Hörverlust

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe2-3

Red Flags

Abwendbar gefährlicher Verlauf

Akutes neurologisches Defizit

Störungen der Vigilanz, Paresen

Schlaganfall, intrakranielle Blutung

Schwindel

M. Menière, akute Labyrinthitis, Zoster oticus, Akustikusneurinom, bei ungeordnetem Nystagmus: akute Hirnstamm- oder Kleinhirnläsion (Schlaganfall), Subarachnoidalblutung

Ohrtrauma (inkl. Schädel-Hirn-Trauma, Barotrauma) mit Blutung aus dem Ohr, Schwindel

Verletzung von Innen- und/oder Mittelohr und Trommelfell

Hautausschlag

Bläschen am Gehörgang

Zoster oticus

Fremdkörper im Ohr

Trommelfellperforation, Infektion, Blutung

Allgemeine Informationen

Definition

  • Eine Hörminderung oder ein Hörverlust bezeichnen eine Einschränkung des Hörvermögens unterschiedlicher Ursache.4-5
    • Die Ausprägung einer Hörminderung (Hypakusis) ist variabel und reicht von leichter Störung bis hin zur vollständigen Gehörlosigkeit (Taubheit).
    • Begleitsymptome, z. B. Ohrenschmerzen, Tinnitus und Schwindel sind abhängig von der Ursache.
  • Abhängig von der Lokalisation der Schädigung werden unterschieden:4-6
    • Schallleitungsschwerhörigkeit (SLS)
    • Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES)
    • zentrale Schwerhörigkeit (bei neurologischen Erkrankungen)
  • Die Ursachen einer angeborenen oder erworbenen Hörminderung sind vielseitig.
  • Hörstörungen gehören in den Industrienationen zu den häufigsten und meisten beeinträchtigenden Erkrankungen mit Auswirkungen auf die Lebensqualität sowie das berufliche und soziale Leben.4
    • In den meisten Fällen ist eine effektive Versorgung, z. B. mittels Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten, möglich.8-10

Häufigkeit

  • Häufigkeit der Schwerhörigkeit in Deutschland
    • Etwa 20–30 Mio. Erwachsene in Deutschland sind schwerhörend.5
    • Prävalenz behandlungsbedürftiger Hörminderungen (min. 40 dB) von etwa 19 %4,11
    • Etwa 6 % der Menschen über 65 Jahren leiden unter einer ausgeprägten Hörminderung.12
    • Datenlage zur Häufigkeit in Deutschland teils unzureichend, auch aufgrund unterschiedlicher Definitionen relevanter Hörminderungen4-5
  • Zunahme der Häufigkeit von Hörminderungen mit fortschreitendem Alter4,13
    • leichte Hörstörungen bei:
      • 6 % (w) bzw. 7 % (m) im Alter von 18–29 Jahren
      • 29 % (w) bzw. 34 % (m) im Alter von über 65 Jahren.
  • Hörstörungen im Kindesalter4,8
    • Im Vordergrund stehen passagere Schallleitungsschwerhörigkeiten (10–30 % in den ersten 3 Lebensjahren).
    • Jugendliche sind zunehmend häufiger von Hörminderungen betroffen4,11
      • auch bedingt durch Freizeitverhalten (Lärmbelastung)
    • Siehe auch Artikel Schwerhörigkeit bei Kindern.
  • Häufigkeit eines akuten Hörsturzes7
    • Inzidenz von 160–400/100.000 pro Jahr
    • Häufigkeitsgipfel um das 50. Lebensjahr

Diagnostische Überlegungen

Grad der Schwerhörigkeit

  • Ohr, Übersicht
    Ohr, Übersicht
    Die Stärke von Schallwellen (Schalldruckpegel) wird in Dezibel (dB) gemessen.11
    • Erhöhung um 20 dB entspricht einer Verzehnfachung des Schalldrucks.
  • Hörschwelle: Schalldruckpegel, der gerade noch wahrgenommen werden kann.
    • Die Hörschwelle ist frequenzabhängig (am empfindlichsten bei 2–5 kHz).
    • Durch Hörprüfungen kann für jedes Ohr die frequenzspezifische Hörschwelle bestimmt werden.
  • Bei einem gesunden Hörvermögen kann der Mensch Tonfrequenzen von 20–20.000 Hz wahrnehmen.14
    • Beim Sprechen liegt die Frequenz zwischen 500 und 4.000 Hz.
    • Die normale Hörschwelle des Menschen liegt bei 0–20 dB.
  • Schweregrad der Schwerhörigkeit entsprechend WHO nach Hörschwelle in den Hauptsprachfrequenzen (0,5–4 kHz)4,11
    • normalhörig (0): Hörschwelle 25 dB und besser
    • geringgradige Schwerhörigkeit (1): Hörschwelle 26–40 dB
    • mittelgradige Schwerhörigkeit (2): Hörschwelle 41–60 dB
    • hochgradige Schwerhörigkeit (3): Hörschwelle 61–80 dB
    • Hörreste oder Taubheit (4): Hörschwelle > 81 dB.

Differenzierung der Schwerhörigkeit

  • Primäre Unterscheidung entsprechend der Lokalisation der Störung:4,7
    • Schallleitungsschwerhörigkeit (SLS)
    • Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES)
    • neurale und zentrale Schwerhörigkeit (im Rahmen neurologischer Erkrankungen).
  • Weitere Differenzierung einer Hörstörung:4,7
    • einseitig oder beidseitig
    • akut oder langsam progredient
    • passager oder anhaltend
    • angeboren oder erworben.

