Allgemeine Informationen
Definition
AnSchmerzen im Bereich der Flankelokalisierte SchmerzenKommenImhäufigAllgemeinenbei Pathologienwird derNieren-Bereich zwischen Rippenbogen, Lendenwirbelsäule, Beckenkamm undHarnwegevorderervor,AxillarliniekönnenalsjedochFlankenregionauch bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Milz, Leber und Gallenwege, der Rücken- und Brustmuskulatur sowie bei gynäkologischen Erkrankungen auftreten.bezeichnet1EineIngründlichederSchmerzanamneseFlankenregion isteine Voraussetzung fürdierichtigeBauchwandDiagnosenicht durch Skelettanteile unterlegt, sondern besteht nur aus Haut, Muskulatur unddamit angemessene Behandlung.Bindegewebe2
Häufigkeit
VerhFlankenschmerzen sind ein regelmältnismssiger Konsultationsgrund im äßigrztlichenhäufigAlltagbeimitNotfalleinsätzenbreiter Differenzialdiagnose3EineUreterolithiasisUrolithiasisbildet diehäufigsteufige UrsachefürmitFlankenschmerzendemmitCharakter einerPrävalenz von 3–5 % in der Bevölkerung der Industrieländer.Volkskrankheit2-34,5
Diagnostische ÜberlegungenÄtiologie
SchmerzformenRechts- oder linksseitiger Flankenschmerz4-61,3
Somatischer SchmerzStammt z. B. aus den Gelenken, den Muskeln und der Haut. Der Schmerz kann oberflächlich oder tief sein, und die meisten Schmerzen sind lokalisiert.UrolithiasisBei Schmerzen aus tiefen Strukturen kann ein weitergeleiteter Schmerz auftreten. Tiefer Schmerz wird häufig als dumpf, bohrend und schneidend beschrieben.Der Schmerz steht häufig im Zusammenhang zur Bewegung.
Neurogener SchmerzTritt bei Läsionen sowohl im peripheren als auch im zentralen Nervensystem auf.Ist gewöhnlich von brennendem oder stechendem Charakter.Oft liegen keine Anzeichen für Gewebeschäden vor, sondern neurologische Anzeichen auf frühere Nervenschäden wie verringerte Sensibilität oder Allodynie.Der Schmerz tritt immer einige Zeit nach der Nervenverletzung auf.
Viszeraler SchmerzIst diffus und schlecht lokalisiert. Dies ist zurückzuführen auf die spärliche Innervation des viszeralen Gewebes sowie darauf, dass die viszeral afferenten Nerven diffus im Hinterhorn des Rückenmarks enden.Häufig tritt ein zu den somatischen Strukturen weitergeleiteter Schmerz auf, da somatische und viszerale Nerven im Hinterhorn des Rückenmarks verschaltet sind.Aufgrund der spinalen Reflexmechanismen kann der Bereich mit den übertragenen Schmerzen sekundäre Hyperalgesie, Muskelverspannungen und trophische Veränderungen, wie z. B. verringerte Muskeldicke und erhöhte Dicke der Unterhaut, zeigen.Beispielsweise kann ein Ureterstein eine Hyperalgesie der Haut und Muskeln im Lumbalbereich sowie Muskelatrophie und erhöhte Dicke der Unterhaut verursachen.
Der Schmerz wird häufig von autonomen Reflexen wieÜbelkeit, Erbrechen, Tendenz zum Schwitzen und Blutdruck- und Pulsveränderungen begleitet. Die Ursache dafür ist, dass die viszeralen Nerven anatomisch in der Nähe des autonomen Nervensystems lokalisiert sind, was die Wechselwirkung ermöglicht.Distension, Entzündung und Ischämie sind effektive viszerale Schmerzstimuli.
Verschiedene Patientengruppen
KleinkinderLokalisierte Flankenschmerzen können Kinder häufig erst ab dem 4.–5. Lebensjahr beschreiben. In jüngerem Alter werden meistBauchschmerzenangegeben.7Die Differenzierung zwischen Beschwerdeursachen ist daher bei Kindern erschwert.AppendizitisundIleus?Harnwegsinfektion?
