Allgemeine Informationen
Definition
- Die alkoholische
HepatopathieLebererkrankung (ALE) umfasst einbreitesweites Spektruman Leberschäden und reichtvon derreversiblenasymptomatischenalkoholinduziertenFettleber über die alkoholische Hepatitis bis hin zur alkoholtoxischen Leberzirrhose.1 Die akuteste Form der alkoholischen Leberschädigung ist die alkoholische Hepatitis, die häufig als entzündliche Veränderung auf einer bereits bestehenden Leberfibrose aufflackert.1
Häufigkeit
Alkoholismus/schädlich hoher AlkoholkonsumAlkohol ist inwestlichen LändernDeutschland die häufigste Ursache (ca. 50 %) für eine chronische Leberschädigung.Leberzirrhose1,- Ca.
wobei14in% derLiteratur Zahlen zwischen 30Frauen und5018 %angegeben werden. AufgrundderKomorbiditMätennner weisen einen gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum auf (Diabetes>mellitus,Adipositasu. a.) ist der Übergang zu nicht-alkoholbedingten Leberschädigungen fließend. Bei einer Menge von 6010–8012 g/Tagd bei Frauen, > 20–24 g/d bei Männern).2- Die
undhöchsteüberPrävalenz40riskanten Alkoholkonsums besteht in der Altersgruppe 45–8064g/TagJahrebei Frauen über einen Zeitraum von 10 Jahren oder länger, kommt es bei 6–41(17 %zuFrauen,einer22Zirrhose% Männer).2 - Bei Frauen aus oberen Bildungsgruppen ist der riskante Alkoholkonsum häufiger als bei Frauen aus unteren Bildungsgruppen; bei Männern trifft das auf die Altersgruppe ab 65 Jahren zu.2
- Die
- Bei ca. 2 Mio. Menschen in Deutschland besteht ein Alkoholmissbrauch mit Folgeerkrankungen.3
- Die Leber ist das Organ, das am häufigsten von alkoholbedingten Folgestörungen betroffen ist.4
- Eine Fettleber entsteht bei ca. 90 % der
Menschen,IndividuendiemitmehreinemalsAlkoholkonsum > 60 g/Tag Alkohol trinkend,entwickelt sich eine Steatosis hepatis, allerdingskanndieseaber auch schon bei geringeren Mengen auftreten.25 WIm Verlauf der alkoholischen Lebererkrankung entwickeln sich verschiedene Störungen mit etwa folgenden Hährend esufigkeiten:3- Fettleber:
bei schwerem regelmäßigem Alkoholkonsum > 80 g/Tag bei90–100 %der Betroffenen zu einer Steatosis kommt, entwickeln nur - Steatohepatitis: 10–35 %
- Fibrose:
davon20–40eine Steatohepatitis, letztendlich gehen% - Zirrhose: 8–20 %
- hepatozelluläres
inKarzinom: 3–10 % - Ein Teil der Patient*innen entwickelt das akute klinische Bild einer alkoholischen Hepatitis.
- Fettleber:
- Bei 52 % der stationären Einweisungen wegen Leberzirrhose besteht eine alkoholische
Leberzirrhose überÄtiologie.16 DieMortalitätH(2014) durch alkoholbedingte Leberschäufigkeitden: 5.608derMänneralkoholischenund 2.256Hepatits wird mit 10–35 % angegeben.Frauen37
Ätiologie und Pathogenese
DieUrsachePathophysiologiederLeberschädigungALE istkomplex:ein vermehrter chronischer Alkoholkonsum, das Risiko steigt mit der Alkoholmenge.3- Frauen sind empfindlicher als Männer und entwickeln eine ALE bereits bei geringerem Konsum über einen geringeren Zeitraum.3
- Die Pathogenese der alkoholischen Lebererkrankung ist bislang unvollständig verstanden.1
- Es kommt
zurzu einer Enzyminduktion und sekundär zu einer Kettenreaktion,.8 - Diese
dieMechanismen umfassen u. a.:3- Erhöhung des hepatischen Redoxpotentials und Änderung von Regulationsproteinen mit Erhöhung der Liponeogenese
- alkoholbedingte Translokalisation von Endotoxinen aus dem Darm
mit Freisetzung von pro-inflammatorischen Zytokinen - Zunahme des oxidativen Stresses.
