Die H.-pylori-Infektion derist Magenschleimhauteine mitbakterielle HelicobacterErkrankung pylorides (HMagens, unabhängig von Symptomen bzw. pylori)klinischem Erscheinungsbild.1
Häufigkeit
Prävalenz und Inzidenz
global eine der häufigsten Infektionen des Menschen2
Daten aus den 2000er Jahren zeigen eine weltweite Prävalenz von bis zu 50 % mit großer regionaler Variabilität.3
In Deutschland liegtlag die Prävalenz in den 90er Jahren insgesamt bei ca. 35 %, höhere Prävalenz bei Migrant*innen.23
Deutschland gehört innerhalb Europas zu den Ländern mit geringerer Prävalenz.1
Sowohl in Deutschland als auch international ist die Inzidenz rückläufig, auch wegen erfolgreicher Eradikationsstrategien.34-45
Alter
Prävalenz in Deutschland in den Daten der 90er Jahre zwischen 3 % bei Kindern und 48 % bei Erwachsenen53
Helicobacter pylori ist ein gramnegatives, begeißeltes Bakterium.
Reservoir für eine Infektion ist der Mensch, keine eindeutigen Hinweise auf zoonotischeDie Übertragung von H. pylori erfolgt von Mensch zu Mensch.1
Der genaue Übertragungsweg ist nicht geklärt, wahrscheinlich überwiegend oral-oral, gastral-oral und fäkal-oral.1,7
Enger Kontakt von Kindern mit Häufig.-pylori-infizierten findetFamilienangehörigen eineist der wichtigste Übertragungsweg, Übertragung innerhalbzwischen dererwachsenen FamilieLebenspartner*innen stattist dagegen selten.1
H. pylori verfügt über Säureresistenzmechanismen: insbesondere Hydrolyse von Harnstoff durch Urease, der gebildete Ammoniak puffert die Magensäure ab.8
Die Infektion führt obligatkann zu einer chronischen chronisch-aktiven B-Gastritis führen.34
Dennoch ist die Mehrzahl der Infizierten asymptomatisch, geschätzt 10–20 % entwickeln eine manifeste Erkrankung.6
Voraussetzung ist vermutlich das Zusammenspiel von Virulenzfaktoren des Bakteriums mit wirtsspezifischen und Umweltfaktoren.34
H.-pylori-assoziierte Dyspepsie ist eine eigene Entität, funktionelle Dyspepsie sollte erst nach Ausschluss einer H.-pylori-Infektion diagnostiziert werden.10
Migrationshintergrund aus Ländern Süd- und Osteuropas, Zentralasiens, Asiens, Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas2
niedriger sozioökonomischer Status
schlechte hygienische Bedingungen.
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Nachweis einer aktuellen Infektion mit H. pylori kann erfolgen durch:1
invasive Methoden (Biopsieentnahmen im Rahmen einer Gastroskopie)
Histologie
Kultur
Urease-Schnelltest
bei speziellen Fragestellungen
Kultur
PCR
nichtinvasive Methoden
AntigenStuhl-StuhltestAntigentest ELISA
13CHarnstoff-Atemtest.
FDer serologische Nachweis von IgG-AK unterscheidet nicht zwischen einer aktuellen und frür eine zuverlässige H.-pylori-Diagnostik sollten zwei positive Testergebnisse vorliegenheren, Ausnahmeninzwischen sind:aber eradizierten Infektion.1
Beim Ulcus duodeni genügt ein positives Testergebnis.
Nichtinvasiver Nachweis einer Helicobacter-Infektion
Generell gilt, dass die Untersuchung auf H. pylori nur bei möglicher therapeutischer Konsequenz vorgenommen werden sollte.16
Die Entscheidung für eine mögliche Eradikationsbehandlung sollte demnach bereits vor der Diagnostik getroffen werden.1
Im Rahmen der hausärztlichen Diagnostik können nichtinvasive Tests auf H. pylori eingesetzt werden, die invasiven Verfahren setzen eine Gastroskopie voraus.
