Definition:Die primär biliäre Cholangitis (PBC), früher als primär biliäre Zirrhose bezeichnet, ist eine von den intrahepatischen Gallengängen ausgehende, chronische, cholestatische Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung und Fibrose der Leber einhergeht und in ihrem Endstadium zum Leberversagen führt.
Häufigkeit:Es handelt sich um eine seltene Erkrankung. Die Prävalenz liegt bei 150–400:1.000.000.
Symptome:Zu den frühen Symptomen zählen Abgeschlagenheit, Juckreiz sowie Hyperlipidämie.
Befunde:Der klinische Befund zeigt eine Hepatosplenomegalie sowie eine Hyperpigmentierung, xanthomatöse Läsionen können auf der Haut, in den Sehnen oder rund um die Augenbrauen auftreten. Zum cholestatischen Ikterus kommt es meist erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf.
Diagnostik:Biochemische Tests zeigen ein cholestatisches Muster. Die antimitochondrialen Antikörper (AMA) weisen eine hohe Sensitivität und Spezifität auf. Bei AMA-negativer PBC kann die Bestimmung PBC-spezifischer antinukleärer Antikörper (ANA) und AP zielführend sein. Bei weiter bestehender Unklarheit erfolgt die Diagnosesicherung in der Histologie.
Therapie:In der Regel Gabe von Ursodesoxycholsäure (UDCA). Deren Wirksamkeit auf den langfristigen Krankheitsverlauf ist allerdings unsicher. Bei unzureichendem Ansprechen auf UDCA kann diese mit Obeticholsäure kombiniert werden.
Allgemeine Informationen
Definition
Die primär biliäre Cholangitis (PBC), vormals „primär biliäre Zirrhose“, ist eine von den intrahepatischen Gallengängen ausgehende, chronische, cholestatische Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung und Fibrose der Leber einhergeht und in ihrem Endstadium zum Leberversagen führt.
Die Bezeichnung „primär biliäre Zirrhose“ ist obsolet. Sie soll nicht mehr verwendet werden, u. a. weil sie zu erheblicher Verunsicherung, Verängstigung und Stigmatisierung der Betroffenen beitragen kann.1
Häufigkeit
Inzidenz und Prävalenz
Variieren weltweit und sind in Nordeuropa am höchsten.2
Rund 90 % der Betroffenen sind Frauen, häufig tritt die Erkrankung im Alter zwischen 40 und 60 Jahren in Erscheinung.5-6
Vor dem 30. Lebensjahr tritt sie eher selten auf.
Ätiologie und Pathogenese
Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Autoimmunerkrankung, die primäre Ursache ist allerdings unbekannt.
Bestimmte Umweltgifte, Chemikalien, Viren und Bakterien können eine Immunreaktion auslösen, die dann ununterbrochen anhält.7-8
Antimitochondriale Antikörper
Bei mindestens 95 % der Patient*innen lassen sich antimitochondriale Antikörper nachweisen, weshalb sie als typisches Charakteristikum für die PBC gelten.
Bislang ist unklar, ob diese Antikörper an der Pathogenese beteiligt sind oder nur als Marker des Entzündungsprozesses dienen.9
Pathologie
Charakteristisch für die Erkrankung ist die Zerstörung der intrahepatischen Gallengänge aufgrund des andauernden Entzündungsprozesses. Infolgedessen kommt es zur Cholestase, portalen Entzündung, progressiven Fibrose und zum Leberversagen.
Weitere Konsequenzen der PBC sind Hyperlipidämie, eine verminderte Knochenbildung sowie die Entstehung von Osteoporose und Steatorrhö.
Die PBC kann zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten.6
Histologische Klassifikation
Nach Ludwig und Scheuer10-11 sind zu unterscheiden:
Eine Messung der Lebersteifigkeit via Scherwellenelastografie kann durchgeführt werden.
Eine Leberhistologie in der Erstdiagnostik soll erfolgen, wenn die Diagnose unklar ist oder eine zusätzliche Lebererkrankung in Betracht kommt.