Junge ErwachseneAppendizitisUreterstenose- Pyelonephritis
BeiNieren-/Nebenniereninfarkt- Retroperitoneale
jungen Frau kann die Ursache sein:- Blutung
DysmenorrhöHerpes zoster- Pleuraerkrankungen
- Inkarzerierte
AbortHernie OvulationsschmerzenAdnexitis- Extrauteringravidität
. - Rupturierte Ovarialzyste
- Myalgie
- Vertebragen
Zusätzliche Ursachen eines rechtsseitigen Flankenschmerz1,3
Nieren-/HarnsteineCholelithiasisund Gallenerkrankung sind die häufigsten Ursachen.HarnwegsinfektionCholezystitis- Appendizitis
- Lebererkrankungen
Zusätzliche MenschenUrsachen eines linksseitigen Flankenschmerzes1,3,6
GallenerkrankungMilzinfarkt- Pankreatitis
- Divertikulitis
Beidseitiger Flankenschmerz1,3
IleusAortendissektionHarnwegsinfektionVertebragen
Schmerzformen
Viszeraler Schmerz2
- Von den inneren Organen ausgehend, Fortleitung über die Nn. splanchnici
- Auslösung typischerweise durch Überdehnung und Spasmus
- Krampfartiger und bohrender Schmerzcharakter
- Übelkeit und Erbrechen als Begleitsymptome
- Schmerzlinderung durch Mobilität (herumgehen, sich winden)
Somatischer Schmerz2
- Von der Bauchwand ausgehend, Fortleitung über segmentale sensible Nerven
- Dumpfer bis scharfer Schmerzcharakter
- Exakter lokalisierbar als ein viszeraler Schmerz
- Vermeiden unnötiger Bewegung, die den Schmerz verstärkt
ICPC-2
- L05 Flanken/-Achselsymptomatik/-beschwerden
- D06 Bauchschmerzen, andere Lokalisation
- U14 Nierenorgane/-beschwerden, andere
ICD-10
- N23 Nicht näher bezeichnete Nierenkolik
- R10 Bauch- und Beckenschmerzen
- R10.0 Akutes Abdomen
- R10.1 Schmerzen im Bereich des Oberbauches
- R10.2 Schmerzen im Becken und am Damm
- R10.3 Schmerzen mit Lokalisation in anderen Teilen des Unterbauches
- R10.4 Sonstige und nicht näher bezeichnete Bauchschmerzen
DifferenzialdiagnosenDiagnostik
Nieren-/HarnsteinAnamnese
Am häufigsten in der Altersgruppe von 30–50 Jahren, 80 % der Betroffenen sind Männer.KlinikSchmerzintensive, kolikartige Schmerzen bis hin zum Vernichtungsschmerz3Lokalisationmögliche Ausstrahlung in Rücken/Leiste/Skrotum/LabiaStärke
Begleitend kann eine Muskelverspannung in der Flanke auftreten.vegetative Begleitsymptome:häufiges Wasserlassen, Bewegungsdrang,Übelkeit, ErbrechenOft plötzlicher Beginn und plötzliches Ende, wenn der Stein weiter gewandert ist.VAS-Skala
Befunde3,8Charakterklopfschmerzhaftesviszeral,NierenlagersomatischMikro-Dauerschmerz,oderintermittierend,Makrohämaturiekolikartigsonografischbewegungsabhängig,Nachweisinvon HarnaufstauRuhe
Ultraschall ist die bildgebende Diagnostik der 1. Wahl.8Danach kommen sowohl konventionelles Röntgen, CT mit und ohne Kontrastmittel zum Einsatz.8Folgende Therapieoptionen stehen zur Verfügung:Ausstrahlungkonservativez.B.Therapiein(BeiLeiste/Genitalneubeidiagnostizierten Harnleitersteinen bis 7 mm kann der Spontanabgang unter regelmäßiger Kontrolle abgewartet werden.)8viel Trinkenlokale Wärmeviel Bewegungmedikamentös-orale Chemolitholyse mit AlkalizitrateHarnleiterkolik,Natriumbikarbonatuntereoder AllopurinolAlphablockerExtremität(offbeilabel!)Radikulopathie
aktive/interventionelleZeitlicherTherapieVerlaufextrakorporaleplötzlichStoßwellenlithotripsieauftretend (ESWL)Ureterorenoskopie (URS)perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL)laparoskopische oder offene Operationin extremen Fällen: Nephrektomie
Unabhängig von der Therapieart ist eine ausreichende Analgesie wichtig.- z.
