KortisolausscheidungoderscheinenHyperglykämieebenfallsbeizurDiabetesEntwicklungmellitus
Weitere vonAuslöser
- Alkoholkonsumstörung
- alkoholische
DelirenKetoazidose - hepatische
beizutragenEnzephalopathie
- alkoholische
- Illegale Drogen
- Infektionen
- Stoffwechselstörungen
- z. B. Hypoglykämie
- Nieren- oder Leberversagen
- Akuter Harnverhalt
- Schwere Obstipation
- Elektrolytstörungen wie Hyperkalzämie, Hyper- oder Hypokaliämie
- Dehydratation
- Schmerzen
- Längerer Schlafentzug
- Hypoxie
- Hyperkapnie
Diagnostik
- Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt auf diesen Referenzen.1-5
Leitlinie: Delir in der Sterbephase – Diagnostik52
- Die Symptome eines Delirs sollen so früh wie möglich erkannt werden, u.
- rascher Beginn
- fluktuierender Verlauf
- Bewusstseinsstörung
- Störung der Aufmerksamkeit und des Denkens
- gestörter Tag-Nacht-Rhythmus.
- Das Betreuungsteam sollte in der Früherkennung eines Delirs bei Sterbenden und dem verbalen und nonverbalen Umgang mit
deliranten PatientenDelir-Betroffenen geschult werden.
Diagnostische Kriterien
LautDelir-Kriterien nach DSM-56
-
A.
erfordertStörung der Aufmerksamkeit (d. h. verminderte Fähigkeit, dieDiagnoseAufmerksamkeit auf einzelne Stimuli zu richten, zu fokussieren, aufrechtzuerhalten und gezielt zu wechseln) und Bewusstseinsstörung (verminderte Orientierung in der Umgebung) -
B. Das Störungsbild entwickelt sich innerhalb eines
Delirskurzen Zeitraums (gewöhnlich innerhalb weniger Stunden oder Tage),dassstelltdieeinePatientin/derVeränderungPatientdesalleursprünglichen4Aufmerksamkeits- und Bewusstseinszustands dar, und derfolgendenSchweregradKriterienfluktuierterfüllt:- meist im Tagesverlauf.
gestörtes Bewusstsein und gestörte AufmerksamkeitverC. ZusändertetzlicheWahrnehmung:Beeinträchtigung kognitiver Funktionen (z. B. Beeinträchtigung des Gedächtnisverlustchtnisses,DesorientierungDesorientiertheit,SprachstörungenDieStörungentretendesinnerhalb von Stunden bis Tagen aufSprachgebrauchs,hder visuell-räufigumlichenschwankenFähigkeiten oder der Wahrnehmung)-
D. Die Störungsbilder aus den Kriterien A und C können nicht besser durch eine andere, vorbestehende, gesicherte oder sich entwickelnde neurokognitive Störung erklärt werden, und sie treten nicht im
LaufeKontextdeseinerTagesstark reduzierten bzw. fehlenden Wachheit, wie dem Koma, auf. DieE.VeränderungHinweiseerscheint als physiologische Konsequenzaus derErkrankung/TherapieVorgeschichte, körperlichen Untersuchung oder Laboruntersuchungen, dass das Störungsbild die direkte körperliche Folge eines medizinischen Krankheitsfaktors, einer Substanzintoxikation oder eines Substanzentzugs ist (z. B. durch Substanzen mit Missbrauchspotenzial oder durch die Einnahme eines Medikaments) oder Folge derPatientenExposition gegenüber einem Toxin oder durch multiple Ätiologien verursacht ist.
Diagnostische Strategie
- Bei der Diagnostik sollte versucht werden, die zugrunde liegende Ursache zu klären, da Delire potenziell reversibel sind.
- Eine Ausnahme bildet das terminale Delir, das Teil der Sterbephase ist.
Differenzialdiagnosen
DemenzPsychische Störung
allmählicherer Beginn, nicht von Bewusstseinsstörung begleitetDie Erkrankung ist Angehörigen häufig bekannt.