- Die verschiedenen Prozesse führen letztlich
im Zusammenspielzur Aktivierung von hepatischen Sternzellen mitbishergesteigerternicht ganz geklärten endogenen (genetischen)Kollagenproduktion undexogenen Faktoren (z. B. Ernährung, gleichzeitigeHCV-Infektion) im ungünstigen Falle zu einer inflammatorischen Reaktion, der Steatohepatitis, und zu einer Fibrosebildung führenFibrosierung.1 - Der
WechselÜbergang von der reinen Fettleber zur Steatohepatitisdereinwesentlichewesentlicher prognostischer Schrittbezüglich der langfristigen Prognose der Leberschädigung, daabdanndiesem Moment sogarauch bei AbstinenzimnichtGegensatz zur reinen Fettleber nichtmehrvon einer komplettenkomplette Reversibilitätder Leberschädigung ausgegangenerwartet werden kann.18
Disponierende Faktoren
Fettleber
DieErhöhterTrinkmenge istFettgehalt derwichtigsteLeber,FaktorhistologischzurdefiniertEntstehungalseiner alhokolischen Lebererkrankung.2Es gibt keinen linearen Zusammenhang zwischen der Trinkmenge und dem Außmaß der Leberschädigung.2Allerdings wird ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Trinkmenge und der Entstehung einer alkoholischen Lebererkrankung beschrieben.4Die Grenzwerte für Konsumklassen sind von Land zu Land unterschiedlich und auch im Artikelübermäßiger Alkoholkonsumaufgeführt.Risikoarmer KonsumIn Deutschland liegen die Grenzwerte für einen „risikoarmen Alkoholkonsum" bei bis zu 12 g Reinalkohol für Frauen (z. B. ein Glas Bier à 0,3 l) und bis zu 24 g Reinalkohol pro Tag für Männer (z. B. 2 Gläser Bier à 0,3 l).
Riskanter AlkoholkonsumTagesgrenzwerte: FrauenAnteil >12 g Reinalkohol, Männer > 24 g Reinalkohol
Gefährlicher Alkoholkonsum5Tagesgrenzwerte: Frauen: > 40−80 g Reinalkohol, Männer: > 60−120 g Reinalkohol
Hochkonsum5Tagesgrenzwerte: Frauen: > 80 g Reinalkohol, Männer: > 120 g Reinalkohol
Rauschtrinken („Binge Drinking")Risikoreicher Konsum von großen Alkoholmengen innerhalb von kurzer Zeit; für Frauen rechnet man 4 oder mehr Standarddrinks (10 g Reinalkohol)6und für Männer5oder mehr Standarddrinks (10 g Reinalkohol)6bei einer Gelegenheit.