Labortests bei klinischem Verdacht auf PBC
Die antimitochondrialen Autoantikörper (AMA) sowie das Gesamt-IgM und -IgG im Serum sollen untersucht werden.
AMA sollten mittels indirekten Immunfluoreszenztests (IFT) am 3-Gewebeschnitt der Ratte oder Maus (Leber, Niere, Magen) untersucht und durch einen Bestätigungstest (z. B. ELISA) zum Nachweis der Antikörper mit den Zielantigenen PDC-E2, OADC-E2 und BCOADC-E2 (alte Nomenklatur: M2) abgesichert werden.
Bei AMA-Negativität sollen antinukleäre Antikörper (ANA) im IFT auf HEp2-Zellen getestet und das Fluoreszenzmuster beurteilt werden.
Antikörper gegen „Nuclear Dots“ (sp100), Kernmembran (Lamin, gp210) oder Zentromere (ACA) sollten mittels Immunoassays mit definierten Antigenen bestätigt werden, da diese die Diagnose einer AMA-negativen PBC unterstützen.
Sind sowohl AMA- als auch PBC-spezifische ANA negativ, ist die Diagnose über die erhöhte alkalische Phosphatase und über typische histologische Veränderungen zu stellen.
Es gibt keine spezifischen serologischen Marker für die PSC. Die Bestimmung der pANCA kann hilfreich sein.
Immunologische Komorbidität
Bei begleitenden entzündlichen Gelenkbeschwerden kann ein einmaliges Screening auf Rheumafaktoren IgM und IgA sowie anticitrullinierte Peptid/Protein-Antikörper (ACPA bzw. Anti-CCP) IgG als serologische Marker der rheumatoiden Arthritis empfohlen werden.
Bei Auffälligkeiten sollten assoziierte Autoantikörper insbesondere gegen Thyreoperoxidase (Anti-TPO-Antikörper) bestimmt werden.
Begleitende Beschwerden
Die Lebensqualität bei PBC-Patient*innen kann durch verschiedene Symptome wie Fatigue, Pruritus und Schmerzen durch Knochenveränderungen im Rahmen einer Osteoporose oder zusätzliche rheumatische Erkrankungen gemindert sein.
Diese Symptome sollten aktiv erfragt und angemessen behandelt werden (siehe Leitlinienkasten Therapie).
Diagnostische Kriterien
Eine Erhöhung der Cholestaseparameter über 6 Monate, der Nachweis von antimitochondrialen Antikörpern (AMA) oder PBC-spezifischen ANA und die typische Histologie sind entscheidende diagnostische Kriterien (siehe Leitlinienkasten).
Bei einigen Patient*innen (20–60 %) wird die Erkrankung durch Zufallsbefunde bei Laborproben aus anderen Gründen bereits in einem asymptomatischen Stadium entdeckt.16
Die meisten Betroffenen entwickeln mit fortschreitendem Krankheitsverlauf Symptome.
Symptome einer Leberzirrhose und portalen Hypertension treten erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf. Dazu gehören blutende Ösophagusvarizen, Steatorrhö, Osteomalazie und Osteoporose.
Im Spätstadium zeigen sich häufig Ikterus, Hyperpigmentierung und Xanthelasmen.
Die antimitochondrialen Antikörper (AMA) weisen eine sehr hohe Sensitivität (98 %) und eine relativ hohe Spezifität auf.
90–95 % der Personen, deren AMA-Titer bei 1/40 oder darüber liegt, haben eine PBC.
Mit dem Bestätigungstest (z. B. ELISA) zum Nachweis der Antikörper mit den Zielantigenen PDC-E2, OADC-E2 und BCOADC-E2 (alte Nomenklatur: M2) wird eine Sensitivität von ca. 90 % und eine Spezifität von ca. 95 % erreicht.
Bei 35 % der Patient*innen lassen sich erhöhte Werte für antinukleäre Antikörper (ANA) nachweisen.
