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Palliative Therapie bei malignen gastrointestinalen Obstruktionen

Allgemeine Informationen

Definition

Palliativmedizin

  • Die Palliativmedizin1 beschäftigt sich mit der Behandlung, Forschung und fachlichen Weiterentwicklung zugunsten von Patient*innen mit einer unheilbaren Krankheit und nur noch kurzer Lebenserwartung, häufig definiert als weniger als 9–12 Monate.
  • Das Fach widmet sich intensiv der palliativen Behandlung bei malignen Erkrankungen. Auch bei anderen Erkrankungen wie progressiven neurologischen Erkrankungen oder AIDS kann die palliativmedizinische Versorgung der Betroffenen von großer Bedeutung sein.

Palliation von Magen-Darm-Symptomen

  • Viele Patient*innen mit einer malignen Erkrankung leiden unter Beschwerden des Magen-Darm-Trakts.
  • Diese Symptome können dabei für die Patient*innen ebenso belastend sein wie Schmerzen.
  • Die häufigsten und schwersten Symptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Obstipation.
    • Sowohl die Obstipation als auch die Mundtrockenheit werden bei Patient*innen mit malignen Erkrankungen als Beschwerden häufig unterschätzt und vernachlässigt.

Maligne gastrointestinale Obstruktion

  • Maligne Prozesse können von der Speiseröhre bis zum Enddarm auf allen Ebenen des Magen-Darm-Trakts zu einer Obstruktion führen.
  • Die maligne gastrointestinale Obstruktion bezeichnet einen klinisch und in der Bildgebung nachweisbaren gastrointestinalen Verschluss aufgrund eines inkurablen intraabdominalen Tumors oder einer intraperitonealen Metastasierung.1-2
  • Als maligne intestinale Obstruktion (MIO) bezeichnet man einen Ileus jenseits des Treitz-Bandes bei einem bekannten intraabdominellen nichtkurablen Malignom oder einem extraabdominellen Malignom mit eindeutiger Peritonealkarzinose.1
  • Einteilung1
    • komplette oder inkomplette Obstruktion
    • uni- oder multilokulär

Ätiologie und Pathogenese

  • Der Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-3
    • Extraluminal mechanisch
      • Primärtumor
      • Metastasen
      • Adhäsionen
      • Fibrose, z. B. nach Strahlentherapie
    • Intraluminal, z. B. Ausbreitung des Tumors
    • Infiltration des Tumors führt zum Verlust der Darmwandelastizität: intestinale Linitis plastica
    • Die Infiltration des Tumors in das Mesenterium, den Plexus coeliacus oder andere Nervenstrukturen beeinträchtigt die Darmmotilität.

    Häufigkeit

    Diagnostik

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1

    Anamnese

    • Die Symptome hängen davon ab, welcher Teil des Darms von der Obstruktion betroffen ist (s. o.).
    • Gezielt fragen nach:
    • Wiederholte Erfassung der genannten Symptome vor, während und nach der symptomatischen Therapie.
    • Vorgeschichte und -behandlungen
      • Bauch-OP?
      • Interventionelle Therapien?
      • Bestrahlungen?
    • Aktuelle Behandlung
      • Diät? Änderung der Ernährung?
      • Medikamente?
    • Gezielte Suche nach Hinweisen auf potenzielle Ursachen der Obstruktion (s. o.)

    Klinische Untersuchung

    • Die wichtigsten klinischen Befunde sind kolikartige Schmerzen, ein hyperaktiver, aufgetriebener Darm und Erbrechen.
    • Ob weiterführende diagnostische Maßnahmen notwendig und sinnvoll sind, ist individuell abzuwägen. Dabei spielen u. a. folgende Kriterien eine Rolle:1
      • klinische Gesamtsituation
      • bestehende systemische Therapieoptionen
      • Operabilität
      • Vorbefunde.

    Therapie

    • In diesem Abschnitt finden Sie allgemeine Hinweise zur Palliativbehandlung bei gastrointestinalen Obstruktionen.
    • Lokalisationsspezifische Hinweise zur Diagnostik und Therapie werden in den nachfolgenden Abschnitten behandelt.

