GrundinformationenAllgemeine Informationen
Definition
DasDerStiffManSyndromgesamte(SMS)AbschnittistbasierteineaufautoimmunentzündlichediesenErkrankung des ZNS und der endokrinen DrüsenReferenzen.Es ist klinisch charakterisiert durch eine massive rigide Steigerung des Muskeltonus und schmerzhaft einschießende Spasmen (diagnostische Kernkriterien).Häufigehistorischefakultative Symptome sind Gangstörung mitGangblockaden und Stürzen, Skelettdeformierungen (vor allem fixierte Hyperlordose), episodische adrenergeautonome Dysregulation, gesteigerte Schreckhaftigkeit und agoraphobische Angststörung.Die Muskeldehnungsreflexe können gesteigert sein.Weitere neurologische Symptome fehlen.
Andere Bezeichnungen sindBezeichnung: „Stiff-Man-Syndrom“, „Stiff-Person-Syndrom“,- Synonym: Moersch-Woltman-Syndrom
. - Die Krankheit wurde erstmals 1956 beschrieben.2
- Das Stiff-Person-Syndrom (SPS) ist eine chronische, autoimmun-entzündliche Erkrankung des ZNS.
- Es
handeltkönnensichmotorische, vegetative,umneuropsychiatrische,
endokrinologische und sekundär orthopädische Symptome im Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten. - Obligate Kernsymptome von SPS sind:
- fluktuierende Rigidität
- schmerzhaft einschießende Spasmen
- häufigste Lokalisation sind Rumpf und Beine
- SMS-Spektrum-Erkrankungen:
- Stiff-Person-Syndrom
- Stiff-Limb-Syndrom (SLS, Minusvariante) mit Beschränkung der Symptomatik auf eine
selteneExtremität - Progressive Enzephalomyelitis
Erkrankung,mitgekennzeichnet durch fortschreitende MuskelsteifigkeitRigidität undschmerzhafteMyoklonien (PERM,durchPlusvariante)Bewegungenmitoderweiteren,Emotionenmanchmalausgelflüchtigen neurologischen Symptomen- Okulomotorikstö
sterung,Krepileptische Anfämpfe.lle, Pyramidenbahnzeichen, Ataxie, Paresen, Sensibilitätsstörungen, Dysautonomie
- Okulomotorikstö
- Das SPS wird eingeteilt in drei Kategorien:
- Klassisches SPS
- 70-80 % der Patient*innen
2-3 MeistgeneralisiertewirdRigidität- Steifheit
diedesaxialeStammes - regelmäßige
MuskulaturMuskelspasmen
- 70-80 % der Patient*innen
- Partielles
betroffen.SPS- 10-15
Dies führt zu einer Fehlstellung% derWirbelsäulePatient*innen3 EinehäufigsteVariante,Form:das „Stiff-Limb-Syndrom“bzwmit Bewegungseinschränkung und Steifheit eines Beines- andere isolierte Form: schmerzhafte Spasmen der Muskulatur des Abdomens oder der Brust
- 10-15
- Paraneoplastisches SPS
- weniger als 2 % der Patient*innen3
- klinisch nicht vom klassischem SPS zu unterscheiden
- normalerweise keine anti-GAD65 Antikörper, aber ggf.
„Stiff-Leg-Syndrom“(SLS)Antikörper gegen Amphiphysin,betrifftmeistnurMamma-dieoderBeine.Bronchialkarzinom4 Meistens kommt es zu einer Versteifung der Extremitäten in Extensionsstellung.Die Krankheit hat keinen Einfluss auf die kognitiven Funktionen und ergibt auch keinen charakteristischen Befund bei der MRT oder bei neurophysiologischen Untersuchungen.In der Regel sindDPPX-Antikörpergegenindie765% mit der Chronisch lymphatischen Leukämie und B-kDaZell-IsoformLymphomen assoziiert1- ungefähr 9% der
GlutamatFälle mit GlyR-Decarboxylase („glutamic acid decarboxylase“; GAD65) vorhanden; diese AutoantikAntikörper(GADA) sind auchassoziiert mitTypTumoren- Thymome, seltener Lymphome, Mamma-
1-Diabetesinoderassoziiert.Bronchialkarzinom51
- Thymome, seltener Lymphome, Mamma-
- andere mögliche Tumoren sind: Kolon- und Pharynxkarzinom, Teratom
- Progressive Enzephalomyelitis mit Rigidität und Myoklonien (PERM, Plusvariante)
- in weniger als 0,1 % der Patient*innen
VorkommenHäufigkeit
Die Krankheit begegnet ausgesprochen selten, mit einer geschätztenPrävalenzvon 1: 1.000.000.-2DasPersonenSyndromprowird vermutlich unterdiagnostiziert.Der Geschlechtsunterschied ist klein, möglicherweise tritt das Syndrom etwas häufiger bei Frauen als bei Männern auf (wie dies bei Autoimmunerkrankungen im Allgemeinen der Fall ist).Million3DieInzidenz:Krankheit1trittFallauchprobeiMillionKindernproauf.Jahr 3- Geschlecht: 2/3
UnterFrauen1,3 - Erkrankungsalter:
Ätiologie und Pathogenese
DieDerUrsachegesamtederAbschnittErkrankungbasiertistaufunbekanntdiesen Referenzen1,3,5.- Es
aber Autoimmunität spieltliegt wahrscheinlich einegroßeautoimmuneRollePrädisposition vor, v.a. bei Patient*innen mit anti-GAD65 Autoantikörpern BeiDieetwaVererbungzweibestimmterDrittelHLA-Allele kann im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko, an SPS zu erkranken, stehen.3- Komorbiditäten können bestimmte Autoimmunerkrankungen sein: Typ-1-Diabetes, atrophische Gastritis, perniziöse Anämie, Vitiligo, Thyreoiditis
- Vorkommen neuronaler Antikörper in Serum und/oder Liquor (30 % der
PatientenPatient*innenfindetzeigensichkeineeinAntikörper3): - anti-GAD Antikörper (ca. 70 % der Patient*innen1,3,5):
- erhöhter
SpiegelSerumspiegel von Antikörpern gegen GAD65im Serum und eine - lokale Produktion von anti-GAD65 Antikörpern
gegen GAD65im Zentralnervensystem.6 - GAD65 katalysiert die Umwandlung von Glutamat zu GABA im zentralen Nervensystem.
Glutamat und GABA sind antagonistische Neurotransmitter: Glutamat wirkt exzitatorisch, GABA inhibitorisch. Die pathogenetische Bedeutung von Autoantikörpern ist noch nicht abschließend geklärt.7 Bei Patienten mit dem autoimmunen Stiff-Person-Syndrom und Antikörpern gegen GAD65 ist der GABA-Spiegel im Gehirn reduziert.8Daher liegt die Vermutung nahe, dassAntikörper gegen GAD65eineführen zu einer verminderten Bildung von GABA und zu niedrigeren GABA-Spiegeln im Gehirn.8- pathogenetische
BedeutungRollehaben,von anti-GAD Antikörpern weiterhin unklar - keine Korrelation zwischen Antikörpertiter und Krankheitsaktivität
- erhöhter
- möglicherweise Auftreten weiterer Antikörper
- Elektrophysiologisch und klinisch fällt eine
abschließendeÜbererregbarkeitKlärungdesstehtZentralnervensystemsaber noch ausauf.
Komorbidität
Typ-1-DiabetesAntikörper im Serum gegen GAD65 sind häufig bei einem Typ-1-Diabetes.Mindestens ein Drittel der Patienten mit dem autoimmunen Stiff-Person-Syndrom und Antikörpern gegen GAD65 entwickelt einen Typ-1-Diabetes.Umgekehrt werden Patienten einesTyp-1-Diabetesnur(DMT1)- Andere autoimmune Erkrankungen
- Bei einigen
PatientenPatient*innen entwickeln sich noch zusätzliche Autoimmunerkrankungen wie eine Thyreoiditis, Vitiligo oder perniziöse Anämie.
- Bei einigen
- Sonstige Erkrankungen
- Etwa 5 % der
PatientenPatient*innen mitdemeinem paraneoplastischen Stiff-Person-Syndrom leiden an Brustkrebs oder kleinzelligem Lungenkrebs. Das paraneoplastische Stiff-Person-Syndrom ist mit Antikörpern gegen Amphiphysin assoziiert, aber nicht mit Antikörpern gegen GAD65.95EsSeltengibttretenkeine Hinweise auf eine erhöhte KrebsinzidenzParaneoplasien beiPersonen mitGAD-Antikörperngegenauf.1- 10
GAD65.% der Patient*innen leiden zusätzlich an einer Epilepsie5
- Etwa 5 % der
ICPC-2
- L29 Muskuloskel. Sympt./Beschw. andere
ICD-10
- G25.88 Stiff-Person-Syndrom
M62 Sonstige Muskelkrankheiten
Diagnose
Diagnostische Kriterien
- Die Anamnese sowie klinische Befunde können Hinweise auf die Erkrankung ergeben.
- Ein Nachweis von neuronalen Antikörpern
gegen GAD65stärkt die Verdachtsdiagnose, kann diese aber nicht sichern.