Für die die Entscheidung zwischen nichtinvasiven und invasiven Tests sollten Risiken, Kosten und Zeitaufwand berücksichtigt werden.1
Eingeschränkte Kostenerstattung: Zwar sind die nichtinvasiven Tests sowohl für die Erstdiagnostik auf H. pylori als auch zur Beurteilung des Eradikationserfolges einsetzbar, allerdings werden im GKV-System Harnstoff-Atemtest und Antigen-Stuhltest nur zur Kontrolle des Eradikationserfolges erstattet.9
Für eine zuverlässige H.-pylori-Diagnostik (dies gilt für nichtinvasive und invasive Tests) sollten folgende Zeiträume eingehalten werden:1
mindestens 2 Wochen nach Ende einer Behandlung mit Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI)
mindestens 4 Wochen nach Eradikation oder sonstiger antibiotischer Therapie (insbesondere Makrolide).
FalschErhöhte Wahrscheinlichkeit für falsch-positive Befunde bei Urease-abhängigen Tests sind möglich bei bakterieller Überwucherung (z. B. bei verzögerter Darmmotilität, Hypochlorhydrie).1
FalschErhöhte Wahrscheinlichkeit für falsch-negative Befunde können verursacht werden durch:1
Vorbehandlung mit Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI)
Voraussetzungen: nüchtern ab 2 Stunden vor Test, 2 Wochen zuvor keine PPI, 4 Wochen zuvor keine Antibiotika/Bismut, keine Blutung8
Durchführung (in 15–30 min möglich): orale Einnahme von 13C-isotopenmarkiertem Harnstoff, H. pylori hydrolisiert Harnstoff, entstehendes markiertes CO2 wird in der Atemluft erfasst.8
Neben dem Nachweis von H. pylori kann durch eine histologische Untersuchung von Gewebe eine chronische Gastritis nachgewiesen und die Benignität eines Ulkus geklärt werden.
Empfehlungen zu Indikationen zur Diagnostik auf H. pylori1
Anpassung der Leitlinienempfehlungen an die hausärztliche Praxisrealität durch den Reviewer (Anmerkung der Redaktion)
Screening
Bei einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Magenkrebs (Familienanamnese oder Migration aus Ländern mit erhöhter Inzidenz kann eine Testung auf H. pylori asymptomatischen Patient*innen angeboten werden.
Im Rahmen der Abklärung dyspeptischer Beschwerden sollte eine H.-pylori-Testung erfolgen.
PPI-Dauertherapie
Bei Patient*innen mit geplanter oder laufender PPI-Dauertherapie sollte eine Testung auf H. pylori erfolgen.
Hintergrund ist, dass eine Dauertherapie mit PPI bei H.-pylori-positiven Patient*innen mit einem erhöhten Risiko für eine atrophische Gastritis assoziiert ist. Ob dies auch für die weitere Progression zum Magenkarzinom gilt, ist umstritten, sodass die Umsetzung dieser Empfehlung aktuell nicht zwingend erscheint. (Anmerkung der Redaktion)
Bei nach adäquater Diagnostik ungeklärter oder refraktärer Eisenmangelanämie sollte auf H. pylori getestet werden.
Empfehlungen zu Therapie mit NSAR oder Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulanzien1
Anpassung der Leitlinienempfehlungen an die hausärztliche Praxisrealität durch den Reviewer (Anmerkung der Redaktion)
Vor einer geplanten Dauermedikation mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sollten Patient*innen mit erhöhtem Risiko für eine Ulkuskrankheit bzw. Ulkuskomplikation auf eine H.-pylori-Infektion untersucht und bei Keimnachweis einer Eradikationstherapie zugeführt werden.
Vor einer geplanten Dauermedikation mit niedrig dosiertem ASS sollten Patient*innen mit erhöhtem Risiko für eine Ulkuskrankheit bzw. Ulkuskomplikation auf eine H.-pylori-Infektion untersucht und bei Keimnachweis einer Eradikationstherapie zugeführt werden.
Vor geplanter Antikoagulation sollte bei Risikokonstellation eine Testung auf H. pylori erfolgen.
Patient*innen, die unter ASS, P2Y12-Inhibitoren oder Antikoagulanzien oder NSAR eine gastroduodenale Blutung entwickeln, sollen auf eine H.-pylori-Infektion untersucht und bei Keimnachweis einer Eradikationstherapie zugeführt werden.