    Allgemeines zur Therapie

    Übelkeit und Erbrechen

    Leitlinie Palliativmedizin: Antiemetika bei MIO1

    • Bei inkompletter MIO
      • Prokinetika wie Metoclopramid sollten zur Antiemese eingesetzt werden (IV/B).
    • Bei kompletter MIO
      • Prokinetika wie Metoclopramid sollten zur Antiemese nicht eingesetzt werden (IV/B).
      • Antipsychotika – wie Haloperidol*, Levomepromazin* oder Olanzapin* – oder Antihistaminika sollten allein oder in Kombination zur Antiemese eingesetzt werden (III–IV/B).
      • 5HT3-Antagonisten* können zur Antiemese in Kombination mit typischen und atypischen Antipsychotika und Antihistaminika eingesetzt werden (IV/C).
    • Anticholinergika
      • Anticholinergika wie Butylscopolamin* können zur Reduktion der gastrointestinalen Sekretion eingesetzt werden (III/C).
      • Nicht mit Prokinetika kombinieren (IV/C)!
    • Somatostatinanaloga
      • Können zur Reduktion der gastrointestinalen Sekretion eingesetzt werden (Ib/C).
        • alleine oder in Kombination mit Butylscopolamin* (IV/C)
    • Säuresekretionshemmer
      • Ranitidin* oder Protonenpumpen-Hemmer** können zur Sekretionsminderung eingesetzt werden.
    • Glukokortikoide**
      • Können als Therapieversuch zur Passagewiedereröffnung für 5–10 Tage eingesetzt werden (Ib/C).

    * Ranitidin darf in der gesamten EU nicht mehr vertrieben werden, wegen Verunreinigungen mit dem kanzerogenen Nitrosamin Nitrosodimethylamin. 6

    ** Off-Label-Use

    • Ablaufsonden1
      • Zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen, wenn eine OP nicht möglich und die symptomatische Therapie nicht ausreichend ist, kann vorübergehend eine nasogastrale Sonde verwendet werden.
      • Ist diese Maßnahme erfolgreich, Anlage einer Ablauf-PEG prüfen.

    Bauchschmerzen1

    • Medikamentöse Therapie mit Nicht-Opioiden wie Metamizol sowie mit Opioiden
      • Dosierungsbeispiele
        • Metamizol 1.000–4.000 mg/Tag s. c. Infusion (off label) oder i. v.
        • Morphin (oder äquivalente Dosis eines anderen Stufe-III-Opioids) 10–20 mg/Tag s. c. oder bei vorbehandelten Patient*innen von der entsprechenden Opioiddosis aus titrieren.
    • Bei kolikartigen Schmerzen
      • Butylscopolamin 40–80 mg/Tag s. c. oder i. v.
      • Keine motilitätssteigernden Mittel wie Prokinetika oder stimulierende Laxanzien!
    • Mögliche Kombination: Morphin, Haloperidol (off label) und Butylscopolamin als kontinuierliche subkutane Infusion

    Operation1

    • Multidisziplinär entscheiden:
      • Viszeralchirurgie
      • Palliativmedizin
      • Anästhesie
      • ggf. weitere Fachgebiete.
    • Durchführung
      • durch eine in der Tumorchirurgie erfahrene Person
      • in Einzelfällen auch laparoskopisch

    Gabe von Flüssigkeit, Nahrung und Medikamenten1

    • Bei anhaltendem Erbrechen und Resorptionsstörungen: Medikamente parenteral verabreichen.
    • Flüssigkeit oral anbieten.
    • Nach Möglichkeit orale Kost anbieten.
    • Bei Elektrolytstörungen und Dehydrierung: Ausgleich über Infusionen bis zur Entscheidung über eine operative oder interventionelle Therapie der Obstruktion
    • Nach Entscheidung zu rein symptomatischer Therapie: Parenterale Flüssigkeitsgabe erwägen.
    • Bei einer verbleibenden Lebenserwartung von wenigen Wochen sollte eine parenterale Ernährung kritisch abgewogen werden (III/B).
    • Bei einer erwarteten Überlebenszeit von mehreren Wochen oder Monaten soll eine parenterale Ernährung erwogen werden (III/A).

    Supportive und pflegerische Maßnahmen1

    • Bei Mundtrockenheit (siehe auch Artikel Palliative Therapie bei oralen Beschwerden)
      • Mundpflege anbieten.
      • regelmäßige Lippenbefeuchtung
      • etwas zum Lutschen
        • Eiswürfel
        • Crushed Ice
        • gefrorene Fruchtstückchen
        • saure Bonbons
        • Kaugummi
    • Bei Meteorismus
      • feucht-warme Wickel oder warme Bauchauflagen
      • Bei kommunikationseingeschränkten Patient*innen: Vorsicht mit zu heißen Wärmflaschen oder Heizdecken!

