In Deutschland beträgt die Inzidenz gastrointestinaler Infektionen 0,95 Episoden/Personenjahr bei Erwachsenen und 0,5–2 Episoden bei Säuglingen und Kleinkindern.12,5
Die Inzidenz der schweren gastrointestinalen Infektionen, die stationär behandelt werden muss, nimmt zu, u. a. durch Clostridioides-difficile-Infektionen.
Weltweit führen Diarrhö-Erkrankungen jährlich zu ca. 2,5 Mio. Todesfällen.46
In Entwicklungsländern ist die Diarrhö die häufigste Ursache von Sterblichkeit bei Kindern unter 5 Jahren.46
EineDicht akutegefolgt Diarrhötreten kannbakterielle auchInfektionen die Anfangsphase einermit chronischen DiarrhöCampylobacterdarstellen, dann muss an eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosaundMorbus Crohn oder an eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung wieZöliakieSalmonellen gedacht werden.
Beim Reizdarmsyndrom kommt es häufig zu einer sog. Pseudodiarrhö mit häufig kleinen Stuhlportionen, Stuhldrang und Tenesmen.
Durch neuromuskuläre Erkrankungen oder morphologische Veränderungen kann es zu einer Stuhlinkontinenz mit unkontrollierbarem Abgang von Stuhl kommen. Dies kann mit einer Diarrhö verwechselt werdenauf.24
Der Verzehr folgender Lebensmittel ist häufiger mit akuten Durchfallerkrankungen assoziiert:
unsauberes Wasser
nicht gut durchgekochtes oder durchgebratenes Fleisch, Hamburger, Hackbraten und andere Hackfleischgerichten
Geflügel (insbes. aufgetautes)
nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen (Mayonnaise, Milchspeiseeis etc.)
nicht pasteurisierte Milch
rohes Obst und ungeschältes Gemüse.Patient*innen
Das Risiko einer Besiedlung des Darms mit pathogenen Erregern steigt durch das Neutralisieren der Magensäure, z. B. nach Magenresektion oder Behandlung mit Antazida, Protonen-Pumpen-Hemmern oder H2-Blockern.
Die Inkubationszeit bei bakteriellen Erregern kann erregerabhängig 1 bis mehr als 16 Stunden betragen.5
Bei den nichtbakteriellen Diarrhöen sind die Noroviren die häufigste Ursache.6
Hier beträgt die Inkubationszeit ca. 6–50 Stunden.7
Man spricht von einer Lebensmittelvergiftung, wenn Bakterien Toxine bilden, die die Elektrolyt- und Wassersekretion der Dünndarmschleimhaut aktivieren und so zum Durchfall führen.
Nichtinfektiöse Ursachen
GastroenterologischeNichtinfektiöse Ursachen
Durchfälle sind meist Nebenwirkungen von Arzneimitteln, z. B. Diarrhö nach Chemotherapie oder Antibiotika-assoziierte Diarrhö.
Eine akute Diarrhö kann auch die Anfangsphase einer chronischen Diarrhö darstellen. In diesem Zusammenhang sollte an eine chronisch entzündlichenndliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
bei Divertikulitis,eine begleitendchronisch-entzündliche beiAutoimmunerkrankung einer Appendizitis oder ischämischen Kolitis, manchmal bei Subileus/Ileus zu Beginn
Diarrhöen aufgrund von Malabsorptionsstörungen (z. B. Laktose- oder andere Oligosaccharid-Intoleranz,wie Zöliakie, gedacht Lymphom des Dünndarms)werden.
