Kondylome (Condylomata acuminata)

Zusammenfassung

  • Definition:Kondylome (Genitalwarzen) sind kleine Warzen im Bereich der Geschlechtsorgane und/oder des Enddarms. Sie werden von humanen Papillomviren (HPV) Typ 6 und 11 verursacht und sexuell übertragen.
  • Häufigkeit:Besonders häufig in der Altersgruppe von 20–24 Jahren.
  • Symptome:Die äußerlichen Warzen sind sichtbar, aber führen normalerweise nicht zu Beschwerden. Sie können jedoch durch mechanische Belastung gereizt werden oder zu bluten beginnen.
  • Befunde:Es handelt sich meist um 1–3 mm große hautfarbene oder weiße Papeln mit leicht rauer Oberfläche. Ausbreitung bei Frauen vor allem auf der hinteren Kommissur, evtl. im Inneren der Vagina, aber auch über die gesamte Vulva; bei Männern perianal, auf der Vorhaut, am Penisschaft oder am Skrotum.
  • Diagnostik:Die Diagnose wird aufgrund des Aussehens der Warze gestellt, weitere Untersuchungen sind nicht erforderlich.
  • Therapie:Wird lokal durch Auftragen von zytotoxischen oder immunsuppressiven Mitteln behandelt, evtl. Kryotherapie, Laserchirurgie oder Elektrodissektion. Einer Ansteckung kann durch Verwendung eines Kondoms vorgebeugt werden. Ein neunvalenter HPV-Impfstoff kann davor schützen.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Condylomata acuminata werden auch als Genitalwarzen bezeichnet.1-2
  • Sexuell übertragene Infektion mit dem humanen Papillom-Virus (HPV), meist die Typen 6 und 11
  • Bei Frauen im Bereich von Vulva, perianal, an der Vaginalwand oder auf der Zervix angesiedelt
  • Bei Männern perianal, auf der Vorhaut, am Penisschaft oder am Skrotum, selten auf der Eichel

Häufigkeit

  • Häufig in der Hausarztpraxis
  • Die Inzidenz nimmt zu, vor allem in der Altersgruppe 20–24 Jahre.
  • In den USA wird geschätzt, dass 1 % der sexuell aktiven Frauen und Männer im Alter von 18–49 Jahren an äußerlichen Genitalwarzen leiden.3
  • Es wurde berechnet, dass mehr als 50 % aller sexuell aktiven Personen einmal im Leben mit HPV infiziert werden, und es wird angenommen, dass es bei 10–15 % zu Episoden mit Warzenbildung kommt.4

Ätiologie und Pathogenese

  • Wird von unterschiedlichen Typen des humanen Papillom-Virus verursacht, ca. 45 Typen HPV können die Genitalien infizieren.
    • HPV Typ 6 und 11 sind bei mehr als 90 %5 die Ursache für Kondylome.
    • Typ 16 und 18 wird meist ein malignes Potenzial zugeschrieben (Zervixkarzinom).6
  • Sexuelle Übertragung
  • Die meisten, die perianale Warzen entwickeln, hatten nie Analverkehr.
  • Die meisten, die sich mit HPV infizieren, entwickeln keine Kondylome.
  • Die Inkubationszeit beträgt 1–8 Monate oder länger, im Durchschnitt 3 Monate.

Disponierende Faktoren

  • Disponierend für Ansteckung
    • Wunden oder Verletzungen der Haut oder Schleimhaut erhöhen das Ansteckungsrisiko.
    • Partnerwechsel
  • Disponierend für Ausbruch
    • Schwangerschaft
    • Immunsuppression
  • Häufigste Altersgruppe7
    • Frauen im Alter von 19–22 Jahren
    • Männer im Alter von 22–26 Jahren

