Definition:Chronische oder wiederkehrende Schmerzen und dyspeptischeDyspeptische Beschwerden im Oberbauch ohne organische UrsachenUrsache.
Häufigkeit:18–Ca. 20 % der DeutschenBevölkerung klagensind über dyspeptische Beschwerdenbetroffen.
Symptome:DasVor Unwohlsein oder die Schmerzen können mit einemallem postprandiales Völlegefühl, epigastrische einem vorzeitigenSchmerzen, frühe Sättigungsgefttigung, Blähgefühl,Meteorismusim Oberbauch, Übelkeit, Erbrechen, saurem Aufstoßen und Sodbrennen einhergehen.
Befunde:Der klinische Befund ist normalunauffällig.
Diagnostik:Die Laboruntersuchungen,Diagnosestellung dieberuht bildgebendeauf DiagnostikBeschwerdebild und dieAnamnese Endoskopiesowie sinddem normalAusschluss organischer Erkrankungen. Funktionelle Dyspepsie ist eine Ausschlussdiagnose!
Therapie:MeistWichtig reichtist dieeine gute Aufklärung darüber das Wesen und die Ungefährlichkeit der Störung. Im übrigen Allgemeinmaßnahmen wie Vermeidung von Triggerfaktoren, dass es sich nicht um eine gefährliche Krankheit handelt, aus, ggfevtl. inflankierend beschwerdereichen Intervallenprobatorische medikamentöse Therapie (z. B. mit Protonenpumpeninhibitoren).
Allgemeine Informationen
Definition
DyspepsieBei dyspeptischen Beschwerden ohne organisches Korrelat (50–70 umfasst% der Patient*innen) liegt eine Anzahlfunktionelle vonDyspepsie Symptomenvor.1
Allgemein fasst der Begriff Dyspepsie (griechisch: dys [schlecht], pepsis [Verdauung]) einen Beschwerdekomplex zusammen, der durch die Patient*innen im Oberbauch zwischen Umbilicus und Processus xiphoideus lokalisiert sind:wird.12-3
epigastrische Schmerzen und Brennen
Druck- undpostprandiales Völlegefühl (80 %)
Übelkeitepigastrische Schmerzen und Brennen (60–70 %)
frühzeitigeshe Sättigungsgefühlttigung (60–70 %)
Blähgefühl im Oberbauch (80 %)
Übelkeit (60 %) und Erbrechen (40 %)
Terminologie
Häufig wird im deutschen Sprachraum auch der Begriff „Oberbauchbeschwerden“ benutzt.Erbrechen4
Früher wurde auch der Begriff „Reizmagen“ verwendet.1
Der häufig fälschlicherweise als Synonym gebrauchte Begriff „Gastritis“ setzt den histopathologischen Nachweis einer Magenschleimhautentzündung voraus.4
Klassifikation der funktionellen Dyspepsie (Rom-IV-Kriterien)
Gemäß der Rom-IV-Kriterien ist eine funktionelle Dyspepsie definiert durch:2,5
eine über mehr als 3 Monate innerhalb der letzten 6 Monate persistierende bzw. rezidivierende Dyspepsie
keinen Nachweis einer organischen Ursache bei der endoskopischen Abklärung, die die Beschwerden erklären könnte.
VonEs einererfolgt eine weitere Einteilung der funktionellen Dyspepsie (Reizmagen) spricht man, wenn nach ausreichender Diagnostik keine organische Ursache für die Beschwerden ermittelt werden kann.
Es handelt sich also um eine Ausschlussdiagnose.
Die funktionelle Dyspepsie wird unterteilt in 2 Symptomenkomplexe (nach Rom IV-Kritierien):Untergruppen.2
Das postprandiale Distress-Syndrom (PDS) ist häufiger als der epigastrische Schmerz (EPS), nicht selten allerdings überlappende Symptomatik beider Gruppen.6
Eine funktionelle Dyspepsie ist nicht mit einer Gastritis gleichzusetzen Eine Gastritis ist eine histologische Diagnose. Bei Nachweis einer Gastritis kann trotzdem eine funktionelle Dyspepsie vorliegen.3
Häufigkeit
18–20 % der Deutschen klagen über dyspeptische Beschwerden.