Differenzialdiagnosen
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3
- Psychogene/funktionelle Bewegungsstörungen
- fehlende Rigidität
- ausgeprägte Bewegungsanstrengung und-verlangsamung
- Polymorphie von Spasmen und/oder Bewegungsstörungen
- Negierung emotionaler Beinflussbarkeit
- keine Besserung durch geringe Unterstützung
- Primär schmerzbedingter Muskelhartspann
- ausgeprägtes Schmerzvermeidungsverhalten (auch bei SPS möglich)
- keine fremdreflektorische Steigerung des Muskeltonus
- keine Agoraphobie
- keine Spasmen
- intraspinale Tumoren, Durafistel, chronische Myelitis:
- Pyramidenbahnzeichen
- Sensibilitätsstörungen
- motorisch und somatosensibel evozierte Potenziale
- paraneoplastische Myelopathie
- insbesondere bei Mammakarzinom, kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC)
- ggf. Antikörper gegen Hu-, Ma-, Ri-Antigene
- Neuromyelitis optica
- oft sehr schmerzhafte, tonische Spasmen
- Willkürbewegungen
- fehlende Agoraphobie
- geringe emotionale Beinflussbarkeit
- Multiple Sklerose
- siehe Neuromyelitis optica
- Tetanus
- EMG: Verlust der reflektorischen Inhibition
- bei SPS keine Gesichtskrämpfe und/oder Trismus
- Strychnin-Intoxikation
- siehe Tetanus
SomatoformeParkinson- erworbene
StHyperekplexie- obligater Kopfretraktionsreflex
- fehlende Rigidität
- ängstliche Gangstö
rungenrung
- Neuromyotonie
- Polyneuropathiesyndrom mit innervationsabhängigen Muskelkrämpfen
- EMG: polymorphe pathologische Spontanaktivität
- Labor: Autoantikörper gegen CASPR2
- Spondylitis ankylosans
- axiale Dystonie
- Dystonie v.a. im Stehen
- oft Beteiligung kraniozervikaler Muskulatur mit Torsionsbewegungen
- klinisch und elektrophysiologisch keine Reflexanomalien
- fehlende emotionale Beinflussbarkeit
- fehlende Agoraphobie
Anamnese
AllgemeinDieDerKrankheitgesamteistAbschnittdurchbasierteineauffortschreitendediesenMuskelsteifigkeit gekennzeichnet, die der Intensität nach variieren kann und die oft von gleichzeitig auftretenden Muskelkrämpfen begleitet wirdReferenzen.2-1,3,5SowohlObligateMuskelsteifheitKernsymtomealssindaucheineMuskelkrschleichend progrediente RigiditämpfetkönnenunddurchregelmäßigeBewegungenSpasmen.- Rigidität:
- anhaltende
oderMuskelkontraktionenEmotioneninausgelöstantagonistischenwerden.und agonistischen Muskeln
- anhaltende
Frühes StadiumSpasmen:NormalerweiseStreckmusterbeginntvondie Krankheit als Steifigkeit der Axialmuskulatur, d. h. mit RückensteifigkeitRumpf undRückenschmerzen –Beinen, häufigausgelöstmyoklonischerdurch emotionale Reize.BeginnDashäufigKrankheitsbildsehrkannschmerzhaft- können
kurzzeitige,Frakturendramatische Verschlechterungen aufweisen und fälschlicherweise als psychogen beschrieben werden.verursachen
Späteres StadiumLokalisation:DieklassisischesSteifigkeitSPS:undinitialdieamMuskelkrämpfe breiten sichRumpf,jerumpfnahenach Verlauf, mitAnteile derZeitExtremitäten,bismeistinsymmetrisch,diegelegentlichproximaleFüße,Arm-selten Arme, Gesicht undBeinmuskulatur aus, besonders dann, wenn die Patientin starke emotionale Reaktionen zeigt, z. B. lebhaft erregt, überrascht, wütend, aufgeregt/oder Hängstlich ist. Solche Stimuli können schmerzhafte Krämpfe in den proximalen Muskeln der Arme oder Beine auslösen. Die Krämpfe gehen nur langsam zurück.ndeDie Patienten beginnen nach einiger Zeit, sich betont langsam zu bewegen, da zu schnelle Bewegungen erneut starke Krämpfe hervorrufen können. Sogar die distalen Muskeln können bei schnellen Bewegungen involviert werden.In Verbindung mit der Kontraktion der Abdominalmuskulatur entwickelt sichSLS: eineausgeprägte Lumballordose.Das Ausmaß, in dem die Muskulatur von Armen und Beinen betroffen ist, kann in Einzelfällen das prominenteste Krankheitsmerkmal darstellen („Stiff-Limb-Syndrom“).Eine sekundäre Depression ist möglich.Die LebensqualitExtremität istinbetroffen,dieser Phase deutlich herabgesetzt,Rigidität undesSpasmenistsindschwierigaufbisdieseunmöglich,Extremitätzu arbeiten, Auto zu fahren oder ein befriedigendes soziales Leben zu führen.begrenzt
