Definition:Akute, primär abakterielle Entzündung des Pankreas durch enzymvermittelte Selbstandauung mit Freisetzung von Mediatoren. Ganz überwiegend durch Gallensteinleiden und Alkoholmissbrauch ausgelöst, daneben zahlreiche seltenere Ursachen.
Häufigkeit:Die jährliche Inzidenz liegt zwischen 13 und 43 Fällen pro 100.000 Einw.
Symptome:Akutauftretende, starke Oberbauchbeschwerden; bei schwerem Verlauf evtl. Schocksymptomatik.
Befunde:Druckempfindliches Abdomen („Gummibauch“), bei biliärer Pankreatitis evtl. Ikterus, Fieber.
Diagnostik:Diagnostische Kriterien sind: 1. typische Schmerzsymptomatik 2. Erhöhung der Lipase 3. charakteristische Befunde in der Bildgebung. Zwei Kriterien müssen für die Diagnosestellung erfüllt sein.
Therapie:Flüssigkeitstherapie, Analgesie, ggf. intensivmedizinische Überwachung und Behandlung. Rasche ERCP mit Papillotomie bei biliärer Pankreatitis mit Cholangiitis. Im Verlauf interdisziplinäre Diagnostik und Behandlung von Komplikationen wie infizierten Nekrosen.
Allgemeine Informationen
Definition
Primär sterile Entzündung der Bauchspeicheldrüse, dabei führt eine unphysiologische Enzymaktivierung zu:1
Ödem
Gefäßschädigung
Zelluntergang.
Diagnosestellung bei Vorliegen von 2 von 3 der folgenden Kriterien:1
Ca. 10 % der akuten Pankreatitiden sind Hypertriglyzeridämie-assoziiert.1
Das Risiko bei Patient*innen mit schwerer Hypertriglyzeridämie (> 1.000 mg/dl [> 11,4 mmol/l]) ist vergleichbar dem Risiko bei schwerem Alkoholkonsum.14
Bei St. n. akuter Pankreatitis sind Thiamazol/Carbimazol kontraindiziert (Rote-Hand-Brief 2019).
Azathioprin
6-Mercaptopurin
Valproinsäure
Furosemid
Hydrochlorothiazid
Didanosin
Östrogene
Steroide
Opiate
Sulfamethoxazol-Trimethoprim
u. a.
Zu neueren Medikamenten zur Behandlung des Diabetes mellitus wird in der AWMF-Leitlinie festgestellt:1
Es existiert keine ausreichende Evidenz für ein erhöhtes Pankreatitis-Risiko durch Einnahme der GLP1-Agonisten Exenatid und Liraglutid.
Die Einnahme von DPP4-Inhibitoren ist mit einer Risikoerhöhung für eine Lipasämie vergesellschaftet, die Risikoerhöhung für eine klinisch symptomatische Pankreatitis ist jedoch unklar.
Bei ca. 15 % der Patient*innen lässt sich keine Ursache finden.1
Durch Endosonografie zeigt sich bei initial vermuteter idiopathischer AP in 30–37 % der Fälle eine biliäre Genese, in 12–21 % eine chronische Pankreatitis und in 2–6% ein Tumor.18
Pathogenese
Die genaue Pathogenese der akuten Pankreatitis ist noch nicht abschließend geklärt.19
Wichtigste auslösende Faktoren sind wahrscheinlich:19
pankreatische Hyperstimulation
biliopankreatische Gangobstruktion mit nachfolgend
in bis zu 50 % der Fälle ST-Streckenveränderungen (v. a. inferior) ohne zugrunde liegenden Infarkt28
Rö-Thorax
Nachweis von Pleuraergüssen oder pulmonalen Infiltraten (v. a. bei nekrotisierender Pankreatitis)28
Bildgebende Diagnostik in der Klinik
Akutphase
In den ersten 48 h ist Ziel der Bildgebung vor allem die Klärung, ob eine biliäre Pankreatitis vorliegt.29
In der Regel hierfür zunächst Durchführung einer transabdominalen Sonografie, bei nicht aussagekräftiger Untersuchung ergänzt durch Endosonografie oder MRT29
In der Frühphase einer akuten Pankreatitis (< 48 h) sollte keine CT durchgeführt werden (Initiative Klug entscheiden in der Notaufnahme der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin).30
im Allgemeinen keine Änderung des Managements durch frühe CT30
Weiterer Verlauf (> 48–72 h)
Nach der Akutphase ist die CT die beste Methode zur Beurteilung von Organveränderungen und Komplikationen.31
Sonografie
