Definition:Eine Aortendissektion bezeichnet eine Verletzung der inneren Gefäßwand der Aorta mit Einblutung zwischen die Gefäßwandschichten. Abhängig von der Lokalisation unterscheidet man Dissektionen Typ A nach Stanford mit Beteiligung der Aorta ascendens und/oder des Aortenbogens und Typ B nach Stanford, die sich auf die Aorta descendens beschränken.
Häufigkeit:Die Inzidenz von Aortendissektionen liegt bei etwa 6/100.000 Fälle pro Jahr, wobei Typ-A-Dissektionen häufiger auftreten.
Symptome:Typisch sind plötzliche, stärkste Brustschmerzen, seltener auch Rücken- oder Bauchschmerzen. Durch Minderperfusion der Aortenäste kann es zu Organschädigung und vielseitigen weiteren Symptomen kommen.
Befunde:Bei schweren Verläufen Kreislaufinstabilität bis zum Schock. Im Übrigen oft arterieller Hypertonus, Blutdruck- oder Pulsdifferenz beider Arme, Pulsdefizit, neu aufgetretenes Diastolikum bei Aortenklappeninsuffizienz.
Diagnostik:Zeitnahe Diagnostik zum Ausschluss anderer Differenzialdiagnosen und Nachweis der Aortendissektion mittels bildgebender Untersuchung (CT-Angiographie, Echokardiografie, seltener MRT)
Therapie:Behandlung in einem spezialisierten Zentrum. Bei Typ-A-Dissektionen unverzügliche chirurgische Therapie mit Implantation einer Aortenprothese. Bei Typ-B-Dissektion konservative Therapie oder endovaskuläre Therapie, seltener chirurgische Therapie.
Allgemeine Informationen
Definition
Eine akute Aortendissektion (AAD) bezeichnet eine Verletzung der aortalen Gefäßwand mit intramuraler Einblutung und Auftrennung der Gefäßwandschichten.1-4
wichtigste Entität des akuten Aortensyndroms (AAS)
seltenes, jedoch akutes und lebensbedrohliches Krankheitsbild
Einteilung nach Lokalisation entsprechend der Stanford-Klassifikation1-2
Stanford-Typ A: mit Beteiligung der Aortenwurzel und Aorta ascendens
Stanford-Typ B: beginnt im absteigenden Ast der Aorta ohne Beteiligung der Aorta ascendens
Klinisch manifestiert sich eine Aortendissektion mit plötzlichem, starkem, restrosternalem Brustschmerz bzw. Rückenschmerzen
abhängig von der Lokalisation ggf. Ausstrahlung zwischen die Schulterblätter bzw. in Abdomen und Rücken
Komplikationen der Aortendissektion
Aortenruptur
Ischämien in versorgten Organen und Extremitäten, z. B. ischämischer Schlaganfall
Bei einer akuten Aortendissektion kommt es zum Einriss der innersten Gefäßwandschicht, der Intima, z. T. auch der Media.
In diese Aufspaltung der Gefäßwand tritt das strömende Blut ein (Entry).
Aufspaltung in der Regel in Richtung des Blutstroms
Durch fortschreitende Aufspaltung entstehen zwei Lumina, das wahre und falsche Gefäßlumen, die durch die Dissektionsmembran voneinander getrennt sind.
Bei einem ggf. vorhandenen distalen, erneuten Intimaeinriss kann es zum Wiedereintritt des Blutes aus dem falschen in das richtige Lumen kommen (Re-Entry).
Berücksichtigung individueller klinischer und anatomischer Aspekte2
Leitlinie: Empfehlungen für die Behandlung der Aortendissektion2-4
Bei allen Patient*innen mit Aortendissektion wird eine medikamentöse Therapie einschließlich Schmerzstillung und Blutdruckeinstellung empfohlen (I/C).
Bei Patient*innen mit Typ-A-Aortendissektion wird ein dringlicher chirurgischer Eingriff empfohlen (I/B).
Bei Patient*innen mit akuter Typ-A-Aortendissektion und einer Malperfusion von Organen sollte ein Hybrid-Eingriff (d. h. Ersatz der Aorta ascendens und/oder des Aortenbogens zusammen mit einer perkutanen zusätzlichen aortalen oder arteriellen Seitenastprozedur) erwogen werden (IIa/B).
Bei unkomplizierter Typ-B-Aortendissektion wird empfohlen, immer eine medikamentöse Therapie durchzuführen (I/C).
Bei unkomplizierter Typ-B-Aortendissektion sollte zusätzlich eine thorakale endovaskuläre Aortenreparatur (TEVAR) erwogen werden (IIa/B).
Bei komplizierter Typ-B-Aortendissektion wird eine thorakale endovaskuläre Aortenreparatur (TEVAR) empfohlen (I/C).
Bei komplizierter Typ-B Aortendissektion kann ein chirurgischer Eingriff erwogen werden (IIb/C).
Im weiteren Verlauf Umstellung auf eine orale antihypertensive Medikation2
Senkung auf 130/80 mmHg und tiefer (wenn toleriert)
In den meisten Fällen ist eine Kombinationstherapie mit mehreren Antihypertensiva notwendig.1
Analgesie
Suffiziente Analgesie, z. B. mit Opioidanalgetika (Morphin)1
Operative Therapie
Aortendissektion Typ A
Indikation zur unverzüglichen chirurgischen Therapie3-4
Offen chirurgischer Ersatz der Aorta mit Aortenprothese aus Kunststoff1
Ein häufig eingesetztes Material für Gefäßprothesen ist das Polymer Dacron.
auch klappentragendes Conduit verfügbar (Gefäßprothese mit Herzklappe)
Bei langen Dissektionen bis in die distale Aorta Einsatz einer Gefäßprothese mit frei flottierendem distalen Ende in der Aorta descendens, das in einem Zweiteingriff an eine weitere Prothese angeschlossen wird (Elephant-Trunk-Technik).1
Aufrechterhaltung des Kreislaufs durch Herz-Lungen-Maschine
Ggf. weitere herz- und gefäßchirurgische Maßnahmen (z. B. Aortenklappenreparatur)
Bei Malperfusion mit Organschädigung kommen ggf. Hybrid-Eingriffe zum Einsatz.4
offen chirurgischer Ersatz der Aorta ascendens und/oder des Aortenbogens
parallel perkutane aortale oder arterielle Seitenastprozedur
Aortendissektion Typ B
Mögliche Indikation bei komplizierter akuter Aortendissektion Typ B2-3
primär wird oft eine endovaskuläre Therapie angestrebt2,4
bei Kontraindikationen oder Versagen der endovaskulären Therapie2
Es fehlen randomisierte Studien, die ein endovaskuläres oder offenes Vorgehen bei akuter komplizierter Typ-B-Dissektion vergleichen.2
Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Typ B Aortendissektion. AWMF-Leitlinie Nr. 004–034. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Pocket-Leitlinie: Aortenerkrankungen. Stand 2014. www.dgk.de
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Autor*innen
Jonas Klaus, Arzt, Freiburg im Breisgau
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Eine Aortendissektion bezeichnet eine Verletzung der inneren Gefäßwand der Aorta mit Einblutung zwischen die Gefäßwandschichten. Abhängig von der Lokalisation unterscheidet man Dissektionen Typ A nach Stanford mit Beteiligung der Aorta ascendens und/oder des Aortenbogens und Typ B nach Stanford, die sich auf die Aorta descendens beschränken.