Schallleitungsschwerhörigkeit

  • Mittelohr, Übersicht
    Mittelohr, Übersicht
    Störung im Bereich der schallleitenden Strukturen im äußeren Gehörgang und/oder Mittelohr4,11,14
    • dadurch Behinderung der Übertragung des Schalls zu den Flüssigkeiten des Innenohrs
  • Häufige Ursachen sind Verlegung durch Zerumen oder Fremdkörper, Trommelfellperforation, Otitis media, Otosklerose, Cholesteatom, Tumoren oder eine Unterbrechung der Ossikelkette durch Trauma.
  • Bei Kindern handelt es sich bei Schallleitungsstörungen meist um passager auftretende Hörstörungen (z. B. Tubenbelüftungsstörung oder Mittelohrentzündung)8

Schallempfindungsschwerhörigkeit

  • Die Umwandlung der durch Schall ausgelösten Schwingungen der Perilymphe in ein Nervenpotenzial erfolgt im Corti-Organ des Innenohrs.
  • Mittel- und Innenohr, Übersicht
    Mittel- und Innenohr, Übersicht
    Störung im Bereich der Cochlea des Innenohrs (Innenohrschwerhörigkeit) oder des N. vestibulocochlearis (VIII)4,11,14
    • dadurch eingeschränkte Übertragung der Schallsignale an das Gehirn
    • sensorineurale Schwerhörigkeit: Beteiligung von Cochlea und Hörnerv
  • Formen der cochleären Schwerhörigkeit (Innenohrschwerhörigkeit, IOS)7
    • Hochton-IOS
      • Funktionsverlust der äußeren (bis ca. 50 dB Hörverlust) und/oder inneren Haarzellen (ab ca. 60 dB Hörverlust)
    • Tiefton-IOS
      • häufig fluktuierend ausgeprägt
      • Überschuss an Endolymphe (endolymphatischen Hydrops)
    • Mittelton-IOS
      • Pathogenese kaum untersucht
      • z. B. Durchblutungsstörung mit Hypoxie des Corti-Organs
    • Pantonale IOS
      • z. B. durch Durchblutungsstörungen der Cochlea verursacht
    • Taubheit oder an Taubheit grenzende IOS
      • z. B. durch vaskulären Verschluss
  • Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit kann angeboren oder erworben sein.
    • z. B. durch Lärmschädigung, ototoxische Substanzen oder Infektionen des Innenohrs
  • Seltener sind Formen einer zentralen Schwerhörigkeit.

Hörsturz (akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust)

  • Entität mit akuter, meist einseitige Innenohrfunktionsstörung mit Schallempfindungsschwerhörigkeit7,15
  • Ätiologie und Pathogenese sind weitgehend ungeklärt.7
    • diskutierte Pathomechanismen: vaskuläre Störungen, Infektionen, zelluläre Regulationsstörungen

Konsultationsgrund

Beratungsanlass

  • Subjektive Hörminderung
  • Reduziertes Sprachverständnis
    • häufig erstmals in Situationen mit erschwerten Bedingungen (z. B. Hintergrundgeräusche, mehrere Sprechende gleichzeitig, Distanz)5
  • Begleitsymptomatik
  • Hörstörungen, die im sozialen Umfeld aufgefallen sind.

Folgen einer Schwerhörigkeit5,11,16

  • Einschränkungen im privaten und beruflichen Bereich
    • in erster Linie durch gestörte Kommunikation
  • Reduktion der Lebensqualität
  • Kognitive Verarbeitungs- und Funktionsstörungen
  • Soziale Isolation
  • Reduziertes Selbstvertrauen
  • Verlust an individueller Unabhängigkeit
  • Depression
  • Negativer Einfluss auf den Verlauf anderer (geriatrischer) Erkrankungen, z. B. DemenzSturzrisiko5

Abwendbar gefährliche Verläufe

  • Hörverlust/Taubheit bei Kindern mit Störung der Sprachentwicklung8
  • Progrediente, behandelbare Erkrankungen (z. B. Otosklerose)
  • Zerebrale, neurologische Erkrankungen (z. B. Tumoren, Schlaganfall)
  • Berufliche und soziale Konsequenzen sowie Auswirkungen auf die Lebensqualität, die durch Hörgerät-Versorgung verhindert werden könnten.5

