Definition:Karzinom am Gebärmutterhals, Zervixkarzinom, tritt als Plattenepithelkarzinom (ca. 80 %) oder als Adenokarzinom auf. Die Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) ist in der Regel eine Voraussetzung für die Entwicklung des Karzinoms.
Häufigkeit:4.600 Neudiagnosen in Deutschland jährlich, Inzidenz 11/100.000 Frauen/Jahr.
Symptome:Kontaktblutungen, unregelmäßige Blutungen, vaginaler Ausfluss; häufig asymptomatisch.
Befunde:In der frühen Phase gibt es häufig keinen pathologischen klinischen Befund.
Diagnostik:Screening durch Zytologie (Pap-Abstrich) und HPV-Test. Diagnose durch Portiobiopsie und Histologie; ggf. Staging-Untersuchungen.
Therapie:In frühen Stadien primäre Operation mit oder ohne adjuvante Radio-(Chemo-)Therapie. In fortgeschrittenen Stadien primäre Radio-(Chemo-)Therapie.
Allgemeine Informationen
Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Artikel auf diesen Referenzen.1-2
Definition
Zervixkrebs, Zervixkarzinom, Gebärmutterhalskrebs
Krebs, der von der Schleimhaut in der Endo- oder Ektozervix ausgeht.
2008 war das Zervixkarzinom weltweit das dritthäufigste Karzinom bei Frauen. Inzwischen liegt es an 4. Position.3
Im Jahr 2020 erkrankten weltweit rund 600.000 Frauen3, in Deutschland im Jahr 2018 4.320 Frauen an einem Zervixkarzinom.4
Die Zahl der Todesfälle in Europa, die auf diesen malignen Tumor zurückzuführen sind, betrugen im Jahr 2020 25.989, weltweit 341.831.3
Das Vorkommen schwankt stark geografisch. Am höchsten sind Inzidenz und Mortalität auf dem afrikanischen Kontinent (Inzidenz bis zu 60/100.000/Jahr).5-6
Situation in Deutschland
Inzidenz: ca. 10–11 Neuerkrankungen/100.000 Frauen/Jahr (2005–2018)4
Der Altersgipfel liegt bei 40–59 Jahren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 55 Jahren, bei In-situ-Karzinomen liegt es bei 34 Jahren.6
Eine Besonderheit des Zervixkarzinoms gegenüber vielen anderen Krebsarten ist der Anstieg der Inzidenz bereits bei Patientinnen ab 30 Jahren auf ein ähnliches Niveau wie im höheren Alter.6
Seit 1970 ist die Anzahl auf 1/4 des Ausgangswertes abgesunken. Dies wird vor allem auf eine verbesserte Genitalhygiene und Früherkennungsprogramme zurückgeführt.6
Seit 2005 sind die Erkrankungszahlen nahezu konstant.6
Jährlich versterben etwa 1.500–1.600 Frauen an einem Zervixkarzinom (2013–2018).6
Ätiologie und Pathogenese
Allgemeines
Ein Zervixkarzinom entwickelt sich aus dysplastischen Vorläuferläsionen (zervikale intraepitheliale Neoplasie, CIN).1
CIN 1: leichte Dysplasie
CIN 2: mittelgradige Dysplasie
CIN 3: hochgradige Dysplasie und Carcinoma in situ
Vorläuferläsionen können sich spontan zurückbilden, fortbestehen oder zu einem Karzinom fortschreiten.
Die Wahrscheinlichkeit einer malignen Progression steigt mit dem Dysplasie-Grad. Rund 60 % der CIN-1-Läsionen bilden sich spontan zurück, jedoch nur etwa 1/3 der CIN-3-Läsionen.
Weitere Untersuchungen richten sich nach dem Stadium. Empfohlen werden bei allen Patientinnen eine gynäkologische Untersuchung und Sonografie des Beckens (vaginal) und der Nieren.
Differenzialdiagnosen
Krankheiten, die Blutungen, Ausfluss oder eine sichtbare Läsion an der Zervix mit sich führen.
