Magengeschwür und Duodenalgeschwür (Ulkuskrankheit)

Verletzung/Entzündung der Magen- oder Zwölffingerdarmschleimhaut, meist durch Bakterien oder Medikamente verursacht.

Was ist eine Ulkuskrankheit?

Definition

Eine Ulkuskrankheit bedeutet, dass Schleimhautschäden im Bereich von Magen oder Zwölffingerdarm vorliegen. Das Geschwür (Ulkus) hat einen Durchmesser von mehr als 5 mm, und der Defekt reicht bis in die Bindegewebsschicht unter der Schleimhaut hinein (Submukosa).

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  • Illustration Magen- und Duodenalulkus
  • 2. Foto aus dem Arztartikel  (Antrum-Ulkus.jpg

Symptome

Mögliche Symptome einer Ulkuskrankheit sind:

  • Oberbauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Blähung.

Oft treten die Beschwerden im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme auf. Beschwerden kurz nach einer Mahlzeit weisen auf ein Magenulkus hin, ein Nüchternschmerz, der sich nach Nahrungsaufnahme bessert, spricht dagegen für ein Duodenalulkus. Häufig kommt es zu nächtlichen Beschwerden.

Das Geschwür kann bluten, und falls diese Blutung stark ist, kann durch den Kontakt mit Magensäure schwarz gefärbter Stuhlgang entstehen, sog. „Teerstuhl“. 

Ursachen

Einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür liegt ein Missverhältnis zwischen schädigenden Faktoren und Schutzmechanismen zugrunde.

Die wichtigsten Ursachen sind eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori und der Einnahme von Schmerzmitteln wie z. B. Ibuprofen, Diclofenac, ASS (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR). 
Eine Infektion mit Helicobacter pylori liegt bei ca. 90 % der Patient*innen mit Ulcus duodeni und ca. 70 % der Patient*innen mit Ulcus ventriculi vor.

Schädigende Faktoren

  • Salzsäure
  • Pepsin (Verdauungsenzym)
  • Infektion durch Helicobacter pylori
  • Einnahme von ASS
  • Rückfluss von Gallensaft

Schutzmechanismen

  • Schleim (von Magenzellen produziert)

Prostaglandine (bestimmte Gewebshormone)

  • Bikarbonat
  • Gute Durchblutung der Schleimhaut

Seltenere Ursachen

  • Zollinger-Ellison-Syndrom
  • Entzündliche Erkrankungen:
    • Morbus Crohn
    • Morbus Behçet
    • Sarkoidose
    • Entzündung der Blutgefäße (Vaskulitis)
  • Infektionen mit bestimmten Viren und Bakterien (Auswahl):
    • Cytomegalievirus, Epstein-Barr-Virus, Treponema pallidum)
  • Magenoperationen mit Teilentfernung oder Magen-Bypass
  • Tumore
  • Ulzera bei schweren Erkrankungen ("Stressulzera")
    • Schock, Sepsis, Verbrennungen, Leber-, oder Nierenversagen
  • anhaltende mechanische Beatmung
  • Die Einnahme bestimmter Medikamente (Auswahl)
    • Spironolacton, SSRI, Bisphosphonate, Chemotherapie
  • Minderdurchblutung durch
    • Bestrahlung
    • Bestimmte Eingriffe an Gefäßen

Risikofaktoren

  • Alter > 60 Jahre
  • Medikation: NSAR, ASS
  • Rauchen
  • Ulkuskrankheit in der Familienanamnese
  • psychosoziale Belastung, Depression
  • schwere Grunderkrankung, Operationen, intensivmedizinische Behandlung
  • niedriger sozioökonomischer Status

Häufigkeit

  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sind sehr häufig, etwa 5–10 % der Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens daran.
  • Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu.
  • Frauen und Männer erkranken gleich oft.

Untersuchungen

In der klinischen Untersuchung durch die Ärztin/den Arzt kann beim Abtasten ein Druckschmerz im Oberbauch auslösbar sein, möglicherweise sind die Schleimhäute blass, wenn das Geschwür schon längere Zeit blutet und zu einer Blutarmut (Anämie) geführt hat. Eine Anämie kann durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden, oftmals ist dies ein Zufallsbefund. Oft lassen sich in der körperlichen Untersuchung aber keine besonderen Auffälligkeiten feststellen.

Sicher kann die Diagnose kann nur durch eine Spiegelung von Magen und Zwölffingerdarm gestellt werden (Gastroskopie). Dabei wird die Schleimhaut inspiziert, und es können Gewebeproben entnommen werden. Auch Helicobacter pylori kann mit Hilfe der Probeentnahmen im Labor festgestellt werden. Diese Bakterien lassen sich auch recht zuverlässig im Stuhl oder mit einem Atemtest nachweisen. Diese Tests werden allerdings nur im Anschluss an eine Behandlung einer Infektion mit Helicobacter pylori zur Überprüfung des Therapieerfolges von den gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet.