    Gesprächsführung

    • Vorausschauende Versorgungsplanung
      • frühzeitig begonnene Gespräche mit den Betroffenen einschließlich Angehörigen über:
        • möglichen Krankheitsverlauf
        • Therapieoptionen und -ziele
        • Patientenwünsche
        • Aktualisierung und Konkretisierung des Behandlungsplans.
      • Vor einer anstehenden Operation oder interventionellen Therapie über mögliche postinterventionelle Behandlungsbegrenzungen sprechen.
    • Krankheitsbedingte psychische Belastung beachten. Im Gespräch allen Emotionen Raum geben, z. B. Ekel- und Schamgefühle bei MOI-bedingtem Erbrechen.

    Ösophagus

    • Ösophaguskarzinome haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose meist bereits stark ausgebreitet, sodass eine kurative Therapie lediglich bei etwa 25 % der Patient*innen infrage kommt.

    Diagnostik und Therapie

    • Auch einige der Patient*innen, die mit dem Ziel der Kuration behandelt werden, benötigen später eine palliative Therapie.
    • Symptome einer Obstruktion
      • Dysphagie: sämtliche Schweregrade
      • vollständige Obstruktion
    • Therapie
      • selbstexpandierender Metallstent (SEMS)

    Magen und Duodenum

    • Entscheidend für die Wahl der Behandlung sind das Alter und der Allgemeinzustand der Patient*innen, die Ausbreitung des Malignoms und die Lebenserwartung.
    • Mögliche Ursachen einer Obstruktion
      • primäres Magen- oder Duodenalkarzinom
      • Sonstige Malignome, die die Passage behindern („Gastric Outlet Obstruction“).

    Diagnostik

    Therapie

    • Konservative Therapie
    • Operative Therapie
      • Palliative Resektion ist indiziert, wenn
        • der Tumor als resektabel eingeschätzt wird – und –
        • der Allgemeinzustand relativ gut ist und die Lebenserwartung mehr als 6 Monate beträgt.
      • Bypass-Operation (Gastroenterostomie) ist indiziert bei:
        • Obstruktionen am Magenausgang infolge nichtresektabler Tumoren7
        • einer Lebenserwartung von mehr als 3 Monaten.
      • perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)
        • Minimalinvasives Verfahren, das angewendet werden kann, wenn die übrigen Methoden nicht infrage kommen.
    • Endoskopische Therapie (via Gastroduodenoskopie) 
      • selbstexpandierender Stent (SEMS)
        • Kann bei fortgeschrittener Erkrankung und Lebenserwartung von wenigen Monaten oder schlechtem Allgemeinzustand (ECOG 3–4, entspricht etwa einem Karnofsky-Score von 20–30 %) erwogen werden.1
        • Kurzfristige Ergebnisse sind besser als bei der Bypass-Operation, aber Rezidive häufig.

    Gallenwege

    • Maligne Obstruktionen der Gallenwege, gleich ob teilweise oder vollständig, sind meist in den extrahepatischen Gallengängen lokalisiert, können grundsätzlich jedoch alle Abschnitte betreffen.
    • Ursachen
      • Die häufigste Ursache sind Pankreaskarzinome. Bei mehr als 80 % der Patient*innen mit einem periampullären Pankreaskarzinom liegt zum Zeitpunkt der Diagnose eine klinische Cholestase mit Ikterus vor.
      • Auch primäre Gallengangskarzinome können zu einer Cholestase führen.
      • Obstruktionen der Gallenwege können zudem auf eine Kompression durch andere Tumoren zurückzuführen sein, z. B. Lymphknotenmetastasen im Leberhilus.
      • Auch eine benigne Obstruktion, etwa durch Gallensteine, ist möglich.
    • Die Diagnostik liefert wertvolle Informationen für die Wahl der Behandlung:
      • kurative Therapie
      • Palliation – oder –
      • onkologische Therapie mit kurativer Intention.
    • Die Diagnostik und die Therapie finden im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen gastroenterologischen Chirurgen, Onkologen, Radiologen oder anderen relevanten Spezialisten statt.

