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Harnwegsinfektion bei liegendem Katheter

Zusammenfassung

  • Definition: Als katheterassoziierte Harnwegsinfektion (engl. CAUTI = Catheter-Associated Urinary Tract Infection) bezeichnet man eine (symptomatische) Harnwegsinfektion bei PatientenPatient*innen mit Blasenverweilkatheter oder eine Infektion, die innerhalb von 48 Stunden nach Entfernung des Katheters auftritt.
  • Häufigkeit: HWI gehören zu den häufigsten nosokomialen Infektionen, 80 % davon sind Katheter-assoziiertkatheterassoziiert. Die Inzidenz beträgt 3,1–7,5 Harnwegsinfekte pro 1.000 Kathetertage.
  • Symptome: Verdacht auf eine Infektion besteht bei Fieber, Veränderungen des mentalen Zustands oder neu aufgetretenen suprapubischen und/oder Flankenschmerzen.
  • Befunde: Symptome, die auf einen Harnwegsinfekt hindeuten und durch andere Erkrankungen nicht erklärt werden können, und eine Bakteriurie von ≥ 103 cfu/ml.
  • Diagnostik: Anamnese, körperliche Untersuchung, Urinkultur zur Keimbestimmung und Resistenztestung. Keine Urindiagnostik bei fehlenden Symptomen!
  • Therapie: Antibiotika und Entfernung/Wechsel des Dauerkatheters. Die Mehrzahl der katheterbedingten HWI könnten durch angemessene Prävention verhindert werden.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Symptome einer Harnwegsinfektion, die bei PatientenPatient*innen mit liegendem Dauerkatheter auftreten oder innerhalb von 48 Stunden, nachdem dieser entfernt wurde.1
  • Abzugrenzen ist eine asymptomatische Bakteriurie, die einer Kolonisation entspricht.1-2

Häufigkeit

  • Inzidenz3
    • Bei auf Normalstationen hospitalisierten Patienten treten 3,79 Harnwegsinfektionen pro 1.000 Harnwegskathetertage auf.43
    • Bei neu gelegten Urinkathetern beträgt die Inzidenz einer Bakteriurie täglich 3–10 %. Nach 4–6 Wochen besteht bei nahezu allen PatientenPatient*innen eine Bakteriurie.54
    • Allerdings entwickeln nur rund 10  % der PatientenPatient*innen mit Bakteriurie einen symptomatischen Harnwegsinfekt.3
  • Harnwegsinfektionen zählen mit einem Anteil von 2321,2 % nach postoperativen Wundinfektionen (2422,3 %) zu den häufigsten nosokomialen Infektionen.
      5
    • In 80  % der Fälle sind nosokomiale Harnwegsinfektionen mit einem Katheter assoziiert.3
    • Sie sind für rund 20  % der Bakteriämien bei hospitalisierten PatientenPatient*innen verantwortlich. Diese haben eine Mortalität von etwa 10  %.1

Ätiologie und Pathogenese

Infektion

  • Jedes Einführen eines Katheters kann Bakterien in die Harnblase befördern und stellt somit ein Risiko für die Entwicklung eines Harnwegsinfektes dar. Hauptproblem bei liegendem Katheter ist jedoch die dauerhafte Besiedlung des Fremdmaterials.
  • Das Infektionsrisiko ist viel geringer bei intermittierender steriler Katheterisierung als bei Dauerkatheter.3,6
  • Erregerreservoire sind die endogene Flora des Gastrointestinaltraktes, des Urogenitaltraktes und der Perianalregion der PatientenPatient*innen sowie Kontaminationen des Urinkatheters bei der Katheteranlage.
  • Den Harntrakt erreichen die Erreger entweder extraluminal, entlang der sog. mucopurulenten Membran zwischen dem Katheter und der Harnröhrenwand oder intraluminal aszendierend.3
  • Es bildet sich ein Biofilm, bestehend aus Bakterien und einer Matrix hauptsächlich aus Polysacchariden. Bakterien im Biofilm haben eine weitaus höhere Resistenz gegenüber Antibiotika als frei im Urin flottierende Bakterien.
  • Erregerspektrum Harnwegskatheter-assoziierter Harnwegsinfektionen (Jahre 2009–2013):3
    • E. coli (43,6  %, davon 11,8  % ESBL)
    • Enterococcus spp. (23,0  %)
    • P. aeruginosa (10,7 %)
    • Klebsiella spp. (10,3 %)
    • Proteus spp. (9,6  %)
    • S. saprophyticus (2,2  %)
    • S. aureus (3,2  %).