Diarrhöen aufgrund von „Sekretionsstörungen“ des LeberNicht-Galle-Pankreas-Systems
Nichtgastroenterologischegastroenterologische Ursachen umfassen u. a.:
Arzneimittelnebenwirkungen,schwere insbes.Infektionen Diarrhö nach Chemotherapiewie Pneumonie
HIV-assoziiertefunktionelle Kolitis (die sowohl als eigenständige Entität als auch und teilweise kombiniert mit einer infektiösen Ursache bestehen kann)
manchmalProblematik bei Nierenkolik begleitend
manchmal auch bei Pneumonien (unbekannter Mechanismus!)
funktionell bei seelischerpsychischer Anspannung und /Stress
A08.-Virusbedingte und sonstige näher bezeichnete Darminfektionen
A09.- 0 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen Ursprungs
K52.9 Nicht-infektiöse Gastroenteritis und Kolitis, nicht näher bezeichneten Ursprungsbezeichnet
DifferenzialdiagnosenDiagnostik
Darminfektion,Diagnostische VirusÜberlegungen
In den allermeisten Fällen sind Diarrhöen selbstlimitierend, und es kommt rasch zur vollkommenen Genesung der Patient*innen. Es gibt jedoch einige Ursachen, die eine schnelle Therapie benötigen.7
Es gilt, die kritischen Fälle rasch zu erkennen und ggf. eine Diagnostik und entsprechende Therapie einzuleiten.4
C. jejuni und C. coli sind in der Natur fast überall verbreitet. Sie leben vor allem im Verdauungstrakt von Tieren und werden über rohe oder nicht genügend erhitzte Lebensmittel oder direkten Kontakt mit infizierten Tieren auf den Menschen übertragen.
Auch Infektionen beim Baden in kontaminierten Oberflächengewässern kommen vor.
Bei sicher festgestellten Campylobacter-Ausbrüchen war fast immer nicht abgekochte Rohmilch das verursachende Lebensmittel.8
Nach einer Inkubationszeit von normalerweise 2–5, in Einzelfällen 1–10 Tagen, führt die Infektion normalerweise zu Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit, von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen.9
Wasserdünne Diarrhö, oft mit Schleim und Blut gemischt
Manchmal reicht eine einmalige Gabe eines Antibiotikums aus, um Durchfall hervorzurufen.
Eine Antibiotika-assoziierte Diarrhö kann allerdings noch bis zu mehreren Wochen nach Absetzen einer antibiotischen Behandlung auftreten.
Der Pathomechanismus einer Diarrhö unter Antibiotikabehandlung ist multifaktoriell.
Die Mehrzahl der Fälle (> 75 %) einer Antibiotika-assoziierten Diarrhö sind nicht infektiöser Natur, sondern durch Effekte der Antibiotika auf Mukosa und Motilität des Intestinums bedingt.1
Die bekannteste Form von Antibiotika-assoziiertem Durchfall ist die Erkrankung durch Clostridium difficile.
Kommt es zu Begleitsymptomen wie Arthritis, Gewichtsabnahme, kulturnegative Endokarditis sowie neurologischen Symptomen (Blicklähmung und Myoklonus) sollte auch an eine sehr selten vorkommende Infektion mit Tropheryma whipplei gdacht werden.1
Zur Diagnosesicherung sollte eine Ösophagogastroduodenoskopie mit Biopsie aus der Duodenalschleimhaut und PAS–Färbung erfolgen.
Die Therapie besteht in der Gabe von Ceftriaxon 2 g täglich i. v. über 14 Tage, gefolgt von Cotrimoxazol 960 mg 2 x 1 täglich p. o. über 1 Jahr.1
SehrDie selteneAnamnese sollte Erkrankungfolgende durchPunkte neurotoxische Toxine, die von dem anaeroben Bakterium Clostridium botulinum gebildet werden.beinhalten:7
meist Konservendiarrhöbezogene Anamnese
Wie lange geht die Symptomatik?
Wie häufig ist die Stuhlfrequenz?
Kommt es zu Stuhlgang auch in der Nacht?
Gibt es Blut- und/oder Geräuchertes12Schleimbeimengungen? Teerstuhl?
DurchfallBegleitsymptome
Bestehen Schmerzen?
Besteht Fieber?
Sind andere Symptome aufgefallen?
Sozial-/Umfeldanamnese
Ist noch jemand Bekanntes erkrankt?
Welcher Beruf wird ausgeübt (Gemeinschaftseinrichtungen oder lebensmittelverarbeitendes Gewerbe)?
Besteht Kontakt zu kleinen Kindern?