    Diagnostik

    Typische Symptome

    Ergänzende Untersuchungen

    • Sonografie von Leber, Gallenwegen und Pankreas
    • CT des Abdomens, evtl. ergänzende MRT und MRCP (mit Kontrastmittel in den Gallenwegen)
    • Evtl. ERCP, wenn als Therapie indiziert

    Therapie

    • Symptomatische Behandlung der Übelkeit und der Schmerzen (siehe Abschnitt Allgemeines zur Therapie)
    • Indikationen für eine Entlastung der Gallenwege
      • Linderung der subjektiven Symptome infolge des Ikterus und Pruritus
      • Therapie und Prävention einer Cholangitis
      • Schmerzlinderung
    • Interne Gallengangstents
      • „minimalinvasive“ Methode, selbstexpandierende Metallstents (SEMS) am häufigsten verwendet
      • Einbringung der Stents meist im Rahmen einer ERCP
      • alternativ im Rahmen einer ultraschallgesteuerten perkutanen transhepatischen Cholangiografie und Drainage (PTC/PTD)
      • Die fotodynamische endoskopische Therapie (PTD) wird als vielversprechend beschrieben.
    • Palliative Operationen
      • Zum Beispiel Cholangiojejunostomie (Bypass); indiziert, wenn das Legen eines internen Stents nicht möglich ist.
      • Eingriffe sind mit hoher Komplikationsrate verbunden.

    Dünndarm, Dickdarm und Enddarm

    • Ursachen von MIO
      • am häufigsten primäre Kolonkarzinome
      • gynäkologische Malignome, insbesondere Ovarialkarzinome
      • Metastasen: am häufigsten bei Mammakarzinomen und malignen Melanomen
      • bei Verdacht auf eine maligne Obstruktion bei 1 von 3 Patient*innen Nachweis einer benignen Ursache: Obstipation, Adhäsionen, innere Hernie, evtl. auch neuromuskuläre Störung (Pseudoobstruktion)

    Diagnostik1

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1

    Ziele

    • Nachweis einer etwaigen mechanischen Obstruktion, von Ausprägung und Zahl der Obstruktionen
    • Ermittlung der Obstruktionsursachen

    Symptome1

    • Bauchschmerzen
      • häufig konstante Schmerzen, evtl. schubweise verstärkt durch Darmkontraktionen
      • aufgetriebenes Abdomen, Meteorismus
      • Solange die Obstruktion nicht vollständig ist, können Winde abgehen.
    • Obstipation1,8
      • bei kompletter Obstruktion: kein oder wenig Stuhl
      • bei inkompletter Obstruktion: evtl. noch zeitweise Stuhlgang
      • evtl. Pseudodiarrhö durch bakterielle Übersiedlung proximal der Engstelle
    • Übelkeit, Erbrechen
    • Sodbrennen
    • Mundtrockenheit
    • Appetit- und Gewichtsverlust
    • Nach Lokalisation des Passagehindernisses1,9
      • Magenausgang und Duodenum (s. o.): Erbrechen von unverdauter Nahrung als dominierendes Symptom, evtl. Bauchschmerzen
      • Dünndarm: kolikartige Schmerzen im Epigastrium und umbilikal, evtl. Erbrechen und Meteorismus
      • Kolon: Meteorismus als dominierendes Symptom, evtl. Schmerzen im Unterbauch und paraumbilikal, Erbrechen bis zum Miserere nur als spätes Symptom

    Differenzialdiagnosen1

    • Paralytischer Ileus (siehe auch Artikel Akuter Darmverschluss)
      • In der Palliativsituation gelten dieselben Behandlungsprinzipien wie bei der MIO.
    • Intestinale Obstruktionen nicht maligner Ursache, z. B.:
      • Adhäsionen und Briden nach OP
      • Bei klar lokalisierter Ursache kann eine operative Therapie sinnvoll sein (Näheres siehe Artikel Akuter Darmverschluss).
    • Obstipation
      • Eine schwere Obstipation, evtl. mit Kotsteinen, kann klinische Zeichen einer MIO aufweisen.
      • In der Palliativsituation ist besonders auch an Medikamente – wie Opioide oder Anticholinergika – als mögliche Verursacher einer schweren Obstipation zu denken.
      • Therapie siehe Artikel Obstipation, palliative Behandlung.
      • (Sekundäre) Obstipation ist aber auch ein häufiges Symptom von MIO (s. o.).