Prävalenz
Bei ca. 60 20 % dieserder Patient*innendeutschen lBevölkerung bestehen dyspeptische Beschwerden.2
Ca. 10–15 % davon weisen eine so große Lebensbeeinträsstchtigung sichauf, keinedass organischesie Ursacheärztlichen fürRat diesuchen.2
Abnahme der Häufigkeit dyspeptischer Beschwerden finden.mit dem Alter17
Ätiologie und Pathogenese
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
Die Ursachen der funktionellen Dyspepsie sind heterogen und multifaktoriell, undals bislangMechanismen unzureichendder bekanntfunktionellen Dyspepsie werden u.
Erhöhte Sensibilität nach Magenbisheriger internationaler Übereinkunft Einschluss der H.-pylori-positiven oderDyspepsie Darmdehungen5
Erhöhte mukosale Permeabilität
Die Permeabilität im Dünndarm ist erhöht.
Störungen des autonomen und enterischen Nervensystems
Zuin den enterischerFormenkreis Neuropathiender zählen toxischefunktionellen oder endokrine Neuropathien, Strahlenenteritis, eosinophile Gastroenteritis oder Angioödem.Dyspepsie6
Auch postinfektiös oder bei Autoimmunprozessen kann es zu Störungen des Nervensystems kommen.
Manchmalpsychosoziale findet man eine erhöhte Aktivität der Mastzellen im Duodenum.7Faktoren
Immunaktivierung
Diegenetische erhöhte AktivitPrät der Mastzellen im Duodenum scheint in vielen Fällen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Dyspepsie zu spielendisposition.
Hp liegt bei Patient*innen mit funktioneller Dyspepsie nicht gehäuft vor.
Hp-positive Personen zeigen keine charakteristischen Symptome, die sie von anderen Patient*innen mit funktioneller Dyspepsie unterscheiden würden.
Hp scheint nur bei einigen wenigen Betroffenen krankheitsursächlich zu sein, die Rolle des Bakteriums ist jedoch umstritten.8-10
Nach Helicobacter-pylori-Eradikation bei Helicobacter-pylori-positiver funktioneller Dyspepsie bleiben langfristig etwa 10 % der Patient*innen symptomfrei, sodass eine H.-pylori-Eradikation bei funktioneller Dyspepsie als Therapie in Betracht kommt.
Psychosozialer Stress
Menschen mit funktioneller Dyspepsie leiden oft an Angst, Depressionen, Somatisierungsstörungen, allgemeinen psychischen Erkrankungen und funktionellen Beschwerden anderer Organsysteme.11-13
Viele Patient*innen, die an einer funktionellen Dyspepsie leiden, zeigen häufig gleichzeitig Symptome eines Reizdarms oder andere funktionelle Magen-Darm-Symptome.14
Der Leidensdruck der Betroffenen wird durch ihre Furcht, die Symptome könnten durch eine ernste Erkrankung hervorgerufen werden, verstärkt.15
ICPC-2
D87 Magenfunktionsstörung
ICD-10
K30 Funktionelle Dyspepsie
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
EsDie handeltDiagnosestellung der funktionellen Dyspepsie stützt sich umauf:13
Sonstige typische anamnestische Merkmale einer funktionellen Dyspepsie2
Dyspepsie kontinuierlich über 3 Monate in den letzten 6 Monaten
kein Nachweis einer organischen Erkrankung
Als Unterscheidung zum Reizdarm wird gefordert, dass nicht nur Darmentleerung zur Beseitigung der Symptome führt und keine Assoziation mit Stuhlunregelmäßigkeiten besteht.1
Wenn Anamnese und Beschwerdebild typisch und die orientierenden Laboruntersuchungen im Normbereich sind, sollte zur Ausschlussdiagnostik die Ösophagogastroduodenoskopie, die Untersuchung auf Helicobacter pylori, die Ultraschalluntersuchung des Abdomens und bei zusätzlichen Reizdarmbeschwerden die endoskopische Abklärung des Dickdarmes erfolgen.1,3
Eine Wiederholung der Diagnostik ist zu vermeiden und sollte nur bei Änderung der Symptomatik oder bei therapierefraktären Fällen durchgeführt werden.1,3
TypischeEvtl. Symptome sindeines Unwohlsein oder Schmerzen im oberen Bauchbereich, Sodbrennen, Übelkeit, Völlegefühl nach den Mahlzeiten und ein vorzeitiges Sättigungsgefühl.17
Häufig liegen psychische Begleitsymptome wie Angst, Besorgnis oder Depressionen vor.Reizdarms
Manche30 % der Patient*innen berichtenmit vonfunktioneller bedeutendenDyspepsie Ereignissenleiden ingleichzeitig ihreman Leben,einem die der Erkrankung vorausgegangen sindReizdarmsyndrom.
