Bei ca. 20–25 % der Betroffenen ist keine Ursache zu finden.3-5
Beschwerdebild mit lokaler Feuchtigkeit; mögliche Ursachen sind lokale Erkrankungen oder gynäkologische Beschwerden.
Besonders wichtig ist die Körperhygiene. Wenn Betroffene sich zu häufig waschen, trocknet die Haut aus, weil die schützenden Fette der Haut ausgewaschen werden. Die Austrocknung der Haut kann den Juckreiz in der Analregion verstärken.
Umgekehrt fördert aber auch eine schlechte oder nachlässige Körperhygiene entsprechende Beschwerden.
Reizstoffe in der Nahrung können vermutlich analen Juckreiz verursachen oder verstärken, möglicherweise nur indirekt über eine veränderte Stuhlkonsistenz. Im Verdacht stehen dabei u. a.:3
Kaffee
Tee
Bier
Tomaten
Schokolade.
Medikamente könnten als Auslöser eines isolierten analen Pruritus möglicherweise eine Rolle spielen, z. B. Zytostatika.3
Selbstgenerierend: Juckreiz führt zu erneutem Juckreiz.
Häufig rezidivierend
Abwendbar gefährliche Verläufe
Pruritus ani im Rahmen einer systemischen Erkrankung: Diabetes mellitus, cholestatische Lebererkrankung (hier oft Bestandteil eines allgemeinen Juckreizes), Urämie, Morbus Hodgkin, Morbus Crohn und systemische Hauterkrankungen.
Eine Reihe von früher verdächtigten Faktoren konnten nicht als prädisponierend bestätigt werden.
Ein Pfortaderhochdruck z. B. begünstigt zwar die Entstehung rektaler Varizen, nicht aber von Hämorrhoiden.
Episoden mit hellrotem Blut im Stuhl, das beim Stuhlgang u. U. in die Toilette spritzt; häufig bereits lang bestehende Krankengeschichte. Die Betroffenen haben meist Knötchen im Analbereich ertastet.
Befund mit prolabierenden Hämorrhoiden oder Marisken, Hautfalten, möglicherweise interne Hämorrhoiden bei der Rektoskopie
Bisweilen bei kleinen Kindern und bei Frauen nach der Geburt zu beobachten.
Schmerzhafte Risse der Schleimhaut. Die Betroffenen können das Einreißen u. U. spüren; frisches Blut auf dem Toilettenpapier.
Führt zu Sekretion und Feuchtigkeit in der Analregion. Die Fissur tritt fast immer auf 6 Uhr in Steinschnittlage auf. Distal des Ulkus ist eine prägnante Falte zu sehen (bei der chronischen Fissur), proximal ein kleiner Polyp. Häufig kommt es zu einem Analkrampf.
Ein Analabszess entsteht vorwiegend aus einer akuten Entzündung der Proktodealdrüsen.
Analfisteln entstehen beinahe immer aus einem vorhandenen Analabszess.
Der genaue Entstehungsmechanismus ist unbekannt.
Die Fistel verläuft häufig vom Analkanal zur perianalen Haut.
Es kommt immer wieder zu Sekretion, manchmal wird auch Stuhl durch die Fistel abgegeben. Die Betroffenen klagen über ein Feuchtigkeitsgefühl. Ab und zu entwickeln die Betroffenen Ekzeme.
Die äußere Öffnung kann sichtbar sein, und möglicherweise lässt sich die innere Öffnung an der Linea dentata in 1–3 cm Tiefe ertasten.
Zur diagnostischen Erfassung psychischer Störungen und ggf. psychotherapeutischen Mitbehandlung, etwa bei somatoformem Pruritus
Empfehlungen für Patient*innen
Angemessene Hygiene mit regelmäßigem, aber nicht zu häufigem Waschen
Nur Wasser verwenden, z. B. Dusche oder Bidet.
Detergenzien vermeiden.
Sanft abtrocknen.
Nicht mit trockenem Papier reiben und rubbeln, viel Toilettenpapier oder Wasser verwenden.
Hautpflege in der Analregion
allergenfreie Pflegeprodukte zur Wiederherstellung der Hautbarriere und/oder weiche Zinkoxidpaste
Maßnahmen zur Verringerung der lokalen Schweißbelastung
Unterwäsche aus Baumwolle tragen.
Keine eng anliegende Kleidung tragen.
Aktivitäten vermeiden, die zu stärkerer Schweißbildung führen.
Während der Menstruation Tampons statt Binden verwenden.
Nicht zu lange still sitzen, Kunststoffsitze meiden.
Nicht kratzen.
Absorbierende Baumwollkompressen, die häufig gewechselt werden, können in die Gesäßfalte eingelegt werden, um die lokale Feuchtigkeit zu mindern.