Kolonisation

  • Tritt im Laufe vonNach 4 Tagen bei offenen Kathetern auf, bei geschlossenen Systemen erst nach 1530 Tagen.7 Nach 6 Wochen sind Dauerkatheter fast ausnahmslos besiedelt.53-4
  • Das Auftreten einer Bakteriurie kann sich verzögern, wenn beim Legen des Katheters steril vorgegangen wird und wenn geschlossene Drainagesysteme angewandt werden.86

Disponierende Faktoren43

  • Dauer der Katheterisierung (wichtigster Risikofaktor!1)
  • Eingeschränkte Immunität
  • Fortgeschrittenes Lebensalter (>  50 Jahre)
  • Weibliches Geschlecht
  • Diskonnektion des geschlossenen Harndrainagesystems
  • Missachtung von Hygieneregeln bei der Katheterisierung und Katheterpflege
  • Diabetes mellitus
  • Niereninsuffizienz

ICPC-2

  • U70 Pyelonephritis/Pyelitis
  • U71 Zystitis/Harnwegsinfekt, andere
  • U72 Urethritis

ICD-10

  • N30 Zystitis
  • N32 Sonstige Blasenstörungen
  • N34 Urethritis und Urethrasyndrom
  • N36 Sonstige Störungen in der Harnröhre (Urethra)
  • N39 Sonstige Krankheiten des Harnsystems
  • N99 Krankheiten des Urogenitalsystems nach medizinischen Maßnahmen, anderenorts nicht klassifiziert
  • U80 Bakterium, resistent gegen Penicillin und verwandte Antibiotika
  • U81 Bakterium, resistent gegen Vancomycin und verwandte Antibiotika
  • U88 Bakterium, resistent gegen mehrere Antibiotika
  • U89 Bakterium, resistent gegen andere und nicht näher bezeichnete Antibiotika

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  1. Klinik: Symptome eines Harnweginfektes
    • Können untypisch sein.
  2. Urindiagnostik: Urinkultur zum Erregernachweis und Resistenztestung
    • Der alleinige Nachweis einer Pyurie oder Bakteriurie ist aufgrund der hohen Kolonisationsrate nicht ausreichend!
    • Auch trüber Urin und/oder strenger Geruch allein rechtfertigen nicht die Diagnose eines Harnwegsinfekts.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Verdacht auf eine Infektion besteht bei:1
  • GeriatrischeBei Patientengeriatrischen klagenPatient*innen oft nicht über die typischenuntypischen Symptome, hier können auch unspezifische, 4
    • neu aufgetretene Beschwerden wie Veränderungen des Allgemeinzustandes,
    • Unwohlsein,
    • unklares Fieber oder
    • Bauchschmerzen auf einen Harnwegsinfekt hinweisen.
  • Gleiches gilt für Kinder.1,54

Klinische Untersuchung

  • Häufig keine oder nur wenige lokale Symptome
    • evtl. Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Blase
    • evtl. Schmerzempfindlichkeit im Oberbauch oder Nierenlager

