BBB MK 10.11.2020 Dimethylfumarat: Rote-Hand-Brief
U-MK 04.12.2019
CCC MK 09.09.2019, neue LL zur Psychodermatologie, Anmerkung zu neuen Biologika.
U-MK 14.05.2019
U-NH 24.08.17
MK 06.02.2018 AKDÄ zu Dimethylfumarat
MK 14.02.2018 neue LL
MK 10.07.2018 AKDÄ zu Ixekizumab
MK 10.09.20198 gba zu Ixekuzim
BBB MK 07.06.2021 umgeschrieben, stärker auf Hausarztpraxis fokussiert. Neue LL berücksichtigt.
MK 24.02.17
Schuppenflechte
Hautausschlag
Juckreiz
Polyarthritis
Psoriasisefflorenzen
Psoriasis vulgaris
Psoriasis pustulosa
PSORS
Entzündliche Autoimmunerkrankung
Psoriasisschübe
Nagelveränderungen
Psoriasisplaques
Psoriasisschuppen
Schuppen
Zusammenfassung
Definition:Durch exogene und endogene Stimuli provozierbare, akut oder chronisch verlaufende polygenetische Hauterkrankung mit T-Zell-vermittelter Autoimmungenese.
Häufigkeit:1-Jahres-Prävalenz in Deutschland: 2,5 % der Gesamtbevölkerung und 0,7 % der Kinder.
Symptome:Effloreszenzen und Pruritus, in bis zu 40 % der Fälle im Verlauf auch Gelenkbeschwerden.
Befunde:Charakteristische Effloreszenzen: scharf begrenzte, erythematöse und schuppende Hautveränderungen auf Streckseiten des Körpers und der Kopfhaut. Häufig auch Nagelveränderungen (Tüpfelnägel, Ölflecken).
Diagnostik:Klinische Diagnose. Bei atypischen Varianten Biopsie zur Diagnosesicherung.
Therapie:Bei leichter Form topische Therapie. Bei (mittel)schwerer Form systemische Therapie durch Spezialist*in.
Allgemeine Informationen
Definition
Synonym: Schuppenflechte
Durch exogene und endogene Stimuli provozierbare, akut oder chronisch verlaufende polygenetische Hauterkrankung mit T-Zell-vermittelter Autoimmungenese1
bei 5–40 % der Patient*innen auch Gelenkbeteiligung1-3
Charakteristische Effloreszenzen: scharf begrenzte, erythematöse und schuppende Hautveränderungen auf Streckseiten des Körpers und der Kopfhaut4-6
Klinische Varianten
Klinische Varianten mit teilweise sehr unterschiedlichen Verlaufsformen1
Psoriasis vulgaris (Plaque-Typ)
stationär
schubaktiv
Psoriasis guttata (exanthematische Form der Psoriasis)
Mehrere der Gene sind auch an der Entstehung anderer Autoimmun- und Entzündungserkrankungen (z. B. entzündliche Darmerkrankungen, Typ-1-Diabetes, multiple Sklerose und atopische Dermatitis) beteiligt.6
Ebenfalls beschrieben sind Assoziationen mit HLA-B13, HLA-Bw57, HLA-Cw6, HLA-B27, HLACw2, HLA-DR4 und HLA-DR7.1
bei Single Nucleotide Polymorphismus des TNF-alpha-Gens signifikante Veranlagung für Psoriasisarthritis1
TNF-alpha-Gen-Polymorphismus steht in Relation zum Schweregrad der Psoriasis bzw. zu Ansprechen auf Etanercept.11
Bei ca. 1/3 der Patient*innen gibt es weitere Fälle von Psoriasis in Familie; vor allem bei Patient*innen mit frühem Krankheitsbeginn.9,12
Immunologisch
Bildung von Autoantigenen in der Haut, die Lymphozyten zur Bildung von inflammatorischen Zytokinen und damit zur Aufrechterhaltung der Entzündung anregen.4,13-15
Th17-Zellen dabei zentrale Effektorzellen
Der Prozess kann vermutlich durch Umweltfaktoren, z. B. Virus-Antigen, ausgelöst werden.
Infektiös
Psoriasis guttata tritt häufig nach Infektion der oberen Atemwege auf.14
in der Mehrzahl der Fälle (bei Kindern > 60 %) vorherige Streptokokken-Infektion (diskutiert werden streptogene Antigene mit Strukturähnlichkeiten zu Keratinozytenproteinen)
Pathophysiologie
Hyperproliferative Erkrankung, die eine komplexe Kaskade von Entzündungsmediatoren involviert.