Eine transabdominale Ultraschalluntersuchung sollte bei allen Patient*innen mit akuter Pankreatitis durchgeführt werden.18
Nachweis einer biliären Genese (Stauung, Konkremente)
Pankreasbeurteilung
akute ödematöse Pankreatitis: unscharf begrenztes, aufgetriebenes Organ mit verwaschener, scheckiger, eher echoarmer Parenchymstruktur32
Flüssigkeitssaum um das Pankreas typisch für akute Pankreatitis26
nekrotisierende Pankreatitis: unscharfe oder aufgehobene Organgrenzen, fokale oder ausgedehnte echoarme oder echofreie Areale32
Darstellung von Pankreaspseudozysten (Entwicklung nach 6–8 Wochen)32
Evtl. Ergänzung der konventionellen Sonografie durch Endosonografie
Endosonografie für die primäre Diagnosestellung von untergeordneter Bedeutung18
wichtig für die weitere Abklärung bei zunächst unklarer Ätiologie:
Nachweis einer Choledocholithiasis und Mikrolithiasis mit hoher Sensitivität (75–100 %) und Spezifität (85–100 %)18
höhere Genauigkeit als transabdominale Sonografie, CT oder MRT18,33
Bei Krankheitsbeginn (< 48 h nach Symptombeginn) sollte eine CT nicht routinemäßig durchgeführt werden.30
evtl. Verschlechterung der Nierenfunktion durch Kontrastmittel (Nierenfunktion ist prognostisch bedeutsamer Parameter)29
zum Nachweis von kleinen Steinen zwischen 1 und 4 mm nicht gut geeignet29
Kontrastmittelgestützte CT empfohlen bei Patient*innen im Falle eines nicht eindeutigen Befundes durch Klinik, initiale Labordiagnostik und transabdominale Sonografie1
Kontrastmittelverstärktes CT > 72 h Goldstandard zur Beurteilung lokaler und extrapankreatischer Komplikationen27
Nekrosen
peripankreatische Flüssigkeit
Pseudozysten
Schädigung der Pankreasarterien (Blutung, Pseudoaneurysma)
Für die Diagnosestellung einer akuten Pankreatitis keine Bedeutung mehr, Einsatz nahezu ausschließlich therapeutisch (Beseitigung von Abflusshindernissen)27
Risikostratifizierung
Scores
Zahlreiche Scores auf der Basis klinischer und laborchemischer Parameter können zur Risikostratifizierung der akuten Pankreatitis angewendet werden (z. B. BISAP, Ranson Score, APACHE II).15
Da die meisten Scores zwar eine niedrige Rate an falsch-negativen, aber eine hohe Rate an falsch-positiven Ergebnissen aufweisen, werden sie nur bedingt im klinischen Alltag eingesetzt.6
Darüber hinaus wurden Scores auf Basis bildgebender Verfahren entwickelt (z. B. Balthazar-Score, CTSI, MRSI).7
Da keiner dieser Scores den klinisch-laborchemischen Scores überlegen ist, kann insbesondere die Durchführung eines CT für diesen Zweck nicht empfohlen werden.7,18
Ein weiterbestehendes SIRS („Systemic Inflammatory Response Syndrome“) > 48 h nach Diagnose ist in seiner Vorhersagekraft nicht schlechter als die Scores.4
Aufgrund der Einfachheit wird daher die Anwendung der SIRS-Kriterien empfohlen (Werden ≥ 2 Kriterien erfüllt, liegt ein SIRS vor.):1
Körpertemperatur: < 36 °C oder > 38 °C
Herzfrequenz > 90/min
Atemfrequenz > 20/min
Leukozyten < 4.000/mm3 oder > 12.000/mm3 oder > 10 % unreife Leukozyten.
Einzelparameter zur Risikobeurteilung
Eine Reihe von Einzelparametern kann zur Risikostratifizierung beitragen:5
Die Diagnose einer akuten Pankreatitis kann gestellt werden, wenn mindestens 2 der folgenden 3 Kriterien vorliegen:
typische Abdominalschmerzen (akut beginnende, anhaltende Oberbauchschmerzen, oft mit gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken)
Erhöhung der Serum-Lipase auf mindestens das Dreifache der oberen Norm
charakteristische bildmorphologische Befunde.
Erweitertes Labor
Zum Nachweis/Ausschluss einer biliären Genese sollte zum Aufnahmezeitpunkt eine laborchemische Bestimmung der Cholestaseparameter und der Transaminasen erfolgen.