Mögliche Faktoren, die zur Entstehung eines Leberschadens führen können, sind Dosis, Dauer und Art% desAlkoholkonsums, Trinkmuster, Geschlecht und die Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen Gruppen.Leberparenchyms2Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Mangelernährung, Virushepatitiden und genetische Faktoren.2Frauen sind doppelt so anfällig für alkoholbedingte Leberschäden und können bei geringerem Alkoholkonsum über einen kürzeren Zeitraum schwerere alkoholische Lebererkrankungen entwickeln als Männer.2Typischerweise tritt eine alkoholische Hepatitis im Alter von 40–50 Jahren auf.79-10
Krankheitsbilder der (alkoholischen) Lebererkrankung
Fettleber (Steatosis hepatis)Steatohepatitis
HepatomegalieZusätzlichdurchzurEinlagerungLeberverfettungvonkommenFettzellen,Zeichenmeistderasymptomatisch oderZellschädigung mitunspezifischen Beschwerden verbunden, meist leichterAnstieg derLeberfunktionsparameter,Serumtransaminasenvielehinzu.3- Histopathologisch
Ursachenzeigenmöglichsich(auch nicht alkoholische, sieheFettleber, nicht-alkoholische), inneben derRegelLeberzellverfettungdurchlobuläreWegfallInflammationderundUrsache reversibel, sonst prinzipiell bis zurHepatozytenballonierung.Zirrhose11fortschreitend
Fettleber-Hepatitis (Steatohepatitis)Leberfibrose
AufBindegewebiger Umbau der Leber, histopathologische Stadieneinteilung von F0 (keine Fibrose) bis F4 (Leberzirrhose)11
Leberzirrhose
- Endstadium des bindegewebigen Umbaus der Leber mit im Verlauf weiteren Komplikationen (Leberinsuffizienz, portale Hypertension, Leberzellkarzinom)
Leberzellkarzinom
- Entstehung überwiegend auf dem Boden einer
Stetosis hepatis kann – vor allem bei persistierendem Alkoholkonsum – eine inflammatorische Reaktion zu einer Steatohepatitis führen. Letzere ist ein Wegbereiter für den Umbau des Leberparenchyms zu Fibrose bzw.ZirrhoseLeberzirrhose.Bei schwerer, fortgeschrittener alkoholischer Steatohepatits kommt es zu einer Leberschädigung, einem erhöhten Widerstand des Blutflusses und einer schlechten Prognose.4
Alkoholische Hepatitis
Das schwerwiegendste Krankheitsbild des Spektrums der alkoholischen Lebererkrankungen ist die schwere alkoholische Hepatitis, bei der eine akut entzündliche Aktivität meist auf dem Boden einer vorbestehenden Fibrose eine akute hepatische Dekompensation verursacht.1Klinisch präsentiert sich der Patient mit schwerer alkoholischer Hepatitis häufig mitIkterus, Bauchschmerzen im rechten oberen Quadranten,Anorexieund erhöhter Temperatur.Aszitesund Enzephalopathie weisen auf eine zugrunde liegende fortgeschrittene Leberfibrose hin.1Schwere Formen der alkoholischen Hepatitis sind mit einer schlechten Prognose verbunden, die Ein-Monats-Mortalitätsrate liegt bei 30–50 %.1
Fibrose
Die Fibrose ist ein bindegewebiger Umbau der Leber, die derZirrhosevorangeht.Bei der alkoholischenAkute Lebererkrankungist das fibrotische Gewebe vor allem perizentral und perisinusoidal angeordnet.4
Zirrhose
Die Zirrhose ist die irreversible Spätfolge verschiedener Lebererkrankungen, die mit Zerstörung der Läppchen- und Gefäßstruktur einhergeht.Funktionelle Folgen der Zirrhose sind die Leberinsuffizienz und die portale Hypertension.Die Mehrzahl aller hepatozellulären Karzinome entstehtauf dem Boden einerZirrhose.Steatohepatitis oder einer Leberzirrhose3ZuTypischerweisedenklinischeKomplikationenPräsentationgehörennacheineEpisodeakutemitDekompensationverstärktem Alkoholkonsum mit Ikterus/rechtsseitigen Oberbauchschmerzen/Fieber, häufig intensivmedizinische Betreuung erforderlich3
Prädisponierende Faktoren
- Neben Menge und Dauer eines übermäßigen Alkoholkonsums als entscheidender ätiologischer Faktor wird die Entwicklung der ALE durch weitere Faktoren begünstigt:1,3
- weibliches Geschlecht
- metabolisches Syndrom
- nicht-alkoholische Fettlebererkrankung
- sonstige hepatische
Enzephalopathie,Begleiterkrankungdas(z. B.hepatorenaleHepatitisSyndromB und C,AszitesHämochromatose u.und diespontan bakterielle Peritonitisa. DetailliertereRauchen- Medikamente
Informationen(z.sindB.imMethotrexat,ArtikelLeberzirrhose/chonischeParacetamol) - genetische
Leberinsuffizienzzu findenFaktoren.