ICPC-2

  • X91 Condyloma acuminata, Frau
  • Y76 Condyloma acuminata, Mann

ICD-10

  • A63.0 Anogenitale (venerische) Warzen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Typisches Aussehen: Läsionen von 1–3 mm, einzelne, breitbasige Papillome, die sich bisweilen zu größeren Plaques verbinden. Meist hautfarben, evtl. weiß oder pigmentiert.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Auftreten von sichtbaren Warzen
  • In den meisten Fällen sind die Warzen symptomfrei.
  • Können in der Bildungsphase Juckreiz verursachen.
  • Große Warzen können Schmerzen verursachen und bluten.
  • Intraurethrale Warzen können zu Blutungen und Störungen beim Wasserlassen führen.
  • Intravaginale Warzen können Unbehagen, Schmerzen, Blutungen oder in Ausnahmefällen Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr verursachen.

Klinische Untersuchung

  • Kondylome
    Kondylome
    Typische, breitbasige Papillome, können aber auch flach und klein sein.
  • Bisweilen beetartiges Auftreten

Diagnostik bei Spezialist*innen

Leitlinie: Basisdiagnostik bei allen anogenitalen HPV-assoziierten Läsionen8

  • Bei V. a. anogenitale HPV-assoziierte Läsionen soll stets eine visuelle Inspektion und Abtastung des gesamten äußeren Genitale einschließlich der Perianalregion und Meatusspreizung zur Inspektion der Fossa navicularis erfolgen.
  • Bei Frauen mit HPV-assoziierten anogenitalen Läsionen soll eine gynäkologische Untersuchung einschließlich Kolposkopie und zervikaler Zytologie erfolgen.
  • Bei perianalen HPV-assoziierten Läsionen soll eine digital-rektale Untersuchung sowie eine Proktoskopie/Anoskopie oder hochauflösende Anoskopie (HRA) zur Beurteilung des Analkanals erfolgen.
  • Bei Diagnosestellung HPV-assoziierter anogenitaler Läsionen sollen, entsprechend der anamnestischen Exposition und individueller Risikofaktoren, andere sexuell übertragbare Infektionen (GonorrhöChlamydien, Syphilis, HIV, Hepatitis B/C) ausgeschlossen werden.
  • Bei wiederholt rezidivierenden anogenitalen HPV-assoziierten Läsionen sollte die weitere Diagnostik und Therapie durch in der Diagnostik und Behandlung solcher Läsionen erfahrene Expert*innen erfolgen.
  • Innere Warzen können die Schleimhaut von Vagina, Urethra, Anus und Mund befallen.
  • In einigen Fällen große Ansammlungen von Warzen mit Einschränkung des Lumens im Introitus vaginae oder in der Vagina
  • Zervixwarzen können einen klinischen Verdacht auf Karzinom nach sich ziehen.
  • Eine Kolposkopie erleichtert die Diagnose bei Kondylomen auf der Zervix.
  • Eine Biopsie ist notwendig, falls Zweifel an der Diagnose bestehen.
  • Eine Anoskopie kann bei wiederholten perianalen Warzen erforderlich sein.
  • Eine Urethroskopie kann bei Genitalwarzen und Beschwerden beim Wasserlassen indiziert sein.