Auslöser
Was und Erbrechen,wo anticholinergewurden Symptomein wieden Sehstörungenletzten Tagen gegessen?
Wurde vor kurzem eine Antibiotikatherapie durchgeführt?
Reiseanamnese?
Kontakt mit Tieren?
Medikamenteneinnahme, insbesondere DiplopieImmunsuppression?
Sind undähnliche VerlustDiarrhöen bereits in der Akkommodationsfähigkeit, Mundtrockenheit, später schlaffe, symmetrische, absteigende Paresen und AtemlähmungVergangenheit vorgekommen?
Anamnese
Allgemeines
Die meisten Durchfallepisoden sind leicht und selbstlimitierend und bedürfen weder einer umfangreichen Diagnostik noch einer spezifischen Therapie.
Entscheidend hierfür sind Schweregrad und Dauer des Durchfalls sowie der Allgemeinzustand der Patienten.
Fragen Sie nach:
Dauer und Beginn des Durchfalls
Stuhlfrequenz und Stuhlbeschaffenheit, Blut- und Schleimbeimengungen
Die meisten Episoden einer infektiösen Gastroenteritis sind selbstlimitierend, eine Diagnostik mit Sicherung des Erregers hat meist keine therapeutische Konsequenz.12
Bei Verdacht auf eine infektiöse Gastroenteritis sollte insbesondere in folgenden Situationen eine Erregerdiagnostik erfolgen:12
aktuelle oder stattgehabte Antibiotikatherapie innerhalb der letzten 3 Monate
Hhohes Lebensalter (> 65 Jahre)
Hospitalisierung bzw. stattgehabte Hospitalisierung innerhalb der letzten 3 Monate bzw. Unterbringung in Gemeinschaftseinrichtungen des Gesundheitssystems
multiple Komorbiditämorrhagischeten
stattgehabte Diarrhöen bei fiebernden Patienten weisen auf Shigellen, Campylobacter jejuni, Salmonellen oder Entamoeba histolytica hinC.14-difficile-Infektion
Bei Verdacht auf eine Parasitose sollten mindestens 3 Proben untersucht werden.12
Labor
Abhängig vom Schweregrad der Infektion und der Verdachtsdiagnose sinnvoll:2
Im Einzelfall sinnvoll, je nach Schwere des Krankheitsbildes2
Endoskopie
LediglichNur bei Patient*innen mit einem besonderen Risikoprofil (angeborene oder erworbene Immundefekte, Fernreisende, V. a. M. Whipple oder PatientenPatient*innen mit chronischer Diarrhö sowie zum Nachweis) von Bedeutung
Bei Risikogruppen wie Kindern, Älteren, Schwangeren oder immunsupprimierten Personen ggf. auch bei V.moderaten a. pseudomembranöse Kolitis hilfreichVerläufen
Maßnahmen und EmpfehlungenTherapie
Allgemeines zur Therapie
Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple1
Allgemeine Maßnahmen
Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei allen Patienten mit infektiöser Gastroenteritis besteht in einerder ausreichendenTherapie der akuten Diarrhö ist der Ausgleich des Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution Elektrolytverlustes mittels oraler Rehydration.4
Allgemein wird bei Kindern und Erwachsenen die „Oral Rehydration Solution“ (ORS) empfohlen, die eine optimale Zusammensetzung aus Natrium, Kalium, Chlorid und Glukose aufweist.4
Bei leichtenBedarf Erkrankungenkann reichtdiese gesüßterLösung Teeals Fertigprodukt in KombinationApotheken miterworben Salzgebäck oder mit Zucker und Salz angereicherte Fruchtsaftverdünnung zur Rehydratationwerden.