ICPC-2

  • H02 Hörstörung
  • H85 Akustisches Trauma

ICD-10

  • H90 Hörverlust durch Schallleitungs- oder Schallempfindungsstörung
    • H90.0 Beidseitiger Hörverlust durch Schallleitungsstörung
    • H90.1 Einseitiger Hörverlust durch Schallleitungsstörung bei nicht eingeschränktem Hörvermögen der anderen Seite
    • H90.2 Hörverlust durch Schallleitungsstörung, nicht näher bezeichnet
    • H90.3 Beidseitiger Hörverlust durch Schallempfindungsstörung
    • H90.4 Einseitiger Hörverlust durch Schallempfindungsstörung bei nicht eingeschränktem Hörvermögen der anderen Seite
    • H90.5 Hörverlust durch Schallempfindungsstörung, nicht näher bezeichnet
    • H90.6 Kombinierter beidseitiger Hörverlust durch Schallleitungs- und Schallempfindungsstörung
    • H90.7 Kombinierter einseitiger Hörverlust durch Schallleitungs- und Schallempfindungsstörung bei nicht eingeschränktem Hörvermögen der anderen Seite
    • H90.8 Kombinierter Hörverlust durch Schallleitungs- und Schallempfindungsstörung, nicht näher bezeichnet
  • H91 Sonstiger Hörverlust
    • H91.0 Ototoxischer Hörverlust
    • H91.1 Presbyakusis
    • H91.2 Idiopathischer Hörsturz
    • H91.3 Taubstummheit, anderenorts nicht klassifiziert
    • H91.8 Sonstiger näher bezeichneter Hörverlust
    • H91.9 Hörverlust, nicht näher bezeichnet

Differenzialdiagnosen

Schallleitungsschwerhörigkeit

Obstruktion des äußeren Gehörgangs

Otitis externa

  • Akute Entzündung des äußeren Gehörgangs4,8
    • häufig bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere nach dem Schwimmen
  • Beschwerdesymptomatik mit starken Schmerzen, Juckreiz, Ohrenfluss (Otorrhö), Rötung des Gehörgangs und Hörminderung
  • Therapie symptomlindernd und mittels topisch applizierter Medikamente

Seröse Otitis media (Seromukotympanon)

  • Mittelohr und Trommelfell mit Drainage
    Mittelohr und Trommelfell mit Drainage
    Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr (Paukenerguss) ohne Zeichen einer akuten Infektion
    • Kann nach einer akuten Otitis media oder im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten.
    • bei anhaltender Obstruktion der Tuba auditiva, z. B. durch adenoiden Vegetationen („Polypen")
    • erhöhte Inzidenz bei Fehlbildungen des Gaumens- und der Tube z. B. Spaltfehlbildungen oder Trisomie 21
    • Kinder sind durch anatomische Verhältnisse und Infektanfälligkeit häufiger betroffen.4
      • 10–30 % der Kinder zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr haben vorübergehend einen Paukenerguss mit Schallleitungsstörung.
  • Klinische Beschwerden4
    • meist dumpfes Druckgefühl im Ohr und oft beidseitige Hörminderung
    • Hörverlust im gesamten Frequenzbereich bis 40 dB
    • in der Regel keine Schmerzen oder Fieber
  • Diagnosestellung durch Otoskopie, Tympanometrie und Audiometrie
  • Hohe Spontanheilungsrate
    • Einlage einer Drainage als Therapieoption4

Akute Otitis media (Mittelohrentzündung)

  • Häufigster Grund für Schallleitungsschwerhörigkeit bei Kindern17
  • Klinische Beschwerden
  • In der Otoskopie hyperämisiertes, vorgewölbtes Trommelfell
  • Abhängig vom Verlauf zunächst beobachtende oder antibiotische Behandlung

Chronische Otitis media

  • Häufigste Ursache für eine anhaltende Schalleitungsschwerhörigkeit4
  • Zwei Formen der chronischen Otitis media:4,8
    1. Otitis media mesotympanalis (chronische Schleimhauteiterung)
      • ggf. operative Versorgung (Tympanoplastik)
    2. Otitis media epitympanalis (Cholesteatom, chronischer Knocheneiterung)
  • Schwerhörigkeit variablen Ausmaßes (30–60 dB)
    • in beiden Fällen durch Dämpfung, Destruktion oder Fixation von Trommelfell und Ossikelkette4
  • Operation mit Entfernung der Entzündung und Rekonstruktion der Ossikelkette als Therapieoption4,8
    • alternativ Ausgleich der Schwerhörigkeit durch Hörgeräte

Trommelfellruptur

  • Kann traumatisch (z. B. penetrierendes Objekt) oder als Komplikation einer Otitis media auftreten.17
    • Bei Verletzung durch Fremdkörper sind Begleitverletzungen der Ossikelkette häufig.
  • Therapeutisch ist meist eine Abdeckung der Perforation ausreichend.8
    • bei größerer Perforation ggf. Tympanoplastik

Otosklerose

  • Erkrankung mit Knochenumbauprozessen und Fixation des Steigbügels4
    • Führt zu progredienter Schallleitungsschwerhörigkeit in den tiefen Frequenzen bis 40 dB.
  • Häufigste Ursache für Schallleitungsschwerhörigkeit bei Erwachsenen ohne vorhergehende Mittelohrerkrankungen17
    • Prävalenz von 0,3–0,4 % mit Häufigkeitsgipfel zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr4
  • Therapie durch Mikrochirurgie mit hoher Erfolgsrate bzgl. Schwerhörigkeit

Weitere Ursachen

  • Tubenventilationsstörung
  • Fehlbildungen des äußeren Gehörgangs
    • z. B. Gehörgangsatresie oder Mikrotie (Ohrmuschelfehlbildung)4,8,17
      • bei beidseitiger Gehörgangsatresie Versorgung mit Knochenleitungshörgeräten
      • operative Eröffnungen des Gehörgangs frühestens ab dem 5. Lebensjahr
  • Barotrauma
    • durch plötzliche, starke Änderung des Luftdrucks (z. B. Tauchen, Fallschirmspringen) ohne Druckausgleich durch Tuba auditiva17
    • Auch graduelle Veränderungen (Bergsteigen, Flugreisen) können zu Beschwerden führen.
  • Tumoren des äußeren Gehörgangs
  • Traumatische Gesichts- und Kopfverletzungen mit Beteiligung des Gehörgangs