Leitlinie: Spezielle Diagnostik bei anogenitalen Warzen (AGW)8

  • Bei immunkompetenten Patient*innen mit klinisch typischen AGW kann eine histopathologische Untersuchung erwogen werden.
  • Eine histopathologische Untersuchung von AGW soll in den folgenden Situationen erfolgen:
    • diagnostische Unsicherheit
    • atypische Läsionen (z. B. pigmentiert, polychrom, induriert, ulzeriert, blutend, mit umgebendem Gewebe verwachsen)
    • große Läsionen (> 1 cm)
    • V. a. Riesenkondylom (Buschke-Löwenstein-Tumor)
    • therapierefraktäre und rasch rezidivierende Läsionen.
  • Eine molekularbiologische Untersuchung zum HPV-Nachweis bzw. zur HPV-Typisierung sollte bei AGW nicht erfolgen.
  • Ein Essigsäuretest (Essigsäure 3–5 % m/V ) kann bei unklaren klinischen Befunden und bei perianalen AGW erwogen werden, um die Ausdehnung der Läsionen und verdächtige Areale besser darstellen zu können.
  • Die Diagnose ist klinisch, und weitere Untersuchungen sind normalerweise nicht erforderlich.
  • Zytologie und in einigen Fällen Biopsie können bei zervikalen Warzen oder bei flachen Warzen indiziert sein, bei denen die Diagnose unsicher ist.
  • Das Virus kann über Kulturen nachgewiesen werden.
  • Das Bepinseln der Schleimhaut mit 5 % Essigsäurelösung führt nach 5–10 Minuten zu einer weißen Oberfläche, der Test ist jedoch unsicher.

Leitlinie: Diagnostik bei Schwangeren8

  • Eine erneute Testung auf andere sexuell übertragbare Infektionen sollte bei Schwangeren mit Reaktivierung latenter HPV-Infektionen, unauffälliger Schwangerschaftsvorsorge (inkl. Chlamydien-/HIV-/Hepatitis-/Syphilis-Diagnostik) und ohne anamnestische Exposition nicht erfolgen.

Indikationen zur Überweisung

  • Generell bei Kondylomen, zur gynäkologischen bzw. urologischen Untersuchung und ggf. weiterführender Diagnostik
  • Bei Warzen, die zur Lokalbehandlung mit Podophyllin oder Imiquimod ungeeignet sind.
  • Bei Unsicherheit im Hinblick auf Schwangerschaft und Geburt
    • Schwangere dürfen kein Podophyllin anwenden.

Therapie

Therapieziele

  • Symptomatische Warzen entfernen.
  • Evtl. die Patient*innen beruhigen im Hinblick auf Krebs.

Allgemeines zur Therapie

  • Eine kausale Therapie ist nicht möglich.
  • Eine Behandlung von symptomfreien Sexualpartner*innen ist nicht erforderlich.
  • Die Behandlung der Kondylome ist wirksam, der Effekt auf das Virus ist jedoch unsicher.5
  • Unangenehme Kondylome in der Vulva werden behandelt, aber es ist unsicher, ob vaginale Kondylome behandelt werden müssen.
  • Es werden verschiedene Behandlungsschemata diskutiert.9
    • gute Dokumentation von randomisierten Versuchen im Hinblick auf die Wirkung von:
      • Podophyllotoxin10 (unverdünntes Podophyllin ist teratogen und wird nicht länger eingesetzt)
      • Imiquimod
      • Sinecatechine (Extrakt aus grünem Tee) in Salbenform.
    • ebenfalls Dokumentation (nicht genauso gut) für die Wirkung von:
      • Trichloressigsäure
      • Kryobehandlung
      • Diathermie
      • Laser, konventionelle Chirurgie.
  • Die Ansprechrate für alle Behandlungen liegt bei 60–90 %.4,11
  • Sämtliche Behandlungen können Schmerzen, Erythem, epiteliale Erosionen, Ulzeration der Behandlungsstelle, Depigmentierung und Narbenbildung verursachen.1
    • Die Lokalbehandlung sollte daher auf die affizierte Haut beschränkt bleiben.

Empfehlungen für Patient*innen

Leitlinie: Grundsätze der Behandlung HPV-assoziierter anogenitaler Läsionen8

  • Patient*innen mit anogenitalen HPV-assoziierten Läsionen soll stets eine Behandlung angeboten werden.
  • Patient*innen sollen über die Kontagiosität, Maßnahmen zur Reduktion des Transmissionsrisikos, den zu erwartenden Verlauf (einschließlich spontaner Remissionen) sowie über therapeutische Optionen aufgeklärt werden.