Zum Nachweis/Ausschluss einer biliären Genese sollte zum Aufnahmezeitpunkt eine Oberbauchsonografie durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer akuten Pankreatitis, aber nicht eindeutigem klinischem Befund und Laborkonstellation (Lipase i. S. < 3-fach ULN) sollte als bildgebendes Verfahren der Wahl eine transabdominale Sonografie erfolgen.
Nur bei nicht eindeutigem Befund der Sonografie sollte eine kontrastmittelgestützte CT erfolgen.
Schweregrad – Prognose und Einstufung
Sowohl Risikofaktoren (Alter, Komorbidität) als auch klinische (SIRS-Kriterien) und laborchemische Parameter erhoben bei Aufnahme und nach 48 Stunden sollten zur Vorhersage des Schweregrades herangezogen werden.
Die Überwachung und Reevaluation einer AP sollte täglich durch Erfassung des klinischen Befundes, der Kriterien von SIRS und Organversagen sowie der Bestimmung von Laborparametern wie z. B. des C-reaktiven Proteins erfolgen.
Der Schweregrad wird durch Organversagen und Komplikationen bestimmt und kann nach revidierter Atlanta-Klassifikation eingestuft werden: mild, moderat, schwer.
Bildgebung – Verlauf
Bei klinischem Verdacht auf Komplikationen der akuten Pankreatitis sollte eine transabdominale Sonografie erfolgen.
Im Falle eines nicht eindeutigen Befundes soll die weitere Diagnostik mittels kontrastmittelverstärkter CT erfolgen.
Zur Diagnosesicherung von Nekrosen sollte eine CT nicht innerhalb der ersten 3 Tage nach Symptombeginn erfolgen.
Nach akuter stattgehabter idiopathischer Pankreatitis sollte im Intervall eine Endosonografie (oder MRT mit MRCP) zum Ausschluss einer Choledocholithiasis oder Raumforderung erfolgen.
Therapie
Therapieziele
Ausheilung
Beseitigung kausaler Ursachen, z. B. Konkrement
Ggf. intensivmedizinische Stabilisierung
Behandlung von Komplikationen
Schmerzlinderung
Allgemeines zur Therapie
Bei allen Patient*innen sollte in den ersten 24–48 h nach Aufnahme ein Monitoring durchgeführt werden (EKG, Blutdruck, O2-Sättigung, Urinausscheidung, Elektrolyte, Glukose, BGA)27
15–20 % der Patient*innen mit schwerer Pankreatitis und Gefahr des Schocks durch massiven Flüssigkeitsverlust in den 3. Raum (interstitiell)
In der Vergangenheit gab es kontroverse Diskussionen hinsichtlich der Ernährung bei akuter Pankreatitis.36
Parenterale Ernährung erhöht das Risiko für Infektionen (Schleimhautatrophie, erhöhte Permeabilität für Bakterien) und eine verstärkte Entzündungsreaktion.12
Heutzutage wird ein möglichst früher Beginn der enteralen Ernährung empfohlen.1
Es gibt keine Evidenz, dass eine fettarme Ernährung günstiger ist.37
Nach einer hypertriglyzeridämischen Pankreatitis sollten die Triglyzeridwerte unter 500 mg/dl (5,7 mmol/l) gehalten werden, um einem Rezidiv vorzubeugen.14
Eine Lebensstiländerung ist Bestandteil der Behandlung:
Gewichtsabnahme
fettarme Ernährung
Alkoholabstinenz
Behandlung sekundärer Risikofaktoren wie Diabetes.
Patient*innen sollten bei Vorliegen prognostisch ungünstiger Marker (z. B. Hämatokrit-Erhöhung ≥ 44 % beim Mann, ≥ 40 bei der Frau), Harnstoff ≥ 25 mg/dl; Anstieg des SOFA-Scores um ≥ 2 Punkte) auf eine Intensivstation verlegt werden.
Bei absehbar schwerem Verlauf und/oder Auftreten von Organversagen sollte die Verlegung der Patient*innen an ein spezialisiertes Zentrum erwogen werden.
Volumentherapie
Eine kontrollierte Volumentherapie sollte unmittelbar nach Diagnosesicherung begonnen werden.
Solange keine zielgerichtete Volumentherapie durchgeführt werden kann, sollten initial 200–250 ml/h zugeführt werden. Unter Annahme eines bereits bestehenden Flüssigkeitsdefizites kann eine initiale Bolus-Gabe sinnvoll sein.
