Definition:Sexualisierte Gewalt ist ein Oberbegriff,derfür ein breites Spektrum von sexuellensexuelle Handlungen abdeckt, die gegen den Willenan einer Person verstogegen deren Willen vorgenommen werden oder unter Ausnutzung einer Situation, in der die betroffene Person ihren Willen nicht äußenern kann.
Häufigkeit:In einer aktuellen deutschen Studie berichteten 5 % der befragten Jugendlichen, 1,2 % der Frauen und 0,6 % der Männer über irgendeine Form sexueller Gewalterfahrungen in den letzten 12 Monaten.
Symptome:DieSchmerzen Symptomeim variieren je nach demGenitalbereich, wie viel Zeit seit den Übergriffen vergangen ist, und abhängig von den individuellen Umständen. Akutepsychische Belastungsreaktionen sindbis normal.hin Diezur Schwereposttraumatischen der Verletzungen und Schädigungen variiertBelastungsstörung.
Befunde:Verletzungen an den Genitalien, sonstige Folgen körperlicher Gewalt.
Diagnostik:Eine medizinische und rechtsmedizinische Untersuchung (medizinische Untersuchung mit Spurensicherung) ist angezeigt, wenn die betroffene Person dies wünscht. In der RegelHäufig ist die Voraussetzung für eine rechtsmedizinische Untersuchung, dass die Tat zur Anzeige gebracht wird.
Diagnostik:ProbensolltenGenitaler imAbstrich, HinblickLaboruntersuchung auf HIV, Syphilis, Hepatitis, Chlamydien, Mykoplasmen und GonorrhoeGonorrhö; entnommen werdenSchwangerschaftstest, eine Schwangerschaft sollte ausgeschlossen werdenggf. Drogentests und Spurensicherung im Rahmen der rechtsmedizinischen Untersuchung.
Therapie:Behandlung von Verletzungen und sexuell übertragbaren Krankheiten, Vorbeugen einer potenziellen Schwangerschaftggf. DiePostexpositionsprophylaxe BetroffenenHIV solltenund juristischeChlamydien, ggf. Notfallkontrazeption oder Beratung sowieüber Schwangerschaftsabbruch. Rechtsberatung und psychosoziale Beratung und Unterstützung erhaltendurch eine spezialisierte Anlaufstelle.
Sexuelle und sexualisierte Gewalt, sexueller Missbrauch
Die Begriffe „sexuelle und sexualisierte“ Gewalt bezeichnen diedasselbe gleichenSpektrum Handlungenan wie „sexueller Missbrauch“ und werden in der Fachpraxis und in der Wissenschaft hTatbestäufig anstelle von „sexuellem Missbrauch“ verwendetnden.1
DieDer FormulierungBegriff „sexuelle Gewalt“ stellt heraus, dass es sich um Gewalt handelt, die mit sexuellen Mitteln ausgeübt wird.
Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ geht noch einen Schritt weiter und verdeutlicht, dass bei den Taten Sexualität funktionalisiert, also benutzt wird, um Gewalt auszuüben.
In Deutschland wird jedoch eher der Begriff „sexueller Missbrauch“ in der breiten Öffentlichkeit, in den Medien und von vielen Betroffenen verwendet.
Auch das Strafgesetzbuch spricht von sexuellem Missbrauch.
Sexualisierte Gewalt ist ein Oberbegriff, der ein breites Spektrum von sexuellen Handlungen abdeckt, die gegen den Willen einer Person verstoßen.
Berühren/Anfassen, Masturbation, versuchtes und/oder vollendetes Eindringen in Körperöffnungen mit dem Penis, mit einem Finger oder Gegenstand.
Sexuelle Handlungen ohne direkten körperlichen Kontakt.
Auf das Opfer kann auf verschiedene Weise Zwang ausgeübt werden: körperlich durch Gewaltmittel und Kraftausübung, psychisch durch Drohungen, Druckmittel, Drogen, Manipulation, Ausnutzung einer Macht- oder Autoritätsposition.
Sexualisierte Gewalt lässt sich auf unterschiedliche Weise kategorisieren:
Alter beim Übergriff (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ältere Menschen)
Beziehung zwischen Opfer und Täter (z. B. fremd, bekannt, vertraut)
Häufigkeit (ist es einmal oder mehrmals zu Übergriffen gekommen)
Lebenssituation (lebt das Opfer weiterhin in einer Beziehung, in der es zu Übergriffen kommt).
Vergewaltigung
Eine Vergewaltigung liegt vor, wenn der Täter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht, ähnliche sexuelle Handlungen am Opfer vornimmt oder an sich vom Opfer vornehmen lässt, die das Opfer besonders erniedrigen. Dies gilt insbesondere, wenn diese Handlungen mit einem Eindringen in den Körper verbunden sind. Auch die Ausübung von Gewalt auf das Opfer und die Überwindung von Widerstand durch Drohung oder das Mitführen einer Waffe werden berücksichtigt.
Das deutsche StGB regelt die Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und verschiedene Sexualstraftaten im Detail.
Aufgrund der schwierigen rechtlichen Abgrenzung der einzelnen Straftaten sollte ärztliches Personal oder Pflegepersonal den Begriff der Vergewaltigung sowie Erklärungen usw. in der Anamnese vermeiden. Dagegen sollte versucht werden, den Ablauf des Vorfalls möglichst konkret zu erfassen.
Ein Kind wird sexualisierter Gewalt ausgesetzt, wenn es in sexuelle Handlungen einbezogen wird, denen es aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht zustimmen kann.2
Sexueller Missbrauch an und mit Kindern unter 14 Jahren ist in Deutschland immer strafbar. Eine Anzeigepflicht gibt es nicht. Dennoch sind vor allem Eltern und andere Bezugspersonen verpflichtet, im Missbrauchsfall Hilfe zu leisten.1
Zur
Dokumentation von Verletzungen oder Spurensicherung siehe
Der Abschnitt 13 des deutschen Strafgesetzbuches (StGB)liefert eineenthält klare rechtliche Definitionen von „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. In§§ den177 Paragraphenund 174178 beziehen bissich 184auf StGBdie werdenStraftaten Sexualstraftatensexueller wie VergewaltigungÜbergriff, sexuelle Nötigung, sexualisierte Gewalt an Kindern usw. im Einzelnen behandelt.