Medikamentöse Therapie

Leitlinie: Therapie äußerer anogenitaler Warzen (AGW)8

  • Die Auswahl der Therapie bei äußeren AGW soll in Form einer gemeinsamen, informierten Entscheidung von Ärzt*in und Patient*in erfolgen.
  • Die Behandlung soll sich bei AGW auf klinisch manifeste Läsionen sowie umgebene subklinische Läsionen beschränken.
  • Faktoren, die für die Auswahl der Therapie berücksichtigt werden sollen, sind:
    • Größe, Zahl und Lokalisation der Läsionen
    • Patientenpräferenzen und zu erwartende Therapie-Adhärenz
    • Expertise und Ausstattung der behandelnden Ärzt*innen
    • Art und Erfolg vorausgegangener Behandlungen
    • Grund- und Begleiterkrankungen.
  • In Abhängigkeit von den genannten Faktoren soll die primäre Therapie mittels einer der folgenden therapeutischen Optionen erfolgen:
    • topische Therapieverfahren
      • Podophyllotoxin 0,5 % Lösung
      • Imiquimod 5 % Creme
      • Sinecatechine 10 % Salbe
    • chirurgische/ablative Therapieverfahren
      • Kürettage, Scherenschlagexzision
      • Elektrokauter und modifizierte koagulierende Verfahren
      • Lasersysteme geeigneter Wellenlängen und biologischer Gewebewirkungen
      • Kryotherapie
      • Trichloressigsäure 80–90 % (m/V).
  • Eine Behandlung mittels einer der folgenden therapeutischen Optionen kann erwogen werden:
    • Podophyllotoxin 0,15 % Creme
    • Imiquimod 3,75 % Creme (off label)
    • 5-Fluorouracil 5 % Creme (off label)
    • Interferon alpha (topisch, intraläsional; off label).
  • Eine Behandlung mittels der folgenden therapeutischen Optionen soll nicht erfolgen:
    • Podophyllin Lösung
    • Cidofovir 1 % Creme/Gel (off label).
  • Bei wiederholten Rezidiven von äußeren AGW unter den o. g. (stark empfohlenen) Therapieverfahren sollte eine kombinierte sequenzielle Therapie mit chirurgischer/ablativer Therapie und nach Abheilung topischer Nachbehandlung mittels Imiquimod 5 % Creme oder Sinecatechine 10 % Salbe zur Rezidivprophylaxe erfolgen.
  • Im Falle sehr voluminöser, großflächiger, disseminierter oder malignitätssupekter AGW soll eine Abklärung und Behandlung durch in der Behandlung solcher Läsionen erfahrenen Spezialist*innen erfolgen.
  • Eine parallele oder adjuvante „therapeutische“ Verabreichung von HPV-Impfstoffen zusätzlich zu den empfohlenen Lokaltherapien mit dem Ziel einer Erhöhung der Effektivität der Behandlung der AGW sollte nicht erfolgen.
  • Die Verabreichung von HPV-Impfstoffen nach erfolgreicher Behandlung von AGW (off label) mit dem Ziel einer Reduktion der Rezidiv-bzw. Reinfektionsrate kann erwogen werden.
  • Immunstimulierende Behandlung, führt bei ca. 80 % zu einer deutlichen Reduktion der Warzen, Langzeitdaten fehlen jedoch.
    • Imiquimod
      • Wird 3-mal pro Woche aufgetragen. Die Creme wird einmassiert, bis sie eingezogen ist.12
      • Wird nach 6–10 Stunden abgewaschen. Die Behandlung wird fortgesetzt, bis die Warzen verschwunden sind, jedoch maximal 12 Wochen.
      • Das Präparat kann die Wirkung von Kondomen und Pessaren schwächen, und es wird von sexuellem Kontakt abgeraten, solange die Creme auf der Haut auftragen ist.
      • Nebenwirkungen sind lokale Erytheme und Juckreiz, Erosionen, Brennen, Schmerzen.
      • Nicht anwenden im Bereich von Vagina, Zervix, Urethra und Rektum.
      • Die Dokumentation des Effekts und die Qualität der Studien sind schwach (Ia).13
  • Sinecatechin-Salbe hat einen immunstimulierenden und antiproliverativen Effekt und führt in 50 % der Fälle dazu, dass die Warzen ganz verschwinden.14
    • Sinecatechin
      • Bis zu 250 mg Salbe (entspricht 0,5 cm Salbenstrang) werden bis zu 3-mal täglich auf die externen Warzen aufgetragen (Tagesdosis 750 mg = 1,5 cm Salbenstrang).
      • Die Behandlung kann bis zu 16 Wochen fortgesetzt werden.
      • Nebenwirkungen sind lokale Erytheme, Juckreiz, evtl. Reizungen und Schmerzen.
  • Trichloressigsäure (TCA)
    • Führt zur chemischen Koagulation und Zytolyse.
    • Die Behandlung kann schmerzhaft sein und muss häufig wiederholt werden. Achtung: Gefahr einer Schädigung der umliegenden Haut oder Schleimhaut!
    • Muss von Ärzt*innen auftragen werden.
  • Podophyllotoxin, Lokalbehandlung (Bepinseln)
    • zur Selbstbehandlung für kleine nichtentzündliche Kondylome am Penis9
    • Unverdünntes Podophyllin ist teratogen und wird nicht länger eingesetzt.