ImVerlaufEndstadiumvon Rigidität und Spasmen:Nur wenige Muskeln im Körper bleiben verschont.fluktuierendDeformationenaktionsinduzierteder Gelenke sind möglich.ZunahmeWBeginn hährendufigdiemitKrämpfeaxialerauftretenMuskulatur,sinddannKnochenbrücheProgressionundaufMuskelrupturenproximalemöglich.EinfachsteunterealltExtremitägliche Verrichtungen, wie z. B. das Essen oder elementare Bewegungsabläufe, können problematisch werden.ten
DieAuslöserKrankheitvonhatRigiditätkeinenundEinflussSpasmen- exterozeptive Stimulation wie Kälte, Berührung, Wärme, Lärm, plötzliche Bewegung, emotionale Aufregung
- gesteigerte Schreckreaktion (Startle): Auslösen von Myoklonien und Spasmen durch Telefonklingeln, Berührung
- Folgen und Komplikationen im Verlauf:
- Skelettdeformitäten durch anhaltende Kontraktion mit Hyperlordose, möglicherweise Ankylosen, Subluxationen oder Frakturen durch Spasmen
- Gangstörung:
- bizarres, ängstliches, breitbeiniges Gangbild
- Verschlechterung bei erhöhter Anforderung (Treppe, Eile) bis zur vollständigen Gangblockade ("Freezing")
- Verbesserung durch leichte Unterstützung
- Stürze durch myoklonische Spasmen bei erhaltenem Bewusstsein ohne erfolgreiche Abfangreaktion, dadurch erhebliche Verletzungsgefahr
- 44,2 % der Patient*innen mit Angstattacken/Agoraphobie: beim freien Stehen/Laufen, auf
dieoffenenkognitivenFlächenFunktionen("task-specific phobia"), häufig Auslöser von Spasmen und erhöhter Rigidität - progrediente Einschränkung der Mobilität
- ggf. Notwenigkeit von Hilfmitteln
- Aktivitäten des Alltags (aus dem Bett aufstehen, Körperpflege) können stark eingeschränkt werden
- Bettlägerigkeit als Spätfolge möglich
- Entwicklung einer Depression, Suizidgedanken erfragen!
- zusätzliche mögliche Symptome:
- autonome Dysregulation:
- profuses Schwitzen
- Hyperthermie
- Tachykardie
- Mydriasis
- arterielle Hypertonie
- 17 % der Patient*innen mit Dyspnoe in Ruhe und während des Schlafs
- Harnretention/-inkontinenz und/oder basale Hirnnervenausfälle: oft bei GlyR-Autoantikörpern
- gastrointestinale Störungen und/oder Allodynie: bei DPPX-Autoantikörpern
- autonome Dysregulation:
- zusätzlich beim paraneoplastischen SPS:
- Gewichtsabnahme, Fieber, nächtliches Schwitzen (B-Symptomatik)
- PERM mit einem/mehreren der folgenden Symptome:
- Augenbewegungsstörungen (Opsoklonus, Nystagmus)
- Hirnstammausfall
- Hirnnervenausfälle
- epileptische Anfälle
- Myoklonien
- Sensibilitätsstörungen
- autonome Funktionsstörungen
- oberes und/oder unteres Motorneuron-Syndrom
- kognitive Defizite
- zentrale Paresen
- Begleiterkrankungen erfragen!
- Depression/Angst?
Konnatale Hyperekplexie (Stiff-Baby-Syndrom)
DasDie klinischeBildTriasunterscheidetsindsichgeneralisierteinRigidität,manchennächtlichePunkten.SäuglingeMyoklonien undKleinkindereinesindgesteigertezwischen den einzelnen Schüben weniger starrSchreckreaktion.Die Einbeziehung der distalen Muskeln herrscht oft im klinischen Bild stärker vor, vor allem während der Anfälle.Ein Opisthotonus ist möglich.9- Stress und starkes Erschrecken sind häufige Ursachen für Anfälle bei Kindern.
- Häufig treten Hypertonie und tonische Spasmen im Zusammenhang mit auditiven oder taktilen Reizen sowie während des Erwachens auf.9
- Die
DiagnosestellungGehfähigkeit setzt in der Regel etwas später als bei gesunden Kindern ein. - Es ist
ofthäufigerschwierig,dieweildistaleerstMuskulatureinealsReihebeimvonSPSanderenbetroffen. - Ein
UrsachenOpisthotonusausgeschlossenistwerden mussmöglich.