Viele Betroffene zeigen auch Symptome eines Reizdarms.Medikamente
HäufigFamilienanamnese
Psychische liegenStörungen
Alarmsymptome
Gegen vageeine undrein diffusefunktionelle (vegetative)Dyspepsie Symptomesprechen andererfolgende Organsysteme vor. Dazu zählenAlarmsymptome:31
SchwitzneigungErstmanifestation im Alter > 40 Jahre
Dennoch ist die gründliche körperliche Untersuchungin der Patient*innenRegel sowohl in differenzialdiagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht wichtig.unauffällig
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
LaborBlut
Kein spezifischer Biomarker für funktionelle Dyspepsie31
Bei Abklärung dyspeptischer Beschwerden soll eine H.-pylori-Testung erfolgen, abhängig vom individuellen Risikoprofil kann die Diagnostik endoskopisch-bioptisch oder nichtinvasiv erfolgen.14
ZurH.-pylori-InfektionAbklverursacht nur bei einer Minderheit chronische dyspeptische Beschwerden ohne Lärung anderer Organpathologien im Oberbauch (Gallensteinesionen, Pankreaserkrankungen)sollte aber erfasst werden.37
KoloskopieSonstige apparative Untersuchungen
BeiNur gleichzeitigen im Einzelfall sind zu erwägen:2,6
DerEine gesamtekausale AbschnittTherapie basiertexistiert auf dieser Referenznicht.31
NichtGrundlage alleder Patient*innenBehandlung benötigensind einevertrauensbildende medikamentöseMaßnahmen Therapiewie ihrer Beschwerden, viele kommen nach Ausschluss organischer Ursachen und ausführlicherdie Aufklärung über dieKrankheitsmodell Harmlosigkeitund Behandlungsmaßnahmen.17
Weitere Bestandteile der ErkrankungBehandlung mitsind:1
bei überwiegender Oberbauchschmerzsymptomatik initiale Therapie mit einem PPI, gefolgt von Phytotherapeutika bei Nichtansprechen
bei überwiegenden Dysmotilitätssymptomen primär Phytotherapeutika
Bei begleitender H.-pylori-Infektion kann eine Eradikationstherapie empfohlen werden.
In therapierefraktären Fällen können nach Screening auf psychische Belastung (Angststörung, Depression, Stress) Antidepressiva und psychotherapeutische Interventionen erwogen werden.
Protonenpumpeninhibitoren (PPI)
Signifikanter Effekt von PPI im Vergleich zu Placebo, NNT ca. 152
PPI-Effekte sind begrenzt auf epigastrische Schmerzen oder dyspeptische Beschwerden mit begleitenden Refluxbeschwerden, kein Ansprechen bei Dysmotilitätssymptomen im Sinne eines postprandialen dyspeptischen Syndroms.2
Können alternativ zu PPI zur Säuresuppression verabreicht werden, sind aber weniger effektiv.19
z. B. Famotidin 40 mg/d
H.-pylori-Eradikation
Eine Eradikation (siehe Helicobacter-pylori-EradikationstherapieInfektion kann) bei nachgewiesenemH.-pylori-positiver Helicobacter-Befallfunktioneller durchgefDyspepsie führt werden.bei Caca. 10–15 % der Patient*innen bleibenlangfristig danachzur beschwerdefreiSymptomfreiheit, während bei den übrigen Patient*innen die Beschwerden anhalten oder zurückkehren.1613
Wichtige, da potenziell kurative Behandlungsmöglichkeit bei ansonsten fehlenden kausalen Therapieoptionen13,19-20
In aktuellen Leitlinien wird eine individuelle Entscheidung empfohlen, wobei neben subjektivem Leidensdruck und Wunsch der Patient*innen folgende Aspekte berücksichtigt werden sollten:14
Wahrscheinlichkeit gastrointestinaler Nebenwirkungen durch die deutsche Leitlinie eine Kann-Empfehlung in Abwägung der möglichen Nebenwirkungen der Antibiotika für Patient*innen mit funktioneller DyspesieEradikationsbehandlung (Reizmagenca. 10–25 %, meist nur passager) ausspricht.21
FürSpasmolytisch vieletonisierende und sedierende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt13
Positive Effekte auf die funktionelle Dyspepsie im Vergleich zu Placebo13
Meist Kombinationspräparate sind(verwendet positivewerden Effekteu. a bei funktioneller Dyspepsie beschrieben. Zum Einsatz kommen PfefferminzPfefferminze, Kümmelöl, Bauernsenf, Wermut, Enzian, Angelikawurzel, Kamille, Melisse.)13
RezepturenDie größte Evidenz besteht zu STW5, allerdings ist bei Präparaten mit Schöllkraut (HandelspräparatVorsicht STWgeboten 5)aufgrund solltender wegenpotenziell hepatotoxischen Wirkung.1,6,21
Allerdings ist die Anwendung von Metoclopramid und Domperidon wegen Nebenwirkungen bei Langzeittherapie weitestgehend eingeschränkt, Cisaprid wurde wegen Nebenwirkungen vom Markt genommen.