- Manie
- nicht von Bewusstseinsstörungen oder kognitiver Beeinträchtigung begleitet
- am häufigsten bei bekannter bipolarer Erkrankung
- Psychose anderer Art, z. B. Schizophrenie
- nicht von Bewusstseinsstörungen oder kognitiver Beeinträchtigung begleitet
- Häufig ist die Diagnose bereits bekannt.
GrunderkrankungSchmerzenSchlaganfallDepressionHerzinfarktAngststörungsystemischeSomatoformeInfektionenBlutzuckerstStörungenMedikamentenvergiftungElektrolytstörungenrung
PatientenSiehemitAbschnitteinerMöglichefortgeschrittenenAuslöser. VieleErkrankungder dort aufgeführten Krankheiten/Ursachen könnenaneinerseitsandereneinArtenDelirvon psychischen Problemen leidenauslösen,amandererseitshäufigsten anDepressionundÄngsten.Depression und Ängste können sichauch inmanchenihremFällenklinischenalsBildsomatischeeinemSymptome, als ausgeprägte Schmerzen, Übelkeit oder AtembeschwerdenDelir äußernhneln.
Sonstiges
- Postiktales Stadium nach Krampfanfall
Anamnese
Drei klinische Subtypen von Delir
- Hyperaktiv: Unruhe, Erregung, Halluzinationen, unangemessenes Verhalten (ca. 30–35
- Hypoaktiv: Apathie, eingeschränkte Motorik, inkohärentes Sprechen, Teilnahmslosigkeit (ca. 20–25 %)
- Mischtyp (ca. 40–45
SymptomeKlinischesund BeschwerdebilderBild- Häufig schwankt der Verlauf während des Tages, wobei auch symptomlose Phasen vorkommen.
- Ein Delir kann sich als Vergesslichkeit, Desorientierung, veränderte Stimmung und verändertes Verhalten äußern.
- Bei einigen
PatientenErkrankten kommt es zu Erregung (15–45 - hypoaktiv, keine Erregung, häufig in der terminalen Phase (bis zu 80
1
- Bei einigen
- Kennzeichnend ist der abrupte Beginn.
Symptomdomänen
Kognitive VeränderungenKognition- Aufmerksamkeitsstörungen, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Konzentrationsstörungen, Desorientierung
VeränderteWahrnehmung- Optische Halluzinationen sowie Illusionen (
falsche DeutungFehldeutung von Sinneseindrücken) sind häufig. - paranoide Deutungen von Eindrücken
- Optische Halluzinationen sowie Illusionen (
StimmungsschwankungenTraurigkeit und der Eindruck vonDepressionkönnen vorhanden sein.Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen treten häufig auf.
VeränderteAktivität- Häufig
istverhalten sich dieAktivität verglichen mit dem gewöhnlichen Umfang reduziert, die Patienten sindBetroffenen still und zurückgezogen. - psychomotorische
und bewegen sich langsam.Verlangsamung
- Häufig
Achten Sie auf folgende Symptome:VerhaltenVerReizbarkeit, Aggressivitänderungentimoder ängstlich-vermeidendes Verhaltenund in der Kommunikation?
- Stimmung
- Stimmungsschwankungen, depressive Symptome
- Schlaf
- Schlafstörungen, Veränderungen im Schlaf-
Wachzyklus? Langsame und fehlende Reaktion auf Reize?Versagendes Kurzzeitgedächtnis und Desorientierung?Wach-Rhythmus
- Schlafstörungen, Veränderungen im Schlaf-
Symptomerfassung
- Die ESAS-Skala/der MIDOS-Fragebogen können bei der Ermittlung der Symptome ein nützliches Werkzeug sein, sowohl um eine Diagnose stellen, als auch um der weiteren Entwicklung der Symptome folgen zu können.
Klinische Untersuchung
- Kompletter klinischer Status, einschließlich neurologischer Untersuchung mit dem Ziel, die auslösende Ursache zu ermitteln.
Klinische Hilfsmittel
- MMST (Mini-Mental-Status-Test)
- Der MMST misst den Verlust kognitiver Funktionen (keine Unterscheidung zwischen Delir und Demenz).