ICPC-2
- D97 Lebererkrankung NNB
ICD-10
- K70 Alkoholische Leberkrankheit
- K70.0 Alkoholische Fettleber
- K70.1 Alkoholische Hepatitis
- K70.2 Alkoholische Fibrose und Sklerose der Leber
- K70.3 Alkoholische Leberzirrhose
- K70.4 Alkoholisches Leberversagen
- K70.9 Alkoholische Leberkrankheit, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Die Diagnose wird durch Dokumentation vonAnamnestisch übermäßigemiger Alkoholkonsumund Zeichen- Nachweis einer Lebererkrankung
gestelltdurch:- Labor
- Bildgebung
- im Einzelfall Biopsie/Histologie.
Differenzialdiagnosen
- Akute und chronische Virushepatitiden
- Nicht-alkoholische Fettleberkrankung
- Autoimmunhepatitis
MedikamenteninduzierteMedikamenteninduzierterHepatitisLeberschaden- Hämochromatose
- Morbus Wilson
- Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
- Primär biliäre Zirrhose
- Sklerosierende Cholangitis
GallensteineGallensteinleiden- Pankreaskarzinom
Andere akute und chronische Lebererkrankungen
Anamnese
- Alkoholkonsum (evtl. ergänzend fremdanamnestische Angaben)
- Symptome
dereiner fortgeschrittenen Lebererkrankungbzw. Dekompensation- Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
- Völlegefühl, Meteorismus, Druckgefühl/Schmerzen im rechten Oberbauch
, Völlegefühl, Meteorismus, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Zunahme des Bauchumfanges, - Ikterus
- Juckreiz
, Ikterus, Fieber, Blutungsneigung, - gastrointestinale Blutungen
, - neuropsychiatrische Symptome der Alkoholabhängigkeit
SymptomeSonstigeeiner AlkoholabhängigkeitFoetor alcoholicusakute Alkoholisierung/RauschzustandSklereninjektionanomale GesichtsvaskularisationVoralterungZitternVorerkrankung derHändevegetative LabilitätKonzentrationsstörungenVergesslichkeitHinweise auf psychische Störungen, zerebelläre Zeichen, PNP und andere, im KapitelAlkoholabhängigkeitbeschriebene Symptome.
Klinische Untersuchung
LeberpalpationFoetor alcoholicus- Ikterus
- Klinische Zeichen einer Leberzirrhose
- Neurologisch-psychiatrische Defizite (z. B. Wernicke-Korsakow-Syndrom) im Rahmen einer chronischen Alkoholabhängigkeit
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Da in der Frühphase einer Lebererkrankung häufig keine Beschwerden bestehen,
Perkussionspielen das Labor undKratzauskultationdie Sonografie eine wichtige Rolle.3
Labor
- Kein Laborwert ist spezifisch für eine alkoholtoxische Genese, Konstellationen von Laborwerten können aber eine solche suggerieren.1
WeitereBlutbild- Ferritin
- bei ALE häufig erhöht3
- Gamma-GT
- bei 60–80 % der Personen mit Alkoholabhängigkeit erhöht4
- Nicht spezifisch, kann auch bei anderen Lebererkrankungen erhöht sein.1
- GOT (AST), GPT (ALT)
- Bei durch ALE erhöhten Transaminasen liegt der De-Ritis-Quotient GOT/GPT meist > 1, häufig > 2.1
- Leberentgiftungsparameter
- Lebersyntheseparameter
- CDT (Carbohydrat-defizientes Transferrin)
Sonografie Abdomen
- Vergrößerung der Leber
- Vermehrte Echogenität als Hinweis auf Fettleber
- erst ab ca. Fettgehalt 20 % sonografisch auffällig10
- Nachweis einer Leberzirrhose (unregelmäßige Oberfläche, inhomogenes Parenchym)
- Hinweise für portale Hypertonie (Aszites, Splenomegalie)
- Nachweis eines hepatozellulären Karzinoms (HCC)
Diagnostik bei Spezialist*innen
Transiente Elastografie
- Ultraschallverfahren zur Messung der Lebersteifigkeit als Maß für die Leberfibrose12
- Kann frühe von fortgeschrittenen Fibrosestadien unterscheiden.13
- Auch Erfassung des Ausmaßes einer Leberverfettung13
- Keine Kassenleistung
CT/MRT
- Option im Einzelfall bei nicht aussagekräftigem Ultraschall
Leberbiopsie/Histologie
- Aufgrund der heutzutage bestehenden nichtinvasiven Diagnosemöglichkeiten nur im Einzelfall notwendig, meist zur Abklärung von Differenzialdiagnosen3
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
- Bei diagnostischer Unsicherheit zur Abklärung von Differenzialdiagnosen
- Akute alkoholische Hepatitis
- Behandlung von sonstigen Komplikationen (z. B. dekompensierte Leberzirrhose)
- Entgiftung
- Qualifizierte Entwöhnung
Therapie
Therapieziele
- Progression der Erkrankung verhindern.