Behandlung

Allgemeinmaßnahmen zur Behandlung können Rauchstopp, Stressreduktion, ggf. Ernährungsumstellung auf individuell gut verträgliche Speisen sowie das Vermeiden nichtsteroidaler Schmerzmittel sein. Für die Therapie ist wichtig, zu wissen, ob eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt.

Helicobacter-pylori-positive Ulkuskrankheit

Falls bei Ihnen Bakterien als Ursache nachgewiesen werden, sollten Sie mit Antibiotika behandelt werden. Frühestens 4 Wochen nach Therapieende wird der Erfolg per Stuhlprobe oder Atemtest kontrolliert. Medikamente, die die Bildung der Magensäure hemmen, können den Test verfälschen und müssen etwa 14 Tage zuvor abgesetzt werden. Bei Vorliegen eines Magengeschwürs sollte nach 4-8 Wochen eine Kontrolle durch eine Magenspiegelung erfolgen. Beim Vorliegen eines Duodenalgeschwürs wird dies hingegen nicht standardmäßig empfohlen, kann aber im Einzelfall erwogen werden.

Für die Behandlung mit Antibiotika gibt es verschiedene Behandlungsschemata mit unterschiedlichen Antibiotika. Die Ärzt*innen entscheiden dies individuell. Die bisherige Standardtherapie mit dem Antibiotikum Clarithromycin ist wegen Resistenzbildungen nicht mehr Mittel der 1. Wahl. Die derzeit empfohlene Therapie für 10 Tage erfolgt mit den Antibiotika Tetrazyklin und Metronidazol, sowie Bismut-Kalium-Salz  und einem Säureblocker als "Quadrupel-Therapie":

Bismut-Quadrupel-Therapie
  • Säureblocker (Protonenpumpenhemmer, PPI) z. B. Pantoprazol, Omeprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Rabeprazol)
  • Bismut-Kalium-Salz
  • Tetrazyklin
  • Metronidazol

Die Säureblocker, sog. Protonenpumpenhemmer (PPI) hemmen die Bildung der Magensäureproduktion, damit die Schleimhaut heilen kann, die Antibiotika wirken gegen die bakterielle Infektion mit Helicobacter pylori.

Heilt die Infektion unter dieser Therapie nicht aus, werden andere Antibiotika ggf., in Kombination mit den o.g. eingesetzt (Clarithromycin, Amoxicillin, Levofloxacin).

Standard- Tripel-Therapie (französisch)
  • Säureblocker
  • Clarithromycin
  • Amoxicillin
Standard- Tripel-Therapie (italienisch)
  • Säureblocker
  • Clarithromycin
  • Metronidazol
Fluorchinolon-Tripel-Therapie
  • Säureblocker
  • Levofloxacin
  • Amoxicillin

Interventionelle Verfahren

Bei aktiver Blutung eines Geschwürs kann eine Blutstillung mittels Gastroskopie erforderlich sein.

Operative Behandlung

In einigen Fällen kann bei Komplikationen eine Operation notwendig sein:

  • unzureichende Blutstillung durch eine Gastroskopie
  • Durchbruch von Magen oder Zwölffingerdarm (Perforation)
  • Tumor
  • Verlegung des Magenausgangs (Magenausgangsstenose)

Helicobacter-pylori-negative Ulkuskrankheit

Die häufigste Ursache ist hierbei die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese sollte beendet werden. Die Einnahme von Säureblockern (Protonenpumpenhemmern) für 4–8 Wochen wird empfohlen. Nach längerer Einnahme von Säureblockern kann es durch schnelles Absetzen der Tabletten zu einer vermehrten Produktion von Salzsäure kommen, was zu Sodbrennen führen kann. Daher wird empfohlen, die Medikamente allmählich zu reduzieren und dann erst abzusetzen.

Vorbeugende Einnahme von Säureblockern (Prävention von Magen- und Duodenalgeschwüren)


Bei einigen Erkrankungen kann die dauerhafte, vorbeugende Einnahme von Säureblockern erforderlich sein, wenn das Risiko für Ulzera erhöht ist, zum Beispiel durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Kortison, Blutgerinnungshemmer, Antidepressiva (SSRI).

Die wird Ihre behandelnde Ärztin/ Ihr behandelnder Arzt mit Ihnen näher besprechen.

Was können Sie selbst tun?

  • Meiden Sie Ibuprofen-, Diclofenac- oder ASS-haltige Schmerzmittel.
  • Sie sollten mit dem Rauchen aufhören, mindestens aber für die Dauer der Erkrankung eine Rauchpause einlegen.
  • Oft kann der (vorübergehende) Verzicht auf einige Nahrungsmittel Besserung bringen. Welche Nahrungsmittel dies sind, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Achten Sie daher darauf, was bei Ihnen zu Beschwerden führt. Oft hilft hier ein Ernährungstagebuch.
  • Versuchen Sie, Stress zu vermeiden oder zu reduzieren.

Prognose

  • Die Erkrankung heilt unter Therapie in den meisten Fällen aus.
  • Ohne Behandlung einer zugrunde liegenden bakteriellen Infektion kommt es in 60–90 % zu einer erneuten Erkrankung.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ulkuskrankheit (Magen- und Duodenalgeschwüre). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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