Bei 66 % der Patient*innen sind Antikörper gegen glatte Muskulatur (Smooth Muscle Actin, SMA) erhöht. SMA ist zugleich der serologische Hauptmarker für die Autoimmunhepatitis vom Typ 1.
Als Standardtherapie der PBC soll Ursodeoxycholsäure (UDCA) in einer Dosierung von 13–15 mg/kg KG dauerhaft verabreicht werden.
Der alleinige Nachweis von AMA rechtfertigt keine Therapie. Eine Überwachung kann angeboten werden.
Bei unzureichendem Ansprechen auf UDCA
Wegen erhöhten Progressionsrisikos: Zusätzliche Lebererkrankung ausschließen.
Zweitlinientherapie mit Obeticholsäure (OCA)
zugelassen sowohl in Kombination mit UDCA als auch bei UDCA-Intoleranz als Monotherapie
Anfangsdosis 5 mg/d, Steigerung nach Ansprechen und Toleranz auf 10 mg/d nach 6 Monaten
In der Zulassungsstudie (POISE-Studie) wurde ein unzureichendes Ansprechen auf UDCA als das > 1,67-Fache des oberen Normwerts der AP oder eine Erhöhung des Serumbilirubins bis zum Zweifachen des oberen Normwerts definiert.
Der Einsatz von OCA sollte nach Bewertung des individuellen Progressionsrisikos erwogen werden.
Bei mildem Juckreiz kann zunächst eine topische Behandlung insbesondere bei trockener Haut mit rückfettenden, rehydratisierenden und kühlenden Cremes erfolgen.
Bei Nichtansprechen auf die topische Behandlung soll eine systemische medikamentöse Therapie des Pruritus erfolgen.
Die PBC-assoziierte Hypercholesterinämie ist nicht generell behandlungsbedürftig.
Bei Vorliegen von Risikofaktoren wie familiäre Prädisposition, arterielle Hypertonie, Rauchen oder Diabetes mellitus soll eine Primärprophylaxe für kardiovaskuläre Erkrankungen wie in der Allgemeinbevölkerung erfolgen.
Begleitende rheumatische Erkrankungen
Der Einsatz von Basismedikamenten, Glukokortikoiden und Biologica kann bei PBC-Patient*innen zur Behandlung von begleitenden rheumatischen Erkrankungen unter Beachtung der notwendigen Kontrollen und Kontraindikationen erfolgen.
PBC mit Autoimmunhepatitis
Zusätzlich zu UDCA soll eine Immunsuppressive Therapie erfolgen (Näheres siehe Artikel Autoimmunhepatitis).
Therapieziel
Den Krankheitsverlauf zu stoppen.
Allgemeines zur Therapie
Betroffene, die auf eine Behandlung mit UDCA ansprechen, haben eine günstige Prognose.1
Medikamentöse Therapie
Ursodesoxycholsäure
Wirkungsmechanismus
Es handelt sich um eine Gallensäure, die geringere hepatotoxische Eigenschaften aufweist als die endogenen Gallensäuren. Sie konkurriert mit den endogenen Gallensäuren um die Absorption im terminalen Ileum.21
Bei einer kontinuierlichen Behandlung wird sie zur dominierenden Gallensäure und macht etwa 40–50 % des totalen Gallensäurepools aus.22
Der Wirkungsmechanismus beruht vermutlich auf diversen Faktoren.6,23
Wirksamkeit
Einer Cochrane-Metaanalyse24 zufolge scheint sich UDCA günstig auf den Lebermetabolismus auszuwirken und die histologische Progression im Vergleich zu Placebo zu vermindern.
