Definition:Bezeichnet eine Gruppe autosomal-dominant vererbter Erkrankungen, die zur Entstehung neuroendokriner und nicht-neuroendokriner Tumoren führen. Es wird zwischen 4 Typen unterschieden: MEN1, MEN2A, MEN2B sowie MEN4.
Symptome:Abhängig vom betroffenen Organ und den produzierten Hormonen. Bei MEN1 häufig primärer Hyperparathyreoidismus und gastroduodenale Ulzera, bei MEN2 medulläre Schilddrüsenkarzinome und Phäochromozytome.
Multiple endokrine Neoplasie (MEN) bezeichnet eine Gruppe autosomal-dominant vererbter Erkrankungen1, die zur Entstehung neuroendokriner und nicht-neuroendokriner Tumore führen. Es wird zwischen 4 Typen unterschieden: MEN1, MEN2A, MEN2B sowie MEN4.2
Häufig manifestieren sich die Neoplasien klinisch um das 35. Lebensjahr, es sind allerdings auch Fälle beschrieben, bei denen bereits im Kindesalter maligne Tumoren auftraten.
MEN Typ 1 (Wermer-Syndrom)
Häufig zeitgleiches Auftreten von neuroendokrinen Tumoren der Nebenschilddrüsen, der Hypophyse, des Duodenums und des Pankreas.3
Klinische Erstmanifestation häufig durch einen primären Hyperparathyreoidismus, (> 80 % der Fälle) bedingt durch eine Hyperplasie der Nebenschilddrüsen.
Es sind allerdings mittlerweile eine Vielzahl anderer Tumoren bekannt, die ebenfalls mit MEN1 assoziiert sein können: Meningeome, Ependymome, Mammakarzinome, pulmonale neuroendokrine Tumore (NET), NET des Magens, Phäochromozytome, Hauttumoren, Thymusneoplasien.3
MEN Typ 1 ist die am häufigsten vorkommende Variante (1:30.0007), mit homogener Geschlechterverteilung.8
MEN Typ 2A ist deutlich seltener, mit einer Inzidenz von ca. 1:1 Mio.9
Die Inzidenz für MEN Typ 2B liegt bei schätzungsweise 1:39 Mio.10
MEN Typ 4: sehr selten, Inzidenz unklar
Ätiologie und Pathogenese
MEN Typ 1 (Wermer-Syndrom)
MEN Typ 1 ist eine autosomal-dominante Krankheit, die durch eine Mutation im Tumor-Suppressor-Gen MEN1 auf dem langen Arm von Chromosom 11 (Position 11q13) verursacht wird.11
MEN Typ 2A (Sipple-Syndrom)
Auch MEN Typ 2A wird autosomal-dominant vererbt.
Ca. 95 % der Fälle weisen eine Mutation des RET-Proto-Onkogens (c-Ret) auf Chromosom 10 an Position 10q11.2, Exon 10, 11 und 14 auf.11
Aufgrund einer unvollständigen Penetranz entwickeln ca. 30 % der Betroffenen nie manifeste endokrine Tumoren.
MEN Typ 2B
Ebenso wie MEN Typ 2A wird MEN Typ 2B durch eine autosomal-dominante Mutation im RET-Proto-Onkogen verursacht, jedoch normalerweise auf Exon 16.10
MEN Typ 4
Ähnlicher Phänotyp wie MEN 12, allerdings liegt hier eine Mutation im CDKN1B-Gen vor.5
Disponierende Faktoren
Autosomal-dominante Erbkrankheiten, die durch Genmutationen verursacht werden.
Die meisten Tumoren in Pankreas, Schilddrüse, Hypophyse, Nebenschilddrüsen und Nebennieren entwickeln sich spontan und werden nicht durch MEN verursacht.
Anamnese und klinische Untersuchung
MEN Typ 1 (Wermer-Syndrom)
Breites Symptomspektrum aufgrund einer Vielzahl hormonsezernierender endokriner Tumoren.
Das Auftreten mehrerer Tumorentitäten ist möglich – und häufig ein erster Hinweis auf die zugrunde liegende Erkrankung.
Manifestation klinischer Befunde meist um das 40. LJ
Aufgrund der Vielzahl verschiedener Tumormanifestationen erfolgt hier lediglich eine Zusammenfassung möglicher diagnostischer Parameter, es handelt sich hierbei nicht um einen diagnostischen Algorithmus.
Alternative: totale Parathyreoidektomie und Implantation einer Nebenschilddrüse in das Unterarmgewebe, bei erneut auftretender Überproduktion ist die Operation dort weniger kompliziert als am Hals.
Endokrine Tumoren des Pankreas
wenn möglich komplette Resektion
Neuroendokrine Tumoren in Lunge/Thymus/Gastrointestinaltrakt13
möglichst komplette Resektion
In fortgeschrittenen Stadien auch operatives „Debulking“ um lokale Komplikationen zu vermeiden (z. B. mechanischer Ileus).
Die Prognose bei MEN Typ 2B ist schlechter als bei MEN Typ 1 und 2A. Dies liegt an der Tendenz zu aggressiveren Tumoren, vor allem in der Schilddrüse und den Nebennieren.
Neuroendokrine Tumoren können erneut als klonale Neoplasien auftreten, sodass lebenslange, engmaschige Verlaufskontrollen erforderlich sind.
Betreuung der Patient*innen möglichst an einem erfahrenen Zentrum und durch ein multidisziplinäres Team20
Insgesamt haben Betroffene mit einem MEN-Syndrom eine verkürzte Lebenserwartung, für Patient*innen mit MEN Typ 1 liegt sie im Mittel bei 55 Jahren.19
Prognostisch ungünstig bei MEN Typ 1 ist das Auftreten aggressiver pankreatischer endokriner Tumoren und/oder Karzinoid-Tumoren.19
Das Zollinger-Ellison-Syndrom, was vor der Ära der PPI häufig als führende Todesursache aufgeführt wurde, lässt sich heute im Allgemeinen gut kontrollieren.19
Die Prognose bei MEN Typ 2 wird durch die Aggressivität des Schilddrüsentumors bestimmt.10
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Informationen zu autosomal-dominanten Erbgängen und darüber, dass Angehörige möglicherweise ebenfalls betroffen sein könnten.
Ggf. gemeinsames Gespräch mit Familienangehörigen anbieten.
Eine Informationsbroschüre ist über das MEN-1-Register erhältlich. Das Deutsche MEN-1-Register ist ein von der Deutschen Krebshilfe gefördertes Projekt, das die Erfassung und Auswertung von Daten zum Krankheitsbild der multiplen endokrinen Neoplasien vom Typ 1 (MEN 1) zum Ziel hat.22
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Neuroendokrine Tumore. AWMF-Leitlinie Nr. 021-026. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Operative Therapie des primären und renalen Hyperparathyreoidismus. AWMF-Leitlinie Nr. 088-009. S2k, Stand 2020. www.awmf.org
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Autor*innen
Kristin Haavisto, Dr. med., Fachärztin für Innere Medizin und Hämato-/Onkologie, Münster.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Insulinom; Hyperparathyreoidismus; Phäochromozytom; MEN; Tumoren; Wermer-Syndrom; Wermer Syndrom; MEN Typ 1; Sipple-Syndrom; Sipple Syndrom; MEN Typ 2A; MEN Typ 2B; Hyperparathyreoidismus; Phäochromozytom; muköse Neurome; Schilddrüsenkarzinom; Zollinger-Ellison-Syndrom; Zollinger Ellison Syndrom
Multiple endokrine Neoplasie (MEN)
U-NH 17.01.18
BBB MK 31.01.2022 umfassend revidiert und aktualisiert (Onkologin).
Check GO
CCC MK 04.12.2018, neue LL eingearbeitet, Inhalt revidiert
Definition:Bezeichnet eine Gruppe autosomal-dominant vererbter Erkrankungen, die zur Entstehung neuroendokriner und nicht-neuroendokriner Tumoren führen. Es wird zwischen 4 Typen unterschieden: MEN1, MEN2A, MEN2B sowie MEN4.