Allgemeine Informationen
Definition
DieAnzahl der Thrombozytenim Blut ist erhöht:>ul.µl1-- allgemein akzeptierter Grenzwert bei variierenden Angaben in der Literatur2
Häufigkeit
HäufigerBeiZufallsbefundca.im Blutbild3Ca1,5–2,2- In der überwiegenden Zahl der Fälle (ca. 80–90 %) handelt es sich um sekundäre Thrombozytosen.4-5
- Die jährliche Inzidenz
dermyeloproliferativeressenziellenErkrankungenThrombozythals wichtigste Ursache primämiererwirdThrombozytosengeschbeträtztgtauf 10,5–2,5/100.000/Jahr.5-6
PhysiologieProblemstellung für die hausärztliche Praxis
PhysiologischNichtwirdseltendieZufallsbefundThrombopoeseimdurch Differenzierung und Proliferation der Megakaryozyten durch das Schlüsselhormon Thrombopoietin reguliert.Routine-Blutbild17MegakaryozytenAufgrund des breiten Ursachenspektrums aus zahlreichen reaktiven, aber auch primär neoplastischen Erkrankungen sollte eine Thrombozytose ernst genommen und abgeklärt werden.5- Patient*innen mit Thrombozytose in der Primärversorgung haben
Rezeptorenein erhöhtes Risko fürThrombopoietindas Vorliegen eines Tumors.Thrombopoietin8
- Patient*innen mit Thrombozytose in der Primärversorgung haben
- Identifikation
stimuliertsekundärer Thrombozytosen im klinischen Kontext in Kombination mit laboranalytischer Basisdiagnostik5 - Beachtung von „Red Flags“, die
Proliferation der Megakaryozyten. Wenn die Anzahl der Plättchen fällt, stimulieren die erhöhten Mengen Thrombopoietin im Plasma die Megakaryozytopoiese. Umgekehrt senkteineerhöhteweitereAnzahlhämatologischevonAbklärungBlutplättchen die Menge Thrombopoietin und reduziert die Megakaryozytopoesebegründen.1,65
Ätiologie und Pathogenese
DiePrimäre wichtigsten Ursachen für ThrombozytoseThrombozytosen
ReaktiveBei(sekundprimäre)renThrombozytosePrimäre/essenzielle ThrombozythämieDauerhaft erhöhte Thrombozytenkonzentration durch monoklonale autonome VermehrungDefekt dermyeloischenmegakaryozytärenStammzelleProgenitorzelle.2,7-8Wird zu den chronischen myeloproliferativen Neoplasien (MPN, früher chronische myeloproliferative Erkrankungen) gezählt.2,9BeiKlinisch reicht das Spektrum in Abhängigkeit von deressenziellenFunktionsfähigkeitThrombozythämiederkommt es zu einer Entkopplung Rückkopplungsmechanismus über Thrombopoietin mit Zytokin-unabhängig gesteigerter Megakaryopoiese und vermehrter AusschwemmungThrombozyten vonThrombozytenThromboseninbisdas periphere BlutBlutungen.2,7,10Es handelt sich um eine monoklonale Proliferation der myeloischen Blutstammzelle, die durch sog. Driver-Mutationen angetrieben wird, die somatisch erworben sind. Am häufigsten sind Mutationen in den Genen JAK2 (Januskinase 2), CALR (Calreticulin) und Thrombopoietinrezeptor (MPL).29
AndereEssenziellemyeloproliferativeThrombozythämieNeoplasien:2,9- (häufigste Ursache einer primären Thrombozytose)
- Polycythaemia vera
primäre oder sekundPrimäre MyelofibrosechronischeChronische myeloische Leukämie.FamiliSonstige hä
rematologische(hereditäre) ThrombozytoseNeoplasien10-115seltene,Myelodysplastischesautosomal-dominant oder X-chromosomal rezessiv vererbte ErkrankungSyndromPrävalenzOverlap<Myelodysplasie/myeloproliferative1:1.000.000NeoplasieManifestationAkuteimmyeloischeKindesalterLeukämie
Myeloproliferative Neoplasien5
Prädisponierende Faktoren
Ursachen für sekundSekundäre (reaktive) Thrombozytose
VorübergehendePassager
Prozesseauftretend4-5,7akuterAkuteBlutverlustInfektionenRestitutionAkutevonentzündliche Erkrankungen- Blutung
