Die Erkrankung ist durch eine Überproduktion des Mineralokortikoids Aldosteron gekennzeichnet, das für die Regulation des Wasser- und Elektrolythaushalts eine entscheidende Rolle spielt und Auswirkungen auf den Blutdruck hat.1-2
Der Hyperaldosteronismus führt zu einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität im Vergleich zur essenziellen Hypertonie mit vergleichbaren Blutdruckwerten.1-3
Die Behandlung besteht abhängig von der Ätiologie in einer medikamentösen Therapie mit Aldosteronantagonisten und/oder einer operativen Adrenalektomie.2-3
Häufigkeit
Schätzungen zufolge sind etwa 1,5–3,5 % der Bevölkerung betroffen.1
Prävalenz unter Menschen mit arterieller Hypertonie von ca. 5–12 %1-2,4
Dass die Diagnose inzwischen häufiger gestellt wird, liegt an der Anerkennung des normokaliämischen Conn-Syndroms sowie verbesserter Diagnostik.1-2,5-6
Seit 2006 wird auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) ein deutsches Conn-Register geführt.1
retrospektive und prospektive Erfassung von Patient*innen seit 1990
Ziel der Verbesserung von Diagnostik und Therapie des primären Hyperaldosteronismus
Ätiologie und Pathogenese
Physiologische Grundlagen
Das Mineralokortikoid Aldosteron gehört zu den Steroidhormonen und wird in der Nebennierenrinde gebildet.
Faktoren, die die Produktion von Aldosteron stimulieren, sind Angiotensin II oder eine Hyperkaliämie.
Aldosteron ist Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), das der Regulation des Wasser- und Elektrolythaushalts dient.
Aldosteron wirkt am Mineralokortikoidrezeptor im distalen Tubulus der Niere durch Natrium- und Kaliumkanäle.
Die Wirkung ist eine erhöhte Rückresorption von Natrium und eine Ausscheidung von Kalium.
Durch vermehrte Resorption von Wasser, das dem Natriumgradienten folgt, kommt es zu einer intravasalen Volumenexpansion und somit zur arteriellen Hypertonie.
Ätiologie
Mögliche Ursachen eines primären Hyperaldosteronismus1-2
Aldosteron-produzierendes Adenom der Nebennierenrinde
Hypertonie und Familienanamnese zerebrovaskulärer Ereignisse
Hypertonie in jungem Alter (< 40 Jahre)
Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten (ARQ)1-3,11
falls vertretbar, zuvor Pausieren von Medikamenten mit Einfluss auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten, Diuretika, Betablocker) für 4 Wochen1-2
invasive Diagnostik durch Angiografie zur selektiven Messung von Aldosteron in beiden Nebennierenvenen
Untersuchungsergebnis in hohem Maße untersucherabhängig3
Aldosterongradient zwischen den Nebennieren zur Differenzierung zwischen unilateraler (Adenom) und bilateraler (Nebennierenhyperplasie) Produktion von Aldosteron1-2
Indikationen zur Überweisung
Bei arterieller Hypertonie und antihypertensiver Dreifach-Kombinationstherapie ohne Erreichen des Zielblutdrucks Erwägung einer sekundären Hypertonie und ggf. Konsultation von Spezialist*innen9
Bei Verdacht auf primären Hyperaldosteronismus sollten die Patient*innen zur endokrinologischen Mitbeurteilung überwiesen werden.
Krankenhauseinweisung bei hypertensiver Entgleisung und Symptomen einer Organschädigung (hypertensiver Notfall)
Checkliste zur Überweisung
Hyperaldosteronismus
Zweck der Überweisung
Bestätigende Diagnostik? Therapie?
Anamnese
Beginn und Dauer? Progression? Zugrunde liegende Krankheiten?
Zudem kommt es zu zahlreichen blutdruckunabhängige Auswirkungen von Aldosteron, u. a. kardiale, vaskuläre und renale Schäden.2,16-18
z. B. linksventrikuläre Hypertrophie, diastolische Funktionsstörung, erhöhte Intima-Media-Dicke der Karotiden und Fibrose von Myokard und Endothelien2-3
Dies führt zu einer höheren Mortalität und Morbidität als bei essenzieller arterieller Hypertonie1-3
Im Rahmen einer Langzeitbeobachtungsstudie über die Nierenfunktion von Patient*innen mit primärem Hyperaldosteronismus nach erfolgter operativer oder medikamentöser Therapie wurde festgestellt, dass der Großteil der Betroffenen eine teilweise reversible renale Dysfunktion zeigte, wobei die Albuminurie als Marker für einen dynamischen und nicht einen strukturellen renalen Defekt anzusehen war.19
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV): Operative Therapie von Nebennierentumoren. AWMF-Leitlinie Nr. 088-008. S2k, Stand 2017. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention. AWMF-Leitlinie Nr. 053-024. S3, Stand 2017. www.awmf.org
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Autor*innen
Jonas Klaus, Arzt, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Zusammenfassung
Definition:Überproduktion des Mineralokortikoids Aldosteron, wodurch es zu einer Wasserretention mit arterieller Hypertonie und ggf. Hypokaliämie kommt. Man unterscheidet einen primären Hyperaldosteronismus mit supprimiertem Plasmarenin sowie einen durch Renin stimulierten sekundären Hyperaldosteronismus.
Häufigkeit:Der primäre Hyperaldosteronismus gilt als die häufigste Ursache einer sekundären Hypertonie und liegt etwa bei 5–12 % aller Hypertonien vor.
Symptome:Hauptcharakteristika ist eine schwere arterielle Hypertonie. Mögliche Symptome können durch hohen Blutdruck (z. B. Kopfschmerzen) oder eine Hypokaliämie (Muskelschwäche, Müdigkeit) bedingt sein.
Befunde:Arterielle Hypertonie, seltener Muskelschwäche, Hyporeflexie oder Herzrhythmusstörungen durch Hypokaliämie
Diagnostik:Blutdruckmessung, Labordiagnostik inkl. Elektrolyte, hormonelle Stufendiagnostik mit Screening und Bestätigungstest, bildgebende Untersuchung, Funktionstests und ggf. selektive Nebennierenvenenkatheterisierung.
Therapie:Abhängig von der Ätiologie medikamentöse Therapie mit Aldosteronantagonisten (z. B. Spironolacton) oder operative Therapie (Adrenalektomie) bei Nebennierenadenomen.
Definition:Überproduktion des Mineralokortikoids Aldosteron, wodurch es zu einer Wasserretention mit arterieller Hypertonie und ggf. Hypokaliämie kommt. Man unterscheidet einen primären Hyperaldosteronismus mit supprimiertem Plasmarenin sowie einen durch Renin stimulierten sekundären Hyperaldosteronismus.
Endokrinologie/Stoffwechsel
Hyperaldosteronismus
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Hyperaldosteronismus
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