Definition:Gruppe von Erkrankungen, die durch anomale Entwicklung, Trauma oder Überlastung der Epiphysenfuge und der umgebenden Ossifikationszentren verursacht werden.
Häufigkeit:Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Erkrankungsgipfel im Alter von 10–14 Jahren.
Symptome:Schmerzen und Funktionseinschränkungen im betroffenen Bereich.
Befunde:Die am häufigsten betroffenen Bereiche sind Hüfte, Knie, Fuß, Ellenbogen und Rücken.
Diagnostik:Konventionelle Röntgenaufnahme weist typische Veränderungen auf. MRT zur Frühdiagnose.
Therapie:Zur Verhinderung von Folgeschäden (sekundäre Deformationen) mechanische Belastung des betroffenen Knochens vermindern; evtl. Entfernung von freien Knochenfragmenten.
Allgemeine Informationen
Definition
Als Osteochondrosen wird eine Gruppe von Erkrankungen bezeichnet, die Patient*innen mit unreifem Skelett betreffen.
Störung der chondralen Ossifikation
Anomale Entwicklung, Verletzung oder Überbelastung der Epiphysenfuge und der umgebenden Ossifikationszentren1
Die am häufigsten betroffenen Bereiche sind Hüfte, Knie, Fuß, Ellenbogen und Rücken.
Für gewöhnlich handelt es sich hierbei um eine selbstlimitierende Entwicklungsstörung.2
Zu den meisten Osteochondrosen finden Sie spezielle Artikel, in denen das Krankheitsbild detailliert erläutert wird.
Häufigkeit
Jungen sind häufiger als Mädchen betroffen, und die Erkrankungen treten im Alter zwischen 10 und 14 Jahren auf.3
Da es sich zumeist um eine selbstlimitierende Erkrankung handelt, bleiben viele Fälle undiagnostiziert.
Auslöser wahrscheinlich ischämische Nekrose des Ossifikationszentrums (Knochenkern)
verursacht durch rezidivierende Mikrotraumata, großes Trauma oder Gefäßverschluss
In der Folge gestörte Blutversorgung und Proliferation der Knorpelzellen in der Epiphysenfuge
sekundäre Veränderungen wie Fragmentation oder Sequesterbildung
ICPC-2
L94 Osteochondrose
ICD-10
M42 Juvenile Osteochondrose der Wirbelsäule, inkl. Scheuermann-Krankheit
M91 Juvenile Osteochondrose der Hüfte und des Beckens
M92 Sonstige juvenile Osteochondrosen
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Oft kann die Diagnose bereits auf klinischer Grundlage mit ausreichender Sicherheit gestellt werden, aber in der Regel erbringt erst eine Röntgenuntersuchung die endgültige Bestätigung der Diagnose.
Ausschlussbefunde
Begleitsymptome wie Malaise, Fieber, Gewichtsverlust oder Anämie sollten an eine systemische Erkrankung denken lassen.4
Rötung und Überwärmung sind untypisch für eine Osteochondrose.
Potenziell reversible aseptische Knochennekrose, bei der sich der darüber liegende Knorpel als freier Gelenkkörper ablösen kann.
Betrifft sowohl Kinder mit unreifem als auch Erwachsene mit reifem Skelett.
Anamnese
Die Patient*innen werden in der Regel mit Schmerzen und eingeschränkter Funktionalität in dem betroffenen Areal vorstellig.
Die Erkrankung bleibt lange asymptomatisch, sodass oft schon eine geraume Zeit verstrichen ist, ehe die Patient*innen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Klinische Untersuchung
Lokalisierte Schmerzen
Eingeschränkte Beweglichkeit der benachbarten Gelenke
Schwellung
Gangstörung (wenn die unteren Extremitäten betroffen sind)
Zuweilen reaktiver Erguss in angrenzenden Gelenken
Wachstumsstörungen und sekundäre Deformitäten kommen bei spezifischen Krankheiten wie Morbus Scheuermann und Morbus Perthes im späteren Verlauf hinzu.