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Urindiagnostik

  • Indikationen1-3,54
    • nur bei klinischem Verdacht auf eine Infektion
    • zur Therapiekontrolle 
    • bei unklarem Fieber
    • nicht routinemäßig
      • Regelmäßige Urinkulturen bei PatientenPatient*innen mit Dauerkatheter werden nicht empfohlen, da diese keine Aussagekraft für die Wahl des richtigen Antibiotikums bei zukünftigen Infektionen haben.
  • Urinstreifentest: Zur Diagnostik nicht ausreichend. Nachweis von Leukozyten, Blut und/oder Nitrit können ein Hinweis auf einen Harnwegsinfekt sein. 
  • Urinkultur
    • Goldstandard1-2
    • Die Kultur sollte aus einem neu gelegten Katheter entnommen werden. Die Kultur aus Urin, der aus dem Urinbeutel oder dem Urinschlauch gewonnen wurde, führt häufig zu falschen Ergebnissen, da die Anzahl der gefundenen Bakterienstämme und die Keimdichte falsch zu hoch sein kann.97
    • Grenzwert: >  103 koloniebildende Einheiten/ml1
    • Oft liegt eine polymikrobielle Bakteriurie vor – normalerweise Pseudomonas, Proteus, Providencia, Enterobacteriaceae, Morganella und Enterococci. Die Flora scheint sich im Laufe der Zeit zu verändern.108
  • Fungurie9
    • Ursächlich ist normalerweise Candida.11
    • Häufiger Befund bei PatientenPatient*innen mit Dauerkatheter, insbesondere bei denen, die Antibiotika einnehmen, älter sind oder Diabetes haben.11
    • bei asymptomatischen Patient*innen i. d. R. keine Therapie notwendig
    • bei Symptomatik Behandlung mit Fluonazol

LeilinieLeitlinie: Brennen bei Wasserlassen5 – Urindiagnostik bei liegendem Dauerkatheter4

  • Bei geriatrischen PatientenPatient*innen (mit/ohne Urinkatheter) soll kein Screening auf das Vorhandensein einer Bakteriurie erfolgen (A).
  • Bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt bei PatientenPatient*innen mit liegendem Harnwegskatheter sollte eine Urinkultur aus einem neugelegten Urinkatheter gewonnen werden (B).

Diagnostik beimbei SpezialistenSpezialist*innen

  • Blutkultur bei Verdacht auf Sepsis
  • Bildgebende Verfahren bei Verdacht auf Obstruktionen

Indikationen zur Überweisung/Krankenhauseinweisung

  • Bei unklarer Diagnose
  • Bei schwerem Verlauf
  • Bei Grunderkrankungen, die das Auftreten von schwerwiegenden Komplikationen wahrscheinlich machen:
  • Zuhause gepflegte, schwerkranke PatientenPatient*innen, die schlecht auf die Behandlung ansprechen, sollten evtl. in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Checkliste
  • Bei zurunklarer Überweisung
  • Harnwegsinfekte bei Verwendung eines Katheters

    • Zweck der Überweisung
      • Diagnostik? Zystoskopie? Therapie? Weiteres?Diagnose
    • Anamnese
      • Hintergrund der Katheterisierung? Beginn und Dauer der aktuellen Beschwerden?
      • Symptome?
      • Durchgeführte Behandlung
      • Andere relevante Krankheiten?
      • Regelmäßige Medikamente?
      • antibiotische Vorbehandlungen?
    • Klinische Untersuchung
      • Prostata − vergrößert? Knoten?
      • Evtl. Messung des Restharns?
    • Ergänzende Untersuchungen

    Therapie

    Therapieziele

    • Katheterassoziierten Harnwegsinfekten vorbeugen.
    • Infektionsherd sanieren.
    • Komplikationen verhindern.

    Allgemeines zur Therapie

    • ManSchätzungsweise schätzt, dasskönnten bis zu 70  % der katheterassoziierten Harnwegsinfektionen durch geeignete Präventionsmaßnahmen verhindert werden könnten.3
    • Die Therapie sollte möglichst nach Kultur und Antibiogramm erfolgen.
    • Wenn nötig, erfolgt eine empirische antibiotische Behandlung unter Beachtung der lokalen Resistenzlage.

    Medikamentöse Therapie

    • Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei PatientenPatient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1210

    Leitlinie: Empirische antibiotische Behandlung bei Harnwegsinfekten1-2,54

    Empfehlungen für eine Antibiotikatherapie

    • Keine Antibiotika bei asymptomatischer Bakteriurie1-2
    • Grundsätzliche Überlegungen vor einer Antibiotikatherapie
      • korrekte Diagnosestellung
      • kritische Indikationsstellung
      • Lokale Resistenzlage bedenken.

    Katheterassoziierte Harnwegsinfekte

    • Keine Therapie bei asymptomatischen PatientenPatient*innen, unabhängig vom Nachweis einer Bakteriurie
    • Entfernung oder Wechsel des Katheters vor Beginn der antibiotischen Behandlung
    • Keine Instillation von antiseptischen oder antimikrobiellen Substanzen3
    • Ein Harnwegsinfekt bei PatientenPatient*innen mit einem liegenden Harnwegskatheter sollte 7 Tage antibiotisch behandelt werden (A).54

    Komplizierte Harnwegsinfektion

    • Empfohlene Medikamente
      • Amoxicillin + Aminoglykosid
      • Cephalosporin der 2. Generation + Aminoglykosid
      • Cephalosporin der 3. Generation i. v. bei systemischen Symptomen
      • Ciprofloxacin (z.  B. 500–750  mg 2 × x tgl. über 7–10 Tage) nur, falls
        • lokale Resistenzraten <  10  % – oder –
        • keine HospitatalisierungHospitalisierung erforderlich ist – oder –
        • eine Betalaktam-Allergie vorliegt.
    • Nicht verwendet werden sollten aufgrund der Resistenzlage:
      • Amoxicillin +/–Clavulansäure
      • Trimethoprim +/– Sulfamethoxazol.
    • IndikationIndikationen für Antibiotikaeine antibiotische Therapie bei geriatrischen Patient*innen mit Urindauerkatheter4
      • Beurteilen Sie kritisch, ob eine Behandlung erforderlich ist. Die Medikamente können toxisch sein, nur eine geringe klinische Wirkung haben und zur Resistenzbildung führen.
      • Eine nordamerikanische Konsensus-Konferenz von Infektiologen hat Minimalkriterien für die antibiotische Behandlung von symptomatischen Patienten mit Urinkathetern entwickelt. Mindestens eines der folgenden Symptome sollte vorhanden sein:
      • Die Dauer der Behandlung hängt vom Schweregrad und davon ab, wie schnell sich der Zustand bessert. Bei promptem Ansprechen der Therapie sollte 7 Tage, bei verzögertem Ansprechen 10–14 Tage behandelt werden.9

    Therapiedauer

    • Die Therapiedauer beträgt bei PatientenPatient*innen mit Dauerkatheter 7 Tage.54
      • Bei verzögertem Ansprechen 10–14 Tage behandeln.7
    • Am 4. Therapietag und etwa 10 Tage nach Therapieende sollte eine Urinkultur erfolgen.2

    Fungurie

    • Bei asymptomatischen Patient*innen i. d. R. keine Therapie notwendig
    • Bei Symptomatik Behandlung mit Fluonazol9

    Prävention

    Allgemeines

    • Restriktive Indikationsstellung zur Anlage eines Harnblasenkatheters und eine kontinuierliche Überprüfung der Indikation bei liegendem Katheter4
      • Möglichst kurze Verweildauer ist anzustreben.5
    • Es gibt keine Hinweise auf einen eindeutigen Nutzen von Katheterspülungen.4-5,11 
    • Eine generelle Anwendung von Methenamin zur Prophylaxie einer Infektion bei Harnblasenkatheter kann nicht empfohlen werden.54
    • Der Dauerkatheterismus von älteren PatientenPatient*innen mit Urininkontinenz sollte möglichst vermieden werden.63 
    • Dennoch bekommen PatientenPatient*innen, die chronisch gepflegt werden, oft einen Dauerkatheter gelegt, obwohl Urininkontinenz als alleinige Indikation eine unnötige Anwendungen eines Katheters darstellt.3