Andere maligne Erkrankungen der Zervix: Sarkom, Lymphom, Metastasen
Einwucherungen von Karzinomen in der Blase oder im Rektum
Anamnese
Das Zervixkarzinom ist im frühen Stadium meist asymptomatisch. Bei Symptomen ist die Erkrankung möglicherweise schon fortgeschritten, was die Bedeutung des Screenings unterstreicht.
Genereller Organstatus, der in der Regel normal ist, ausgenommen in weit fortgeschrittenen Fällen.
In diesem Fall können pathologische Lymphknoten in der Leiste oder supraklavikulär, Ödeme in den unteren Extremitäten, Aszites, Pleuraflüssigkeit und Hepatomegalie nachweisbar sein.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Gynäkologische Untersuchung
Mit Inspektion und Palpation der Zervix
In der frühen Phase liegt häufig kein pathologischer klinischer Befund vor, vor allem, wenn der Tumor endozervikal liegt.
Kontaktblutungen
Seröser, purulenter oder blutiger Ausfluss
Palpation kann einen Überblick über die lokale Ausdehnung geben.
hilfreich in der Beurteilung der Progressionswahrscheinlichkeit für prämaligne Läsionen
Staging
Sonografie
Transvaginal und Nierenultraschall
zur Beurteilung der lokoregionären Tumorausbreitung
in jedem Stadium indiziert
Skalenus-Ultraschall
zum Ausschluss von Lymphknotenmetastasen
Anwendung nur bei klinischem Verdacht und ab Stadium IB2
CT oder MRT
Becken
zur Abklärung des Lymphknotenstatus und zur Beurteilung der lokalen Ausbreitung
bei Unklarheit nach sonografischer Untersuchung und bei Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung (FIGO-Stadium IB2–IVA)
MRT ist die bevorzugte Untersuchungsmethode. Die CT-Untersuchung sollte durchgeführt werden, wenn eine MRT-Untersuchung nicht durchgeführt werden kann.
Abdomen/Thorax
bei Patientinnen mit lokal fortgeschrittener Erkrankung (ab FIGO-Stadium IB2)
zum Ausschluss von Organ- und Lymphknotenmetastasen (extrapelvine Tumorausbreitung)
hier bevorzugte Anwendung der CT-Untersuchung
Rekto- und Zystoskopie, Urografie
Nur in Ausnahmefällen bei fortgeschrittener Erkrankung und Verdacht auf Tumorausdehnung in Nachbarorgane
Operatives Staging
Erlaubt die Beurteilung von Lymphknoten, Peritoneum und der lokalen Tumorausbreitung.
Röntgen-Thorax
Zum Ausschluss von Lungenmetastasen
Mittlerweile weitgehend durch CT-Untersuchung ersetzt
PET/PET-CT/PET-MRT
Nur in Ausnahmefällen, vor allem bei metastasierter Erkrankung und in Rezidivsituationen
Tumormarker
Ggf. zur Verlaufsbeurteilung (nur falls bei Primärdiagnose erhöht)
Verschiedene Systeme finden Anwendung zur Stadieneinteilung, wobei FIGO- und TNM-Status für die Therapie entscheidend sind.
FIGO (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique): Klinisches Staging, das keine Rücksicht auf evtl. Lymphknoten- oder Organmetastasen nimmt, was aber von wesentlicher prognostischer Bedeutung ist.
TNM: Beinhaltet Informationen zu lokaler Tumorausdehnung (T), Lymphknotenbefall (N), Organmetastasen (M) und ggf. weiteren Parametern.
UICC (Union Internationale Contre le Cancer): Fasst verschiedene TNM-Stadien zusammen und erlaubt Aussagen über die Prognose.
Staging: International Federation of Gynecology and Obstetrics (FIGO) 20181,13
Stadium I: Tumor begrenzt auf Zervix (die Ausbreitung auf die Gebärmutter wird ignoriert).
