Mini-Mental-Status-Test (MMST)

Allgemeine Informationen

  • Der Artikel basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-2

Formular und Anleitung

Hintergrund

  • Der Mini-Mental-Status-Test (MMST)/Mini-Mental State Examination (MMSE) wurde 1975 von Folstein und Kolleg*innen entwickelt, um ein für den klinischen Alltag geeignetes Screening-Verfahren zur Feststellung kognitiver Defizite zu bieten.
  • Seit seiner Einführung in den klinischen Alltag hat er sich als zuverlässiges Hilfsmittel zur Erstbeurteilung von Patient*innen wie auch zur Verlaufskontrolle erwiesen. Dadurch ist er inzwischen das meistverwendete Instrument in der Diagnostik von Demenz und Alzheimer.

Einordnung in den diagnostischen Kontext

  • Grundlage der Demenz-Diagnostik ist die ärztliche Untersuchung unter Einschluss eines internistischen, neurologischen und psychopathologischen Befundes.
  • Eine Schweregradabschätzung der kognitiven Leistungsstörung sollte mithilfe eines geeigneten Kurztests durchgeführt werden.
  • Der MMST ist somit ein kostengünstiges und in der Praxis einfach einzusetzendes ergänzendes Tool in der Basisdiagnostik.

Testqualität

  • Bei leichtgradiger und fraglicher Demenz ist die Sensitivität aller Demenz-Tests begrenzt.3
  • Zur Differenzialdiagnostik verschiedener Demenzen ist keiner der Tests geeignet.
  • Die Anwendung kognitiver Tests, auch kognitiver Kurztests oder apparativer diagnostischer Verfahren, bei Personen ohne Beschwerden und Symptome einzig mit dem Ziel des Screenings für das Vorliegen einer Demenz wird nicht empfohlen.
  • Die diagnostische Güte eines neuropsychologischen Kurztestes ist abhängig vom Untersuchungssetting (hohe vs. niedrige Prävalenz der Erkrankung).
  • Im Expertensetting mit hoher Demenzprävalenz ergaben sich die besten Werte für die positive Erkennung einer Demenz („Ruling-in“, positive prädiktive Wertigkeit > 85 %).4
  • Zum Ausschluss einer Demenz im Spezialistensetting eignet sich der MMST weniger (negative prädiktive Wertigkeit < 80 %).4
  • Im Gegensatz dazu zeigten sich im Hausarztsetting bzw. in der Bevölkerung mit niedriger Prävalenz die besten Werte für den Ausschluss einer Demenz („Ruling-out“, negative prädiktive Wertigkeit > 95 %), wohingegen er wenig geeignet ist, Demenzen zu erkennen (positive prädiktive Wertigkeit < 55 %).4
  • Die positive und negative prädiktive Wertigkeit kann durch den Einsatz differenzierter Verfahren verbessert werden.5
  • Der Uhrentest kann in Kombination mit MMST die diagnostische Aussagekraft erhöhen.

Test-Vorbereitung und -Umgebung

  • Gewährleistung einer störungsfreien Atmosphäre während der Untersuchung
  • Reduziertes Seh- und Hörvermögen können das Testergebnis maßgeblich beeinflussen und sollten vor Testbeginn möglichst korrigiert werden (Brille, Hörgerät).
  • Bei der Bewertung von Testergebnissen aus dem stationären Setting ist zu beachten, dass eine reizlose Krankenhausumgebung zu einer Abnahme der Hirnleistung führen kann.
    • Daher kann eine ambulante Verlaufskontrolle sinnvoll sein.
  • Schmerzen beeinträchtigen die Aufmerksamkeit.
  • Scham oder Scheu in der Untersuchungssituation kann das Ergebnis ebenso negativ beeinflussen wie die parallele Auseinandersetzung mit möglicherweise gerade neu diagnostizierten Erkrankungen.