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Angeborene Hörstörungen

  • Erbliche bedingte Hörstörungen können im Rahmen syndromaler Erkrankungen (30 %) oder nichtsyndromal (70 %) auftreten.4,8
    • nichtsyndromale, vererbte Hörminderungen häufig durch Mutation im Connexin-Gen (Transmembranprotein von Haarzellen)4
    • Abzugrenzen sind prä-, peri- oder postnatal erworbene Hörstörungen oft infektiöser, toxischer oder traumatischer Genese.
  • Die Prävalenz eines angeborenen sensorineuralen Hörverlustes liegt bei 1–2 pro 1.000 Lebendgeborene.4,17
  • Anzeichen für einen kindlichen Hörverlust4,8
    • abnehmende Lautproduktion bei Kleinkindern nach einer frühen Phase mit reichlich Gebrabbel
    • eingeschränkte Kontaktfähigkeit
    • keine Reaktion auf akustische Stimulationen
    • Unbehandelt besteht die Gefahr einer gestörten Sprachentwicklung.
  • Früherkennung durch universelles Neugeborenen-Hörscreening (UNHS)4,8
    • durch objektive audiometrische Verfahren
    • Erkennung eines Hörverlustes ab 35 dB und entsprechende Therapie
    • In etwa 30 % sind angeborene Schwerhörigkeiten im Laufe der Kindheit progredient, sodass regelmäßige Kontrollen erfolgen sollten.
  • Frühzeitige interdisziplinäre Therapie mit adäquater Versorgung (z. B. Cochleaimplantate) und Maßnahmen zum Hör- und Spracherwerb4,8-10

Lärmschaden

  • Lärmbelastung am Arbeitsplatz und in der Freizeit gehört zu den häufigsten Ursachen für erworbene Hörstörungen.4,11
    • auch bei Kindern und Jugendlichen zuletzt zunehmend (Freizeitverhalten)
  • Akute Lärmexposition führt oft zu einer vorübergehenden Hörminderung mit Tinnitus4 
    • Knalltrauma: kurze Schallbelastung mit sehr hohen Pegeln (> 140 dB)
    • Explosionstrauma: längerer Druckanstieg
      • Führt oft zu Trommelfellrupturen (kombinierte Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit).
  • Chronische Lärmexposition führt zu progredientem Hörverlust in den Hochtonbereichen und ggf. Tinnitus (Lärmschwerhörigkeit)
    • Lärm führt zu mechanischer Schädigung der Haarzellen in der Cochlea.
    • Dauer und Intensität des Lärms sind für das Ausmaß der Schädigung entscheidend.
    • Lärmschwerhörigkeit ist die häufigste anerkannte Berufskrankheit (40 %).4
  • Die Diagnose wird durch typisches Muster in der Audiometrie gestützt:
    • beidseitiger Hörverlust im empfindlichsten Hörbereich (3–6 kHz, sog. C5-Senke)
    • Hochtonverlust, bei langfristiger Exposition auch verminderte Hörfähigkeit im Tieftonbereich.
  • Therapie
    • hohe Spontanheilungsrate nach akutem Lärmschaden
    • Behandlung eines chronischen Lärmschadens mit Hörgeräten
    • Prävention durch Gehörschutz und Vermeidung von Lärmexposition17

Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis)

  • Beidseitige Schwerhörigkeit, die ab dem 5.–6. Lebensjahrzehnt auftritt.4-5
    • Menschen ab dem 65. Lebensjahr sind zu etwa 40 % betroffen.
  • Ursache ist eine Schädigung des Innenohrs, v. a. der Haarzellen im Corti-Organ.5,14
    • Pathogenese multifaktoriell mit physiologischen Alterungsprozessen (z. B. mikrovaskuläre Schädigung)
    • Veränderungen jedoch nicht nur im Innenohr, sondern an nahezu allen Strukturen des Hörorgans5,11
  • Hörverlust typischerweise beidseitig und langsam progredient5,14
    • zu Beginn insbesondere der Hochtonbereich und somit die Unterscheidung verschiedener Stimmen beeinträchtigt
    • ggf. begleitend Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Geräuschempfindlichkeit (Hyperakusis)
  • Symptomatische Behandlung des Hörverlustes durch entsprechende Versorgung4-5,10
    • Hörgeräte oder Cochlea-Implantat in Abhängigkeit vom Verlust des Sprachverständnisses

Hörsturz (akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust)