Stadium IA: invasives Karzinom ausschließlich durch Mikroskopie diagnostiziert; Stromainvasion bis max. 5 mm Tiefe, gemessen von der Basis des Epithels
Stadium IA1: Stromainvasion ≤ 3 mm in die Tiefe
Stadium IA2: Stromainvasion 3–5 mm
Stadium IB: makroskopisch sichtbare Läsion, auf die Zervix beschränkt, oder mikroskopische Läsion > T1a2/IA2
Stadium IB1: makroskopisch sichtbare Läsion ≤ 2 cm in größter Ausdehnung
Stadium IB2: makroskopisch sichtbare Läsion > 2 cm aber ≤ 4 cm in größter Ausdehnung
Stadium IB3: makroskopisch sichtbare > 4,0 cm in größter Ausdehnung
Stadium II: Tumor infiltriert jenseits des Uterus, aber nicht bis zur Beckenwand und nicht bis zum unteren Drittel der Vagina.
Stadium IIA: ohne Infiltration des Parametriums
Stadium IIA1: klinisch sichtbare Läsion ≤ 4,0 cm in größter Ausdehnung
Stadium IIA2: klinisch sichtbare Läsion > 4 cm im größten Durchmesser
Stadium IIB: Tumor mit Infiltration des Parametriums, aber nicht bis zur Beckenwand
Stadium III: Tumor breitet sich bis zur Beckenwand aus und/oder befällt das untere Drittel der Vagina und/oder verursacht Hydronephrose oder Niereninsuffizienz.
Stadium IIIA: Tumor infiltriert das untere Drittel der Vagina, keine Ausbreitung zur Beckenwand.
Stadium IIIB: Tumor breitet sich bis zur Beckenwand aus und/ oder verursacht Hydronephrose oder Niereninsuffizienz.
Stadium IIIC (früher IVA): Metastasen in pelvinen und/oder paraaortalen Lymphknoten
Stadium IV: Tumor infiltriert die Schleimhaut von Blase oder Rektum oder überschreitet die Grenze des kleinen Beckens (histologisch bestätigt).
Stadium IVA: Ausbreitung in Organe des kleinen Beckens
Stadium IVB: Fernmetastasen
Indikationen zur Überweisung
Bei jedem klinischen Verdacht auf ein Zervixkarzinom
Wenn gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen über längere Zeit nicht wahrgenommen wurden.
Therapie
Therapieziele
Heilung
Ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern.
Die Lebensqualität verbessern.
Allgemeines zur Therapie
Die Behandlung von Patientinnen mit einem Zervixkarzinom erfolgt in der Regel interdisziplinär an einem gynäkologischen Krebszentrum oder onkologischen Zentrum.
Die Patientin soll in die Behandlung im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung einbezogen werden. Um eine informierte Entscheidung zu ermöglichen, wird eine Patientenleitlinie bereitgestellt (s. u.).
In die Wahl der Therapie sollten folgende Faktoren einbezogen werden:
Die Behandlung erfolgt nach dem Stadium der Erkrankung. In Abhängigkeit hiervon beinhaltet sie – in unterschiedlicher Reihenfolge – eine oder mehrere der folgenden Modalitäten:
Operation
Bestrahlung
Chemotherapie.