MetamizolInfarzierung),≤langsam4beginnendg/d(z.B. Infektion)
- z.
Pyelonephritis, obere Harnwegsinfektion
Eine eitrige Infektion der Niere (Nierenbecken und Parenchym, „obere Harnwegsinfektion")SchüttelfrostKlinikSymptome einer unteren Harnwegsinfektion wie Schmerzen beim Wasserlassen oder oberhalb der SymphyseDysurie,imperativer Harndrang oderPollakisurieHämaturiebei der oberen Harnwegsinfektion zusätzlich Flankenschmerzen, ein klopfschmerzhaftes Nierenlager oderFieberSymptome derunteren Harnwegsinfektionkönnen fehlen.
Bei Pyelonephritis treten häufiger abwendbar gefährliche Verläufe auf. Aus diesem Grund wird bei Verdacht auf Pyelonephritis eine umfangreichere Diagnostik als bei der unkomplizierten unteren Harnwegsinfektion empfohlen.7,9körperliche UntersuchungUrinuntersuchung (mind. 104KBE/ml im Mittelstrahlurin) einschließlich Urinkulturggf. weitere Laboruntersuchungen (z. B.kleines Blutbild,CRP)weitere Diagnostik zum Ausschluss von komplizierenden Faktoren: Sonografie (Harnaufstau?)
Die Therapie unterscheidet sich in der Wahl derAntibiotikaund der Dauer von der unteren Harnwegsinfektion.
Hydronephrose
Dilatation des Nierenbeckens und -kelche über die normale Kapazität hinaus, meist durch eine Obstruktion.Die häufigste Ursache für einen gestörten Harnabfluss ist einKonkrement.Kliniksehr variabel, von asymptomatisch bis zu VernichtungsschmerzJe plötzlicher die Verlegung der Harnwege auftritt, desto stärker der Schmerz.11
BefundeLabor: ggf. neu aufgetreteneNiereninsuffizienzggf. Zeichen einer begleitendenHarnwegsinfektionNachweis durch Ultraschallweitere Abklärung beim Spezialisten
Therapieje nach Ursache für den HarnaufstauBeseitigung der Obstruktion
Gallensteine
Verlegung des Galleabflusses durch KonkrementeSowohl bei jüngeren Patienten als auch bei Patienten mittleren Alters und älteren PatientenFrauen sind 3-mal so häufig betroffen wie Männer.Klinikklassisch: kolikartige Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen über mindestens 15 Minuten12evtl. Ausstrahlung in den Rücken oder in die rechte Schulterevtl. vegetative Begleitreaktionen wie starke Unruhe,Übelkeit und Erbrechenaußerhalb der Schmerzattacken nur geringe oder keine BeschwerdenB-SymptomatikevtlTrauma- Obstipation
- Vorerkrankungen
- Steinleiden (Niere/Harnwege, Gallenblase/-gänge)
- Degenerative Wirbelsäulenveränderungen
- Atherosklerose, kardiovaskuläre Risikofaktoren
- Gynäkologische Erkrankungen
- St.n.
IkterusAppendektomie
BefundeSchwangerschaft
Klinische Untersuchung
Druckschmerz im rechten OberbauchAllgemeinzustandMurphy-Zeichen: schmerzbedingter Stopp der Inspiration bei gleichzeitiger Palpation der GallenblasenregionBlutdruck/PulsLabor: erhöhte Cholestaseparameter (AP,GGT,direktes Bilirubin) nur bei Verlegung des Ductus choledochusTemperaturSonografieExanthem- Perkussion/Palpation
vergrößerteFlankenklopfschmerz- die Kombination aus Flankenschmerz,
evtl.klopfschmerzhaftemwandverdickteNierenlagerGallenblase erweiterterundDuctusFiebercholedochusdirekter(>38°C)Konkrementnachweissprichtmit Schallschatten
- die Kombination aus Flankenschmerz,
Ffür eineCholezystitisPyelonephritissprechenFieber, systemische Entzündungszeichen und der sonografische Nachweis einer Wandverdickung mit Dreischichtung127Für eineCholangitisspricht der Nachweis einer Cholestase zusätzlich zu den Befunden der Cholezystitis.