- 4 der 20 Aufgaben/Fragen des MMST sind ausreichend, um Delir zu prädizieren (Sensitivität und Spezifität >
9- Die Jahreszahl des aktuellen Jahres angeben.
- Das heutige Datum angeben.
- „Schwert“ rückwärts buchstabieren.
- Eine Figur abzeichnen/abmalen.
- CAM (Confusion Assessment Method)
- geeignet zur Diagnose und zur Überwachung von Deliren
- CAM baut auf den Kriterien für Delire auf, wie in DSM-IIIR und DSM-IV beschrieben.
- MDAS (Memorial Delir Assessment Scale)
- Wird verwendet, um den Typ und den Umfang des Delirs einzustufen.
- Geeignet, um den Verlauf von Deliren in der Klinik oder im Rahmen von Studien zu überwachen.
Leitlinie: CAM-Instrument – Confusion Assessment Method
52- Akuter Beginn und
flukturierenderfluktuierender Verlauf (= 1 Punkt*) – fremdanamnestisch zu klären.
- Gibt es Hinweise für eine akute Veränderung des geistigen Zustandes der Patientin/des Patienten gegenüber seinem Normalverhalten?
- Gibt es Tagesschwankungen innerhalb der qualitativen oder quantitativen Bewusstseinsstörung?
- Störung der Aufmerksamkeit (= 1 Punkt*)
- Hat die Patientin/der Patient Mühe, sich zu konzentrieren?
- Ist sie/er leicht ablenkbar?
- Denkstörungen (= 1 Punkt)
- Hat die Patientin/der Patient Denkstörungen im Sinne von inkohärentem, paralogischem, sprunghaftem Denken?
- Quantitative Bewusstseinsstörung (= 1 Punkt)
- jeder Zustand außer „wach“ wie:
- hyperalert
- schläfrig
- stuporös oder
- komatös.
- jeder Zustand außer „wach“ wie:
- Die mit * bezeichneten Punkte sind für die Diagnose obligatorisch.
- Beurteilung: 3 und mehr Punkte: wahrscheinlich Delir. Sensitivität 95–100
Ergänzende Untersuchungen
- Werden auf der Grundlage der vorliegenden Symptome und Beschwerdebilder sowie ggf. der auslösenden Ursachen festgelegt.
- Blut- und Harnuntersuchung
- Pulsoxymetrie
Spezielle fachärztliche Diagnostik
beim Spezialisten- Serumspiegel etwaiger Medikamente
- Röntgen, um Pneumonie, Herzinsuffizienz sowie andere Ursachen der Hypoxie auszuschließen.
- EKG zum Ausschluss eines Myokardinfarkts
- Ggf. Blutgase
- Ggf. CT oder MRT des Gehirns: Nicht als Standarduntersuchung angezeigt, wenn kein Verdacht auf eine primäre ZNS-Erkrankung besteht.
- Ggf.
LumbalpunktionLiquordiagnostik
Therapie
Therapieziel
- Abklingen des Delirs
Allgemeines zur Therapie
- Die wichtigste Maßnahme besteht darin, die auslösenden Faktoren zu ermitteln und zu behandeln.
- Häufig ist eine Rehydrierung oder die Reduzierung der
Opioid-Dosis des auslösenden Medikaments wirksam. - Eine gründliche Aufklärung von
BetreuernAngehörigen undPflegepersonalPflegenden sowie eine optimale Behandlungsplanung sind wichtig.
Leitlinie: Delir in der Sterbephase – Therapie
52- Sterbende mit deliranter Symptomatik sollten durch folgende Allgemeinmaßnahmen behandelt werden:
- ruhige und orientierungsfördernde Umgebung
- Sturzprophylaxe
- ruhige Kommunikation und
- Kontinuität in der Betreuung.
- Bei Sterbenden mit einem Delir und der Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung kann Haloperidol, ggf. in Kombination mit einem Benzodiazepin (Off-Label-Use), zur Therapie des Delirs eingesetzt werden.
- Dosierung: z.
- Bei fehlender Wirksamkeit von Haloperidol auf die hyperaktive Symptomatik gibt es gute klinische Erfahrungen mit einer Kombination von niedrigpotenten Antipsychotika (z.
- Allerdings liegen hierfür keine Studien vor.