ITP
Patient*innen mit idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP) können nach Rücksprache mit den Spezialist*innen auf eine H.-pylori-Infektion untersucht und bei Keimnachweis einer Eradikationstherapie zugeführt werden, da dadurch ein Thrombozytenanstieg erfolgen kann.18
IgA-Vaskulitis
Eine H.-pylori-Infektion gilt als möglicher Trigger einer IgA-Vaskulitis. Daher kann bei einer IgA-Vaskulitis nach Rücksprache mit den Spezialist*innen eine Testung auf H. pylori erfolgen.
Bei allen gastralen MALT-Lymphomen soll, unabhängig vom H.-pylori-Status und -Stadium, initial eine H.-pylori-Eradikationstherapie durchgeführt werden.
Eine gastroösophageale Refluxerkrankung stellt per se keine Indikation für eine H.-pylori-Testung dar.
Therapie
IndikationenAllgemeines zur Therapie
Die H.-pylori-Eradikation trägt neben der Magenkarzinom-Prävention zur Prävention weiterer gastro-duodenaler Erkrankungen bei.1
Die Therapie erfolgt p. o., eine intravenöse H.-pylori-Eradikationstherapie soll nicht durchgeführt werden.1
Indikationen zur Eradikation
Für eine Reihe von Erkrankungen und Umständen besteht eine IndikationIndikationen zur Eradikation von H. pylori,allerdings mit unterschiedlichem Empfehlungsgrad.sind:1,9
Bei allen gastralen MALT-Lymphomen soll, unabhängig vom H.-pylori-Status und -Stadium, initial eine H.-pylori-Eradikationstherapie durchgeführt werden.
Bis vor Kurzem war die clarithromycinbasierte TripeltherapieTripel-Therapie weltweit Standard, durch Resistenzen inzwischen verminderte Wirksamkeit.16
in Deutschland ca. 11 % primäre Clarythromycinresistenz mit steigender Tendenz10
Vor Eradikation zunächst Prüfung, ob die Risikofaktoren für eine primäre Clarithromycinresistenz vorhanden sind.16
Herkunft aus Süd- oder Osteuropa
frühere Behandlung mit Antibiotika (insbesondere Makrolidantibiotika)
Die prätherapeutische Resistenzlage ist von großer Relevanz, die Wahl des Therapieschemas sollte die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Antibiotikaresistenz berücksichtigen.1
Allerdings unzureichende Daten zur lokalen Resistenzlage für Deutschland
Therapeutischer Algorithmus
Erstlinientherapie
DaNach der 2k-Leitlinie sollte die Einnahmebismuthaltige vonQuadrupel-Therapie Makroliden häufig nicht sicher eruierbar ist, kann die häufige Einnahme von Antibiotika pragmatischbevorzugt als Erstlinientherapie indirektes Indiz hierffür gewertetmindestens 10 Tage eingesetzt werden.91
Allerdings führt diese Therapie wegen der hohen Medikamentenmenge („Pill Burden“) von 120 Tabletten in 10 Tagen und den verstärkt auftretenden Nebenwirkungen (insbesondere metallischer Geschmack und Bauchschmerzen) zu einer höheren Abbruchquote als die „alten“ Triple-Therapien. (Anmerkung des Reviewers)
In den Quellen, auf die sich die Leitlinie bezieht, wurde eine „Single Capsule Quadruple Therapy“ untersucht, wodurch die „Pill Burden“ niedriger war. (Anmerkung des Reviewers)
Zweitlinientherapie
Die Zweitlinientherapie soll unter Berücksichtigung der Resistenztestung über mindestens 10 Tage erfolgen mit:10
Standard-Tripel-Therapie – oder –
Fluorochinolon-haltigen Tripel-Therapie.
Drittlinientherapie
BestehtNach keinVersagen erhöhteseiner Resistenzrisiko,Zweitlinientherapie kannsollen weitere Therapieversuche nur mit derSpezialist*innen klassischen clarithromycinbasierten Standard-Tripeltherapie begonnenabgesprochen werden (Angabe des Reviewers).161
abnehmende antibiotische Therapieoptionen nach fehlgeschlagener resistenzadaptierter Zweitlinien-Therapie
Die früher übliche Therapiedauer von 7 Tagen für die Standard-Tripeltherapie erscheint aufgrund verminderter Wirksamkeit nicht mehr vertretbar, die Therapiedauer sollte heutzutage 14 Tage betragen (oder 10-tägige Bismut-Quadrupeltherapie).9,18
Begleitmaßnahmen
Der Erfolg einer medikamentösen Eradikation kann unterstützt werden durch:9
sorgfältige Aufklärung
Motivation zur Therapietreue
Einnahme der Medikamente vor den Mahlzeiten
Milderung von Antibiotika-Nebenwirkungen durch Probiotika19
Fluorchinolon-TripeltherapieTripel-Therapie – 10 Tage
PPI 1–0–1
Levofloxacin 500 mg oder Moxifloxacin 400 mg 1–0–0
Zu Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen von Fluorchinolonen siehe auch Rote-Hand-Brief.