- Komplikationen behandeln.
Allgemeines zur Therapie
- Bausteine der Therapie sind:
- Lebensstiländerung (Alkoholabstinenz)
- Behandlung einer Malnutrition
- ggf. Therapie einer alkoholischen Hepatitis
- im Einzelfall eine Lebertransplantation bei Leberversagen
Alkolabstinenz
- Frühe Stadien der ALE wie isolierte Fettleber oder leichte Fibrose können reversibel sein.1
- auch bei Patient*innen mit Leberzirrhose häufig Stabilisierung des weiteren Verlaufs durch Alkoholabstinenz
- Im Rahmen der hausärztlichen Versorgung sollen Kurzinterventionen (motivierende Gespräche) zur Reduktion problematischen Alkoholkonsums angeboten werden.4
- Zum strukturierten Vorgehen siehe Artikel Alkoholentwöhnung, Kurzintervention
- Im stationären Rahmen werden bei entsprechender Notwendigkeit durchgeführt:4
- Entgiftung: Behandlung von Alkoholintoxikation und/oder Alkoholentzugssymptomen
- Eine Entgiftung kann medikamentös unterstützt werden, als Substanzen kommen u. a.
Palmar-in Betracht:- Benzodiazepine
- Clomethiazol
- Antipsychotika
- Antikonvulsiva (Prävention von Krampfanfällen).
- Eine Entgiftung kann medikamentös unterstützt werden, als Substanzen kommen u. a.
- Qualifizierte Entzugsbehandlung: Suchtpsychiatrische bzw. suchtmedizinische Behandlung, die über die körperliche Entgiftung hinausgeht.
- Entgiftung: Behandlung von Alkoholintoxikation und/oder Alkoholentzugssymptomen
Behandlung einer Malnutrition
- Viele Patient*innen mit ALE sind nicht ausreichend ernährt.
- Die Unterernährung kann durch eine verminderte Zufuhr essenzieller Nährstoffe oder durch den Alkoholeinfluss auf den Metabolismus bedingt sein.14
- Auf eine ausreichende Kalorienzufuhr sollte daher geachtet werden.