- Bei Vorherrschen einer sehr agitierten Form des Delirs kann auch Levomepromazin als Monotherapie indiziert sein.
- Benzodiazepine sind als alleinige medikamentöse Therapie des Delirs nicht indiziert.
- Dosierung: z.
Maßnahmen und Empfehlungen
- Maßnahmen zur Schlafhygiene: Für einen klaren Tagesrhythmus sorgen.
- Einschränkung von Reizen
- Für entsprechende Hör- und Sehhilfen sorgen.
- Kathetereinsatz, intravenöse Zugänge oder andere physische Hindernisse möglichst einschränken.
- Realitätsorientiertheit
- Mit
denderPatientenbetroffenen Person kommunizieren, um ihre Orientiertheit zu verbessern.
- Mit
- Möglichst stabiler Personalkontakt
- Vertraute Möbel oder Gegenstände (Bilder o.
- Körperliche Aktivität
- Frühe Mobilisation, Immobilisation vermeiden.
- Therapeutische Maßnahmen
- Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitshaushalt überwachen.
- Schmerzen prüfen/behandeln.
- Blasen- und Darmfunktion überwachen.
- Medikamenteneinnahme prüfen.
Medikamentöse Therapie
- Ggf. zusätzlich Benzodiazepin, wenn eine Sedierung erforderlich ist, z. B.:
- Midazolam 1–5 mg tgl. s. c.
- Lorazepam 0,5–2,5 mg p. o./s. l.
Patienten imDelir-Patient*innen sind in der Regel nicht einwilligungsfähig.- Bei nicht einwilligungsfähigen
PatientenPersonen kann eine gesetzliche Betreuung eingerichtet werden. - Wird eine ärztliche Behandlung, z.
Eine äÄrztliche Behandlung gegen den natürlichen WillendesderPatientenbehandelten Person:istIst in der Palliativsituation nur selten notwendig und gerechtfertigt.istIst nur bei fehlender Krankheitseinsicht und Selbst- oder Fremdgefährdung, die anderweitig nicht abgewendet werden kann, zulässig.ist nach derzeitiger Rechtslage (Stand Oktober 2016) eigentlich nurErfordert ineinerdergeschlossenenRegel die Einweisung in eine geschlossene stationärenre Einrichtungzulässig. Sie würde also eine Zwangseinweisung erfordern. Unter welchen Voraussetzungendieseeine Zwangseinweisung erfolgen kann, ist im Einzelnen in länderspezifischen Unterbringungsgesetzen (PsychKG oder UBG) geregelt.DieImmobilebisherPersonenbestehendedürfenGesetzeslücke,unterdiebestimmtenbewirkte,VoraussetzungendassauchimmobileaußerhalbPatientenstationärernichtEinrichtungen gegen ihren natürlichen Willen ärztlich behandelt werdenkonnten12, wurde durch eine Änderung des Betreuungsrechts im Juli 2017 geschlossen.138-1410
- Hypoaktives Delir
- Bei sehr kurzer Lebenserwartung ist eine Behandlung in der Regel nicht angezeigt.
- Hyperaktives Delir
- Evtl. auslösende Faktoren, die behandelt werden können, sind zu ermitteln.
- Schmerzen, Dehydrierung, Hypoxie, Angst
Zurzur Linderung von Angst oder Unruhe ggf. Sedierung
- Evtl. auslösende Faktoren, die behandelt werden können, sind zu ermitteln.
Wenn eine Sedierung erforderlich ist:5Midazolam 1–5 mg tglEvtl.sHaloperidol (z.cB.Lorazepam0,5–2 mg alle 2–12 Stunden),5mg pggf.o/in Kombination mit Benzodiazepin (Off-Label-Use) (Dosierung s.lo.
- Schmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Obstipation
- Maligne gastrointestinale Obstruktionen
- Mundbeschwerden
- Mangelernährung und Dehydratation
- Dyspnoe
- Depression
- Angst
- Eine akute Erkrankung, die Einweisung ins Krankenhaus oder in eine Pflegeeinrichtung können bei
äÄlterenPatientenoderPatientenbei Personen mit schweren chronischen Erkrankungen ein Delir auslösen. Durch dieDie BeachtungdermöglicherUmstDelir-Risikofaktoren trändegt dazu bei,dieeinfürDelirdie Entwicklung von Deliren von Bedeutung sind, kann die Entstehung von Delirien beiin manchenPatientenFällenmöglicherweisezuvermieden werden.Das National Institute for Health and Clinical Excellense (NICE) hat Leitlinien veröffentlicht, wie Delire durch einen 13-Punkte-Ansatz vermieden werden können15(siehe folgende Leitlinie)vermeiden.- 13-Punkte-Ansatz zur Vermeidung eines Delirs laut Leitlinie des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE):
- Stabilität in der therapeutischen Umgebung sicherstellen.
DasMenschenbehandelndemitPersonalerhöhtemeinerDelirrisikoPatientin/eines Patienten, bei der/dem die Gefahr eines Delirs besteht, solltesollten möglichststabilvongehaltenPersonen betreut werden, die ihnen vertraut sind.DieTransportePatientenzwischensolltenverschiedenenauchBettplätzen,nicht in verschiedene BehandlungsrRäumeumen oderAbteilungenStationenbewegtaufwerdendas absolut Notwendige beschränken.
InnerhalbMaßgeschneidertes multimodales Interventionspaket- Risikoassessment: Bei Menschen mit erhöhtem Delirrisiko innerhalb von 24 Stunden nach der Einweisung
einklinischeindividuelle,Faktorengezielte und multidisziplinäre Interventionsmaßnahmen einsetzen.Hierfür muss die gesundheitliche Situation der Patienten bereits am ersten Tag abgeklärt werden und mögliche Umständeermitteln, dieeinzu einem Delirauslbeitragen kösennnen.- Auf Basis dieses Assessments für eine multimodale Intervention sorgen,
müssenorientiertermitteltamwerdenindividuellen Bedarf der Person und am Versorgungssetting.
EineMultidisziplinäresmultidisziplinäre Intervention ist wichtig.Team
- Das mutlidiziplinäre Behandlungsteam sollte darin geschult sein, Delire zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
- Auf kognitive Ausfälle oder Desorientierung achten.
- Gute Beleuchtung und Sehhilfen sicherstellen.
- Höruntersuchung, ggf. Maßnahmen ergreifen, um die Hörfähigkeit zu verbessern.
- Uhren, Kalender u.
InformationenErklärenzuSieOrtder erkrankten Person, wo sie sich befindet, wer sie ist undBehandlungsmaßnahmenwelchewiederholenFunktion Sie selbst innehaben.- Regelmäßige Besuche von
AngehörigenFamilie undBekanntenFreund*innenplanenerleichtern.
- Dehydrierung und
DarmfunktionObstipationprüfenvermeiden.- Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
- Die betroffene Person auffordern,
beizu trinken. - Bei Bedarf ggf. subkutane oder intravenöse Flüssigkeitszufuhr
. Verstopfungggf. nach üblichen Leitlinien behandelnanbieten.
- Die betroffene Person auffordern,
GgfFür das Management der Flüssigkeitsbilanz bei Komorbiditäten wie Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz ggf. fachlichen Rat einholen.
- Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
- Hypoxämie
erwägenvermeiden.- Normale Sauerstoffsättigung im Blut mit den entsprechenden Maßnahmen sicherstellen.
- Begrenzte Verlässlichkeit von Pulsoxymetern beachten.
EtwaigeInfektionenInfektionskrankheit feststellenbemerken.- Auf Infektionen untersuchen: Harnwegs-, Atemwegs- oder Hautinfektion treten am häufigsten auf.
- Katheterisierung nach Möglichkeit vermeiden.
- Immobilität oder eingeschränkte Mobilität prüfen.
- Nach Operationen
oder einer anderen Behandlung möglichst schnellfrüh mobilisieren. - Zum Gehen anregen, ggf. mit entsprechenden Hilfsmitteln, die jederzeit zugänglich sein sollten.
- Zu Bewegungsübungen ermuntern, auch wenn die Patientin/der Patient nicht gehen kann.