TherapieGallenkoliksymptomatisch mittels Analgesie und Spasmolytikaelektive Cholezystektomie,128
Cholezystitis- Schmerz unter dem Rippenbogen
früh-elektiveAbdominelleCholezystektomie innerhalb von 24 Stunden nach stationärer Aufnahme, ggf. Antibiotika12Abwehrspannung
Cholangitis
AuskultationAntibiotikaund rasche endoskopische Steinentfernung12Darmgeräusche- Strömungsgeräusch
Appendizitis
Akute Entzündung des WurmfortsatzesAm häufigsten im Alter von 10–30 JahrenKliniküber 12–24 Stunden allmählich zunehmende SchmerzenÜbergang von diffusen zu lokalisierten Schmerzen in der rechten Fossa iliaca (McBurney-Punkt)leichtes/moderatesFieber,IleussymptomeVorübergehende plötzliche Linderung kann Anzeichen für eine Perforation sein.
Befundelokalisierte direkte und indirekte Palpationsempfindlichkeit (McBurney- und Lanz-Punkt)Appendizitiszeichen: Psoas-, Rovsing-, Blumberg- und Douglaszeichenabdominelle Abwehrspannung beiPeritonitisrektal-axilläre TermperaturdifferenzLabor: Entzündungszeichenggf. sonografischer Nachweis einer Kokarde oder eines Abszesses (bei eindeutiger Klinik nicht notwendig)
TherapieAppendektomie, ggf.Antibiotika
Extrauteringravidität
Ektope Gravidität, Implantation des befruchteten Eis außerhalb der GebärmutterSymptomtriade mit Schmerzen, Ausbleiben der Menstruation und spärlicher Vaginalblutung – Dauer der Schwangerschaft 6–8 Wochen, positiver HCG-TestDisponierende Faktoren sind vorhergehende Eileiterchirurgie, Extrauteringravidität,SalpingitisoderAppendizitis; Schwangerschaft infolge von In-vitro-Fertilisierung oder Ovulationsinduktion; hohes Alter.Der Schmerz ist in der Regel lokalisiert, kann jedoch diffus oder bilateral sein:Vor einer Ruptur ist der Schmerz häufig vage und kolikartig.Bei Ruptur verschlimmert er sich akut und kann sehr intensiv werden.drohenderSchockbei Ruptur
Die Diagnose wird durch den Nachweis einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter durch Ultraschall, Laparoskopie oder Chirurgie bestätigt.
Stielgedrehte Ovarialzyste
Neu auftretende Schmerzen mit allmählichem EinsetzenMeist Torsion einer Ovarialzyste oder eines anderenOvarialtumors
Aortenaneurysma/-dissektion
Ältere Menschen mit langjährigemBluthochdruckKlinikbei Dissektion oder drohender Perforation: plötzlich einsetzende starke und tiefliegende Schmerzen im Rücken oderAbdomenggf.Übelkeit und Erbrechen
Befundeggf. tastbare Pulsation des Abdomensggf. auskultierbare Strömungsgeräuscheggf. Anzeichen eines Kreislaufkollapssonografischer Nachweis des Aneurysmas
Akute Pankreatitis
Alkoholmissbrauch,Gallensteine?Klinikklassisch gürtelförmige Schmerzen im OberbauchSchmerzausstrahlung in den Rücken, evtl. in die linke SchulterPatient sitzt vornübergebeugt.
Befundedruckschmerzhaftes Abdomen„Gummibauch“Abwehrspannung beiPeritonitisErhöhung vonLipaseundAmylaseum mindestens das 3-Fache der NormPankreatitiden ohne Enzymerhöhungen kommen vor.
Sonografie: unscharf begrenztes Pankreas, ggf. Nekrosen und Pseudozysten
Therapiestationäre Einweisungkonservative Therapieggf. Steinentfernung (endoskopische Papillotomie)
Divertikelerkrankung
Ältere Menschen, häufig bekannte DivertikuloseEvtl. vorhergehende diffuse abdominelle Beschwerden oder chronischeObstipationDivertikulose ist gewöhnlich asymptomatisch, aber es können Veränderungen des Stuhls und Blähungen auftreten.Bei Divertikulitis treten Schmerzen,Fieber, häufig linksseitige „Appendizitis“, evtl.Ileussymptomeauf.Bei Perforation Zeichen einerPeritonitis
Reizdarm
Ausschlussdiagnose!Rezidivierende Beschwerden in Form von:wechselnden Beschwerden beim Stuhlgangstechenden Schmerzen im unteren Teil des Abdomens; aber die Schmerzen können im gesamten Abdomen sitzen und dumpf, stechend oder kolikartig sein.Meteorismus/anderen LuftbeschwerdenLinderung bei Defäkation und Blähungen.
Befundekeine pathologischen BefundeGastro- und Koloskopie unauffällig
Facettengelenk-Syndrom
VerursachtRücken-und Flankenschmerzen mit Ausstrahlung in das AbdomenSchmerzen folgen der DermatomausbreitungKeine autonome Begleitsymptome
Weitere
Abdominelle und retroperitoneale Tumoren können Ursache einerHarnwegsobstruktionund vonRücken-/Flankenschmerzen sein.Ileus(Eingeklemmte)HernieMesenterialischämieLungenarterienembolieHerzinfarktmit atypischer Symptomatik
Flankenschmerzen und Schwangerschaft
Ca. 90 % der schwangeren Frauen entwickeln im 3. Trimester eine uni- oder bilaterale Uretererweiterung. Die meisten sind asymptomatisch.Akute Flankenschmerzen entstehen bei ca. 3 % aller Schwangeren.13Die häufigsten Ursachen sindSteinein den oberen Harnwegen und ein oberer Harnwegsinfekt (Pyelonephritis).Siehe auch ArtikelHarnwegsinfekt in der Schwangerschaft.
Anamnese
Besonders zu beachten
Fieber, Symptome der unteren Harnwege und positiver Urinbefund?
Deuten aufHarnwegsinfektionhin.Denken Sie an eine Ausbreitung in die oberen Harnwege und einePyelonephritis(besonders bei hohemFieber).Bei älteren Menschen und Säuglingen können typische Beschwerden fehlen.
Urinkultur anlegen.
Kolikschmerzen oder konstante Schmerzen?
Obstruktion der Ureteren verursacht gewöhnlich vorübergehende Schmerzen.Akute Cholezystitishäufig konstanter
Bekannte Steinerkrankung?
Ein Rezidiv kommt häufig vor.Harn-/Nierensteinschmerzen haben alle Charakteristika von viszeralen Schmerzen.Der Schmerz ist nicht notwendigerweise mit Gewebeschäden relatiert, sondern meist mit Distension und Entzündung verbunden.Die Schmerzen sind oft spontan, kolikartig und häufig begleitet von vegetativen Reflexen in Form vonÜbelkeit und Erbrechen.meist lokalisiert an der Flanke mit Ausstrahlung zu den äußeren Genitalien und der Vorderseite der OberschenkelEineHämaturiekann auftreten.In der Hüfte tritt häufig Muskelverspannung auf.
Rechtsseitige Schmerzen?
Achten Sie besonders auf:GallensteineundCholezystitisAppendizitisgynäkologische Erkrankung.
Linksseitige Schmerzen?
Achten Sie besonders auf:akute PankreatitisDivertikelerkrankunggynäkologische Erkrankung.
Klinische Untersuchung
- Siehe auch den Untersuchungskurs der Universität Freiburg – Nieren.
AllgemeinesErgänzende Untersuchungen in der hausärztlichen Praxis
Auskultation
DarmgeräuscheStrömungsgeräuschIndividuellesprichtAuswahlfürvonGefäßstenoseLaborparametern und Bildgebung je nach wahrscheinlicher Ätiologie
PalpationLabor
Blut
Vergrößerte Leber, Empfindlichkeit am unteren Leberrand beiCholezystitisKlopfempfindliche Nierenlogen beiPyelonephritisund Hydronephrose undUrolithiasis(zuerst leichtes Klopfen, evtl. Palpation)Abwehrspannung/bretthartes Abdomen: Hinweis aufPeritonitis
Spezielle Aspekte – Courvoisier-Zeichen
Vergrößert tastbare Gallenblase beiIkterusSpricht fEntzür eine schleichende Verlegung des Galleabflusses z. B. durch einen Tumor.Wenn eine Gallenwegsobstruktion durchGallensteineverursacht wird, ist die steingefüllte und fibrotische Gallenblase nicht vergrößert.Hat die Obstruktion eine andere Herkunftndungsparameter (z. B.Pankreaskarzinom), ist die Gallenblase vergrößert (aber häufig unempfindlich) und palpabel unterhalb der Leberkante.
Ergänzende Untersuchungen
In der Hausarztpraxis
Urinuntersuchungen
Bakterien, Protein, Blut, z. B. durch Urinstreifentests („U-Stix“, s. u.)UrinkulturMikrohämaturieohne anderen Urinbefund deutet aufSteinerkrankung(Sensitivität > 90 %).
Leitlinie: Uringewinnung bei Verdacht auf Harnwegsinfekt7
Für eine orientierende Urinuntersuchung (z. B. mittels Teststreifen) kann bei entsprechender Fragestellung auf eine Gewinnung von Mittelstrahlurin (zugunsten von Spontanurin) sowie auf eine Reinigung des Introitus vaginae bzw. der Glans penis verzichtet werden.Weiterführende laborchemische und/oder mikrobiologische Untersuchungen erfordern jedoch eine exakte Gewinnung und Verarbeitung des Urins, in der Regel von Mittelstrahlurin. Kontaminationen durch Urethral- und/oder Umgebungsflora sind hierbei gering zu halten.
Leitlinie: Urinteststreifenuntersuchung bei Verdacht auf Harnwegsinfekt7,9
NitrittestIst hochspezifisch (ca. 90 %). Ein positives Ergebnis macht einenHWIsehr wahrscheinlich.Die Sensitivität liegt nur bei ca 40 % (allgemeinmedizinisches Setting).Ein negatives Ergebnis sagt nicht viel aus (kein Nachweis und kein Ausschluss eines HWI).Ein positives Ergebnis ist nur bei einer bestimmten Bakterienkonzentration möglich, die erst nach einer Verweilzeit des Urins in der Blase > 4 h erreicht werden kann.Proteus mirabilis, Enterokokken und Staphylokokken werden nicht erfasst.
LeukozytenesteraseHat eine Sensitivität von 80–90 % und eine Spezifität von ca. 40 % (hausärztliches Setting) für den Nachweis einerHarnwegsinfektion.Ein positives Ergebnis weist auf eine entzündliche Reaktion (z. B. auch beiKolpitis) hin und ist somit wenig spezifisch.
Blut/ProteinDer Nachweis von Blut hat eine hohe Sensitivität bei der Diagnostik einer Harnwegsinfektion, ist aber wenig spezifisch.Der Nachweis von Protein hat keine diagnostische Bedeutung.
Wenn sowohl das Nitritfeld als auch das Leukozytenfeld ein negatives Ergebnis zeigen, fällt die Wahrscheinlichkeit fürZystitisbei typischen Symptomen unter 40 %.Dann sollten die Differenzialdiagnosen (z. B. Vaginitis undChlamydien-Infektion) erwogen werden, auch wenn eine Zystitis weiterhin möglich ist.
siehe Tabelle: Urinstreifentest, Störfaktoren
Bakteriologische Kultur
Sollte bei Verdacht aufPyelonephritisstets durchgeführt werden.Die Grenzen für den Nachweis unrinpathogener Erreger liegen bei:2104cfu/ml für die Diagnose einer akuten Pyelonephritis (Mittelstrahlurin)
Leitlinie: Urinkultur7
Urinproben für die kulturelle mikrobiologische Diagnostik sind unverzüglich zu verarbeiten.Bei einer Probengewinnung am Nachmittag oder in den Nachtstunden und bei fehlender Transport- bzw. sofortiger Verarbeitungsmöglichkeit der Probe, ist der Urin gekühlt bei 2–8 °C zu lagern.Indikationen zur Durchführung einer Urinkultur sind z. B.:rezidivierende Harnwegsinfektionensicherer Ausschluss einer HarnwegsinfektionHarnwegsinfektionen bei Risikogruppen undkomplizierten Harnwegsinfektionen.
Wenn bei Männern mit einerHarnwegsinfektioneine Indikation zurAntibiotikatherapiegestellt wird, sollte vor Therapiebeginn eine Urinkultur durchgeführt und entsprechend resistenzgerecht behandelt werden (B).Nach der Antibiotikatherapie einer akutenunkomplizierten Zystitissoll in der Schwangerschaft die Erregereradikation durch Urinkultur verifiziert werden.