Die Paragraphen 174 und 176 regeln den Missbrauch an Schutzbefohlenen oder Kindern, der unter Ausnutzung einer bestimmten Stellung oder eines Abhängigkeitsverhältnisses begangen wird.
Vergewaltigung wird unter §§ 177, 178 und 179 StGB definiert als sexuelle Handlung unter Gewalteinwirkung oder Androhung von Gewalt oder als sexuelle Handlung an Personen, die bewusstlos oder auf andere Weise widerstandsunfähig sind.
Sexuelle Handlungen umfassen
Umfassen den Beischlaf oder ähnliche Handlungen, (z. B. das Eindringen in den Körper mit dem Penis, mitden Fingern oder Gegenständen, Fingern/Händen in die Vagina/in den After, das Eindringen mit dem Penis in den Mund des Opfers, Saugen/Lecken der Genitalien, Masturbation, Reiben der Geschlechtsteile gegen den Körper des Opfers).
Sexuelle Handlung unter Ausnutzung der Wortlaut der Paragraphen auf den ersten Blick klar erscheintTatsache, istdass diedas Frage,Opfer obkeinen beispielsweiseklaren derentgegenstehenden TatbestandWillen derbilden sexuellen Nötigung erfüllt ist, in der Rechtspraxis komplex und dementsprechend die Rechtsprechung nicht immer eindeutigkann.
Sexueller Übergriff, sexuelle Ausnutzung sonstiger Umstände oder sexuelle Nötigung, bei der die sexuelle Handlung ein Eindringen in den Körperkontaktrper wiedes Anfassen/BerührenOpfers von Genitalien oder Brustumfasst.
Strafmaß und Verjährungsfrist variieren
Variieren bei Anzeigen, je nach Straftatbestand.
InternationaleSexuelle MenschenrechtskonventionenGewalt als Menschenrechtsverletzung
Laut Europäischer Menschenrechtskonvention34betonen, dassgehen sexuelle Handlungen dann in unerlaubte Handlungen übergehenber, wenn ein wissentliches Einverständnis fehlt. Dies unterstreicht, dass es sich bei Sexualstraftaten um einen schwerwiegenden Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte sowie gegen das Recht des Individuums auf Selbstbestimmung handelt.
In der juristischen Fachliteratur wird diskutiert, ob der Aspekt des fehlenden Einverständnisses des Opfers mit der sexuellen Handlung in der deutschen Rechtsordnung noch stärker betont werden sollte.
Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexuelle Übergriffe
11.896 Fälle erfasst
9.960 Fälle aufgeklärt
Hohe Dunkelziffer
In einer aktuellenim Jahr 2015 durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe46 berichteten 5 % der befragten Jugendlichen, 1,2 % der Frauen und 0,6 % der Männer über irgendeine Form sexueller Gewalterfahrungen in den letzten 12 Monaten.
Eigenes sexuell aggressives Verhalten wurde von 1,5 % der Männer und 1 % der Frauen angegeben.
In der Kriminalstatistik wird die tatsächliche Häufigkeit sexualisierter Gewalt regelmäßig unterschätzt.
International
Sexualisierte Gewalt ist weit verbreitet.5-7 Sie betrifft beide Geschlechter. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht jedoch die Situation von Frauen, da diese stärker betroffen und in vielen Ländern nach wie vor rechtlich schlechter geschützt sind.
Die Lebenszeitprävalenz von Vergewaltigung und nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr wird für Frauen mit 5,8–35 % angegeben. Bis zu 59 % haben sexuelle Gewalt durch einen Beziehungspartner erlebt.6
Bei Männern aus westlichen Industrienationen haben 5–10 % als Kinder/Jugendliche sexualisierte Gewalt erfahren.7
Zu Übergriffen an Männern liegen vor allem aus westlichen Industrieländern Daten vor, bei erwachsenen Männern wird von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen.
Sexualisierte Gewalt wird weder im Gesundheitswesen noch bei der Polizei im tatsächlichen Umfang angezeigt/gemeldet.
Internationale Themen sind darüber hinaus sexualisierte Gewalt in Kriegen und Konflikten, Trafficking (z. B. Menschenhandel), ehrenbezogene Gewalt, Zwangsverheiratungen und Beschneidung.5-7
Besondere Umstände
Sexualisierte Gewalt greift massiv in das Selbstbestimmungsrecht eines Menschen ein, sowohl körperlich als auch sexuell und psychisch. Selbstwertgefühl, das grundlegende Sicherheitsgefühl und die Beziehungen zu anderen Menschen werden hierdurch stark in Mitleidenschaft gezogen. Sexualisierte Gewalt ist mit der Gefahr dauerhafter psychischer, somatischer und sozialer Probleme verbunden.7-9
Nicht selten sind die Betroffenen unsicher, ob überhaupt ein Übergriff stattgefunden hat, wenn eine Vergewaltigung z. B. durch eine bekannte Person oder in einer Partnerschaft stattgefunden hat, wenn die eingesetzten Gewaltmittel gering waren oder wenn das Opfer selbst betrunken war.
Gerüchte, kulturelle Tabus und Einstellungen haben einen großen Einfluss auf die Opfer, ihre soziale Umgebung sowie die Erwartungen der Opfer, Unterstützung erhalten zu können. Dasselbe gilt für die Helfenden.
Tabus und Vermeidungsreaktionen infolge eines Traumas sowie Schamgefühle führen dazu, dass viele nicht sofort ärztliche Hilfe aufsuchen. Die Betroffenen suchen u. U. erst lange Zeit nach einem Übergriff Hilfe, z. B. aufgrund von psychischen Beschwerden oder, weil der Übergriff durch andere Lebensereignisse wieder aktualisiert wird.
Bei Übergriffen durch Fremde, bei Einsatz von Gewaltmitteln sowie, wenn die Betroffenen ein unterstützendes soziales Umfeld haben, ist die Schwelle für Strafanzeigen niedriger.
Jugendliche und junge Erwachsene (16–24 Jahre). Diese Gruppe wird erheblich häufiger Opfer von sexualisierter Gewalt als ältere Erwachsene.11
Menschen, die als Kinder sexualisierte Gewalt erfahren haben.
DrogenabhängigeMenschen mit Alkohol- oder sonstiger Substanzkonsumstörung9
Prostituierte
Menschen, die in Einrichtungen leben, ältere Menschen12-13 sowie Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen.14
Hier kann es zur Ausnutzung durch Fremde oder durch bekannte Hilfspersonen kommen.
Die Personengruppe hat häufig ganz allgemein Schwierigkeiten, sich zu äußern. Besteht ein Verdacht auf sexualisierte Gewalt oder wird von Dritten darauf hingewiesen, sollte als Teil der Aufklärung eine medizinische/rechtsmedizinische Untersuchung stattfinden.
Auch Menschen, die in Haft sind, sowie Menschen, die in Armut leben, und Obdachlose sind stärker gefährdet.
Alkohol- und Drogenmissbrauch sind signifikante Risikofaktoren.10,15-16
Z04.5 Untersuchung und Beobachtung nach durch eine Person zugefügter Verletzung
Untersuchung von Opfer oder Beschuldigtem nach angegebener Vergewaltigung oder sexuellem Missbrauch
Gilt für Opfer und Beschuldigte.
T74.2 Sexueller Missbrauch von Personen
Sexualisierte Gewalt
F43.0 Akute Belastungsreaktion
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
F43.8 Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung
F43.9 Reaktion auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
AnamneseAllgemeines
Die Untersuchung
Hinweise auf sexualisierte Gewalt oder der Verdacht auf einen Übergriff können sich ganz unterschiedlich gestalten:
akute, subakute oder späte Kontaktaufnahme
indirekt, z. B.:
Die Patienten kommen wegen eines Drogentests oder zur Untersuchung von sexuell übertragbaren Krankheiten in die Praxis.
verschiedene Symptome, psychosomatische Beschwerden, psychische Beschwerden.
Besteht ein Verdacht auf sexualisierter Gewalt, sprechen Sie die Betroffenen direkt an, ob dies möglicherweise der Grund für den Besuch ist.
Kann die Gewalt/die sexualisierte Gewalt in einer Partnerschaft/engen Beziehung stattgefunden haben. Suchen Sie mit den Patienten das Gespräch unter vier Augen.
Da sexualisierte Gewalt weit verbreitet ist und die Gesundheit in verschiedenster Weise beeinflussen kann, ist eine relativ direkte Nachfrage, ob Patienten Gewalt/Übergriffen ausgesetzt waren, gerechtfertigt. Dies gilt besonders während der Schwangerschaft/bei der Entbindung und sollte bei psychischen Beschwerden standardmäßig abgefragt werden.
Erste Abklärungen
Bei Aufdeckung von sexualisierter Gewalt
Was und wann?
Erforderliche Untersuchungen und deren Dringlichkeitsgrad festlegen.
Besteht die Gefahr schwerwiegender körperlicher Schädigungen?
Gefährdung und Schutzbedarf klären, auch für weitere im Haushalt lebende Personen.
Abklären, ob die Patienten nach wie vor in einer Beziehung/einer Partnerschaft leben, in der Übergriffe stattfinden.
Ist die Wohnsituation sicher, gibt es ein unterstützendes soziales Umfeld?
Welche Art von Hilfe erscheint dem Opfer selbst am dringendsten?
Informieren Sie über Hilfsangebote und vermitteln Sie ggf. weiter: Was könnte/sollte sofort getan werden, möglicherweise durch Anlaufstellen für sexualisierte Gewalt, beim Hausarzt, durch Überweisung an eine Fachärztin/einen Facharzt.
Möglicherweise toleriert die betroffene Person Untersuchungen, Beratung und Behandlung eher, wenn sie von Personen ihres Geschlechts durchgeführt werden.
Folgetermin vereinbaren.
sorgfältigeRechtssichere Dokumentation der Tatbestände und Befunde
„Wichtige Daten: der Name der behandelnden Ärztin/des Arztes, Zeit und Ort der Behandlung und Patientinnendaten
eine genaue Beschreibung der Verletzungen. Im Idealfall werden Fotos erstellt.
GgfAngaben zum Geschehen: Was? Wann? Wie? Wo? Durch wen? Wichtig: keine Übertreibungen und lieber wenige Angaben als Angaben, die später zurückgenommen werden. Verletzungen fotografieren.
Anzeige Untersuchungenbei fallen unter die Schweigepflicht, auch die rechtsmedizinische Untersuchung.
Dieder Polizei ist ggf. einzuschalten,?
wennWenn jemand im Moment akut bedroht wird (Notruf).
wennWenn von einer Gefährdung durch weitere Gewalthandlungen auszugehen ist.
umUm eine zeitnahe Spurensicherung nach einer Gewalttat zu veranlassen.
Manche Kommunen haben an Krankenhäusern und in Zusammenarbeit mit dem Frauennotruf Versorgungsstrukturen etabliert, die nach einer Vergewaltigung eine rechtsmedizinische Untersuchung der Betroffenen einschließlich der Sicherung von Körperspuren auch ohne eine vorherige Strafanzeige ermöglichen (Frankfurter Modell).1713
Ärzt*innen sind berechtigt, Polizei bzw. Staatsanwaltschaft auch ohne Einwilligung und Wissen von Betroffenen einzuschalten.
Grundsätzlich sollte trotzdem eine Entbindung von der Schweigepflicht eingeholt werden.
Ein „rechtfertigender Notstand“ erlaubt es Ärzt*innen, ein Geheimnis auch ohne Schweigepflichtentbindung preiszugeben, wenn nur dadurch Unheil von der betroffenen Person abgewendet werden kann.
In Deutschland besteht auch nach schwerer Gewaltanwendung wie Vergewaltigung keine Meldepflicht.
Nur wenn das Verbrechen noch bevorsteht oder droht, besteht eine Pflicht zur Information von Polizei bzw. Staatsanwaltschaft.
Anamnese
Erste Abklärungen
Reihenfolge der erforderlichen Untersuchungen nach Dringlichkeitsgrad festlegen.
Gefährdung und Schutzbedarf einschätzen, auch für weitere im Haushalt lebende Personen.
Welche Art von Hilfe erscheint der betroffenen Person selbst am dringendsten?
Für vertrauensvolle Atmosphäre sorgen.
Die betroffene Person und ihre Schilderungen ernst nehmen.
Untersuchungen, Beratung und Behandlung werden von der betroffenen Person evtl. eher toleriert, wenn sie von Personen ihres Geschlechts durchgeführt werden.
Eine körperliche und/oder rechtsmedizinische Untersuchung allein kann nur selten den Ablauf des Vorfalls klären. Die Schilderung der betroffenen Person sind eine unverzichtbare Grundlage für die weitere Behandlung.
In der Regel führt sexualisierteSexualisierte Gewalt zugeht einermeist erheblichenmit Beeinträchtigung,akuten wobei sich akute StresssymptomeStresssymptomen und -reaktionen entwickelnund häufig mit einer psychischen Traumatisierung (siehe Artikel Posttraumatische Belastungsstörung) einher.9,1916
In der Situation selbst reagieren die meisten Menschen mit instinktivem Verhalten („Kampf, Flucht, Erstarren“) oder aber erlerntem Verhalten (wenn es viele Gewalterfahrungen aus früherer Zeit gibt).
Die unmittelbare Reaktion ist individuell unterschiedlich. Dementsprechend ist das Verhalten der Opfer bei der Erstuntersuchung sehr verschiedenApathie und reicht von stiller Apathie über Kontrolliertheit bissind hinebenso zumöglich deutlichenwie deutliche, emotionalenemotionale Reaktionen mit Weinen, Erregung und Wut.
Viele Menschen haben Schwierigkeiten, das Erlittene einzuordnen.
Im weiteren Verlauf treten bei den meisten posttraumatische Belastungsreaktionen auf, die als normale Reaktionen auf ein schwerwiegendes Ereignis zu verstehen sind.
Wiedererleben, Schlaflosigkeit, Schuld- und Schamgefühle, erhöhte Wachsamkeit, erhöhte Reizbarkeit/Wutempfindungen, Wut, Depression, Rückzug, körperlichen Reaktionen, Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten usw. kommen häufig vor.
Lern-Vermeidungsverhalten undkann Arbeitsfähigkeitdie werdenBereitschaft, sich in Behandlung zu begeben, beeinträchtigtchtigen.
Vermeidungsreaktionen halten viele von einer weiteren Behandlung ab.
Die bisherige psychische Gesundheit, andere Belastungen und traumatische Ereignisse, die Intensität und die Dauer des Übergriffs/der Übergriffe bestimmen u. a., wie das Opfer mit der Gewalterfahrung umgeht.20
Klinische Untersuchung
Zeitlicher Abstand zwischen dem Übergriff und der KontaktaufnahmeAllgemeines15
Nach SGB V § 27 und § 132 k sind die Kosten für eine vertrauliche Spurensicherung nach körperlicher Gewalt inkl. Dokumentation und Laboruntersuchungen von der gesetzlichen Krankenversicherung zu übernehmen.
Innerhalb von 3 Tagen) nach – dem Übergriff
Soforthilfe rund um die Uhr erforderlich, dies gilt für:
Eine Sicherung der Spuren von der Körperoberfläche ist vor allem in den ersten 1,5 Tagen angezeigt.
Medizinische Behandlung: Eine etwaige HIV-Postexpositionsprophylaxe ist innerhalb von 48 Stunden nach dem Vorfall zu verabreichen.
Subakut (
4.–14. Tag)
Bei der Kontaktaufnahme sollte eine allgemeine Befunderhebung erfolgen.
Die Möglichkeiten der Spurensicherung sind eingeschränkter,nkt. eine entsprechendeEine Überweisung zur Rechtsmedizin istzu jedochdiesem weiterhinZweck innerhalbkann bis zu 1 Woche nach dem Vorfall angezeigtsinnvoll sein.
Die Dokumentation der Verletzungen ist nach wie vor wichtig, sofern diese weiterhin sichtbar sind.
Eine medizinische Behandlung ist zu erwägen.
Notfallkontrazeption kann bis zu 5 Tage nach dem Vorfall erfolgen.
„Pille danach“ mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat ist bis zu 120 Stunden (5 Tage) wirksam und ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Kupferspirale: Gut geeignet auch als postkoitale Empfängnisverhütung, wenn sie innerhalb von 5 Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt wird (Off-Label-Use).
Spät (> 10 Tage)
Der Umfang der Befunderhebung und ggf. Behandlung orientiert sich an den Bedürfnissen der betroffenen Person und ihrem psychischen Zustand sowie dem Unterstützungsbedarf.
Wenn es die Befundlage und die sonstige Situation des Opfers zulassen, können weitere Gespräche, medizinische Untersuchungen und Behandlungsmaßnahmen im Rahmen der regulären Sprechstunde stattfinden, sollten aber zeitnah einsetzen.
Die medizinischen Untersuchungen werden im Hinblick auf eine Behandlung durchgeführt.2
Psychische Exploration und Ganzkörperuntersuchung18 auf Verletzungen, Infektionen, Schwangerschaft sind immer angezeigt, auch bei KontaktaufnahmeAuch zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Vorfall.
Nach genitaler Gewalteinwirkungobligat: Untersuchung in einer gynäkologischen oder urologischen Praxis oder Ambulanz
Bei akuten und subakuten Kontaktaufnahmen
Nach Möglichkeit sollten eine unverzügliche Überweisung zur rechtsmedizinischen Untersuchung einschließlich Spurensicherung erreicht werden.
Die Behandlung schwerer Verletzungen hat Vorrang vor allem anderen!
Bei Untersuchungen zu einem späteren Zeitpunkt nach dem Vorfall
Blut- und Urintests im Hinblick auf Infektionen und eine potenzielle Schwangerschaft
Untersuchung des Mundes, gynäkologische/urologische Untersuchungen im Hinblick auf eine Infektion, ggf. Verletzungen
allgemeine körperliche Untersuchung im Hinblick auf Verletzungen und Verletzungsfolgen
Notfallkontrazeptionakutenkann Hilfsbedarfbis undzu den5 bisherigenTage Umgang mitnach dem Vorfall.
ErwägenSie weitere Maßnahmenerfolgen.
Später
Der Umfang der Befunderhebung und ggf. Behandlung orientiert sich an den Bedürfnissen der betroffenen Person und ihren somatischen und psychischen Symptomen.
Ggf. auch im Rahmen der regulären Sprechstunde, wenn ein zeitnaher Beginn möglich ist.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Achtung! Sofort entnommene Proben können Auskunft über den Zustand der Patienten vor/beim Übergriff geben. Kontrollen sind erforderlich, um etwaige Folgen zu klären.
Serum
evtl. Drogenscreening (K.O.-Tropfen bis 6 Stunden nach Ingestion im Blut nachweisbar)
HIV: Ist eine HIV-Postexpositionsprophylaxe angezeigt, veranlassen Sie die relevanten Voruntersuchungen einleiten, ggf. Rücksprache mit einer Fachärztin/einem Facharzt für InfektologieInfektiologie.
Vaginale (Gynäkologie), anale oder orale Abstriche mit Watteträger
Gonorrhö-Kultur anlegen zur Bestimmung einer etwaigen Resistenz.
Ein Trichomonas-Test wird in Deutschland nicht standardmäßig durchgeführt, auf Symptome ist jedoch zu achten.
Nachweis im Nativpräparat durch gynäkologische Untersuchung
bei Läsionen an den Genitalien: Herpes, Syphilis aus Exsudat
Urin
evtl. Drogenscreening (K.O.-Tropfen bis 12 Stunden nach Ingestion im Blut nachweisbar)
Schwangerschaftstest
PCR-Tests auf Chlamydien, Mycoplasma genitalium und Gonorrhö bei Männern und bei Frauen, bei denen eine gynäkologische Untersuchung oder ein Selbsttest nicht möglich ist.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Vaginale (Gynäkologie), anale oder orale Abstriche mit Watteträger
Gonorrhö-Kultur anlegen zur Bestimmung einer etwaigen Resistenz.
Trichomonaden: direkter Erregernachweis bei der mikroskopischen Untersuchung des Abstriches
bei Läsionen an den Genitalien: Herpes, Syphilis aus Exsudat
Indikationen zur Überweisung
ImmerPolizei und/oder Rechtsmedizin
Falls die betroffene Person eine Anzeige bei der Polizei wünscht oder diesbezüglich noch unsicher ist: Überweisung an dieRechtsmedizin zuständigezur AnlaufstelleSpurensicherung und Dokumentation (Frauennotrufunbedingt Termin vereinbaren, vor der Anzeige bei der Polizei, Rechtsmedizinzeitnahe Untersuchung auch für spätere Schritte sehr wichtig).
Gynäkologie
bei Z. n. sexueller Gewalt, KlinikambulanzSchwangerschaft, V. a. genitale Infektionen, unklaren Blutungen
bei akuter Vergewaltigung bis 3(–5) überweisenTage nach dem Ereignis Akutversorgung in einer gynäkologischen Klinik
Eine erste Spurensicherung erfolgt in der Regel dort.
HZur Wahrung der Diskretion ggf. mit der Anmeldung oder Notaufnahme ein Codewort vereinbaren.
progrediente Alkohol- oder sonstige Substanzkonsumstörung
Soziale Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen
Schutzbedützungrfnis erforderlichder betroffenen Person ermitteln.
Ggf. bei der Kontaktaufnahme unterstützen.
Sonstige Instanzen/Anlaufstellen, zu denen vermittelt werden kann:
Kinder- und Jugendschutzorganisationen
Agentur für Arbeit und Sozialamt (bei wirtschaftlichen Problemen, Wohnproblemen, beruflicher Umstellung)
Therapie
Therapieziele
Psychische und psychosoziale Folgen lindern.
Körperliche Verletzungen behandeln.
Sexuell übertragbare Infektionen behandeln.
In Rechtsverfahren beraten.
Allgemeines zur Therapie
Leitlinien der WHO: Umgang mit Gewalt in Paarbeziehungen und mit sexueller Gewalt gegen Frauen18
Achten Sie daraufFrauen, dassdie dasvon Opferirgendeiner sichForm angenommenvon fühlt.Gewalt Machenin SiePaarbeziehungen deutlich(oder durch ein anderes Familienmitglied) oder sexueller Nötigung/Vergewaltigung durch irgendeine Person berichten, dasssollte siesofortige denUnterstützung Schilderungenangeboten glaubenwerden.
Gesundheitsfachkräfte sollten mindestens Ersthilfe anbieten, wenn eine Frau Gewalterfahrungen mitteilt.
Ersthilfe umfasst:
Eine wertfreie, unterstützende und diesebestätigende ernstHaltung nehmen.zu Gleichzeitigdem, solltewas die DokumentationFrau sachlichberichtet.
Praktische formuliertVersorgung und vollständigUnterstützung, die auf ihre Sorgen eingeht, ohne dabei aufdringlich zu sein.
DieErkundigen Akutbehandlungnach sollteihrer interdisziplinGewaltgeschichte und aufmerksames Zuhören, ohne sie zum Sprechen zu drärngen (in Anwesenheit von Dolmetscher*innen ist bei einersensiblen zuständigenThemen Anlaufstellebesondere imAchtsamkeit entsprechenden Rahmen und mit hierfür qualifiziertem Personal erfolgengeboten).
EineIhr helfen beim Zugang zu Informationen, einschließlich rechtlicher und anderer Angebote, die sie als hilfreich erachten körperliche und/oder rechtsmedizinische Untersuchung allein kann nur selten den Ablauf des Vorfalls klären. Die Schilderung der Patienten bildet die Grundlage für das Behandlungszielnnte.
WennIhr, essoweit aufgrunderforderlich, desbei zeitlichender AbstandsErhöhung zumihrer Vorfall für eine SpurensicherungSicherheit und Verletzungsdokumentation zu spät ist, sind der Hinweisihrer aufKinder eine mögliche Strafverfolgung und die Dokumentation der Folgen weiterhin relevanthelfen. Unabhängig vom zeitlichen Abstand zum Ereignis sollte eine Behandlung stattfinden.
Hauptlinien der Beratung und Behandlung
Medizinische Behandlung
Verletzungen
Vorbeugung/Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten
Bereitstellung von Notfallverhütung oder dieVermittlung Möglichkeitsozialer eines legalen Schwangerschaftsabbruchs bei einer potenziellen ungewollten Schwangerschaft besprechen (kriminologische Indikation).
Krankschreibung, ggf. andere RehabilitationsmaßnahmenUnterstützung
Rechtsberatung durch kompetente Institutionen (z. B. Frauennotruf)
Medizinische Behandlung
Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt auf dieser Referenz.7
Akute und subakute Verletzungen
Behandlung von körperlichen Verletzungen
Für kleinere, aber schmerzhafte Verletzungen im Bereich der Genitalien sowie des Afterbereichs und Rektums schmerzlinderndes Gel (z. B. Xylocain) erwägen.
Bei Fremdkörpern oder scharfkantigen Gegenständen, die in Körperhöhlen feststecken, Überweisung an den SpezialistenSpezialist*in oder stationäre Aufnahme.
SpätereÄltere Verletzungen
Bei Bedarf Erhebung vonGgf. Folgeerkrankungen behandeln.
Sexuell übertragbare Krankheiten – akutmaximal und2 subakutWochen nach dem Ereignis
Vor der Behandlung sollten Proben durch die Gynäkologin/den Gynäkologen entnommen werden.
Allen Betroffenen sollte eine vorbeugende Antibiose angeboten werden, denn viele erscheinen nicht zu Nachsorgeterminen.
Aufgrund von Resistenzen ist dieses Prinzip jedoch umstritten.
Chlamydien sind am häufigsten (bei Frauen, bei Männern).
evtl. Postexpositionsprophylaxe (Off-Label-Use)
Azithromycin 1.000 mg als Einmaldosis möglich
Cave: Resistenzbildung!
Aufgrund der einmaligen Verabreichung und zur Vermeidung von Erinnerungen an den Übergriff ist grundsätzlich in dieser Situation Azithromyzin gegenüber der mehrtägigen Standardbehandlung mit DoxyzyklinDoxycyclin zu bevorzugen.
Wenn sichergestellt ist, dass die Betroffenen zur Nachkontrolle kommen, kann eine solche Behandlung ausgesetzt werden, bis ein etwaiger Erreger in der Akut- oder Kontrollprobe nachgewiesen ist.
Die Inzidenz von Trichomoniasis, Gonorrhö und Syphilis ist in Deutschland relativ gering. Hierauf sollte nicht routinemäßig prophylaktisch behandelt werden.19
Allen sollte eine Impfung gegen Hepatitis B angeboten werden. Sie kann bis zu 1(–2) Monaten nach der Infektion durchgeführt werden.
Eine Schnellimpfung im Abstand von 0, 2 und 6 Wochen ist empfehlenswert. Die Intervalle können u. U. an den sonstigen Bedarf von Kontrolluntersuchungen angepasst werden.
Eine Auffrischung nach 12 Monaten bietet einen lang anhaltenden Schutz.
Besteht ein hohes Risiko einer HIV-Exposition Postexpositionsprophylaxe anbieten, ggf. Rücksprache mit einer Fachärztin/einem Facharzt für Infektologie.
Mit der HIV-Postexpositionsprophylaxe muss innerhalb von 48 Stunden nach der Exposition begonnen werden.
Fordern Sie die Patienten dazu auf, eine Ärztin/einen Arzt aufzusuchen, wenn Symptome sexuell übertragener Infektionen auftreten.
Bis zur Klärung der Infektionsproblematik sollten Kondome verwendet werden.
Kontrollen vereinbaren.
Sexuell übertragbare Krankheiten – später
Ggf. mit einer Antibiose abwarten, bis PCR und Kulturen vorliegen.
Vereinbaren Sie Kontrollen für die Serologie und die Durchführung der Hepatitis-B-Impfung.
Schwangerschaft – akut und subakutNotfallkontrazeption
Notfallkontrazeptiva sollten allen Frauen im fertilen Alter nach vaginalen Übergriffen bis zu 5 Tagen nach dem Vorfall angeboten werden.21
Notfallkontrazeptiva sind innerhalb von 12 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr am wirksamsten. Die Therapie ist bis zu 5 Tagen danach wirksam.
Ulipristal innerhalb von 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr
Bei jungen Frauen unter 18 Jahren sind die Erfahrungen begrenzt.
Levonorgestrel innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr
Medikament der Wahl während des Stillens
Beide Medikamente sind rezeptfrei.
EineEin SpiraleIUP kann bis zu 5 Tage nach einem Übergriff eingesetzt und damit als Notfallverhütung verwendet werden.
Hormonspiralen (verschreibungspflichtig)
Kupferspirale
Bei Schwangerschaft als FolgeSchwangerschaftsabbruch
Auf die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches oder Beratung hinweisen, je nach Wunsch der Patientin.
MussGgf. abgeklklärt werdenren, ob eine gewollte Schwangerschaft mit dem Beziehungspartner oder eine ungewollte Schwangerschaft durch den Übergriff vorliegt, kann eine Ultraschalluntersuchung ggf. ausreichende Informationen über den Schwangerschaftsfortschritt liefern.
Ultraschalluntersuchung zur Ermittlung der Schwangerschaftswoche und Schätzung des Konzeptionszeitpunkts
Wenn dies nicht ausreicht, kann ein pränataler Vaterschaftstest anhand fetaler DNA erwogen werden.
Probengewinnung via Chorionzottenbiopsie oder auch mit nichtinvasiven Testverfahren aus dem mütterlichen Blut
In diesem Fall ist ggf. die Erstattung einer Anzeige erforderlich, da das Gendiagnostikgesetz einen pränatalen Vaterschaftstest nur bei Straftaten gemäß §§ 176 bis 179178 StGB zulässt.
Hepatitis-B-Auffrischimpfung für lang anhaltenden Schutz
Krankschreibung und Rehabilitation
Krankschreibung anbieten. Die Dauer hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich der Art der Tätigkeit und des Umfelds; ggf. Es ist leichter, in ein geschütztes Umfeld zurückzukehren, als in ein beanspruchendes Umfeld mit vielen Kontakten. Die Wiedereingliederung kann schrittweise erfolgen. Bei vielen Patientinnen ist die Kapazität über lange Zeit reduziert, denn die Reaktionen im Anschluss sind kräftezehrendWiedereingliederung.
In manchen Situationen ist die Rückkehr an denselben Arbeitsplatz nicht realistisch, etwa wenn die Übergriffe durch Kollegen stattgefunden haben oder die Sicherheit am Arbeitsplatz nicht gewährleistet istGgf. In diesem Fall sind Versetzungs- undoder Umschulungsoptionen zu erwägen (z. B. nach Übergriff durch Arbeitskollegen)
Bei Schülern/ler*innen oder Studierenden kommt es in der Folge häufig zu Problemenggf. mit der Merkfähigkeit und der Konzentration, was sekundär zu großer Verunsicherung führen kann.
Klären Sie die Patientinnen darüber auf, dass dies vorübergehend ist.
Mit der Schule/der Ausbildungs-/StudieneinrichtungAusbildungsstelle klären, dass die betroffene Personwelche Sonderregelungen benmötigtglich sind.
Leitlinien der WHO: Umgang mit Gewalt in Paarbeziehungen und mit sexueller Gewalt gegen Frauen18
Frauen mit bereits bestehender diagnostizierter oder mit Partnergewalt verbundener psychischer Erkrankung (z. B. Depression oder Alkoholabhängigkeit), die Gewalt in Paarbeziehungen ausgesetzt sind, sollten eine psychische Versorgung für ihre Erkrankung erhalten.
Für Frauen, die keiner Gewalt mehr ausgesetzt sind, aber an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, wird als Intervention eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oder Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) durch Gesundheitsfachkräfte mit fundiertem Wissen im Bereich Gewalt gegen Frauen empfohlen.
Schwangeren Frauen, die von der Gewalt in der Partnerschaft berichten, sollte eine kurz- bis mittelfristige empowermentorientierte Beratung (bis zu 12 Sitzungen) und Fachberatung/Unterstützung mit Schutzaspekten durch geschulte Fachkräfte angeboten werden.
Beruhigen, Stabilisierenstabilisieren, Respekt zeigen, dender Patientenbetroffenen Person die Kontrolle in der Untersuchungssituation überlassen.
Konzentrieren Sie sich beiBei der Befunderhebung in der Frühphase auf die Fakten fokussieren, nicht auf die Gefühle.
Unterstützen Sie die eigenenEigene Bewältigungsstrategien der Opferbetroffenen Person unterstützen.
Klären Sie üÜber häufige Folgereaktionen aufaufklären. Helfen Sie bei
Bei der Strukturierung der kommenden Tage unterstützen.
GebenNach SieMöglichkeit schriftlichezeitnah InformationenFolgetermine zu den Folgereaktionenanbieten, zuggf. denauch durchgeführtenals Untersuchungen, den weiteren Terminen sowie Kontaktinformationen mit.
Wenn möglich, vereinbaren Sie einen Telefontermin in einigen Tagen, um sich nach dem Befinden zu erkundigen, weitere Informationen über häufige Folgereaktionen zu erteilen und Fragen zu beantwortenTelefonkontakt.
Sicherheitsberatung – Bedarf einer geschützten Wohnmöglichkeit? Frauennotruf/Frauenhaus? Sonstiges?
MinderjährigeFür Patienten – Aufklärung der Eltern
Weiterfweiterführende Informationen über akutepsychosoziale Beratung und spätere Reaktionen sowie psychosoziale Beratung/Nachsorge findensiehe Sie imauch Artikel Posttraumatische Belastungsstörung.
DasDie Opferbetroffene Person sollte individuellselbst entscheiden, ob der Vorfall strafrechtlich verfolgt werden soll.
Die Strafanzeige macht deutlich, dass die Handlungen unakzeptabel sind, und kann verhindern, dass andere davon betroffen werden.
Die Strafanzeige ist eine Voraussetzung für SchadensersatzansprSchadenersatzansprüche.
Der Prozess zur Erstattung einer Anzeige kann äußerst belastend sein. Jedes einzelne Opfer soll selbst beurteilen, ob es hierzu in der Lage ist.
Alle sollten jedoch eine rechtliche Beratung erhalten.
Bei den entsprechenden Anlaufstellen ist die rechtliche Beratungdiese kostenlos.
Bei der Nachsorge für Patientinnen, denen sexuelle Gewalt widerfahren ist, sollte auf erhöhte Belastungen während des Ermittlungsverfahren geachtet werden, z. B. bei Aussagen, beim Durchlesen der eigenen Aussage/der Aussage von anderen, bei Beschlüssen im Hinblick auf eine Klageerhebung oder Einstellung des Verfahrens, bei Gerichtsterminen.