- Nach Operationen
- Schmerzen
prüfenerkennen und behandeln.
Auf Schmerzen untersuchen.- Bei
Patienten mitDemenzDemenzkranken oder bei Kommunikationsproblemen anderer Art auf nonverbale Anzeichen von Schmerzen achten.Die MOBID-2-Schmerzskala kann verwendet werden.
- In allen Fällen, in denen Schmerzen
nachfestgestelltgemeinsamenoderLeitlinienvermutetbehandelnwerden, soll eine angemessene Schmerzbehandlung begonnen und überwacht werden.
- Medikation prüfen.
- Besonders wichtig, wenn mehrere Medikamente verwendet werden.
DieArt und Zahl der Medikamente als potenzielle Auslöser von Deliren prüfen.Wechselwirkungen prüfen.Den Grundsatz berücksichtigen, dass bei Einführung einer neuen festen Medikation immer ein anderes Medikament abgesetzt werden sollte.
- Ernährungsstatus prüfen.
Adleitliniengerechte Ernäquate Nahrungszufuhr durch Einhaltung der Richtlinien für den Nahrungsbedarf sichern.hrung*ÜberprBei Zahnprothesen prüfen,dassobZahnersatzsiepasstgutund entsprechend eingesetzt werden kannpassen.
SensorischeAuf sensorische Beeinträchtigungen prüfen.- Sehen und Hören untersuchen, bei Bedarf Zugang zu Hilfsmitteln sichern.
- Die korrekte Anpassung von Hörgeräten und Brillen prüfen.
- Ggf. Ohrenschmalz entfernen.
- Für guten Schlaf sorgen.
- Schlafhygienemaßnahmen
fördern. - Pflegemaßnahmen oder Behandlungen
inzurSchlafphasenSchlafenszeit vermeiden. DieEinnahmezeitenMedikationder Medikamente so anpassen, dass siezumden Schlaf-undnichtWachrhythmus pasststören.- Lärm in Schlafphasen vermeiden.
- Schlafhygienemaßnahmen
- Risikoassessment: Bei Menschen mit erhöhtem Delirrisiko innerhalb von 24 Stunden nach der Einweisung
AngstÜbelkeit und ErbrechenVerstopfungMundbeschwerdenAtembeschwerden bei LungenkrebsGewichtsverlust bei KrebsDepressionDelirDeutsches Krebsforschungszentrum:Schmerzen- Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand
20192020. - Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Delir und Verwirrtheitszustände inklusive Alkoholentzugsdelir. AWMF-Leitlinie Nr. 030-006. S1, Stand 2020. www.awmf.org
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12.Gesetz zur Änderung der materiellen Zulässigkeitsvoraussetzungen von ärztlichen Zwangsmaßnahmen und zur Stärkung des Selbstbestimmungsrechts von Betreuten. Bundesgesetzblatt, 17. Juli 2017; S. 2426-28. www.bgbl.deLeonhardStellungnahmeB,der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V.VoraussetzungenzumfürGesetzentwurfdieder Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts sowie zur Stellungnahme des Bundesrates und der GegenärztlicheußerungZwangsbehandlungderwerdenBundesregierungneu gefasstBT-Drucks.Veröffentlichung 06.07.201719/24445.LetzterStandZugriff 0709.1012.20172020 www.lebenshilfe.deO'Mahony R, Murthy L, Akunne A, et al. Synopsis of the National Institute for Health and Clinical Excellence guideline for prevention of delirium. Ann Intern Med 2011; 154: 746-51.www.ncbi.nlm.nih.gov- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
IngardDieLøgeursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL,spesialist i allmennmedisin, redaktør NELhttps://legehandboka.no/).
Organische Erkrankung
Zwangsbehandlung?
117Delir in der Sterbephase
Weitere palliative Therapien
Prävention
Leitlinie: NICE – Prävention von Deliren
154* Zur leitliniengerechten Ernährungstherapie in Palliativsituationen siehe den Artikel Kachexie und Dehydratation in der Palliativmedizin.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Palliative Behandlung bei fortgeschrittenen KrebserkrankungenWeitere InformationenQuellen
Leitlinien
Literatur
AutorenAutor*innen-