Salz-Alternativ undkann Glukosetrinkleine Trinklösung in häuslicher Umgebung nach folgendem Rezept selbst hergestellt werden:
1⁄2 Liter stilles Mineralwasser (orale Rehydratationslösung, „WHO-Trinklösung“) mit einer Osmolaritätanstelle von 245Wasser mosmol/l undkann folgenderauch Zusammensetzung:Kräuter- Glucoseoder 13,5Früchtetee g/l,verwendet Natriumchlorid 2,6 g/l, Kaliumchlorid 1,5 g/l und Natriumcitrat 2,9 g/lwerden)
Koffeinhaltige ≥ 10 % KörpergewichtGetränke, Kreislaufschock oder Bewusstseinsstörung)Limonaden oder Fruchtsäfte sollten bei trotzDehydration antiemetischernicht Therapiezur fortbestehendoralen Rehydration verwendet werden.5
Es wird neben der oralen Rehydration eine frühe Realimentation in den ersten 12 schweremh nach Beginn der Rehydration empfohlen.Erbrechen4
Hierbei sollte eine Infusionsbehandlungaltersentsprechende erfolgenNormalkost verwendet werden.
Eine kurzdauernde symptomatische Therapie mit motilitätshemmenden Substanzen (z. B. Loperamid) kann bei unkompliziertem Krankheitsbild durchgeführt werden.
Symptomatische analgetische/spasmolytische Therapie kann gemäß des Stufenschemas der WHO mit Paracetamol, Metamizol, Opioiden sowie Butylscopolamin durchgeführt werden.
Vermieden werden sollten Acetylsalicylsäure, nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und Coxibe.
Bei Erbrechen kann eine antiemetische Therapie mit z. B. Domperidon p. o. (max. 3 x 10 mg/d) 8 oder Dimenhydrinat als Supp. (1–2 x tgl. 150 mg)9 erfolgen.
Die DEGAM empfiehlt als Antiemetikum MCP 3–4 x 10 mg/d.1
Von der Einnahme von Probiotika bei akuter Diarrhö wird vor dem Hintergrund möglicher Nebenwirkungen abgeraten.4
AntibiotikatherapieAntibiotika
FürDie FluorchinoloneDEGAM wurdenempfiehlt, vonambulant derkeine EuropäischenAntibiotika Arzneimittel-Agenturohne AnwendungsbeschränkungenKeimnachweis empfohlen:einzusetzen Besondere(Gefahr Vorsichtvermehrter bei Älteren und bei Patienten mit NierenfunktionseinschränkungToxinbildung). Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.151
Bei Verdacht auf eine infektiöse Gastroenteritis sollte primär keineEine empirische antimikrobielle antibiotische Therapie erfolgen.
Siewird generell nicht empfohlen, kann erfolgenaber beiin bestimmten Fällen notwendig sein:4
Immunsuppression (medikamentös oder durch Grunderkrankung bedingt)
Ciprofloxacin (1 g/Tagd p. o. oder 800 800 mg/Tagd i. v. für 3–5 Tage) – oder –
Cave: Fluorchinolone sollten nur nachrangig gegeben werden!4
Für Fluorchinolone wurden von der EMA Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.10
Ceftriaxon (2 g/d i. v.) für 3–5 Tage
Ceftriaxon (2 g/Tag i. v.) für 3–5 Tage.
Besonderheiten
Akute nichttyphoidale Salmonellen-Infektion
Bei akuter nichttyphoidaler Salmonellen-Infektion ohne Hinweis auf eine systemische Infektion sollte in der Regel keine antimikrobielle Therapie durchgeführt werden.
Ausnahmen
Bakteriämie
Zeichen systemischer Infektion (z. B. Fieber > 38,5 °C)
Immunsuppression
Hämodialysepatienten
Vorliegen von Gefäßprothesen, Gefäßaneurysmen oder Fremdmaterial (z. B. Gelenkprothesen)
Die antimikrobielle Therapie sollte mit folgenden Substanzen durchgeführt werden (unter Beachtung der Resistenztestung)
Ciprofloxacin (1 g/Tag p. o.oder 800 mg/Tag i. v.) für 5–7 Tage
Bei akuter Shigellen-Infektion soll eine antimikrobielle Therapie mit Azithromycin (500 mg/Tag p. o.) für 3 Tage oder Ciprofloxacin (1 g/Tag p. o. oder 800 mg/Tag i. v.) für 3–5 Tagedurchgeführt werden.
Die Indikation zur antibiotischen Behandlung einer EHEC-Infektion sollte zurückhaltend gestellt werden. Als Mittel der 1. Wahl sollte bei gegebener Therapieindikation ein Carbapenem eingesetzt werden.