Ergänzende Untersuchungen
Eine Osteochondrose führt zu keinen veränderten Laborwerten.
CRP, BSG, Hb und Leukozyten sind Bestandteil der Differenzialdiagnostik.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Röntgen
Ist die bevorzugte Diagnostik und kann typische Veränderungen zeigen.
Im Frühstadium hat das Ossifikationszentrum eine reduzierte Größe, Transparenzminderung und unregelmäßige Architektur.
im fortgeschrittenen Stadium ggf. Fissuren und Sequester
MRT
Kann bereits im Frühstadium erste Veränderungen nachweisen.
Betrifft bei 10 % der Kinder auch das kontralaterale Bein.
Klinik
Der M. Calvé-Legg-Perthes betrifft zwar das Hüftgelenk und zeigt sich meistens mit Leistenschmerzen, oft besteht jedoch auch ein ins Knie übertragener Schmerz.
verminderte Abduktion und Innenrotation
positives Viererzeichen (Patrick-Test)
Patient*in in Rückenlage
Ein Fuß wird auf das kontralaterale Kniegelenk gelegt (Beugung von ca. 45 Grad im Hüft- und 90 Grad im Kniegelenk)
Von oben betrachtet gleicht diese Haltung einer Vier.
positiv bei Schmerzprovokation
Zudem gibt es oft Längenunterschiede zwischen den beiden Extremitäten.
beginnende Atrophie der Gluteal- und Oberschenkelmuskulatur
Diagnostik
Röntgen des Hüftgelenks in 2 Ebenen
MRT kann bereits Frühstadium nachweisen
Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Prognose.
Wachstumsstörung an Grund- und Deckplatten der Brust- und/oder Lendenwirbelsäule mit Entstehung von Keilwirbeln und dadurch Kyphose
Häufigkeit
Es handelt sich um die häufigste Ursache einer Kyphose.
Sie tritt in der Regel bei Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren am Ende der Wachstumsphase auf.
Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Klinik
kaum Schmerzen
Ärztlicher Kontakt wird wegen Kyphose bzw. „Fehlhaltung" aufgesucht.
Diagnostik
Die Bestätigung der klinischen Diagnose erfolgt durch die Röntgenuntersuchung (Nativröntgen mit seitlicher Wirbelsäulenaufnahme).
Therapie
Physiotherapie mit Krafttraining der Rückenstrecker und Bauchmuskulatur
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ). Muskuloskelettale Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen – Ein Algorithmus zur differenzialdiagnostischen Abklärung eines häufigen Leitsymptoms in der Kinder- und Jugendmedizin. AWMF-Leitlinie Nr. 027-073. S2k, Stand 2020. www.awmf.org
Literatur
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Varshney MK. Osteochondroses. Medscape, last updated Oct 09, 2019. emedicine.medscape.com
Takahara M, Ogino T, Sasaki I, Kato H, Minami A, Kaneda K. Long term outcome of osteochondritis dissecans of the humeral capitellum. Clin Orthop Relat Res 1999; 363: 108-15. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ). Muskuloskelettale Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen – Ein Algorithmus zur differenzialdiagnostischen Abklärung eines häufigen Leitsymptoms in der Kinder- und Jugendmedizin. AWMF-Leitlinie Nr. 027-073. Stand 2020. www.awmf.org
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Basad E. Current concepts for talus cartilage repair. OUP 2014; 3: 124–129. doi:10.3238/oup.2014.0124–0129 www.online-oup.de
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Olsen SJ II, Fleisig GS, Dun S, Loftice J, Andrews JR. Risk factors for shoulder and elbow injuries in adolescent baseball pitchers. Am J Sports Med 2006; 34: 905-12. PubMed
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Gruppe von Erkrankungen, die durch anomale Entwicklung, Trauma oder Überlastung der Epiphysenfuge und der umgebenden Ossifikationszentren verursacht werden.