    Indikationen

    • Jede Anlage eines Harnwegskatheters bedarf einer strengen, ärztlichen Indikationsstellung, die täglich überprüft werden sollte.3,5
    • Medizinisch begründete Anwendungen eines Katheters:43
      • akuter Harnverhalt
      • Notwendigkeit der Bilanzierung bei schwerschwerkranken kranken PatientenPatient*innen
      • PatientenPatient*innen mit urologischen Operationen
      • Förderung der Wundheilung im Bereich des äußeren GenitaleGenitales bei Harninkontinenz
      • mehrstündige Operationen mit hohem Flüssigkeitsumsatz
      • palliative Behandlung (bei Patientenwunsch).
    • Beispiele für unnötige Anwendungen eines Katheters:43
      • Verordnung nur aufgrund einer Harninkontinenz der PatientenPatient*innen
      • Verlängerung der Katheterliegedauer, z.  B. bei PatientenPatient*innen nach chirurgischen Eingriffen oder nach Abschluss der intensivmedizinischen Überwachung/Bilanzierung.

    Katheter

    • Möglichkeiten zu Harndrainage43,108
      • aseptischer intermittierender Einmalkatheterismus3
        • Zur Prävention von Infektionen sinddem Blasenverweilkatheter vorzuziehen.
        • Vor jeder Anwendung eines Blasenverweilkatheters sollte daher überprüft werden, ob alternativ nicht ein aseptischer, intermittierender Einmal-(Selbst-)Katheterismus infrage kommt.4
        • Eine Schulung der PatientenPatient*innen bzw. der Pflegenden sollte durchgeführt und möglichst durch geeignetes Informationsmaterial ergänzt werden.4
        • Die Methode ist heute Standard für PatientenPatient*innen mit Rückenmarksverletzungen.
        • Allerdings sind auch die Harnwege dieser PatientenPatient*innen nach einigen Monaten Behandlung bakterienbesiedelt.6
      • transurethraler Verweilkatheter (Dauerkatheter)
      • suprapubischer Katheter3
        • Es liegen widersprüchliche Daten vor, ob dieser Harnwegsinfektionen verringern kann, verglichen mit einem Dauerkatheter, die Mehrzahl der Daten ergibt keinen Unterschied.45,12
        • Vorteile liegen in einer Schonung der Harnröhre.4,10
        • Kann aus diesem Grund bei PatientenPatient*innen mit längerfristiger Harndrainage (z.  B. bei größeren Operationen) angewandt werden.4,10
    • Für die Kurzzeitdrainage (<  5 Tage) können preisgünstige Latex-Ballonkatheter eingesetzt werden, wenn eine Latex-Allergie ausgeschlossen ist.143
    • Bei längerfristiger Blasendrainage sollte ein Vollsilikonkatheter verwendet werden, da dieser die höchste Biokompatibilität und -stabilität besitzt.103
    • Antimikrobielle Beschichtung?
      • Bei ca. 90  % der länger liegenden Urinkatheter ist das Lumen der Katheter mit einem Biofilm bedeckt, bestehend aus Bakterien und einer Matrix hauptsächlich aus Polysacchariden. Bakterien im Biofilm haben eine weitaus höhere Resistenz gegenüber Antibiotika als frei im Urin flottierende Bakterien.1513
      • Die Effizienz antimikrobieller Katheterbeschichtungen zur Infektionsprophylaxe wird kontrovers diskutiert. Ihr Einsatz wird zurzeit in Deutschland nicht empfohlen.3-4
        • Möglicherweise besteht ein Vorteil für antibiotisch beschichtete Katheter gegenüber antiseptisch beschichteten Kathetern.5
      • Die European Association of Urologist (EAU) empfiehlt die Verwendung hydrophil beschichteter Katheter.1
    • Antibiotika-Prophylaxe
      • Die antibiotische Prophylaxe reduziert das Auftreten von katheterassoziierten Harnwegsinfekten laut zweier Metaanalysen.5,12

