Aortendissektion

Wenn es zu einer Rissbildung an der Innenwand der Hauptschlagader kommt, sodass Blut in die Wand des Blutgefäßes eindringt und dazu führt, dass sich die inneren Schichten der Gefäßwand von der äußeren Schicht trennen, wird das als Aortendissektion bezeichnet.

Was ist eine Aortendissektion?

Arterien und Venen im Bauch und in der Leiste
Arterien und Venen im Bauch und in der Leiste
Aortendissektion

Die Aorta, die große Hauptschlagader des Körpers, geht vom Herzen aus. In der Brusthöhle gehen Arterien ab, die in den Kopf und in die Arme führen, in der Bauchhöhle gehen weitere Arterien zu den Organen im Bauch ab. Die Aorta endet im Becken, wo sie sich in Arterien zur Versorgung der beiden Beine aufteilt. Ab hier wird sie Arteria iliaca (Beckenarterie) genannt.

Wenn es zu einer Rissbildung an der Innenwand der Hauptschlagader kommt, sodass Blut in die Wand des Blutgefäßes eindringt und dazu führt, dass sich die inneren Schichten der Gefäßwand von der äußeren Schicht trennen, wird das als Aortendissektion bezeichnet. Die Symptome einer Aortendissektion sind plötzliche, sehr starke Brust- oder Bauchschmerzen. Diese Schmerzen entstehen innerhalb weniger Sekunden und können zwischen die Schulterblätter und weiter in den Rücken ausstrahlen.

Ursache

Die Aortendissektion entsteht aufgrund einer Schwäche in der Wand der Hauptschlagader. Eine solche Schwäche kann angeboren sein, die Folge einer Arteriosklerose oder einer Bindegewebserkrankung sein oder durch Verletzungen bei einer Operation oder einem Unfall entstehen. Blut strömt in die Wand des Blutgefäßes und presst sich durch den vorhandenen Druck immer weiter in die Gefäßwand. Das kann dazu führen, dass die Hauptschlagader reißt, was zu einer sehr schweren und lebensbedrohlichen Blutung führt. Bei älteren Patienten sind häufig Arteriosklerose und Bluthochdruck die Ursache, bei Jüngeren dagegen meist angeborene Bindegewebserkrankungen oder Herzklappenfehler.

Eine Aortendissektion ist ein unbedingter Notfall, der die sofortige Einweisung ins Krankenhaus zur Behandlung erfordert.

Diagnostik

Aortendissektion, Angiografie

Der Verdacht auf eine Aortendissektion stellt sich anhand der typischen Symptome, und Betroffene müssen sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Aortendissektion kann mit einem akuten Herzinfarkt oder seltener mit einer Lungenembolie verwechselt werden. Im Krankenhaus wird die Diagnose mithilfe einer Computertomografie (CT), möglicherweise mit einer sogenannten Echokardiografie (Ultraschall) oder seltener mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) gestellt.

Therapie

Die Behandlung ist davon abhängig, in welchem Bereich der Hauptschlagader es zur Dissektion gekommen ist. Eine Dissektion im ersten aufsteigenden Teil der Aorta ist am gefährlichsten (eine sogenannte A-Dissektion) und muss so schnell wie möglich operiert werden. Falls die Dissektion nur im absteigenden Teil der Hauptschlagader (sogenannte B-Dissektion auftritt) werden in unkomplizierten Fällen die besten Ergebnisse mit einer konservativen Behandlung erreicht, also einer strikten Blutdrucktherapie und engmaschigen Kontrolle. In komplizierteren Fällen ist eine Operation mit einem offenen Eingriff ins Gefäß oder durch Einsetzen eines Stents über einen in die Blutbahn eingeführten Katheter meist unabdingbar.

Prognose

Ohne Behandlung ist die Prognose schlecht. Die Sterblichkeit liegt bei ca. 20 %, bevor die Patienten das Krankenhaus erreichen, und bei 30 % während des Aufenthalts im Krankenhaus. Bei einer erfolgreichen Behandlung liegt die Zehn-Jahres-Überlebensrate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bei bis zu 60 %.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Aortendissektion. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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