Amoxicillin 1.000 mg 1–0–1
Therapieresistenz
Spätestens nach erfolgloser Zweitlinientherapie besteht die Indikation zur endoskopischen Biopsieentnahme mit kultureller Anzüchtung und Erstellung eines Antibiogramms.16
Anschließend antibiogrammgesteuerte Drittlinientherapie16
Amoxicillin kann in allen Drittlinientherapien eingesetzt werden, da praktisch keine Resistenzentwicklung.16
Kontrolle des Eradikationserfolgs
Eine Erfolgskontrolle sollte immer durchgeführt werden (unabhängig von der Indikation zur Eradikation).9
Durchführung frühestens 4 Wochen nach einer Eradikationsbehandlung bzw. 2 Wochen nach Absetzen einer PPI-Therapie1
Die Kontrolle kann im Allgemeinen nichtinvasiv durchgeführt werden mittels:1
Die Reinfektionsrate nach erfolgreicher Eradikation ist sehr gering (1,5 %), eine routinemäßige Suche nach einer Reinfektion sollte daher nicht durchgeführt werden.1
Bei frühzeitiger Eradikation ist eine Restitutio ad integrum der Magenschleimhaut möglich.34
Eine Helicobacter-Eradikationstherapie senkt die Inzidenz und Mortalität an Magenkrebs signifikant. Deswegen kann die Eradikation insbesondere bei hoher Prätestwahrscheinlichkeit ein wichtiger Baustein der Prävention sein.21-22
Ein MALT-Lymphom kann häufig durch alleinige Eradikationstherapie geheilt werden.34
Antrum-Ulkus (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Quellen
Leitlinien
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Literatur
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. AWMF-Leitlinie Nr. 021-001, Stand 20152022. www.awmf.org
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Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Thomas Maibaum, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Rostock (Review)
Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Helicobacter pylori ; hp; helicobacter pylori (hp); h. pylori; eradikation
CCC MK 14.11.2022 Testindikation PPI-Einnahme relativiert.
MK 20.02.2019, a-t zu Bismut als Erstlinientherapie: nicht notwendig
MK 13.02.18 Tippfehler bei Bismut
CCC MK neuer Artikel im DÄB berücksichtigt
CCC MK 23.11.2022 weitere Korrekturen durch Dr. Maibaum.
BBB MK 22.11.2022 Review Maibaum
BBB MK 07.11.2022 neue LL berücksichtigt. Änderungen v. a. im Therapieteil.
BBB MK 17.05.2022 revidiert, gekürzt.
CCC MK 14.05.2019, Überarbeitung nach "Evaluation" durch Egidi veranlasst
Revision at 24.11.2015 13:21:11:
German Version, akt. LL GO 21.1.
CCC MK 19.12.2017, komplett überarbeitet
Die H.-pylori-Infektion derist Magenschleimhauteine mitbakterielle HelicobacterErkrankung pylorides (HMagens, unabhängig von Symptomen bzw. pylori)klinischem Erscheinungsbild.1 Prävalenz und Inzidenz
global eine der häufigsten Infektionen des Menschen2
Daten aus den 2000er Jahren zeigen eine weltweite Prävalenz von bis zu 50 % mit großer regionaler Variabilität3t.3
In Deutschland liegtlag die Prävalenz in den 90er Jahren insgesamt bei ca. 35 %, höhere Prävalenz bei Migrant*innen.2
3
Deutschland gehört innerhalb Europas zu den Ländern mit geringerer Prävalenz.1
Sowohl in Deutschland als auch international ist die Inzidenz rückläufig, auch wegen erfolgreicher Eradikationsstrategien.34-45