Orientierende Einteilung
in frühen Stadien (lokal begrenzte Erkrankung): primär operative Therapie
in fortgeschrittenen Stadien (Lymphknotenmetastasen oder histopathologische Risikofaktoren): primäre Radio-(Chemo-)Therapie
bei hoher Wahrscheinlichkeit für Rezidive: adjuvante Radio-(Chemo-)Therapie
Leitlinie: Therapie nach FIGO-Stadium (vereinfacht)1
Stadium IA1 (Mikrokarzinom)
einfache Hysterektomie
bei Kinderwunsch ggf. Konisation
bei Lymphgefäßinfiltration: zusätzlich Entfernung von Wächterlymphknoten beidseits (Sentinellymphonodektomie)
Stadium IA2
Hysterektomie (ggf. mit Adnexektomie beidseits) ohne Resektion der Parametrien
bei Kinderwunsch ggf. Konisation mit Zervixkürettage oder radikale Trachelektomie mit prophylaktischer Permanentcerclage (nach operativem Staging)
bei histologischem Nachweis von Lymphknotenmetastasen: lediglich operatives Staging und Lymphonodektomie, anschließend primäre Radio-(Chemo-)Therapie
Stadium IB1 und IIA1
bei fehlenden Lymphknotenmetastasen: radikale Hysterektomie
bei Kinderwunsch operatives Staging und radikale Trachelektomie mit prophylaktischer Permanentcerclage falls Tumor < 2 cm
bei histologischem Nachweis von Lymphknotenmetastasen: lediglich operatives Staging und Lymphonodektomie, anschließend primäre Radio-(Chemo-)Therapie
Stadium IB2, IIA2 und IIB
bei fehlenden Lymphknotenmetastasen: radikale Hysterektomie mit Ausräumung der Lymphknoten im Becken
bei histologischem Nachweis von Lymphknotenmetastasen: lediglich operatives Staging und Lymphonodektomie, anschließend primäre Radio-(Chemo-)Therapie
Primäre Radio-(Chemo-)Therapie wird in Stadium IIB bevorzugt.
Stadium III
operatives Staging oder interventionelle Abklärung der Ausbreitung
primäre Radio-(Chemo-)Therapie
Die Bestrahlung erfolgt als Kombination aus externer Bestrahlung und Brachytherapie.
Stadium IVA
primäre Radio-(Chemo-)Therapie
Die Bestrahlung erfolgt als Kombination aus externer Bestrahlung und Brachytherapie.
Stadium IVB
palliative Systemtherapie
Best Supportive Care
palliativmedizinische Frühintervention
symptomorientiert ggf. Operation oder Radio-(Chemo-)Therapie
Operative Therapie
Allgemeines
Primäre Therapie der Wahl in frühen Stadien, wenn eine vollständige operative Entfernung des Tumorgewebes möglich ist.
Bei Unklarheit sollte ein operatives Staging erfolgen, das zur Entscheidung über die primäre Therapieform (Operation versus Radio-[Chemo-]Therapie) führt.
Bei histologischem Nachweis von Lymphknotenmetastasen im Rahmen des Stagings erfolgt lediglich die Entfernung der Lymphknoten. Die primäre Behandlungsform ist in diesen Fällen die Radio-(Chemo-)Therapie.
Eine vorherige radikale Hysterektomie bietet in diesen Fällen keine Vorteile gegenüber einer primären Radiochemotherapie.
Konisation
Entfernung eines Gewebekegels (Konus) der Zervix
Die Exzision erfolgt in der Regel mittels elektrischer Schlinge.
Alternativen sind die Laser- und Messerkonisation.
Kann ambulant erfolgen.
Fertilitätserhaltend
Indikationen
bei prämalignen Vorläuferläsionen (insbesondere CIN 3)
in frühen, lokal begrenzten Stadien eines Zervixkarzinoms (IA1–IB1) bei Kinderwunsch
Hysterektomie
Die offene Operation ist mit höheren Überlebensraten assoziiert und sollte daher gegenüber dem laparoskopischen Zugang bevorzugt werden.1,14
Totale/einfache Hysterektomie
Entfernung des Uterus (inkl. Zervix)
Kann bei Stadium IA1 erwogen werden.
Radikale Hysterektomie („Wertheim-Operation“)
Umfasst die Entfernung von Uterus, Zervix und des oberen Teils der Vagina sowie der Parametrien.
Ggf. werden auch Adnexe und Lymphknoten reseziert.
Das Plattenepithelkarzinom streut im Gegensatz zum Adenokarzinom selten zu den Ovarien, und in diesen Fällen ist es häufig möglich, die Eierstöcke zu bewahren.
in den meisten Fällen Therapie der Wahl in frühen Stadien
Fertilitätserhaltende Operationsmöglichkeiten
Konisation, ggf. mit Zervixkürettage
Radikale Trachelektomie (Zervixamputation)
Nach der Trachelektomie wird um den Isthmus uteri eine Zerklage gesetzt. Die Zerklage liegt dann unter der Schleimhaut verborgen.
