Was ist eine Helicobacter-pylori-Infektion?
Definition
Helicobacter pylori ist eine Bakterienart, die sich in der Magenschleimhaut ansiedeln kann. Im Gegensatz zu den meisten lebenden Mikroorganismen, zu denen auch Bakterien gehören, wird H. pylori nicht durch die Magensäure abgetötet und kann daher im Magen überleben. Die Besiedlung mit H. pylori kann langfristig zu Oberbauchbeschwerden und Erkrankungen des Magens und Dünndarms führen.
Symptome
Ca. 80 % der Infektionen mit H. pylori verlaufen ohne erkennbare Beschwerden. Symptome einer Verdauungsstörung (Dyspepsie) können auftreten:
- frühe Sättigung
- Völlegefühl nach den Mahlzeiten
- Blähgefühl im Oberbauch
- Schmerzen und Brennen
- Übelkeit und Erbrechen.
Die Infektion mit Helicobacter pylori kann zu folgenden Erkrankungen führen:
Gastritis
Durch die Ansiedelung des Bakteriums im Magen kommt es zu einer Entzündungsreaktion der Magenschleimhaut, einer chronischen Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Diese Entzündung führt aber nicht zwangsläufig zu Beschwerden und etwa 80 % der Betroffenen bleiben trotz der Infektion beschwerdefrei.
Ulkuskrankheit
Die restlichen 20 % entwickeln Symptome und Folgeerkrankungen. Verdauungsstörungen wie frühe Sättigung und/oder ein Völlegefühl nach den Mahlzeiten, Schmerzen, Brennen, ein Blähgefühl im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Diese Verdauungsprobleme werden als „dyspeptische Beschwerden“ bezeichnet und können Hinweise auf eine Ulkuskrankheit (Geschwüre des Magens und Dünndarms) sein.
Die Ulkuskrankheit ist eine der häufigsten Folgen einer Infektion. Durch das Bakterium werden verschiedene Schutzmechanismen der Magenschleimhaut gestört. So kann es durch die Entzündung und die Wirkung der aggressiven Magensäure zu Schäden an der Schleimhaut und letztendlich Ulzera (Geschwüren) kommen.
Bei einem Ulkus des Dünndarms treten typischerweise ein Nüchternschmerz mit Besserung nach einer Mahlzeit auf, bei einem Magenulkus eher Beschwerden kurz nach einer Mahlzeit. Auch nächtliche Symptome können auftreten. Ohne die Durchführung einer Magen-Darm-Spiegelung können dyspeptische Beschwerden und eine Ulkuskrankheit nicht sicher voneinander unterschieden werden.
Magenkrebs
H. pylori ist der wesentliche Risikofaktor für Magenkrebs (2- bis 3-fach erhöhtes Risiko). Mögliche Anzeichen für Magenkrebs können Schluckbeschwerden, ein ungewünschter Gewichtsverlust, blutiges Erbrechen oder blutiger Stuhlgang sein. Dieser ist durch den Kontakt von Blut mit Magensäure sehr dunkel und wird als „Teerstuhl“ bezeichnet.
Ursachen
Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch. Enger Kontakt von Kindern mit erwachsenen infizierten Familienmitgliedern ist der wichtigste Übertragungsweg. Man geht davon aus, dass die Infektion von Mund-zu-Mund, durch Kontakt mit infiziertem Erbrochenem oder durch Schmierinfektion mit Fäkalien erfolgen kann.
Häufigkeit
Global betrachtet ist die Besiedelung mit Helicobacter pylori eine der häufigsten Infektionen, weltweit sind bis zu 50 % der erwachsenen Bevölkerungen betroffen. Die Infektionsrate bei Kindern ist mit ca. 3 % gering. Häufig findet die Übertragung innerhalb einer Familie statt. Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen.