  • Plötzlich einsetzender, meist einseitiger Hörverlust ohne erkennbare Ursache7,11,18
    • nur in seltenen Fällen gleichzeitige, beidseitige Manifestation
    • Hörverlust unterschiedlicher Ausprägung (bis hin zur Ertaubung)
    • Ätiologie noch weitgehend ungeklärt
      • Vaskuläre, infektiöse und zelluläre Schädigungsmechanismen werden diskutiert.
  • Klinische Beschwerden7
    • plötzlicher, meist einseitiger Hörverlust
    • begleitend Ohrgeräusche/Tinnitus (bis zu 85 %) und peripher vestibulärer Schwindel (bis zu 30 %)
    • Beeinträchtigung des Richtungshörens
    • Einschränkungen des Sprachverstehens
    • Geräuschüberempfindlichkeit
    • Druckgefühl des betroffenen Ohres
  • Diagnose erst nach Ausschluss anderer Krankheitsbilder mit akuter Hörminderung11
  • Der Hörsturz ist kein Notfall, der sofort therapiert werden muss.7
    • Diagnostik und Behandlung sind abhängig von:
      • dem Ausmaß des Hörverlustes
      • Begleitsymptomen
      • Vorschäden
      • dem subjektiven Leidensdruck.
    • Therapieversuch mit systemischen, hochdosierten Glukokortikoiden kann die Erholung des Gehörs positiv beeinflussen und ist als primäre Therapie empfohlen.7
  • Spontanheilungsraten mit vollständiger Remission bei etwa 50 % der Betroffenen7,11
    • Prognose sehr variabel und abhängig von der Ausprägung des Hörsturzes
    • günstige Prognose bei leichtgradigem Hörverlust und Schwerhörigkeit im Tiefton- oder Mittelfrequenzbereich

Morbus Menière

  • Attackenartig auftretende Schwindelerkrankung mit akustischen Begleitsymptomen4,17
    • Prävalenz von 5/10.000, meist zwischen 40. und 60. Lebensjahr
  • Ursache der Erkrankung ist ein Überschuss an Endolymphe (endolymphatischer Hydrops) im Innenohr.17
  • Klinische Beschwerden
    • Drehschwindel, Hörminderung, Tinnitus, Fallneigung und Nystagmus
    • charakteristische auditorische Begleitsymptome
      • Einschränkung des Hörens und Tinnitus
      • vor der Attacke ggf. Ohrdruck oder Hörstörungen (Prodromi in 30 %)
    • Attacken anhaltend über Minuten bis Stunden
      • abrupter Beginn, dann graduelle Besserung
      • oft wiederholte Attacken und langsame Besserung über 1 Tag bis mehrere Tage
  • Therapie während der Attacke symptomatisch (Antiemetika), ggf. medikamentöse Prophylaxe, z. B. mit Betahistin

Ototoxische Substanzen

  • Medikamente4,17
    • meist akute, toxische Innenohrschwerhörigkeit
    • Vielzahl möglicher ursächlicher Medikamente:
      • Antibiotika, z. B. Aminoglykoside
      • Tuberkulostatika, z. B. Streptomycin
      • Chemotherapeutika, z. B. Cisplatin
      • Diuretika, z. B. Furosemid.
      • reversible sensorineurale Hörminderung bei hochdosierter Gabe von Salizylaten17
  • Drogen, z. B. Kokain, Heroin, Tabak, Alkohol4
  • Berufliche Exposition4,7
    • Schwermetalle, z. B. Quecksilber, Blei, Arsen
    • Lösungsmittel, z. B. Benzole
    • Fluor-, Schwefel- und Tetrachlorkohlenstoffverbindungen

Vestibularis-Schwannom (Akustikusneurinom)

  • Gutartiger und meist langsam wachsender Tumor, der von den Schwann-Zellen des N. vestibulocochlearis (VIII) ausgeht.4
    • häufigster Tumor im Kleinhirnbrückenwinkel und häufigste Ursache einer neuralen Schwerhörigkeit
      • Inzidenz von 1/100.000/Jahr
    • meist einseitige Manifestation
  • Klinische Beschwerden
    • zu Beginn symptomarm, im Verlauf progrediente Hörstörungen, TinnitusSchwindel sowie gelegentlich Fazialisparese
    • Hörverlust v. a. im Hochtonbereich mit eingeschränkter Sprachdiskriminierung (95 % der Betroffenen)17
  • Diagnosesicherung mittels zerebraler Bildgebung (MRT mit Kontrastmittel)
    • ggf. weitere Hör- und Gleichgewichtsdiagnostik
  • Therapiestrategien umfassen Observation, Radiatio sowie verschiedene operative Verfahren.

Weitere Ursachen

Anamnese

  • Charakteristika des Hörverlustes
    • Ausmaß der subjektiven Hörminderung
    • betroffenes Ohr (einseitig oder beidseitig)
    • Beginn und zeitlicher Verlauf (akut oder chronisch progredient)
    • spezifischer Auslöser (z. B. Lärmschaden oder Trauma)
  • Auswirkungen des Hörverlustes4-5,8
    • Sprachverständnis und Sprachdiskrimination (insbesondere unter schwierigen akustischen Bedingungen)
    • Einschränkung des Richtungshören
    • Einschränkungen im sozialen und beruflichen Alltag
    • Fremdanamnese: häufiges Nachfragen, Erhöhung der Lautstärke, Vermeidungsverhalten (sozialer Rückzug)
    • bei Kindern: Sprachentwicklung
  • Mögliche Begleitsymptome
  • Vorerkrankungen oder systemische Grunderkrankungen
  • Medikamenteneinnahme
    • z. B. ototoxische Antibiotika, Chemotherapeutika, Diuretika
  • Berufliche Exposition gegenüber Lösungsmitteln, Schwermetallen oder Lärm
  • Familienanamnese
  • Bei Kindern in erster Linie Fremdanamnese durch die Eltern
    • Die Vermutung einer Schwerhörigkeit durch die Eltern sollte ernst genommen werden.8
    • Elternfragebögen zur Erfassung der vorsprachlichen und sprachlichen Entwicklung10