Spätere Geburten sollten als Kaiserschnitt erfolgen.
Weitere chirurgische Optionen
Ovariopexie
Verlagerung der Eierstöcke an die Beckenwand
Die Ovarien liegen so nicht im späteren Bestrahlungsfeld.
zum Erhalt der intrinsischen Ovarialfunktion bei prämenopausalen Patientinnen
Exenteration
je nach Ausmaß mit Anlage von künstlichem Darmausgang, Neoblase und Neovagina
Kann in Erwägung gezogen werden bei extensiver lokaler Tumorausdehnung (FIGO IVA) oder Lokalrezidiven.
Da die Operationsmorbidität erheblich ist, sollte sie möglichst nur in kurativer Intention erfolgen.
Bestrahlung
Primäre Therapie der Wahl bei lokal fortgeschrittenem Zervixkarzinom und bei histologischem Nachweis von Lymphknotenmetastasen
Tumoren in der Zervix und im Uterus sind wegführend, da das strahlensensitive Tumorgewebe von relativ strahlenresistentem Gewebe umgeben ist.
Primäre Strahlentherapie, Indikationen
FIGO-Stadium III–IV
FIGO-Stadium IIB2 bevorzugt gegenüber Hysterektomie
bei jedem Nachweis von Lymphknoten- oder Fernmetastasen
ggf. bei Vorhandensein histopathologischer Risikofaktoren
Wunsch der Patientin
Inoperabilität
Adjuvante Strahlentherapie nach primär operativer Therapie
bei unvollständiger (R1-)Resektion
bei Auftreten von Lymphknoten- oder Fernmetastasen bei Vorhandensein von Risikofaktoren
bei palliativer Therapie
meist Kombination mit cisplatinhaltiger Chemotherapie
in der Regel Kombination von externer Bestrahlung und Brachytherapie
Brachytherapie (intrakavitäre Bestrahlung)
Dient in erster Linie der Therapie des Ursprungstumors bzw. der Verhinderung von Lokalrezidiven.
Die Planung und Kontrolle erfolgen über MRT-Untersuchungen.
Vor Beginn wird oft zunächst ein Zervikalröhrchen platziert, um spätere Einführung der Strahlenquelle in den Zervikalkanal ohne weitere Narkose zu ermöglichen.
Die Strahlungsquelle selbst wird für die Dauer der einzelnen Sitzungen über einen Applikator eingebracht („Afterloading“).
Externe Bestrahlung, in der Regel mit Gammastrahlung
Dient in erster Linie der Therapie und Verhinderung von Lymphknoten- und Fernmetastasen.
Zervixkarzinome sind vergleichsweise Zytostatika-resistent.
Die Chemotherapie wird in erster Linie zusammen mit Bestrahlung angewandt.
Dies erhöht die Wirkung der Bestrahlung („Radiosensensitizer“).
Eingesetzt werden vor allem cisplatinhaltige Therapien.
Kombination Cisplatin/Paclitaxel und Bevacizumab
Erstlinientherapie bei persistierender, rezidivierter oder metastasierter Erkrankung
Checkpoint-Inhibitor
Pembrolizumab ist in den USA seit 2019 zur Therapie PD-L1 positiver Zervixkarzinome nach Therapieversagen in der Erstlinientherapie zugelassen.
In Deutschland bislang nur nach Zusage der Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich.
Anwendung als primäre oder adjuvante Behandlung (siehe Abschnitt Bestrahlung)
Im Rahmen von Studien werden neoadjuvante sowie konsolidierende (nach abgeschlossener Radio-(Chemo-)Therapie) Therapiekonzepte erprobt. Ihr Stellenwert ist bislang unklar.
Symptomgerichtete, palliative Strahlentherapie kann bei Tumoren/Metastasen eingesetzt werden, z. B. bei Schmerzen, Blutungen, Darm- oder Harnwegsstenosen.
Leitlinie: Zytologie- und HPV-basiertes Screening2
Es gibt keinen Beleg, dass ein zytologisches Screening mit 1-jährigem Intervall dem 2-jährigen Intervall überlegen ist.