Schwangerschaft

Leitlinie: Therapie in der Schwangerschaft8

  • Bei Schwangeren mit äußeren AGW soll die Indikation zur Therapie bis zur 34. Schwangerschaftswoche zurückhaltend gestellt werden.
  • Bei Schwangeren mit äußeren AGW und Indikation zur Behandlung sollen unter Berücksichtigung der individuellen Umstände bevorzugt Kryotherapie, Trichloressigsäure 80–90 % (m/V) oder chirurgisch-ablative Verfahren zum Einsatz kommen.
  • Operation, Kryobehandlung, Diathermie und Laserchirurgie sind in der Schwangerschaft mögliche Behandlungsformen.4
  • Podophyllotoxin oder Podophyllin dürfen aufgrund ihrer teratogenen Wirkung insbesondere nicht von schwangeren Frauen verwendet werden.
  • Imiquimod und Sinecatechin sind bei Schwangeren nicht ausreichend untersucht und werden daher nicht empfohlen.1,11

Sekundärbehandlung

  • Kryobehandlung kann eingesetzt werden, erfordert in der Regel jedoch wiederholte Behandlungen.10
    • Kann bei der Behandlung von vaginalen oder analen Warzen eingesetzt werden.
  • CO2-Laserablation ist eine Alternative zur Kryobehandlung.
  • Elektrodissektion ist eine weitere mögliche Alternative.
  • Die herkömmliche chirurgische Exzision ist ebenfalls möglich.

Prävention

  • Kondome schützen teilweise vor Ansteckung.
  • Beschneidung bei Männern kann die Übertragung des Virus reduzieren.10

Impfung

  • Der folgende Abschnitt basiert auf dieser Referenz.15
  • Eine generelle Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) ist für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 9– 14 Jahren empfohlen.
    • Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden.
    • Die Impfserie sollte vor dem ersten Sexualkontakt abgeschlossen sein.
  • Bei Beginn der Impfserie im Alter von 9–14 Jahren (Cervarix, Gardasil-9) ist ein 2-Dosen-Impfschema mit einem Impfabstand von 5 Monaten zugelassen.
    • Bei Nachholimpfungen im Alter ≥ 15 Jahre oder bei einem Impfabstand < 5 Monate zwischen der 1. und 2. Dosis ist eine 3. Impfstoffdosis erforderlich.
  • Eine begonnene Impfserie sollte möglichst mit dem gleichen HPV-Impfstoff vervollständigt werden.
  • In Deutschland sind zwei Typen von HPV-Impfstoffen zugelassen:
    1. ein neunvalenter Impfstoff gegen HPV Typ 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 (Gardasil-9) sowie
    2. ein bivalenter Impfstoff gegen die Typen 16 und 18 (Cervarix).
  • Personen ≥ 18 Jahre ohne bisherige HPV-Impfung können ebenfalls von einer Impfung gegen HPV profitieren, jedoch ist die Wirksamkeit der Impfung bei nicht HPV-naiven Personen reduziert.
    • Die Kostenübernahme muss individuell geklärt werden.
  • Eine unvollständige HPV-Impfserie soll auch nach dem 18. Geburtstag komplettiert werden.
    • Hier ist ebenfalls die Kostenübernahme zu klären.
  • Siehe auch TrainAMed Impfen (Uni Freiburg).