Probiotika
Eine generelle Empfehlung für den Einsatz von Probiotika zur Therapie der akuten infektiösen Enteritis von Erwachsenen kann derzeit nicht gegeben werden. Obwohl einige Typen von Probiotika offenbar die Zeit mit Diarrhö verkürzen können.16
Empfehlung für Patienten
Auf eine ausreichende, erhöhte Flüssigkeitsmenge (z. B. Suppe, Tee) ist zu achten.
Auf feste Nahrung kann kurzfristig verzichtet werden.
Eine intensive sportliche Aktivität sollte vermieden werden.
Maßnahmen zur Vermeidung der Weiterverbreitung
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.17
Abhängig vom Erreger ist es möglich, dass erkrankte Personen bei akutem Brechdurchfall hoch ansteckungsfähig sind.
Zur Vermeidung einer Übertragung auf fäkal-oralem Wege oder beim Erbrechen stehen im privaten Bereich vor allem die Händehygiene und eine sorgfältige Sanitärhygiene im Vordergrund.
Zeitraum: Während und 48 Stunden nach dem letzten Durchfall oder Erbrechen (d. h. bis zur sicheren Beendigung der Symptome), aber auch nach der akuten Phase kann Ansteckungsgefahr bestehen.
Besonders wichtig ist die konsequente Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln in Gemeinschaftseinrichtungen (Schulen und Kindergärten), Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und Küchen.
Nach § 34 Abs. 1 IfSG dürfen Kinder unter 6 Jahren, die an einer infektiösen Gastroenteritis erkrankt oder dessen verdächtig sind, Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Die Einrichtung sollte erst 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome wieder besucht werden. Ein schriftliches ärztliches Attest ist nicht erforderlich. Allerdings sollte auch dann noch verstärkt Wert auf die Hygiene gelegt werden.
Ebenso dürfen erkrankte Personen nicht in Lebensmittelberufen (definiert in § 42 IfSG) tätig sein. Eine Wiederaufnahme der Tätigkeit sollte frühestens 2 Tage nach dem Abklingen der klinischen Symptome erfolgen. In den folgenden 4–6 Wochen ist die Händehygiene am Arbeitsplatz besonders sorgfältig zu beachten. Bei Wiederauftreten der Symptomatik wird eine erneute Freistellung erforderlich.
Leitlinie: Infektionsprävention bei unklarer infektiöser Gastroenteritis in der Klinik1
Bei Verdacht auf infektiöse Gastroenteritis sollen folgende über Standardhygiene hinausgehenden Maßnahmen ergriffen werden (Kontaktisolierung):
Patienten sollen im Einzelzimmer untergebracht werden.
Wenn eine Einzelunterbringung nicht möglich ist, kann – strikte Kittel und Handschuhpflege vorausgesetzt – auch eine Unterbringung im Mehrbettzimmer erfolgen.
Patienten sollen eine eigene Toilette benutzen.
Bei direktem Kontakt mit den Patienten oder der patientennahen Umgebung sollen Schutzkittel und Handschuhe getragen werden.
Bei zusätzlichem Erbrechen soll ein Mundschutz getragen werden.
Geräte wie Stethoskop, RR-Manschette etc. sollen patientenbezogen eingesetzt werden.
Patienten sollten bis 48 Stunden nach Sistieren der klinischen Symptomatik kontaktisoliert werden.
Zusätzlich bei Virusinfektionen
Zur Händedesinfektion sollte ein viruzid wirksames Mittel eingesetzt werden.
Zur täglichen Flächendesinfektion sollten viruzide Mittel verwendet werden.
Prävention
Gute persönliche Hygiene, sichere Lebensmittelhygiene und Zugang zu sauberem Wasser sind die Schlüsselfaktoren zum Vorbeugen einer Infektionsausbreitung.18
Vermeiden von:
unsauberem Wasser
nicht gut durchgekochtem oder durchgebratenem Fleisch, Hamburgern, Hackbraten und andereninsbesondere Hackfleischgerichten
aufgetautem Geflügel (insbes. aufgetautem)
nicht ausreichend erhitzten Eiern, eihaltigen Speisen (Mayonnaise, Milchspeiseeis etc.)
nicht pasteurisierter Milch
rohem Obst und ungeschältem Gemüse.
