Heiserkeit (Dysphonie) ist eine Veränderung der Stimme.1
Aphonie (Stimmverlust), Phonasthenie (Stimmschwäche) und Dysphonie (Stimmbildungsstörung) können vorkommen.
In den meisten Fällen handelt sich um eine akute Heiserkeit, die meist gutartig und selbstlimitierend ist, chronische Heiserkeit kann aber auch ein Symptom einer ernsthaften Erkrankung (z. B. Larynxkarzinom) sein.2
Häufigkeit
Jährlich klagen ca. 77 Personen von 1.000 über Heiserkeit.2
Besonders betroffen sind Ältere und Menschen, die hohe Anforderungen an ihre Stimme stellen, wie z. B. Lehrer*innen oder Sänger*ìnnen.
Die häufigste Ursache ist eine meist virale, selten auch bakterielle Infektion, häufig im Rahmen einer Infektion der oberen Atemwege.3
Eine akute Laryngitis ist in den meisten Fällen selbstlimitierend innerhalb von 10 Tagen. Nach 4 Wochen sollten die Symptome vorüber sein.1-2
Eine Larynxtuberkulose ist eine seltene (ca. 1 %) extrapulmonale Tuberkulosemanifestation.4
Akute Laryngitis bei Kindern (Pseudokrupp)
Akute Laryngitis bei Kleinkindern (Pseudokrupp) ist eine Infektion der oberen Atemwege, häufig ausgelöst durch RS-, Adeno- oder Parainfluenzaviren.
Die Symptome werden durch eine allgemeine Entzündung und ein Ödem in der Schleimhaut unmittelbar unterhalb der Stimmbänder verursacht.
Das Ödem blockiert in größerem oder geringerem Maße den Luftstrom durch die Luftröhre und führt zu Heiserkeit, inspiratorischem Stridor, bellendem Husten und Atembeschwerden.
Stress und schnelle Atmung verschlimmern die Symptome.
Das Fieber ist in der Regel moderat, das Allgemeinbefinden ist wenig eingeschränkt.
Der Zustand bessert sich oft schnell durch Einatmen kühler Luft.
Chronische Laryngitis
Ursachen für eine chronische Laryngitis mit chronischer Heiserkeit:
Durch chronische Inflammation der Schleimhaut des Pharynx kommt es zu einer sog. laryngopharyngealen Refluxstörung mit den Leitsymptomen Halsschmerz und Heiserkeit.7
Physiologische Altersprozesse, wie die Gewebsatrophie, Abnahme der Muskelmasse, vermehrte Fettinfiltration, degenerative Knorpelveränderungen, Arthritis und eine geschwächte Atmung, können zur Veränderung der Stimmqualität, Tonhöhe und Stimmkraft führen.9-10
Ist eine häufige Ursache für die Heiserkeit bei älteren Menschen
Iatrogen verursachte Heiserkeit durch Verletzung der Stimmbänder bei Intubation
Direktes Kehlkopftrauma durch Tritte oder Schläge
Gutartige Tumoren
Stimmlippenpolypen sind gutartige Tumoren der Stimmbänder.
meist einseitig
Prädisponierende Faktoren sind Rauchen und angestrengter Stimmgebrauch („Sängerknötchen”).
Polypen sind bei indirekter Laryngoskopie leicht ersichtlich.
Stimmlippenzysten entstehen durch Obstruktion der Schleimdrüsenaufführungsgänge.10
Ein Stimmbandgranulom ist häufig die Ursache von Heiserkeit nach Intubation.
Bessert sich spontan.
Stimmbandpolypen, Kontaktgranulome und -ulzera, Stimmbandzysten und Papillome können ab einer gewissen Größe zu Hustenreiz führen.11
Rekurrensparese
Eine Schädigung des Nervus laryngeus recurrens lähmt die innere Kehlkopfmuskulatur.
Lähmungen der Stimmbänder können ein- oder doppelseitig sein.
Die meisten einseitigen Fälle werden durch eine Verletzung des Rekurrensnervs bei einem chirurgischem Eingriff (z. B. Schilddrüsenoperationen, Operationen an der Halswirbelsäule oder Thorax), bei Intubation und bei mediastinalem oder apikalem Befall durch Neoplasien entstehen.2
Auch ein Schilddrüsenkarzinom kann durch Kompression des Nervus recurrens eine Heiserkeit verursachen.
Spasmodische Dystonie
Spasmodische Dystonie (= spasmodische Dysphonie, laryngeale Dysphonie, Sprechkrampf) ist eine fokale Dystonie mit unwillkürlichen Spasmen der Larynxmuskulatur.10
Die genaue neuromuskuläre Ursache der spasmodischen Dystonie ist noch unbekannt, es wird eine Neurotransmitterstörung vermutet.1,10
Dies kann zu vorübergehender Heiserkeit oder Stimmabbrüchen führen.
Injektionen mit Botulinumtoxin können die Spasmen beenden.12
Kehlkopfkarzinom, Larynxkarzinom
Heiserkeit kann das Leitsymptom eines Larynxkarzinom sein.
Die Schwingungsfähigkeit der Stimmbänder ist beeinträchtigt, und durch Verdrängung kann es zu einer Behinderung der Luftpassage mit inspiratorischem Stridor kommen.
Meist handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom.
Etliche systemische Erkrankungen aus dem rheumatologischen und endokrinologischen Formenkreis können zu Heiserkeit führen, in manchen Fällen kann eine systemische Erkrankung auch den Kehlkopf direkt betreffen: z. B. Gicht, Sarkoidose oder Amyloidose.1,14
Medikamente
Verschiedene Medikamente können zu Heiserkeit führen:1
Inhalationssteroide
ACE-Hemmer durch chronischen Husten
Diuretika oder Antihistaminika durch Austrocknung der Schleimhäute
Bisphosphonate durch chronische Irritation der Stimmbänder
Unter Antikoagulanzien kann sich ein Hämatom im Bereich der Stimmbänder bilden.
Akuter oder chronischer Stress, einschneidende psychische Erlebnisse, Angst oder Depressionen können zur Beeinträchtigung der Stimme bis hin zum Stimmverlust führen.
Vocal Cord Disorder (VCD)
Die Ursache einer VCD ist eine asthmaähnliche intermittierende laryngeale Obstruktion bei Inspiration aufgrund einer laryngealen Hyperreagibilität.10
Zur Dysphonie kommt eine anfallsartige Atemnot mit Stridor.
Anamnese
Dauer und Beginn der Dysphonie
Art der Heiserkeit: permanent oder rezidivierend?
Begleitsymptome
verstopfte Nase, Rhinorrhö, Niesen, Konjunktivitis, Halsschmerzen, Husten und ein geringfügig herabgesetzter Allgemeinzustand bei Atemwegsinfektion.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und chronischer Husten. AWMF-Leitlinie Nr. 053-013. S3, Stand 2021. www.awmf.org
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Autor*innen
Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
BBB MK 22.09.2021 umfassend revidiert und gekürzt.
Revision at 14.08.2015 18:22:39:
Final Version
Revision at 17.07.2015 15:14:26:
minor
Revision at 16.07.2015 14:25:41:
minor
Heiserkeit (Dysphonie) ist eine Veränderung der Stimme.1 Aphonie (Stimmverlust), Phonasthenie (Stimmschwäche) und Dysphonie (Stimmbildungsstörung) können vorkommen.