Frauen über 65 Jahren sollen motiviert werden, weiterhin an der Krebsfrüherkennung teilzunehmen. Bei Frauen über 65 Jahren mit mehrfach negativen Ergebnissen in der HPV-Pap-Kotestung kann über eine Beendigung der Zervixkarzinom-Früherkennung gesprochen werden.
Für Frauen nach totaler Hysterektomie ist der Nutzen eines Screenings nicht belegt, unabhängig davon, ob dieses Zytologie- oder HPV-Test-basiert ist.
HPV-positive Frauen nach totaler Hysterektomie sollten weiter am organisierten Screening teilnehmen.
Frauen nach suprazervikaler Hysterektomie sollen am organisierten Screening weiter teilnehmen.
Organisiertes Screening
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im September 2016 im Rahmen der aktualisierten Krebs-Früherkennungsrichtlinie ein Konzept zur Zervixkarzinom-Vorsorge in Deutschland erarbeitet, das als „organisiertes Screeningprogramm“ seit 1. Januar 2020 zur Verfügung steht. Das Screening soll in einer mindestens 6-jährigen Testphase evaluiert werden.
Eckpunkte des Screeningprogramms
Frauen im Alter von 20–65 Jahren sollen alle 5 Jahre von ihren Krankenkassen angeschrieben und über das Screening informiert werden.
Frauen im Alter von 20–34 Jahren soll eine jährliche zytologische Untersuchung angeboten werden.
Zusätzlich soll bei Frauen ab 35 Jahren auch eine Testung auf eine HPV-Infektion erfolgen. In dieser Altersgruppe soll die Untersuchung außerdem bei unauffälligen Befunden nur alle 3 Jahre erfolgen.
Kondome bieten einen relativen, aber keinen absoluten Schutz vor einer Infektion mit HPV.15
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die Entwicklung eines Karzinoms dauert lange; von der Infektion über die Entwicklung von Dysplasien bis hin zum invasiven Karzinom vergehen in der Regel Jahre oder Jahrzehnte.
Symptome können bei einem Zervixkarzinom erst in fortgeschrittenen Stadien auftreten, insbesondere wenn diese intrazervikal wachsen.
Zunächst kommt es zu einer lokal-invasiven Ausbreitung in die Nachbarorgane.
Spät treten Metastasen auf. Die Streuung verläuft in erster Linie lymphogen. Hämatogene Metastasen in Lunge, Leber, Skelett und Gehirn sind selten.
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Leitlinie Nr. 032-033OL. S3, Stand 2021. www.awmf.org
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Literatur
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Registernummer 032-033OL. S3, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG): S3-Leitlinie Prävention des Zervixkarzinoms. Registernummer 015-027OL, 31.12.2017. www.awmf.org
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Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Biebertal (Review)
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
DEGAM 16.10.20 Fr. Baum gibt ihr OK zu den Änderungen vom 14.10.2020
BBB MK 14.10.2020 neue Daten zur Krebsprävention durch Impfung.
CCC MK 06.08.2020 neue LL.
TrainAMed-Video eingefügt 25.6.19 UB
DDD MK 17.09.2018 Epidemiologisches Bulletin, HPV für Jungen
CCC MK 27.11.2018 a-t: offene Operation bei Hysterektomie vorzuziehen
DEGAM-Review Frau Baum 09.05.2022 Änderungen übernommen.
BBB MK 13.04.2022 revidiert gekürzt, aktuelle LL.
DEGAM Korrekturen von Fr. Baum eingefügt UB 14.08.2020
MK 19.10.2017, komplett überarbeitet, deutsche LL im Text
DEGAM Rev. Baum 27.11.17
CCC MK 14.06.2018, gepl. HPV-Screening, Datenlage HPV-Impfung
Definition:Karzinom am Gebärmutterhals, Zervixkarzinom, tritt als Plattenepithelkarzinom (ca. 80 %) oder als Adenokarzinom auf. Die Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) ist in der Regel eine Voraussetzung für die Entwicklung des Karzinoms.