Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen.
DerDie Patientbetroffene Person erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihmihr Schaden bringen oder bei dem ersie selbst Unheil anrichten könnte.
Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen.
Kinder/Jugendliche zwischen 5 und 15 Jahren: 0,25 %
Zwangsstörungen treten zumeist ab einem Alter von rund 20 Jahren auf.
Zur Häufigkeit von Zwangssymptomen im Kindes- und Jugendalter gibt es keine verlässlichen Daten.
Bei jüngeren Patienten ist die Grenze zwischen entwicklungspsychologisch normalem passageren Verhalten und klinisch relevanter Zwangsstörung unscharf.Jahre24
Keine großen Unterschiede zwischen der Inzidenz bei Männern und Frauen
Möglicherweise beruht die in vielen Studien bei Frauen etwas höhere Inzidenz von Zwangsstörungen darauf, dass Frauen im Vergleich zu Männern eher bereit sind, über psychische Probleme zu sprechen und sich in Behandlung zu begeben.2
Diagnostische Überlegungen
Patienten mit diesen Beschwerden fühlen sich abgelehnt und unzureichend respektiert.
Sie nehmen ihre Probleme als einzigartig und sich selbst daher als von der Norm abweichend wahr.
Daher können diese Patienten ihre Probleme mit Zwangsgedanken oder -handlungen meist nicht zutreffend beschreiben.
Häufig suchen die Patienten nach anderen Ursachen ihrer Probleme.
Diese können die Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen oder Zwangsimpulsen annehmen, die fast immer für die betreffende Person quälend sind.
Manchmal sind diese Ideen eine endlose Überlegung unwägbarer Alternativen, häufig verbunden mit der Unfähigkeit, einfache, aber notwendige Entscheidungen des täglichen Lebens zu treffen.
Die Beziehung zwischen Grübelzwängen und Depression ist besonders eng.
Vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale)
Die meisten Zwangshandlungen beziehen sich auf:
Reinlichkeit (besonders Händewaschen).
wiederholte Kontrollen, die garantieren, dass sich eine möglicherweise gefährliche Situation nicht entwickeln kann.
übertriebene Ordnung und Sauberkeit.
Diesem Verhalten liegt die Furcht vor einer Gefahr zugrunde, die den Patienten bedroht oder von ihm ausgeht.
Das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese Gefahr abzuwenden.
Kkörperdysmorpher Störung: DieseDie PatientenBetroffenen leiden unter der wahnhaften Überzeugung, in abstoßender Weise körperlich missgestaltet zu sein.
Die Zwangsstörung kann als dysfunktionale Emotionsregulation auftreten, sodass möglicherweise zuerst die Behandlung der PTBS-Symptomatik angezeigt ist.
Dermatologisch
Zwangshandlungen können die Haut, Haare und Nägel betreffen, z. B.:
vernarbte, gereizte Gesichtshaut durch exzessive Manipulation meist gering ausgeprägter Akneeffloreszenzen
Dermatitis durch exzessives Hände- oder Körperwaschen.
Konsultationsgrund
SeltenDer sind ZwangsgedankenAbschnitt oderbasiert Zwangshandlungenauf derdieser Grund für den ArztbesuchReferenz.
Einige stellen sich vor, weil Bekannte, Familie oder Freunde sie dazu drängen.2
Die PatientenBetroffenen suchen häufigselten wegen andererihrer Zwangsgedanken oder -handlungen ärztliche Hilfe. Meist sind andere Beschwerden medizinischeder Hilfe aufGrund, z. B.:
Wegen trockener Haut und einem Handekzem, das durch übermäßiges Waschen entstandenentstandene ist.Hauttrockenheit oder Handekzeme
Viele Studien zeigen, dass esmeist Jahre dauern kann, bis PatientenPatient*innen mit einer Zwangsstörung die richtige Diagnose erhalten: Bis zum Beginn einer adäquaten Therapie vergehen im Durchschnitt 17 Jahre.
Alle im RahmenFolgenden eineraufgeführten ZwangsstStörungrungen oderkönnen sowohl mit Zwangssymptomen einhergehen als Begleitsymptomeauch begleitend zu einer anderen – u. U. mit Zwangssymptomen assoziierten – Störung aufgetreten sindauftreten.
Die Patientenbetroffene versuchenPerson versucht, die Gedanken zu unterdrücken oder zu ignorieren.
Die betroffene PatientenPerson erlebenerlebt die Gedanken als zur eigenen Person zugehörig.
Zwangshandlungen werden ausgeführt, um Bedrohungsgefühle und Ängste zu mindern.
Die betroffene PatientenPerson erlebenerlebt die Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen als übertrieben oder sinnlos.
Die Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen werden als quälend erlebt, kosten sehr viel Zeit und wirken sich negativ auf den Alltag, soziale Aktivitäten oder Beziehungen aus.
Pathologisches Horten
HSofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt auf dieser Referenz.5
Der Zwangsstörung eng verwandt, aber im DSM-5 erstmalig als eigenstäufigndige zeigenStörung Patientenaufgeführt.6
Geschätzte Prävalenz in Deutschland bei hoher Dunkelziffer: 5 %
Stark schambehaftet; nur ein Bruchteil der Betroffenen sucht therapeutische Hilfe.
Bei entsprechenden Hinweisen Fremdanamnese anstreben.
Gekennzeichnet durch anhaltende Schwierigkeit, sich von Gegenständen zu trennen, „Vermüllung“ der Wohnung (umgangssprachlich „Messie-Syndrom“).
bei manchen Betroffenen kombiniert mit exzessiver Beschaffung von Gegenständen, z. B. exzessives Kaufen und/oder Sammeln, seltener auch durch Diebstahl
erhöhtes Risiko z. B. für Allergien, Leber- oder Nierenkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes
Therapie
Wie bei (anderen) Zwangsstörungen eine Tendenz zur phobischen Vermeidung.
Hierbei werden Situationen vermieden,ist die Zwangsgedankenstörungsspezifische (Angstkognitive vorVerhaltenstherapie Katastrophen,mit quälendeintensiver Gedanken)Exposition oder1. Zwangshandlungen (Waschzwang durch Schmutz, Kontrollzwang durch Benutzung von Türen, Schlössern usw.) auslösenWahl.
Beschäftigung mit Sauberkeit, Ordnung und Genauigkeit
Unterscheidend
Ich-Syntonie: Gedanken, Gefühle und Impulse werden als zum eigenen Ich zugehörig empfunden. Bei einer Zwangsstörung erlebt der Betroffene diese als Ich-dyston, d. h. als Gedanken und Impulse, die sich ihm unfreiwillig aufdrängen.
fehlende Intrusionen
stabiles Muster
fehlender Widerstand gegen die Ausführung zwanghafter Impulse
Affektive Störungen
Depressive Symptome sind häufig mit Zwangsgedanken und Zwangshandlungen assoziiert.
Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird.
In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen.
Die Befürchtungen der Patienten können sich auf Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwächegefühl beziehen, häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden.
Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungsangst. Bei Vermeidung der Situation lässt die Angst nach.
Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf.
Ob zwei Diagnosen, phobische Störung und depressive Episode, erforderlich sind, richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustandsbilder und nach therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation.
Gemeinsam mit Zwangsstörung
Vermeidung
Angst
sozialer Rückzug
Unterscheidend
keine aktive Neutralisierung der Ängste, z. B. durch Rituale
Angst nur in sozialen Situationen bzw. in Gegenwart des gefürchteten Auslösers
Schizophrenie
Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen können im Rahmen einer Schizophrenie oder anderer psychotischer Störungen auftreten.
Gemeinsam mit Zwangsstörung
bizarr wirkende Ideen
magisches Denken
sozialer Rückzug
Unterscheidend
Einsicht nicht mehr gegeben.
Zwangsgedanken werden als nicht zur eigenen Person zugehörig und nicht als übertrieben oder sinnlos erlebt.
parathymer Affekt (äußerer Gefühlsausdruck läuft den erlebten Emotionen entgegen)
Gefühl der Beeinflussung und des Gemachten
Zwangshandlungen weisen einen stärker stereotypen Charakter auf.
Pediatric Autoimmune Neuropsychiatric Disorder Associated with Streptococcal Infections
Selteneseltene Form der Zwangsstörung im Jugendalter bei Infektion mit beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A
evtl. schnelle Remission unter Antibiose oder Plasmapherese
In einer US-amerikanischen Fallkontrollstudie wurde bei jugendlichen Patienten mit Zwangsstörungen in den ersten 3 Monaten vor Krankheitsbeginn eine erhöhte Rate an Streptokokkeninfektionen gefunden.6
Gemeinsam mit Zwangsstörung
Zwangsbefürchtungen und -rituale
Unterscheidend
Nachweis antineuronaler Autoantikörper
abrupter Beginn
episodischer Verlauf
Beginn in der Kindheit
Impulskontrollstörungen
BeispieleKörperbezogene Wiederholungszwänge (körperbezogene repetitive Verhaltensstörungen, ICD-11 6B25), z. B.:
Diagnostisches Interview für Psychische Störungen (DIPS).
Streptokokkenerkrankung?
DieHautzeichen klinischeeines UntersuchungWasch- oder Putzzwangs (Dermatitis?) oder eines körperbezogenen Wiederholungszwangs, z. B. Dermatillomanie, Trichotillomanie?
Hinweise auf Drogenkonsum/Einnahme von Patienten mit Zwangsstörungen sollte eine klare Diagnose ergeben, die auch den Patienten mitgeteilt wird.
Organische Erkrankungen des Gehirns und andere psychische Störungen sollten ausgeschlossen werden (s. Abschnitt Differenzialdiagnosen)
Trockene Haut oder EkzemeStimulanzien?
Diagnostik beimbei SpezialistenSpezialist*innen
Weiterführende psychische Evaluation
Strukturelle Bildgebung (CT oder MRT) des Gehirns bei:
Patienten mit Erstmanifestation der Symptome im Alter über 50 Jahre
Verdacht auf zerebrale Pathologie, z. B.:
raumfordernder Prozess im Gehirn
vaskuläre Läsionen
neurologische Systemerkrankung.
Neuropsychologische Screening-Untersuchung bei allen Patienten mit Erstmanifestation der Symptome im Alter über 50 Jahre
Ausführliche neuropsychologische Untersuchung bei Verdacht auf kognitive Einschränkung (z. B. Demenzsymptome)
Weitere Testverfahren
zur Ermittlung des Schweregrads der Zwangssymptomatik
z. B. anhand der Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale (Y-BOCS)
zur Verlaufsdiagnostik
ggf. zur Quantifizierung der Einschränkungen von Lebensqualität und Alltagsfunktionen2
Bei Verdacht auf eine Zwangsstörung oder andere psychische Störung zur weiterführenden Diagnostik (Psychosomatik, psychologische Psychotherapie, Psychiatrie, Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie und -psychotherapie)
Ggf. zur weiteren neurologischen oder neuropsychologischen Diagnostik (s. o.)
Zur Behandlung einer Zwangsstörung (s.siehe dort), bevorzugt zu einer störungsspezifischen kognitiven Verhaltenstherapie mit intensiver Exposition
Ggf. zur Diagnostik und Mitbehandlung dermatologischer Komorbidität (s. o.)
Indikationen zur stationären BehandlungKrankenhauseinweisung
Bei Vorliegen mindestens eines der folgenden Kriterien soll eine stationäre Therapie erfolgen:
Gefahr für das Leben
schwerwiegende Vernachlässigung oder Verwahrlosung
Wenn das Zwangs- und Vermeidungsverhalten entweder so schwerwiegend ist oder so gewohnheitsmäßig ausgeführt wird, dass ein normaler Tagesablauf und das Wahrnehmen einer ambulanten Therapie nicht mehr möglich sind.
Bei Vorliegen mindestens eines der folgenden Kriterien sollte eine stationäre Therapie erfolgen:
starker Leidensdruck und starke Beeinträchtigung der psychosozialen Funktionsfähigkeit
In leichten Fällen von Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen sind keine Maßnahmen zur Eliminierung der Symptome erforderlich, sofern die betroffene Person nicht stark unter diesen leidet oder durch die Störung erheblich eingeschränkt ist.
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. S3-Leitlinie Zwangsstörungen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-017, Stand 20132022. wwwregister.awmf.org
Literatur
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Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. S3-Leitlinie Zwangsstörungen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-017, Stand 20132022. wwwregister.awmf.org
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Brock H, Hany M. Obsessive-Compulsive Disorder. Treatment2023 ofMay obsessive-compulsive disorder29. JIn: ClinStatPearls Psychiatry 1997;58:Suppl 4:2-72Internet.
DerSofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1 Zwangsgedanken
Ideen, Vorstellungen oder Impulse (Intrusionen), die dendie Patientenbetroffene Person immer wieder stereotyp beschäftigen.
Sie sind fast immer quälend, derdie PatientPerson versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten.
Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden.
Die häufigsten Zwangsgedanken sind:2
Kontaminationsgedanken (50 % der Betroffenen)
pathologische Zweifel (42 %)
somatische Zwangsbefürchtungen (33 %)
übersteigertes Symmetriebedürfnis (32 %)