    Ergänzende Untersuchungen1

    • Rektal-digitale Tastuntersuchung
    • CT Abdomen
      • Wenn operative, interventionelle oder systemische Therapien in Erwägung gezogen werden.
      • Oder wenn es zur Diagnosestellung und Entscheidungsfindung mit der betroffenen Person notwendig ist.
      • Mehrschicht-CT als 1. Wahl empfohlen
        • Röntgenübersichtsaufnahmen des Abdomens haben deutlich geringere Präzision.
        • Untersuchungen mit Kontrastmittel nur in Ausnahmefällen
    • Sonografie Abdomen
      • Wenn die CT nicht gewünscht oder nicht möglich ist.
      • oder im Rahmen der Verlaufsbeurteilung unter der Therapie
    • Labor
      • Zur Abschätzung des Risikos, wenn eine OP oder interventionelle Therapie erwogen wird.
      • ggf. zu untersuchen:

    Therapie

    • Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem klinischen Zustand der Patient*innen, ihren Wünschen sowie den Befunden, die im Rahmen der Diagnostik erhoben wurden.
    • Die Therapie sollte von einem interdisziplinären Team geplant werden.
    • Der primäre Zweck der Behandlung besteht in der Verbesserung der Lebensqualität.
    • Als wichtige Faktoren bei der Wahl der Therapie sind folgende Fragestellungen zu berücksichtigen:
      • Besteht eine mechanische oder eine funktionelle Obstruktion?
      • Welche Maßnahmen sind realistisch und durchführbar?
      • Welches Verfahren ist am effektivsten und am schonendsten?
      • Mit welchen Risiken sind die einzelnen Verfahren verbunden?

    Symptomatische Therapie

    Operative Therapie

    • Optionen
      • Anlegen eines Stomas
      • Bypass-Operationen
      • Resektionen
    • Kontraindikationen einer Operation
      • Patient*innen lehnen den Eingriff ab.
      • reduzierter Allgemeinzustand
      • ausgeprägte Karzinose und/oder ausgeprägter Aszites
      • Obstruktion auf mehreren Ebenen
      • geringe Lebenserwartung
      • sonstige Faktoren wie hohes Alter, Komorbidität, schlechter Ernährungszustand, ausgebreitete maligne Erkrankung
      • frühere palliative Operationen

    Endoskopische Verfahren

    • Stentanlage kann bei umschriebener, isolierter Obstruktion erwogen werden, vor allem auch wenn eine OP aufgrund von Komorbiditäten schwierig erscheint.1 
    • Häufig erfolgreiche und dauerhafte Besserung durch selbstexpandierende Metallstents (SEMS)10
      • Stents sind für den Dickdarm gut geeignet, bei distalen Tumoren im Rektum jedoch nicht.
    • Endoskopische Laserbehandlung von Blutungen, ggf. zur Reduzierung des Tumorvolumens

    Konservative Therapie

    • Als Ergänzung zu operativen Eingriffen oder wenn eine Operation nicht gewünscht wird oder nicht möglich ist.
    • Siehe auch die Artikel zur palliativen Schmerztherapie und zur Palliation von Übelkeit und Erbrechen.
    • Bei inkompletter MIO1
      • Zum Ableiten von Gasen: Darmrohr einführen.
      • zur Unterstützung der Darmpassage: Einläufe
    • Schmerzen und Übelkeit
    • Darmödem
      • Steroide zur Verringerung der Obstruktion durch Reduzierung des Darmödems, zusätzlich Linderung von Schmerzen und Übelkeit
      • z. B. Dexamethason: 8–16 mg/Tag in 1 oder 2 Dosen, intravenös oder subkutan

    Zervixkarzinom

    Leitlinie: Zervixkarzinom – Therapie bei MIO5

    • Wenn die MIO nicht ursächlich behandelt werden kann, ist eine symptomorientierte Therapie indiziert.
    • Bei ausgeprägtem und belastendem Erbrechen sollte mit den Patientinnen die passagere Anlage einer Nasogastralsonde besprochen und kritisch abgewogen werden.
    • Bei Patientinnen in früheren Krankheitsphasen kann das Gespräch über die Möglichkeit der Anlage einer großlumigen perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) zur dauerhaften Ableitung des Magen-Darminhaltes indiziert sein.
    • Zur symptomatischen Therapie können andere operative Eingriffe wie das Anlegen eines Anus praeter indiziert sein.
      • absolute OP-Kontraindikationen 
        • vorausgegangene Laparotomie mit inoperablem Befund oder diffuser Metastasierung
        • ausgeprägte Motilitätsstörung
        • palpaple abdominelle Tumormassen
        • ausgeprägter Aszites
      • relative Kontraindikationen
        • schwer kontrollierbare Symptome (z. B. Dyspnoe)
        • schlechter Allgemein- oder Ernährungszustand
        • fortgeschrittenes Alter in Kombination mit Kachexie
    • Weitere Maßnahmen
      • evtl. parenterale Nahrungs-/Flüssigkeitszufuhr
      • Antiemetika
      • Hemmung der gastrointestinalen Sekretion und Peristaltik
        • Anticholinergika (z. B. Butylscopolamin 40–120 mg/Tag s. c.
        • Octreotid (3 x 100–500 µg/Tag s. c.)