Die zielgerichtete Volumentherapie bei schwerer akuter Pankreatitis sollte sich u. a. an Serum-Harnstoff, Hämatokrit und Parametern des erweiterten hämodynamischen Monitorings orientieren. Der zentrale Venendruck ZVD sollte nicht als Ziel einer zielgerichteten Volumentherapie verwandt werden.
Die initiale Volumentherapie soll vorwiegend mit Ringer-Laktat-Lösung durchgeführt werden.
Persistenz und Rückbildung von Organversagen sowie der SIRS-Kriterien sollten zur Beurteilung des Ansprechens auf die initiale Volumentherapie herangezogen werden.
Analgesie
Die Schmerztherapie sollte bei starken Schmerzen mit Opioiden (vorzugsweise mit Buprenorphin und Pethidin) durchgeführt werden. Auf Intensivstation kann die Periduralanästhesie angewandt werden.
Zur Schmerztherapie können Kombinationen verschiedener Analgetika angewandt werden.
Antibiotika
Eine prophylaktische Antibiotikatherapie sollte bei mildem/mild prognostiziertem Verlauf der akuten Pankreatitis nicht erfolgen.
Eine prophylaktische Antibiotikatherapie bei prognostizierter schwerer Pankreatitis kann zur Vermeidung infektiöser Komplikationen nicht generell empfohlen werden.
Wird bei septischem Krankheitsbild und V. a. infizierte (peri-)pankreatische Nekrose (Klinik, Labor und Bildgebung) eine antiinfektiöse Therapie begonnen, so kann bis zum Vorliegen eines Antibiogramms ein Carbapenem gewählt werden.
Ernährung
Bei der milden Pankreatitis soll den Patient*innen innerhalb des ersten Tages nach Krankenhausaufnahme eine orale Kost angeboten werden.
Bei Patient*innen mit milder/prognostiziert milder Pankreatitis soll keine total parenterale Ernährung erfolgen.
Eine enterale Ernährung sollte bei schwerem bzw. prognostiziert schwerem Verlauf so früh wie möglich begonnen werden.
Als enterale Kostform sollte eine hochmolekulare Sondenkost verwendet werden.
Die Ernährung via nasojejunaler oder nasogastraler Sonde sind als gleichwertig anzusehen.
ERCP
Eine ERCP soll nicht bei milder biliärer Pankreatitis ohne Cholangitis und/oder fehlendem Nachweis einer Choledocholithiasis oder fehlender Gallengangsobstruktion durchgeführt werden.
Eine ERCP sollte nicht bei vorhergesagter schwerer und komplizierter biliärer Pankreatitis ohne Cholangitis und/oder fehlendem Nachweis einer Choledocholithiasis oder fehlender Gallengangsobstruktion durchgeführt werden.
Patient*innen mit akuter biliärer Pankreatitis mit begleitender Cholangitis sollen einer ERCP mit Sphinkterotomie unterzogen werden.
Patient*innen mit einer biliären Pankreatitis und nachweisbarer Choledocholithiasis und/oder Gallengangsobstruktion sollen mittels ERCP mit Sphinkterotomie behandelt werden.
Cholezystektomie als Rezidivprophylaxe
Nach biliärer akuter Pankreatitis sollte eine Cholezystektomie durchgeführt werden.
Bei milder biliärer Pankreatitis soll eine Cholezystektomie im Rahmen des initialen Krankenhausaufenthaltes durchgeführt werden.
Der Zeitpunkt der Cholezystektomie bei schwerer (nekrotisierender) biliärer Pankreatitis bleibt eine Einzelfallentscheidung und definiert sich durch die Verlaufsform der schweren akuten Pankreatitis.
Kann nach biliärer Pankreatitis keine Cholezystektomie erfolgen, kann eine ERCP mit Sphinkterotomie zur Senkung des Rezidivrisikos erfolgen.
Therapie von sterilen Nekrosen
Eine prophylaktische antibiotische/antimykotische Therapie ohne Hinweise auf eine Infektion der (peri-)pankreatischen Nekrose/Klinik, Labor und Bildgebung) soll nicht erfolgen.
Bei mutmaßlich steriler nekrotisierender Pankreatitis sollte in Fällen mit durch große Verhalte bedingte Kompressionssymptomen und/oder beginnendem Multiorganversagen eine Intervention erfolgen.
Therapie von infizierten Nekrosen
Bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen einer infizierten Nekrose sollen vor geplanter Intervention eine endoskopische Ultraschalluntersuchung (EUS) sowie ein kontrastmittelunterstütztes Schnittbildverfahren (CT oder MRT) zur weiteren Abklärung erfolgen.