In dieser Metaanalyse konnte kein Einfluss von UDCA auf die Mortalität und auf klinische PBC-Symptome wie Fatigue und Pruritus gezeigt werden.24
Randomisiert kontrollierte Studien höherer Qualität wären notwendig, um den klinischen Nutzen von UDCA verlässlich zu beurteilen.24
Möglicherweise lässt sich durch UDCA der Zeitpunkt einer evtl. notwendigen Transplantation hinauszögern.25-26
Am größten scheint der Behandlungserfolg, wenn die Therapie mit Ursodesoxycholsäure frühzeitig eingeleitet wird.27
Dadurch lässt sich das Serumcholesterin, vor allem das LDL, senken und die Ausbildung von Xanthelasmen verringern.28
Indikation
Diese Therapievariante empfiehlt sich bei Patient*innen mit positivem AMA-Nachweis und erhöhten Leberfunktionswerten.29-30
Unsicher ist, ob die Behandlung bei Patient*innen mit normalen Leberfunktionswerten ebenfalls sinnvoll ist.29
Dosierung
13–15 mg/kg Körpergewicht täglich in Form einer Einmaldosis.6,31
Um unangenehme Nebenwirkungen wie Juckreiz und Diarrhö zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, die Dosierung schrittweise über einen Zeitraum von 2 Wochen zu erhöhen.6
Nachteile
Die hohen Kosten sowie die Notwendigkeit einer Langzeitbehandlung stellen die größten Nachteile dieser Therapievariante dar.6
In einigen Fällen führt die Therapie zu einer Gewichtszunahme um rund 2 kg in den ersten 1–2 Jahren.32
Wie UDCA ist auch Obeticholsäure eine Gallensäure.
Bindet mit hoher Affinität an den Farnesoid-X-Rezeptor (FXR) und aktiviert diesen.
Dadurch wird die Gallensäurekonzentration in den Hepatozyten reduziert, zum einen durch Hemmung der Gallensäurensyntese, zum anderen durch den beschleunigten Abtransport aus den Hepatozyten.
Seit 2016 zur Behandlung der PBC zugelassen
bei unzureichendem Ansprechen auf UDCA in Kombination mit diesem
Wenn UDCA nicht vertragen wird auch als Monotherapie.
Wirksamkeit
In den zulassungsrelevanten Studien erwies sich Obeticholsäure in Kombination mit UDCA als überlegen gegenüber Placebo mit UDCA.
Das betraf die Zielparameter Senkung der AP und Normalisierung des Serumbilirubins.
Zur Beurteilung der klinischen Wirksamkeit über längere Zeiträume hinweg sind weitere Studien notwendig.
dekompensierte Leberzirrhose und hepatische Dekompensation unter Therapie
Weitere Medikamente
Unzureichende Wirkung
Immunsuppressiva und antiinflammatorische Medikamente zeigen keine nennenswerte Wirkung.25
Steroide scheinen den Krankheitsverlauf nicht vorteilig zu beeinflussen.
Stufentherapie Pruritus
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Topische Therapie mit rückfettenden, rehydratisierenden und kühlenden Cremes. Optimierte Raumbefeuchtung.
2–4 x tgl. 2–4 g Colestyramin etwa 15 Minuten vor der Mahlzeit und mit 4-stündigem Abstand zur Einnahme anderer Medikamente
Rifampicin kann in refraktären Fällen in einer täglichen Dosierung von 150–600 mg zur Anwendung kommen (Off-Label-Use) und führt zu einer schnellen Linderung. Allerdings kann es eine hepatotoxische Wirkung haben und in seltenen Fällen auch zur Knochenmarkaplasie führen.33
Der Opioidantagonist Naltrexon kann mit einer Zieldosis von 50 mg/d in einschleichender Dosierung gegeben werden (Off-Label-Use). Vor allem zu Beginn der Behandlung können schwere opioidentzugsähnliche Symptome auftreten, die durch Naloxon i. v. mit rasch ansteigenden Dosierungen bis zum Erreichen der niedrigsten oralen Dosierung von 12,5 mg/d gebessert werden können.
SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) wie Sertralin 100 mg/d oder Paroxetin 20–60 mg/d scheinen einen gewissen juckreizlindernden Effekt zu haben (Off-Label-Use). Näheres zum Nebenwirkungs-, Sicherheits- und Wechselwirkungsprofil von SSRI siehe Artikel Depression.