- Ein Mangel an Vitaminen und
PlantarerythemSpurenelementen (Folsäure,Dupuytren-KontrakturenThiamin,LacklippenZink,LackzungeVitamin D,Mundwinkelrhagaden,VitaminKratzeffloreszenzenB6beietc.)Juckreiz,sollte ausgeglichen werden.1
Therapie der alkoholischen Hepatitis
- Die alkoholische Hepatitis umfasst ein breites Spektrum von oligosymptomatischen Verläufen bis zum Leberversagen.15
- Klinische Diagnose anhand folgender Kriterien (evtl. ergänzt um Biopsie):15
- Beginn eines Ikterus
,weiblicherinBehaarungstyp,denGynäkomastievergangenenund8BauchglatzeWochen - anhaltender Alkoholkonsum > 6 Monate (> 60 g/d bei Männern,
Aszites,>Teleangiektasien40(Caput medusae), Asterixis (Tremor typischg/d bei Frauen) hepatischerGOTEnzephalopathie> 50 U/l, GOT/GPT >1,5- Gesamtbilirubin
)> 3 mg/dl
Scores - Beginn eines Ikterus
PrognostischeBeiModelle,schwerem Verlauf ist dievor allem zur Beurteilung der Mortalität bei alkoholischeralkoholische HepatitiseingesezteinwerdenKrankheitsbild mit schlechter Prognose,sindverschiedeneuScores ermöglichen eine Einschätzung.a. folgende (über die entsprechenden Links einfach zu berechnende):1- MDF (Maddrey Discriminant Function)
- MELD (Model for Endstage Liver Disease)
- GAHS (Glasgow
ASH-Alcoholic Hepatits Score) - Bestandteile der Therapie sind:
Ergänzende Untersuchungen in der HausarztpraxisLaboruntersuchungenBlutbild, Gerinnung (INR), Elektrolyte (Na,K, ggf.Ca),GOT,GPT(und daraus zu errechnender De-Ritis-Quotient),Cholinesterase,Gamma-GT,AP,Bilirubin,Kreatinin,Harnstoff,Albumin, CDT (Kohlenhydrat-defizientes Transferrin), Hepatitis-SerologieIndirekte biologische Marker wie GOT, GPT, Gamma-GT, CDT und MCV sind mit ausreichender bis guter Sensitivität und Spezifität geeignet, Screening und Monitoring chronischen Alkoholkonsums festzustellen, sollen aber nicht als Einzelwerte verwendet werden. Eine Kombination führt zu einer erhöhten Sensitivität und Spezifität beim Screening und Monitoring chronischen Alkoholkonsums. Daher soll eine Kombination dieser Werte (z. B. Gamma-GT, MCV und CDT) zum Screening und Monitoring chronischen Alkoholkonsums eingesetzt werden. Pragmatisch empfiehlt sich das Vorgehen, zunächst das niedrigschwelligere Verfahren (AUDIT) einzusetzen und den Fragebogen ggf. mit einer geeigneten Kombination indirekter Markern zur Erfassung des hohen chronischen Alkoholkonsums zu kombinieren, um den Konsum mehrdimensional zu erfassen.8
Ultraschall des AbdomensEine vermehrte Echogenität kann u. a. Zeichen einer Fettleber sein, wobei sonografisch keine Zuordnung zu einer bestimmten Ätiologie erfolgen kann.Unregelmäßige, wellige Oberfläche, stumpfer Leberrand, inhomogenes Parenchym, rarefizierte Lebervenen, Zeichen portaler Hypertonie, erhöhte Echogenität und Atrophie sind die sonografischen Kennzeichen einerZirrhose.Bei fortgeschrittener Krankheit erscheint die Leber klein und multinodulär, ggf. kannAszitesnachgewiesen werden, die Doppler-Untersuchung kann einen reduzierten Blutstrom in der portalen Zirkulation zeigen.
Diagnostik beim SpezialistenTransiente Elastometrie/ElastografieDie transiente Elastografie (Fibroscan, Echosense) ist eine nichtinvasive Technik, die auf der Messung der Leberelastizität durch Ultraschall beruht.
Ggf. Ösophago-Gastro-DuodenoskopieWird zur Beurteilung von evtl. ösophagealen oder Fundus-Varizen eingesetzt.
Ggf. CT/MRTAufgrund der guten diagnostischen Eigenschaften des Ultraschalls nur begrenzt eingesetzt, ggf. zu Verlaufskontrollen und bei speziellen Fragestellungen.Ggf. LeberbiopsieDa kein sicherer Hinweis auf die Ätiologie möglich ist, wird eine Biopsie nur dann durchgeführt, wenn das Ergebnis zu einer Therapieänderung führen könnte.