Klinischer Befund
EsDerliegtgesamteeinAbschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3,5- Eine ausführliche körperliche Untersuchung ist notwendig und sollte immer im Verlauf durchgeführt werden.
- Progression von SLS zu SPS zu PERM möglich
- Muskelsteifigkeit von Rumpf und v.a. proximalen unteren Extremitäten
- "brettharte" Muskulatur
- kompletter neurologischer Status
- Hirnnervenstatus: Hirnnervenausfälle bei PERM
- Muskeltonus: generell erhö
hter Muskeltonus vorht,derproximal stärker ausgeprägtistals distal. BeiReflexstatus:dengesteigertemeistenEigenreflexe,PatientenVerlustsindderopponierendeBauchhautreflexe,Muskelgruppenlebhafterangespannt.KopfretraktionsreflexZusätzlichbeisind nach Perkussion des Muskels tonische Kontraktionen mit langen Relaxationszeiten zu beobachten.PERMInSensibilität:einemSensibilitätsstörungfrühenbeiStadium des Krankheitsverlaufs berichten die Patienten von Steifheit im Rücken und manchmal im Nacken, während gleichzeitig kaum objektive Befunde vorliegen. Allerdings bewegen und setzen die Patienten sich mit einer übermäßig starren Haltung (nach Art eines Zinnsoldaten).PERMImPyramidenbahnzeichen:späterenbeiVerlauf tritt vor allem die Reaktionsweise auf diverse Stimuli in den Vordergrund.PERMEvtl. WirbelsäulenverkrümmungEvtl. Versteifung der Extremitäten in Extensionsstellung- Die klinische neurologische Untersuchung ergibt keinen sicheren und objektiven pathologischen Befund.
- nach Perkussion des Muskels
- tonische Kontraktionen mit langen Relaxationszeiten
- Unterbrechung der Tonuserhöhung durch
- Schlaf
- periphere Nervenblockade
- Spinalanästhesie
- Narkose
- Gangbild
- übermäßig starre Haltung ("Zinnsoldaten")
- steifbeinig
- Verbesserung bei geringer Unterstützung
- paroxysmale Stürze
- zerebelläre Ataxie bei PERM
- Skelettdeformitäten:
- fixierte Hyperlordose
- Ankylosen
- evtl. Versteifung der Extremitäten in Extensionsstellung
ZusatzuntersuchungenErgänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis- Blutzucker
wegenDiagnostikderodermöglichenAusschlussVerbindung zu einemvon Typ-1-Diabetes
TSHAutoantikörperSchilddrüsendiagnostik:Oft finden sich Antikörper gegen die 65-kDa-Isoform von Glutamat-Decarboxylase („glutamic acid decarboxylase“; GAD65), wie sie auch in Verbindung mit Typ-1-Diabetes auftreten.5TSHAutoantikörper gegen GAD65 lassen sich bei 70 % der betroffenen Patienten nachweisen. Die Antikörper haben eine hohe, aber keine absolute Spezifität.7- Antikörper gegen Schilddrüsen-Antigene (TPO. TRAK, MAK)
- Vitamin-B12-Spiegel zum Ausschluss eines Vitamin-B12-Mangels
- Muskelenzyme wie CK und Aldolase können leicht erhöht sein
- CRP und großes Blutbild, Retentionsparameter, Leberwerte zum Ausschluss anderer Erkrankungen
Diagnostik bei Spezialist*innen
- Neuronale Autoantikörper1,3,5:
- Untersuchung auf alle der folgenden Autoantikörper sollte erfolgen, da mehrere neuronale Antikörper gleichzeitig vorkommen können1
- 10-15 % GlyR-Antikörper
- ca. 2 % Amphiphysin-Antikörper (CAVE: paraneoplastisches Geschehen)
- < 2 % DPPX und GABAAR -Antikörper
- 70 % der Patient*innen mit SLS/SPS/PERM zeigen GAD65
werden sowohl-Antikörper imHormonlaborSerum- keine
der Aker-Universität als auch am InstitutVoraussetzung fürBiochemischedieEndokrinologieDiagnose,annichtderspezifischHaukelandfürUniversitätsklinik bestimmt. Antikörper gegen Amphiphysin werden am Neuro-Rheuma-Labor der Haukeland Universitätsklinik bestimmt.SPS
- keine
- Elektromyographie (EMG):
- nicht unterdrückbare anhaltende Aktivität von normalen motorischen Einheiten mit niedriger Frequenz, nicht pathognomisch oder obligat1
- simultane Kontraktionen in Agonisten und Antagonisten3
- durch Elektrostimulation:
- Evozierung generalisierter Spasmen mit kurzer Latenz (50-80 ms)
- Evozierung von initial hypersynchroner Aktivität antagonistischer Muskelpaare (myoklonischer Reflexspasmus), welche in eine tonisch-klonische desynchrone Aktivität übergeht (Befund ist charakteristisch)
- verminderte oder aufgehobene Muskelaktivität durch Schlaf, intravenöse Gabe von Diazepam und/oder lokale Anästhesie
- MRT (Kopf und Rücken):
- sinnvoll zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen
- Liquor cerebrospinalis:
- Ein erfolgreicher therapeutischer Versuch mit Diazepam kann die Diagnose erhärten. 3
WeitereIndikationUntersuchungsmöglichkeitenfür Überweisung- Die
Krankheit ergibt keine charakteristischen Befunde beiBehandlung derMRTErkrankungodersolltebeidurchneurophysiologischenNeurolog*innenUntersuchungenerfolgen. Liquor cerebrospinalisIst in der Regel ohne Befund, kann aber für die Differentialdiagnostik von Nutzen sein.