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
      • Verlauf
        • Meist entwickelt sich eine MIO schleichend über Tage bis Wochen.
        • Akute Verläufe, die eine Notfallintervention erfordern, sind selten.
        • Auch intermittierende Verläufe und Spontanremissionen sind möglich.
        • Eine MIO stellt oft eine starke psychische Belastung für die Betroffenen dar.
      • Komplikationen
      • Prognose
        • heterogen
        • in der Palliativsituation oft nur wenige Wochen oder Tage

      Weitere palliative Therapien

      Patienteninformationen

      Patienteninformationen in Deximed

      Palliative Behandlung bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen

      Weitere Informationen

      Quellen

      Leitlinien

      • Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019. www.awmf.org
      • Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Leitlinie Nr. 032-033OL. S3, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org

      Literatur

      1. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019 www.awmf.org
      2. Anthony T, Baron T, Mercadante S et al. Report of the clinical protocol committee: development of randomized trials for malignant bowel obstruction. J Pain Symptom Manage 2007; 34(1 Suppl): S49-59. PMID: 17544243 PubMed
      3. Ripamonti C, Twycross R, Baines M et al. Clinical-practice recommendations for the management of bowel obstruction in patients with end-stage cancer. Support Care Cancer 2001; 9(4): 223-33. PMID: 11430417 PubMed
      4. Ripamonti CI, Easson AM, Gerdes H. Management of malignant bowel obstruction. Eur J Cancer 2008; 44(8):1105-15. PMID: 18359221 PubMed
      5. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Leitlinie Nr. 032-033OL. S3, Stand 2014 (abgelaufen). www.awmf.org
      6. arznei-telegramm. Vom Niedergang der H2-Antagonisten. a-t 05/2020. www.arznei-telegramm.de
      7. Jeurnink SM, Steyerberg EW, Hof G, et al. Gastrojejunostomy versus stent placement in patients with malignant gastric outlet obstruction: a comparison in 95 patients. J Surg Oncol 2007; 96: 389-96 PubMed
      8. Ripamonti C. Malignant bowel obstruction. In: Gastrointestinal Symptoms in Advanced Cancer Patients, C. Ripamonti and E. Bruera, Editors. 2002, Oxford University Press: Oxford
      9. Bausewein C, Roller S, Voltz R. Leitfaden Palliative Care. München: Urban&Fischer 2015.
      10. Larssen L, Medhus AW, Hjermstad MJ, et al. Patient-reported outcomes in palliative gastrointestinal stenting: a Norwegian multicenter study. Surg Endosc 2011; 25(10):3162-9. PubMed

       Autor*innen

      • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg

      Frühere Autor*innen

      • Ingard Løge, spesialist i allmennmedisin, redaktør NEL
lindrende behandling; palliativ behandling; palliativ behandling av malign obstruksjon; Malign obstruksjon; obstruksjon
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Palliative Therapie bei malignen gastrointestinalen Obstruktionen
DDD MK 30.06.2020 keine inhaltlichen Änderungen gemäß neuer Palliativ-LL erforderlich. BBB MK 26.05.2020 Ranitidin vom Markt.
CCC MK 18.06.2019, komplett überarbeitet, umgeschrieben, LL berücksichtigt. dtsch LL chck go 11.5.
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Die Palliativmedizin1 beschäftigt sich mit der Behandlung, Forschung und fachlichen Weiterentwicklung zugunsten von Patient*innen mit einer unheilbaren Krankheit und nur noch kurzer Lebenserwartung, häufig definiert als weniger als 9–12 Monate.
Palliativmedizin
Maligne gastrointestinale Obstruktion, palliative Behandlung
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Maligne gastrointestinale Obstruktion, palliative Behandlung
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