Indikationen zur Überweisung/KrankenhauseinweisungUnsicherheit im Hinblick auf die DiagnoseFortgeschrittene ErkrankungDekompensation derLeberzirrhoseAkute alkoholische Hepatitis(Stationäre) Entwöhnungstherapie und ggf. Rückfallsprophylaxe
TherapieTherapiezielAlkoholabstinenzReversion bzw. Verminderung der ProgressionBehandlung von Komplikationen
Therapie der alkoholischen HepatitisDa Patienten mit schwerer alkoholischer Hepatitis fast stets unter- oder mangelernährt sind und insbesondere der Thiamin-(Vitamin-B1-)Mangel mit den Folgen einerWernicke-Enzephalopathiedroht, sollte auf jeden Fall sofort Thiamin substituiert werden (100 mg i. v. für einige Tage, gefolgt von 50–100 mg oral).1Da Patienten mit alkoholischer Hepatitis immunkompromittiert sind, sind eine sorgfältige Fokussuche durchzuführen und evtl. Infektionen antibiotisch zu behandeln.1Neben absoluter Alkoholkarenz empfehlen die Therapie-Leitlinien, den Schweregrad der Hepatitis mit rechnerischen Prognosescores zu bestimmen, ernähungstherapeutische Maßnahmen zu ergreifen (hochkalorische Ernähung mit einem hohen Anteil an Protein), und bei Patienten mit errechnetem Hochrisikoprofil mit einer Steroidtherapie zu beginnen.1Die AASLD (American Association for the Study of Liver Diseases) empfiehlt, bei Patienten mit einer schweren alkoholischen Hepatitis und ohne Kontraindikationen (Sepsis,gastrointestinale Blutung,hepatorenales Syndrom) eine Therapie mit Kortikosteroiden (Prednisolon oder Methylprednisolon) für die Dauer von 4 Wochen durchzuführen.9Alternativ dazu ist Pentoxifyllin eine weitere Therapieoption. Pentoxifyllin ist ein nichtselektiver Phosphodiesterasehemmer, der zusätzlich die Synthese und Freisetzung von TNF-Alpha blockiert. Bei Kontraindikationen gegen Steroide oder bei hepatorenalem Syndrom im Rahmen der alkoholischen Hepatitis kann Pentoxifyllin in der Dosierung 3 × 400 mg oral für 4 Wochen verabreicht werden.17 Tage nach Beginn der Steroidtherapie sollte das Therapieansprechen evaluiert und bei fehlender Besserung abgebrochen werden, um schwerwiegende Nebenwirkungen zu mindern. Trotz Studien zur Therapie der alkoholischen Hepatitis seit über 40 Jahren sind die therapeutischen Möglichkeiten bescheiden und zu Beginn vielversprechende Studien ohne Effekt geblieben.1In Zusammenschau verschiedener Studien konnte kein Unterschied bezüglich Sterblichkeit, Lebensqualität und schweren Nebenwirkungen während der Behandlung in den Gruppen, die mit Glukokortikosteroiden, mit Placebo oder gar nicht behandelt wurden, gefunden werden.7In Studien wurden weitere Therapieansätze (u. a. Infliximab, N-Acetylzystein, Vitamin E, Mariendistel, Propylthiouracil, Colchizin und Oxandrolon) untersucht, wobei sich allerdings kein Überlebensvorteil ergeben hat.9
Therapie der alkoholischen Lebererkrankung allgemeinDie einzige spezifische Therapie für alle Stadien der alkoholischen Lebererkrankung ist die Abstinenz, ein weiterer Konsum von Alkohol bei einer bereits bestehenden Steatohepatitis oderLeberzirrhoseverschlechtert die Prognose dramatisch.1Während der rein körperliche Entzug mithilfe von z. B. Benzodiazepinen meist gut behandelt werden kann, ist vor allem der Erhalt der Abstinenz das Problem, denn mit den derzeitigen Therapiestrategien ist nur ein geringer Prozentsatz der Patienten nach der Therapie langfristig „trocken". Je nach Studie variieren die Zahlen zwischen 5 % und 60 %.1
Lebertransplantation
DieOption im Einzelfall nach sorgfältiger EvaluationLebertransplantation17ist die einzige kausale und etablierte Therapie eines irreversiblen chronischen oder akuten Leberversagens.Der MELD-Score (Model for Endstage Liver Disease) wird in der Eurotransplant-Region eingesetzt, um die Organzuteilung zu regeln. Er schließt die ParameterBilirubin,KreatininundINRein.Eine Lebertransplantation aufgrund eines äthyltoxischen Leberschadens kann nur dann durchgeführt werden, wenn der Patient mindestens ein halbes Jahr keinen Alkohol mehr getrunken hat.
