1–10 Jahre: häufig Minimal-Change-Glomerulonephritis
11–18 Jahre: höhere Wahrscheinlichkeit für fokal-segmentale Glomerulosklerose (FSGS)
3. Ansprechen auf Glukokortikoide
Steroidsensibles nephrotisches Syndrom (SSNS)
Remission nach 60 mg/m2 KOF pro Tag Prednison in weniger als 4 Wochen
Steroidresistentes nephrotisches Syndrom (SRNS)
keine Remission nach 60 mg/m2 KOF pro Tag Prednison über 4 Wochen
Bei SRNS liegt meist eine fokal-sklerosierende Glomerulosklerose vor.8
4. Histologie
Minimal-Change-Glomerulonephritis 77 %
Fokal-segmentale Glomerulosklerose (FSGS) 9 %
Diffuse mesangiale Sklerose 2 %
Mesangial proliferative Glomerulonephritis 3 %
Membranöse Glomerulonephritis 1 %
Membranoproliferative Glomerulonephritis 6 %
Andere/nichtklassifiziert 2 %
Prädisponierende Faktoren
Trigger für eine Erstmanifestation oder ein Rezidiv sind:2
Infektionen
Impfungen
Allergien.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch zur dominierenden primären idiopathischen Form kommen die zahlreichen Grunderkrankungen in Betracht, die zu der selteneren sekundären Form des NS führen.
ICPC-2
U88 Glomerulonephritis/Nephropathie
ICD-10
N04 Nephrotisches Syndrom
N06 Isolierte Proteinurie mit Angabe morphologischer Veränderungen
N07 Hereditäre Nephropathie
N08 Glomeruläre Krankheiten bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Große Proteinurie (≥ 40 mg/m2 Körperoberfläche (KOF)/h bzw. ≥ 1 g/ m2 KOF/d)
Hypalbuminämie im Serum (< 25 g/l)
Anamnese
Ödeme im Rahmen der Erstmanifestation in 95 % der Fälle9
Labor vor allem zum Nachweis des nephrotischen Syndroms mit großer Proteinurie (> 40 mg/m2/h = 1 g/m2/d) und selektiver Proteinurie (Albuminanteil > 80 %), Abfall des Serumalbumins < 25 g/l
Die Angaben zur Therapie beziehen sich auf das idiopathische nephrotische Syndrom, die mit Abstand häufigste Form.
Therapieziele
Remission
Verhinderung von Rezidiven
Vermeidung von Toxizitäten der Therapie
Behandlung von Komplikationen
Allgemeines zur Behandlung
Die Behandlung beruht auf:
Allgemeinmaßnahmen
medikamentöser Therapie mit Glukokortikoiden beim steroidsensiblen nephrotischen Syndrom (SNS) bzw. Immunsuppressiva beim steroidresistenten nephrotischen Syndrom (SRNS)
Prophylaxe/Behandlung von Komplikationen (z. B. Thrombosen, Infektionen)
psychosozialer Betreuung.
Allgemeinmaßnahmen
Im Initialstadium Natrium- und Flüssigkeitsrestriktion zur Vermeidung der Ödemzunahme6
Tägliche Gewichtskontrolle zur Flüssigkeitsbilanzierung
Diuretika sollten nur zurückhaltend eingesetzt werden, um die intravasale Hypovolämie nicht zu verschlechtern.
Keine Diät erforderlich außer Kalorienreduktion bei glukokortikoidbedingter Gewichtszunahme3
Medikamentöse Therapie
Therapie der Erstmanifestation
Bei Erstmanifestation wird mit Glukokortikoiden nach festem Schema behandelt.1
in Abhängigkeit vom Ansprechen weitere Klassifikation in SSNS oder SRNS1
Bei Kindern besteht in 90 % der Fälle eines idiopathischen NS eine Steroidsensibilität.13
Gabe von Prednison täglich 60 mg/m2 p. o. (max. 80 mg) für 6 Wochen, anschließend jeden 2. Tag Prednison 40 mg/m2 p. o. (max. 60 mg) für weitere 6 Wochen1
Etwa 80 % der Patient*innen sprechen nach 2 Wochen auf die Therapie an.6
Therapie von Rezidiven
Ein Rezidiv ist definiert als Wiederauftreten einer Proteinurie an 3 aufeinanderfolgenden Tagen.6
Erneute Behandlung mit Glukokortikoiden über einen verkürzten Zeitraum6
Es wird zwischen Patient*innen mit seltenen und häufigen Rezidiven unterschieden.
Therapie bei schweren Verläufen oder Steroidresistenz
Ergänzender oder alternativer Einsatz von Immunsuppressiva:1
Cyclosporin
Tacolimus
Mycophenolat
Cyclophosphamid
Levamisol
Rituximab.
Prophylaxe/Behandlung von Komplikationen
Die Entscheidung über eine Thromboseprophylaxe wird individuell unter Berücksichtigung der Risikokonstellation getroffen.1
Erhöhtes Thrombembolierisiko, typische Lokalisationen sind Sinusvene, Lungenvenen und rechter Vorhof, tiefe Beinvenen und die Nierenvenen.1
Erhöhtes Infektionsrisiko durch Antikörpermangel und immunsuppressive Therapie
Die Prognose des SRNS hat sich in den letzten Jahren durch die immunsuppressive Therapie gebessert.11
im Langzeitverlauf dennoch häufig Niereninsuffizienz11
Renales Langzeitüberleben von 75 %, 58 % und 53 % nach 5, 10 und 15 Jahren5
Verlaufskontrolle
Kinder- bzw. Hausärzt*innen spielen eine wichtige Rolle, da sie die Behandlung überwachen und bei akuten Problemen (z. B. Infektion) rasch handeln können.3
Die Therapie sollte langfristig durch Kindernephrolog*innen gesteuert werden.3
Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie. Idiopathisches Nephrotisches Syndrom im Kindesalter: Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 166-001. S2e, Stand 2020. www.awmf.org
Literatur
Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie. Idiopathisches Nephrotisches Syndrom im Kindesalter: Diagnostik und Therapie. AWMF-Nr. 166-001. Stand 2020. www.awmf.org
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Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i.Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Auftreten einer großen Proteinurie (≥ 40 mg/m2 Körperoberfläche (KOF)/h bzw. ≥ 1 g/m2 KOF/d) mit Hypalbuminämie im Serum (< 25 g/l). Häufigkeit:Insgesamt seltene Erkrankung, aber häufigste Glomerulopathie in der Pädiatrie. Inzidenz in Deutschland ca. 1.8/100.000.