Hörsturz (akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust)7

  • Beschwerden meist einseitig, nur in Ausnahmefällen beidseitig
  • Beschwerden in der Reihenfolge der Häufigkeit
    • akuter subjektiver Hörverlust
    • Tinnitus
    • Druckgefühl im Ohr
    • Schwindel
    • Hyper-/Diplo-/Dysakusis
    • pelziges Gefühl um die Ohrmuschel (periaurale Dysästhesie)
  • Mögliche Begleitsymptome
    • Angststörung
    • inadäquate Krankheitsbewältigung
    • weitere psychosomatische Beeinträchtigungen
    • Einschränkung der Lebensqualität

Klinische Untersuchung

  • Körperliche Untersuchung
    • allgemeine körperliche Untersuchung und Vitalparameter (Blutdruck)
    • Untersuchung von Kopf und Hals
    • ggf. orientierende neurologische Untersuchung
  • Untersuchung des Ohrs und Otoskopie5
    • Anzeichen von Verletzung, Hautveränderungen oder Ohrenfluss (Otorrhö) 
    • Beurteilung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells
    • bei akuter Otitis media gefäßinjiziertes, verdicktes und vorgewölbtes Trommelfell mit eingeschränkter Beweglichkeit
  • Stimmgabelprüfung4-5,14
    • Durchführung beider Tests mit schwingender Stimmgabel (256 oder 512 Hz)
    • Weber-Versuch14
      • Stimmgabel auf der Mittellinie des Schädels platzieren und Patient*innen befragen, wo der Ton wahrgenommen wird.
      • Schallempfindungsschwerhörigkeit: Lateralisierung zum gesunden Ohr hin
      • Schallleitungsschwerhörigkeit: Lateralisierung zum kranken Ohr hin
      • beidseitiger Hörverlust: geringe Aussagekraft
    • Rinne-Versuch14
      • Stimmgabel wird auf dem Processus mastoideus platziert (Knochenleitung) und wenn der Ton nicht mehr wahrgenommen wird, vor den Gehörgang gehalten (Luftleitung).
      • Rinne-Versuch positiv (Luftleitung wird besser wahrgenommen): normales Hörvermögen oder Schallempfindungsschwerhörigkeit
      • Rinne-Versuch negativ (Knochenleitung wird besser wahrgenommen): Hinweis auf Schallleitungsschwerhörigkeit
    • Siehe auch den Artikel Lärmschaden.
  • Orientierende Prüfung des Hörvermögens5,14
    • z. B. Flüster- und Fingerreibe-Tests oder Online-Hörtests
      • Nachteil: grobe Einschätzung, nicht standardisiert
    • Durchführung eines Flüstertests
      • Überprüfung in etwa einer Armlänge Entfernung hinter der betroffenen Person (außerhalb des Sichtfeldes) und Abdecken des nicht-getesteten Ohres.
      • Flüstern einer Kombination von 3 Buchstaben oder Zahlen, die Patient*innen bei normalem Hörvermögen wiederholen können sollten.

Ergänzende Untersuchungen

In der Hausarztpraxis

  • Labordiagnostik
    • Laboruntersuchungen sind meist von untergeordneter Bedeutung.
    • gezielter Einsatz, z. B. bei vermuteter metabolischer oder infektiologischer Ursache8

Bei Spezialist*innen

  • HNO-Status
  • Ohrmikroskopie
  • Tympanometrie
    • Beurteilung der Mittelohrfunktion
    • beste Untersuchung für den Nachweis eines Mittelohrergusses8
  • Audiometrie5,9-10
    • Tonschwellenaudiometrie
      • Bestimmung der Hörschwelle für Luft- und Knochenleitung
      • Charakterisierung der Hörminderung nach Frequenz
        in Hertz (Hz) und nach Ausmaß in Dezibel (dB)
    • Sprachaudiometrie
      • Überprüfung des Sprachverständnis in Abhängigkeit der Lautstärke mit und ohne Störschall (z. B. Freiburger Einsilbertest)5
      • bei Schallleitungsschwerhörigkeit Besserung des Verstehens mit zunehmender Lautstärke (im Gegensatz zur Schallempfindungsstörung)
      • auch zur Überprüfung der Hörverbesserung nach Therapie
    • überschwellige Verfahren
  • Objektive audiometrische Verfahren
    • Verfahren insbesondere bei Kindern für die Diagnostik relevant
    • otoakustische Emissionen (OAE)8,19
      • Messung der ohreigenen Schallwellen im Gehörgang
      • Beurteilung der Funktion äußerer Haarzellen (bei Schallempfindungsschwerhörigkeit meist primär betroffen)
      • Werden als automatisiertes Verfahren im Neugeborenen-Hörscreening eingesetzt.
    • elektrische Reaktionsaudiometrie (ERA)8,10
      • z. B. „Brainstem Evoked Response Audiometry" (BERA)
      • Messung der frühen auditorisch evozierten Potenziale (FAEP) der Hörbahn bis zum Hirnstamm
    • Impedanzaudiometrie
  • Bildgebende Untersuchungen
    • Abklärung von Pathologien im Bereich der Cochlea, des Mastoids und Mittelohres, des Hörnervs, des Kleinhirnbrückenwinkels und der Hörbahn
    • in der Regel hochauflösendes Felsenbein-CT/DVT und ein MRT
    • Bildgebung notwendig vor Cochlea-Implantat oder implantierbarem Hörgerät (z. B. hochauflösendes Felsenbein-CT)8-10
  • Ggf. Hörgeräteüberprüfung und -optimierung10
  • Ggf. psychologisch-psychiatrische Abklärung9
  • Ggf. humangenetische Beratung und Diagnostik bei frühkindlicher Schwerhörigkeit8