- Rebound nach Thrombozytopenie
akute Infektion oder EntzündungTraumakPostoperativ- Körperliche Anstrengung
Länger anhaltend4-5,7
TraumaEisenmangelAnhaltendeChronischeProzesseInfektionen- Chronische entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Kollagenosen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen)
- Malignome
- am häufigsten kolorektale und
EisenmangelLungenkarzinome bei Patient*innen in der Primärversorgung, aber auch andere Malignome3
- am häufigsten kolorektale und
hAsplenie- Hämolytische Anämie
Asplenie (nach Splenektomie)Malignome4Arzneimittel
Diez. B.Rate an Malignomen ist im Vergleich zu Kontrollpersonen ohneKortikosteroide
Hereditär
- Familiäre Thrombozytose
erhöht(autosomal-dominantbeioderPatient*innenx-chromosomal> 40 Jahre. In einer prospektiven Datenbankstudie fand sich eine Krebserkrankung bei 12 % der Männer vs. 4 % ohne Thrombozytose und bei 6 % der Frauen vs. 2 % ohne Thrombozytose.Die Wahrscheinlichkeit für ein Malignom erhöht sich weiterrezessiv,wennsehrsichseltendie Thrombozytose im Verlauf von 6 Monaten bestätigt< 1:1000.Die Thrombozytose kann der einzige Hinweis auf die Krebserkrankung sein.Die häufigste Tumorarten bei Thrombozytose sindLungenkrebs(positiv prädiktiver Wert 1,6 %000)und kolorektale Karzinome (PPV 1,4 %).12
Pseudothrombozytose
KollagenosenFragmentozytenArteriitisMikrozytäretemporalisErythrozytenchronisch entzündliche DarmerkrankungKryoglobulineTuberkulosechronische Bronchitis
Vincristin, Retinoidsäure, Zytokine, Wachstumsfaktoren
ICPC-2
- B04 Blut/Blutsymptomatik/Beschwerden
- B99 Blut-/Lymph-/Milzerkrankung, andere
ICD-10
- D47 Sonstige Neubildungen unsicheren oder unbekannten Verhaltens des lymphatischen, blutbildenden und verwandten Gewebes
- D47.3 Essentielle (hämorrhagische) Thrombozythämie
- D75 Sonstige Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe
- D75.9 Krankheit des Blutes und der blutbildenden Organe, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Differenzialdiagnosen
Reaktive (sekundäre) ThrombozytosePrimäre/essenzielle ThrombozythämieAndere myeloproliferative NeoplasienFamiliäre (hereditäre) Thrombozytose
Anamnese
- Häufig Zufallsbefund im Routine-Blutbild
; Patient*innen sind meist asymptomatisch.2,4,10 EssenzielleSymptomeThrombozytheiner Grunderkrankung mit reaktiver, sekundämie- Symptome, die auf primäre Thrombozytose hindeuten können:
- Mikrozirkulationsstörungen
- Kopfschmerzen,
anSehstörungen,denSchwindel - schmerzhafte
ExtremitÜberwäten mit Erythromelalgie (schmerzhaft-brennendermung/RötungundanSchwellungHandflächen, Fußsohlen, Unterschenkeln (Erythromelalgie) SehstörungenundKopfschmerzen13andere thrombotische Ereignisse: ischämische oder hämorrhagischeSchlaganfälle,Myokardinfarkt,Beinvenenthromboseund Lungenarterienembolie, Pfortader- und LebervenenthrombosegehäufteAborte14
- Kopfschmerzen,
Sekundäre Thrombozytose1,6MakrozirkulationsstörungenInfektTraumaMedikamenteneinnahmeKrebserkrankungrheumatischeSymptomeErkrankungB-SymptomatikAsplenievenöser oder arterieller Thrombosen/Thrombembolien
- Blutungsneigung
- Mikrozirkulationsstörungen
- Medikamente (z. B. Kortikosteroide)
Klinische Untersuchung
EssenzielleZeichenThrombozytheiner Grunderkrankung mit möglicher sekundämiehäufigrerunauffälligThrombozytose?ErythromelalgieMöglichemitHinweiseschmerzhafterfürRötungprimäreund Überwärmung von Händen oder FüßenThrombozytopenie?