Auslöser für Juckreiz vermeiden.
Ernährungsgewohnheiten anpassen.
Ziel ist ein geformter Stuhl und die Reduktion einer erhöhten Stuhlfrequenz.
Medikamentöse Therapie
Ggf. Grunderkrankung behandeln.
Langzeitbehandlung vermeiden, stattdessen besser eine intermittierende Therapie mit verschiedenen Präparaten, da sich bei einer dauerhaft gleichen Therapie die Sensibilität des Gewebes verringert.
Zur Linderung des Juckreizes
Topische Kortikosteroide
Wegen des Nebenwirkungsrisikos (Hautatrophie, Teleangiektasien) langfristige Anwendung vermeiden.
zugelassen nur bei therapierefraktärem mittelschwerem bis schwerem atopischem Ekzem (sonst Off-Label-Use)
Sonstige Medikamente mit denkbarer, aber bislang unzureichend belegter Wirksamkeit bei analem Pruritus3
Eine Creme mit 0,006 % Capsaicin hat sich in einer randomisierten Crossover-Studie als signifikant wirksamer gegenüber Menthol-Creme erwiesen.11
Topisches Palmitoylethanolamid (PEA), ein cannabinoidähnlicher Wirkstoff
Ureahaltige Cremes
Unterspritzung perianaler Haut mit topischen Kortikoiden12
Psychosomatische Therapie
Leitlinie: Psychsosomatische Therapie bei chronischem Pruritus7
Bei Verdacht auf ein automatisiertes Kratzverhalten und Probleme der Pruritusbewältigung wird neben der symptomatischen auch eine psychosomatische Therapie empfohlen.
Diese kann als adjuvantes Schulungsprogramm, im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung oder einer Richtlinienpsychotherapie erfolgen.
Es wird empfohlen, bei somatoformem Pruritus oder psychischen Komorbiditäten, z. B. einer komorbiden Depression, auch bei chronischem Pruritus entsprechend den vorliegenden Behandlungsleitlinien vorzugehen.
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Analer Pruritus. AWMF-Leitlinie Nr. 013-063. S1, Stand 2020. www.awmf.org
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus. AWMF-Leitlinie Nr. 013-048. S2k, Stand 2016. www.awmf.org
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Diagnostik und Therapie des Analekzems. AWMF-Leitlinie Nr. 013-007. S1, Stand 2019. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie. Hämorrhoidalleiden. AWMF-Leitlinie Nr. 081-007. S3, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
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Kuehn HG, Gebbensleben O, Hilger Y, Rohde H. Relationship between anal symptoms and anal findings. Int J Med Sci 2009; 6: 77-84. PubMed
Kränke B, Trummer M, Brabek E, Komericki P, Turek TD, Aberer W. Etiologic and causative factors in perianal dermatitis: results of a prospective study in 126 patients. Wien Klin Wochenschr 2006; 118: 90-4. PubMed
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2021. Stand 18.09.2020; letzter Zugriff 21.10.2020. www.dimdi.de
Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus. AWMF-Leitlinie Nr. 013-048. S2k, Stand 2016. www.awmf.org
Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Diagnostik und Therapie des Analekzems. AWMF-Leitlinie Nr. 013-007, S1, Stand 2019. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Koloproktologie. Hämorrhoidalleiden. AWMF-Leitlinie Nr. 081-007, Klasse S3. Stand 2019. www.awmf.org
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Tunuguntla A, Sullivan MJ. A new concept for the treatment of intractable pruritus ani. South Med J 2004; 97(7): 710. PMID: 15301134 PubMed
Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
k62 andra sjukdomar i stolgången och ändtarmen; k62 andra sjukdomar i stolgången och ändtarmen.; l29.0 pruritus aniL290
l29-p pruritus uns; k62-; annan sjukdom i stolgång och ändtarm
d05 perianal klåda
Analfistel; Analfissur; Chronischer Juckreiz am After; Afterjuckreiz; Juckreiz in der Analregion; Hämorrhoiden; Rektumprolaps; Analprolaps; Perianalekzem; Morbus Crohn; Colitis ulcerosa; Proktitis; Diarrhö; Madenwurm; Pilzbefall; Analkarzinom; somatoformer Pruritus
Pruritus ani
CCC MK 30.07.2019, LL eingefügt
CCC MK 22.10.2020 Revision, neue LL.
BBB MK 02.12.2019, mehrere neue LL
Revision at 17.12.2015 10:46:23:
German Version
MK 14.03.2018 (Q)
Chronischer oder rezidivierender Juckreiz am After1-2 Hält dieser länger als 6 Wochen an, spricht man von chronischem Pruritus. Häufigstes Symptom in der Proktologie