Wann überweisen?Sobald einBei Verdacht auf die Erkrankungvorliegtsollte für die weiterführende Diagnostik und Einleitung von Therapiemaßnahmen eine Überweisung erfolgen.
Therapie
BehandlungszielTherapiezielVerbesserungReduktion von Rigidität und Spasmen- Schmerzreduktion
- Vermeiden der
SymptomeProgressionundder Symptomatik - Prävention von Komplikationen
- Steigerung der Mobilität und Lebensqualität
Allgemeines zur
BehandlungTherapieDiazepamEsistsolltebeiminitialStiff-Person-Syndromeineoftsymptomatischewirkungsvoll;Therapiewieerfolgen.3- Bei
auchEinleitungumgekehrteinerdasImmuntherapieAnsprechensollte aufDiazepameine symptomatische Therapie verzichtet werden oder eine bereits bestehende symptomatische Therapie nicht verändert werden, um dieDiagnoseWirksamkeitunterstder Immuntherapie prütztfen zu können.1 - Bei Besserung der Symptomatik durch eine immunmodulierende Therapie kann die symptomatische Therapie reduziert werden und dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden.
- CAVE: Die symptomatische Therapie sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da es zu Entzugssymptomatik mit schwersten vegetativen Entgleisungen, u. U. letal verlaufend, kommen kann.1,5
Medikamentöse Therapie
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3
Symptomatische Therapie
HoheAntispastische Substanzen (off label):- Diazepam: 5-50 mg/d1 (20-80 mg/d3), auf 3-4 Dosen/d
können erforderlich seinaufgeteilt,wobeidadurch bessere Kontrolle derNutzenSymptome
- wirkt
ofthäufigdurchsehr gut und kann dieSedierungDiagnosebegrenztSPSwird.stützen106 AndereMöglicherweiseMedikamente,müssendiefürebenfallseinedieguteGABAergeWirksamkeitNeurotransmissionhohebeeinflussen,Dosenwie Gabapentin, Valproat, Vigabatrin, Tiagabin und Baclofen, können versuchsweise eingesetztangesetzt werden,ihrewasWirksamkeiteineistSedierungaberdernochPatient*innennichtzurausreichendFolgeerwiesenhaben kann.7
- wirkt
DagegenClonazepam:ist1-6intravenösesmg/d,Immunglobulinauf(IVIG)2-4beiDosen/ddem autoimmunen Stiff-Person-Syndrom in jedem Fall wirksam und gilt somit als Mittel der Wahl im Rahmen einer immunmodulatorischen Therapie.aufgeteilt113- Lorazepam oder Oxazepam als Alternativen3
- Baclofen: 50-100 mg/d, auch als Add-on zu Benzodiazepinen3
- Tizanidin: 20-40 mg/d
- CAVE: einschleichende Dosierung und ausschleichende Beendigung der Therapie
- Nebenwirkungen: Sedierung, Ataxie, Augenbewegungsstörung, Amnesie, Depressionen, Stimmungsschwankungen
- Dosisanpassung nach Wirkung und Nebenwirkung
- Dosissteigerung mit der Möglichkeit der Toleranzentwicklung bei Benzodiazepinen
- süchtiger Fehlgebrauch selten
- Antikonvulsiva:
- Valproat, Gabapentin, Carbamazepin,
Pregabalin
- Valproat, Gabapentin, Carbamazepin,
- Injektionen mit Botulinum-Toxin zur vorübergehenden Entlastung bei drohender Gelenkschädigung
- Status spasmodicus: Empfehlung einer sofortigen intensivmedizinischen Perfusor-Behandlung mit Midazolam (1 mg/min) oder Propofol (10 ug/kg/min)1
- Ultima-Ratio: Intrathekale Baclofen-Applikation über ein implantiertes Pumpensystem (50-1500 ug/d)
- CAVE: bei Unterbrechung der intrathekalen Baclofen-Applikation schwerste Entzugssymptome mit vegetativen Entgleisungen, u.U. letal!