    Hilfreiche Maßnahmen3

    • Hygiene
      • vor und nach dem Anfassen von Katheter oder Sammelbeutel hygienische Händedesinfektion4
      • sterile Vorgehensweise beim Einsetzen eines Katheters14
      • Die tägliche Reinigung rund um den Meatus ist empfehlenswert. Eine Reinigung mit Wasser und Seife im Rahmen der Basishygiene reicht aus.14
      • Auch beim suprapubischen Katheter wird das Punktionsgebiet am Unterbauch, der Katheter und die Genitalregion täglich mit Wasser und Seife gereinigt.
    • Umgang mit dem Drainagesystem
      • Abknickungen der Schläuche sowie durchhängende Schlaufen des Ableitungssystems, in denen der Urin länger verweilt, sollten vermieden werden.4
      • Der Auffangbeutel sollte frei hängen, keinen Kontakt zum Boden haben, und sich jederzeit unter Blasenniveau befinden.4
      • Regelmäßige Entleerung des Auffangbeutels, insbesondere vor Umlagerungen. Dabei sollte der Ablassstutzen nicht mit dem Auffanggefäß in Kontakt kommen.4
      • Katheter und Drainagesystem sollten möglichst nicht diskonnektiert werden.
        • Bei Diskonnektion sollte ein möglichst aseptisches Vorgehen angewandt werden (Desinfektion, z.  B. mit Hautdesinfektionsmittel).
    • Auf eine ausreichende Diurese zur „inneren Spülung“ in Form von einer Harnausscheidung von möglichst mehr als 1,5–2  l/24  h bei einem spezifischen Gewicht von = 1.015  g/l sollte geachtet werden.14

    Wann sollte der Katheter ausgetauscht werden? 

    • Ein Katheterwechsel soll nicht routinemäßig in festen Intervallen, sondern bei Bedarf (z.  B. Infektion, Inkrustation, Obstruktion oder Verschmutzung) und nach ärztlicher Indikationsstellung erfolgen.43,108
    • Ein solches Vorgehen führt dazu, dass weniger Katheter ausgetauscht werden als geplant, wodurch weniger Verletzungen der Harnröhre und weniger symptomatische Infektionen auftreten.
    • Im Falle einer katheterassoziierten Harnwegsinfektion ist der Katheter vor Beginn der antibiotischen Therapie ganz zu entfernen oder zu wechseln.2
    • Beim Katheterwechsel sollte stets auch das gesamte Ableitungssystem ausgetauscht werden.43,108

    Wirkungslose Maßnahmen

    • Antibiotika-Prophylaxe1,4
      • Die Wirkung ist nicht nachgewiesen und wird nicht empfohlen.
    • Antibiotikaspülungen der Blase1,45
      • Spülungen mit Antibiotika, Wasserstoffperoxid, Methenamin (Urotropin) sind wirkungslos.1612
        • Es ist nicht nachgewiesen, dass dadurch Infektionen verhindert oder verzögert werden, im Gegenteil kann es zu Infektionen mit resistenten Mikroben kommen.
        • Wird von der European Association of Urologist (EAU) nicht empfohlen.171
      • Antibiotika beim/nach dem Entfernen von Kathetern1,4
      • Routinemäßige Katheterwechsel nach festen Zeitintervallen1,43,108
      • Urinkulturen zum Screening von asymptomatischen PatientenPatient*innen1,3-4-5

      Komplikationen und Prognose

      Komplikationen

      Prognose

      • Die Prognose ist für die meisten Harnwegsinfekte gut, einige entwickeln aber ernste Komplikationen wie die ,  die tödlich verlaufen kann.