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Wird sexuell übertragen.
  • Die Inkubationszeit ist unsicher und variabel, meist 2–3 Monate, bisweilen auch bis zu 8 Monaten.
  • Studien haben gezeigt, dass bei gesunden Personen, die sich mit HPV infizieren, das Virus bei 55–60 % bei einem Follow-up nach 15 Monaten verschwunden ist.16-17
    • Es wird angenommen, dass bei den meisten HPV-Infizierten, vermutlich mehr als 90 %, das Virus auch ohne Behandlung wieder verschwindet.
  • Bei Behandlung führen die meisten Therapiealternativen dazu, dass die Warzen innerhalb von einigen Monaten verschwinden, die Infektion kann aber nach wie vor bestehen.
  • Es werden Rezidivraten von bis zu 75 % beschrieben, Rezidive können noch mehrere Jahre nach der Behandlung auftreten. Das Rezidiv trotz Behandlung erklärt sich durch bereits bestehende Virusinfektion in noch gesund aussehenden Zellen, die entsprechend nicht mitbehandelt werden, aus denen aber im Verlauf Feigwarzen entstehen.

Komplikationen

  • Die Virustypen 6 und 11 werden nicht mit Zervixkarzinomen in Verbindung gebracht.
  • Condylomata acuminata an der Vulva werden mit Vulvakarzinomen assoziiert.
  • Condylomata acuminata am Penis werden mit Peniskarzinomen assoziiert.

Prognose

  • Häufig eine Zeit lang rezidivierend
  • Im Laufe der Zeit verschwinden bei so gut wie allen Befallenen die Warzen mit oder ohne Behandlung.

Verlaufskontrolle

Leitlinie: Nachsorge nach Behandlung von anogenitalen Warzen8

  • Bei Erstinfektion mit äußeren AGW und Rezidivfreiheit in der Nachsorgeuntersuchung 4–8 Wochen nach Behandlung soll eine abschließende Nachsorgeuntersuchung nach weiteren 3–6 Monaten erfolgen.
  • Bei Erstinfektion mit intraanalen oder intraurethralen AGW und Rezidivfreiheit in der Nachsorgeuntersuchung 4–8 Wochen nach Behandlung sollen weitere Nachsorgeuntersuchungen in 3- bis 6-monatigen Intervallen für einen rezidivfreien Zeitraum von mindestens 12 Monaten erfolgen.
  • Bei rezidivierenden AGW sollen Nachsorgeuntersuchungen in 3- bis 6-monatigen Intervallen für einen rezidivfreien Zeitraum von mindestens 12 Monaten erfolgen.
  • Bei Immundefizienten und HIV-positiven Patient*innen mit AGW sollen aufgrund des erhöhten Risikos für Rezidive und HPV-assoziierte Karzinome lebenslang Nachsorgeuntersuchungen in 3- bis 12-monatigen Intervallen (in Abhängigkeit von den jeweiligen Befunden) erfolgen.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Gutartige Erkrankung, die in der Regel nicht zu bösartigen Erkrankungen führt.
  • Kontagiosität

Patienteninformationen in Deximed

Video

Illustrationen

Typisches Aussehen der Kondylome in Form von breitbasigen Papillomen, die Warzen können aber auch flach und klein sein. In Einzelfällen treten sie auch beetartig auf.
Typisches Aussehen der Kondylome in Form von breitbasigen Papillomen, die Warzen können aber auch flach und klein sein. In Einzelfällen treten sie auch beetartig auf.

