Definition:Vaskulitiden sind eine klinisch heterogene Gruppe von Erkrankungen, die als gemeinsames Merkmal eine Entzündung der Blutgefäßwände aufweisen. Es handelt sich überwiegend um Multiorganerkrankungen, lokalisiertes Auftreten ist aber ebenfalls möglich.
Häufigkeit:Seltene Erkrankungen mit einer jährlichen Inzidenz von etwa 50 Fällen pro 1 Mio. Einwohner.
Symptome:Neben Allgemeinsymptomen (u. a. Fieber, Leistungsminderung, Gewichtsverlust) wird die Symptomatik durch die jeweils betroffenen Organe bestimmt.
Befunde:Die klinischen Befunde variieren in Abhängigkeit von den betroffenen Organsystemen.
Diagnostik:Basislabor mit im Allgemeinen erhöhten Entzündungswerten (BSG, CRP). Je nach vermuteter Vaskulitis ergänzend Bestimmung weiterer Laborparameter (z. B. ANCA, Kryoglobuline, u. a.). Bildgebende Verfahren (vor allem CT, MRT, Farbduplexsonografie) zum Nachweis von Gefäß- und Organveränderungen. Evtl. definitiver Nachweis einer Vaskulitis durch Biopsie und histologische Untersuchung.
Therapie:Medikamentöse Behandlung mit Glukokortikoiden, klassischen Immunsuppressiva (z. B. Cyclophosphamid, Methotrexat) oder Biologika (z. B. Rituximab).
Allgemeine Informationen
Definition
Vaskulitiden sind eine klinisch heterogene Gruppe von Erkrankungen, die als gemeinsames Merkmal eine Entzündung der Blutgefäßwände aufweisen.
Es handelt sich überwiegend um Multiorganerkrankungen, lokalisiertes Auftreten ist aber ebenfalls möglich.
Häufigkeit
Seltene Erkrankungen mit wenigen epidemiologischen Daten zur Gesamtheit der Vaskulitiden
In norddeutschen Registerdaten betrug die Inzidenz aller primär systemischen Vaskulitiden ca. 40–50 Fälle/1.000.000.1-2
Häufigste Vaskulitis war die Riesenzellarteriitis (früher Arteriitis temporalis) (28 %).2
Der Anteil der ANCA-assoziierten Vaskulitiden betrug 28 %.2
Systemische Vaskulitiden sind 2- bis 5-fach häufiger bei über 50-Jährigen als bei unter 50-Jährigen.2
mittleres Alter bei Diagnose > 60 Jahre
Einige Vaskulitiden treten aber bevorzugt im Säuglings-, Kinder- und Jugendalter auf.
Inzidenz der Gesamtheit systemischer Vaskulitiden bei Frauen und Männer etwa gleich2
Kategorisierung der Gefäße (groß/mittel/klein)
In der Chapel Hill Consensus Conference 1992 wurde eine einheitliche Bezeichnung der Gefäße definiert:3
große Gefäße: Aorta und große Aortenäste sowie entsprechende Venen
mittelgroße Gefäße: viszerale arterielle Hauptgefäße einschließlich der initialen Abgangsgefäße und entsprechende Venen
schmale Gefäße: intraparenchymale Arterien, Arteriolen, Kapillaren, Venolen und Venen
Da Arterien häufiger betroffen sind als Venen, beziehen sich Bezeichnungen wie Großgefäßvaskulitis auf die Arterien.4
Eine Vaskulitis einer der 3 Hauptgefäßkategorien kann auch Gefäße der anderen Kategorien betreffen, z. B. auch bei einer Großgefäßvaskulitis können die kleinen Arterien betroffen sein.
Allerdings sind häufiger bei Kleingefäßvaskulitiden auch die größeren Gefäße betroffen als umgekehrt.4
Klassifikation der Vaskulitiden gemäß Chapel Hill Consensus Conference 2012
Die 1992 beschlossene Klassifikation der systemischen Vaskulitiden wurde 2012 durch eine revidierte Version ersetzt.5-7
Dabei wurden auch Eponyme durch systematische Bezeichnungen ersetzt (z. B. Granulomatose mit Polyangiitis statt Morbus Wegener).
Bei nahezu allen Formen der Vaskulitis ist das Triggerereignis für den Beginn des entzündlichen Prozesses noch unbekannt.8
Pathogenetisch werden 3 mögliche Mechanismen diskutiert:8-9
Immunkomplexablagerungen
antikörpervermittelte Reaktion (ANCA)
T-Lymphozyten-vermittelte Reaktion mit Granulombildung.
Endstrecke dieser verschiedenen Pfade ist eine Endothelzellaktivierung mit nachfolgender Gefäßobstruktion und Ischämie des vom betroffenen Gefäß versorgten Gewebes.8
Weitere mögliche Folgen sind Einblutungen in das umgebende Gewebe und eine Schwächung der Gefäßwand mit Aneurysmabildung.8
Großgefäßvaskulitiden
Riesenzellarteriitis und Takayasu-Arteriitis sind möglicherweise Erscheinungsformen derselben Grunderkrankung, wobei die Riesenzellarteriitis bei über 50-Jährigen, die Takayasu-Arteriitis bei unter 50-Jährigen (vorwiegend im Kindes- und Jugendalter) auftritt.7
Veränderungen der Koronararterien (Aneurysmen mit Gefahr der Rupturierung oder Thrombosierung mit Myokardinfarkt) sind entscheidend für die Langzeitprognose.16
einer der wenigen Grüne für einen Myokardinfarkt im Kindesalter12
Diagnostik
Echokardiografie ist die entscheidende Untersuchung zur Beurteilung der Herzbeteiligung, die meist in den proximalen Koronarabschnitten lokalisierten Aneurysmen können so nichtinvasiv erfasst werden.16-17
Laborparameter (BSG, CRP, Blutbild) zur Quantifizierung der Inflammation16
Es handelt sich um eine Multisystemerkrankung, potenziell können alle Organe betroffen sein.18
Eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen Autoantikörper gegen Granula von neutrophilen Granulozyten und Monozyten (antineutrophile zytoplasmatische Antikörper = ANCA).19-20
Als Suchtest bei entsprechender Klinik kann zunächst ein indirekter Immunfluoreszenztest durchgeführt werden, bei GPA vorwiegend zytoplasmatische Fluoreszenz (c-ANCA).22
bei ANCA-Nachweis weitergehende Testung mittels ELISA auf PR3-ANCA und MPO-ANCA22
Der Hauptunterschied zur granulomatösen Polyangiitis (GPA) ist das Fehlen von granulomatösen Veränderungen im oberen und unteren Respirationstrakt.31
Bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung aufgrund einer aktiven rapid-progressiven Glomerulonephritis soll eine Plasmaseparationsbehandlung erwogen werden.28
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Autoren
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Definition:Vaskulitiden sind eine klinisch heterogene Gruppe von Erkrankungen, die als gemeinsames Merkmal eine Entzündung der Blutgefäßwände aufweisen.Es handelt sich überwiegend um Multiorganerkrankungen, lokalisiertes Auftreten ist aber ebenfalls möglich.