Immuntherapie
- Einleitung einer Immuntherapie bei unzureichender Wirksamkeit oder Unverträglichkeit der symptomatischen Therapie
- intravenöse Immunglobuline:
- Plasmapherese,
hatImmunabsorption,sichniedrig dosierte Kortikosteroide, wiederholte Kortikosteroid-Hochdosistherapie sowie Rituximab nur in Einzelfällenbewährt.12 Eine Schmerztherapie kann erforderlich werden. Indizierte Präparate sind Paracetamol, NSAR und Antidepressiva.
EigenbehandlungKörperliche Aktivität kann zwar vorteilhaft sein, um der Versteifung der Gelenke entgegenzuwirken, kann aber bei einigen auch die Tendenz zu Muskelkrämpfen verstärken.erfolgreich
Weitere
BehandlungsmethodenTherapienEvtl.Physiotherapie; cave: kannMuskelkrbei starker Stimulus-Sensitivitämpfetauslösen.zur Verstärkung der Symptome beitragen- Verhaltenstherapie: zur Krankheitsbewältigung, keine adäquate Therapie der Angstattacken
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
progredientDer gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3- schleichende Progression über Monate
- folgende Stabilität über Jahre/Jahrzehnte möglich
- seltene subakute Krankheitsschübe (v.a. bei PERM)
- im Krankheitsverlauf möglicherweise flüchtige neurologische Symptome
- Progression zur Plusvariante (PERM) mit neuen neurologischen Symptomen möglich
- selten Spontanremission
Komplikationen
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen. 1,3,8
- Status spasmodicus ("spasmodic storm"): über längere Zeit anhaltende oder rasch aufeinanderfolgende generalisierende Spasmusattacken mit Irradiation in Larynx- und Thoraxmuskulatur, schwerer kardiozirkulatorischer Belastung und Gefahr der akuten Dysautonomie, kann letal verlaufen
- Angst und Depression sind die frühzeitigsten und häufigsten Komplikationen.
38 Später kann es zuDysphagien aufgrund von Spasmen der Rachenmuskulaturkommen.- Skelettfrakturen und Muskelrupturen
kdurch Spasmen - Immobilität und ggf. Bettlägrigkeit
- erhö
nnenhteimSturzneigungfortgeschrittenenmitStadium auftreten.Frakturen
Prognose
- Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen. 1,3,5,8
- Die Prognose variiert.8
- Die Krankheit kann schleichend und weitestgehend asymptomatisch verlaufen.
- Es können plötzliche Episoden mit zunehmender Rigidität auftreten.
- Bei anderen Patient*innen zeigt sich ein aggressiverer Verlauf mit rascher Progredienz der Symptomatik.
- Bei fast allen Patient*innen erfolgt eine klinische Progredienz im Verlauf.3
- Ca. 80 % der Patient*innen werden im Verlauf der Erkrankung gehunfähig, unabhängig von der Initiierung einer medikamentösen symptomatischen Therapie.
