Heiserkeit

Was ist Heiserkeit?

Unter Heiserkeit oder Dysphonie wird eine Stimmstörung verstanden, die sich durch eine raue, unreine oder belegte Stimme mit verändertem Klangbild bemerkbar macht. Die Ursachen für Heiserkeit sind vielfältig und in den meisten Fällen harmlos. Daher ist ein Arztbesuch häufig nicht notwendig. Die meisten Menschen haben schon einmal im Zusammenhang mit Infektionen der oberen Atemwege wie Erkältungen oder Mandelentzündungen an Heiserkeit gelitten. Heiserkeit tritt häufig auch dann auf, wenn die Stimme übermäßig oder falsch beansprucht wird. Auch langjährige Raucher*innen leiden oft an Heiserkeit. Ernste Ursachen einer Heiserkeit sind selten.

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen

  • Akute Kehlkopfentzündung bei Erwachsenen (akute Laryngitis)
    • Es handelt sich um eine harmlose Virusinfektion, die rasch zu Heiserkeit führt. Es können zeitgleich Halsschmerzen und ein trockener Husten bestehen. Manchmal ist die Stimmproduktion gar nicht mehr möglich. Die Symptome klingen meist nach 10 Tagen bis 4 Wochen ab.
  • Akute Kehlkopfentzündung bei Kleinkindern (Pseudokrupp)
    • Es handelt sich ebenfalls um eine Virusinfektion der oberen Atemwege. Meist wacht das Kind nach einigen Stunden Schlaf mit einer pfeifenden Atmung und trockenem, bellendem Husten auf. Die Temperatur ist mäßig bis gar nicht erhöht mit geringfügiger Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes. Der Zustand verbessert sich in der Regel rasch, wenn das Kind kühle Luft oder warmen Wasserdampf einatmet.
  • Chronische Kehlkopfreizung (chronische Laryngitis)
  • Stimmbandpolypen
    • Auch „Stimmbandknötchen“ genannt; sie treten bei starker Beanspruchung der Stimme auf (Sängerknötchen); besonders häufig bei gleichzeitigem Tabakkonsum.
  • Arzneimittel
    • Es gibt verschiedene Medikamente, die durch ihre Wirkungsweise zu Heiserkeit führen können. Vor allem bestimmte kortisonhaltige Arzneimittel zur Inhalation können Heiserkeit zur Folge haben– siehe auch Asthma.

Seltene Ursachen

  • Kehlkopfkrebs
    • Eine bösartige Tumorerkrankung, die im höheren Alter nach langjährigem, starken Tabak- oder Alkoholkonsum auftreten kann.
    • Symptome können eine chronische Heiserkeit und Husten, ein Fremdkörpergefühl im Hals und Schmerzen beim Schlucken sein.
  • Lähmung der Stimmbandnerven (Rekurrensparese)
    • Nach Operationen im Hals- und Brustbereich kann es zu einer Schädigung des Nervens kommen, der die Kehlkopfmuskulatur versorgt.
    • Ein Schilddrüsentumor kann auch durch Druck auf den Nerven eine Heiserkeit verursachen.
  • Lähmung oder fehlende Kontrolle der Muskeln im Bereich des Kehlkopfes durch eine neurologische Störung, wie z. B. bei der Parkinson-Krankheit oder durch eine besondere Form des Zitterns, den essenziellen Tremor.
  • Psychische Ursachen (Stress, Überlastung, psychische Krankheiten), die sich u. a. in einer rauen, leisen Stimme äußern.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

Bei Heiserkeit, die länger als 4 Wochen anhält, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen. 
Sollte es zu blutigem Husten, anhaltenden Schluckbeschwerden oder zeitgleich auftretender ungewollter Gewichtsabnahme kommen, sollten Sie sich ebenfalls ärztlich untersuchen lassen.

Untersuchungen

  • Die  Ärztin/der Arzt wird eine Untersuchung Ihres Hals- und Rachenraumes vornehmen. Dabei wird die Zunge mit einem Holzspatel leicht nach unten gedrückt und von außen in den Hals geleuchtet. Zudem wird der Hals von außen abgetastet.
  • Eine Blutuntersuchung und weitere Untersuchungen sind in vielen Fällen nicht erforderlich.

Überweisung an Spezialist*innen (z. B. HNO-Praxis)

  • Bei unklarer Diagnose oder einer Heiserkeit, die nach 4 Wochen nicht von alleine abgeklungen ist, erfolgt eine Überweisung zu Spezialist*innen.
    • Eventuell ist eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie) nötig, um die Stimmbänder beurteilen zu können. Dies ist eine schmerzfreie Untersuchung, bei der am Untersuchungsstuhl in leichter Sprühbetäubung eine Kamera durch den Mund oder Nase eingeführt wird.
    • Eine Magnetresonanztomografie (MRT) und/oder Computertomografie (CT) ist angezeigt bei Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung.

Was können Sie selbst tun?

  • Akute Heiserkeit lässt in der Regel nach einigen Tagen von alleine nach, wenn die Stimmbänder geschont werden.
  • Flüstern gilt nicht als Schonung der Stimmbänder, da es eine ebenso große Belastung wie normales Sprechen darstellt. Es empfiehlt sich auf das Sprechen so weit wie möglich zu verzichten.
  • Personen, die ihre Stimme beruflich viel einsetzen, müssen unter Umständen einige Tage krankgeschrieben werden.
  • Bei lang anhaltender Heiserkeit, nach Ausschluss zugrunde liegender Erkrankungen, kann eine Logopädin/ein Logopäde hinzugezogen werden, um über den richtigen Einsatz der Stimme zu beraten. Eine richtige Sprachtechnik ist vor allem bei Personen wichtig, die beruflich viel kommunizieren müssen, um langfristig die Stimmbänder zu schonen.
  • Ebenso sollte auf Tabak- und übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden.

Weitere Informationen

Autorin

  • Natalie Anasiewicz, Dr. med., Ärztin, Davos

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Heiserkeit. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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