Steatorrhö
Es wird eine fettarme Ernährung empfohlen.
Ergänzend kann die Einnahme mittelkettiger Triglyzeride (z. B. Kokosfett, Palmöl) anstelle von langkettigen Formen (z. B. Olivenöl) sinnvoll sein.
Bei Bedarf sollte eine Substitution mit fettlöslichen Vitaminen, insbesondere Vitamin D und eventuell auch Vitamin A, erfolgen.
Osteoporose und Osteomalazie
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Bei fehlenden Kontraindikationen, z. B. Nierensteinen in der Vorgeschichte, kann prophylaktisch 25-OH-Cholecalciferol 800–2.000 IE/d gegeben werden.
Auf ausreichende Kalziumzufuhr (1.000 mg/d), möglichst über die Nahrung, achten.
Evtl. Bisphosphonat-Therapie, z. B. mit Alendronat 70 mg/Woche oder Ibandronat 150 mg/Monat1,25,34
Fatigue
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Mögliche andere Ursachen abklären (siehe Abschnitt Differenzialdiagnosen), inkl. Medikation
Ggf. Anpassung des Lebensstils, regelmäßiger Tagesrhythmus, genügend Pausen
Besonders, wenn autonome Regulationsstörungen eine Rolle spielen:
Antihypertensive Übertherapie vermeiden.
ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr
Kompressionstrümpfe
evtl. Midodrin.
Bei ausgeprägter Fatigue evtl. Off-Label-Anwendung von Modafinil
Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Leberfunktionseinschränkungen und Unverträglichkeitsreaktionen, in seltenen Fällen schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom oder Lyell-Syndrom.
Sicca-Symptome
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Anregung der Speichelproduktion, z. B. durch zuckerfreie Kaugummis oder Lutschpastillen
evtl. Parasympathomimetika wie Pilocarpin oder Cevimelin
wegen des erhöhten Kariesrisikos: regelmäßige und sorgfältige Zahnhygiene, zahnärztliche Kontrolluntersuchungen
Carmellosehaltige Mundsprays können subjektive Linderung verschaffen.
insbesondere bei Dysphagie
langes und sorgfältiges Kauen
Medikamente, die die Ösophagusschleimhaut reizen können, immer in aufrechter Position und mit reichlich Wasser einnehmen. Da gilt z. B. für Kaliumpräparate, Tetrazykline und Alendronat.
Vaginale Trockenheit
feuchtigkeitsspendende Präparate
Hormonpräparate nur im Rahmen einer gynäkologisch-fachärztlichen Mitbehandlung
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Lebertransplantation
Bei einigen Patient*innen kommt es infolge der PBC zum Leberversagen, weshalb eine Lebertransplantation unumgänglich ist.
Laut einer Analyse der US-amerikanischen Datenbank UNOS, die 3.052 PBC-Verläufe aus den Jahren 1994–2009 einschloss, betrug die Überlebensrate nach Lebertransplantation nach einem Jahr 90,2 %, nach 5 Jahren 84,4 % und nach 10 Jahren 71,9 %.35
Bei mehr als der Hälfte der PBC-Kranken, die eine Lebertransplantation erhalten haben, nehmen Abgeschlagenheit und Juckreiz mit der Zeit ab.
In einer prospektiven Studie mit 49 PBC-Betroffenen lagen in 44 % der Fälle 2 Jahre nach Transplantation immer noch mittelschwere bis schwere Fatigue-Symptome vor.1,36
Metabolische Knochenerkrankungen verbessern sich häufig nach einer Erstverschlimmerung während der ersten 6–12 Monate nach Transplantation.
Das kumulative Rezidivrisiko liegt bei 15 % nach 3 Jahren bzw. 30 % nach 10 Jahren.
Bei einem PBC-Rezidiv sollte UDCA eingesetzt werden.1
Damit kann der Lebermetabolismus günstig beeinflusst werden.