EmpfehlungVoraussetzung fürPatientenAlkoholkonsumeineeinstellenLebertransplantation ist eine mindestens 6-monatige Alkoholabstinenz.3RückfälleMöglicherweisevermeidenprofitieren hochselektionierte Patient*innen mit schwerer alkoholischer Hepatitis ohne Ansprechen auf Kortikosteroide von einer Lebertransplantation.Weitere beeinflussbare Risikofaktoren verbessen.1
Prognose
- Die individuelle Prognose wird vor allem von der
alkoholischenSchwereHepatopathiederistALEausgezeichnet, solangeundesmöglichensichKomplikationenum eine Fettleber handelt. Hier ist die Schädigung nach Beendigung des Alkoholkonsums nach 4–6 Wochen vollständig reversibelbeeinflusst.1 - Im
Allgemeinen suchen jedoch Patienten den Arzt wegenStadium deralkoholischenFettleberLeberschädigung erstguteaufPrognose,wennsofernesderzuAlkoholkonsumKomplikationenbeendetgekommen ist. Der klinische Zustand undwird, dieArtVeränderungender Komplikationen zu diesem ZeitpunktsindfürnochdievollPrognose ausschlaggebend, je nach Studie wird eine 5-Jahres-Mortalität von 50–85 % angegebenreversibel.18 Folgende FaktorenCa.sind35 % der Patient*innen entwickeln eine Steatohepatitis (meist nicht mehr reversibel).3- Bei 10–20 % der Patient*innen Entstehung einer Leberzirrhose3
- 40 % der Patient*innen mit Leberzirrhose können in der Zirrhose eine alkoholische Hepatitis entwickeln.
- bei 1–2 % der Patient*innen mit Leberzirrhose Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms
- Mit einer schlechten Prognose assoziiert sind:8
- fortgesetzter Alkoholkonsum
histopathologischeEntwicklungVeränderungen, wie gemischt mikrovesikulär-makrovesikuläre Steatose,einer Steatohepatitis(insbesondere Infiltration mit neutrophilen Granulozyten)oder Steatohepatitis mit bereits etablierter LeberzirrhoseLaborveränderungen, wobei hier insbesondere einemlaborchemischer AbfallLebersyntheseLebersyntheseparametermitund AnstiegvondesBilirubinBilirubinsund Abfall der Prothrombinzeit eine besondere Rolle zukommt. Neben den Lebersyntheseparametern ist auch eine Leukozytose ein schlechtes Zeichen, insbesondere, wenn diese auch nach dem Alkoholentzug bestehen bleibt.1
Der Wechsel von der reinen Fettleber zur Steatohepatitis ist der wesentliche Schritt bezüglich der langfristigen Prognose der Leberschädigung, da ab diesem Moment sogar bei Abstinenz im Gegensatz zur reinen Fettleber nicht mehr von einer kompletten Reversibilität der Leberschädigung ausgegangen werden kann.1Die Prognose von Patienten mit schwerer akuter alkoholischer Hepatitis ist schlecht,Ikterus,Aszitesund Enzephalopathie sindIndikatoren für eine geringe Restleberfunktion. Die Ein-Monats-Mortalitätsrate liegt bei 30–50 %.1
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Patientenorganisation
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
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AutorenAutor*innenMiriamMichaelSpitalerHandke, Prof. Dr. med.univ.,ÄrztinFacharzt fürAllgemeinmedizinInnere Medizin,Innsbruck/ÖsterreichKardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.KurtDieØsthuusursprünglicheKroghVersion dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL,spesialist i barnesykdommer, Barne- og ungdomsklinikken, Sthttps://legehandboka.Olavs-Hospital, TrondheimTerje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, TrondheimHermod Petersen, professor Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet og overlege Medisinsk avdeling, Regionsykehuset i TrondheimEiliv Brenna, overlege, Medisinsk avdeling, Regionsykehuset i Trondheimno/).