- Anti-GAD-Antikörper Titer im Serum und Liquor korrelieren weder mit dem Schweregrad der Erkrankung noch mit der Geschwindigkeit der Progression.3
- Bei
vielen Patienten nimmt die Krankheit einen schleichenden, weitgehend asymptomatischen Verlauf, aber immer wieder kann es zu plötzlichen Episoden von Rigidität kommen. Bei anderen Patienten nimmt die Krankheit einen viel aggressiveren Verlauf, beidemsichparaneoplastischemschnellSPSeinistfortgeschritteneseineklinischesSpontanremissionBildnachergibtTumorentfernung möglich.5- Die Prognose
bei einerder konnatalen Hyperekplexie („"Stiff-Baby-Syndrom“) istallembesser- im
AnscheinVerlaufnachbisbesser.zurEsvollständigenwirdEntwicklungangenommen,desdass die KrankheitNervensystems selbstlimitierendist und in dem Maße vorübergeht, wie sich das Zentralnervensystem fertig entwickelt. Langzeitstudien stehen indes noch aus.9
- im
Verlaufskontrolle
PatientenPatient*innen mit dem Stiff-Person-Syndrom und Antikörpern gegen GAD65- Kontrolle
sind in Hinblick auf dieder möglicheglichen Entwicklung eines Typ-1-Diabetes, einerThyreoiditisHyper- odereinerHypothyreose,perniziöseneinesAnämie zu kontrollieren.Vitamin-B12-Mangels1
- Kontrolle
PatientenPatient*innen mit Amphiphysin-1-Antikörpern:- halbjährliches
gegenMalignomscreeningAmphiphysin(insb.solltenMamma-gründlichundaufBronchialkarzinom)1
- halbjährliches
- bei
MalignitätpositivenüberprüftGlyR-werdenoder DPPX-Antikörpern:- Malignomassoziation in weniger als 10 % (v.a. CLL,
insbesondereB-Zell-Lymphom,aufM.kleinzelligenHodgkin,LungenkrebskleinzelligessowieLungenkarzinom,aufMammakarzinom)
- Malignomassoziation in weniger als 10 % (v.a. CLL,
- bei
BrustkrebsSPS mit kurzer Anamnese (< 5 Jahre) und bei Patient*innen mit PERM:- Malignom-Screening (insb. Mamma- und Bronchialkarzinom) unabhängig vom Antikörperstatus1,5
PatienteninformationPatienteninformationenPatienteninformationen in Deximed
Weitere Informationen
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Stiff-Man-Syndrom (Stiff-Person-Syndrom). AWMF-Leitlinie Nr. 030-080, S1, Stand
20122017.www.awmf.org
Referenzen
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Stiff-Man-Syndrom (Stiff-Person-Syndrom). AWMF-Leitlinie Nr. 030-080, S1, Stand
20122017. www.awmf.org - Moersch FP, Woltman HW. Progressive fluctuating muscular rigidity and spasm («stiff-man» syndrome): report of a case and some observations in 13 other cases. Mayo Clin Proc 1956; 31: 421-7. PubMed
Rodgers-NeameHelfgottNTSM. StiffMedscapeTargoff IN,lastShefnerupdated Oct 07JM,2015ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. (letzter Zugang: 13.05.2022)emedicinewww.medscapeuptodate.comMisraVedelerUKCA,MauryaAntoinePKJC,KalitaGiometto B et al. Management of paraneoplastic neurological syndromes: report of an EFNS task force. Eur J Neurol 2006; 13: 682-90. PubMed- Prüß H,
GuptaRauerRKS. Stiff-Person-Syndromlimb(SPS).syndromeIn:endHufschmidtofA,RauerspectrumS,orGlockeraF,separate entity?Hrsg.PainNeurologieMedcompact.20099.,Aprvollständig überarbeitete Auflage.10(3)Stuttgart:594-7Thieme; 2022. - Peltola J, Kulmala P, Isojarvi J, et al. Autoantibodies to glutamic acid decarboxylase in patients with therapy-resistant epilepsy. Neurology. 2000 Jul 12. 55(1):46-50.
Dalakas MC, Li M, Fujii M et al. Stiff person syndrome: quantification, specificity, and intrathecal synthesis of GAD65 antibodies. Neurology 2001; 57: 780-4.NeurologyRaju R, Foote J, Banga JP et al. Analysis of GAD65 autoantibodies in stiff person syndrome patients. J Imunol 2005; 175: 7755-62.PubMedLevy LM, Levy-Reis I, Fujii M et al. Brain gamma-aminobutyric acid changes in stiff-person syndrome. Arch Neurol 2005; 62: 970-4.PubMedVedeler CA, Antoine JC, Giometto B et al. Management of paraneoplastic neurological syndromes: report of an EFNS task force. Eur J Neurol 2006; 13: 682-90.PubMed- Vasconcelos OM, Dalakas MC. Stiff-person syndrome. Curr Treat Options Neurol 2003; 5: 79-90. PubMed
DalakasRodgers-NeameMCNT. Stiff person syndrome:.advancesMedscape, last updated Oct 07, 2015. emedicine.medscape.com- Jankovic J. Hyperkinetic movement disorders in
pathogenesis and therapeutic interventionschildren.CurrPattersonTreatMC,OptionsFirthNeurolHV, ed.2009 MarUpToDate.11(2):102-10 Hayashi AWaltham,NakamagoeMA:K,UpToDateOhkoshi N, Hoshino S, Shoji SInc.Double(letzterfiltrationZugang:plasma16.05.2022)exchange and immunoadsorption therapy in a case of stiff-man syndrome with negative anti-GAD antibodywww.J Meduptodate.1999. 30(5-6):321-7.com
Autoren
- Katja Luther, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Berlin
- Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Trondheim (tilpasning til NEL)