Quellen

Leitlinien

  • Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. HPV-assoziierte Läsionen der äußeren Genitalregion und des Anus – Genitalwarzen und Krebsvorstufen der Vulva, des Penis und der peri- und intraanalen Haut. AWMF-Leitlinie Nr. 082-008. S2k, Stand 2017. www.awmf.org

Literatur

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  2. Karnes JB, Usatine RP. Mangagement of external genital warts. Am Fam Physician. 2014 Sep 1;90(5):312-318. PubMed
  3. Woodhall S, Ramsey T, Cai C, et al. Estimation of the impact of genital warts on health-related quality of life published correction appears in Sex Transm Infect. 2008;84(4):328. Sex Transm Infect. 2008; 84(3):161–166. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Buck HW. Warts (genital). Clinical Evidence 2010; 8: 1602. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Sexually transmitted diseases treatment guidelines 2002. Centers for Disease Control and Prevention. MMWR Recomm Rep 2002; 51: 1-78. PubMed
  6. Munoz N, Bosch FX, de Sanjose S, Herrero R, Castellsague X, Shah KV, et al. Epidemiologic classification of human papillomavirus types associated with cervical cancer. N Engl J Med 2003; 348: 518-27. New England Journal of Medicine
  7. Forcier M, Musacchio N. An overview of human papillomavirus infection for the dermatologist: disease, diagnosis, management, and prevention. Dermatol Ther 2010; 23: 458-76. pmid:20868401 PubMed
  8. Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. HPV-assoziierte Läsionen der äußeren Genitalregion und des Anus – Genitalwarzen und Krebsvorstufen der Vulva, des Penis und der peri- und intraanalen Haut. S2k-Leitlinie. AWMF-Leitilinie Nr. 082-008. Stand 2017. www.awmf.org
  9. Altmeyer P. Die Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Kapitel Condylomata acuminata. Springer, Heiöderberg 2015 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  10. Workowski KA, Berman S; Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Sexually transmitted diseases treatment guidelines, 2010 published correction appears in MMWR Recomm Rep. 2011;60(1):18. MMWR Recomm Rep. 2010;59(RR-12):1–110. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Mayeaux EJ Jr, Dunton C. Modern management of external genital warts. J Low Genit Tract Dis. 2008;12(3):185–192. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Gotovtseva EP, Kapadia AS, Smolensky MH, Lairson DR. Optimal frequency of imiquimod (aldara) 5% cream for the treatment of external genital warts in immunocompetent adults: a meta-analysis. Sex Transm Dis 2008; 35: 346-51. pmid:18360317 PubMed
  13. Grillo-Ardila CFAngel-Muller ESalazar-Diaz LC. Imiquimod for anogenital warts in non-immunocompromised adults. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Nov 1;11:CD010389. Cochrane (DOI)
  14. Tatti S, Swinehart JM, Thielert C, et al. Sinecatechins, a defined green tea extract, in the treatment of external anogenital warts: a randomized controlled trial. Obstet Gynecol 2008; 111: 1371-9. pmid:18515521 PubMed
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  16. Goodman MT, Shvetsov YB, McDuffie K, et al. Prevalence, acquisition and clearance of cervical human papillomavirus infection among women with normal cytology: Hawaii Human Papillimavirus cohort study. Cancer Res 2008; 68: 8813-24. PubMed
  17. Shvetsov YB, Hernandez BY, McDuffie K, et al. Duration and clearance og anal human papillomavirus (HPV) infection among women: the Hawaii HPV cohort study. Clin Infect Dis 2009; 48: 547-9. PubMed

Autor*innen

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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