Leitlinie: Diagnostik bei Hörsturz7

  • Notwendige Diagnostik bei akutem idiopathischem sensorineuralem Hörverlust (Hörsturz)
    • eingehende allgemeine und Fachanamnese
    • HNO-Status
    • Blutdruckmessung
    • Ohrmikroskopie
    • Hörprüfung (Stimmgabel, Tonaudiogramm)
    • Tympanometrie
    • orientierende Vestibularisprüfung
  • Im Einzelfall ist eine weitere Diagnostik nützlich.
    • z. B. otoakustische Emissionen (OAE), bildgebende Untersuchungen, Labordiagnostik, interdisziplinäre Untersuchungen (z. B. Neurologie, Innere Medizin, Orthopädie, Humangenetik)

Maßnahmen und Empfehlungen

Indikationen zur Überweisung

  • Bei Hörminderung oder Hörverlust HNO-ärztliche Abklärung anstreben.5
  • Bei spezifischen Begleitsymptomen Überweisung an entsprechende Spezialist*innen (z. B. Neurologie bei Schwindel)
  • Bei plötzlichem, ausgeprägtem oder rasch progredientem Hörverlust Überweisung an eine HNO-ärztliche Klinik

Checkliste zur Überweisung

Hörverlust

  • Zweck der Überweisung
    • Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten? Akuter oder gradueller Hörverlust? Entwicklung? Lärmexposition?
    • Beide Ohren betroffen? Begleitsymptome: Tinnitus, Schwindel, Ohrenschmerzen, Sonstiges?
    • Andere relevante Erkrankungen? Familiäre Disposition?
    • Regelmäßig oder akut einzunehmende Medikamente?
    • Konsequenzen: sozialer Kontakt, Isolation, Sprachentwicklung bei Kindern?
  • Klinische Untersuchung
  • Ergänzende Untersuchungen
    • HNO-Status
    • evtl. Audiometrie, Tympanometrie
    • evtl. zerebrale Bildgebung

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

Leitlinie: Indikationen zur stationären Therapie bei Hörsturz7

  • Akuter ein- oder beidseitiger kommunikativ stark beeinträchtigender oder vollständiger Hörverlust
  • Hörsturz mit Progredienz oder unzureichendem Erfolg unter ambulanter Therapie, wenn stationär andere Therapieoptionen möglich sind.
  • Akuter Hörverlust bei kontralateraler höhergradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit
  • Hörsturz mit objektivierbarer vestibulärer Begleitsymptomatik
  • Komorbidität, eingeschränkt auf schwere z. B. internistische Begleiterkrankungen im Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselbereich oder neurologische oder psychiatrische Erkrankungen
  • Besonderes berufliches Betroffensein

Therapie

  • Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß und der Ursache der Hörminderung bzw. des Hörverlustes.5-7,9-10
    • In vielen Fällen ist eine kausale Therapie möglich (z. B. Infektionen, Paukenerguss, Akustikusneurinom).
    • Alternativ besteht das Therapieziel in der Rehabilitation des Hörverlustes.
  • In unkomplizierten Fällen kann ggf. eine hausärztliche Therapie erfolgen.
  • Operative Verfahren5-6
    • z. B. bei Mittelohrerkrankungen wie Otosklerose oder  Cholesteatom
  • Versorgung mit Hörgeräten5,9,20
    • Rehabilitation der permanenten Hörminderunge (z. B. Presbyakusis) zur Verbesserung oder Wiederherstellung des Hörvermögens
      • große Anzahl verfügbarer Varianten, z. B. In-Ohr- oder Hinter-dem-Ohr-Geräte sowie operativ implantierbare, knochenverankerte Hörhilfen
      • Führt entsprechend einer Cochrane-Metaanalyse zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.20
    • Die binaurale Hörgeräteversorgung ist in den meisten Fällen medizinischer Standard.5
    • Indikationsstellung für die apparative Hörrehabilitation nach HNO-ärztlicher Untersuchung gemäß der Hilfsmittel-Richtlinie9
      • zusätzlich HNO-ärztliche Überprüfung des Versorgungserfolges
  • Versorgung mit Cochlea-Implantaten5,10
    • Implantant zur direkten Stimulation des Hörnervs (N. vestibulocochlearis; VIII) bei hochgradiger Hörminderung oder Taubheit10
      • Die Funktionstüchtigkeit von Hörnerv und Hörbahn ist Voraussetzung.
      • Implantat meist hinter dem Ohr, unter der Haut in einem Knochenbett
      • einseitige oder beidseitige Versorgung (simultan oder sequentiell) möglich
    • Indikation: Hörminderungen mit absehbar besserem Hören und Sprachverstehen durch Cochlea-Implantate als mit Hörgeräten
      • Auch ältere Patient*innen profitieren hinsichtlich des Sprachverstehens und der Lebensqualität.5
    • Implantation in spezialisierten Zentren mit interdisziplinärer Betreuung10
      • anschließend Langzeit-Nachsorge unter Anpassung an die individuelle Hörentwicklung durch die versorgende Einrichtung