Test-Durchführung

  • Der Mini-Mental-Status-Test wird als Interview mit den Patient*innen durchgeführt. Anhand von neun Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft (zeitliche und räumliche Orientierung, Merk- und Erinnerungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache und Sprachverständnis; außerdem Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen).
  • Die Durchführung dauert in der Regel ca. 10 Minuten.
  • Testablauf (Der Test ist unter den ganz oben angegebenen Links abrufbar):
  1. Welches Datum ist heute? (1 Punkt)
    Welche Jahreszeit haben wir derzeit? (1 Punkt)
    Welches Jahr haben wir? (1 Punkt)
    Welcher Wochentag ist heute? (1 Punkt)
    Welcher Monat ist derzeit? (1 Punkt)
  2. In welchem Bundesland befinden wir uns? (1 Punkt)
    In welchem Landkreis/welcher Stadt befinden wir uns? (1 Punkt)
    In welcher Stadt/in welchem Stadtteil befinden wir uns? (1 Punkt)
    In welchem Krankenhaus/welcher Pflegeeinrichtung befinden wir uns? (1 Punkt)
    In welcher Station/welchem Stockwerk/Wohnbereich/welcher Etage befinden wir uns? (1 Punkt)
  3. Drei Begriffe (Apfel, Pfennig, Tisch) merken und nachsprechen (jeweils 1 Punkt).
  4. Rechnen: 100–7, vom Ergebnis wieder 7 subtrahieren, das Ganze 5-mal (für jedes richtige Zwischenergebnis 1 Punkt, auch wenn vorhergehendes Ergebnis falsch war, aber wiederum richtig 7 subtrahiert wurde) (93, 86, 79, 72, 65). Alternativ zur Rechenaufgabe kann das Wort „Stuhl“ rückwärts buchstabiert werden: „L H U T S“, dabei wird 1 Punkt pro richtig gesetztem Buchstaben vergeben.
  5. Die drei gemerkten Begriffe von Aufgabe 3 (Apfel, Pfennig, Tisch) wiederholen (für jeden 1 Punkt).
  6. Einen Stift und eine Armbanduhr, die gezeigt werden, richtig als solche benennen (jeweils 1 Punkt).
  7. Die Phrase „kein wenn und oder aber“ richtig nachsprechen (1 Punkt).
  8. Die folgenden drei Anweisungen richtig befolgen:
    • Ein Blatt Papier nehmen (1 Punkt).
    • Es falten (1 Punkt) und
    • auf den Boden fallen lassen (1 Punkt).
  9. Die Aufforderung „Augen zu“ von einem Blatt ablesen und befolgen (1 Punkt).
  10. Einen beliebigen Satz formulieren und aufschreiben. Richtige Orthografie und Grammatik sind nicht gefordert, jedoch muss der Satz mindestens ein Subjekt und ein Prädikat enthalten und ohne Vorgabe spontan erdacht werden (1 Punkt).
  11. Zwei Fünfecke zeichnen, die sich überschneiden. Eine Vorlage wird angeboten (1 Punkt).

Testauswertung

  • Laut Leitlinie kann der Test einen groben Anhalt für den Schweregrad einer Demenzerkrankung bieten, es ist jedoch – wie oben bereits beschrieben – nicht möglich, eine exakte Diagnose nur anhand des Tests vorzunehmen.
  • Bewertung 
    • 30 bis 28 Punkte: keine Demenz
    • 27 bis 25 Punkte: leichte kognitive Beeinträchtigung
    • 24 bis 18 Punkte: leichte Demenz
    • 17 bis 10 Punkte: mittelschwere Demenz
    • < 10 Punkte: schwere Demenz

Quellen

Leitlinie

  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Register Nr. 038-013. S3, Stand 2016. register.awmf.org

Literatur

  1. Folstein MF, Folstein SE, McHugh PR. "Mini-mental state". A practical method for grading the cognitive state of patients for the clinician. J Psychiatr Res. 1975 Nov;12(3):189-98. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Leitlinie "Demenzen". Januar 2016. AWMF-Register-Nr.: 038-013. register.awmf.org. cms.deximed.de
  3. Arevalo-Rodriguez I, Smailagic N, Roque I Figuls M, et al. Mini-Mental State Examination (MMSE) for the detection of Alzheimer`s disease and other dementias in people with mild cognitive impairment (MCI). Cochrane Database Syst Rev. 2015 Mar 5;3:CD010783. doi: 10.1002/14651858.CD010783.pub2. cochranelibrary.com. www.cochranelibrary.com
  4. Mitchell AJ: A meta-analysis of the accuracy of the mini-mental state examination in the detection of dementia and mild cognitive impairment. J Psychiatr Res 2009; 43: 411-431. sciencedirect.com. cms.deximed.de
  5. Trenkle DL, Shankle WR, Azen SP: Detecting cognitive impairment in primary care: performance assessment of three screening instruments. J Alzheimers Dis 2007; 11: 323-335. content.iospress.com. cms.deximed.de
  6. Creavin ST, Wisniewski S, Noel-Storr AH, et al. Mini-Mental State Examination (MMSE) for the detection of dementia in clinically unevaluated people aged 65 and over in community and primary care populations. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Jan 13;1:CD011145Cochrane (DOI). cochranelibrary.com. www.cochranelibrary.com

Autor

  • Moritz Paar, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Münster

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit