Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-5
Mit Assessment, dem englischen Begriff für „Beurteilung, Einschätzung“, ist im psychosozial-wissenschaftlichen Kontext eine umfassende Beurteilung psychischer, sozialer und/oder alltagsrelevanter Kompetenzen und Ressourcen gemeint.
Bei Hinweisen auf eine Demenzerkrankung erfolgen das Assessment einschließlich Verlaufskontrollen idealerweise in Zusammenarbeit zwischen Hausärzt*in, Patient*in und Angehörigen, Pflegenden der Pflegeeinrichtung und ggf. weiteren Fachspezialist*innen für z. B. Psychiatrie.
Ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Elementen der Demenzdiagnostik siehe Artikel Demenzsymptome.
Hausärztlich-geriatrisches Basisassessment
Die 1. Stufe der Demenzdiagnostik und die Verlaufskontrollen können u. U. im Rahmen des hausärztlich-geriatrischen Basisassessment (EBM-Ziffer 0324003360 und 03362) erfolgen (Näheres dazu im Artikel Geriatrische Untersuchung).
Komplexe kognitive Beeinträchtigungen oder Erschöpfung gelten ab dem 70. Lebensjahr auch bei ansonsten erhaltenen Funktionen als alleinige Begründung für ein hausärztlich-geriatrisches Basisassessment.
Der fakultative Leitungsinhalt schließt die Beurteilung von Hirnleistungsstörungen ein.
Assessmentplan
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-5
Aufklärung und Planung
Mögliche Konsequenzen einer Demenzdiagnose
Den Wunsch der betroffenen Person zur Intensität der weiteren Diagnostik und Aufklärung respektieren (Recht auf Nicht-Wissen).
Die weiteren diagnostischen Schritte mit der betroffenen Person absprechen.
Zweistufiges Vorgehen
Bei anamnestischen Hinweisen auf zunehmende kognitive Funktionsstörungen führt eine geschulte MFA der Praxis ein Screeningverfahren durch.
Bestätigt sich der Verdacht auf ein demenzielles Frühsyndrom: Überweisung zur neuropsychologischen Diagnostik (z. B. Gedächtnissprechstunde an einem ambulanten Versorgungszentrum)
TFDD (beinhaltet u. a. den Uhrentest und Fragen zur Depressionsdiagnostik)
Ein negatives Testergebnis schließt ein beginnendes demenzielles Syndrom nicht aus. Im Zweifelsfall sollte eine ausführlichere neuropsychologische Testung erfolgen (Überweisung).
Störfaktoren
Folgende Faktoren können zu einer Verzerrung der Test- und Explorationsergebnisse beitragen:5
sensorische Störungen
Schwerhörigkeit (ist gleichzeitig ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz6)
Wenn eine Demenz diagnostiziert wird, sollte die betroffene Person darüber aufgeklärt werden, dass diese Erkrankung im weiteren Verlauf zum Verlust der Fahreignung führen wird, selbst wenn die Person zum Zeitpunkt der Diagnosestellung noch fahrtauglich sein sollte.
Es sollte darauf hingewirkt werden, dass die Erkrankten rechtzeitig aus eigener Einsicht auf das Fahren verzichten. Hierbei handelt es sich um einen Prozess, der umfassende und wiederholte Beratung erfordern kann.
Aufklärung schriftlich dokumentieren.
Relevante Faktoren
Krankheitsstadium
Symptomausprägung und -schwere
Alter der erkrankten Person
motorische Defizite
Fahrleistung
Anamnese der betroffenen Person und Fremdanamnese der Angehörigen
Evtl. weitergehende Untersuchungen
neuropsychologische Testung
Fahrsimulator
Fahrprobe
Beurteilung und evtl. Meldung an die Ordnungsbehörde
Sorgfältige Dokumentation ist unerlässlich.
Humangenetische Beratung und Diagnostik
Bei Verdacht auf eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung
Information an Hilfsdienste
Nur mit Erlaubnis der Betroffenen
Was ist wichtig?
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-5
Bei anamnestischen Hinweisen auf ein demenzielles Frühsyndrom: Kurztest und ggf. Überweisung zur neuropsychologischen Diagnostik
Je nach Befund weitere Abklärung, z. B. neurologisch, psychiatrisch, internistisch oder humangenetisch
Zusammenfassendes Abschlussgespräch
Mit Betroffenen und Angehörigen
Geplante diagnostische Maßnahmen erläutern und mit allen an der Versorgung der Erkrankten beteiligten Personen absprechen.
Wichtige Themen
Informationen über die Diagnose
Informationen über die Symptome und die Prognose
Bedarf an kommunalen Maßnahmen, z. B. Haushaltshilfe und ambulanter Pflegedienst, Tagespflege in Pflegezentren
medikamentöse Behandlung
nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen
Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung/Testament
Bedarf der Angehörigen an Beistand und Unterstützung, evtl. Teilnahme an Schulungen für pflegende Angehörige
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis. AWMF-Leitlinie 053-015. S1, Stand 2017. www.awmf.org
Literatur
Karsch-Völk M, Schneider A, Landendörfer P. Geriatrisches Basisassessment in der Hausarztpraxis - Wie hilfsbedürftig ist Ihr Patient?. MMW-Fortschr Med 2012; 154: 47-51. PMID: 23088035 PubMed
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Geriatrisches Assessment in der Hausarztpraxis. AWMF-Leitlinie 053-015. S1, Stand 2017. www.awmfpmvforschungsgruppe.orgde
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Demenzen. AWMF-Leitlinie Nr. 038-013. S3, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
National Institute for Health and Care Excellence (UK). Dementia: Assessment, management and support for people living with dementia and their carers. London: National Institute for Health and Care Excellence (UK); 2018 Jun. PMID: 30011160 PubMed
Messemaker A, Schall A. Basis-Assessment in der in der Demenzdiagnostik – ist doch ganz einfach!? Präsentation im Rahmen des 50. Kongresses für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. T06-PraktWS08 Workshop am 29.09.2016. www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
Livingston G, Huntley J, Sommerlad A et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet 2020; 396: 413-46. PMID: 32738937 PubMed
Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
DDD MK 14.07.2022 Link zu TFDD aktualisiert nach Leserhinweis
DDD MK 07.06.2022 Abrechnungsziffer korrigiert.
MK 17.07.17 neue LL MAGIC
BBB MK 21.10.2021 Umfassend revidiert und gekürzt.
CCC MK 18.01.2021 Link zu MAGIC wieder hergestellt, nach Leserhinweis.
Revision at 21.10.2015 19:41:31:
GErman Version MK 22.11.16
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-5 Mit Assessment, dem englischen Begriff für „Beurteilung, Einschätzung“, ist im psychosozial-wissenschaftlichen Kontext eine umfassende Beurteilung psychischer, sozialer und/oder alltagsrelevanter Kompetenzen und Ressourcen gemeint.