Mögliche unterstützende bzw. entlastende Maßnahmen erwägen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt auf dieser Referenz.20
Verlauf
Die Persönlichkeitnlichkeitsfaktoren, die bisherige psychische Gesundheit, etwaige frühere Traumata oder andere Belastungen sowie die Dauer und Intensität des Übergriffs sind ausschlaggebend dafür, wie das Opfer mit dem Übergriff umgeht.
Starkes Vermeidungsverhalten, Drogenmissbraucheine Substanzkonsumstörung, ein wenig unterstützendes Umfeld sowie eine unsichere Wohn- und Lebenssituation erhöhen das Komplikationsrisiko.19,22
FrEine frühe Exposition führt zu einem erhöhten Risiko von erneuten Übergriffen im Erwachsenenalter11 und einem erhöhten Risiko von selbstverletzendem Verhalten und Persönlichkeitsstörungen.
Bei Frauen, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren oder unter Bedingungen leben, in denen sie sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, kann während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko bestehen, folgende Symptome zu entwickeln:
Ängste, dass das ungeborene Kind nichteine gesundKrankheit oder fehlgebildetFehlbildung isthat.23
Angst vor der Geburt
Schwangerschaftskomplikationen
Risiko eines ungünstigen Schwangerschaftsausgangs wie Fehl- oder Frühgeburt.
In Deutschland ist das Risiko, sich bei einem sexuellen Übergriff mit HIV zu infizieren, gering,. vieleViele Opfer sexualisierter Gewalt haben jedoch hiervor Angst.
Das Risiko hängt von der Prävalenz im Milieu des Täters und der Art der sexuellen Handlung ab. Zu den Risikogruppen gehören Menschen aus hochendemischen Gebieten, DrogenabhängigeKonsumenten von i. v. Drogen sowie Männer, die GeschlechtsverkehrSex mit anderen Männern haben (MSM).
Im Rahmen von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr liegt das Risiko der Übertragung von einer infizierten auf eine nichtinfizierte Person bei rezeptivem (passivem) Analverkehr bei 1 % und bei rezeptivem (passivem) Vaginalverkehr bei 0,1 %. Bei rezeptivem (passivem) Oralsex ist es mit 0,02 % noch niedriger.
Bei Schleimhautschädigungen ist das Risiko einer Übertragung höher.
Prognose
Vergewaltigung und/oder sexualisierte Gewalt sind schwerwiegende Belastungen, die mit der Gefahr dauerhafter gesundheitlicher Beeinträchtigungen verbunden sind.516,720-9,24-2621
Dennoch sind viele Menschen in der Lage, einen solches Trauma zu bewältigen.
Optimale Unterstützung und Begleitung bei der Aufdeckung sexualisierter Gewalt erleichtern die Bewältigung.
Vergewaltigung/sexualisierte Gewalt sind Traumata, die in die Persönlichkeit eingreifen und mit vielen Vorurteilen behaftet sind. Die Unterstützung durch das soziale Umfeld ist nicht so selbstverständlich wie bei anderen Traumata (Unfälle usw.).
Angehörige sind indirekt betroffen und können im Namen der PatientenPatient*innen mit Trauer oder Wut oder aber mit Kritik an dender Patientenbetroffenen Person reagieren.
Sexualisierte Gewalt kann zum Verlust des sozialen Umfelds und zu Schwierigkeiten in engen Beziehungen führen.
Esevtl. ist nicht ungewöhnlich, dass es in der Folge zu sozialemsozialer Rückzug und zu Isolation kommt.
Dieals Beratung der Betroffenen kann die Interaktion zwischen Patienten und Angehörigen verbessern.Folge
Ein Vermeidungsverhalten undkann die Angst,Nachsorge sich draußen zu bewegen, können die Wahrnehmung von Nachuntersuchungen und Nachsorgeterminen erschwerenbehindern.
Dieevtl. aktive Einbestellung. z. B. durch Terminerinnerungen per SMS, sowieTelefon Anrufe/schriftlicheoder ErinnerungenE-Mail
Behandlungskontinuität: Folgetermine möglichst bei Nichterscheinen können hilfreich sein.
Die Kontinuität der Behandlung durch einederselben Person sollte gewährleistet sein.
Bei Überweisungen sollte die Behandlung zunächst überlappend stattfinden, sodass die Überweisung nicht als Abweisung erlebt wird.
DieGgf. psychosoziale Nachsorge und medizinische Nachsorge sollte koordiniert werden.
Diesen Flyer können Sie entweder selbst ausdrucken, oder Sie bestellen gratis weitere Exemplare zum Auslegen in Ihrem Wartezimmer unter: info@deximed.de.
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AutorenAutor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
JuliaDie Trifyllisursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, Drhttps://legehandboka. medno/)., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
Helle M. F. Nesvold, overlege phd, Overgrepsmottaket, Helseetaten/Legevakten Oslo kommune
DDD MK13.06.2023 Neue Telefonnummer Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.
DDD MK 11.07.2022 Link zu Infos auf muenchen.de
DDD MK 28.09.2021 Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.
BBB MK 07.09.2023 revidiert, praxistauglicher und kürzer.
CCC MK 28.02.2019, revidiert, an deutsche Verhältnisse angepasst. chck go 3.6.2016:
Definition:Sexualisierte Gewalt ist ein Oberbegriff,derfür ein breites Spektrum von sexuellensexuelle Handlungen abdeckt, die gegen den Willenan einer Person verstoßen.gegen Häufigkeit:Inderen Willen vorgenommen werden oder unter Ausnutzung einer aktuellenSituation, deutschen Studie berichteten 5 %in der befragtendie Jugendlichen,betroffene 1,2Person %ihren derWillen Frauennicht undäußern 0,6 % der Männer über irgendeine Form sexueller Gewalterfahrungen in den letzten 12 Monatenkann.