Leitlinie: Therapie bei Hörsturz7

  • Die Hörsturztherapie wird in Abhängigkeit vom Einzelfall ambulant oder stationär durchgeführt.
  • Primäre Behandlung des akuten idiopathischen sensorineuralen Hörverlustes
    • systemische, hochdosierte Glukokortikoidtherapie nach Abwägung der Nebenwirkungen
    • intratympanale Glukokortikoidtherapie
      • alternativ als primäre Behandlung (Vermeidung systemischer Nebenwirkungen)
      • oder bei ungenügendem Erfolg der systemischen Erstbehandlung
  • Aktuell keine Empfehlung für:
    • Vasodilatatoren und Rheologika (z. B. HES-haltige Lösungen)
    • hyperbare Oxygenierung
    • antivirale Therapie.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Weitere Informationen

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Cochlea-Implantat Versorgung. AWMF-Leitlinie Nr. 017-071. S2k, Stand 2020. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Implantierbare Hörgeräte. AWMF-Leitlinie Nr. 017-073. S2k, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). AWMF-Leitlinie Nr. 017-010. S1, Stand 2014. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Periphere Hörstörungen im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 049-010. S2k, Stand 2013. www.awmf.org

Literatur

  1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
  2. Schaufelberger M, Meer A, Furger P, Derkx H et al.. Red Flags - Expertenkonsens - Alarmsymptome der Medizin. Neuhausen am Rheinfall, Schweiz: Editions D&F, 2018.
  3. Fleischmann T. Fälle Klinische Notfallmedizin - Die 100 wichtigsten Diagnosen. München, Deutschland: Elsevier, 2018.
  4. Zahnert T. Differenzialdiagnose der Schwerhörigkeit. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(25): 433-44; DOI: 10.3238/arztebl.2011.0433. www.aerzteblatt.de
  5. Löhler, J; Cebulla, M; Shehata-Dieler, W; Volkenstein, S; Völter, C; Walther, L-E; Schwerhörigkeit im Alter – Erkennung, Behandlung und assoziierte Risiken. . Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 301-10. doi:10.3238/arztebl.2019.0301 DOI
  6. Isaacson JE, Vora NM. Differential diagnosis and treatment of hearing loss. Am Fam Physician 2003; 68: 1125-32. PubMed
  7. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). AWMF-Leitlinie Nr. 017-010, Stand 2014. www.awmf.org
  8. Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Periphere Hörstörungen im Kindesalter. AWMF-Leitlinie Nr. 049-010, Stand 2013. www.awmf.org
  9. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Implantierbare Hörgeräte. AWMF-Leitlinie Nr. 017-073, Stand 2017. www.awmf.org
  10. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Cochlea-Implantat Versorgung. AWMF-Leitlinie Nr. 017-071. S2k, Stand 2020. www.awmf.org
  11. Streppel, M; Walger, M; von Wedel, H; Gaber, E. Hörstörungen und Tinnitus. Robert Koch-Institut: Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2006. edoc.rki.de
  12. Robert Koch-Institut. Hörbeeinträchtigungen. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin 2010. www.gbe-bund.de
  13. Shargorodsky J, Curhan SG, Curhan GC, Eavey R. Change in prevalence of hearing loss in US adolescents. JAMA 2010; 304: 772-8. PubMed
  14. Bagai A, Thavendiranathan P, Detsky AS. Does this patient have hearing impairment?. JAMA 2006; 295: 416-28. PubMed
  15. Suckfüll M. Hörsturz – Erwägungen zur Pathophysiologie und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(41): 669-75; DOI: 10.3238/arztebl.2009.0669. www.aerzteblatt.de
  16. Dalton DS, Cruickshanks KJ, Klein BE, Klein R, Wiley TL, Nondahl DM. The impact of hearing loss on quality of life in older adults. Gerontologist 2003; 43: 661-8. PubMed
  17. Lasak JM, Allen P, McVay T, Lewis D. Hearing loss: diagnosis and management. Prim Care. 2014 Mar;41(1):19-31. doi: 10.1016/j.pop.2013.10.003 Epub 2013 Nov 18. Review. PubMed PMID: 24439878 www.ncbi.nlm.nih.gov
  18. Stachler RJ, Chandrasekhar SC, Archer SM, et al. Clincial practice guideline: Sudden hearing loss. Otolaryngol Head Neck Surg 2012; 146: S1-S35. oto.sagepub.com
  19. Engdahl B, Tambs K, Borchgrevink HM, Hoffman HJ. Otoacoustic emissions in the general adult population of Nord-Trøndelag, Norway: III. Relationships with pure-tone hearing thresholds. Int J Audiol 2005; 44: 15-23. PubMed
  20. Ferguson MA, Kitterick PT, Chong LY, Edmondson-Jones M, Barker F, Hoare DJ. Hearing aids for mild to moderate hearing loss in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Sep 25;9:CD012023. doi: 10.1002/14651858.CD012023.pub2 Review. PubMed PMID: 28944461 www.ncbi.nlm.nih.gov

Autor*innen

  • Jonas Klaus, Arzt in Weiterbildung Neurologie, Freiburg i. Br.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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