Untersuchungen
Häufig sind in der ärztlichen Untersuchung keine auffälligen Befunde zu erheben. Möglicherweise tritt ein Druckschmerz im Oberbauch beim Abtasten auf. Blasse Schleimhäute können Hinweise auf eine blutungsbedingte Anämie (Blutarmut) durch Geschwüre sein, dies lässt sich in einer Blutuntersuchung sicher feststellen. Mithilfe von Stuhltests können kleine Mengen Blut nachgewiesen werden.
Zum Nachweis der Infektion mit Helicobacter pylori stehen verschiedene Tests zur Verfügung. Möglich sind ein Atemtest oder aber der Nachweis von Bakterien im Stuhl. Die sicherste Methode ist jedoch eine endoskopische Untersuchung des Magens (Gastroskopie), bei der Gewebeproben entnommen und weiter untersucht werden.
Screening
Eine Testung auf H. pylori kann unter bestimmten Umständen auch ohne Vorliegen von Symptomen sinnvoll sein, z. B. bei:
- Personen mit erhöhtem Magenkrebs-Risiko und nach einer Magenkrebserkrankung
- Sjögren-Syndrom
- Eisenmangelanämie.
Auch bei einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren sollte eine Testung erwogen werden, vor allem in Zusammenhang mit der Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antidepressiva, blutverdünnende Medikamente).
Ab einem Alter von etwa 40 Jahren sollte eher eine endoskopische Untersuchung als ein Atemtest oder eine Stuhlprobe erfolgen. Patient*innen ohne erkennbare Beschwerden können ab 50 Jahren ein Screening durchführen lassen.
Behandlung
In diesen Fällen wird eine Behandlung mit Antibiotika angeraten (Auswahl):
- Wenn eine Ulkuskrankheit besteht.
- Bei erhöhtem Risiko für eine Ulkuskrankheit und der Einnahme des Medikaments ASS (Acetylsalicylsäure) oder von blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulanzien)
- Bei einer Langzeitbehandlung mit Protonenpumpenhemmern (PPI, z. B. Pantoprazol)
- Sjögren-Syndrom
- Eisenmangelanämie
- IgA-Vaskulitis
- Nach einer Magenkrebserkrankung.
Auch bei selteneren Erkrankungen wird eine Behandlung empfohlen (z. B. Lymphomen des Magen-Darm-Trakts oder speziellen Formen von Magenschleimhautentzündungen).
Eine Behandlung kann erfolgen bei Oberbauchbeschwerden (Dyspepsie). Ihre behandelnde Ärztin/Ihr behandelnder Arzt wird dies aber mit Ihnen im Einzelfall genauer besprechen.
Antibiotika
Die Behandlung mit Antibiotika wird als H.-pylori-Eradikation (Beseitigung) bezeichnet. Helicobacter pylori ist sehr widerstandsfähig, weshalb die Behandlung aus mehreren Medikamenten besteht. Es gibt verschiedene Behandlungsschemata mit unterschiedlichen Antibiotika. Die Ärzt*innen entscheiden dies individuell.
Bis vor Kurzem war die Therapie mit dem Antibiotikum Clarithromycin weltweit Standard, durch Resistenzen hat diese inzwischen eine verminderte Wirksamkeit. Die derzeit empfohlene Standardtherapie besteht aus einer 10-tägigen Bismut-Quadrupel-Therapie
Überprüfung des Behandlungserfolges
Sollte immer durchgeführt werden und nach frühestens 4 Wochen mittels Atemtest oder Stuhluntersuchung erfolgen. Bei erfolgloser Behandlung wird auf eine andere Antibiotikatherapie umgestellt.
Was können Sie selbst tun?
- Hören Sie auf zu rauchen.
- Nehmen Sie die Medikamente vor den Mahlzeiten ein.
- Probiotika mildern die Nebenwirkungen durch Antibiotika.
Prognose
Die Prognose ist insgesamt sehr gut. Die Wiederansteckungsrate ist sehr gering (1,5 %).
Weitere Informationen
- Warum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?
- Antibiotika
- Helicobacter-pylori-Infektion – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin
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Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Helicobacter-pylori-Infektion. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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