Antidepressiva
Antidepressiva werden bei Therapieversagen nach initialem medikamentösem Therapieversuch eingesetzt.2
Trizyklische Antidepressiva mit gesicherter Wirksamkeit (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer nicht)13,23
TrizyklischeWirksam Antidepressiva,insbesondere z. B. Amitriptylin (25 mg für 2 Wochen, dann 50 mg für weitere 10 Wochen) kann,bei im GegensatzVordergrund zustehenden Escitalopram,abdominellen dieSchmerzen Symptomeund/oder lindern.psychischer Komorbidität3
Wenn nicht gleichzeitig eine Depression vorliegt, ist dies eine Off-Label-Therapie.
Domperidon oder Metoclopramid sind aufgrund von Nebenwirkungen gerade in der Langzeittherapie eingeschränkt. Aktuell können keine Prokinetika in der klinischen Routine eingesetzt werden.313
Weitere Therapien
AllgemeineSonstige Maßnahmen
Körperliche Bewegung, Stressabbau und Entspannungsübungen18
Ernährung
Psychotherapie
EsPsychologische gibtInterventionen sollen bei derlang Behandlunganhaltenden der funktionellen Dyspepsie keine bestimmten DiätenBeschwerden und Ernährungsempfehlungen,Therapieresistenz die Betroffenen finden meist selbst heraus, welche Lebenmittel ihnen gut bekommen.3
Regelmäßige Mahlzeiten und keine Hektik beim Essen können hilfreich sein.3
Psychotherapie
Bei therapierefraktären Fällen können psychotherapeutische Verfahren in Betracht gezogen werden.2,6,24-25
in kontrollierten Studien heterogene Effekte, derzeit nicht empfohlen2
Probiotika und Homöopathie mögen in Einzelfällen hilfreich sein, bislang gibt es
derzeit keine eindeutigen Studien, die dies belegen.Evidenz
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die funktionelle Dyspepsie verläuft oft chronisch mit unterschiedlich starken Symptomen und wechselnden Beschwerden, es kommen auch symptomfreie Zeiten vor.
Komplikationen
Keine
Verlauf und Prognose
FunktionelleQuoad Dyspepsievitam istgute keinPrognose Risikofaktorohne fürerhöhte die Entstehung weiterer Krankheiten.Mortalität
VonAllerdings denoft Betroffenenchronischer werdenVerlauf allerdingsmit nurfluktuierender Symptomatik und Beeinträchtigung der Lebensqualität7
Nach 2 Jahren sind ca. 2015 %, nach 5 Jahren ca. 50 % imder Laufe ihres LebensPatient*innen beschwerdefrei.7
Verschiebung der Symptomatik zu einer anderen funktionellen Erkrankung, insbesondere zum Reizdarmsyndrom, möglich7
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Autor*innen
MarliesMichael Karsch-VölkHandke, Prof. Dr. med., FachärztinFacharzt für AllgemeinmedizinInnere Medizin, München
MonikaKardiologie Lenzund Intensivmedizin, FachärztinFreiburg für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
Dirk Nonhoff, Dri. medBr., Arzt für Allgemeinmedzin, Köln
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Chronische oder wiederkehrende Schmerzen und dyspeptischeDyspeptische Beschwerden im Oberbauch ohne organische UrsachenUrsache. Häufigkeit:18–Ca. 20 % der DeutschenBevölkerung klagensind über dyspeptische Beschwerdenbetroffen. Symptome:Vor allem postprandiales Völlegefühl, epigastrische Schmerzen, frühe Sättigung, Blähgefühl im Oberbauch, Übelkeit.