      Patienteninformationen

      Patienteninformationen in Deximed

      Quellen

      Leitlinien

      • Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU):. Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044. S3, Stand 2017. www.awmf.org
      • European Association of Urology (EAU):. EAU Guidelines on Urological Infections. Update 03/20172022www.uroweb.org
      • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen – S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektion. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org
      • Arbeitskreis „Krankenhaus- & Praxishygiene“ der AWMF. Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis: Die Harndrainage. AWMF-Leitlinie Nr. 029-007, Stand 01/2015. www.awmf.org
      • Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Empfehlung „Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen“, Stand 4/2015. www.rki.de

      Literatur

      1. EuropeanEAU AssociationGuidelines. ofEdn. Urologypresented (EAU):at the EAU GuidelinesAnnual onCongress UrologicalAmsterdam, Infectionsthe Netherlands 2022.ISBN Update 03/2017978-94-92671-16-5. uroweb.org
      2. Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU): Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044, Stand 2017 www.awmf.org
      3. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut: Empfehlung" Prävention und Kontrolle Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen".Bundesgesundheitsbl 2015 ·. 58:641–650.DOI 10.1007/s00103- 015-2152-3. Online publiziert: 1. April 2015. www.rki.de
      4. Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen: Infektionssurveillance im Modul STATIONS-KISS, Referenzdaten Berechnungszeitraum Januar 2009 bis Dezember 2013. www.nrz-hygiene.de
      5. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen – S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektion. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. Stand 2018 www.awmf.org
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      18. Warren JW, Platt R, Thomas RJ, et al. Antibiotic irrigation and catheter-associated urinary-tract infections. N Engl J Med 1978; 299: 570. PubMed

      AutorenAutor*innen

      • Franziska Jorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Kaufbeuren
      • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
      • Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau
      • Klaus Gebhardt, Arzt für Allgemeinmedizin, Bremen (Review)
      • TerjeDie Johannessen,ursprüngliche professorVersion idieses allmennmedisin,Artikels Instituttbasiert forauf samfunnsmedisinskeeinem fag,entsprechenden NorgesArtikel tekniskim norwegischen hausärztlichen Online-naturvitenskapeligeHandbuch universitet,Norsk Trondheim
      • NilsElektronisk Grefberg, med dr och överläkare internmedicin och nefrologi, tidigare vid Medicinkliniken, Centrallasarettet VäxjöLegehåndbok (MedibasNEL, https://legehandboka.no/).
    KateterN30; harnwegsinfektion bei liegendem katheterN32; HarnwegsinfektionN34; beiN36; DauerkatheterN39; N99; U80; U81; U88; U89
    Kateter; harnwegsinfektion bei liegendem katheter; Harnwegsinfektion bei Dauerkatheter
    KateterU70; harnwegsinfektion bei liegendem katheterU71; Harnwegsinfektion bei DauerkatheterU72
    liegender Katheter; Harnwegsinfektion bei liegendem Katheter; Harnwegsinfektion bei Dauerkatheter; Harnwegsinfekt; HWI; Katheterassoziierter; Katheterassoziierte; nosokomiale Infektion; Bakteriurie; E. coli; Escherichia coli; Blasenkatheter; Katheter; DK; Zystitis; Dauerkatheter; Urinkatheter
    Harnwegsinfektion bei liegendem Katheter
    Anwendungsbeschränkungen für Chinolone 10.4.19 UB MK 10.10.2017 neue HWI-LL
    BBB MK 09.11.2022 revidiert und aktualisiert, wenige Änderungen Revision at 21.09.2015 16:50:15: German Version Revision at 15.09.2015 10:44:32: 18.16 Gerhardt DEGAM MK 19.12.2017 CCC MK 19.09.2018, neue DEGAM-LL Brennen beim Wasserlassen
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    Definition: Als katheterassoziierte Harnwegsinfektion (engl. CAUTI = Catheter-Associated Urinary Tract Infection) bezeichnet man eine (symptomatische) Harnwegsinfektion bei PatientenPatient*innen mit Blasenverweilkatheter oder eine Infektion, die innerhalb von 48 Stunden nach Entfernung des Katheters auftritt.
    Niere/Harnwege
    Harnwegsinfektion bei Dauerkatheter
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    SiteDisease
    Harnwegsinfektion bei Dauerkatheter
    anders.skjeggestad@nhi.no
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