Regelmäßiges Händewaschen nach dem Toilettenbesuch und vor der Zubereitung von Mahlzeiten1911
die betroffene Person Umgang mit Lebensmitteln hat oder in Einrichtungen zur Gemeinschaftsverpflegung (z. B. Küchen, Gaststerkrankte/krankheitsverdätten) beschäftigt ist.
2 oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen.
Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen haben gemäß § 34 Abs. 6 IfSG das zuständige Gesundheitsamt unverzüglich zu benachrichtigen, wenn in ihrer Einrichtung betreutechtige Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, an48 Stunden nach Abklingen der klinischen Symptome möglich12
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die durchschnittliche Erkrankungsdauer bei gastrointestinalen Infektionen bei Erwachsenen beträgt 3,7 Tage.2
Bei der infektiösersen Gastroenteritis erkranktbei oderKindern dessendauert verddas Erbrechen typischerweise 1–3 Tage, wächtigthrend sinddie Durchfälle üblicherweise 5–7 Tage, in manchen Fällen auch bis zu 2 Wochen andauern können.5
Schwere (1)Elektrolytverschiebungen und Störungen des InfektionsschutzgesetzesSäure-Basen-Haushalts mit neurologischen (u. könnena. durch das Gesundheitsamt für Personen, die an Salmonellose erkranktVigilanzverlust) oder dessenkardialen verdKomplikationen1,5
Verschlechterung einer Grunderkrankung bei fehlender Wirksamkeit bestehender Medikation1
DiesIn giltder entsprechendMehrheit fürder Personen,Fälle diehandelt mites Bedarfsgegenstsich um kurze und milde Krankheitsverländen,ufe dieohne fürbleibende die dort genannten TGesundheitsschätigkeiten verwendet werden, so in Berührung kommen, dass eine Übertragung von Krankheitserregern auf die Lebensmittel zu befürchten istden.1
BeiMehr einerals Tätigkeit1/3 (37,8 %) der Erkrankten begeben sich in Lebensmittelbetriebeneine oderambulante Gemeinschaftseinrichtungenärztliche sindBetreuung, nachweniger einerals Erkrankung1–3 % spätereder KontrolluntersuchungenPatient*innen zumwerden Ausschluss einer langfristigen Ausscheidung sinnvollhospitalisiert.
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RKI. Empfehlungen für die Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen gemäß § 34 Infektionsschutzgesetz. Stand 09.03.2023. Letzter Zugriff 28.03.23. www.rki.de
AutorenAutor*innen
MonikaLino LenzWitte, FachärztinDr. fürmed., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Neustadt am RMübenbergenster
Anwendungsbeschränkungen für Chinolone 9.4.19 UB
U-MK 23.10.2018
BBB MK 28.03.2023 aktualisiert und umgeschrieben.
BBB MK 02.04.2019, komplett überarbeitet, DEGAM-LL veraltet, Review entfernt;
Revision at 15.12.2015 Abholz DEGAM
Abholz 7.12.15
Revision at 07.12.2015 16:00:20:
Abholz 6.12.15
Revision at 07.12.2015 14:59:13:
Final reviewed Version
Revision at 07.12.2015 13:41:35:
Reviewed German Version
Revision at 18.11.2015 18:57:12:
GErman Version, Check GO 26.1.
AkuterUngleichgewicht Durchfallzwischen bedeutet ≥ 3 Stuhlentleerungen sowie ein Stuhlgewicht > 250 g pro Tag bei verminderter Stuhlkonsistenz.1 Sind Blut-Sekretion und SchleimbeimengungenResorption enthalten,im sprichtDarm manund voneinem Dysenterie.der folgenden Kriterien:1
≥ 3 ungeformte Stühle/24 h – oder –
Wassergehalt ≥ 75 % – oder –
Stuhlgewicht ≥ 250 g