Ob sich UDCA auch auf die Mortalität und das Transplantatüberleben auswirkt, ist noch unklar.37
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Der Krankheitsverlauf variiert stark und lässt sich daher nur schwer vorhersagen.
Die Erkrankung entwickelt sich schleichend und verläuft häufig über mehrere Jahre asymptomatisch, ehe die Diagnose erfolgt.
Etwa 3/4 der asymptomatischen Patient*innen mit einem AMA-Wert > 1/40 entwickeln im Nachhinein Symptome.
Bei progressiven Krankheitsverläufen kann es zu Steatorrhö, Xanthomen, Xanthelasmen, Osteoporose, Osteomalazie, progressiver Leberfibrose, portaler Hypertonie und schließlich zur Zirrhose kommen.25
trotz auffallend hoher Lipidwerte scheinen die Prävalenz für arteriosklerotische Erkrankungen sowie die kardiovaskuläre Sterblichkeit bei PBC nicht erhöht.18,38
Prognose
Einige Menschen entwickeln keinerlei Symptome (25 %), bei anderen kann die Erkrankung einen äußerst aggressiven Krankheitsverlauf aufweisen.
Prognostische Marker
Bisher existieren keine zuverlässigen prädiktiven Modelle, anhand derer sich im Frühstadium der Erkrankung eine zuverlässige Prognose abgeben ließe.
Ein hohes Alter, steigende Bilirubinwerte, ein niedriger Albuminwert, eine hohe Prothrombinzeit-INR, Aszites und gastrointestinale Blutungen sowie Nicht-Ansprechen auf die Behandlung mit UDCA deuten auf eine eher schlechte Prognose hin.
Überleben
Früher betrug das durchschnittliche Überleben nach Auftreten der ersten Symptome 10 Jahre.
Die heutigen effektiven Behandlungsmethoden haben dazu geführt, dass der Bedarf an Lebertransplantationen deutlich gesunken und die Lebenserwartung gestiegen ist.39-40
Inzwischen ist eine nahezu normale Lebenserwartung möglich, wenn die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird.27
Eine klinische und laborchemische Kontrolle sollte 3, 6 und 12 Monate nach Diagnosestellung erfolgen.
Im weiteren Verlauf sollten die Kontrolluntersuchungen angepasst an das Stadium der Erkrankung und das Therapieansprechen erfolgen.
Kontrolle der Leberfunktionswerte in regelmäßigen Abständen6
Verbesserung
Ein erstes Ansprechen zeigt sich innerhalb von 4–6 Wochen.
Bei ca. 80–90 % der Patient*innen, bei denen es zu einer vollständigen Zustandsverbesserung kommt, geschieht dies innerhalb von 3 Monaten.
Nach 2 Jahren haben sich bei 20 % der Betroffenen die biochemischen Werte wieder normalisiert, nach 5 Jahren ist bei weiteren 15 % eine Normalisierung der Werte zu beobachten.
Auf eine schnelle initiale Verbesserung folgt in der Regel eine langsamere, kontinuierliche Regeneration.
Weitere Funktionstests sind nicht erforderlich. Auch eine routinemäßige Leberbiopsie zur Beurteilung des Behandlungserfolgs ist nicht vorgesehen.
Osteodensitometrie etwa alle 1–5 Jahre in Abhängigkeit vom Ausmaß der Cholestase und dem individuellen Risikoprofil1
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Autoimmune Lebererkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 021-027. S2k, Stand 2017. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Die primär biliäre Cholangitis (PBC), früher als primär biliäre Zirrhose bezeichnet, ist eine von den intrahepatischen Gallengängen ausgehende, chronische, cholestatische Autoimmunerkrankung, die mit einer Entzündung und Fibrose der Leber einhergeht und in ihrem Endstadium zum Leberversagen führt.
Magen-Darm-Trakt
Primär biliäre Cholangitis (PBC)
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Primär biliäre Cholangitis (PBC)
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