Zellzyklus der Keratinozyten durch stimulierende Mediatoren (TNF-alpha, G-CSF, Interleukine) um mehr als 8-Fache beschleunigt1
Ausschüttung der Mediatoren durch Lymphozyten, dendritische Zellen, Makrophagen und Keratinozyten selbst
Mediatoren Angriffspunkt für systemische Medikamente, z. B. TNF-alpha-Blocker oder Interleukin-Inhibitoren14,16
Aktivierung der Zellen durch Autoantigene in Haut
Die silbrige Schuppenschicht auf der Oberfläche der psoriatischen Läsionen besteht aus abgestorbenen Zellen.14
In mehr als der Hälfte der Fälle ist anamnestisch Stress der Auslöser für einen Schub.17
Infektionen, v. a. Infektionen der oberen Luftwege mit Streptokokken
Mechanische Hauttraumata (siehe Köbner-Phänomen unter Psoriasisphänomene)
Arzneimittel: Lithium, Betablocker, Kalzium-Kanal-Blocker, Chloroquin, beim Absetzen oder Reduzieren von systemischen Kortikosteroiden, NSAR, einige Antibiotika (z. B. Makrolide) und hormonelle Kontrazeptiva18
Diagnostisch hilfreich ist die Überprüfung verschiedener „Psoriasis-Phänomene“ innerhalb der Herde.11
Kerzenfleckphänomen: Durch Kratzen lässt sich lamelläre Schuppung deutlich erkennen und entfernen.
Phänomen des letzten Häutchens: Nach Auslösen des Kerzenfleckphänomens, d. h. Abkratzen der Schuppe, sieht man zusammenhängendes blattartiges, feucht wirkendes Häutchen.
Auspitz-Zeichen: Nach Entfernung der obersten parakeratotischen Hornschuppen kommt es zu punktförmigen Blutungen, „blutiger Tau“.
Köbner-Phänomen (oder isomorpher Reizeffekt): Auftreten von krankheitstypischen Hautveränderungen (Effloreszenzen) nach unspezifischer Reizung (mechanisch, thermisch, chemisch) an einer vorher nicht beeinträchtigten Stelle der Haut.
Cave: Ein Köbner-Phänomen kann auch bei anderen Hauterkrankungen positiv sein und ist nicht spezifisch für Psoriasis.
Bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose ggf. Biopsie
Die Wahrscheinlichkeit einer kardiovaskulären Komorbidität steigt mit der Ausbreitung der Krankheit.
Bei schwerer Psoriasis ist das Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, um das 2- bis 3-Fache erhöht.20
Die steigende Häufigkeit von Psoriasis hängt möglicherweise mit einem vermehrten Auftreten von Adipositas in Bevölkerung zusammen und lässt sich evtl. durch Gewichtsreduktion lindern.21
Zöliakie und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen treten vermehrt auf.1
Vermutlich ist auch Risiko für einige Krebserkrankungen (u.a. Lymphome) erhöht.22-23
Klinische Untersuchung
Allgemeines
Die Krankheit befällt vor allem die Streckseiten.
Psoriasisplaques
In der Regel sind Handflächen, Fußsohlen oder Gesicht nicht betroffen.
Häufigste Lokalisationen sind Kopfhaut, Ellbogen und Knie.
Den Hautsymptomen können Nagelveränderungen vorausgehen.
Die Ausbreitung ist interindividuell sehr variabel.
Bis zu 40 % aller Patient*innen entwickeln Arthritis.3
Primäre Hautveränderungen
Oft bilateral und symmetrisch lokalisiert
Psoriasis vulgaris
Läsionen beginnen als Papeln und wachsen schließlich zusammen, sodass scharf begrenzte, erythematöse Plaques entstehen, die mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, kerzenwachsartigen, teilweise festsitzenden Schuppen bedeckt sind.
Beim Entfernen der Schuppen werden punktförmige Blutungen auf der erythematösen Oberfläche sichtbar (Auspitz-Phänomen).
Traumata können das Köbner-Phänomen auslösen.
Verschiedene Arten der Psoriasis
Psoriasis vulgaris
großflächige, erhabene Plaques mit silbrig weißer, schuppender Oberfläche
Schuppen können abgekratzt werden; darunter wird entzündete und in einigen Fällen sehr empfindliche Haut sichtbar.
Psoriasis guttata
Psoriasis guttata
weit verbreitete, erythematöse, kleine, schuppende Papeln an Rumpf, Armen und Beinen
Häufig entstehen Läsionen nach Infektion der oberen Atemwege.
Psoriasis pustulosa
sterile Pusteln an Händen und Füßen (Pustulosis palmoplantaris)
kreisförmige erythematöse Läsionen mit Pusteln und Schuppenbildung auch am Rumpf
Pustulosis palmoplantaris
möglich
Erythrodermische Psoriasis
Maximalform der Psoriasis vulgaris
generalisiertes Erythem mit feiner Schuppung
häufig mit Schmerzen und in manchen Fällen auch mit starkem Pruritus verbunden
Patient*innen mit Psoriasisarthritis haben häufiger Nagelveränderungen.24
Veränderungen nahezu pathognomonisch
Punktförmige Vertiefungen, die als Grübchen oder Tüpfelnägel bezeichnet werden.
Tüpfelnägel bei Psoriasis
Onycholyse: Nagel löst sich vom Nagelbett ab.
Teilweise bräunliche Verfärbungen des Nagels, die an Ölflecken erinnern.
Onycholyse
Gelegentlich kommt es zu subungualer Hyperkeratose.
Psoriasis inversa
Vorwiegend beugeseitiges Auftreten
Befällt intertriginöse Bereiche wie Glutealfalte, Axillae und Glans penis.
Häufig keine Schuppung
Diagnostische Schwierigkeiten
Bei neu entstandener Psoriasis, die nicht vom Plaque-Typ ist und bei der keine familiäre Vorbelastung vorliegt, kann die Diagnose schwierig sein. Bei folgenden Befunden sollte eine Psoriasis in Betracht gezogen werden:
bei schuppenden Effloreszenzen
bei atypischer Intertrigo und
Psoriasis inversa
bei isolierten schuppenden Kopfhautveränderungen.
Bestimmung des Schweregrads
Komplexes Unterfangen, bei dem klinische aber auch gesundheitsbezogene Lebensqualität betreffende Aspekte berücksichtigt werden müssen. 7
Gewebeprobe aus dem zentralen Teil einer älteren, typischen Läsion entweder als größere Exzisionsbiopsie oder mit mehreren kleineren Stanzbiopsien
Für eine aussagekräftige Biopsie darf keine Vorbehandlung der Läsion erfolgt sein.11
Andere Untersuchungen
Bei Psoriasis guttata können ggf. zum Nachweis von Streptokokken ein Rachenabstrich und/oder Lues-Serologie (als Differenzialdiagnose) durchgeführt werden.
Bei atypischen Nagelveränderungen ggf. Untersuchung auf Pilzinfektionen
Indikationen zur Überweisung
Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis (Dermatologie)
Individuelle Festlegung eines Mindestziels, da nicht bei allen Patient*innen Erscheinungsfreiheit erreichbar ist.7
für schnell wirkende Medikamente Überprüfung des Erreichens von Therapiezielen am Ende der Induktionstherapie nach 10–12 Wochen, bei Medikamenten mit langsam einsetzender Wirkung nach 16–24 Wochen
bei Verfehlen des Mindestziels Anpassung der Therapie
Allgemeines zur Therapie
Es gibt keine Kausaltherapie.
Viele verschiedene klinische Bilder sind möglich.
individuelle Anpassung der Therapie an Schweregrad, Komorbiditäten und Präferenzen der jeweiligen Patient*innen
Die Nebenwirkungen der Therapie sollten nicht gravierender sein als die Psoriasis selbst.
Entfernung von Schuppen vor topischer Therapie
Topische Therapie der leichten Psoriasis in der Hausarztpraxis möglich
Systemische Therapie der (mittel)schweren Psoriasis durch Dermatolog*in
Mittelschwere bis schwere Psoriasis: systemische Therapie/Phototherapie + ggf. topische Therapie
Grundsätze der systemischen Therapie
Entsprechend des Wirtschaftlichkeitsgebotes initial Einleitung einer „konventionellen“ Systemtherapie
Einleitung einer Therapie mittels Biologikum, wenn die konventionelle Therapie keinen ausreichenden Therapieerfolg gezeigt hat, unverträglich oder kontraindiziert ist.
Bei Vorliegen einer Psoriasis, bei der die konventionelle Therapie keinen ausreichenden Therapieerfolg erwarten lässt (z. B. besonders schwere Ausprägung mit PASI ≥ 20), kann Einleitung einer Therapie mit Biologikum mit „First Line Label“ (Zulassung durch EMA) empfohlen werden.
Eine Eigentherapie mit Feuchtigkeitsbehandlung und Entfernung der Schuppen vor der topischen Therapie ist sehr wichtig.
Tägliche Feuchtigkeitszufuhr mithilfe von Feuchtigkeitscremes und häufigen Ölbädern in Alltag integrieren.
Die Entfernung der Schuppen ist eine Bedingung dafür, dass weitere lokale Therapiemaßnahmen wirken können.
Natürliche Sonnenstrahlung und Salzwasser- bzw. Meerwasserbäder haben bei den meisten Patient*innen mit Psoriasis positive Wirkung.
Cave: Sonnenbrände vermeiden, da diese im Sinne eines Köbner-Phänomens zur Verschlimmerung der Erkrankung beitragen können.
Topische Therapie – Wirkstoffgruppen
Zusammenfassung der Wirkstoffgruppen mittels Appendix der S3-Leitlinie7
Calcineurin-Inhibitoren
Indikationen
bei Psoriasis vulgaris in den kortikosteroidempfindlichen Arealen, v. a. Gesicht, Körperfalten, Genito-Anal-Bereich
Anwendung am übrigen Körper aufgrund der nicht ausreichenden Datenlage bei vorhandenen Therapiealternativen sowie aufgrund der fehlenden Zulassung nicht empfohlen
Präparate: Tacrolimus, Pimecrolimus
Empfohlene Initialdosis
häufig kurzzeitige Vortherapie mit topischen Kortikoiden
anschließend 1–2 x/d topische Applikation
Erwarteter Wirkungseintritt: nach 2 Wochen
Ansprechrate: 40–50 % der Patient*innen mit deutlicher Verbesserung oder vollständige Abheilung der Läsionen nach 6–12 Wochen
Kontraindikationen
Schwangerschaft und Stillzeit (fehlende Erfahrung)
keine Kombination mit Phototherapie
Nebenwirkungen: Brennen der Haut, Hautinfektionen
Maßnahmen während der Behandlung: Lichtschutz
Sonstiges: Off-Label-Use
Dithranol
Indikationen: Induktionstherapie bei leichter und mittelschwerer Psoriasis vulgaris
Präparate: Psoralon, Psoradexan, Micanol
Empfohlene Initialdosis
Beginn mit 0,5-prozentiger Zubereitung für die Langzeittherapie oder 1-prozentiger für die Kurzkontakttherapie, dann nach Verträglichkeit steigern.
Langzeittherapie: Beginn mit schwächster Konzentration, wobei morgens und abends eine Applikation dünn auf die Plaques aufgetragen und nicht abgewaschen wird. Üblicherweise erfolgt je nach Hautreizung Verdopplung der Konzentration alle 3 Tage, wobei eine Zielkonzentration von 1–3 % angestrebt wird.
Kurzkontakttherapie: Beginn mit schwächster Konzentration, in den ersten Tagen 10 min auf den betroffenen Hautstellen belassen und anschließend mittels lauwarmen Wassers abspülen. In den darauffolgenden Tagen Einwirkzeit auf 30 min verlängern und die Konzentration abhängig von der Hautreizung erhöhen.
Erwarteter Wirkungseintritt: nach 2–3 Wochen
Ansprechrate
deutliche Besserung oder vollständiges Abheilen der Hautläsionen bei 30–70 % der Patient*innen
Die Kombination mit calcipotriolhaltigen Cremes oder einer UV-B-Phototherapie kann Wirksamkeit erhöhen.
Kontraindikationen
akute, erythrodermische Formen der Psoriasis vulgaris
pustulöse Psoriasis
Nebenwirkungen: Brennen und Rötung der Haut in über >10 %
Maßnahmen während der Behandlung: Kontrolle der Hautirritationen mit entsprechender Anpassung der Dosis
Sonstiges
nicht zur Langzeittherapie empfohlen
keine gute Praktikabilität für die Patient*innen
Kortikosteroide
Indikationen
Induktionstherapie mit topischen Kortikoiden der Wirkstoffklasse III bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris
Induktionstherapie mit topischen Kortikoiden der Wirkstoffklasse IV unter Abwägung von erhöhter Wirksamkeit und theoretisch erhöhtem Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris
Cave: Wegen der Gefahr einer Hautatrophie zurückhaltender Einsatz an Gesicht, Genitalregion, Hals und intertriginösen Räumen!
Präparate: diverse
Empfohlene Initialdosis
Applikation 1 x/d auf die betroffenen Hautareale, im Verlauf Ausschleichen
typisches Protokoll für Betamethasondipropionat
Anwendung 1 x/d über 3 Wochen
dann für 1 Woche Anwendung nur jeden 2. Tag
gefolgt von 1 Woche Anwendung nur jeden 3. Tag
anschließend Absetzen des Präparates
Erwarteter Wirkungseintritt: nach 1–2 Wochen
Ansprechrate
Betamethasondipropionat (Klasse III): 25–78 % der Patient*innen mit deutlicher Verbesserung oder vollständigem Abheilen der Hautläsionen
Clobetasol-17-propionat (Klasse IV, Applikation 2 x/d): Therapieerfolg bei 68–89 % der Patient*innen
Kombination mit Salicylsäure oder topischen Vitamin-D3-Derivaten kann zu einer verbesserten Remissionsraten führen.
Sonstiges: Entstehen von typischen unerwünschten Kortikoidwirkungen wie Hautatrophien oder Teleangiektasien bei langer Anwendung
Steinkohleteer
Indikationen
Monotherapie angesichts wirksamerer, risikoärmerer und praktikablerer Therapiealternativen obsolet
Unter sorgfältiger Abwägung des therapeutischen Nutzens und unter Berücksichtigung risikoärmerer therapeutischer Alternativen in Kombination mit UV-B ggf. ausnahmsweise zur Anwendung bei ansonsten therapierefraktärer Psoriasis vulgaris
Präparate: Salbenzubereitungen mit meist 5-prozentiger Wirkstoffkonzentration
Empfohlene Initialdosis
Ein- bis mehrstündige Applikation teerhaltiger Externa, an die sich unmittelbar oder nach Entfernung der Teerzubereitung eine UV-B-Bestrahlung anschließt.
Nebenwirkungen: Farbe, Geruch, kanzerogenes Risiko, Phototoxizität (Teil der gewünschten Wirkung)
Maßnahmen vor der Behandlung: Aufklärung über mögliche kanzerogene Wirkung
Maßnahmen während der Behandlung
keine übermäßige UV-Exposition
keine gleichzeitige Anwendung photosensibilisierender Substanzen
Sonstiges: Nur in therapierefraktären Einzelfällen als Ausnahme erwägen.
Tazaroten (Retinoid der 3. Generation)
Indikationen
bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis vulgaris in Kombination mit topischen Kortikoiden (Optimierung des Therapieerfolgs und Reduktion von Hautirritationen)
Präparate: Tazaroten-Gel 0,1 %
Empfohlene Initialdosis
1 x/d abends als dünner Film exakt auf die betroffenen Hautstellen auftragen.
Erwarteter Wirkungseintritt: nach 1–2 Wochen
Ansprechrate
nach 12 Wochen Therapie bei ca. der Hälfte der Patient*innen Befundbesserung um mindestens 50 %
Maßnahmen während der Behandlung: Nicht übermäßig UV-Licht aussetzen.
Sonstiges: Zwar in Deutschland zugelassen, wird aber nicht mehr vertrieben und zurzeit in 0,1-prozentiger Formulierung nur über Auslandsapotheke erhältlich.
Vitamin-D3-Analoga
Indikationen
fixe Kombination mit Kortikoiden in ersten 4 Wochen zur Induktionstherapie der leichten bis mittelschweren Psoriasis
synergistische Effekte mit systemischer Ciclosporintherapie bei schwerer Psoriasis
Präparate: als Cremes, Salben und Lotionen in unterschiedlichen Konzentrationen sowie als Fixkombination mit Betamethason
Empfohlene Initialdosis
Calcipotriol: 1–2 x/d auf die betroffenen Hautstellen, maximal 30 % der Körperoberfläche (KÖF)
Tacalcitol: 1 x/d auf die betroffenen Hautstellen, maximal 20 % der KÖF
Calcitriol: 2 x/d auf die betroffenen Hautstellen, maximal 35 % der KÖF
Erwarteter Wirkungseintritt: nach 1–2 Wochen
Ansprechrate
30–50 % der Patient*innen mit deutlicher Verbesserung oder vollständiger Abheilung der Läsionen nach 4–6 Wochen
Kontraindikationen
Erkrankungen mit Veränderungen des Kalziumstoffwechsels
Maßnahmen während der Behandlung: Kein Auftragen vor Phototherapie, da eine gegenseitige Wirkungsabschwächung erfolgen kann.
Sonstiges
keine gleichzeitige Anwendung mit salizylathaltigen topischen Präparaten (Inaktivierung)
Interaktion mit Medikamenten, die den Kalziumspiegel erhöhen (z. B. Thiazid-Diuretika).
Phototherapie
Zusammenfassung der Phototherapie mittels Appendix der S3-Leitlinie7
Indikationen
Induktionstherapie bei mittelschwerer und schwerer Psoriasis vulgaris, vor allem bei großflächiger Erkrankung
Aufgrund der besseren Praktikabilität und des geringeren Malignitätsrisikos Schmalspektrum-UV-B-Therapie als Phototherapie der 1. Wahl gegenüber PUVA bevorzugen.
Kombination mit topischem Vitamin-D3-Derivaten zur Verbesserung der Ansprechrate
Excimer Laser für die gezielte Behandlung einzelner psoriatischer Plaques
Wegen geringer Praktikabilität und Assoziation langfristiger unerwünschter Wirkungen mit kumulativer UV-Dosis keine Langzeittherapie
Modalitäten
Schmalspektrum-UVB-Licht (311-313nm) in der Hautarztpraxis26
Grenzstrahlung: Röntgenstrahlen mit großer Wellenlänge an der Grenze zur UV-Strahlung, die bis zu 1 mm in Haut eindringen und die Aktivität von Entzündungszellen hemmen.28
möglicher Einsatz bei therapieresistenten lokalisierten Psoriasisplaques
Notwendigkeit einer effektiven Langzeitverhütung (bis 3 Jahre nach Absetzen der Therapie)
Fumarsäureester/Dimethylfumarat
Einsatz vor allem als Langzeittherapie bei chronischer Plaque-Psoriasis
Orale Dosis bis zum klinischen Ansprechen von 30–720 mg/d auftitrieren.7
Nebenwirkungen: bis zu 60 % der Patient*innen mit Diarrhöen, Flush, leichte Leuko- und Lymphopenie7
Flush-Symptomatik kann durch ASS verringert werden.
G-BA sieht keinen Zusatznutzen gegenüber Vergleichstherapie (Ciclosporin, MTX, PUVA, Biologika).33
Der Hersteller informierte im November 2020 in einem Rote-Hand-Brief über das Risiko einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML); zudem Einsatz kontrainidiziert bei schwerer Lymphopenie (Lymphozyten < 0,5 × 109/l).
Biologika
Einsatz durch spezialisierte niedergelassene Dermatolog*innen oder Ambulanzen
Jahrestherapiekosten übersteigen konventionelle Therapien um Vielfaches7
Acitretin (Retinoid) oral 1.485,60 €
Fumarsäureester oral 3.342,55 €
MTX s. c. 3.342,55 €
Secukinumab s. c. 28.148,43 €
Infliximab i. v. 25.191,19 €
jeweils Kosten/Jahr (nach Lauer-Taxe; Stand 01.03.2017)
Wirkungsmechanismus
Hauptsächlich monoklonale Antikörper, die Entzündungsmediatoren blockieren.
somit Verringerung der unerwünschten immunologischen Aktivität
Entwicklung spezifischer Antikörper, die die Ansprechdauer auf die Therapie begrenzen.
langfristige Auswirkungen unbekannt
Kontraindikationen
maligne oder demyelinisierende Erkrankungen
Systemische Therapie in speziellen Situationen
Die S3-Leitlinie zur Therapie der Psoariasis von 2021 beinhaltet mehrere Entscheidungsmatrizes und Empfehlungen für die Systemtherapie in speziellen Situationen, u. a. bei den Komorbiditäten chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Herz- oder Nierenerkrankungen oder Schwangerschaft.
Da die Systemtherapie, insbesondere bei Komorbiditäten, durch Spezialist*innen durchgeführt werden soll, verweisen wir für interessierte allgemeinmedizinische Kolleg*innen auf die Seiten 29 und 30 der S3-Leitlinie, aber gehen in diesem Artikel nicht weiter darauf ein.
Therapie der klinischen Varianten
Psoriasis vulgaris mit wenigen stabilen Plaques
Verschiedene Therapieoptionen vorhanden
Am gebräuchlichsten: topische Kortikosteroide der Klasse III–IV in Kombination mit Vitamin-D-Analogon
wirksame Therapie und gut verträglich; wirksamer als das jeweilige Präparat in Monotherapie34-35
Calcipotriol und Betamethason als Kombinationspräparat erhältlich
Das Präparat wird 1-mal täglich über 4 Wochen auf psoriatischen Plaques angewendet, dann nach Bedarf.
In Gelform sind die Wirkstoffe sowohl am Körper als auch insbesondere auf Kopfhaut anwendbar.
Alternativ: Bestrahlung der lokalisierten Veränderungen mittels Phototherapie (UVB) oder Photochemotherapie (PUVA)36
Psoriasis der Kopfhaut
Mittel der Wahl: Kombinationstherapie aus Klasse-III-Steroid und Vitamin-D-Analogon34-35
Calcipotriol und Betamethason als Gel
Bei mittelstarken Beschwerden und Verdacht auf gleichzeitig vorhandenes seborrhoisches Ekzem kann zunächst Therapieversuch mit Anti-Schuppen-Shampoo erfolgen.
z. B. Ketoconazol 2-mal wöchentlich über 4 Wochen, danach Langzeitbehandlung, ca. 1-mal wöchentlich
Bei leichten bis mäßigen Beschwerden können Kopfhaut und Gehörgänge mit flüssigen Klasse-II-Steroiden behandelt werden, vor allem, wenn die Veränderungen an ein seborrhoisches Ekzem erinnern.
z. B. Hydrocortisonbutyrat als Lösung oder Emulsion
Klasse-III- und Klasse-IV-Steroide sind ebenfalls wirksam und können bei Exazerbationen kurzzeitig angewendet werden.34-35
Klasse-III-Steroide, z. B. Betamethason als Liniment oder Schaum, Mometason als Liniment
Klasse-III-Steroide können evtl. auch in Kombination mit Salizylsäure verwendet werden.
In schwierigen Fällen oder über kurze Zeiträume können Klasse-IV-Steroide verwendet werden.
z. B. Clobetasol als Lösung oder Shampoo
Bestrahlung der lokalisierten Veränderungen mittels Grenzstrahlung ist ebenfalls möglich, aber nur fraglich dauerhaft wirksam.28
Die Psoriasis der Kopfhaut kann so schwer zu behandeln sein, dass eine systemische Therapie indiziert ist, obwohl Psoriasis am restlichen Körper nicht stark ausgeprägt ist.
Psoriasis im Gesicht
Das Gesicht ist nur selten betroffen, evtl. vorhandene Effloreszenzen sollten jedoch, wenn überhaupt, nur mit niedrig-potenten Klasse-I- oder Klasse-II-Steroiden behandelt werden (Steroid-Nebenwirkungen: u. a. Hautatrophie und Teleangiektasien).
Klasse I: z. B. Hydrocortison als Creme oder Salbe
Klasse II: z. B. Hydrocortisonbutyrat als Creme oder Salbe
Alternative: Calcineurininhibitoren
Tacrolimus und in geringerem Umfang auch Pimecrolimus sind wirksam bei Psoriasis im Gesicht, im Genitalbereich und in den intertriginösen Bereichen.37-38
Cave: Off-Label-Use, Calcineurininhibitoren nicht zur Behandlung der Psoriasis zugelassen!
intensive, häufig schmerzhafte Entzündung der distalen und/oder proximalen Phalanx mit Deformierungen der Nagelplatte bis hin zum Verlust des Nagels
chronische Nagelpsoriasis
Nagelmatrixpsoriasis mit Grübchen (Tüpfelnägel)
Grübchen oder Tüpfelnägel
Nagelbettpsoriasis mit „Ölfleck“ (subunguales parakeratotisches Schuppenmaterial) und ggf. Onycholysis psoriatica (Abhebung des Nagels vom Nagelbett durch subunguales parakeratotisches Schuppenmaterial)
psoriatischer Krümelnagel (Extremvariante der Nagelpsoriasis)
Bei etwa 40–50 % aller Patient*innen mit Psoriasis bzw. bei 70–80 % aller Patient*innen mit Psoriasisarthritis40
alternativ: topische Glukokortikoide z. B. Mometason-Lösung/Fettcreme oder Lokalbehandlung mit 0,1-%-Tazaroten-Creme/Gel in gleicher Weise wie Calcipotriol
schwere Form: lokaler Einsatz von 1-%-5-Fluorouracil oder Lösung mit 1-%- 5-Fluorouracil + Salicylsäure oder Harnstoff (Off-Label-Use). Lösung 1 x/d auftragen, anschließend Okklusivverband.
alternativ: intraläsionale Injektionen von Glukokortikoiden
Potenziell lebensbedrohliche Maximalvariante der Psoariasis43
Erythrodermie mit Fieber, Bildung steriler Pusteln, starkem Krankheitsgefühl
Einweisung ins Krankenhaus; schnelle und aggressive Therapie mit Immunsuppressiva erforderlich
Schwangere mit Psoriasis
Risiko einer unbehandelten Psoriasis muss gegen mögliche Schädigung des Fetus durch Medikamente abgewogen werden.7
Bei Frauen, die Empfängnis planen oder für die Therapie im 2. oder 3. Trimenon der Schwangerschaft erforderlich wird, kann Certolizumab-Pegol als Therapie der 1. Wahl empfohlen werden (wenn Behandlung mit Biologikum als essenziell erachtet wird).7
In jedem Fall interdisziplinäre Betreuung unter Einbindung eines/einer Geburtsmediziner*in/Gynäkolog*in mit Erfahrung in diesem Bereich empfohlen7
Kinder und Jugendliche
Leitlinie: Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen44
Basistherapie
„Wird empfohlen“ (höchster Empfehlungsgrad)
Calcipotriol, zugelassen ab 6 Jahren
Tacalcitol, zugelassen ab 12 Jahren
„Kann empfohlen werden“
Calcineurin-Inhibitoren bei Befall von Gesicht und/oder Intertrigines; cave: Off-Label-Use!
„Kann erwogen werden bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit, Kontraindikation gegenüber anderen topischen Therapieoptionen“
Tazaroten
Dithranol (ambulant)
Systemische Therapie bei (mittel)schwerer Psoriasis
„Wird empfohlen“ (höchster Empfehlungsgrad)
Acitretin (nur für pustulöse Formen, bei weiblichen Jugendlichen nur im Ausnahmefall)
Adalimumab (Anti-TNF-alpha), zugelassen ab 4 Jahren
MTX
„Wird empfohlen bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit, Kontraindikation von Adalimumab oder MTX“
Etanercept (Anti-TNF-alpha), zugelassen ab 6 Jahren
Ustekinumab (Anti-IL-12/23), zugelassen ab 12 Jahren
„Kann empfohlen werden bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit, Kontraindikation von Adalimumab oder MTX“
Ciclosporin
Fumarsäurerester
„Kann erwogen werden bei nicht ausreichendem Therapieerfolg, Unverträglichkeit, Kontraindikation anderer systemischer Therapieoptionen“
Apremilast (PDE-4-Hemmer, orale Einnahme)
Brodalumab (Anti-IL-17)
Certolizumab-Pegol (Anti-TNF-alpha)
Guselkumab (Anti-IL-23)
Infliximab (Anti-TNF-alpha)
Ixekizumab (Anti-IL-17)
Secukinumab (Anti-IL-17)
Prävention
Es gibt keine Belege dafür, dass eine Therapie mit Penicillin bei Streptokokkeninfektionen des Rachens den Verlauf einer Psoriasis guttata beeinflusst.42
Langzeitergebnisse nach Tonsillektomie widersprüchlich42
Aufgrund des Köbner-Phänomens ist es wichtig, Hauttraumata zu vermeiden.
Adäquater Sonnenschutz, um Sonnenbrand zu vermeiden, insbesondere bei Einsatz photosensibilisierender Verfahren.
UV-Licht-Exposition durch Sonnenbad in klimatisch günstigen Regionen (z. B. am Toten Meer) als Bestandteil einer Klimatherapie kann allerdings auch positive Effekte haben.7
Häufig werden folgende Änderungen des Lebensstils empfohlen:
Auch bei Patient*innen mit weniger schwerer Erkrankung können Depression, Angst, sexuelle Dysfunktion, geringes Selbstwertgefühl und Suizidgedanken als Reaktion auf die Erkrankung auftreten.7,17,46
Das Risiko für psychische Erkrankungen bei Patient*innen mit Psoriasis ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht (HR 1,75).47
Leicht erhöhtes Risiko, an nichtmelanotischen Hautkrebsformen und Lymphomen zu erkranken.48
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
bei Patient*innen > 65 Jahren mit leichter Psoriasis um ca. 20 % erhöht
bei Patient*innen < 50 Jahren mit schwerer Psoriasis doppelt so hoch49
Das Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu erkranken, ist bei Patient*innen, die mit biologischen Präparaten oder Methotrexat behandelt werden, im Vergleich zu anders behandelten Patient*innen wahrscheinlich geringer.50
AIDS kann zu explosionsartiger Entwicklung von Psoriasis führen.
Schwere Infektionen
Das Risiko für schwere Infektionen, meist Pneumonie oder Sepsis, liegt bei 2 % (2 Fälle pro 100 Patientenjahren) bei Einnahme von Biologika (TNF-Alpha- oder IL-Hemmer).51
Prognose
Psoriasis kann Lebensqualität erheblich reduzieren.52
Leichte Formen sind ohne Einfluss auf die Lebenserwartung, schwere Formen reduzieren die Lebenserwartung.53
bei Männern um 3,5 Jahre
bei Frauen um 4,4 Jahre
Psoriasisläsionen hinterlassen in der Regel keine Narben.
'Die Krankheit tendiert nach Remissionen stark zu Rezidiven.
Die akute Psoriasis guttata klingt häufig vollständig ab, Patient*innen entwickeln später im Leben jedoch häufig Psoriasis vulgaris.
Verlaufskontrolle – Behandlungskonzept
Chronische Erkrankung
Patient*innen sollten regelmäßig von Ärzt*innen begleitet werden.
Häufig ist eine Zusammenarbeit zwischen Hausärzt*innen und Dermatolog*innen notwendig.
Bei neu diagnostizierter Psoriasis sind regelmäßige Kontrollen notwendig, um eine effektive und akzeptable Therapie zu finden und die Patient*innen zu schulen.
Bei Beschwerden am Bewegungsapparat immer die Möglichkeit einer Arthritis psoriatica in Betracht ziehen.3
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Schulung zum Umgang mit Erkrankung und Anwendung der topischen Medikamente, insbesondere Abtragen der Schuppen vor Applikation, um einen Wirkverlust zu verhindern.
Ärztliche Konsultation, wenn Probleme mit Therapie oder Exazerbationen auftreten.
Betablocker, Kalzium-Kanal-Blocker, Glukokortikoide (inbesondere nach Absetzen oder Reduktion einer Therapie), Lithium, Antimalariamittel (z. B. Chloroquin), NSAR (Naprofen, Diclofenac, Indometacin), verschiedene Antibiotika (z. B. Makrolide)
Die Psoriasis befällt vor allem die Streckseiten; in der Regel sind Handflächen, Fußsohlen und Gesicht nicht betroffen.
Die primären Hautveränderungen bei einer Psoriasis sind scharf begrenzte, erythematöse Plaques, die mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen bedeckt sind.
Vor allem die Streckseiten werden von Psoriasis befallen. Knie, Ellenbogen und Kopfhaut sind die häufigsten Lokalisationen.
Typisches Aussehen bei Psoriasis vulgaris. Das Bild zeigt multiple gut definierte, erythematöse Plaques mit unterschiedlichem Grad der Infiltration und Schuppenbildung.
Etwa die Hälfte der Patient*innen mit Psoriasis entwickeln nach einer gewissen Erkrankungsdauer Nagelveränderungen.
Onycholyse: Der Nagel löst sich vom Nagelbett; dies ist bei Psoriasis nicht selten.
Grübchen oder Tüpfelnägel (punktförmige Vertiefungen) sind bei Psoriasis fast pathognomonisch.
Tüpfelnägel
Die Psoriasis pustulosa oder Pustulosis palmoplantaris ist durch Pusteln in den Handflächen und an den Fußsohlen gekennzeichnet. Die Erkrankung wird von manchen als eine Sonderform der Psoriasis, von anderen als eine eigenständige, aber verwandte Erkrankung betrachtet.
Psoriasis guttata bricht häufig nach einer Infektion der oberen Atemwege aus. Die Variante ist durch weit verbreitete, erythematöse, kleine, schuppende Papeln an Rumpf, Armen und Beinen gekennzeichnet.
Die Psoriasis inversa führt zu beugeseitigen Hautveränderungen und affiziert vor allem intertriginöse Bereiche wie die Glutealfalte, die Axillae und die Glans penis. In diesen Bereichen tritt häufig keine Schuppung auf.
Erythrodermische Psoriasis
In den meisten Fällen ist eine topische Therapie ausreichend. Patient*innen mit (mittel)schweren Formen benötigen jedoch eine systemische oder Phototherapie.
Hauttraumata wie Sonnenbrände können die Psoriasis verschlimmern und sind daher zu vermeiden.
7–40 % der Patient*innen mit Psoriasis entwickeln eine Arthritis; diese entsteht meist ca. 10 Jahre nach Beginn der Hautkrankheit.
Quellen
Leitlinien
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Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).