Eine Plättchen-Okklusion tritt typischerweise nur in der Mikrozirkulation in Erscheinung; periphere Pulse sind unbeeinträchtigt.- Splenomegalie
Thrombosezeichen
SekundäreBefundeThrombozytoseZeicheneinerder GrunderkrankungThrombose/Thrombembolie
Klinische Befunde, die auf eine essenzielle oder sekundäre Thrombozytose hinweisen können
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Labor
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.2Differenzialblutbild,7,10,15Dieprimäre Diagnostik dient aus Kostengründen und aufgrund der Häufigkeit dem Ausschluss einer sekundären Thrombozytose. Bei unauffälligen Befunden erfolgt im Anschluss die weitere Untersuchung auf eineessenzielle Thrombozythämie.BlutbildBlutausstrich- Thrombozyten >
ulµl
- Thrombozyten >
ErhöhterEisenstatus- Ferritin,
HbTransferrinsättigung- undHämatokritwert können für einePolycythaemia verasprechen, erhöhteLeukozytenfür eine entzündliche Genese oder einechronische myeloische Leukämie.
- Ferritin,
BlutausstrichEntzündungsparameterKann große Blutplättchen bei essenzieller Thrombozythämie anzeigen.
- CRP,
Ferritin, LDH,BSG Ggf. Tumorsuche4,12
Röntgen-Thorax- Evtl. Test auf okkultes Blut im Stuhl
Red Flags für primäre Thrombozytose
Klinik5
KoloskopieVenöse Thrombembolien, insbesondere:- atypische Lokalisation
- multiple Lokalisationen
- unprovoziert, rezidivierend.
- Arterielle Thrombembolien, insbesondere jüngere Patient*innen ohne kardiovaskuläre Risikofaktoren
- Unklare Blutungen
- B-Symptomatik
- Splenomegalie
- Pruritus
- Vasomotorische Symptome
- Erythromelalgie
- Flush
- Kopfschmerzen
Blutausstrich5
- Blasten
- Leukoerythroblastäres Blutbild (kernhaltige Erythrozyten, myeloische Vorstufen)
- Dysplastische Veränderungen einer oder mehrerer Zellreihen
Diagnostik bei Spezialist*innen
Untersuchung aufessenzielle ThrombozythHä
mie2,7-8,10matologieWeitere Untersuchungen
JAK2Ergänzende(Januskinaseapparative2),AbklärungenPunktmutationvonV617Fmalignen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen
Algorithmus Basisabklärung
nachweisbarEin Algorithmus zur Basisabklärung einer Thrombozytose kann folgendermaßen aussehen:5- Klinisches Bild, Basislabor (Blutbild inkl. Blutausstrich, Entzündungsparameter, Eisenstatus)
- Falls Red Flags für primäre Thrombozytose: Überweisung an Hämatolog*in
50–60 % der Fälle
- Falls Red Flags für primäre Thrombozytose: Überweisung an Hämatolog*in
CALRKeine(Calreticulin),RedDeletionen/InsertionenFlagsinundExonV. a.9sekundäre ThrombozytosenachweisbarEisenmangel- Ursache?
inSubstitution - BB
30nach 4–358% der FälleWochen
- Ursache?
MPL (MyeloProliferative Leukaemia virus oncogene gene), Thrombopoetin-Rezeptor, Punktmutationen W515L und W515KInfektion/Entzündungnachweisbar in 3 %Therapie derFälleGrunderkrankung- wenn kontrolliert, BB nach 4–8 Wochen
„Triple Negative“: keine Driver-Mutation nachweisbarGewebetrauma/Blutung10BB nach 4–128% der FälleWochen
Hier erfolgt zusätzlich eine UntersuchungHinweis aufdassolidenbcrTumor- weitere Abklärung
- Hypo-
abl-Onkogen/Asplenismuszum(z. B.AusschlussnacheinerSplenektomie)- keine
chronischenweiteremyeloischenAbklärung,Leukämie.falls ohne Dynamik im Verlauf
- keine
KnochenmarkshistologieKeine Red Flags, kein V. a. sekundäre ThrombozytoseZeigtKontrolle BB nach 2–3 Monaten- bei
essenziellerpersistierenderThrombozythThrombozytose Überweisung an Hämiematolog*in - bei
eine Hyperplasie von Megakaryozyten ohne vermehrte Granulo- oder Erythropoiese undNormalisierung keineoderweiterelediglich geringe Zunahme (Grad 0–1) der Retikulinfasern. Kann eine Unterscheidung von anderen myeloischen Neoplasien erlauben. Prognostisch wichtig ist vor allem die Differenzierung von der prAbkläfibrotischen Myelofibrose, da bei dieser häufiger Komplikationen auftreten.rung
- bei
Indikationen zur Überweisung
- Bei
anhaltenderRed Flags oderausgeprägteranhaltender Thrombozytose ohne Hinweis auf eine sekundäre Genese
Checkliste zur ÜberweisungTherapie
AllgemeinesPrimärezur TherapieThrombozytosenDie Differenzierung zwischen essenziellerASS (klonaler50–100 mg/d)undistsekundBestandteil der Behandlung primärerThrombozytoseThrombozytosen1,14-17- Zur
istspezifischenvonTherapieentscheidendermyeloproliferetiverBedeutungNeoplasienfürsiehe auch dieBehandlung.Artikel: - Essenzielle Thrombozythämie
- Polycythaemia vera
- Primäre Myelofibrose
- Chronisch-myeloische Leukämie.
Sekundäre Thrombozytosen
- Die Behandlung besteht in erster Linie aus der Therapie der Grunderkrankung.
- Bei sekundären Thrombozytosen ist ein Nutzen von ASS nicht belegt, die Thrombozytose per se scheint das Thromboserisiko nicht relevant zu erhöhen.
2,7,105EineImkausaleEinzelfallTherapie, die den Verlauf der Erkrankung aufhält, existiert nicht.Bei Patient*innen mit erhöhtem Risiko für thrombotische Ereignisse erfolgtkann einemedikamentöseASS-GabeTherapiebei sehr hohen Thrombozytenzahlen (z.Einstellung der kardiovaskulären Risikofaktoren
Sekundäre ThrombozytoseBehandlung der GrunderkrankungDiese Patient*innen brauchen in der Regel keine spezifische Therapie bezüglich der Thrombozytose, weil die erhöhteThrombozyten-Anzahl das Risiko für thromboembolische Ereignisse nicht erhöht.
Empfehlungen für Patient*innenAllgemeine Maßnahmen zur Senkung des Thromboembolierisikos10RauchstoppbeiÜbergewichtGewichtsabnahmeausreichend BewegungBlutdruckeinstellung
Aufklärung über mögliche Komplikationen, und wie diese bemerkt werden können:
Medikamentöse TherapieSiehe Therapie deressenziellen Thrombozythämie.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
- Abhängig von der
zugrunde liegenden UrsacheGrunderkrankung
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
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Literatur
Autor*innen
D47; D473; D75; D759Trombocytos; ThrombozytoseB04; B99Erhöhte ThrombozytenwerteThrombozytose;Hohe Thrombozytenkonzentration; ThrombozythPrimämie; Reaktivere Thrombozytose; Sekundäre Thrombozytose;FamiläreReaktive Thrombozytose; Thrombozythämie; Splenomegalie; Erythromelalgie; Myeloproliferative Erkrankungen; EssentielleThrombozytoseThrombozythämie;JAK2-MutationPolyzythaemia vera;ErhöhtesPrimäreThromboseMyelofibrose; Chronisch-Risikomyeloische LeukämieThrombozytoseU-NH 08.02.18BBB MK 13.12.2022 revidiert, aktualisiert und umgeschrieben. BBB MK 11.03.2019, komplett überarbeitet, Definitionen geklärt, Onkopedia-LL; Revision at 27.08.2015 20:18:09:document-disease document-nav document-tools document-themeDefinition:Thrombozyten > 450.000/ulµl im peripheren Blut. Häufigkeit:Ca. 2 % der Patient*innen > 40 Jahre in der Hausarztpraxis. In 80–90 % der Fälle sekundäre Thrombozytose.BlutThrombozytose/link/a6c5d4392eaa4f6bb9c08d8d8bb09fe5.aspx/link/a6c5d4392eaa4f6bb9c08d8d8bb09fe5.aspxthrombozytoseSiteDiseaseThrombozytoseanders.skjeggestad@nhi.nouanders@nhi.boos@gesinform.denodedede