Bei infizierter Pankreasnekrose soll bei klinischer Notwendigkeit (z. B. schwerer/septischer Verlauf) eine Intervention erfolgen.
Bei Hinweisen auf eine infizierte pankreatische Nekrose sollte parallel zur Intervention (s. u.) eine antibiotische Therapie erfolgen.
Der endoskopische Zugangsweg (transgastrisch oder transduodenal) ist gleich effektiv wie ein perkutaner Zugangsweg, impliziert jedoch eine geringere Fistelrate und senkt die Krankenhausverweildauer. Es sollte daher ein endoskopischer Zugang primär angestrebt werden.
Die Art der Intervention (alleinige Drainage, Spülung, Nekrosektomie) soll vom Erscheinungsbild des superinfizierten Verhalts abhängig gemacht werden (Ausmaß, Lokalisation, Nekrosen?).
Ein offen chirurgisches Verfahren (Laparotomie) soll primär nur in Ausnahmefällen erfolgen.
Bereits nach einmaliger akuter Pankreatitis ist das Risiko für ein Pankreaskarzinom im Verlauf erhöht (19-fach in den beiden ersten Jahren, 2-fach nach mehr als 5 Jahren), insbesondere nach idiopathischer und biliärer Pankreatitis.45
Verlauf und Prognose
Große Variation des Schweregrades von milden, selbstbegrenzenden Fällen bis hin zu schweren, fatalen Verläufen
Bei 80 % der Patient*innen nur leichte Schädigung und Erholung ohne Komplikationen12
20 % der Patient*innen mit schwerem Verlauf, 10–30 % dieser Patient*innen sterben an der Erkrankung.10
Eine akute Pankreatitis ist sowohl als einmaliges Ereignis als auch als wiederholte Erkrankung möglich.
Bei beschwerdefreien Patient*innen mit erster Episode einer nicht-alkoholinduzierten, milden akuten Pankreatitis mit bekannter und therapierter Ätiologie kann auf eine strukturierte Nachsorge verzichtet werden.1,5
Folgenden Patient*innen sollte nach der ersten Episode einer akuten Pankreatitis eine strukturierte Nachsorge empfohlen werden:1
„nicht-milder“ Schweregrad, unabhängig von der Ätiologie
alkoholinduzierte Pankreatitis, jeder Schweregrad
jeder Schweregrad bei unklarer Ätiologie und Alter über 40 Jahre
Bei beschwerdefreien Patient*innen nach erster Episode einer nicht-milden akuten Pankreatitis sollten unabhängig von der Ätiologie einmal jährlich durchgeführt werden:
eine klinische Untersuchung
eine Untersuchung auf exokrine und endokrine Insuffizienz mittels Stuhl-Elastase
Bei beschwerdefreien Patient*innen nach alkoholinduzierter Pankreatitis sollte in den ersten zwei Jahren alle 6 Monate Folgendes durchgeführt werden:
eine klinische Untersuchung
eine Untersuchung auf exokrine und endokrine Insuffizienz
eine Verhaltensintervention, Ziel ist die vollständige Alkoholkarenz.
Beschwerdefreie Patient*innen mit erster Episode einer akuten Pankreatitis, deren Ätiologie nicht bekannt ist und die über 40 Jahre alt sind, sollten spätestens 3 Monate nach Abheilung der Pankreatitis eine kontrastmittelgestützte Schnittbildgebung oder eine Endosonografie erhalten, um ein Pankreaskarzinom auszuschließen.
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Pankreatitis. AWMF-Leitlinie Nr. 021-003. S3, Stand 2021. www.awmf.org
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Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
K85
d99 annan sjukdom i matsmältningsorganen; pankreatit; akut pankreatit; Pankreatit, akut; bukspottkörtelinflammation; akute pankreatitis; Pankreatitis, akute
CCC MK 06.05.2020. Link Ranson-Score nach Leseranregung eingefügt.
U-NH 20.12.17
BBB MK 07.02.2022 neue Leitlinie berücksichtigt.
BBB MK 16.12.2020 umfassende Revision und zahlreiche Änderungen bei Diagnostik und Therapie.
Revision at 02.12.2015 20:29:44:
German version MK Lit zu Hypertrigl. eingefügt, mmol geändert, MK 03.08.17, komplett überarbeitet
Definition:Akute, primär abakterielle Entzündung des Pankreas durch enzymvermittelte Selbstandauung mit Freisetzung von Mediatoren. Ganz überwiegend durch Gallensteinleiden und Alkoholmissbrauch ausgelöst, daneben zahlreiche seltenere Ursachen.