Blutuntersuchungen
Relevant sindCRP, Leukozyten,)- Nierenfunktionsparameter (
HbKreatinin,KreatinineGFR,und LeberenzymeHarnstoff) - Leberfunktionsparameter (
GGTALT, AST, Bilirubin), Cholestaseparameter (Gamma-GT, AP,GOT,GPT) Serum-AmylaseundSerum-Lipase
Urin
- Urinstatus
bei Verdacht aufPankreatitis(Urinteststreifen, Urinsediment) - Urinkultur
Sonografie
VermindertebreitDarmperistaltik:undparalytischerIleusrasch verfügbar, Hinweise u.a. für- Harnaufstau, Nephrolithiasis
Pendelperistaltik: mechanischerIleusEine vergrößerte Gallenblase mit Steinen und ein erweiterter Ductus choledochus:Cholezysto-/CholedocholithiasisEine wandverdickte Gallenblase mit Dreischichtung:, CholezystitisHarnaufstau: Verlegung der Harnwege, z. B. durch KonkrementePankreatitisFreie Flüssigkeit: u. a. BlutungAortenaneurysma/-dissektion
Diagnostik beim Spezialisten
Computertomografie
des Abdomens14-15zielgerichtetesWichtigstes„Low-dose“-CTweiterführendeszurBildgebungsverfahrenSteinsuchebeim Flankenschmerz, da alle wesentlichen Organe und Strukturen abgebildet werden2
Intravenöse Urografie
nativesinCTder Akutdiagnostik nur bei begründetem Verdacht aufIleusNierenkolik,oderd.h.Perforation- bei
den meisten weiteren FragestellungenPatient*innen mitKontrastmittel
MRTrezidivierendendesSteinepisodenAbdomensin der Anamnese9
Maßnahmen und Empfehlungen
Indikationen zur Überweisung
Zur Bildgebung
ComputertomografieNotwendigkeitnativzuzurweiterführenderSteinsucheBildgebung odermitspezialärztlicherKontrastmittelMRTUntersuchungAbdomen
Zum(z.B. Spezialisten
- Urologie, Nephrologie, Gynä
kologischekologie,Überweisung großzügig bei Schwangeren mit unklaren Beschwerden Bei Verdacht auf eine gynOrthopäkologische Beschwerdeursachedie)
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
AkutesBeiAbdomenFieberund VerdachtV.a. aufUretersteineFieberKrankheitsbilder mit Notwendigkeit engmaschiger Überwachung,anhaltendesintravenöserErbrechen,medikamentöserDehydrierung, KreislaufinstabilitätFieber und klinischeTherapie oderlaborchemischeinterventioneller/operativerCholestasezeichenEinseitige Kolikschmerzen, die länger als 72 Stunden andauern.Verdacht auf einenHerzinfarktoderLungenarterienembolieUnsichere DiagnoseUnzureichende SchmerzlinderungUnzureichende Möglichkeit zu Follow-up und Beobachtung
Empfehlungen für Patienten,Behandlungsverfahren Verlaufskontrolle
Die Patienten sollten abgeklärt werden, bis die Ursache für die Flankenschmerzen gefunden oder die Patienten gesund sind.Bei symptomatischen Gallensteinen ist die Rezidivwahrscheinlichkeit hoch: Empfehlung zur elektiven Cholezystektomie.12Kontroll-Urinkultur bei Schwangeren nach abgeschlossener Behandlung einesHarnwegsinfektes7,9
Patienteninformation
Worüber sollten Sie die Patienten informieren?
Über die Art der ErkrankungWann soll die Ärztin/der Arzt wieder kontaktiert werden?Hinweise zu Essen und Trinken (cave beiNierenstein!)?Körpertemperatur kontrollieren.Schmerzstillende Mittel, wann und welche?Über die voraussichtliche Dauer der BeschwerdenÜber die Krankheitsprognose
Patienteniformationen in Deximed
Video
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
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Urologie e. V. (DGU): Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044. S3, Stand 2017.www.awmf.org Deutsche Gesellschaft fürAllgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen. S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektionen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org- Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. AWMF-Leitlinie Nr. 043-025. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
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Autoren
DietrichMichaelAugustHandke, Prof. Dr. med.,ArztFacharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburgimi.BreisgauBr.- Steinar J. Karlsen, tidligere klinikksjef og professor dr. med., Oslo Urologiske Universitetsklinikk, Aker universitetssykehus helseforetak og Universitetet i Oslo
- Even Lærum, professor i allmennmedisin, Seksjon for allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Universitetet i Oslo
- Per Inge Lundmo, overlege Kirurgisk klinikk, Urinveissykdommer, RiT og professor Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim