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Urogenitale Chlamydien-Infektion bei Frauen

Zusammenfassung

  • Definition:Sexuell übertragbare Infektion, verursacht durch Chlamydia trachomatis.
  • Häufigkeit:Am häufigsten in der Altersgruppe unter 25 Jahren. Geschätzt werden bis zu 300.000 unerkannte Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland.
  • Symptome:Häufig asymptomatische und daher auch unterbehandelte Infektion. Kann zu leicht verstärktem Fluor sowie Schmierblutungen oder Dysurie ohne häufigen oder starken Miktionsdrang führen. In manchen Fällen symptomarme Endometritis oder Adnexitis.
  • Befunde:Bei symptomatischer Infektion in der Regel urethraler/vaginaler Fluor. In der gynäkologischen Untersuchung leicht blutende, mit mukopurulentem Sekret bedeckte Zervix. Evtl. mäßige Palpationsempfindlichkeit im Bereich des Uterus und der Adnexe bei einer aszendierenden Infektion.
  • Diagnostik: Anhand des Zervikalabstrichs und ggf. im Urin Erregernachweis im Nukleinsäure-Amplifikationstest (NAAT). Der CRP-Wert kann bei einer aszendierenden Infektion erhöht sein.
  • Therapie:Orale Therapie mit Doxycyclin 2 x 100 mg über 7 Tage oder Azithromycin 1,5 g als Einmaldosis.

Allgemeine Informationen

Definition

Häufigkeit

  • Häufigste bakterielle sexuell übertragbare Infektion in Deutschland und weltweit3
  • Betroffen von genitalen Chlamydien-Infektionen sind überwiegend Frauen zwischen 16 und 19 Jahren und Männer zwischen 20 und 24 Jahren.4
  • Inzidenz
    • Geschätzt werden bis zu 300.000 unerkannte Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland.3
    • In Deutschland sind Infektionen mit Chlamydien nicht meldepflichtig. Eine Ausnahme bildet das Bundesland Sachsen (Labormeldepflicht für Chlamydien und Gonorrhö), in dem zwischen 2004 und 2012 ein Anstieg der gemeldeten Chlamydien-Infektionen von 40,8 Infektionen/100.000 Einwohner im Jahr 2004 auf 101/100.000 in 2012 beobachtet wurde.4
  • Prävalenz
    • In Deutschland werden Prävalenzen von 4,4 % bei sexuell aktiven 15­- bis 17-­jährigen und 4,5 % bei sexuell aktiven 18­- bis 19­-jährigen Frauen geschätzt (KiGGS – Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland; DEGS – Deutscher Erwachsenen Gesundheitssurvey).3
    • Eine Studie in Berlin ergab 2004 bei 17-jährigen Mädchen Prävalenzraten von 10 und 20 % bei 20- bis 24-jährigen Frauen.4
    • Repräsentative Querschnittsstudien der weiblichen Normalbevölkerung in Berlin 1997 zeigten eine Chlamydien-Prävalenz von 3,6 %.4

Ätiologie und Pathogenese

  • Eine durch das gramnegative Bakterium Chlamydia trachomatis Serotyp D–K verursachte Infektion
  • Die Serotypen von C. trachomatis lösen verschiedene Erkrankungen aus:
    • Die Serotypen D–K verursachen sexuell übertragbare urogenitale Infektionen (und gelegentlich auch Infektionen der Augenbindehaut) sowie nach perinataler Übertragung Infektionen bei Neugeborenen.
    • Die Serotypen A–C verursachen das Trachom, eine in den Tropen verbreitete chronisch rezidivierende Erkrankung der Bindehäute und Hornhäute des Auges.
    • Die Serotypen L1, L2 und L3 verursachen das Lymphogranuloma venereum, eine sexuell übertragbare Infektion, die vorwiegend in den Tropen vorkommt.5
  • Eine Übertragung der Serotypen D–K sowie L1–L3 ist nur durch sexuellen Kontakt sowie perinatal möglich. Die selten auftretende „Schwimmbadkonjunktivitis“ ist eher eine Folge sexueller Aktivitäten als Folge einer Übertragung durch Wasser in Schwimmbädern.5
  • Das Bakterium kommt nur intrazellulär vor und infiziert in erster Linie das Zylinderepithel der Zervix, der Urethra und des Rektums.
  • Bei Frauen tritt die Infektion im Zervikalkanal auf; manche Frauen mit einer unkomplizierten Zervixinfektion haben bei Diagnosestellung bereits eine subklinische Infektion der Eileiter.6
  • Ansteckung
    • Die Ansteckung erfolgt ausschließlich sexuell; vorbeugende Maßnahmen sind schwierig, da die Infektion oft asymptomatisch verläuft. Die Ermittlung der Ansteckungsquelle ist daher wichtig.
    • Die Ansteckungsgefahr bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr beträgt ca. 20 % sowohl für Frauen als auch für Männer.
    • Die Hälfte der chlamydienpositiven Männer und Frauen haben chlamydienpositive Partner bzw. Partnerinnen.
  • Die Inkubationszeit beträgt normalerweise 7–21 Tage.6

Begünstigende Faktoren

  • Fehlende Kondomverwendung, ein niedriger sozioökonomischer Status, städtisches Wohnen und häufige Partnerwechsel erhöhen das Risiko einer Chlamydien-Infektion.7
  • Die Einnahme oraler Kontrazeptiva ist mit einer erhöhten Prävalenz von Chlamydien-Infektionen, aber einem verminderten Risiko für infektionsbedingte Komplikationen assoziiert.

ICPC-2

  • Chlamydieninfektion weibl. Genitale

ICD-10

  • A56 Sonstige durch Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydienkrankheiten
    • A56.0 Chlamydieninfektion des unteren Urogenitaltraktes
    • A56.1 Chlamydieninfektion des Pelviperitoneums und sonstiger Urogenitalorgane
    • A56.2 Chlamydieninfektion des Urogenitaltraktes, nicht näher bezeichnet
    • A56.3 Chlamydieninfektion des Anus und des Rektums
    • A56.8 Durch Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydieninfektion an sonstigen Lokalisationen

Diagnostik

  • Die Infektionen verlaufen in der Regel asymptomatisch; Früherkennung (Screening) sowie die Ermittlung der jeweiligen Ansteckungsquelle sind daher wichtige Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung.
  • Bei urogenitalen Beschwerden ist immer auch an eine Koinfektion mit Chlamydien und anderen sexuell übertragbaren Erregern zu denken.

Diagnostische Kriterien

  • Klinischer Verdacht – siehe Abschnitt Anamnese.
  • Goldstandard sind Nukleinsäure­-Amplifikationstechniken (NAAT).2
    • Sensitivität ca. 90 %, Spezifität ca. 98 %3
    • Probeentnahme zum Nachweis urogenitaler Infektionen
      • intrazervikaler Abstrich im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung
      • zur Steigerung der Sensitivität ergänzt durch Abstriche mit demselben Tupfer von Vaginalschleimhaut und Vestibulum
      • Urinproben haben eine weniger gute Sensitivität.
  • Die Chlamydien­-Kultur ist aufgrund der niedrigeren Sensitivität nicht empfehlenswert.3 Eine Kultur wird bei Proben empfohlen, die rechtliche Konsequenzen haben könnten, da die Spezifität einer Kultur 100 % beträgt, das heißt, es gibt keine falsch positiven Untersuchungsergebnisse.

Indikationen für einen Chlamydien-Test

  • Symptome oder Anzeichen
    • bei Symptomen einer Urethritis
    • Bei einer Dysurie, die nicht durch einen Harnwegsinfekt bedingt ist.
    • bei jungen Frauen mit mukopurulentem oder trübem Sekret aus der Zervix
    • bei leicht verletzlicher Zervix
    • bei erhöhtem Ausfluss ohne andere bekannte Ursache
    • bei Frauen mit Anzeichen einer Adnexitis
    • bei Zwischenblutungen oder anderen Blutungsstörungen (auch unter oraler Kontrazeption)
  • In folgenden Fällen sollten Tests angeboten werden:
    • bei jungen Frauen nach einem Partnerwechsel
    • vor einem Schwangerschaftsabbruch
    • bei Schwangeren gemäß den Richtlinien zur Schwangerschaftsvorsorge
    • bei Risiko oder Angst vor einer Ansteckung
    • zur Ermittlung der Ansteckungsquelle.
  • Probenentnahme frühestens 7 Tage nach der Exposition
    • Bei früher entnommenen Proben besteht ein sehr hohes Risiko eines falsch negativen Ergebnisses.

Screening

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.2
    • Von sexuell aktiven Frauen unter 25 Jahren 1 x jährlich
    • Von schwangeren Frauen
    • Vor einem Schwangerschaftsabbruch
      • Das Chlamydien-Screening ist in den Richtlinien zur Empfängnisregelung und zum Schwangerschaftsabbruch verankert. Bei einem Schwangerschaftsabbruch ist das Risiko für eine entzündliche Beckenerkrankung (Pelvic Inflammatory Disease, PID) bei unbehandelter Infektion erheblich (in den für den Beschluss des G-BA bewerteten Studien bis 43 %).8
    • Bei anderen Frauen wird ein Chlamydien-Test nur von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet, wenn eine Indikation besteht.
    • Aus Kostengründen dürfen in Deutschland die Urinproben von bis zu 5 Frauen gepoolt werden. Das ist aber aus verschiedenen Gründen nicht empfehlenswert:2
      • Sensitivitätsverlust um > 10 %
      • erhöhtes Risiko für Laborfehler (Übertragung, Verwechslung, Kontamination)
      • Kommerzielle NAAT sind dafür nicht zugelassen.
      • Vollautomatisierte Hochdurchsatzsysteme erlauben die Untersuchung von Einzelproben mit minimalem Aufwand.
    • Ziel des Screenings
      • Reduzierung des Ansteckungsrisikos
      • Reduzierung der Inzidenz von Komplikationen wie Sterilität infolge einer Chlamydien-Infektion

    Differenzialdiagnosen

    Anamnese

    • Urogenitale Infektionen treten gehäuft bei jüngeren Erwachsenen auf und bei häufigem Partnerwechsel.9
    • Asymptomatischer Verlauf bei (je nach Quelle) 60–90 %2-3 der infizierten Frauen.
    • Auch eine symptomatische Chlamydien-Infektion ist anhand der Anamnese allein nicht von anderen urogenitalen Infektionen zu unterscheiden.10
    • Zervizitis
      • mukopurulenter und trüber Vaginalfluor
      • leicht verletzliche (blutende) Zervix
    • Urethritis
      • Dysurie ohne häufigen oder starken Harndrang
      • urethraler Fluor (klar, trüb oder purulent)
    • Akute Adnexitis
      • in der Regel nur mäßige Beschwerden
      • Die Symptome reichen von keinen Beschwerden bis hin zu starken Bauchschmerzen mit hohem Fieber. Häufig auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, postkoitale Blutung, Menorrhagie und Zwischenblutungen.
      • Die Symptome scheinen subakut aufzutreten, meist während der Menstruation oder im Lauf der ersten 2 Wochen des Menstruationszyklus.11
      • In Ausnahmefällen kommt es zu einer perikapsulären Leberinfektion mit Schmerzen im oberen, rechten Quadranten.
    • Symptome können auch erst nach langer, möglicherweise sogar jahrelanger asymptomatischer Zeit auftreten. Neu entdeckte Chlamydien lassen daher nicht auf einen Partnerwechsel schließen.

    Risikofaktoren

    • Alter unter 25 Jahren
    • Sexuelle Aktivität mit infizierten Partnern
    • Wechselnde Sexualpartner
    • Sexualpartner, die gleichzeitig andere Sexualpartner(innen) haben.
    • Frühere sexuell übertragbare Krankheit
    • Geschlechtsverkehr ohne Kondom

    Diagnostik beim Spezialisten – gynäkologische Untersuchung

    • Bei symptomatischer Infektion meist:
      • urethraler/vaginaler Ausfluss
      • leicht verletzliche, mit mukopurulentem Sekret bedeckte Zervix.
    • Eine Chlamydien-Infektion verursacht keine Vaginitis.10
    • Bei einer akuten Adnexitis sind Uterus und Adnexe häufig moderat palpationsempfindlich.

    Ergänzende Untersuchungen

    NAAT

    • Chlamydien werden mittels NAAT nachgewiesen; die Probe wird frühestens 7 Tage nach Exposition entnommen.
    • Abstrich aus Zervix und Urethra
      • Abstrichproben aus der Zervix haben eine Sensitivität von 90–95 %.
      • Man streicht dabei das Stäbchen an Zervix, Portio, Vaginalwand und Vestibulum.
    • Urinprobe
      • Bei der Urinprobe sollten die ersten 15–20 ml des Urins gesammelt werden.
      • Der Zeitpunkt seit der letzten Miktion ist nicht entscheidend.
      • Die Sensitivität ist etwas niedriger als beim Stäbchenabstrich: 85–95 %.
      • Die Urinprobe kann auch zur Diagnostik bei Schwangeren verwendet werden.12

    Schnelltests

    • Sind den NAAT deutlich unterlegen und sollten nicht mehr eingesetzt werden.2

    Kultur

    • Wird in der Routinediagnostik nicht mehr eingesetzt.
    • Die Zeit von der Probeentnahme bis zur Anzucht darf 1 Tag (max. 2) nicht übersteigen. Bei einer Transportdauer von mehr als einem Tag wird eine nukleinsäurebasierte Diagnostik empfohlen.
    • Bei einer Kultur beträgt die Spezifität 100 % und die Sensitivität 80 % (20 % falsch negative Ergebnisse).

    Blutproben

    • Sind selten von besonderem Wert.
    • Insbesondere bei PID kann der CRP-Wert erhöht sein, der BSG-Wert ist jedoch häufig normal.

    Indikationen zur Überweisung

    • Die Erkrankung wird normalerweise in der gynäkologischen Praxis behandelt.

    Therapie

    Therapieziele

    • Die urogenitale Ausbreitung der Infektion und Komplikationen wie Sterilität verhindern.
    • Eine Ansteckung anderer Personen verhindern.

    Allgemeines zur Therapie

    • Antibiotikatherapie
    • Zweifelsfrei exponierte Partner sollen unabhängig vom Labortestergebnis behandelt werden.

    Empfehlungen für Patientinnen

    • Ansteckungsvorbeugende Maßnahmen, Informieren der Sexualpartner

    Medikamentöse Therapie

    • 1. Wahl: Doxycyclin: 2 x 100 mg p. o. über 7 Tage2,13
    • 2. Wahl: Azithromycin 1,5 g p. o. als Einmaldosis2,13
      • Azithromycin ist 2. Wahl, da es Resistenzen fördert.
      • Falls der Verdacht auf schlechte Compliance bei der Einnahme von Doxycyclin besteht, ist eher Azithromycin vorzuziehen.
      • Auch Phototoxizität unter Doxycyclin kann ein Grund sein, auf Azithromycin auszuweichen.2
    • Schwangere und Stillende
      • 1. Wahl: Azithromycin 1 g oder 1,5 g als Einmaldosis (Off-Label-Use in der Schwangerschaft)2,13
      • 2. Wahl: Erythromycin: 4 x 500 mg p. o. über 7 Tage13 oder 2 x 500 mg über 14 Tage2 
      • 3. Wahl: Amoxicillin 3 x 500 mg über 7 Tage2
      • Schwangere mit einer akuten aszendierenden Infektion sollten im Krankenhaus behandelt werden.
    • Die Patientinnen sollten nach Beginn der Behandlung und nach abgeschlossener Behandlung der Partner 7 Tage lang keinen Geschlechtsverkehr haben.11,14
    • Zur Therapie der Adnexitis siehe Artikel Pelvic Inflammatory Disease (PID).

    Partner

    • Wird eine Infektion nachgewiesen, sollte zumindest bei den Sexualpartnern der letzten 6  Monate eine Diagnostik und Therapie durchgeführt werden. Sexualpartner, die nicht getestet werden können, sollten ebenfalls behandelt werden.2

    Prävention

    • Kondome schützen vor Chlamydien, zusätzlich wird jungen Frauen und Männern empfohlen, bei einem Partnerwechsel einen Chlamydien-Test durchzuführen.
    • Die Diagnostik der Infektion und die Ermittlung der Ansteckungsquelle sind wichtige vorbeugende Maßnahmen, da eine asymptomatische Infektion häufig vorkommt.
      • Aktuelle und frühere Sexualpartner sollten aufgefordert werden, sich testen zu lassen.
      • Angesteckte Partner können dann weitere Personen informieren, die zur Ansteckungskette gehören könnten.
    • Vaginale Spülungen oder Duschen scheinen gegen sexuell übertragbare Krankheiten keine vorbeugende Wirkung zu haben; sie können die Infektionsgefahr möglicherweise sogar erhöhen.15
    • Das Bewusstsein für Chlamydien-Infektionen und deren mögliche Folgen sollte durch breit angelegte Informationskampagnen in der Bevölkerung in den Zielgruppen, in der schulischen Sexualaufklärung und in Fachkreisen verstärkt werden.
    • Erweiterung des Screenings auf Frauen über 25 Jahre?
      • Frauen im Alter bis zu 27 Jahren sollten verstärkt Chlamydien-Untersuchungen angeboten werden.
      • Ob die Screening-Empfehlung für nicht schwangere Frauen auch auf andere Altersgruppen ausgeweitet werden sollte, ist noch ungewiss.4

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    Verlauf

    • Die Inkubationszeit beträgt 5–14 Tage.
    • Bei 60–90 % aller Frauen verläuft die Infektion asymptomatisch.
    • Der natürliche Verlauf einer unbehandelten Infektion ist nur zum Teil bekannt, man geht jedoch von einer Spontanheilung binnen 1–2 Jahren in den meisten Fällen aus.
    • Bei Frauen kann die Zervix und/oder Urethra betroffen sein, wobei Mikroben die Zervixbarriere durchbrechen und eine Endometritis sowie in weiterer Folge eine Salpingitis verursachen können.
    • Bei einzelnen Personen kann die Infektion subklinisch persistieren und unter bestimmten Bedingungen ausbrechen, z. B. beim Einsetzen einer Spirale, Entbindung, Fehlgeburt oder Kürettage.
    • Orale Kontrazeptiva scheinen die Komplikationen einer Chlamydien-Infektion sowie den Schweregrad einer ggf. bereits entstandenen akuten aszendierende Infektion zu reduzieren.

    Komplikationen

    • Akute Endometritis und Adnexitis
      • Man geht davon aus, dass eine Salpingitis in weniger als 5 % der unbehandelten Fälle auftritt.
      • Bei mindestens 50 % der Infizierten entwickelt sich aufsteigend eine Endometritis, die sich durch leichte Zwischenblutungen oder durch diskrete Unterbauchbeschwerden äußern kann – aber nicht muss.3
    • Unbehandelte Adnexitis
      • Kann die Eileiterenden (Tubenfimbrien) zerstören und damit die Gefahr einer Extrauteringravidität erhöhen oder zu Sterilität führen. Es gibt jedoch keine prospektiven Studien, die eine urogenitale Chlamydien-Infektion als Ursache für Sterilität bestätigen.
      • Kann zu chronischen Unterleibsschmerzen führen.
      • Erhöht auch das Risiko einer Perihepatitis (Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom).
    • Infektion in der Schwangerschaft16
      • Die Infektion kann während der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden und eine neonatale Konjunktivitis (25 %) und Pneumonitis (< 10%) verursachen.
      • Kann auch zu Komplikationen wie Fehlgeburt, vorzeitigem Blasensprung, Frühgeburt, geringem Geburtsgewicht und Totgeburt führen.
    • Ansteckung
      • Partner können angesteckt werden und Urethritis, Epididymitis und Proktitis entwickeln.
    • Reaktive Arthritis
      • Kann bei genetisch prädisponierten Patienten auftreten.
      • selten auch als Reiter-Syndrom

    Prognose

    • Der Effekt der Behandlung ist gut.
    • Unbehandelt geht man von einer Spontanheilung binnen 1–2 Jahren in den meisten Fällen aus.
    • Unbehandelt können bei 10-40% der Frauen aufsteigende Infektionen auftreten.17
    • Weniger als 5 % der unbehandelten Infektionen verursachen eine Adnexitis.
    • Eine Tubensterilität ist bei 11 % der Frauen nach einer einzelnen PID-Episode festgestellt worden, und das Risiko einer Extrauterinschwangerschaft ist 6- bis 7-fach erhöht.18
    • Einer weiteren Übersicht zufolge kommt es bei 20 % der Patientinnen mit einer PID zu Sterilität, bei 18 % zu chronischen Beckenschmerzen und bei 9 % zu einer Eileiterschwangerschaft.10

    Verlaufskontrolle

    • Der klinische Verlauf der Erkrankung soll beobachtet werden.
      • Alle Sexualpartner sollen informiert und möglichst auf Chlamydien getestet werden.
      • Ist ein Test nicht durchführbar: Antibiose auf Verdacht.
    • Therapiekontrolle nur bei Verdacht auf ein Therapieversagen
      • Ist frühestens 6 Wochen nach Beendigung der Therapie mittels NAAT sinnvoll.3

    Patienteninformationen

    Worüber sollten Sie die Patientinnen informieren?

    • Ansteckungsgefahr
    • Ermittlung der Ansteckungsquelle
    • Komplikationsrisiken

    Patienteninformationen in Deximed

    Weitere Informationen

    Quellen

    Leitlinien

    • Deutsche STI-Gesellschaft. Infektionen mit Chlamydia Trachomatis. AWMF-Leitlinie Nr. 059-005. Klasse S2k, Stand 2016. www.awmf.org

    Literatur

    1. Donovan B. Sexually transmissible infections other than HIV. Lancet 2004; 363: 545-56. PubMed
    2. Deutsche STI-Gesellschaft e. V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit. Infektionen mit Chlamydia trachomatis. AWMF-Leitlinie Nr. 059-005; Klasse S2k, Stand 2016. www.awmf.org
    3. Gille G, Hampl M. HPV und Chlamydien in der Mädchen-Sprechstunde. Frauenarzt 2015; 56: 36-42. PubMed
    4. Abteilung für Infektionsepidemiologie Robert Koch-Institut. Begleitevaluation zum Chlamydien Screening in Deutschland - Endbericht Chlamydia trachomatis. Stand September 2013 www.g-ba.de
    5. Robert Koch-Institut. Chlamydiosen (Teil 1): Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis. RKI-Ratgeber für Ärzte. Berlin, RKI, 2010. Zugriff: Oktober 2015 www.rki.de
    6. Rompalo A. Genital tract chlamydia infection. BestPractice, last updated Feb 2019. bestpractice.bmj.com
    7. Mishori R, McClaskey EL, Winklerprins VJ. Chlamydia trachomatis infections: screening, diagnosis, and management. Am Fam Physician 2012; 86: 1127-32. American Family Physician
    8. Robert Koch-Institut (RKI). Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis. Epidemiologisches Bulletin 2009; 37: 369-373. edoc.rki.de
    9. Chesson HW, Sternberg M, Leichliter JS, Aral SO. The distribution of chlamydia, gonorrhoea and syphilis cases across states and counties in the USA, 2007. Sex Transm Infect 2010; 86(suppl 3): iii52–iii57. www.ncbi.nlm.nih.gov
    10. Miller KE. Diagnosis and treatment of Chlamydia trachomatis infection. Am Fam Physician 2006; 73: 1411-6. PubMed
    11. Sexually transmitted diseases treatment guidelines 2002. Centers for Disease Control and Prevention. MMWR Recomm Rep 2002; 51(RR-6): 1-78. www.ncbi.nlm.nih.gov
    12. Roberts SW, Sheffield JS, McIntire DD, Alexander JM. Urine screening for Chlamydia trachomatis during pregnancy. Obstet Gynecol 2011; 117: 883-5. PubMed
    13. Deutsche STI-Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit: Leitfaden STI-Therapie. Stand: 10/2014 dstig.de
    14. Workowski KA, Berman S; Centers for Disease Control and Prevention. Sexually transmitted diseases treatment guidelines, 2010 published correction appears in MMWR Recomm Rep. 2011;60(1):18. MMWR Recomm Rep 2010; 59(RR-12): 1–110. www.ncbi.nlm.nih.gov
    15. Tsai CS, Shepherd BE, Vermund SH. Does douching increase risk of sexually transmitted infections? A prospective study in high-risk adolescents. Am J Obstet Gynecol 2009; 200: 38. PubMed
    16. Horner PJ, Boag F. 2006 UK national guideline for the management of genital tract infection with Chlamydia trachomatis. London (UK): British Association of Sexual Health and HIV (BASHH); 2006. Accessed March 22, 2012. www.bashh.org
    17. Robert Koch-Institut (RKI). Chlamydia trachomatis – Laborsentinel. Epidemiologisches Bulletin 2013; 46: 469 PubMed
    18. Westrom L, Bentsson LP, March PA. Incidence, trends, and risks of ectopic pregnancy in a population of women. BMJ 1981; 282: 15-18. British Medical Journal

    Autoren

    • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
    • Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Philipps-Universität Marburg (Review)
    • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
    • Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL
    • Per Bergsjø, professor emeritus, dr. med., Universitetet i Bergen. Spesialist i kvinnesykdommer og fødselshjelp, forsker ved Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo
    • Dag Berild, overlege, Medisinsk klinikk, Aker Sykehus
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Urogenitale Chlamydien-Infektion bei Frauen
DDD MK 30.07.2020 Erythromycin verfügbar CCC MK 03.02.2020, Erythromycin (derzeit außer Handel, Stand 03.02.2020)
BBB MK 27.02.2019, komplett überarbeitet, neue LL, geänderte Therapie; Revision at 21.10.2015 18:51:40: German Version, MK 26.05.17 Gyn nicht bei HA DEGAM Baum 20.9.17 OK von Fr. Baum 27.2.19
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Definition:Sexuell übertragbare Infektion, verursacht durch Chlamydia trachomatis. Häufigkeit:Am häufigsten in der Altersgruppe unter 25 Jahren. Geschätzt werden bis zu 300.000 unerkannte Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland.
Gynäkologie
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